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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.09.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-09-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188609090
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18860909
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18860909
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1886
- Monat1886-09
- Tag1886-09-09
- Monat1886-09
- Jahr1886
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.09.1886
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Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. Auflage Ädsnnemenispreis viertelj. 4'/, MK. incl. Bringerlohn 5 Mk., durch die Post bezogen 6 Ptk. Jede einzelne Nummer 20 Ps. Belegexemplar 10 Ps. Gebüoren sür Extrabeilagen (in Tageblatt-Format gesalzt) ohne Postbesörderuug 50 Mk. mit Postbesörderung W Mk. Inserate 6gespaltene Petitzeile 20 Pf. Größere Schrillen laut uns. Preisverzeichnlß Tabellarischer u.Zissernsatz nach höhrrm Tarif Üeclamen unter dem RedactiouSstrich die 4gespall. ZeileöOPs., vor dcnFamilienuachrlchtea die Ogespallene Zeile 40 Ps. Inserate sind stets an die Expedition i» senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung prasuuwerancko oder durch Post nachnahme. « 252. Donnerstag den 9. September 1886. 8V. Jahrgangs Amtlicher Theil. Vekannlmachung. Da die Unsitte, Papicrstucke und andere Shuliche Gegen stände, deren man sich entledigen will, in den städtischen Promcnadenanlagen» sowie auf Straßen und öffentlichen Plätzen von sich zu werfen, neuerdings wieder in erhöhtem Maße ausgetreten ist, so bringen wir die nachstehend ab- gedriicklen. jene Verunreinigungen verbietenden Paragraphen dcS Straßen-Polizei-RegulativeS vom 14 November 1885 unler Hinwkiö aus die in tz. 158 desselben festgesetzten Stras- bestimniungen hiermit in Erinnerung. Leipzig, den 7. September 1886. Der Rath der Stadt Leipzig. Or. Georg». Wilisch, Ass. 8 129. Verunreinigung der Straßen. Jedwede Verunreinigung der Straßen, der an denselben gelegenen Baulichkeiten und Anlagen, sowie der dortselbft etwa befindlichen, dem öffentliche« Interesse dienenden Gegenstände, als Hallen, Buden, Stände, Läuten u. s. w.. ist verboten. 8- 147. Wegwerfe» bau Papic»stücke» in den Promenaden Das Wegwersen von Papiersiücken und anderen Gegenständen in den städtischen Promenaden, Insbesondere daS Umherstreuen der Abgänge von Lebensmitteln und der zum Einschlagen der letzteren benutzten Papiere i» der Uingebung der Promenadenbäuke ist verboten. Vekannimchms. DaS für den am 28. Apr»i 1863 geborenen Glaser Rarl Dörfehel in Nenhof bei Fulda ausgestellte Arbeits buch ist verloren gegangen und bitten wir, dasselbe im Auf- findungSsalle anher, Obstniarkt 3. 2. Etage, Zimmer Nr. 115 (Stadthaus) abzuliesern. Leipzig, den 3. September 1886. Der Rath der Stadt Leipzig. VI. 3875. Or. Georgi. Reichel. 300 Aark Wohnung. Sestoh eu wurden in der Nacht zuin 13. August ». e. mittelst EinsteigenS aus einer Billazu Abtnaundorf: 1 schwarze- Bitgelportemoniioie, mattes Leder, Bügel mit Leder- bezug, mit einem Inhalt von 50—52 » baar, einem kleinen, schniarzlederncn Kalender vom Jahre 1886 und einem kleine» grüiileberiieii Elui mit rothcm und schwarzem englische» Pflaster; 1 goldenes Armband (panzerkettenartig) mit Sicherbesiskettchea; 1 silberne Brache — ausgesägter ungarischer Lngelsquldcn; 1 schwacher goldener Ring mit Smaragd, L sour aesaßl; 1 silbernes, eckiges Medaillon — aus einer Seite 10. Ociober 1880, aus der anderen Seite 28. Oktober 1861 gravirt — enthaliend zwei Locken, eine braune und eine weiße; 1 Anzahl 10- und 20-^-Marken; 1 Paar frisch besohlte kalbslederne Stiefeletten; 1 neues scebundlederneS Eigarrenetui mit vernickelten, obge- rundete» Bügeln; 1 älteres Portemonnaie mit runden Bügeln ond 3—4 ^l Inhalt; 1 Kssichen mit 50 Stück Cigarren; 5 Paar braune baumwollene Socken; 1 ältere, silberne Cylinderuhr mit defektem weißen Zifferblatt; 1 silberne Remvnloiruhr mit Goldrand (Nr. 29538), nebst kurzer gelber, doppelreihiger Kette; 1 Flasche mit Bier. Der betreffende Villenbesitzer hat für die Herbeischaffung sämmt- licher vorgedachter Schmuckgegenstände 300 ^l. für die einzelnen Stücke deren Einkaufspreis als Belohnung zugesichert. Leipzig, den 6 September 1886. »öuigUche Staatsanwaltschaft. Hofs mann. vr. Bd. Nichtamtlicher Theil. Zur Lage in Sulgarien. Tie Zustände in Bulgarien, welche aus der bisherigen Lage in die zukünftige hinüberzuleilcn bestimmt sind, haben jetzt Gestalt gewonnen: die Mitglieder der Regentschaft und deS neuen Ministerium- sind ernannt, und die russische Re gierung hat sich über die von der bulgarischen Regierung -»isgcstellten Programwpuncte geäußert. Nach der „Agencc HavaS" bat vie russische Regierung erklärt, daß sie weder eine Einmischung in die inneren Angelegenheiten Bulgariens, noch eine Besetzung deS Landes beabsichtige. Ein etwa nach der Abdankung deS Fürsten nach Bulgarien zu sendender russischer Commissar werde sich auf Erlheilung von Nalh- schlägen beschränken und einen Ausgleich zwischen den Parteien herbeizusühren suchen. Bulgarien ist somit in der Lage, nach der Avdankung dcS Fürsten seine Geschicke im Wesentlichen selbst zu bestimmen, natürlich unter der Voraussetzung, daß die Schritte der Regentschaft sich den russischen „Ratschlägen" anbequemen. Rußland scheint demgemäß der Entwickelung der bul garischen Verhältnisse gegenüber große Zurückhaltung be wahren zu wollen, und da« entspricht der Haltung der übrigen Mächte, welche sämmllich den Grundsatz der Nicht einmischung zur Richtschnur ihrer Handlungsweise genommen baden. Deutschland bleibt dabei stehen, daß seine Interessen von der Gestaltung der bulgarischen Angelegenheiten nicht be rührt werden, die österreichische Regierung drückt durch den Mund deS .FremdenblattcS" die Hoffnung auS, daß die FUrsten- sragr in voller Legalität und srievlich zum AuStrage kommen werde. Frankreich hat gleichfalls die Politik der Nichtein mischung gewählt, nur England hat bereits zu den.Er eignissen in Bulgarien Stellung genommen. Die englische Re- gierunq stellt sich, wie au» der Antwort keS UnterstaaklsecretairS Fergufson aus di« Anfrage de- Abgeordneten Bryce bervor- geht, ans den Boten des Berliner Vertrage» »nd stellt als leilenden Grundsatz ans, daß die neue Ordnung der bulga rischen Verhältnisse der Zustimmung aller Mächte bedürfe, welche diesen Vertrag unterzeichnet haben. Die Rücksicht au di« Gemeinsamkeit der Interessen aller BertragSmächte ver anlaßt den Vertreter der englischen Regierung, daran zu er innern, daß die Zustimmung zur Wahl eine« Fürsten von Bulgarien einstimmig von allen LertragSmäckten erfolgen müsse. Kergusson schloß mit einem Lobe der großen Eigen schaften de« Fürsten von Bulgarien und erklärte unter dem lebhafte« Beifall seiner Zuhörer, daß England den endgilftgen Beschluß de» Fürsten Alexander mit großem Bebauer« ver nehmen würde, die Aufgabe, welcher er sich unterzogen, fallen zu lassen. AuS diesen Acußerungen deS englischen NnterstaatSsecretair« ist ru erkennen, daß die englische Regierung keine Gelegenheit versäumen wird, um der Ausführung der russischen Absichten in Bulgarien Hindernisse in den Weg zu legen. England vertritt, inz Gegensatz zu den Mächten, weiche die bulgarischen Angelegenheiten als außerhalb ihrer Interessensphäre liegend betrachten und die Auseinandersetzung den iiächstbelheiligteii Mächten, nämlich Rußland und der Türkei, überlassen wollen, die Ansicht, daß die bulgarische Frage eine europäische, sämmt- liche Vertragsmächte gleicherweise berührende sei, und scheuit entschlossen, seine diplomatische Haltung danach einzurichlen. Dementsprechend hat die englische Regierung auch ei» Rund- chreibcn an ihre Vertreter bei den VerlragSmächteu gc- andt, in welchem da« Festhalten am Berliner Vertrage als Vie beste und sicherste Grundlage für die Lösung der Schwierigkeiten in Bulgarien unv Ostrumelien cmpsohlen wird. Daß dieser Standpunct aber doch nicht so ohne jede Ein- chränkung sestgehalten werden kann, erkennt die Negierung in ihrer Note selbst durch die Bemerkung an. daß eine Ab änderung des ostrumclischen Statut» im Sinne der bulgarischen Wünsche nach ihrer Ueberzeugung einen Eiugnfs in den Berliner Vertrag nicht bedeuten würde. Die Absichten ber englischen Regierung sind hiernach voll- länvig klar. Sie würde eS als die beste Lösung der lestehcnden Schwierigkeiten anschen, wenn vcr Fürst von Bulgarien die Negierung Weiler führte. Da jedoch dazu keine Aussicht vorhanden ist, so wird Lord Salisbury die Wahl dcS neuen Fürsten von Bulgarien dazu benutzen, um einen Druck aus Rußland in dem Sinne auSzuüben, daß die Wünsche der Bulgaren bezüglich der Abänderung deS ostrumelischen Statut- erfüllt werden. England hat seit dem Staatsstreich vom 18. September kein Hehl daran» gemacht, Vaß cS die Vereinigung von Bulgarien und Ostrumelien unabhängig von Rußland wünscht. Fürst Alexander war dieser Aufgabe nach dem Dafürhalten der englischen Regierung gewachsen, und deshalb beklagt sie den Verratb und di« Gewattthätigkeiten, welche ihm die Fortführung der Regierung verleidet haben. Für den Standpunct, welchen die deutsche Negierung in dieser verwickelten Frage einnimmt, ist der von un» gestern mitgelbeilte Artikel ber .Norddeutschen Allgemeinen Zeitung- bezeichnend, welcher sich gegen die Ausführungen de» conser- vatwen .Standard- wendet. Der „Standard" nimmt an, daß vir Interessen Rußlands unv Oesterreich» aus der Balkan- Halbinsel miteinander auf die Dauer unvereinbar seien. Dieser Annahme tritt die „Norddeulscbe Allgemeine Zeitung- entgegen, indem sie auSsübrt, daß die deutsche Politik nur daS eine Ziel habe, den wockus vivoucki zwischen Rußland und Oesterreich aus der Balkanhalbinsel zur Wahrheit ;n machen, und hinzusügt. daß die Lage der Dinge sür die Ausführbar keit dieser Absicht spreche. An einer anderen Stelle deS Artikels sägt eie .Norddeutsche Allgemeine Zeitung-: „Die russischen unv österreichischen Interessen lasse» sich sehr wohl vereinigen; die Politik Deutschlands ist darauf ge richtet, diese Vereinigung herzustellen. Der kritische Punct, wo die Freiinvschast Deutschlands mit Ruß land und Oesterreich gleichzeitig nicht weiter aufrecht erhalten werden kann, existirt also mir in der Einbildung dcS „Stan dard"". Praktisch werden die AuSsührlingen dcS „Standard" erst in ihrem letzten Tbeile, in welchem sie besagen, daß die Freundschaft zwischen Rußland »nd Oesterreich i» offene Feiild- schast Umschlagen müsse, wenn sich berauSstelle, daß der Nach folger deS Fürste» Alexander ein bloß-S Werkzeug deS Zaren sein werde. Darauf erwidert die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung": „Ter„Standard" weiß Loch ebensogut wie wir. daß Kürst Alexander al» ein Werkzeug dcS Zaren nach Bulgarien gekommen ist und zunächst unler russilchcm Einfluß regiert hat. Ist denn dieser Zustand sür Oesterreich unerträglich gewesen? Hat damals eine offene Feindschaft zwischen den beiden Kaisermächlen bestanden?" AuS dem vorstehend skizzirten Artikel der .Norddeutschen Allgemeinen Zeitung- ergeben sich zwei wichtige Thatsachen: Einmal, daß die Bemühungen der denlschcn Politik, einen mockus vivoncki zwischen Rußland unv Oesterreich herzustelle», oder wie da» .Fremdenblatl- sich ausbrückt, die beiderseitige Interessensphäre abzugrenzcn. bisher noch nicht zum Abschluß gelangt sind, und zweitens: daß Deutschland gegen einen Canvidaten der russischen Regierung sür den bulgarischen Thron keine Einwendungen erheben wird trotz der englischen Bemühungen, Oesterreich mit Rußland zu verfeinden. Der .Standard" stellt die Sache so bar. als ob Fürst Bismarck Eng land in eine Falle locken und ihm znmuthcn wollte, die Verlbeidi- gung der Balkanhalbinscl gegen Rußland allein in die Hand zu nehmen: Die.Norbd. Allg. Zlg.- antwortet daraus sehr richtig, daß Deutschlands Staatsmänner ebenso heilige Pflichten gegen ihr Vaterland haben, al» die englischen gegen England unv daß sie sich ihrerseits nicht in die Falle locken lassen wollen, die Balkanhalbinsel gegen Rußland zu vertbeidigen. Eng lands Regierung will- offenbar der deutschen die Veranlwortung sür Dinge ausbürdcn, welche dieser weit ferner liegen als der englischen. Wenn Rußland eine neue Etappe auf dem Wege nach Konstantinopel zurücklegl. so berührt da» in erster Linie England als asiatische Großmacht. Der Schwerpunkt der Macht Deutschlands liegt in Europa und dort muß er bleiben. * * « * * * Der Selbstherrscher aller Reußen hat obqcsiegt, nachdem er der Abneigung gegen seinen Vetter, den Fürsten Alexander, vollauf Genüge geleistet und diesen zu dem Entschlüsse veranlaßt bat, Bulgarien zu verlassen. E» war ein helvenmülhiger Entschluß deS edlen deutschen Fürste»- sohneS, um der Ruhe de» Lande» und vielleicht Europa» willen Bulgarien den Rücke» und nach Deutschland zurück zukehren. Zur Vervollständigung de» Bilde» derLage geben wir die folgenden Meldungen: * Au» Sofia werden folgende vor der Rückkehr de» Fürsten veröffentlichte Proklamationen nntgcihellt, welche daselbst amtlich durch Maueranschlag verbreitet wurden: Proclamatlon. An daS bulgarische Volks Da der Handstreich ln Sofia ein Grund gewesen ist, dah unser geliebter Fürst Alexander I. sich von den Grenzen unseres Vater landes sür unbestimmte Zeit entfernt bat. zeige ich hiermit an, da in Seiner Abwesenheit und ln «emühheit deS Artikel« 19 der «er- sassuno die Verwaltung der Regierung im Namen Seiner Hobeit einer Rrgeutfchast übertrage» wird, bestehend au« dem Prisideateu der Ratlaualversmmnlnug. St. Stawbulaw, al« Prüssdenteo der Regentschaft, und auS Pelka R. Slaveikow und vr. StranSki, al« Mitgliedern. AIS Oberbefehlshaber läinnitlichcr bulgarischer Truiwcn bleibt auch fernerhin Oberstlieutenant S. Mutkurow. ^as Mnusterium wird auS folgenden Personen gebildet: W. na- doslawsw, Ministerpräsident und Minister des Innern, Natlcho- witich, Minister des Aeustern und deS CnltuS und interi- nustgcher Finanzminister, Oberst Nckolaicw. Kriegsminister, Tonchcw, Justizininister, und G. Tschiskow, Unterrichisimmster. In dem ich im Namen Sr. Hoheit den obengenannten Perloncn den Schutz deS Vaterlandes und dessen Verwaltung übcrlrage, erkläre ich, daß sie alle ihnen zu Gebote stehenden Mittel anw.nden werde», um die Ruhe und gesetzliche Ordnung ausrecht zu erhalten, sowie um da» Leben und tue Ehre aller in Bulgarien Lebenden zu garantiren. Bis zur Rückkehr Sr. Hoheit dcS Fürsten Alexander I. von Aul- garie» aus de» bulgarischen Thron wird daS Land i» seine»! Namen und aus Grund der bwher bestandenen gesetzliche» Emrichtungeu ver waltet werden. Ich sordere die bulgarische» Bürger aus, der obe»- >ena»nlen Autorität sich zu unierwersen und alle ihre Ver- üquugkii und Anordnungen auszusübren. Indem ich vollllündig überzeugt bin, daß die bulgarische» Bürger ihre Mitwirkung leihe» werden, um daS Vaterland vor der drohenden Gefahr zu retten, in welche eS die Urheber de« Handstreiches von Sofia gebracht haben, lehe ich Gott an, damit er uns beistehe. Es lebe Bulgarien! Es lebe Seine Hoheit der Fürst Alexander von Bulgarien! Der Präsident der Nationalversammlung gez. Stambulow, gegengez. Der Oberbefehlshaber der bulgarischen Armee S. Mutkurow. Für die Richtigkeit, gez. Der Stadtpräsect A. Hranow. Sofia, den 17./29. August 1886. Circular betrifft den Empfang des Fürsten Alexander in Rustschuk. An die Stadt-Präsekten und Militaircommandanten. Heute hat S. H. Fürst Alexander!, den bulgarischen Boden in der Stadl Rusti-buk betreten, wo er von der dortigen Bevölkerung und verschiedenen Teputaiionen aus Bulgarien mit unaussprechlichem und bis jetzt noch nicht dagewescncm Enthusiasmus empsangen wurde. Am User der Donau hat die Regcnn'chaft die Macht und die Verwaltung unserem geliebte» Fürsten Alexander I. übergeben. Der Fürst dankte der Regenlichait sür die Anirrchterhaltung der Ruhe und Ordnung im Lande, sowie sür die Verwaltung und erklärte vor Gott und dem Volke feierlichst, daß er, wie bis jetzt, sür das Wohl und die Größe BnlgancnS arbeiten werde. Da- Volk weinte vor Freude und Rührung. Nach stürmischen Hurrohruscn nahm das Volk Se. Hoheit in die Arme und trug ihn bis »n das Palais. Die Stroben wäre» beiäet mit Blume» und Bouquets. Die ganze Stadt war beflaggt Der Fürst wurde von sämmtlichen E'.-iss»,'''. einschließlich dcS nissiichen. empfangen. Se. Hoheit hat bet seiner Ankunst in Bulgarien nachfolgend« Proclamation erlaffen, welcher Sie die grüßte Verbreitung verschaffen wollen, ebenso bitte ich auch sür möglichst große Verbreitung det vorliegenden LircularS (Nr. 13) zu sorgen. Rustschuk. dcü 17./29. August 1886. Der Ministerpräsident und Minister deS Innern, gez.: W. Radoslawow. Der Commandant "mi Sofia, gez.: Major Popow. Proclamation an . ''»lgarische Volk! Wir, Alexander I., vo» Goltrs Gnaden und durch den Willen der Nativ» Fürst vo» Bulgarien. Wir zeige» hiermit Unlercm geliebten Volke an, daß Wir heute den bulgarischen Boden betreten uud die Regierung de» Lande- übernommen haben, indem Wir gleichzeitig Alles, was Unsere Re- gentichast, bestehend aus den, Präsidenten der Nationalversammlung, St. Slambulow, P. R. Slaweikow und Dr. Stranski, verfugt hat, genehmigen. Wir bestätigen das von ihr gebildete Ministerium, sowie auch den Obcrstlicutcnant Mutkurow in seiner Stellung als Oberbefehlshaber der bulgarischen Armee. Indem Wir Untere tiefe Dankbarkeit ausiprechen dem Volke und der Armee, welche in diesen für Unser Vaterland so kritischen Zeiten sich ausrafften und eS ver- tandcn haben, die Ehre, Unabhängigkeit und den guten Namen Bulgariens zu wahre» und dem Throne treu zu bleiben, ruse ich GalicS Segen an sür Unser liebes Vaterland, sowie sür dessen Wohl und Hell, woran Wir, wie biS jetzt, arbeiten werden. Es lebe Bulgarien! Gegeben zu Rustschuk, am 17 /29. August 1886 (gez.) Alexander, gegengez. Major Popow. Eonimandant von Sofia. Telegramm. An den Lommandanlen Major Popow, Sofia. Heute erhielt Se. Hoheit von Sr. Majestät dem König Milan ein Beglückwünschungstelegramm, worin Er den Handstreich von Sofia bedauert, Seiner Freude über die Rückkehr «r. Hoheit deS Fürsten von Bulgarien Ausdruck giebt und Se. Hobeit der guten Gesinnungen versichert. Se. Hoheit antwortete, daß Er Ihm sür die gnten Gesinnungen unendlich danke und hoffe, daß die freund- nachbarliche» Beziehungen zwischen den beiden Brnderstaaten sobald wie möglich werden wieder ausgenommen und coniolidirt werden. In Siftow wurde Se. Hoheit mit grobem Pomp empsangen. Sistow, den 18/30. August 1886. gez. Stambulow. - Für die Richtigkeit: gez. Der Commandant von Sofia Major Popow. * DaS „Journal de St. PsterSbourg" bringt einen Artikel, in dem die Mitthcilungen de» „Berliner Tage blattes" über die angeblich schlechte Behandlung des Fürste» von Bulgarien durch die russischen Behörden widerlegt werde». Nachdem daS genannte Blatt die Gründe dargelcgt, - au» welchen eS bisher über die Ereignisse, die der Verhaftung de» Fürsten gefolgt sind, Stillschweigen beobachtet hat, fährt es fort: „Diese Enthaltung ist un» jedoch nicht gestattet angesichts eine- von dem „Berliner Tageblatt" veröffentlichte» und von einer großen Anzahl von Ze.tungen nachgedruckten Bericht«, der »ach Versicherung seinrS Verfassers nicht nur aus den Prinzen Lndmia von Batte», berg zurückzusühren. sondern auch aus den ausdrücklichen Wunsch diese« Prinzen in die Oeffenllichkeit gelangt ist. Es handelt sich um die angeblichen Erlebnisse der Prinzen bei ihrer Reise durch Ruß- land von Reni bis zur österreichischen Grenze. ES werden in diesen Berichten Dinge erzählt, welche absolut mit der Wahrheit ia Widerspruch stehen und die Ebre der russischen Osficiere anlasten. Wir wollen jedoch nicht in Einzelheiten eingehen. Um den An gabe», welche daS „Berliner Tageblatt" dem Prinzen Lndwig zu schreibt, Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, genügt es, die amtlichen Berichte zu resümier», welche der kaiserlichen Regierung durch die BebSrden von Reni erstattet sind. Diese, d. h. die Zoll- und Gendarmeriebebörden, haben den Fürsten Alexander mit aller erforderlichen Rücksicht empfangen; ei ist nicht zur Polizei geführt worden, sondern man hat ihm da« Hau- de« Bürgermeisters der Stadt angeboren, wo ihm alle mög liche Gastsreundschasl gewährt worden ist. Die beiden Prinzen hatten nach ihren eigenen Angaben während 5 Tagen nur Biod gegessen. Ei» zeigten sich über den Empfang, der ihnen zu Theil wurde, sehr befriedigt. Al- dem Fürsten Alexander der Vorschlag gemacht wurde, über Woloczysk zu reisen, drückt« er mit Genug, thunng seine voll« Znstimmunq aus und verlangte einen Extrazuq nach Razdtelnaio. Da er erklärte, datz er wenig Geld bei sich führe (tm Ganzen 50.000 Franc-, welche ihm die bulgarischen Osficiere «ingebändigt hatten), wurde ihm nach Einholung der Befehle de« Gouverneur« unentgeltlich eia Lisenbahazug bi< zur Station Rnzdielnaia gestellt. Di« übrigen Nachrichten des Corrrsponbrnten d«1 „Berlin«» Tageblatt" sind ebenso wahrheit-widrig. In Bender steht ein« ganze Tavalleriedivision in Garnison, folglich brauchte sie nicht erst dorthin beordert zu werden. Auf allen Stationen der russischen Eisenbahnen giebt e< stelS Gendarmen, welche die öffentliche Ordnung ausrecht erhalten, aber dieselben tragen weder Gewehre noch Bajonette. Was Herrn Sakharow, den Delegirten de« Gouverneurs anlangt, so beschränkte er sich daraus, die Ereignisse zu beobachten; nach seinen Instructionen durste und konnte er daran keinen Thcss nehmen." Wir sind nickt in der Lage, die Richtigkeit deS russischen amtlichen Blattes zu constatiren, und bemerken nur, daß di- ,Norddeutsche Allgemeine Zeitung- diese Auslassung desselben wiedcrgicbl. * DaS „Dresdner Journal" läßt der von Eugen Richter „begründeten- „Freisinnigen Zeitung" eine Abfertigung'zu Theil werde». DaS amtliche Blatt schreibt: In der „Freisinnigen Zeitung" vom 1. September d. I. findet sich unter „Stimmen der deutschen Presse" eine Notiz: „Miß billigung des Kanzler- durch die sächsischen Regierung«- organe", welche wir als eine Musierleistung von freisinniger AuS- legungSkunst hier zunächst sestnagcl» wollen. Der Aussatz erwähnt eine Aeußerung der „Leipziger Zeitung" und sährt dann solgender- maßen fort: „Ebenso stellt das amtliche „Dresdner Journal" die Thatsachc fest, dab „auch die conservativrn Blätter in dem Verhalte» der deutschen Oisiciöse» das constitutioiiell»monarchische Princip schwer gesährdet sehen und es nicht vermochte», in den Staaten Südostcuropas sür Hoch- und Landesvcrrath eine andere Erläuterung auszustellen, als diejenige, welche für unsere Staaten im Westen gütig ist". Es ist zunächst eine Entstellung deS freisinnigen Blatte-, wenn dasselbe dem „DreSd. Journal" unterschiebt, eS habe sich gegen die ohne Zweifel dem europäischen Frieden dienende Politik des Reichskanzler- gewandt, bettehungsweise dieselbe mißbilligt. ES ist in keinem einzigen der Aussätze deS „Dresdner Journals" eine Mißbilligung der Friedenspolitik de- Reichskanzler- ausgesprochen, vielmehr wiederholt offen bekundet worden, daß wir in erster Linie auf die Erhaltung dcS Friedens Werth legen. Man lese nur in Nr. 202 des „Dresdner Journals" die Besprechung des ersten Aussatze- der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung" betreffs der bulga rischen Dinge: „Die große Bedeutung dieser Kundgebung ist unschwer zu verkennen. Die „Nordd. Allg. Ztg." macht sich hier zweifelsohne zum Interpreten der Auslassung de« Reichskanzlers; dieser scheint rS zunächst sür nöthig gehalten zu haben, den Auffassungen etwas cntgegenzutreten, welche die allgemeinen Sympathien mit dem Fürsten Alexander und den Abscheu vor Zaukow'S Berrälherstück al« ausschlaggebenden Factor sür die Verwickelungen der europäischen Politik zu venv-rtben suchten, bei welcher gräßere Dinge aus dem Spiele stehe» als die Regierung der Bulgaren. Die Form freilich, in welcher die „sttordd. All». Ztg." ihren Angriff eiuzukleidru be liebt, ist etwa- seltsam u. s. w." Man vergleiche ferner di« folgende Stelle im „Dresdner Journal" vom 3. September: „Eine ganz andere Frage ist eS freilich, wie wir wiederholt betont haben, ob das Verbleiben dcS Fürsten ans dem Throne bei der offen- kundigen Feindschast Rußlands nicht den Interessen deS europäischen Fliedens entgegcnsteh». Dies zu beurtheileu, fällt allerdings dem Feriierstehendeii schwer, da DaS, waS hinter den Couliffen der Diplo matie sich abspielt, jedenfalls erst in späterer Zeit in die Oeffentlichkeit kommen wird. Nach den Stimmen der Berliner osficiöjen Presse kann man aber onnehmen. daß Deutschlands leitender Staatsmann den opsersrcudigen Rücktritt des Fürsten Alexander fortdauernd Ol eine Bürgschaft sür die Erhaltung friedlicher Zustände in Europa be trachtet." Wenn wir mit der „Norddeutschen Allgemeinen Zei. tun«" verschiedener Ansicht waren, so stehen wir noch lange nickt im Lager der „Freisinnigen Zeitung". Wenn Zwei eins und dasselbe thun und sie thuu cs ans verschiedenen Gründen, so ist e« nicht dasselbe. Wen» wir vom allgemeinen conjervativen Stand punkte aus der Sache des Fürsten vo» Bulgarien unsere Theilnahme »wenden, so thun wir daS in ganz anderer Weise, als dieses in der reisinnigen Presse geschieht, welche die bulgarischen Bcrwickelungen »ach einem wohlangelegten Plane zur Herabsetzung der auswärtigen Politik des deutschen Reiches bisher ausnützte. Hierzu soll nun auch daS „Dresdner Journal" Verhalten und es soll ber Anschein erweckt werden, als ob wir der Gesinnungsgenosse der „Freisinnigen Zei tung" seien. Hierfür danken wir bestens, wenn uns die genannte Zeitung ansübrt, soll sie Da», was wir veröffentlichen, fo ansühren, wie es gedruckt steht, aber nicht durch Herbeiziehung abgerissener Bruchstücke uns als Ihresgleichen darstellcn. * Telegraphische Meldungen: * Sosia, 6. September. („Kölnische Zeitung".) Gestern Nacht ging hier ein ruisiicheS Telegramm «in, dem zu Folge der Kaiser von Rußland seine Zustimmung zur völligen Vereinigung Bulgariens und OstrümelienS giebt und die Unabhängigkeit des Staate- verbürgt, wenn Fürst Alexander abdankt. Der Fürst machte hiervon den bei ihm versammelten Ministern und sonstigen hervorragenden Persönlichkeiten mit dem Bemerken Mittheilung, daß mit solchem Gewinn sür daS Land seine periönliche Aus- op'crung ausgewogen sei und daß er abdankeu werde. Die Russen erklärten ferner, daß sie von einer Besetzung, von der Einsendung von Ossicieren sowie vo» der Ernennung eines russischen Kriegs- Ministers abstehen und die vom Fürsten einzusetzende Regentschaft anerkennen. Die Versammlung beim Fürste» scheint geneigt, unter den obwaltenden zwingenden Umstände» dieses Abkommen anzu- »ehmcn, jedoch bleibt die Haltung der Armee fraglich. Viele Ossi- ciere wollen de» Fürsten nicht gehen lassen, theüs auS persönlicher Anhänglichkeit, theils weil sic die Freiheit des Landes nur in ihm verkörpert glauben und den russischen Versprechungen mißtrauen. Obgleich der nach der russischen Erklärung allein abzuiendende russische Militairaitachü der Regentschaft nur berathend zur Seite sieben soll, glauben sie, daß derselbe thaliächlich regieren und gegen die dem Fürsten treu gebliebenen Osficiere vorgeben werde. Sollte der Fürst bald gehen, so entsteht außerdem die Gefahr, daß die durch die Zankow'schcn Lügen mißtrauisch gewordenen Provinzen a» die freiwillige Abdankung nicht glauben, vielmehr eine Wieder holung des Staatsstreich« vom 21. August vermuthen und sich gegen die Regentschakt in Sofia erheben werden. Die Lage ist somit noch nicht ganz einfach und Ueberraschungen aller Art sind nicht unbedingt ausgeschloffen. Der Fürst besuchte heute die Truppen im Lager von Sofia, wo er begeistert ausgenommen wurde. Tie Osficiere wagten bisher nicht, den Soldaten mitzutheilen, daß der Fürst abdankt. * Soli», 7. September Mittags. Die neue Regentschaft ist gebildet, bestehend au- Stambulofs, Muikurofs und Karoweloff. Da» Ministerium besteht au« Rodoslawoff (Präsident), Stoiloff (Justiz), Natichvitsch (Auswärtige«), Geschow (Finanzen), Jvantichoff (Unter- rtcht), Nikolajeff (Krieg). Der Fürst empfing heute Vormittag die neue Regierung und die Vertreter der Mächte und beabsichtigt 1'/, Uhr abzureisen. Der RegentschaflSrath, mehrere Minister und Oisiciere begleiten den Fürsten nach Lompalauka, von wo er voran«, sichtlich eine Proklamation erläßt. (Wiederholt ) " Laudon, 7. September. (Unter ha nt.) UulcrstaatSserretair Fergussou erklärte, der Regierung sei keine Mitthrtluag von einer seiten« einer Tripelallianz angeblich beabsichtigte, Theiluug Süd» Ost-Europa« zugegaugen. Der Gedanke einer russischenOccu- pation Bulgarien» oder dessen Lerwaltnng durch einen russischen Gouverneur beruh« auf der Hypothese vo» der Zulässigkeit einer separaten Action seiten« einer einzelne» Macht, welche die Regierung iudeffeu nicht al« wahrscheinlich annehmen känae. Wa« die Rachricht von dem »asgeb«, Port Hamilton« angehe, so hade die Regier»»- keinen derartigen veschlng gefaßt.
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