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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.09.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-09-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188709273
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18870927
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18870927
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1887
- Monat1887-09
- Tag1887-09-27
- Monat1887-09
- Jahr1887
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.09.1887
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Erfcher«t täglich früh 6'/, Uhr. Krdartiou und Lkpedition JohanneSgasse 8. -Prechlkn-r» der Urdaüion: Bormitlug« 10—IS Uhr. Nachmittags 5—6 Uhr. gur dt« NttSg-tk Vi-nulcrchte «acht sich dir Ued-clu»> n,»t orrdintdch. «unab»e »er für »te nbchstsalaeub« N>»««er bestimmte» Inserate an «scheut»,en dis 3 N»r Nachmittag», au Laun- un» Festtage» früh dis '/,v Uhr. In den Filialen für Ins.-^nuahmr: Ott» Klemm, UniversitätSftrabc t. L-uiS Lösche. Katharinrnstr. 23 park. u. Königsplatz 7, nur bis '/,3 Uhr. WWgrr.TllMatt Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Auflage LV,?S«. Abonnemrntsprris Viertels. 4'/, Hlk >ncl. Briiigrriolin 5 Ml., durch dir Post bezogen 6 MI. Jede einzelne 2t»miiier 20 Pf Belegexemplar 10 Pi. Gebühre» sür Exlrabeilagen (in Tageblatt Ttormal gesalzl) »tznr Pani', . i,. - ^ uitt Postvesorderung 70 Mk. Inlrrate Ogespaltene Pctitzeile 20 Pi. Gröbere Schefften lam »»!. Preisverzeichnis!. Tabellarischer u. Zisierniap nach höhcrm Tarif. Urclnmen unter dem Redactionostrich die Sgespalt. Zeile 50P»., vor denFannlie» Nachrichten die Ngeivaitc».' Zeile 10 Pf. Inserate sind stets an die tsz-peSition zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung pruomimor.il.>!a oder durch Past- - nachnahni'. 270. Dienstag den 27. September 1887. 81. Jahrgang. Amtlicher Tkeil. Vkblahls-Vekanntmachuns. Gestohlen würben hier erstatteter Anzeige zufolge: 1) ein dunkelbrauner Winterüberziehrr von rauhem starken Stoff, mit L Reihen Knöpfen, Sammetkragcn und schwarzem Woll- ailaSsutter, ein brauncarrirter Stoffrock mit einer Reihe Knvpse und ichwarzem WollatlaSsutter, eine Jagd-Joppe mit 2 Reihe» Hirich- hornkaöpsen und einem zugenühien R>ß über der Brust sowie ein graues Jatkrt von kleincarrirtcm Soinmcrstosf mit eiuer Reihe Ho:»- knöpfe uud schwarzem Futter, aus einen, Borsaale in Rc. 23 der Magazingassc, in den letzten 2 Monate»; 2) ein Ballen mit wostenen Waaren. signiri: / ^8^3397 im Gewicht von 11 Kilo, von einem Rollwagen am Aukunsl-güter. boden deS Bayerischen Bahnhofs, vom 11. bis 12. dsS. Mts. Nachts; 3) eia Paar Hosen von grau- und schwarzcarrirtem Sommer- floss, aus einer Wohnung in Nr. b der Sidoaieastraße, vom 14. bis 18. dsS. Mts.; 4) eine schwarze Lederlasche, stgnirt: „von Breme» »ach Earl» bad, Nr. 164", im Gewicht von 14 Kilogr., mit div. Ueise-Effectk», vom AnkunstS-Perron des Magdeburger Bahnhof«, am 16. dsS. MtS.; 5) ca. ö Meter ttummischlauch, eine Handaxt. am Ochr stgnirt: „L. Ll", eine große Ziinmeraxt, am Oehr signirt: «k. ?. L", ein Ltechbeutel und ein Klopsbalz, au» der Lelle-^b- iheilunq rinrS Neubaues an der MoschelcSstraße mittelst Einbruch-, vom 17. bis IS. dss. MlS.; 6) ein Aehrock von Ichwarzem gerieften Stoff mit schwarzen Steinnußknövsen, ein Paar graue Tegeltuchbasen, eine graumelirte Lommermütze, eine Reisetasche vo» schwarzem Ledertuch Mil Bügel. 2 Schiibmache» Messer und 2 Paar Lrdersohlcu, aus der verschlossenen Garienabtheilung Nr. 7 an Schimmels Teich, vom 18. bis 19. Ss». MtS., mittelst Einbruchs; 7) eine goldene längliche Brache mit 5—6 Granaten, au« einer Wohnung in Nr. 32 der Thalsiraße, am 19. dsS. MtS.; 8) eine Halzkifte, stgnirt: 66043 mit KO Kilogramm Oranienburger Leise, ans der P>-.ue,iur in Nr. 21 der Ritterfirobe; 9) eine Kiste, 60 cm lang. 86 cm breit und SO cm hoch, ge- zeichnet: ,.Lo»iS Hädrich aus St. Gangloff" und ,.I. E. Pohl, Neu stadt bei Stolpe»", enthaltend 22 Kränze von bunten künstlichen Blume» und 41 Ballzweige vo» bunten und schwarzen dergl., all dem Hosranme Nr. 15 des BrüdlS, am 2S. dss. Mt».: 10) 3 Ltütk verswiedene Aecarbeau», au« einer M»bbnb« aus Lcnl Markiplatze, am 23. dss. MtS Abend»; 11) eine silberne Eylinber - Ncmontairnhr mit Goldrand, Secunde und geriester Rückseite, in 11 Steine» gehend, mit kurzer langgliedriger Mrifingkette mit schwarzem Stein.Medaillon, i» der Promenade am stios:- oder AugustuSplatz mittelst DaschenbirbstahlS, am 22. dsS. Mls. Abend»; 12) ein Teschiil, i»i Rohr „8. 7" signirt, 2 Särtner-Hih-en und ein Lenlir-Meffer, aus dem verschlossenen Gartenhaus der Ab- »Heilung 41 i» Schwäger'« Gärten an der Harkoristraße, vom 21. bis 22. dss. Mts. Nach,-, mittelst Einbruchs. Etwaige Wahrnehmungen über den Verblieb der gestohlenen Gegenstände oder den Thäter find ungesäumt bei unserer Lrimtnal Abtheilung zur Anzeige ,u bringen. Leipzig, am 26. September 1887. Ta» Psllzei-Vmt der Stabt Leipzig I. Iunck, Pol.-Raih. K. Slcuer-Znschlag zur Störung -es Auf wandes -er Handelskammer. Tie Handelskammer hat beschlossen, zur Deckung ihre» Berwal- tungS.AuswaiideS. einschließlich des Aufwandes der Börse, von ihre» Wahlberechtigten, d. i. von denjenigen Kausleitten »nd Fabrikanten in Leipzig und im Bezirke der Anitshauptmaniischast Leipzig, welche in Spalte ü des Einkommensteuer-KatasterS (Einkommen a»S Handel, Gewerbe u.s. w.) mit niindestens 1900 eingcschätzt sind, sür das lausende Jahr einen Steuer-Inschlag von vier Pfennig ans jede Mark desjenigen SieueriatzeS, weicher nach der in ß. 12 des EinkomiiiensteuergeseveS enthaltenen Scala aus daS in Spalte <1 des Einkomniensteiier-KalasterS eingestellte Einkommen jede« Beitrag», pflichtigen entfallen würde, mit dem aus den 3V. September i>. I. anstehenden Hebetcrmin erheben zu lassen, und eS wird dieser Zu> schlag hiermit ausgeschrieben. Leipzig, den 27. August 1887. Oer Vorsitzende der Hanbelskammer. Or. WachSmuth. vr. Geusel. S. ProduclkNbSrse zu leipflg. Nachwahl für den SchätznngS-An-schnfi betr. Nachdem einer der drei in der Lersammlung vom 13. d. M. seitens der Besucher der Produktenbörse in den Schätzungs-Ausschuß gewählten Herren die aus ihn gefallene Wahl abgelebnt. hat sich die Anberaumung einer fNNkkTklNNg nothwendig gemacht, zu welcher die Mitglieder dcr Prodnctenbörie auf Dienstag, den 27. September, Nachmittags 1 Uhr, hiermit eingeladen werden, um die Wahl de» Dritte» au» ihrer Mitte in den SchätzungS-AuSlchnß zu entsendenden Mitgliedes vor- zunchmen. Zur Gültigkeit derselben ist absolute Siimmeuinehrhrit erforderlich. Nur Semester- (nicht Tage».) Karten berechtigen zur Theilaahme an diesem im tletuen Börseusaale stattfiadendea Wahlactu». Leipzig, de« 19. September 1887. Tie Teleglrten »er 2. Elbthellnng b«s Börsenvorftanbe». Fr. Schmidt, E. Albr. Brockhosf, Georg Schroeder. vleyl, Börseusecretalr vrk«ntl«ich«»r. erstttter Stitl-L,leihe«. Die am 1. Oktober d. g. fälligen ZioS^aapon» vorgrdachter Anleihen werden rtngelöli und zwar diejealge» der I. und II. Ausgabe bei der Stabthaupteaffe t» Erfurt, bei der Deutschem Baut in Berit«, bei der Privatbank 1» Goltz« — Filiale rripPa — sowie die der IN. AaSgabe bei der Stabltzauptkasse in Erfurt und bet« Bankhaus« >. Stinke daselbst. Srsurt, de« SS. September 1887. Der «a^ftrat. Nichtamtlicher Thetl. Das Lrgebniß der Zusammenkunft in Friedrichsruh. Alle Meldungen stimmen darin Überein, daß Gras Kalnoky sehr befriedigt von dem Meinungsaustausch mU dem Fürsten BiSmarck von Friedrichsruh nach Wien zuruckaekehrt ist. Wa der „TenipS" meldet, daß Gras Kalnoky mit dem Fürsten BiSmarck übereingekommrn sei. in der bulgarischen Frage eine abwartende Haltung einzunehmen, da die llcberstürzung der Ereignisse nur schaben könne, entspricht der Lage so vollständig, daß an dcr Nichtigkeit der Meldung nicht zu zweifeln ist. ÜS ist klar, daß eine össcullichc Kundgebung deS zwischen Oester reich und Deutschland herrschenden Einverständnisses über die beiderseitige Politik auf der Balkanhaldinsel der russischen Regierung nicht willkommen sein kann, weit dadurch die Ber- wirklichung der russischen Pläne unmöglich gemacht wird. Rußland selbst hat die Politik de« Abwarten» al» die seine» Interessen zuträglichste erkannt, um so mehr muß e- aber wünsche», daß die anderen Mächte handeln, vor allen die Türkei. Hier ist eS aber auf den hartnäckigsten Widerstand unter Berufung aus den Berliner Vertrag gestoßen. Deshalb nimmt Rußland jetzt die Miene a», daß e- gleichfalls kein andere- Ziel als die Wiederherstellung de» verletzten Berliner Vertrages anstrebt. Diesem Gedanken giebt eia Artikel de« Brüsseler .Nord" Ausdruck, worin die Erwartung ausgesprochen wird, daß in FriedrichSruh ein Abkommen getroffen wurde zum Zweck der Wiederherstellung de! Berliner Vertrag-. Die russische Regierung hat natürlich das Recht, diese Erwartung zu hegen, aber ob eS zweckdienlich ist. dem AnSvruck derselben die Drohung hinzuzufügen, daß der Abschluß einer ander» gearteten Ab machung dem Frieden nicht förderlich sein würde, ist eine andere Frage. In dieser Drohung giebt sich unzweifelhaft ein stark»; Mißvergnügen darüber kund, daß die Zusammen kunft in Friedrichsruh stattgesunden hat. DaS Mißver gnügen ist »m so erklärlicher »ach der etwa- unvorsichtigen Aeiißerung de« .Nord', daß die Kaiserbeqegnungen in Skierniewice und Kremsier jeder politischen Bedeutung ent behrt hätten, denn die glrrche Behauptung läßt sich der Zu sammenkunft i» Friedrichsruh gegenüber nicht ausr-«ü«-,-r halten. Bei einer Zusammenkiinst gekrönte.- Häupter Tsm tzu persönliche und verwandtschaftliche Beweggründe Vorhalten, obwohl dieselben auch kaum ausreichend sein dürsten für die Ausführung weiter Reisen; aber bei einer Fahrt d«S öster reichisch-ungarischen Ministers de» Auswärtigen zum deulschen Reichskanzler muß dcr politische Beweggrund ai» anrschlag- gebend anerkannt werden, wenn auch die beide» Staats männer sür einander einen noch so hohen Grad vo» Freund- schast und Achtung hegen. Die russische Regierung konnte sich der llcbcrzeugung nicht erwehren, daß in Friedrichsruh ein Gedankenaustausch über die Behandlung der bulgarischen Frage stattgesunden hat. Es liegt in der Natur der persönliche» Begegnungen, daß sie nicht zum Gegenstände amtlicher Mitlheilungen gemacht werden, eS sei den», daß dadurch ihr Zweck erst erreicht wird. DaS scheint bei dcr FriedrichSruhcr Zusammenkunft nicht der Fall zu sein, dem, dcr Artikel de- „Nord" bezeugt, daß »ach St. Petersburg bisher keine amtliche Mit»,cil»'„g über daö Ergcbniß der Zusammenkunft gelangt ist. Herr v. Gier» ist i i llnkcnntniß über DaS, was in Friedrichsruh vereinbart worden ist. und ist daraus aiigewiesen, abzuwarten, in welcher Weise die Wirkungen der Zusamniciikunst hervortreten werde». Die Voraussetzung, daß Oesterreich unk Denlschiand i» ihrer Haltung Bulgarien gegenüber noch russischer sei» werden als Rußland, also etwa die gewaltsame Entfernung deS Fürste» Ferdinand auS Bulgarien beschlossen haben könnten. ,st so bodenlos, daß sie aus russischer Seite nicht als vorhanden angenommen werden kann. Andererseits schließt die Bcrein- barnng zur abwartende» Politik selbstständige Schritte zur Lösung dcr bulgarischen Frage auS. Der türkische Standpunct ist dcr allein richtige, welcher solche Maßregeln für zweckmäßig erachtet, daß sie die Zu stimmung aller Vertragsmächte erhalte» können. Rußland hat die Richtigkeit dcr türkischen Meinungsäußerung nicht von dcr Hand weisen könne», und deshalb haben bereit- Conse- renze» zwischen dem türkischen Großvezier und dem Minister des Auswärtigen einerseits und dem russischen Geschäftsträger Onou andererseits stattgesunden, um eine Lösung zu finde», weiche Aussicht hat. von allen Vertrag-Mächten als annehi»- bar befunden zu werden. DaS Gerücht hat ein »cucS Schlag- Wvrt auS dieser Bcrathung russischer und türkischer Staats männer abgeleitet und dasselbe gemischte Eommissio» ge nannt. In Sofia bat man dem Schlagwort bereits eine gemeinverständliche Auslegung gegeben und dasselbe dahin erklärt, daß ei» russischer Statthalter in Begleitung eine- türkischen »nd rincS österreichische» ConimissarS »ach Bulgarien gesandt werden sollen, m» den verletzten Berliner Vertrag wiederherzustellen, oder mit anderen Worte», den Fürsten Ferdinand zu vertreiben und eine riissisch-türklsch-österrcichischc Verwaltung an seine Stelle zu setze». Dieser Versuch, die bulgarische Frage theoretisch zu lösen, ist gewiß der unglücklichste von alle» Versuchen dieser Art, welche bisher gemacht worden sind. ES spricht sich darin die unlösbare Schwierigkeit anS, die Wünsche Rußland-, dcr Türkei und Oesterreichs unter eine gemeinsame Form zn bringen. Ein russischer Statthalter in Begleitung eine türkischen ConimissarS läßt sich denken; daS würde einfach eine neue AuSdruckSsorm der längst gellenden Thatsache sein, daß die türkische Selbstständigkeit durch die russischen Herrschgelüste sehr empfindliche Einbuße erlitten hat. Aber wo der öster reichische Commissar daneben Platz finde» soll, dafür m»ß dem Urheber de» Gerücht- die Erklärung überlasse» bleiben. An» dcr gegenwärtigen Sachlage ist ersichtlich, daß eine so ränkevolle Politik wie die russische an der Unmöglichkeit zu Schanden werden muß. unter dem Schein der Ausrechtbaltnng de» RechtSstandpunct» dir Durchsührung zn beanspruchen. Wenn e» sich sür Nnßlanv wirklich darum handelte, i» Bulgarien dem Berliner Vertrage die Geltung zu sicher» und allen Versuchen rnlgegenzutreten, ihn außer Kraft zu setzen, dann wäre da» Einverständniß aller Vertrag-Mächte längst gewonnen. Da aber der Berliner Vertrag für Rußland nur I den Vorwand bildet, um aus der Balka»halb>»scl seine I dauernde Herrschaft aufzurichten» so gerätb die russische Politik I mit der türkischen, österreichische», englischen uud italienischen in unlösbaren Widerstreit, weil die beiden Parteien den Berliner Vertrag verschieden au-legen. Rußland betrachtet de» Vertrag als daS Mittel, in Bulgarien dauernd Fuß zu fassen, während die Gegenpartei ihn als daS Palladium erkennt, durch welches die Unabhängigkeit der Balkanstaalc» von Rußland gewährleistet wird. Daß diese beiden Auf fassungen unvereinbar sind, liegt auf der Hand; Rußland aber kann und will dar nicht zugcben, weil sonst seine ganze Balkanpolilik Schifsbruch leiden würde. Deutschland liegt die schwierige Aufgabe ob, zwischen diese» beiden einander ailSschließenten Siankplinctcii eine Vermittelung zu suchen, Rußland einen gewissen Einfluß in Bulgarien zuzu- geftehe», aber als Grenze zwischen der russischen Begehrlichkeit und de» Interesse» der mit Oesterreich gleiche Ziele verfolgenden Mächte den Berliner Vertrag sestznhalten. Wie schwierig diese Ausgabe ist, zeigt dcr bisherige Verlaus der bulgarischen KrisiS, und die am schwersten wiegende Thatsache ist die, daß sich Fürst Ferdinand »n» schon den zweiten Monat al- solcher trotz der mangelnde» Bestätigung durch die VertragSmächlc in Bulgarien behauptet. Wenn eS nach dem Willen Ruß lands ginge, dann wäre ihm der in daS Land ver schlossen worden, da er nun aber m Sofia ist, bietet Ruß land Alle« auf. um ihn von dort wieder zu vertreibe». Die Türkei wäre die einzige Stelle, von welcher auS dieses Ziel ohne Einspruch der Vertrag-Mächte geschehen könnte; wen» die Türkei aber Energie genug besäße, um Bulgarien ihre Macht südlen zu lassen, dann würde sie die gleiche Thatkrasl und Selbstständigkeit auch Rußland gegenüber zeige», und daS würde wieder nicht mit den russischen Absichten i» Einklang stehen. DaS Beste, waS man unter solchen unverbesserliche» Verhältnissen thu» kann, ist. die Entwickelung der Ereignisse ruhig abzuwarten. Darüber sind Deutschland und Oesterreich- Ilngarn ei»versta»den und daher die Unzufriedenheit Rußland- mit den Ergebnissen dcr Zusammenkiinst in Friedrichsruh. * Leipzig, 27. September 1887. * Die zustchenden Ausschüsse deS BundesrathS beschäf tigten sich vor wenigen Tagen Mit den AuSs üb rn » gSbestiin - mungen zum Branntweinsteuergesetz, über welche eine für DienStag in Aussicht genoininenePlenarsitzuna die endgiltige Entscheidung treffen sollte. Nach der „Kölnischen Zeitung" zugehendcn Andeutungen bürste die Annahme gerechtfertigt s»in. daß -»nächst eine unveränderte Zustimmung des BundcS- ratb» zu ien AiiSsührungSbestimniungen erfolgen wirk. Sehr wahrscheinlich aber bleibt eine spätere Revision der jetzige» Bestimmungen a» der Haud dcr zu erwartenden Erfahrungen über die praktische Anwendung deS Gesetze». ES wirb wieder holt daraus hingewiesen, daß sür die erste Zeit deS Inkrasl lretens de- Gesetzes manchcrlci Uebergang-bestinimungen aus dem Verwaltung-wege zu treffe» sei» dürslen, wie cö sich denn auch anderseits besiätigt, daß die technischen Vorberei tungen »eck nicht vollständig abgeschlossen sind und also auch in dieser Beziehung mancherlei Ergänzungen erst in den nächsten Monate» zu erwarten bleiben. * Der Gesanimtbericht der Untersuchung über die Frage der SonnlagSseicr wird dein BnudeSralbe wie dem Reichstage genau so wie die einzelne» Tdeile zurKenntniß- »ahine zugehe». Angeiischeinlich legt die Regierung »>» so ivcniger Werth aus eine parlamcnlarischc Verhandlung über diese Aiigelcgeiibcit, als sie mil der Auslclinug der Unter suchung ihrerseits die dem Reichstag früher gemachte Zusage crsüllt hat und augenscheinlich durch die Ausnahme de» Be weis erbracht zu haben glaubt, daß weitere gesetzliche Scvrillc nicht erforderlich seien. Inzwischen verlautet, daß die Rechte und daS Celitruiii dennoch gewillt sind, die Frage noch cinmgl zuni Gegenstand eingehciider Erörterungen zn mache»; ein Erfolg wird sich indessen schwerlich erreiche» lasse», da mit Bestimmtheit verlautet, daß die verbündeten Negierungen die in den Eiuzelstaaten vorhandenen Vorschriften als a»-rcicheiid erachte». * Die .Norddeutsche Allgemeine Zeitung" weist daraus hi», daß die Tage-presse sich in den jüngsten Tage» wiederholt mit Betrachtungen über die diesjährigen Ma növer in unsere», Heere beschäftigt unü dieselben zum Gegenstand vo» Erörterungen gemacht hat, die. wie mehrfach gesagt wurde, i» sachinännischc» Kreise» gepflogen worden seien. „Diese Betrachtungen gipfelte» vornehmlich in An sprüchen warmer Anerleunnug bezüglich der taktischen A»S bilduiig dcr Ilisanleric mit dem Nepelirgcwchc »nd der in telligente» Leitung der Truppe» im Fcnergesech!, ferner in einer günstigen Beurtheilung dcr Ausrüstung der Fußtruppen mit dem neuen Gepäck, und ebenso in reichem Lob, das ec» neuen Vorschriften über die Ausbildung ii» Schießen und im Felddienst, daS heißt der neue» Schieß- und Feldbiciisiordiiling, gespendet wurde." Hieran knüpft sie folgende Erörterung: „Wir wollen allen diesen Bemerkungen ihre Berechtigung nicht im enlseriilcste» bestreiten. Erwägt man aber, daß die größere» Hebungen in unserein Heere erst vor wenigen Tagen ihre» Abschluß erhalten habe», und daß die Ansichlcn »»d Eindrücke, welche über de» in diesem Jahre zum ersten Male zum Gebrauch und zur Anwendung gelangten HecreSappaiat gewonnen werden, a» competenler Stelle wohl kaum schon zu endgiltige» llrlheilcn znsaiiiincngesaßt sei» könne», so ist eS doch vielleicht nicht überflüssig, den vorerwähnten Wahr nehmungen gegenüber, welche bereit- in dcr Presse anderer Länder Gegenstand skeptischer Beiuerknugen geworden, deren rein publicistischen Eharaktcr zu betonen »nd uulcr HmwciS aus de» bekaiiiilei, AuSsprnch „l^rz mitigiw o-;t awce, main l'art est csssücils" die gut gemeinten Urthcile, ans welche sie sogenannten sachiiiäniiilchcn Betrachtungen über die Ergeb nisse der diesjährigen Manöver hinani-kommen, vorerst eben nur als den Ausdruck deS allgemeinen Interesses a» der Entwickelung unserer Wehrkraft auszusassen." * Der diesjährige (vierte) nationalliberale Partei tag sür Thüringen findet Sonntag. Le» 9. Ocicber. in Jena statt. Die Ha»plversai»i»ln»g wird NachiuiltagS 2>/. Uhr im Theatcrsaale des „Goldene» Engel" abgchallcii werden, eine Dertra»c»Sniän»erversai»mlulig in einem anderen Zimmer desselben GasthosS ui» I Uhr. Die i,alio»all>hcralc>i thüringischen Abgeordnete» Geibel (Eisenach), Henncberg (Gotha), Meyer (Jena), Müller (Weimar) und Zeitz (Mci- ningen) haben ihr Erscheinen und ihre Bctheiligung durch Vorträge zugesagt. Mitglieder »nd Freunde dcr national- liberalen Partei werten zu zahlreicher B-'lheilig»nz a» der Versammlung vom Ccnlral-ComitL ruigeladcu. * Von einer Verstärkung der deutschen Truppen au der französischen Ostgrenze weiß die „Metzer Zeilung" zu berichten: die Verstärkung sei gegen Ende dieses MonalS zu erwarte». Wie man der „Weser-Zeitung" hierzu au- Metz schreibt, handelt eS sich karnm, zwei Jäger- Bataillone und ein Regiment Feld-Artillerie, die crsieren beide» in den Garnisonen jenseilö der Vogesen, daS letztere »ach ConflanS zu verlege», um sür die ncn zu sormircndcn Regimenter in den allen Garnison-orten Platz zu gewinne». Daraus werde von selbst auch eine Vermehrung dcr Garni- oncn in Elsaß-Lothringen folge». Wie au- Anzeigen von Bau-Unlernebmcrn, die Hunderte von Arbeitern suchen, zn entnehmen sei. werde an den Kasernen in Dicnze, Saarbnrg und anderen Orten mil großer Energie gearbeitet, auch werde nach Beendigung dcr Manöver die Metzer Garnison »»> die reitende Äblh-ilnng eines Artillerie-Regiments vermehrt werden. * Der päpstliche Nuntius in München richtete an die deutschen Bischöfe ein mittheilendeS Rundschreiben über eine Erncnttiliig und den Antritt des hohen Amte-. In ihren Antworten drückten die Bischöfe ihre Freude darüber aus, daß der Papst die katholischen Interessen DeulschlandS in so vor zügliche Hände gelegt habe. * Der Rücktritt deS Fcldmarschall - Lieutenants Erz herzogs Johann vom Coinmaudo der drillen I»sa»teric- Division erregt allgemeines Aussehen und wird lebbasl be dauert, da der Erzherzog in militairischeii Kreise» sehr beliebt st und alS ein sehr fähiger Ossicier gilt. Die Ursache» de- Rücktritts sind nicht bekannt. cS scheint, daß sie ausschließlich ?crsö»licher Natur sind. Der Erzherzog will sich dciiinächst i»S Ausland begebe». In dem Terl te- österreichischen Arniec-VerordnniigSblatteö wird dem Erzherzog weder eine Anerkennung auSgedriickt, noch eine weitere Verwendung zn- gewiesen. Erzherzog Johann ist Verfasser mehrerer mili- tairischcr und anlispiritistischer Broschüren. * Zur Suezcanalsrage wird der „Politischen Eorre- pondenz" auS London, 22. September, geschrieben: Die Nachricht von dem bereit- erfolgte» Abschluß eine- Uebez- eintomliieiiS zwischen England und Frankreich bezüglich dcr Snezcaiialtrage bat in den politischen Kreisen Englands leb- hasie ttcberraschinig hervorgeruscn »nd keineswegs allgemeinen Glauben gesunden. In der Thal ist man zu dcr Annahme berechtigt, daß diese Nachricht in dcr positiven Form wenigsten-, in welcher sie aultrat, den Ereignissen vorau-geeilt ist, wenn men die Reserve wabruunmt, welche seitens dcr englisch n Regierungskreise nnd der Ergane de» Foreign osfiee der erwähnten Meldung gegenüber beobachtet wird. Allen, Anscheine »ach dürste c- dannl die Bewaiidt- inß habe», daß i» nieritorischer Beziehung betreff» der Snezcanal- scage zwilchen London und Paris wohl eine Verständigung bereits erzielt wurde, ohne daß jedoch letztere schon bis zum sonnesten Abichlusse eines UebcreiiikommeiiS gediehen wäre. Thalsache ist. daß l'ett dem Scheiter» dcr letzten cnglisch-türkische:, Convention zwischen de» Cabineic» von London uns Paris direct vertrauliche Verhandlungen »nd zwar keineswegs über die Neulralisirnlig de- Suez- canal- allein, sonder» über die egyplischc Frage in ihrer Gcjammt- heit gepflogen wurden. Es wäre überhaupt eine last naiv zu nen nende Auffassung, zu glauben, das, die formale Feststellung der, wenn incht cko jure, io doch -Io t'ae.t» bestehenden Neutralität deS S»ez- canalS sür La- sranzüstiche Cabinet den Gegenstand heißen dipln- inaüschcn Bemühen- bilden könnte. DaS beständige wahre Ziciobject aller Bestrebungen der sraiizösiichcn Regierung ist die Besrcning des NülandcS von dcr englische» Besatzung. Die- wurde von alle» bis- herige» sranzösisch'N Regierungen mitunter niit wahrer LeidcFchast- listkeit betriebe», und aus diese- Ziel arbeitet auch daS Cabinet Rouwcr Flo»rc»S hin. Die Pariser Regierung steht eben linier dein Drucke dcr öffentlichen Meinung Frankreichs, welche an der Neu- tralisirinig des SuezeanalS »ur sehr kühlen Anlheil nimmt, während sie in der Besetzung EghptcnS durch die Engländer eine Demiilhigiiiig erblicken zu sollen glaubt. Die Nichricht, baß die Diirchlührung und llcbenuackiung der Neulralisiriing de- Suezcanal- einer internationalen Com mission anvertraut werden solle, findet ln te» politischen Kreisen Englands keine beifällige Ansiiabine. Man betont, e- iei unbillig, baß England, obgleich an der Osfenhaliuiig de-.. Canal- stärker inicr- essirt al- alle anderen Mächte, in der Comn issian bloS durch eine Slinimc verlrelen le-n soll, »nd man weist ans bi- Möglichkeit hin, daß die andere» Mächi- sich im Falle cineS Kriege- vereinigen könnten, uni dcr Durchfahrt durch den Canal Hindernisse zu bereisen, eine Eventualität, durch welche England viel empfindlich-,- betreffen wurde al- jede andere Macht. Wa- endlich den Plan betrifft, zmn Schntze de- EanalS an dessen Küsten 2000 Man» Truppen auszu- stelle», ruft derselbe hier ziemlich lebhaften Widerspruch hervor, da man in vielen Kreise» darin ein Hinterthürchen sür die Einführung jranzösücher Truppen in Egypten erblickt. * Nach cincr Meldung dcr „Politischen Correspondenz" a»S Bukarest äußert sich in den daselbst auö Sofia cin- lauscttdeii Berichte» auS Kreisen, welche dem Prinzen Ferdinand von Ko bürg und dcr bulgarischen Negierung iiahestche», eine große Zuversicht, die Schwierigkeiten der Lage durch AuSdaner überwinden zu könne». Besonderen Werth tege man in Sofia a»s die Besuche, welche dein Prinzen seilen der Vertreter der Bnlkanläiider gemacht wurden, indem man darin ein werthvolleS Anzeichen erblickt, daß die betreffenden Negierungen entschlossen seien, etwaigen Versuchen der bul garischen Emigranle», die Ruhe Bulgariens von den benach- barleu Territorien auS zu stören, loyal entgegenzulrete». Ei» 'ür die Negierung günstiges Ergebniß der So brau ic- W ah len gelle in Sofia als gewiß und daran knüpfe (ich die weitere HossnNng einer günstigen Rückwirkung ans die Stimmung im AnSIandc, indem da- Vertrauen in de» Bestand der geczenwärtigen Ordnung in Bulgarien hierdurch eine wesentliche Stärkung erfahre» werde. * Eetinje, die kleine Hauptstadt de- BerglandcS, rüstet sich zum Empsailge hoher Gäste. Fürst Nikolaus wurde durch den englischen Mi»istcr-Rcside»tcn verständigt, das; der Herzog und die Herzogin von Eoinburgl, am 1. Oclober in der Bocchc eintrcffen nnd kasetbst einen mehrtägige» Aufenthalt nehmen werde». Dcr Herrscher vo» Montenegro beeilte sich daraufhin, oen Eommandanten dcr englischen Mittelmccr E-catre »nd dessen Gemahlin (bekannt lich eine Tochter cc- Zarcn A'eraiidcr ll.j z» einem Besuche in Eetinje enizuladc». Die E-nladnng wurde angenommen und die englischen Gaste dürsten an, 5. Oclober daselbst e>n- lrcfsen. Der Minister-Präsident, Oberwojivoke Bozo Petrovie, zwei Adjutanten deS Fürsten, dcr KeiegSniinister Plamenac, sowie e,»c Abthcilung P.- jaiiffs werden die hohen Gaste schon an der Grenze cinpsiiiac». während der Fürst, die Fürstin, Kronprinz Danilo, Prinz Peter Karajcorgicwitsch und die anderen Mitglieder der sürstlichcn Familie da- Prinz-,ipaar am Eingänge in da» Eclinjer Tbal begrüßen werde,,. Im »ciien Palais werde» sich alle m Eetinje an- wesendeii Wvsivoden de», Herzog und dcr Herzogin vorttellc», woraus rin Galavincr statlfinden wird, dem die Besichtigung
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