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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.03.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-03-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188803192
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880319
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880319
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-03
- Tag1888-03-19
- Monat1888-03
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.03.1888
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Vrseketnl täqltch früh S'/, Uhr. Krtactlon onö Lrvrdltio» Iodnnnesgaste 8. Aprrchffnnürn -rr Nrßnrsioil: Vormittag» 10—l2 Uhr. NaLin.nag» ö —k Udr. Alk »n »I»tq-d« e«,ki-» In Vi-N-Irr-»»« «ich» sich d»e -tce-c: oa n»-l vervintUch. flnnadmr »rr skr »ie nächitsnlgentz« Rümmer brstimuiirii Inirr nie au L»»chrnkanr» bis t Uhr -«achminag», ,«L«»n- uiiv Festtage» srüd InsUyr. Z« drn /ilialrn für Zns.-^nnahmr: ktt« Klemm, Nn'venitütSslraße 1. LoniS Lösche, Knthorineoftr. 23 pari. u. Nönigsplatz 7, nur di» '/,3 Udr. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- nnd Geschäftsverkehr. Abonnement«preiS vierteljährlich <>/, Mk. incl. Brinqerlohn 5 Mk.. durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 20 P' Belegexemplar 10 Pf. Gebühren lür Extrabeilagen (in Tageblatt-Formal gesiilzt) «hur Postbeiördk'.ung i>0 Mk. mit Posibesörberung 70 Mk. Zn'eratr ^gespaltene Petitzeile SO Pf. GrößereSchrislcn laut uni. Pre,Sverze>chn>ß. Tavrllarischer u. Zisjernlatz nach höher»! Tari'. Nrclamen unter dem Redae Ii onsstrich die »gespalt. Zeile 50 Pi.. vor denFamiliennachr > chicn dir Kgrlvallcne Heile 40 P'. Inirraie »iid siel» an dir «rprSition z« senden. — Rabatt wird nichl gegeben. Zahlung prnonuim'raimo oder durch Post. Nachnahme. .1- 79. Montag den 19. März 1889. 82. Jahrgang Amtlicher Theil. Vekauntmachung. Im Laufe dieses Sommer» solle» die beiderseitigen Vor länder läng» der ringeenglen Parthenstrecke zwischen der Tdüringer Eisenbahn und der Psaff.ndorser Brücke i» gleichet Weife wie die» bereit» unterhalt» der legiere» geschehen ist. mit Man-seider Schlacke,ipialten belegt und diese Arbeit an «inen Unlernebmer in Accord vergeben werben. Die Bedingungen hierfür liegen in unserer Tiesbei»-Der« Wallung, RalhbauS. 2. Obergeschoß, Zimmer Nr. 14, au» und können daselbst eingesehen, oder gegen Entrichtung der Gebühren enlnoinmen werden. Bezügliche Angebote sind versiegelt und mit der Aufschrift „Befestigung der Partbenvorländer mit Lchlackenplattea" versehen ebendaselbst und zwar dl» zum 7. April er. Nach mittag» 5 Uhr einzureiche». Der Nalh behalt sich ba» Recht vor, sümmtliche Angebote abzulehnen. Leipzig, den ,2. Mürz ,888. Der Rath der Stadt Leipzig. Id 8«2. Ur. Georg«. l-r. Krpbff. Ovtst nillt lt6 Hundo^lellnunstult. v>« ßltoaliloüou ktllkaoreo Lüsten in stiooew st»dr« reis kol^t «I»ki: »w 20, 21. vnst 23. Llilrr. früh von 7-9 vbr ln ck» Ldiüeilunx «1«r »»uitluveslebrlloe«. Lw 20. ULrr, Vvrimltae, von 9>2 Uür 1 unst eou 3—4 Udr, > ln Lsr hvderen Lw 21. Ute,, Voemilt v, von 9V.—12 Udr ( Ldtbelluax. uvst hfaeüiuiitd von 2'/,—4 Udr s Lvtliw^no^ stör -tdlturlooleu ckrr D«dr1ia»»-Lbtd«iluox am 23 Uue, krall 9 Udr. Der vulerreioduets beehrt »ich, kierstureh erir»d«o»t eio- »al»steo. HtzalTrun», ltireotor. An einen jungen, unbrniiitellen Deulichen, der sich dem HanbtiS- ftandc wivmen wist und bereit» die wissenschaftliche Bcsühigung zum Siniadeiq.steliwilliaeiiLlenft erworben hat, ist für da- Schuliavr 1888/89 eme Freisirlle i» der Lchülerabtdellung de« fachwiftcn- ,ch»jti«h.» Lttisus der vrfseutlichrn Hantzelsirhransrait zu veigeden. Bewenuig-n stud schcilllich and unter Beifügung b«k Belege del der Handelskammer, Neue Börse, «lNjureichea. Leipzig, den 15. Miez >888. Der Vorstan» der Lcffentltchrn HantzelSIrhranftsIt. vr. Wuch-minh, Earl Wolfram, Borsihenbrr. Diieeior. Nichtamtlicher Thctl. Vas Ausland beim Thronwechsel. ' Der theilnahmSvolle Widerhall, den die in jüngster Vergangenheit über Deulschland hereingebrochenen schweren Schicksalsschläge auf dem ganzen civilisirten Erden rund geweckt haben, kau» dem Schmerze unsere» Volke- zwar nicht» vo» seiner Tiefe rauben; wenn wir aber an den Wett eifer zinülkdciikcn, der Leidtragende nnv Traurrspenden aus allen Richtungen der Wmdrose nach Berlin führte und an der Bahre Kaiser Wilhelm» vereinigte, so wird da» Herz der deul>chen Nation sich der Wahrnehmung nicht verschließen können noch wollen, daß e» doch ein große» und erhebenoe» Bewußtscin ist, im Miltelpuncle einer solchen, an Uni- vcrjglieat geradezu beispiellosen Bewegung der Gemülher zu nehen. Denn die Sympathiekundgebungen de» Aus landes am Sarge unsere» verewigten Monarchen sind mit dem Tribut, welchen sie den Manen de» Entschlafenen zollten, nicht erschöpft, ihre Bedeutung ist eine viel umfassendere und gipfelt in der schweigende», aber darum nicht minder beredte» Anerkennung de» Gewichte» der deulsebm» Weltmacht- stellung. So edel Kaiser Wilhelm als Mensch, so makellos und rein er al» Herrscher seines Staate«, al» Bater seine- BolkeS Vagestanden hat und immer dastehe» wird; wa» außer halb der deulichen NeichSgrenzen weitaus am meisten bewundert und angestaunl wurde, war elne-theil« die imposante Macht sülle. über die Kaiser W'lhelm gebot, und andererseits der weise Gebrauch, den Er in, Interesse des WellsriedeuS von derselben machle. In der Trauer um den Heimgegangenen FriedenSsürste» sänke» sich Deutschland und da» Ausland am Sarge Kaiser Wilhelm- zusammen, und aus Deutschland, al» de» Hort de» Frieden», bleiben die Blicke der auSwiiltigen Nationen nach wie vor unabänderlich gerichtet. An dem Worte Kaiser Friedrich» besitzt die Welt ein über allen Zweifel erhabene» llnterpsand dafür, daß sie von der im H rzen Europas hingelagerten Großmacht unter dem neuen H rrfcher so wenig al- unter dem früheren irgend welche Störung der aus feierlichen Verträgen ruhenden internationalen Nest»»- und FriedenSorbnung zu erfahren haben werde. Ob dergleichen Bestrebungen anderSwo vorhanden sind, kommt praktisch weniger in Betracht, so lange sie au» wohl an. gebrachter Scheu vor dem a» der Psorte de» IanuSkempel« Wacht haltenden deutsche» Schwert weidlich im Verborgenen bleiben. Uns Deulschen erwächst an» dieser Sachlage freilich die opservvllc Pflicht steler KriegSbereilschasl, allein diese Pflicht gebt Hand in Hand n»k dem schönen und von unseren Bundesgenossen qelbeilten Recht ans die unbestrittene Führung der Geschicke Europa» ln den Bahnen, welche von der erleuchtclen Herrscherwei»heit Kaiser Friedrich», unterstützt durch die bewährte slaal-iuänni'che Einsicht de» Reichskanzler» Fürsten von Bismarck, al» die einer friedlichen Normalenk- w ckelung der innere» wie der äußeren Politik möglichst nohe- komnienden erkannt und gewählt worden sind. Von diesem Standpunkte an» dürren die den Manen Kaiser W lbrlm'S gewiemete» zahllose» Trauerknudgedungen gerade auch de» AiiSiandeS al» edei so viele Beweise vertrauender Ileberzeugung angesehen werden, Vaß Deulschland, vereint mit Orsterrrich- Ungarn und Italien, auch in Zukunft den Wille,; und die Macht belhätigen weide, Schirmherr de» Weltfrieden« zu sein. Ueber den Eindruck, welchen der Thronwechsel bei unseren östlichen Nachbarn hervorgerus n, wirv der ..Po» tischen Eorrespoiidenz" au- St. Petersburg, lZ. März, und zwar au« ossiriöser Quelle geschrieben: Der L»d de» Kaiser« Wilhelm Hot in Rußland eln-n «»«litqe, Eindrnck b-evorqer,s»n. da Man ln vielem «reiAnlN, de, WnSanNu-Nnnei -in-e >>»»»« GeSaiinn,, »er I den V „ - bi'ckl, deren Beheimnlß zu durchdrlngen man i» allen pollisschea Kreisen bemüvl ist. Mn dem Avireten de» greise« deulschen Monarchen von der Welidühae ist eine» der engsten nnd stürtsien Bande zerrisse«, welche Deuilchlanb und Rußland lange Iadre tnndlirch verknüvsi deden. Diese« Band war von solchem Einflüsse aus die «chicklale der beiden Reiche, daß zu östere» Male» da- dloße Vorhandensein desselben genügt hal, um Melininq»verschlrdei» bellen zu mildern, üonflicle zu beichivSeen, auSeinaiidergkhendc Iiiieresscn ou-zusöbncn Im Bewußiiein dieser Tbaisache wirll man ln allen russisch'» Kreisen die belorgte Frage aus, wa» sich nun. wo diele» Element der Eiiiiracht geschwunden ist. von der Zlikuusi erwarten lasse. Die BcaiilworiUiig vieler Frage erscheint um Io lchrv'eiiger, al- über dea Äesui>dhe1tSz>iI>a»d de- neue» deulschen Kaiser- volle Ung wißbcit herrscht. D>e Begrüiidung aller Ber« mulhungen, die sich über die nächste Zukunft ousnelle» lasten, hängt von einer erschüpse»den Aiisüäruag über den wesentlichen Punci ab, ob Kaiser Friedrich tll. nur noch Wochen oder Jahre de- Da>e,n- vor sich habe. Im erberen Falle würde leine Regler»»« »»r eine rasch ichwiadende Ueberganq-srist zwischen zwei verschiedenen R gleru»g--Si>slemen bilden und elnsach eine» zeitweiligen Ll'llslaiid der poiitilche» Ihäilgkcit für Deullchland bedeuten. Eliiem derariigen Stande der ! i»qe gegenüber bliebe lür Ratzland kaum etwas Andere» übrig, als den Ablauf dieser Zwilchen-Epoche rudig ad^uwarien, uni sodann da» Nndcil über die internationale Lag- aus die dauerndere Grundlage zu Nelle», welche durch die eventuelle ldronbrsteigiing des Kronprinzen Wilhelm geboten werden würde Ist dagegen dem Kaiser Friedrich »och eine längere Lebensdauer deichieden. t» erscheint e- »n Gegen» erb geboten, dea gkgenwä.ilgen Zivischen-Aer rn der ivteriiaiionalen Polst k nicht uainitzig zu verläugeen. sondst» die AuSelnonderlepuiig irber die schwebenden Fragen, deren Lö'ung »"gestrebt wird, io bald al» mSallch wieder auszuaebme». W'n» Kaiser Friedrich, der den oneikannlen Rus der Wer-heit und sried- iich r G sianung qeniehl, seinem Leider, nistit erllcgl. wird er sich dem Weikr der Frieden-erdaltunq qewch mrt ganzem Herzen an- schlirbeo. und die einminhigen Sympathien, deren der neue veut'che Ka ser sich ln ganz Europa erfreu», lassen erwarten, daß seine M iwiitnng zu diesem Zwecke allenlholbea freundliche 2lus»ahme finden wird. Von diese, sich au» dem Tode de» Kaiser» Wilhelm »nmitlelbar ergebenden Bciiiiuihnngen abgeseden. da» man ln Rußland auch weliergrhende und umlasseudcre Beirachtunqea über die seiten» Deuilchlanb- zu gewürilgende Haltung gegenüber Rußland, sowie über ba- weitere Sch cklal der Dripel-Alllanz angeftellt. Auch in diesen Erwägungen hat jed » Unheil selbstverständlich eine dauernd günstige Wendung in dem Zustande de» Kaiser- Friedrich zur Bor- auesctzung. Tritt dieser Fa» ein, dann darf angenommen werden, daß in der iniernaiionalen Polint Deulschland» keinerlei weleniliche Acnderung playgreisen wird. Ein Ü»terlch>ed dürsi» sich aber, wie man hier meinl, zwcisello» bem-ikbar »lachen, daß niinlrch bl» Manifestationen dlrier Politik ln riiuber scharf betonter Welie der- vortreie» werden und daß die Tripel-Allianz wohl auch dann sich ihre eigene Slivcrdell und ldr lnternaiivuale» Uedergewrchi der- bürgen, aber sich sozu'ogen in dllcrelerer Weise a!» bi»der hinter den Coulisten der europäisch u Bühne dollen, und daß Fürst Bi-ma>ck sich dann diese» Bunde» nicht mehr al» Schreckmittel zur Eni- ichüchierung ber a» dem Bunde nicht betdeiUgien Staaten bedienen wird, die durch eine derartig beständige Drohung in Gereiztdr» ver- setz, werben. ES wird sich lonm unlcr der erwtbnien Bedingung, »ach der hier herrschenden Auslassung, rin Nachlasse« der Spannung der allgemeinen Lage sübldar machen. Was die Gesinnung n de» russische« Publicum» betriff» de» Kaiser Friedrich anbelang». sei scstqestrllt, daß man für ihn allgemein die auseichiigste und tiefste Sympathie empfindet, daß Jede,mann seine Genesung herzlich wünsch«, nnd daß man von ibi» eine Politik der allgemeinen Beiuhigung erwartet. Gleichzeitig spricht man aber die Ueberzeugung an», daß weder a»s Kotier Friedrich, nach aus seinen Thronfolger, den Kronprinzen Wilhelm, die ungewöhnliche Auloriläi übergehen wird, welche den verstorbenen Kaiser umgab, und die e» lam möglich machte, die vielfachen Eleiiiente zu bändigen, weiche die Einheit de« D -ul'chcn Reiche», und in Folge besten auch da- Ansehen und den vorder,ichenden Einfluß D-uisch- land» in Europa, bedrohen. Angesicht» der bedeuieiisrn inneren Schwierigkeiten, welche sich dem Kaiser Friedrich oder seinem Nach- loiger entgegenstellen werden, iei mit Bestimmtheit vorau-zulehen, daß jeder der Beiden, um dieser Schwierigkeiten Herr werden zu kö «neu. den äußeren Frieden wünschen wird. Man könne daher hoffen, daß Beide den letzte» Rath de» verstorbenen Kaiser», mil dem Zaren in guter Freu» sstias» zu leben, besolgen werben. Eine derarlige Gest, nung de» deniichen Kalier» würbe den Empfindungen der russische» Regierung und de» russiichen Bolke- zu sehr entgegen- kommen, vm nicht bei Regierung und Volk in Rußland die freund- Ilchste Ausnahme zu finden, sowie eine gcmeiniame Actio» zur Wiederherstellung der ehemalige» guten Beziehungen zwilchen Deiisch» land und Rußland, weiche während der lctzlcn Zeilen durch ver schiedene Umstände beeinirächiigt worden find, in St. Petersburg voller Ber rlivi igkeit begegnen würde. Wir können es uns wobt versagen, die vielfach unrichtigen Aii»suhrungen dieser Correspondenz zu widerlegen; e« schien un» aber geboten, den Leser nicht Uber die Stimmung de» russischen Publicum» in Zweifel zu lasten. Telegraphisch wirb un» noch gemeldet: * Basel, t?. März, Die gestern Abend stattgehabte Lodten- seier für den hochieligen Kalier Wilhelm nahm einen sehr er hebende» Verlaus. Die Münsterkirche vermochte die Dbeilnehmenden bei Weiten, nicht zu fassen. 400 Besucher besanden sich in der Kirche, wovon mehr al» die Hälfte Schweizer waren. Nach Vor trägen des Orchester» und der Orgel prie« Psarrer Zimmerniann die Verdienste de» verewigten Kaiser», beklagte den Verlust Deulsch land» und sprach die Hoffnung au-, daß der jetzige Kaiser dem deutschen Volke recht lange erhallen bleiben möge. Gebet und Ge- 4ang»vorlräge schlossen daraus die erhebende Feier. Da» Siadl- thealer war geschlossen, * Victoria (Britisch Lolumbien), 17. März. Die hiesige deulswe Lolonie dielt gestern eine Gedentieter tür weiland Kaiser Wildest» ab. Derselbe» wohnten viele englische Oistciere von der Landarmee und Marine, sowie Mrlglirder der Regierung und der gesetzgebende» Versammlung bei. * Washington, l?. März. Präsident Eleveland, sowie die Mitglieder des Eibinei« wohnten gestern dem an'äßlich der Bei setzung Kaiser Wilhelm « veranstalteten Dranergotlr-dienste bei. Leipzig, 19. Marz 1888. * Die königliche Botschaft, welche i» der vereinigten Sitzung beidet Häuser de» preußischen Landtage» am heutigen Montag zur Verlesung gelangt, legt in parlamen tarisch-» Kreise» dir Erwägung nabe, ob und in welcher Form der Laiibtaq seinerseits die Botschaft beantworten soll. Davon kann freilich nicht die Rede sein, in der vereinigten Sitzung einen Belchluß in dieser Richtung zu fassen- denn e» liegt keiner der Fälle vor. in denen die Häuser de« Landtage« ,u gemeinsamer Beschlußfassung berufe» sind. IedensaN« wird aber zwischen beiden Häulern ein übereinstimmende» Verhallen zu erwarien sein. Auch darüber bestebt. wie e« scheint, kein Zweifel, daß e» sich nicht um eine Adresse mate riellen politischen Iiiball«. welche eine eingehende Abreßdebatte nolbwenbig machen wurde, sondern nur um den Auttdruck der allen geni-insamen G stillte v»r Treue, ver Hingebung und de« Lcbmerz » bandeln kann, aus welch» all» Abgeordneten »v«>» Dieeiiisto» sich n«r»u»gr» können In o»m Eeninren» convent de» Abgeordnetenhaus»» sollten am Sonntag die Vorbereitungen für diese Beschlußfassung vereinbar! werden. * Kaiser Friedrich hat bereit» seine Meinung betreff» der deutsch-freisinnigen Theorie bekundet, daß sei» monarchische» Recht die nochmalige Einbringung alle; vom B»nke»ralh und Reick-lag genehmigten, aber nicht vom Kaiser Wilhelm vollzogene» Gesetze erfordere. Der Kaiser bat am 15. d M. eine» dieser Gesetze, ba» wegen Abändc- runa de» Gesetze», betreffend d,e RechlSverhältiiisie der deutsch,'!, Schutzgebiete, unterzeichnet. Damit tsl dieFrage der Abändciunz der EinleituiigSsorincl zugleich thaksächlich entschiede». * Die Nachricht, wonach der Ankunft de» Nuntiu» Galimderti i» Berlin sür die nächsten Tage e»l>,egen- gkseben wirv, wird bestätigt. Ter Nuniiu» üderdrin- t ein eiaenbändige« Erndolenzschrriben de» Papste» an Se. Maje stät Kaiser Frievrich. * D«e Besatzungen der nachstehenden, im Au-Iande befind licken Schisse Sr. Majestät sind sür Se. Majestät een Kaiser Friedrich in Eiv genommen worben »nb zwar: l) S M. Kreuzercorvettc .Ariadne" c>us Portorico am 12. März er., 2) S. M Kreuzer .Albatros" in Fnnchai am 13. März er.. 3) S. M. Kanoueiibool .Eber" in Eooklown edensall» an letztgenanntem Tage, 4) S. M. Kreuzer .Naulilu»" in Zanzibar am 15. März er. * Der N'ichSkanzler gab, wie der Münchener .Allgemeine» Zeitung" au» Berlin gemeldet wird, die Zusage, daß über de Vorgänge bei dem Besuche der Milglieber de» Reichstage» und de» Landtage» im Dom eine Uuler- uchung eröffnet werden soll. * Ai» ei» charakteristisches Zeichen für den in der ultra m ontanen Presse herrschenden Geist verdient e» in weitere» Kreisen bekannt zu werben, daß der in Paderborn erscheinende .Leo", ein SonntagSbiall sür da? katholische Volk, das sich rübml, mit einer Auslage vo» über 45 000 Exemplaren da» verbreitetste vo» alle» lalboiischen Sonnlags- biättern in ganz Deutschland zu sein, in seiner ersten nach dem ersoiglen Hinschelben dcS Kaiser« erschienenen Nnmmer für den l8 März seinerseits auch nickt ein Wort iidcr den hoben E»tschlasc»en zu sinden weiß. Kein Trauerrand weist auf Ta» hin, wa» in diese» Tagen alle Herzen bewegt, und abgesehen von der vier Zeilen umsaffendcn Notiz, baß .sie dockmürdigsten Bischöse au» Anlaß de» am 9 d. M. »,folg«',> Hn. scheiden« Kaiser Wilhelm'» I. dem Schmerze der katholischen .Intertbanen in bcsonkrin» obertnnlichen Erlassen liesgesühlten Ausdruck gegeben haben", erfahren die 45 000 Leser de- .Leo" überhaupt nickt» von Dem. wa- sich i» diesen Tagen zugelragen. Ui» so au-sührlicker wird neck heule über die Audienz der deutschen Pilger beim Papst, über eine An- spräche, welche Cardinal Melcher» an die deulschen P'lger in Ron, gerichtet hat (deren Text lügenhaft enlstelll ist. D. Ni.), über die Antwort de» CardinalS Rampvlla aus da- Glück wunschschreiben ber preußischen Bischöfe an den heiligen Vater und über da» in reu Monat März fallende St. Ivsij- fest beuchtet und geschrieben. . * . * Nach einer Meldung der „Politischen Correspondenz" aus Warschau erhielten zwei Regimenter der in Dubno stationirlen Insaiiterie-Division de» Ausirag. in vollständiger Marschbereitschaft weitere DiSIocirungS-Besehlc abzuivarteii. Man nimmt vielfach an, daß dieselben »ach der in der Nähe vo» Broty gelegenen russischen Grenzstadt Radziwillow abzn, licke» bestimmt sind, nachdem letztere eine Garnison er hallen soll. * Meldungen, welche der .Politischen Correspondenz" vo» ber bulgarisch-serbische» Grenze zugehe». constatiren, Laß ein Theil ber bulgarischen Geistlichkeit in ber leyien Zeit wieder eine ziemlich lebbasle politische Agitation zu entwickeln b ginne. Einige Popen, unter Anderem der Erzprnster i» Trn, habe» sogar von ber Kanzel herab die Bevölkerung direct ausgcsordert, den vom Suzerän alS illegitime» Herrscher erklärten Prinzen Ferdinant» der Macht zu enlkleiLcu. Die fürstlichen Behörden von Tr» seien zwar gegen de» pnrsterlichen Agitator kingeschutten, vermochte» aber nickt die Verhaftung desselben vorznnehinen, da die Bevölkerung die Vollziehung de» Haftbefehl» verhinderte. Dem Erzpriestcr ist eS gelungen, über die serbische Grenze zu flüchte». * Der im .Journal ossiciel" veröffentlichte Bericht de» französischen KriegSminister». aus Grund dessen die Enthebung BoulangerS vo» seinem ArmeccorpScommaudo verfügt wurde, hat folgenden Wortlaut: . Ich habe die Ehre, Sie davon in Keunlniß zu setzen, daß ich General Boiileinger, Eommandevr de» 13 Armeeroip», der im Lause de» letzten Febluar ohne Erlaobniß n0ch Pp-ezA.fa 1«. durch ein dom 19. d M. daiirte» Schreiben, iovald ich kne Thaisachc er fuhr. aufgesordert habe, sich unmittelbar aus seinen Posten zu be- geben. „Am daraus solqenden Tage, am 20. Februar, wiederholte ich diesem General durch einen nach Elerinoitt gerichteten Bries den Beseht, den ich ihm am Abend zuvor erlheilt hatte, und erinnerte ihn daran, daß Armercorp-commandanien da» Territorium ihre» Lommandobezirkc» nicht ohne ministerielle Genehmigung verlasse» dürste». „Am 25. Februar ersuchte mich der General schriftlich, sich au! vier Tage noch Pari« begeben zu dürfen. Ich e>widerte üim am 27. Februar, daß selnr Auwrienheit in Par,» im gegrnwärtigrn Augenblick zu unongenebm-n Deinungen Veranlassung gebin, und ihm daher die nachgrsuchte Eriaubniß nicht ertbeilen tönnir. Ich erinnrre daran, daß zu jener Zeit die Eandidatur Genera! Baulanger'» in mehreren DepaNemeni» ausgestellt worden war. und daß ich ihn durch einen Brief vom 22. Februar ausgefocdei« batte, mich davon zu benachrrchiigen. ob sein Name sür einen D pnlirtensitz mit seiner Zustimmung ousgrstelll worden. Ai» 23 Februar batte mir General Bouiangrr geantwortet, daß er Dem. wa» bezüglich der Wahl vom Soiiulog vergehe, durchaus fernste^». „Aus ein neue- Gesuch» welche» General Voulanqrr an, 28. F.bruar mittest Tengiamm» an mich richtete, nach Par,» kommen zu dürsen, wieberbolte ich nur den Inhalt meine» Br eses vom 27. Februar, wobei ich binzusügte. d ß die srüberen Gründe, aut denen ich ihm sein Gesuch obgeichlagrn hatte, drstehe» bliebe». „Trotz dieser formellen Befehle ist Grneral Boulanger dremi >1 noch Pari» grkon'mrii, am 24 Februar, am 2 und lO März, die beiden letzten Male »nter einer Vrrkleiduag, dunkle Brille tragend und scheinbar hinkend. „Am 12. März Morgen» empfing ich vom General Vonlanger einen Br es, den er vom 9. d. M au» LIermonI daiiri hatte, der von doit aber erst am 11. d. M. obgegangen und mittelst teste» er mich um Erlanbniß bat, noch Pari» konirnrn zn vürien , Au» ollen diesen Tbatlachen g-bt hervor, daß General Bovlonger drei Mal »bne Eilouun-ß noch Pari» gekommen ist. obwodl er den s»em,lie>i8-lebl »rbolten hotte, leinen Posten nietn z» verlassen. Trier Mangel an Disciplin ist um Io schwerer, al» derselbe von einem General au-geht, besten Aasaabe es tu, Le» N-aleii,enl» in e uer dem ilini »»vertraute» l obe» lli'iiimaiido cni- sprechenb » RuSdrbiiiing Geltung z» verich sten. D, ierneihin Geneial Boulan ier sbon im leisten Oerober wegen eim» V rstoß'» gegen die Disciplin mit einer strengen Maßregel, die aber ohne Wirkung geblieben zu sein scheint, bestraft werben mußte, so habe ich d e Eure, Ibncn rorjuschlage». dielen General auß r Dienst zu stellen und ihm ieiii Amt zu entziehen. „Dean Sie diese Schstißsolgernng billigen, so habe ch die Ehre. Sie zu bitten, den vorliegende» Bericht mit Ihrer hohen Mw l! zu versteh ii. Giichmigen Sie »c. Der KriegSminister General Logerot. Genehmigt. Der Präsiden« brr Republik Lar not." Da» Wort, daß die „Lächerlichkeit tvdioi", Hai »n Frank- reich längst seine Bedentniig verloren. AnberiisallS hälien Mu»»er wie Vouiaiiger, Pani Döivnlödc und ancere Heroik» ler! geraumer Zeit einem derartigen Schicksal verfalle» muffe». * Lazcno Hippolyte Carnot, der Bater de» Präsi denten der französische» Republik, Sab« Eariivt, ist am DonnciSkag zn Paris ii» Aller vo» 80 Jahren ge storben. Bei drn lebt,gsten Svmpalhic». welche brr ebrnso friedliebende, wie besonnene Piästdent der Republik auch in D nkschlaiid bereit» gewonnen bat. geziemt es sich um so mehr, bei» iiiniae» Beileide a»S Anlaß des von Sadi Carnet er littenen Verluste» AnSdrnck zu gehen, al» der verstorbene republikanische Senator Mitglied der provisorischen Regierung von l818, eine der achknugswertbeste» Persönlichkeiten Frank reichs war. Ein Sobn des Grasen Lazarc Nicola» Marguerite Carnot, de» „Organisator» des SiegeS" zur Zeit der großen Revolution, winde Lazare Hippolyte am ii. Avril 180i ge boren. Mit de», Vater, der auS Frankreich fliehen mußte und in Magdeburg am 3 August 1823 starb, lebte Lazare Hipvoivte Carnol siebe» Iabre in Preuß ». wo er eifrig deutsche Sprache und Literatur studirte. Lkach dem Tode seines Bäte;» nach Frankreich zinück.pkelirt, wurde er Advocat und Journalist. Ii» Jahre lb39 wurde er i» die Tepiilirten» . kam wer gewählt. Nach ber Februarrevolution zum Minister de» öffentlichen IliiterrichlS und de« Cult»» ernannt, legte er »ach kurzer Zeit sei» Amt nieder und schloß sich in der National versammlung der republikanischen Linke» an. AlS er nach dem Staatsstreiche in de» g-setzgcbeiikei, Körper gewählt wurde, wurde er wegen Verweigerung des HuldlgiiuaSeibeS, ebenso wie Cavagnac nnk HLno» nicht ziigelaffe». Erst im Jahre >804 leistete er diese» Eid und schloß sich dann unverzüglich der Opposition an. Nack dem Sturze de» Kanerre'cheS wurde er Maire ei»ev der ArtoutiffemelitS von Pari». Mitglied der National versammlung, wurde er später zum lebenslänglichen Senator gewählt. Den» tüchtige» Manne war es wohl zu gönne", daß er an seinem Lebensabende seinen allgemein hochgeschätzten und b-liebten Sohn Sadi Carnol zum Nachfolger IuleS Grevy'S erwähle» sah. Vor einige» Tagen wurde Senator Carnot von emer Lmigeiicntzüiiduiig ergriffen, der er »i»>- mehr erlegen ist. Tie Leichenfeier sür den Vater deS Prä sidenten der sranzösischen Republik wird sich jedenfalls z» einer großartige» Kllnkgchung gestalte». * Brasilien ist vor einigen Tage» wieder zum Libera lismus zurückgekehrt. der conservakive Baron Coteg pe hat dem Piogrelsisi 1» Cvrrea de Olkeiro de» Platz geräumt, und zwar ist e». wie meisten» i» Brasilien, auch diesmal die Sctavci, frage, welche die Conscrvativen zn Fall gebracht bat. Im Gilliidsatze ist die Eclavensrage im Jahre l87I durch die Annahme de» Gesitzc» Riv. Braneo, welches alle in Zukunft in der Sklaverei geborene» Kruder frei gab, gelöst worden; aus diese Weise aber schien die Abschaffung teS ent würdig nde» Menschenhandel» dem europäischer Civilisalioii »achstrebeiiden 'Brasilien z» langsam vor sich zu geben, des halb eiwiikte Saraiva im Iabre 1885 die Ficilaffung der Srchzigjäbiigen unter der Bedingung, daß dieselben vcipfl chtet seien, ihren h eheriae» Herren und Besitzern »och drei Iabre zu dienen. In der Wirklichkeit aber st llten sich allerlei miß liche Folge» dieser an sich so löblichen Bestrebungen Hera»-, die oit empsiiiklich ans die F nanzen z»rmlw rkle». Trotzdem verlanale daS Lank gebiete,,sch eine endgültige Lösung, und als Coirgive derselben sich midersetzte, vertrant.' d e Kron prinzessin Regent», die Führung der Geschäfte Correa de Oldeirv an, und dieser »abin Anlomo Prado, der »ack seinn» Ausscheidei, auS dem Ministerium Colegipc als die S elr dieser Cclavcndcwegung galt, al« Ackerdanmiinsler i» sein Cabincl aus. Zur parlainculllrischen j?aze. ici.O. Berlin, 17. März. Eine seltsame Slr itsrage habe» keutschsreisinnige Puhlicisteii hinsti'tlch der jenigen Neiet> sg esetze ausgeworsen, ivclche bereilS die Zu stimmung vo» Reichstag und BunkeSrath gesnndeu haben, deren Verkü idigniig 11» ReickSgesetzblalk at -r noch u>ck'! erfolgen konnte. E» bandelt sich n iiieiittich »m die 0 etz- entivürse ivege» Veriängernng der Legiölatnrp riod ui, u-ü Erneneriing des Socialisteiigesetzc» und B'lbiünknug der O ssenllist keit bei G lichisveiliandlnnge». Werl tiefe G s tz- enlivürse in der vom Reichstag besck'ioffene» Fo 1» die Eiii- leitnngssormcl: »Wu Wilhelm von Gottes Gnaden" n. ». iv kragen, w rd die P> biicatton dieser Gesetze sür »unio tick erklärt, wenn nicht der Reich-rag auSd, iickl'ck se>»e Z stunuiniig zu der durch de» Thronwechsel v ranlaßie» Abänteiuiie dir E>n- lcituiigajormel 1,1 jedem eiiizelneii Falle gegeben Hai. E !»i ß e also eine ganze Reihe von G>setzen nochmals a» den R g kommen und rS lvniile hier noch einmal die ganze Beiallmng von vorn aiisaiigen. Es ist ki» Streit ui» eine reine Formalität, be, welchem eS sich nur darum handeln lau», ob die Zulässigkeit der einsachu, Abände ung der mittr einer anderen Voranssetznng beschloffenen Ernleilun sso:» l beim Vollmg rer Gesetze als selbstverständlich auS Ait. 17 der Ne ctsoeisassui'g solgend anerkannl >v:,v oder ob man sich aus einen strengeren soimaUslischc» Stantpnucl stelle,, »i.r eine ausdrückliche Ermächl gnng zur 'Abänderung der E nleilnugs. sormcl bei den in Betrackl konimeiiden Ges,tze» verliiizeii will. Die bei letzterer Aniiastung z» beobachlende Fon» mag kaliingestellt bleib-ii; sie könnte, w'»;> inan die c» B>ot»s überhaiipi sür nothwendig hält, keine Sckwieiiak ,'en b-reit',i. Unserer Ar.sicht nach ist überbanpt eine besondere Erniachtignug nicht iiclüwcntig, nachdem durch die Tbalsack 11 die Voran: ietzung. unter der die G s-tze beschicffen worben, in dnsem Piinkle hinfällig geworden ist. Aenkeiuiigti, an beschlosseuru G setzen aaß-r dieser rein sornialen und durch ganz besondere Ereignisse v ranlcißten wär-n allerdings Ilichl zulässig. Aber s, ihst wenn NI'I» den str-ng formalistischen DtaNdpunkl h rvvil
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