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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.04.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-04-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188804226
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880422
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880422
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-04
- Tag1888-04-22
- Monat1888-04
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.04.1888
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Erste Vkilage M Leipziger Tageblntt und Anzeiger. 113. Vas zersprungene Glück. Novelle von Alexander Baron von Robert». «»«Sr»« »erde«es. lSch'uß.) 3m Haus- entsteht rin Ausruhr, vielerlei Hände sorgen ma mich. Man hat mich aus einen Divan gebettet. 3ch schlage dir Augen aus, sehe sie Alle der Reihe nach grob und verwundert an. Dort hält ein alte- Weiblein, da» die hageren Hände über dem geblümten Kattun ihre« Halsluche» bi» zum Kinn erhoben hat und meine Gegenwart nicht fassen kan». »So ein Kind! Nein, so ein Junge!' entfährt immer von Neuem ihre» welken Rippen. Da steht da« Mädchen mit Len üppigen blonden Haarwellrn und mit dem breiten Stroh- Hut, der noch immer ihr Nosagesicht beschattet; warum sieht e« mich böse, fast feindlich an? Zu meiner Seite aber kniet sie. Au» ihren erregten Mienen leuchtet ein verklärte« Lächeln, doch au» ihren Augen stürzen Thränen. Ihre Hände wissen nicht, wa« sie thun sollen — immer wieder fahren sie mir streichelnd und tastend über Stirn und Haare. Ihre Lippen wissen nicht, wa» sie sagen sollen — e« ist, al» flüsterte sie Wort« in sich hinein, abgerissene, traumhafte Worte, die Niemand ver stehen soll .... Da» Fenster steht aus, und e» strömt eine köstlich erquickende Lust herein. Mein irrender Blick schweift über da» bläulich durchhauchte Grün de» nächsten Waldrückrn» zu den .tausend Bergen' de» Horizont». Dort oben ragt eine Burg mit blitzenden Fenstern, und eine Fahne flattert lustig vom höchsten Thurm ... .Eisenach, Billa Alberta!' li»pcll e» noch einmal über meine Lippen — c» ist Alle« wie rin märchenhaft schöner Traum. Erst später, da sie mit mir allein war. versuchte sie mit leise fühlenden Fragen au«,»horchen. Wa» denn geschehen? Wie ich hierher gekommen? Warum ich gestoben? Aus meinem Wege hierher hatte ich mir vorgrnommen ihr sofort mein Verbrechen zu gestehen. Nun blieb ich stumm — nicht» al» meine grobgespannten Blicke, die sie anzuflehen schienen, nicht weiter in mich zu dringen. Alle», was mich hier umgab, sie selbst, die vor mir kniete, ihr prächtige» Gold- Haar. ihre strahlenden Augen, ihre Worte, Alle» schien wie verklärt von einem wunderbaren Sonnenschein — ich meinte, Alle» da» müßte sofort wie eine Vision verfliegen, wenn ich mein Geständneß ablegte — einen Augenblick gedachte ich de« Dunke!» in meine» Bater» Hause, da» so schwer und schwül über un» gelastet — wie ein Alp übrsiel e» mich, eine eisige Kälte durLbebte meine Glieder — ich schauerte zusammen... Die legte sie die» Schauern au»? Zn einem leidenschaft lichen Ausscbrei umscblang sie mich — preßte mich mit ihren Armen au ihre Brust — hielt mich fest und fester umklam mert, al- müßte sie mich schützen gegen ein Unheil, — gegen Jemanden, der mir rin Leid zusügrn würde, — gegen ihn. ja, gegen meinen Vater! Bedeutete ihr mein Schauern denn nicht, daß irgend etwa» Unerhörte», Gewaltsame« geschehen? — Nur Solche» könnte mich zu dieser seltsamen Flucht getrieben haben.... Und ich fühlte wieder ihre beißfließendcn Thränen mein Antlitz benetzen, wie in jener Nacht, da sie mich au» dem Schlaf gerissen, um jammernden Abschied von mir zu nehmen Ich ließ sie gewähren, ich that keine Einsprache. Ihre Liebkosungen berauschten mich, betäubten mich — ab, so etwa» Neue». Ueberwältigende» — meine Mutter, meine schöne, süße Mutter, die mich mit ihren Liebkosungen säst erdrücken will.. LH. wie sollte ich widerstehen? Ich blieb stumm, und kein Wort, keine Bewegung, die meinen Vater in Schuh genommen hätten gegen ihren Ver dacht. Auch am anderen Tage nicht; zu verschiedenen Malen erfaßte mich eine Neue, daß ich ihn gestern nicht verthrivigt — ein Mitleid, wenn ick seiner Einsamkeit und seiner traurigen Lugen gedachte. Ich wollte vor sic hintreten und ihr sagen: »Nicht da». Papa ist gut — ich bin der Verbrecher!' — Aber eine plötzliche Angst hielt mich immer wieder zurück, eine Regung der Feigheit, daß e» dann mit meinem Märthrer- tduin vorbei sei und all der Sonnenschein von dem unheim lichen Dunkel verschlungen würde .... Ueber ihn selbst siel kein Wort von ihren Lippen. Am Morgen sagte sie, als müßte sie sich selbst entschuldigen: .Ich habe gestern telearaphirk! müssen, daß D» hier bist, weißt Du. Man vermißt Dich und e« girbi einen Lärm Aber sei ruhig, sei ruhig, e» soll Dir schon nicht- geschehen!' Gegen Abend kam ein Brief, er mußte von meinem Later sein. Mit flackernder Hast verschlangen ihn ihre Augen, dann, in einer krampfhaften Bewegung, zerknitterte sic ihn mit der Hand. Zhr Kops sank zurück, ein fahle- Blaß bedeckte ihr Antlitz, ihre Lippen bebten. Nun fuhr sie wieder empor, la» and la» von Neuem da« zerknitterte Blatt. E» war nicht» Gute» Ich erfuhr später eine Andeutung «ein Vater beschuldigte sie, daß sie mich heimlich zn sich hin übergelockk, ja, baß sie mich gewaltsam au» seiner Nähe ent sernt. einen gewissen, unseligen, häßlichen Eontract brechend, den Beide sich selbst in der Stunde der Trennung auscrlegt Tie blieb von da an in zitternder, fiebernder Erregung. Sie mochte geantwortet habe», neue Briese folgten — neue Stürme. Der Au»bruch eine» offenen Kriege», an Stelle de» stummen Waffenstillstände», der sie bisher getrennt dielt. Ihr ganze« Wesen schien zu glühen in einer unheimlichen Lndenschast — Alle- aufgewühlt und zu Hellen Flammen an gefacht. wa» in ihr geglimmt all die Jahre hindurch. E» war da- zerbrochene Gla»! — Nun werden sich die Tonntag den 22. April 1888. Geschicke unsere» Hause» erfüllen ... e» wird Alle« zu- Hoffen, daß er sich durch die paar bingcworsenen Heilen würde ammensinken, es ist da» Ende! Zn rwrr überwallenden Vcr- ^ ' " ^ ^ ' - - - - - - - weislunz war ich zu ihr hingestürzt, schluchzend stieß ich'» crau»: „Papa, ist nicht Schuld ... ich, ich habe da» Gla« . . ." Sie ließ mich nicht au-reden, preßte meinen Kops gcwalt- am an ihre Brust. „Du Aermster . . . ." hauchte sie hin. Und dann mit einem auffahrenden Trotz: „Warte, Du sollst e» schon gut haben!" Die Tafel, an der wir speisten, war hell und freundlich, aber dasselbe herzbeklemmende Schweigen, wie jene», da» über der trostlosen Cchnerfläche in meine» Vater» Hanse lag. Wohl webte da draußen vor dem geöffneten Feiistcr die goldene Sonncnwclt, wohl schaute da- Himmel-blau lächelnd, wie eine Verheißung besserer Tage, Herrin, und all' die Gegen- kände auf der Tafel, ring-um an den Wänden, mühten sich, ürsen Sonnenschein und die» Lächeln zurückzustrahlen. Um- onst — meine Mutter saß mit abwesenden Augen und ledernden Gedanken, meine Schwester mir gegenüber; prüfend, horchend, lauernd sah sie mich an, die Blicke ihrer großen Augen schienen wie eine Anschuldigung; war ich doch gekommen, um den Frieden diese» Hause» zu stören und all' den Sonnenschein Lügen zu strafen. — Ich hätte doch da- bleiben sollen! warfen mir diese Blicke hin. Wenn meine Mutter ein Wort an mich richtete, so bemerkte ich, wie meine Schwester mit ihren Pcrlzäbnen die Unterlippe biß — van» war e», al» sprühte rin Haß au» ihren Augen; die Antworten, die sie der Mutter gab, waren kurz, fast abweichend. Wir sollten miteinander spielen: die alte Dore gab sich Mühe, un» in einem gemeinschaftlichen Sviel zu vereinige». Wir fügten un» ansang», mechanisch gehorchend, kann sprang Else plötzlich weg — nein, sie wollte nicht mit mir spiele»! Kein Wort, da» über ihre Lippen kam — aber mit ihren Blicken maß sie mich feindlich, tcindlich! . . Sprachlos stand ich vor Viesen Blicken, ich wollte ihnen trotzen mit den meinen — eine Gluth übergoß mein Antlitz, eine kurze Mallung de» Zorne- . . nein, nun senkte ich die Auge», schlich davon, bc siegt und verwirrt und völlig rathlo». Ja, ich bin der Verbrecher! Ich bin gekommen, um den Frieden diese- Hause- zu stören! Ich will wieder gehen! — Abermals fliehen! — Wohin denn? Wieder zurück zu ihm, dorten hinten in dem Schatten?! . . ES war eine bange, herzbeklemmende Stille. Meine Mutter schien erschöpft von all* der Erregung, da-seine Nosa ihre- Antlitze- war gewichen, die Schönheit ihrer Züge ent stellt, ihre Bewegungen halten etwa- unsicher Tastende-, ihre Schritte schienen zu wanken — e» war, als müßte sie i» jedem nächsten Augenblick zusammcnbrechcu. Nach einer schwülen Pause kam ein letzter Brief von ihm Noch einmal, zum letzten Male, flackerte die verhaltene Glnth, die sic zu verzehren drohte, zu einer Flamme empor. .Man will Dich wieder habe», Kurt!' ries sie in schrill schneiden dem Ton. .Komm', komm'....' Und sie riß mich an sich so heftig, so gewaltsam, daß mir der Athem verging. „Mag er Dich doch selber holen kommen!" ES War ein wilder Aufschrei, der au» ihrem Herzen zu gellen schien. Ich erschrak, wie ihre Wange glükte, wie die Adern ihr pochte». Dann sank sie krank darnieder, ernstlich krank. Else und ich saßen allein am Tisch, ihr Platz war leer, und nur da» gutmiltbige Bemühen de- allen WeibleinS, unser peinlich tiummeS Zusammensein mit ihren Worten zu beleben. Von Z"t zu Zeit stand sie, sah un» mit wehmüthige» Augen an und schüttelte den grauen Kops. Da, in der Nolh und Marler dieser Slunde» tönte mir ibr wilder Aufschrei immer wieder durch den Sinn: »Mag er dich koch selber hole» kommen!" Immer dringender tönte e» — ich klammerte mich daran, al» müßte von dort eine Rettung kommen. Ah. wenn er käme! . . . Jetzt fühlte ich, daß er wirklich gut war und eine bebende Ahnung, daß eine plötzliche Be thätigung dieser geheim verschlossene» Ticke e:»c Lösung bringen müßte, überkam mich. Vielleicht sänke sich ei» sühnende» Wort von seine» Lippen zu den ihren — vielleicht ein verzeihender Blick von Buge zu Ange, der all' den ange sachten Haß in milvcn Frieden wandelte . . . Ich kachle an den Brief, de» meine Schwester zu Papa» Geburtstag geschrieben und der ihm jene Thräne entlockt batte Wenn ich ihm schriebe . . . nur ein „Komm! komm!" der Verzweiflung — vielleicht möchten meine Worte eine andere Thräne au» seinem Herzen locke»? — Vielleicht käme er wirklich? . . . Und ich setzte mich hin und schrieb, mit zitternder Hand, mit ruckendem Herzen die Adresse und Alle» — hatte ich roch Briese an ihn genug ans seinem Schreibtische liegen gesehen. E» war ein Hilferuf, ei» Schrei der Verzweiflung. Diesmal würde er meine kalligraphische Leistung nicht lobe» können ... „Lieber Papa! Komm', komm' schnell! Auch Mama sagt, D» sollst komme», Mama ist sehr krank, wir fürchten unS sehr. Sei nicht böse, lieber Papa, ich habe e» gethan, ich tin e» gewesen, ich will arlig sein. Lieber Papa, ich habe Dich lieb und es grüßt Dich Dein Kurt." Und ehe ich den Brief schloß, noch einmal, im Trange der Angst, als wäre der Brief eine Beschwörungsformel, der diese letzte Wiederholung noch fehlte: „Papa, komm'!" Ich trug da» Echrislnck selber zum Briefkaste», mit Mühe schob ich einen Stein Hera», daß ich daraus stiege, um die Oefsnung de» Emivurs» zu erreichen. L). welch' ein kindische» 82. Jahrgang. „wegen lasten, daß diese Zeilen da» heranwälrende Unheil beschwören könnten! . . . ' . ' E» war am Abend, die Dore hatte ein Bilderbuch ans den Tisch gelegt, zwei Stühle davor gesetzt und »,eine Schwester und mich daraus genvthigt. Wir wollten folgsam ein — drinnen lag Vic Mittler ans ihrem Schmerzenslager, und noch immer keine Besserung in Aussicht E» war eine bange Stille. taS ganze HauS schien de» Alhem anzul,alten, gespannt, was die nächsten Stunden und Tage brächten. Mechanisch schlugen wir ein Blatt nach dem andern um; mit starren Augen, ohne eine Spur de» Interesse», betrach teten wir die Bilder. Kein Wort zwischen uns Beiden — chneller blätterten wir jetzt, al» müßten wir uns durch die gesteigerte Eile von der Oual solcher Gemeinsamkeit befreien. Da tönte die Hausglocke. Else blickte zu mir aus, wie ich zusammcnsubr bei dem Klang. ES war ein Flüstern drunten, rin Husche» — nebenan ging die Thür — und ei» neue», ängstliche», drängende» Flüstern. Dann kam ein vor» ichtiger und doch schwerer Tritt die Treppe herauf . . . der Doctor? Ein kurzer, abgerissener Schrei hallte nebenan — dann eine sonore Stimme, die beschwichtigende Worte in gedämpftem Tone sagte. . . .Pa . . . pa . . .' ächzte eS über meine Lippen. Das )erz stand mir still. Else zuckte empor; ungläubig, erschreckt zugleich, stierte sie mich an. Und dann saßen wir wie gelähmt, die Augen ans das Blatt, dar gerade auslag. gerichtet, regungSIo», fast ohne Athem, und lauschten, lauschten ... ES war ein hastendes Flüstern dort drinnen — jetzt wechselten die Worte schneller» leidenschasllicher — eine neue Slille — nun ciu Schluchzen, ein Wimmern . . . wieder still.... Ich weiß nickt, wie lange wir saßen und starrten »ud lauschte». Plötzlich ward die Thür langsam und vorsichtig geöffnet. Wir wcudetc» »»selc Köpfe »ach de», Eintrekendc» — kein Glied, da» sich rührte, keine Wimper, die zuckte. — Papa! Ja er ist'»! Und eine» Augenblick bleibt er in der Tbür — bann ist er ans un» zngestürzt, hernieder ans die Kniee zwischen unsere beide» Stühle. Und nun hält er u»S umfange», »mschlosion niit den »lächligen Fesseln seiner Arme. L?, er ist so seltiam, so laut!— D e Thür stchl aus und drinnen liegt die Schwer- kranke! . .. Die erregten Worte und AuSruse, mit denen er un» überschüttet, sinke» ein Echo in dem leisen Schluchzen von dort .... ihr hingestiirzt. Ich glaube. eS war sei» Name gewesen . . . Bon dem zerbrochenen Glase war bi» jetzt keine Rede. Eine- Tage» »ahm mich Papa zwischen seine Kniee: „Höre," sagte er, „Du bist dennoch rin kleiner Held, trotzdem Du mir dcserlirl!" Wieso? — Ich schaute ihn verwundert an; waS meinte er? Eine heiße Nölbc üborgos; mein Antlitz und eine gewal tige Scham besiet mich — daß ich sie Alle so betrogen balle mit meinem Schweigen. Und stammelnd, mit halbem Schluch zen. brachte ich Alle» heran», wie ich da» Gla» zerbrochen . . . wie ich allein an Allem Schuld wäre. .. „Und deshalb bist Tu geflohen?!" staunte er — dann löste sich da» Clailiicn in ein Helles Anstrichen. Die- ärgerte mich; so machte da» entsetzliche Unglück, taS ich veranlaßt, nicht einmal eine» Eindruck aus ihn? So halte das Glas denn nicht die Bedeutung, die ich ihm i» meine», Kinderwahnc heigelegt? Mil schmollender Miene ries ich die Autorität deS allen Mathias an. daß doch da» Glück unsere« Hauses an diesem Glase hinge. . . „O. daS ist'»!" sagte er, und er ward ein wenig nach denklich. „. . . Gewiß, Du hast Recht!" — Dann in komischer Drohung, säst wie Friede!, meinte er: „So wird man Dir wohl de» Kops abreißen müssen, ha?" Gleich daraus eilte er zu Mama» Lager, und ich hörte, ivie sie flüsterten, — nun vernahm ich ein gemeinsames Kichern. Sie riefen mich Beide, und ihre Stimmen klangen »sainmen. Ich stand zwischen ihnen, Jede» hatte eine Hand ans meinem Kopfe ruhen, und diese Hände mochten sich berühre». „Man wird ein nenc» beschaffen müssen," sagte Papa in seinem schönsten sonoren To»; „WaS meinst D», Kerlchen? — Kein Gla». aber ein neues Glück — eine», daS besser hält..." fügte er leiser Hinz». Und ich sah. wie eine Nötbe ihre Ge sichter bclrbte und ivie ihre Augen sich trafen, voll nnv stark und innig — ein Gelöbniß, das neugesundene Glück, da» aus den Scherben de» alten erstanden war, mit allen Fibern zu hüte» und zu wahren aus Nimmerlassen... Und er blieb! L?. er blieb! — Dir sahen ihn an ihrem Lager sitzen stundenlang, halbe Tage lang, die A»g"i> zu Bote» gewendet, aber diese Äugen horchten ans da» Fieberhafte ihrer Athemzüge. Auch aus seinem Antlitz hatte der Sturm seine Spure» znrückgelassen, und an» de» v rdun? Ilen Höhlungen seiner Angen sprach daö Leid. vaS er e. duldet Einmal hielt er mit seinen Händen ilire wachsblassen Hände iimsangen, »»d seine Stirn ruhte schwer daraus. Sic wehrte ihm nicht, sie zog die Hände nicht zurück . . . . c» war etwa-, WaS in mir ausjubcln wollte. Ich weiß nicht, waS vereinst ihre Herzen von einander z» trennen vermochte — welch' ei» Vcrbängniß, welch' ein Zwiespalt, welch' eine unselige Verkettung von Zweiset», Mißverständnissen, Trotz und Leidenschaft ihre» Bund gesprengt — ich wage nicht, an die» Geheimnis; zu tasten, ich will cS nicht ergrünten. — Wie leicht ze>schellt ein Erdenglnck zn Scherbe»! Seht doch, wie die Sterne vom Himmel sallcn, die Ihr fest angenictet glaubtet! Ich weiß auch nicht, westen Lippen da» erste, schlichter» tastende Wort de» Frieden» liinhauchten — wie sich^lne Augen sanken unter sühnende» Thränen — in welcher Stunde sich ihre Herzen wieder zusamnicnschlosscii zu einem bessere», minder gebrechlichen Bunde. — Wer ermißt, wie nahe Haß nur Liebe bei einander wohnen? Vielleicht bat auch der alle Mathias Recht gehabt: „Lcr Respect, eö ist der Respect' Der Respect >n»ß sein!" Von »un an waren wir nicht mehr alle!» hei Tiscke, Papa saß zwischen unS, an der Mnltcr Platz. Wieder gab cs nicht viel Worte i» diesen erste» Tagen — aber cS war nickt die herzbeklemmende Gewitterschwüle, eS schien, al» hörte» wir da» leichte Rauschen von EngelSsiltichcn über »n». Wir saßen ausrecht ei,lauter gegenüber, meine Schwester und ick. aber eS war «ickt» Feindliche» mehr in ihren Blicke» — nur der Ausdruck der Verwunderung, wie da» Alle» ge kommen, und die Angst, daß die nächste Slunde dieses seltsam unerhoffte Heil. VaS unS Allen widerfahren, von Neuem vcr nichten möchte. Da brachte der Arzt die Sicherheit ihrer Genesung — welche Helle »influtbclc n»S plötzlich! Wo war die csoiine all' die Tage über gewesen? — Papa sah völlig verändert an» in der Verklärung diese- neue» LicbtcS — cm verhaltenes Lächeln schien über seine Mienen zn beben — die Besangen heit seiner Worte löste sich — lauter tönle da» Gespräch ; ja nun geschah e», daß Else»- und »'eine Sliminc «ich in sröh lichei» Geplauder zusammrnsaiiben. Zuweilen auch klang ihre Stiminc an» den: Krankenziuinicr herüber wie wir da lauschten alle Drei Nh. wie wohl dieser Klang uns Alle» that! Einmal ries sie ein Wort daS wir nicht gleich verstehen mochten .^. . Papa war cm gesprungen, ivie vc» einer unbändigen Freude ersaßi, und Eine Zeit daraus wandelten wir am Strand« der See. wohin wir zu Mama» völliger Gesundung gereist waren. Die Sonne bestrich den Sand mit schräge» Strahlen und :eß die feuchte glatte Fläche wie einen silbernen Spiegel erglänzen. Und aus dieser Helle schrille» sie Beide, Papa „nv Mama — wie hoch sie waren! Wie schön sie Beite waren! — Else und ich folgten den Fußstapsen, die ihre Schrille im Sande zurücklicßen. DaS Meer warf bäumende Schanmwellen an? Land — Jene sprachen mit lauter Stimme, daß sie sich verstände» im Donner der Brandung, und der Wind trug einzelne ihrer Worte zu u»S herüber. Wir liefe» und sprangen hin und wieder, neckten unS mit den herauswälzentcil Wellen und suchten nach allerlei Nipp- achen, die daS Meer hinwars, nach glänzenden Steine». Mnschcl» und smaragdgrünem Tang. Und je lauter die Wogen donnerten, um so lauter schallte unser Jubel. Ab. ivie waren wir glücklich, wieder Kinder zu sein! — Wir Hallen gelitten und geduldet alt' die Zeit Uber wie die Großen — nn» wollten wir unser Recht! Wir wollten wieder Kinder sein t vermischtes. — Eine curiose Sammlung kommt, wie der „Frankfurter Zeitung" geschrieben wirk, in London »nter den Hamnicr. Der kürzlich verstorbene George Godwin hat während seine» Leben» viel Mühe und Geld verwendet, um die Stühle und Sessel berühmter Männer und Frauen anszustöbcrn und anzukaufen. In seinem Han» in Eronwell Place ist da» Studirriminer mit den selt- sgiiiste» Möbeln angcsüllt. Da ist u. A. der höchst einfache Sessel, in welchen, Shakespeare seine Dramen geschrieben haben soll; eine Kette mit Borlegschloß, die von einer Lehne zur ankeren reicht, verbietet e» den Unbefugten, sich aus den Sitz nicberzulassen, den der Großmeister der dramatischen Dichtung benutzt hat. Der einzige Schmuck de» Möbel» ist eine rauh eiiigefchnitzlr Kirche ans der Rllcklehnr. John Gay's Lchnslnbl dagegen ist breit und bequem und mit rostfarbenem cdcr anSgcjchlagc»; zwei Lichlsiöcke sind an die Lehnen befestigt nnt ei» Brel znin Schreiben dienlich, sammt Schubladen für Tinie, Feder und Papier vervollständige» die Ausrüstung. Ein Siuül, der vor 40 Jahren an» dem Schloß Hevcr erworben wurde, wird der Anna Bolch», Gemahlin Heinrich'» VIII. zugcschriebe». Sir Waller Raleigh'S Lehnstuhl ist ein statt liche» Möbcl, daS Holziverk aus gedrehte» Kugeln, vergoldet und mit einem Kissen. Bo» riesigem Uinsang, anS dickci» Eichenholz ist der Lehnsessel, ans dem Waller Savagn Lankor seine» mächtigen Körper auSznriibcil liebte. Der Sessel, den die Tragödin Mrs. SidtonS benutzte, ist ans BambuSrobr und grob gearbeitet. Die Dichterin Elisabeth Varrclt Brow ning besaß einen eleganten bequemen Lebnstnbl mit Stickereien reich verzier«. Tbackcray'S Faulenil ist em geräumige», reich gepolsterte», c irinoisliisarbcue? Möbcl. Eharlcö Mnttbciot' Lehnstub! ist schäbig uns zeugt von langem Dienst nnd riecht stark »ach Tabak. Anßrkeiii besitzt die Samnilnng »och die Stühle der Latv Morgan. Lhllon Bnlwer's LieblingLstubl mit eine»! Rvhrsitz. Bvron's Fanten l mit ro'.beni lltrcchlsannncl auSgtschlageii, Alexander Povr'S steife» Lcliiiscsscl und einen Stuhl, der Napoleon I. zugeschricben wird. ' ^ ^ pollvk, iltt Mkstk« ÜKchtchk i« Al«id«cstosf-N nnd Lonfsctisns sm Ult Wichs- Ml> EiN»«r-Zl>isi»i. sstellnng dev letztevschienenen Neuheiten in Oviginal-Modell-Lostnnren. Sie jktzijn Hoden dieser Saison Kid;« wesentlich heradgesetzien Preisen M verkauf gegellt.
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