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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.08.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-08-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188808267
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880826
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880826
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-08
- Tag1888-08-26
- Monat1888-08
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.08.1888
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Erste Leilage M Leipziger Tageblatt und Anzeiger. 23S. Sonntag den 26. August 1888. 82. Jahrgang. Der falsche Can-idat. Humoristische Erzählung vou Adols Lippold. Nachdruck verboten. (Schluß.) V. An demselben Tage, wo Wollentin die Begegnung mit der von ihm angebeteten Dame halte, war er erst >u Licbcnstei», oder vielmehr in Schweina, wo er in einem ihm von Frey vorher bestimmten Gasthose den letzteren treffen sollte, an- gekommcn. Sein Freund wohnte nun allerdings schon seit dein vorhergehenden Tage daselbst und batte auch sür ihn Quartier belegt, aber er war, wie die Kellner sagten, r»S »Städtchen gegangen, und Wollentin beschloß, ihm enlgegcnzu- gehen. Er wählte dazu aber den sich aus der Anhöhe hin» ziehenden Weg. während Frey, wie wir wissen, den Wiesen« psad zum Heimweg eingeschlagen halte, und Wollentin ver- sehlle also seinen Freund. Erst atS er nach der Begegnung mit der jungen Dame direct nach Schweina zurückkehrtr, tras er mit Frey zusammen, in dessen Herz und Ohr er nach den ersten Begrüßungen denn auch sosort alle seine erlebten Abenteuer auSschültete. Wie nicht anders zu erwarten, lachte derselbe ansangS herzlich über die Erlebnisse Wollentin'S; als er aber ge wahrte, wie sehr daS Herz seine- Freundes, vorzüglich bei dem letzten Vorkommniß, engagirt war, und als ihm Wollentin schließlich ebenso offen wie bestimmt erklärte, er liebe die schöne Reisegefährtin und würde AllcS daran setzen, sie wicderzusehcn, schüttelte der gute Candioat, der dcS Freundes Charakter gut genug kannte, um zu ermessen, wie ernst eS demselben mit seine» Versicherungen sei, doch ernst den Kops, vermochte eS aber trotzdem nicht, deS Freundes Bitten, ihn bei seinen Nach forschungen nach der jungen Dame zu unterstützen, zu wider stehen, und sag:e ihm seine Hilse zu. Dabei vergaß Wollentin ganz und gar die ihm von seinem Bater ausgetragene Ecm» Mission, und so erfuhr auch Frey nichts von derselben. Mehrere Tage durchstreiften nun die beiden Freunde die ganze Um gegend, ohne die Wohnung der jungen Dame zu entdecken, so daß sich Frey schon allmäl'g der Hoffnung hingab, die Dame sei nach flüchtigem Aufenthalt in Licbenstein bereits wieder abgereist. Heute beschloß »nn Frey, der berühmten Hoble in Licbenstein einen Besuch abznstatlc». und lud selbst verständlich den Freund dazu ei». Allein Wollentin wollte davon nichts wissen, denn noch immer hatte er die Hoffnung, die Geliebte wieder zu finden, nicht ausgcgeben. Frey, ein wenig ärgerlich über des Freundes Weigerung, erklärte schließlich, allein geben zu wollen, und machte sich aus den Weg, während Wollentin gleich daraus den Wiescnpsad nach Lieb.-nstein einschlug. Gedankenvoll schritt er dahin, er achtele weder aus die landschaftlichen Reize der schonen Gegend, noch aus den Blumenflor, der, einem bunten Teppich vergleichbar, die Wiesen zierte, nur die Gärten und Fenstcrrcihcn der am Wege zerstreut liegenden Billen und kleinen Wohnhäuser musterte er aufmerksam, aber anfänglich ohne Resultat. Plötzlich aber blieb er auf einmal stehen und drückte sich »n- willkürlich hinter ein am Wege stehendes Gebüsch. Sein Herz klopfte ihm mächtig in der Brust, denn, eS war kein Zweifel, aus einem Fenster des ersten Stockwerkes der nächsten Billa schauten zwei junge Damen heraus, an deren einer er sosort seine schone Reisegesährtin wieder erkannte. Die jungen Damen schienen aber, vielleicht um daS Wetter zu prüfen, nur einen flüchtigen Blick in daS Freie gethan z» habe», denn schon im nächsten Moment verschwanden die Kopse derselbe» im Zimmer, und das Fenster ward geschlossen. Jetzt aber geschah etwas ganz Seltsames. Wollentin, nur von dem einen Gedanken beseelt, die junge Dame unter allen Um ständen sprechen und sich vor ihr rechtfertigen zu müssen, und ohne zu überlegen, wie wenig sein Unternehmen eigentlich mit all r gesellschaftlichen Sitte vereinbar sei» schritt ohne Weiteres auf da» Thor deS Gartens zu, ösfnele eS, durchschritt bastig den Garten und stand eine Minute darauf im Hausflur der Billa. Erst hier fühlte er ciniger- maßcn daS mindestens Seltsame seines Unternehmens und Halle sich wohl gern wieder zurückgezogen, aber er kam nicht t a ,n, denn ein im Hausflur stehende- schmucke- Dicustinädche», welches in Leni Ankömmling einen Besucher deS SchnlrathcS vermulhetc, öffnete vor Wollentin schnell eine Tbnr, und indem derselbe einem „Bitte, näher zu treten" LeS Mädchens säst mechanisch Folge leistete, befand er sich im nächsten Augen blick vor dem ckstauntcn Schnlralh Haase. „Oho!" sagte derselbe, die Brillengläser in die Höhe schiebend und die lange Pfeife, auS welcher er geraucht halte, energisch schwenkend, „Impim ja tabula, wie das Sprichwort sagt; eben disputirte ich mit meiner Frau über den falsche» Eandidat Frey, der sich, hoffentlich nur von jugendlichem Uebermuth, verleiten ließ, einen alten Mann zu foppen, und — siche da — da ist er selbst. Nun", setzte der gutmülhige alte Herr mit Humor hinzu, „Sic sehen, Ihre Pcrgehe» gegen Las Gesetz des Personenstände- sind entdeckt. Sie haben uns ein wackre- Märlein aufgebunden, niir einen Eandidaten und meinem alten Freunde Frey ein halbe- Schock Kinder, während derselbe doch nur zwei derselben sein eigen nennt. Aber treten Sie nur näher und beichten Sie, wa- Sic zu diesem Schabernack eigentlich veranlaßt?, aber keine neuen Flausen — nicht wahr?" Dem jungen Mann ward bei deS SckmlratheS freundlichen Worten wesentlich leichter zu Mnthe, er faßte sich schnell und dem Alten herzlich die Hand schüttelnd, sagte er: „Sie haben Recht, Herr Scbulrath. ES war ein etwas übcrmüthigcr, keineswegs aber böse gemeinter Scherz von mir, den Sie mir gewiß verzeihen werden, wenn ich " Hier wurde leider der junge Mann gewaltsam i» seiner Beichte unterbrochen, denn die Ncbenthür öffnete sich und — von einem AnSgang zuriickkehrcnd, erschien im hocheleganten Promcnavencostüm die brünette Dame, gefolgt von der Frau Schulrath, im Zimmer. Beide Damen standen, als sie Wollentin erblickten, einen Augenblick wie versteinert, daun aber trat die Brünette ziemlich nahe an den jungen Mann heran und fixirte denselben mit verächtlichem fächeln. „Ah", sagte sic, „Sie sind wohl gekommen, mein Herr Eandidat Frey oder wie Sie sonst wohl heißen mögen, um die Comödie sorlzusetzen? Belieben Sie aber", fuhr sie hoch- müthig fort, „zn bemerken, daß derartige Unternehmen nicht in den Kreisen üblich sind, in denen ich mich zu bewegen ge wöhnt bin, ich habe also an Ihrem einmaligen Debüt voll kommen genug!" Der mcguante Ton, mit dem sie daS sagte, noch mehr aber der Blick, mit dem sie dabei seine Person von oben bis unten anschautc, brachte aber den Held unserer wahrhaften Geschichte doch etwa- in den Harnisch. „ES ist mir unbekannt, Madame", erwiderte er, ge flissentlich die Anrede „gnädige Frau" untcrlassend, „von welchen Kreisen Sie sprechen. Die wohlanständigen, bürger lichen Kreise, denen wohl Sie so gut wie ich angehörcn, und die Anforderungen derselben an Sitte und Anstand sind mir sehr wohlbekannt. In, klebrigen habe ich ja noch gar nicht die Ehre, Ihren Name» zu wisse», da ich denselben bei jener flüchtigen Vorstellung nicht zu verstehen vermochte. WaS meine» Namen anbctrifft, so " „O! Wir sind keineswegs begierig, Ihren Namen zu erfahren, zumal Sie ja gewöhnt sind, sich solche beliebig bei- znlege»! — Sie sprechen mit der Baronin von Füssen! — Dies genüge Ihnen zur Kenntnis; meiner Person und der Kreise, in denen ich mich bewege!" sagte die Dame, sich stolz von Wollentin abwcndend. Fügen, Füssen! Der junge Mann legte einen Moment die Hund an seine Stirn. Herrgott, war daS nickt der Name jener Dame, welche er im Aufträge seines VaterS anssuckcn sollte — und jene Nichte ? Ein unbeschreibliche- Gc- jühl von Glückseligkeit turchströmle sein Herz. „Wie?" sagte er freudig, „ich habe die Ehre, Frau Baronin von Füssen vor niir zn sehe»? Oh! Dann bin ich ja in der Lage, mich bei der gnädigen Frau und allen damals von mir Getäuschten wenigstens in Etwas rehabililircn zu können." Er legte seinen Hut aus eine» Stuhl, holte seine Bries tasel heraus und entnahm derselben einen Brief, den er der Baronin darreichte. „Gestatten Sie mir, meine Herrschaften, Sie nun auch meinerseits über meine Person ausznklärcn und daS Jncognito zu lüsten, welche- ich bei Beginn dieser meiner BcrgnügungS- tour durch Thüringen annahm, indem ich mir den Namen meine- besten Freundes und alten Studiengenossen, dcS wirk lichen Eandidaten Frey, beilegte und leider, in unserer damaligen Begegnung nur eine flüchtige Reisebekanntschaft sehend, auch de» Herrschaften gegenüber bcibchiclt. Der Brief meines Vaters an die gnädige Frau, sowie daS gegenwärtige Schreiben wird wohl meine Angaben, daß ich zwar nicht der Eandidat Frey, sondern Gras Albert Wollentin bi», bestätigen, und meine Bitten nm Verzeihung werden hoffentlich nicht ganz vergeblich sein." Mit Erstaunen hörten die Anwesenden die Worte Wollcn- in'S an, und nicht ohne Beschämung überflog die Baronin, die zur Einführung seine- SclmeS bestimmten Zeilen des alten Grasen; dann aber sagte sie, noch immer mißtrauisch: „Ter Schreiber diese- Briefes ist allerdings der Gras Wollentin, und sein Inhalt besagt, daß der Ucberbringcr der Sohn deS Grafen sei; wer aber bürgt mir dafür, daß Sic nicht etwa gar den Brief gesunden haben und " „Ich! Mama! Ich bürge dafür!" tönte da plötzlich eine Stimme zum offenen Fenster herein, und Hilda verließ dasselbe, wo sie die letzten Reden mit angchört hatte, um gleich daraus im Zimmer selbst zu erscheinen. „Ich, Mama!" wiederholte sie nun nochmals, „ich bürge Dir dafür, denn ich babe die Photographie dcS Herrn Grasen" — dabei machte sic einen schelmischen Knix gegen den jungen Mann — „im Album unseres LebrerS gesehen und erkenne ibn genau wieder; stand dock sein Name, ja sogar sein Geburtstag unter dem Bild deutlich verzeichnet!" » War nun auch die- letztere Zeugniß schon vollkommen geeignet, die letzten Zweifel der Baronin zu verscheuchen, so erschien im selben Moment schier zum kkebcrflnß auch noch der wirkliche Eandidat Frey. Derselbe halte die zu besuchende Höhle beute verschlossen gesunden und die Abwesenheit seines Freunde- dazu benutzt, um der Baronin, als Mutter seiner Schülerin, welche er bereits am Vormittag im Eurgarken getroffen hatte, einen Besuch abznstatten. Er war nun allerdings einigermaßen er staunt, seinen Freund ebenfalls hier vorzusinden, bestätigte aber nachträglich die Angaben desselben im vollsten Maße. So war denn endlich da- Mißtrauen der Baronin besiegt und der falsche Eandidat in Gnaden ausgenommen, ja der gute Schnlralh lud in seiner Freude, nun doch noch den Cohn seines alten Freundes Frey bei sich zu sehen, die Herren ein, den Nachmittag und Abend hier zu verleben, und tras An ordnung aus baldige Servirung einer stattlichen Bowle kalten Punsches, bei dem die Gläser wiederholt aus bas Wohl sowohl de- falschen, wie deS richtigen Eandidaten geleert wurden. AlS sich aber der Abend allmälig hcrniedcrsenkte und sich der Eandidat Frey in die Abhandlung wichtiger päda gogischer Fragen mit dem Schulrath verloren hatte, inteß die Damen unter sich andere Themata behandelten, schritt ein überaus glückliches Paar Arm in Arm eng an einander ge schmiegt durch die verschlungenen Pfade de- geräumigen Gartens, und Frau Fama erzählt, daß sich i» einem etwas dunkeln, von keinem Lauschcrauge zu durchdringenden Bo-guct nicht bloS die Augen, sondern auch die Lippen de- PaarcS fanden, um sich auf diese stumme, nur Ziehenden verständliche Weise, gegenseitig ewig treue Rebe zu geloben sür immerdar. Bereits im Spätherbst fand zu de- alten Grasen höchster Freude, der seine geheimsten Wunsche dadurch erfüllt sah. ans Berghanscn die VermählungSfcier deS jungen Grasen Albert Wollentin mit Frl. von Felder statt, und weder die Familie Haase. noch die Baronin und deren Tochter oder der richtige Eandidat Frey fehlten bei diesem Feste. Baroncß Hildegard nahm sich als Brautjungfer überaus hübsch auS und lyrannisirte nach Leibeskräften ihren Partner, Rcinhold Frey; entfuhr aber demselben bei passenden Ge« legenheiten gar einmal eine bewundernde Bemerkung über ihre kleine niedliche Person, so drohte sie ihrem würdigen Lehrer tüchtig mit dem Finger und ries „Still! Still! Sie falscher Eandidat!" Aon-er-Ausstellnntz des Museums für Völkerkunde. Ter Mnlahischc Archipel. * Mehrere sehr reichhaltige, interessante und werthvolle Samm lungen, welche das „Museum sür Völkerkunde" gegenwärtig in der alten Buchhändlerbörse zur Ausstellung gebracht hat, führen uns endlich nach der Mnlayischcn Inselwelt. Dieselbe nimmt einen Tbeil des Indischen Meeres ein, »nd zwar nicht einen willkürlichen, sonder» eine» ein zusammenhängendes Ganze bildenden, zusammen hängend sowohl in phnsikalischcr wie ethnographischer Beziehung, wenn auch in einzelnen Theilen fremde Einmischung stallfindct. Wir haben cs hier mit den Ueberrcsten eines einstigen Festlandes zu lhun, das sich einst von Südasicn nach Australien hin ausgedehnt hat. Der Malayische Archipel, sagt Ratzel in seiner Völkerkunde, das grösste Insclland der bewohnten Erde, ist im natürlichen wie im geschichllichen Sinne ein Stück von Asien. Für die drei grösste» einer Inseln, Borneo, Sumatra und Java, ruht die Zugehörigkeit auch aus erdgcschichtlichrr G.undlnge, denn sie bauen sich aus einem an Hüiterindien sich anlehncndcn Plateau aus, über welchen« nur eichte-- Meer steht, so daß eine Hebung um den geringen Betrag von zweihundert Meter sie »nt dein Festlande und einer Anzahl von kleinere» Insel» wieder verbinden Ivürde. Jenseits dieses westlichen Abschnittes der großen Jnselslur bildet eine tiese Ninnc die Grenze gegen einen östliche» Bezirk, der besonders i» seiner Pslnuzen- und Thierwelt auslrnlüche, von Westen nach Osten zunehmende Auklänge erkennen läßt. Wir haben also nicht nur durch die geographische Lage hier eine Verbindung zwilchen Asien und Australien, die durch die zwei Hauplkeite» Sumatra-Iava-Timor und Bornco-Celcbcs- Molukkcn - Neuguinea gebildet wird, denen sich die Philippinen aewisseriiiaßen als eine zweite Verbindung in der Richtung Boruco- Formcsa aiiichlicßcn. Der Küstknschisfiahrt in den kleinen einheimischen Fahrzeugen blcic» die Küste» und Küstenellaiide des Archipels zahlreiche geichntzte Ankerplätze. Die größere oder geringere Zugänglichkeit einzelner Küstenstriche bat vielleicht auch iieser an einzelnen Stellen in die Geschichte dieser Völker cingcgrisfen. Es mußte von Einfluß sein, daß Suiiiaira seine durch sruchtdare Niederungen und breite, schiss- bare Flüsse ausgeschlossene Ostküste der Malakknstraße zukehrt, während es nach Westen seine wildeste, gebirgigste Küste dem In dische» Lceane zuweist. Man sollte von vornherein annchmen, daß, wenn Sumatra von außen her bevölkert worden wäre, dies von jener nicht nur zugänglichen, sondern auch einladenden Seite ge schehen lein mußte, und in der Dliat, im Biitalaiide ist die Zunahme der Bevölkerung von Oste» »ach Westen gerichtet und daS Menschen leben stand im Inneren und an den sausten Ostgehänge» schon in Blüthe, als, durch Uebervülkeiunq gezwungen, eine Anzahl Colonisten zum wilderen Westgcstade hinabstieg. Die Botcngestalt dieses Gebietes ist eine höchst mannigfaltige, besteht cs doch aus vorwiegend gebirgigen Inseln. Berg- von mehr als 3000 Meter Hübe kommen nicht blos aus den grüßten, sondern auch ans mclireren kleineren Inicln vor, vo» denen einzelne eigent lich nur große Vulcanbcrge darstellen. Die höchsten Gipset, soweit man sie kennt, sind durchaus Vulcanc. Unmittelbar an diese mächtigen, selten Lava. um so massenhastcr aber Asche und Steine nusivrrfenden Schlote schließen sich die fruchtbarsten Tiefländer mit reicher Cultur und dichter Bevölkerung a», und diele Thatiache macht es verständlich, daß kein Theil der Erde so weithin Verderb- liehe Ausbrüche der unterirdischen Feuerslräsle bezeigt wie dieser. Tie Ausbrüche des Krakatau stehen noch lebhaft in Aller Erinnerung, sind aber kcnicöwegs alleinstehende Erscheinungen. Die verwüstenden Erdbeben »nd Wirbelstürnie binzurcchnend, hat man wohl recht, diese Insel» als eine» auserlesene» Schau- und Tummelplatz zer störender Naturgewalten zu bezeichnen. Eigentliche Hochebenen löuiie» bcl der vorwaltend scharscn Enlgegenjetzung vo» Gebirge und Tiefland im übrige» Archipel nur ganz beschränkt vertrete» lein, und lasse» diese denn einen ganz besondere» Einfluß auf die Gegensätze im Charakter der Bevölkerung erkennen. So bemerkt Iuiighiitzn i» Bezug aus die Javancn und Ball,!-: „Eine 4000 Fuß hohe Hochebene mit kühler, leichter Lust ist die Hcimalh des Batta, ihr Blick schwelst dort, nicht nur durch BaumwllchS ungchcmint, Tagereise» weit i» die Ferne, ihr Genchls- kreis ist offen und ihre Verfassung ist frei; keine hohen Gebirgs- kuppcn ragen über die Ebene empor undkeineObergemalt erkenne» sie an; »ur Hügclzüge, nnt schlanke», luftigen Fichten besetzt, ziehe» sich um sie hi», und wie diese Fichtenstümiu!: schlank »nd stolz einvorstrcbcn, so ist auch ihr Charakter kühn und vife». Der Iavnne wohnt aber vorz»»Swe>je nur in Tl-flunder», säst stcls verborgen nn Schalten der Bäume, die seine Aussicht hemmeli und sein Geniüih eineiigen: klcinherzig hängt er sich nn seinen Herd und ist zaghaft, sei» Dor aus eine Meile zu verlassen." Wir haben hier wiederum ein tressendes Besipiel, wie Charakter eines Volkes und dessen Cultur von der Nalnrheschasfenhelt des Gebietes, wo dasselbe wohnt, abhängig ist. Vs» allen Inseln deS Archipels, jo schildert u»S Ratzel die geogrnvhijchen Verhältnisse weircr, ist allein Borneo breit genug angelegt, nm beträchtlich-,! Strömen Ursprung zu geben. Große Seen scheinen nur Erzcuginß der Regenzeit zu sein. Auch Sumatra besitzt Flüsse, welche sechs Tagereisen weit ichsssbar sind an seiner tiesgelcgkuen Nordlüste. Tie östlichen Inseln wenen, Australien verkündend, bereits Lrockenslnsse auf, wie sie übrigcns auch die Lstküsle von Malakka im Gegensätze zur scuchte» Westküste besitzt. DaS Klima dcS Malayischcn Archipels ist eins der ausgesprochensten Tropenkliinate der Erde. Mangel schroffer lempcralurgegensätze, hebe Mittlere Luslwärme, großes Maß der Lust und Fciichtigleit, reiche Niederschläge und regelmäßiger Windwechscl sind die hervor ragende!, Merkmale. Im Ganzen gehört der Indische Archipel noch wesentlich in Las jüdasiatische Monsungebiet, aber der Wechsel der Luftströmungen ist hier doch kein so einfacher inchr wie au dem indischen Festlande. Tue Zerstreuung der Inseln aus ein so weites Gebiet lenkt die Winde in verlchledenen Richtungen ab und die Nähe des australischen Festlandes macht sich durch eine Luftströmung geltend, welche den südöstlichen Inseln der kleinen Snndakette, besonders Timor, bereits ein sehr trockenes Klima giebt, während im Gegensatz dazu in einem öqnatorialen Gürtel vou ungefähr sechs Breitengraden, welcher Neu-Buinea, Borneo und Java umfaßt, die Niederschläge am reichsten fallen, und zwar vorzugsweise im südhemisphärischen Sommer, während an die Stelle unseres Winters die Trockenzeit tritt, die mit der Herrschaft der nördlichen und östlichen Winde anhebt. Vorzüglich die Zeit des Monsunwechsels bezeichnet heftige Stürme, die für kurze Fristen die Meere dieser Regionen zu den gefährlichsten mache«. Wo die Nieder- schlage über das Jahr hin so »ertheilt sind, daß eine scharf aus gesprochene Trockenheit nicht zur Geltung gelangt, und wo vielleicht auch noch ties gelegener Alluvialbodeu, drr leicht versumpft, die Feuchtigkeit zurückhält, da entstehen jene dampfenden Urwälder, die ein Engländer, von Nordboraeo sprechend, als die „Gärten der Sonne" bezeichnet hat. Die Erde wird erwärmt durch fort währenden Sonnenschein, erfrischt durch reichlichen Regen, die Lust erbebt vor drr Elektricidät, und so ist daS Land ein ungeheures Treibhaus voll prächtiger Vegetation, ein großer zoologischer Garten voll seltener Vögel und merkwürdiger Thiere. Aber diesem quellenden Neichlhume der Natur gehören auch Gegenden an, wie das aljehsche Tiefland mit seinen von „urväterlichen Orang. Utaiigs" bevölkerten Wäldern, welche mit ihrer äußerst wirksamen Malaria und ihrem undurchdringliche», Legionen von Blutegeln beherbergenden Rotandickichle eine säst unüberwindliche Schranke um eines der wenigen Malayen-Reiche ziehen, das nicht umsonst gerade hier seine Unabhängigkeit solange gewahrt hat. In Sumatra sind die regellos, massenhaft, ohne Monsunwechlcl berabstrümendcn Regen, die kaum einen halben Monat des Jahres trocken lassen, die Ursache, daß nur wenige Fruchibäume gedeihen, die im nahen Java so herrliche Früchte tragen. Diese Ticslandstreckeu nehmen nun aber einen ganz anderen Charakter an, wo in den Gegenden mit schärfer ge- 'chicdenen Jahreszeiten Flüsse wechselnden Wasserstandes sie durchziehen. Südbornco, der Westen der Malakkahalbiasel, die meisten Inseln in« östlichen Archvel werden im unteren Theile von Gewässern wechselnder Stärke durchflossen, die durch wiederkehrende Ueberschwemmungen das Land suinpsig, fieberhanchend und unbewohnbar machen. Mo» erkennt eine solche Landschaft in verschiedenen Jahreszeiten kauni wieder, denn während man in der trockenen Zeit nur mit Mühe mit kleine» Fahrzeugen vorwärts kommt, fährt mau in drr Regen- zeit an derselben Stelle im größten Boote über unabsehbare Wasser flächen oft »litten durch de» Wald. Sehnlich fieberschwanger wie diese Urwälder sind die unter der Herrschaft der Gezeiiensluthen tehendcn Küstcnsümpse, die als Nhizophoreusäume kaum einer Insel des Archipels fehlen und selbst die Nachbarschaft cultivirtcster Gegenden, wie SamarangS auf Java, verpesten. Der Malayische Archipel beherbergt eine Pflanzenwelt indischen Charakters, die aus vergleichsweise engem Raume eine große Maunigsaltlgkeit der VegetationSsormen ausweist. Den holzreichen Urwald, der ungebrochen noch in den feuchten Niederungen steht, charakterisier ein großer Reichthmn von Palmen, von denen viele der Mensch z» seinem Nutzen hcranzieht. Hier wächst die dick- lammlae, fiederbläitrige echte Sagopalme, eine der rdelsteu und nützlichsten Palinenarten, die allein den seinen Sago llcsert und au den sumpfige» Usern dieser Küste bis etwa dreißig Kilometer landeinwärts trefflich gedeiht: sie findet sich zwar an den Küsten von Sumatra, CelebeS, Neu-Guinea und den Molukken, doch ist Borneo als ihre eigenlliche Heimath und ihr Hauplverbrcitungsbezirk anzusehen. Sarawak liefert allein mehr als die Hälste von allem auf der Erde producirten Sago. Für das tägliche Leben der Malayeu ist ferner die Nipavalme sehr werlhvoll. Die auS ihren Blätter hergestellten Allahs sind hier eia wichtiges, säst unersetzliches Baumaterial. Wle die Mangrowe, gedeiht diese Palme nur tm Schlamme des Flusses, aus dem säst ohne allen Stamm ihre riesigen Fiederblätter hervorrageu. — Das sehr häufige Bambus findet vorzüglich beim Hüllenbau, als Tragestock, als Wasscrgesäß, als Blasrohr, dann zu verschiedenen Musikinstrumenten Verwendung. Die eßbare Banane wird überall culiivirt. DaS gesuchieste Genußmittel der Malayea liefert die Pinangpalme in ihrxn Betelnüsseu, dagegen giebt die Arengapalme den braunen Zucker des Landes. Der Säst derselben wird als Palmenwein genossen. Sehr verbreitet ist noch die Locos- palme, besonders in den Tiefländern. Dem Archipel, wenn auch in engeren Grenzen, eigen sind ferner der Nelken- und der Muscat- nußbaiim, sowie in den östlichen Theilen der Brodfruchibaum. Man kann sagen, daß alle tropischen Nutzpflanzen in größerem oder ge ringerem Maße hier cultivirt werde». Für Kaffee, Reis, Zucker, Gewürze und Tabak ist der Archipel eins der wichtiasten Pcoductions- gebicte. Auch alle tropischen Früchte haben hier Wurzel geschlagen. Auch Nutzhölzer und Jndustriegcwächse verschiedenster Art liefern die Inseln in grcßer Menge. Die durch Abholzen der Wälder zum Zwecke der NeiScnltur ge schaffenen Wiesen- und Haideflächen gehören zu den charakteristischen, wenn auch wenig erfreulichen Accidcnlica der maloyischen Cultur- landschalt und find oft nicht ohne ethnographische Bedeutung. Ter Thierreichthuin der Inseln ist ein großer. Es genügt, die Namen des Elephanten, Nashorns, Tapirs und Orang-Utangs zu »cunc», um denselben zu bezeichnen. Er überirifst sogar den Indiens in manchen Beziehungen. Er ist an« größte» aus Sumatra, daS durch tcn Besitz dcS Elephanten und Tigers sich näher an den Contineiil anschiießt; aber bis zu den Philippinen birgt in den Wäldern der Niederungen und de» noch nicht zu „Padaugs" umge- wandcllen Uscrwäldern sich ein Ucbcrsluß von Wild, Vom wilden Bussel bis zuni scheuen Gespeiistcrihicr, vom Kaiman bis zur kleinen Schlange, vom großen Bucaros bis zur zwerghastcn Neklarine. JagdbarcS Wild, dein die Jäger mit Pfeil und Bogen leicht Nach kommen können, als Wildschweine, Rehe, Zwerghirsche und dergl. inchr, sind besonders in den weniger besiedelte» Theilen Borneos und der Philippinen häufig, ebenso kommen Asse» in Masse vor. Der Archipel ist auch die Heimath des Paradiesvogels, wie auch andere Vogclarte» in Hülle und Fülle Vorkommen. Im folgenden Artikel wolle» wir nun auch noch aus die Bevöl kerung dieses üppigen Erdstriches, welcher derselben die Signatur ausgedrückt hat, weshalb wir auch bet der Natur länger verweilt haben, etwas cingehen. vermischtes. --- Wien, 24. August. Die Berliner Einladungen, Pathcnsirlle bei dem jüngsten Prinzen zu übernehmen, sind an die in Krculh weilende Kaiserin Elisabeth und an Erzherzog Karl Ludwig bereit- übermittelt worden. --- Pest, 22. August. Auf dem Balatonsec stürzte ein heftiger Orkan zwei Kähne, in welchen Landleute saßen, mit. Tie Leute klammerten sich an die Seiten der Kähne, aber nach einigen hundert Schritten bekam der eine Kahn in Folge dcS heftigen Wellenschlages eine Oeffnung. woraus das Fahrzeug untersank. Fünfzehn Landleute ertranken, während die Insassen LeS zweiten KahncS mit dem bloßen Schrecke» davonkamen. L?«»« F»«./'F.» F» « ,« z /»» F FA «» «k LS SSL « zeigt hierdurch de» Eingang -er Neuheiten für die Herbst» lind Winter-Saison Uleidevstoffen und iLonfeetions Muster und Modelle sind ausschließlich für Leipzig engagirt. e Preise, r ;.xxxxx.;xxxxxxxxxx an. '»'X - r <'^
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