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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 01.09.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-09-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188809017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880901
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880901
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-09
- Tag1888-09-01
- Monat1888-09
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 01.09.1888
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»rsch-i«1 täglich früh SV. Uhr. Redaktion und Lrpedition IohaaueSgafle 8. Sprechstunden der Redaktion: BormittogS 10—18 Uhr. Nachmittags 5—6 Uhr. L»r e,o,N-i>Nrr Manulcrcht« maiht stch dli N«tacll«n incht vkrtmdUq, ^ > Annahme der sür dir nSchftfal,e«h« Nummer bestimmten Inserate an Wochriitaoe« bi» L Ilbr Nachmittags, an tzonn- unv Festtagen früh biS'/.SUtzr. 3n de» Filialen für 3ns.-Annahme:, Ltta Klemm, UaiversitätSftraße 1. Louis Lösche, Kathariueustr. 23 Part. u. KöuigSplatz 7, nur bis '/,3 Uhr. eMM -q Anzeiger. 'E^Lrgan für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. NgVUMHMHUtGPWBßG vierteljährlich «>/, Mt. iucl. Briuaerlob» 5 Mt., durch dir Apft bezogen 6 »». Jede rmzelur NmnmesKHk Belegernnplar 10 Ps. Gebühre» für Extrabrtkaae» liu Tageblatt.Kormal gesalzt) »tz»e Postbcsürderuug SO Mk. mit Poftbeförderong 7V Mt. Inlerate SgespalteneHetitzelle »0 Pf. »rohere Schriften laut uns. PretMerzMdNtß. Tabellarischer ». Zisserusatz nach HSHerm Tarik Reklame» «Nrr dem RedaetiouSstrich dl« äa^alt. Zeile bO Ps., vor deuFamilieuuachrtchte» ^ die Sgeivalten« Zell« 40 PH Juseratr stad stets a» bi» »rpeNtNa» »i ^ smde»«^mtt mirb »ich» gegeben. Zahluug prumlumoruoäo oder durch Pari- «ichaahmr. 245. Sonnabend den 1. September 1888. 82. Jahrgang. Zur gkfiilligen Veachtung. Unsere Expedition ist morgen Sonntag, den 2. September, Bormittags nur bis IsS Uhr geöffnet. Lxpeültloa äes I.elprlxer IsxedlLttes. Amtlicher Theil. Pekanntmachun-. Der am Tage der Sedaiifeier. Sonntags, den 2. Sep tember d I., in de» hiesigen Kirchen zur gewöhnlichen Zeit stattfindende Gottesdienst wird zugleich als AeftgolieS« dienst abgebalten werken. Für die Mitglieder beS Reichsgerichte- und der Reicks- anwailschast, sowie der Kömgl, Behörden, des RalheS und des Stadlvcrorvneten-CollegiumS werden in der Nicolaikirche, svivcil thunlich, reservirie Platze zur Verfügung stehen. Leipzig, den 24. August 1838. Die Lircheninspection für Leipzig. Der Superintendent. Der Rath der Stadt Leipzig. I. V. 1)r. Tröndlin. ArchidiakonuS 1)r. Suppe. Wilisch, Asi. Ltädttsche Splircasse beleiht Werthpapicre unter günstigen Bedingungen. Leipzig, den 14. Januar 1883. Die Sparkassen Deputation. Mlmiltmaihimg. Die Ausführung ' 1) der Tischlerarbeiten, 2) ker -»arbeiten, 3) der Lchloffrrarbette» für u das Rctortenkaus re., h das Dampfkesselbaus re., da« Werkskattge daude u v da, t^on-ensatorgebaude, e. da- (^xbaustorgebaudc, dasLcrnbbergebäude u»k o » ülmmouiatwasser- unv Theer-Dor» rathSbassin und ä. das RcinigungS-, Rcgenerir-, RegulirungS- acl aude, das LlZaage» » Pförtnerhauschcn bei dem VrucuerungSbau der I. Gasanstalt soüen ii» Accorv verkungeu werden. Die Zeichnungen und Bedingungen sür diese Arbeiten liegen im Bureau der Gasanstalt II. in Connewitz auS und können daselbst eingcseben resp. entnommen werden. Bezügliche Angebete und versiegelt und mit der Aufschrift: N'l l) „Tischlerarbeiten, arl 2) Giaserarbeitcn, ml 3) Schlvsserarbclte« sür die I. Gasanstalt" versehen in der Nniiliatur keS Ralhcs, RalhhauS, l. Etage, und zwar bis zum Mittwoch, de» 12. September d. I., RachnnttagS L Uhr einzureichen. Der Rath behält sich jede Entschließung und insbesondere daS Recht vor, sämniliiche Angcbole abzulchnen. Leipzig, an, 30. August 1838. Deü RathS der Stadt Leipzig Deputation zu den Gasanstalten. Vtlranntmachung. Die Pflasterung der Fahrstraße um den Körner-Platz mit Schlackcngußstcinen soll an einen Unternehmer verdungen werden. Die Bedingungen liegen in unserer Tiefbau-Verwaltung. NathhauS, 2. Etage, Zimmer Nr. 14, au» und können da selbst «ungesehen, resp. gegen Entrichtung der Gebühren ent nommen werden. Bezügliche Angebote sind versiegelt und mit der Aufschrift „Pflasterung deS Körnrr-PlatzeS" versehen ebendaselbst und zwar bis zum 8. September dieses JahreS, Nachimtiags 5 Uhr einzureichen. Der Rath behält sich Vas Recht der Auswahl, sowie die Ablehnung siimmllicker Angebote vor. Leipzig, den 30. August 1888. DeS RathS der Stadt Leipzig Stra-eubaudeputatiou. Bctiannlmachmg. Dar für Lina Vursch aus Merseburg von der dortigen Polizei. Verwaltung am 1. April 1884 unter Nr. 88 ausgestellte Dienstbuch ist in hiesiger Siadt verloren gegangen und wird hierdurch behufs Verbüiung von Mißbrauch sür ungültig erklärt. Leipzig, am 24. August 1888. Tas Polizei»»« per Stadt Letpzta. II. 6375. Bretscbneider. Faldix. Vekanntmachung. Hierdurch bringen wir zur allgemeinen Ke »ntniß, daß aus unser Ansuchen die König!. Kreishauptmannichaft aus Grund von tz. 12 der Verordnung vom 21. Juli 1888, Maßregeln zum «chutze gegen die Trichinenkraakoeit bei den Menschen betreffend, daS Inkrafttreten d>e,er Verordnung sür den Stadtbezirk Lelpzig, soweit derselben nicht schon durch die Bestimmungen der Ordnung sür den Vieh- unv Schlachthos vom 14. Juni 1888 über obligatorische Fleischbeschau ent sprochen ist, vorläufig aus den 15. Oktober d. I. binanS- zuschieben beschlossen Kat. Leipzig, den 31. August 1888. Der Rath der Stadt Leipzig. VIII. 1702. vr. Tröndli H.sck. Ass. Vckannlmachuil-. Aus Antrag der Erben der GrundstucksbejiUerin Johanne Wil- belmtne verw. Lchubert gcb. Hunger in Wachau soll da« zum Nachlasse derselben gehörige, an dem nach Güldengossa führenden Comniuuicationswege «a unmittelbarer Nähe der Kirche gelegene und zum Betriebe des MaterialwaarenhondelS eingerichtete Hau«, grundstüik mit Feld. Nr. 11 des BraudkatastcrS, Folium 7 de« Grund- nud HvpothekenbuchS sür Wachau, sammt der vorhandenen Laden- einrichtung Sonnapen», den LS. September 1888, vormittags I» Uhr, von dem Unterzeichneten Königlichen Amtsgerichte an Gerichtsstelle hier. PeterSsteinweg Nr. 8, Zimmer 82. unter den im Termine be- könnt zu machenden, schon letzt au» dem am Gerlchl-brett und >m Gafthofe zu Wachau onShängeuden Aulchlage zu ersehende» Be- dinguugeu «ffentltch versteigert werde». LrftehungSluftige wollen sich hierzu einfinde». Lel^g. »« 84. «uauft 1888. »öutgttche« Amtsgericht, Astttz. V. 4. Laudgras. Hsr. Vekannlmlichimg. Eintrittskarten zur Synagoge und bereu Filiale werden ferner auSgegcben: Montag, den 3. September 1888, Nachmittag 3—5 Uhr, i» der Gemeindekanzlei im Snnagogengebäude. Tr 1. Die dtrS- jährtgc» Gemeinde,trurr-Lutttungen ftud mttinpringrn. Ebendalelbst ist das von Herrn Rabbiner Or. A. M. Golp- schmtdt herausgegebene Gebeibuch käuflich zu haben. Leipzig, de» 30. August 1888. Der Vorstand der Israelitischen Religionsgemeinde zu Leipzig. Nichtamtlicher Theil. Zur Massauahsrage. Der gestern mitgelheiile Inhalt der neueste» Note Goblet'S in der Massauahsrage weicht von der Darstellung des „Journal dcö DöbalS" doch wesentlich ab. Wenn auch der Ton der französischen Note weit ruhiger und objeclivcr ist wie der. welche» die italienische Regierung in der Note vom 13. August angeschlagen hat, so ist doch eine Zurechtweisung in der französischen Note enthalten, welche nicht wie daS Anerkennt» niß eurer erlittenen diplomatischen Niederlage auSsichl. Italien wird wegen der gereizten Halluag gegen den französischen meer, di« in ganz Europa Aufregung verursacht hat, kann kein hinreichende« Gegengewicht sür die Zurückhaltung der französischen Regierung in der Massauahsrage bilden; wenn die Regierung nicht entschlossen War, alle Tchkußselgerungcn ihrer Herausforderung an Italien zu ziehe», dann muHte sie schweigen. Durch die fortgesetzte diplomatische Erörterung derMassauah frage ist diese selbst zur Bedeutungslosigkeit berabgesunkc», aus der Massauahsrage hat sich aber eine andere Frage entwickelt, den» Wichtigkeit weit über die jener hinausreicht, und da ist di« Mittel»»rfraae, FennAzich^Mt e« seit seiner Nieder, läge im Sah» ItzdVMH« - fite exachtet, seine Rachegelüste dnrch Pchwflglp,- des' HfÄflschÜt,' Lj/ttkruvg möglichst ru entziehe» ?jn der >Maflauahfroge ist'zAWttt aber aus der Rolle gefallen; er bat durch den lauten Wirer spruch gegen die italienische Besitzergreifung Masiauah- die öffentliche Aufmerksamkeit aus sein Streben gelenkd» die Herrschaft im Mittelmeer an sich zu reißen. DaS war offenbar sehr unpolitisch, denn dadurch ist Frankreich die Möglichkeit entzogen worden, im Trüben zu fischen, wie cS da» noch vor wenigen Jabren mit Erfolg in Tunis gethan hat. Italien hat dadurch Gelegenheit erhalten, laut und vernehmlich gegen weitere Besitzergreifungen Frankreichs im Mittelmeerbecken Widerspruch zu erheben, und Oesterrcich- Ungaea hat sich mit diesem Widerspruch einverstanden erklärt. Frankreich ist hiernach nicht mehr in der Lage, Italien und Spanien, Oesterreich-Nnaarn und England durch neue An- iiexwnen an der afrikanischen Küste vor vollendete Tbatsachcn zu stellen; die Zusammenkunft CrisPi'S mit dem Fürsten Bis marck iu Friedrichöruh und mit dem Grasen Kalnoky in Eger haben Frankreich gezeigt, daß seine Maßnahmen von sämmilichen übrigen Mitlclmerrmächten und von den Ver bündeten Italien« mit gespannter Aufmerksamkeit verfolgt iverden und daß jeder Versuch, die bestehenden Besihverhält- nifle an den Küsten deS Miltelmeeres zu verändern aus den energischen gemeinsamen Widerstand der übrigen Mächte mit Ausnahme Rußlands stoßen werde. Angesichts Vieser Sachlage kommt Politisch Wenig oder n.cht« daraus an, ob Frankreich in der CapitulatiouSfrage in Mtzsiauah Recht behält oder nicht. Die Anwendung der i atienischen Praxis aus Tunis würde in ganz Europa aus > itschiedeneu Widerstand stoßen, andererseits würde eS für ikalien keine unmögliche Zumnthung sein, sich mit der Türkei her die Souveräi.Nätssrage in Masiauah zu verständigen, e Rechtsfrage verwickelt ist und eine Besitzergreifung lvegen Der Herei^ien .AallUttH Hegen Den Consul in Masiauah getadelt, und wir erfahren bei diesem t ir°nMch- Berlret-r das Exequatur der ^^^i'ung'm'it'so^oßen SchwmriqkeHn'verbunden a wn. ^ .'.L ^ - Ä' >> 'ab. wird die Türkei, d.e schon so viele Ge- - , ^ zu Reckt b. s bietSverlnstc mutten hat. nicht allzu schwierig sein, da« Ge- von Frankreich erregte Lärm verst»mi»en und die Dinge rufen, daß der französische Coiisuiaragent vertrauliche Be ziebungen znni NeguS von Abessinien und de» abessiniscbe» Führer» an der Ärciize unterhalten hat und daß ibm deshalb die Anerkennung ker italienischen Regierung entzogen worden sei Ferner beruft sich Gvblel daraus, das; Italien bis zum 27. Juli 1883 lediglich die Verwaltung >u Masiauah auS- geitbt habe, aber nicht die Souveränität, diese habe eS zuerst in ker Note von dem genannten Tage sür sich beansprucht Man sieht auS dieser Darstellung von Neuem, wie Recht die „NorddelitscheAllgeiiieineZi'itung" batte, als sie die Masiauah- srage »ur vom polnischen Slantpuiicle bcurlbeilcn zu wollen erklärte, weil die Rechtsfrage viel zu verwickelt sei, um nnl Aussicht aus Erfolg an ihre Entscheidung herantrclen zu können. Die jranzösische Regierung hat den umgekehrten Weg ein- g schlage», sie stellt die Rechtsfrage an die Spitze ihrer Er örterung und bcrnst sich aus die Unanfechtbarkeit ihrer Be- haupluiigcii. Diese ist u»zwc>selhis> richtig und auch dagegen läßt sich nichts einwenden, daß eine Eroberung erst dann zu Ende geführt ist, wenn sie durch eine» Vertrag besiegelt ist. Goblek führt zum Beweise dessen, daß Frankreich diese Reget stets bcjolgt hat, die Thalsache an, daß cS auch die Eroberung Algiers durch einen Vertrag mit dem Dey z»m Abschluß gebracht habe. Die Sache liegt »unmehr so, baß Frankreich die Nebensache zur Hauptsache erhoben hat und dadurch da» formelle Recht sür sich geltend machen kann, während cS materiell »m Unrecht ist. weil es, um sich an Italien zu reiben und ins Unrecht zu versetzen, Maßregeln ergriffen hat, deren Böswilligkeit aus der Hand liegt. CriSpi hat sich durch den Unwillen darüber zu gereizten Erwiderungen Hinreißen lassen, während er besser gelhan hatte, die Sache kalt zu behandeln und gute Miene zum bösen Spiel zu machen. Crispi konnte diese diplomatische Linie um so leichter festhalten, weil er ja von Anfang nn sich gegen die Besetzung von Masiauah erklärt hatte und jetzt »ur mit Rücksicht aus die Opfer, welche Italien für die Erhaltung dieses Platzes gebracht hat, dafür eintritt. Lächerlich ist es, wenn Frankreich den Fall von Masiauah dafür ansübrt, daß eS aus die Wahrung seiner Rechte und seiner Würde bedacht sei. Frankreich hatte in Masiauah knne Rechte zu wahren und seine Würde hätte sicherlich keinen Schaden darunter gelitten, wenn eS Italien hätte gewähre» tasten; der NechtSstandpunct ist sür die französische Negierung nur der Vorwand, hinter welchem sich der Acrgrr darüber verbirgt, daß es nicht Italien in der Besetzung Massauahs ruvorgekommen ist. Durch seine Saumselmkett ist es ge schehen, daß England Egypten und Italien Masiauah besetzt hat, und um sich dafür zu rächen, hält eS die Suezcanal srage offen und macht auS der Massauahsrage einen Principicnstreit über die Capitulationen, auS welchem es sür das eigene Interesse ganz unmögliche Nutzanwendungen ziehen will. Für Frankreich ist es besonder« ärgerlich, daß die Beweg gründe seiner Handlungsweise überall die richtige Würdigung erfahren unv daß cS eine mit so großem Geräusch begonnene Action durch Unterhandlungen zu Ende führen muß, die eigentlich, wenn Frankreich seiner Vergangenheit Rechnung tragen wollte, nur mit dem Schwert in der Hand aus geglichen werden könnte. Man denke nur daran, daß Frank- rrich im Jahre 1870 wegen der Candidatur deS Prinzen von Hohenzollcrn sür den spanischen Thron Deutschland den Krieg erklärte, und vergleiche damit die vorsichtige und schüchterne Haltung, die c« in dem Streite wegen Massaur^s gegen Italien beobachtet. ES rust seinen Eonsul auS Masiauah zurück, um eine Polemik mit Italien zu vermeiden, obwohl e« vor Europa ,»>t Emphase sein Recht in der vorliegenden Streitfrage behauptet und an den Gerechtigkeitssinn der Mächte appellirt. Da« ist ein Unterschied wie Tag und Nacht, und da« französische Parlament wird den Minister de« Auswärtigen sicher dafür zur Rechenschaft ziehen, daß er eine Angelegenheit mit soviel Geräusch begonnen hat, die er nachher nicht mit entsprechendem Nachdruck zu Ende führen konnte. Die Kundgebung der französischen Flott« im Mittel bleiben, so wie sie sind. Ob das Gerücht begründet ist, nacb welchem ein Ausgleich zwischen Italic» und der Türkei wegen Masiauahs bevorsteht, bedarf der Bestätigung, offenbar würde ein solcher Ausgleich die beste Lösung der schwebenden Streit frage sein. * Leipzig, 1. September. * Die „National-Zcituiiq" meldet: „Gegenüber vielver- breiteten Gerüchten, wonach der Feld marschall Gras v. Moltke sein Mandat atS Reickstaaöabgcordneter nieder legen wollte, verlautet, daß eine dabin gehende Absicht deS FelbniarschallS älteren Datums nunmehr aufgcgcben sei. * Die „Nationalliberale Correspondenz" schreibt zur Parteitage: Wenn irgencwo eine extreme Richtung, die sich zur konservativen Partei rechnet, Ausschreitungen und Maß losigkeitcn sich zu Schulde» kommen laßt, so ist die deutsch freisinnige Preise gleich bei der Hand, dafür die ganzen so< genannten Cartelpartcien verantwortlich zu machen und in« besondere die Nationalliberalen zu schmähen, daß sie mit solche» „Brüdern" noch ferner Umgang pflegen. Das geschieht namentlich gegenüber einigen neuerdings erickienenen anlisemiiischcn Hepartileln der ,.Kreuz,enung". „D e Nattenallibcralen müssen in der That den letzlen Rest liberaler und konstitutioneller Gesinnung abgestreist hoben, wenn sie sich nicht schämen, Arm in Arm mit solchen Brüdern in tcn Wahlkampf zu ziehen." Diese und ähnliche Bemerkungen lesen wir fortwährend in den fortschrittlichen Blattern. Die nationalliberale Partei hat ober stets in iiiiziveideutlgster Weise die Gemeinschaft mit diesen Fanatikern der äußersten Rechten zurückgewiesen und wird darum von denselben mit so grimmigem Hnß verfolgt, wie nur irgend eine Partei. Daß sich an eine große Coalitwn da und dort kleine, unerfreuliche und unberufene Aniutze herandrängcn, ist nicht zu vermeiden; bewußte Entstellung und veuckelei aber ist es, daraus einen Cliarakterzug der großen politischen Bereinigung ent nehmen zu wollen, welche sich im vorigen Jahr zum Wähle des Reichs gebildet hat. War würben die Fortschrittler sagen, wenn wir bei jeder Ausichreilung des ultramontane» Fanalismus aus rufen würden: „Und mit solchen Brüdern zieht die deulschsreisinnige Partei in den Wahlkamps?" In der ultramoatanen Presse wird gerade die antiiemiliichc Hetze längst in der leidenschaftlichen Weise betrieben. Wir haben aber »och nie gehört, daß Herr Eugen Richter daruni die Wählerstimmen seiner Earlelbrüder vom Lentrum zurück- gcwiesen oder sich in dieser Gemeinichast unbehaglich gesuhlt hätte. * Der Geheime Justizrctth Pros. vr. Georg Bcseler ist im Alter von 78 Jahren am 20. August in Harzburg, wo er Erholung snchlr, verschieden. Ein reiches, für die Rechtswissenschaft wie sür das deutsche Volk fruchtbringendes Dasein hat der Tod beschlossen. Geboren am 2. November 1809 zu Rödenriß bei Husum im Herzoglhum Schleswig, stuvirte Beselcr seit 1827 in Kiel unv München die Rechte, machte 1831 i» Kiel das juristische Staatsexamen und Promo virte 1833 mit einer Dissertation ,.<lo jurnmonto partium". Weil er in Kiel weder Advocatur noch Habilitation erlangen konnte, da er den HulbigungSeiv aus Grund des dänischen Königsgesetzes verweigerte, habililirte er sich erst in Heikel berg, dann in Güttingen, wurde 1837 als Professor nach Rostock, 1842 »ach Greifswald berusen, bis er 1859 dem Ruse nach Berlin folgte. Seine Hauptwerke sind die „Lehre von den Erbverträgen" (1835—4V), daS „System deS ge meinen deutschen Pnvatrecbl»" (1847—55), der „Commentar z»m preußische» Strafgesetzbuch" (l85l) und die Streitschrift „Volk-recht und Juristenrccht" (1843). Eifrig thätiq wur er für die schleSwig-bolsteiniscke Bewegung, deren Führer sein Bruder Hartvig, später Universität«-Curator in Bonn, war, unv er belhettigte sich auch lebhaft an der freiheitlich nationalen Bewegung m Deutschland. Greifswald wählte ihn 1848 in die deutsche Nationalversammlung. Hier wurde er ein Hauplsührer de« rechten Eentrum«; er verfaßte da« Programm der sogenannten „Casino-Pari«" und war auch Mitglied der Kaiser-Deputation an Friedrich Wilhelm IV. Auch in seinem reiferfl, Älter, imir er vtzlsach Parlamentarisch thätig, sowohl im Preußischen Aharordqete,Hause, in che» er u. A. 1860 die Stadt Berlin »erftflt, als im Reick er sich der nationalliheraher,.Parte» anhchletz. deS Herrenhauses war er seit 1875 und läuaerr Zeft »ar er zweiter Bicepräsivent de« Hanse«. In frischer E«n»e»vng ist »och die lebhafte Theilnahme, unter welcher Prof. Befeler im Jahre 1883 sein 50jährigeö Doctor-Jubiläum und sein 25jährige« Jubiläum als Berliner Prosesior beginn. Der Tod hal ihn von langen Leiden erlöst, aber troz, Krankheit und Alter hatte er noch sür da« Wintersemester «in« Vor lesung über die deutsche Territorial-Gesetzgebung und Hebungen ii» Seminar sür deutsches Recht angekündigt. Loa feiner Thätigkeit als Ordinär!«« für deutsches Privateecht War er durch neubernsene Kräfte entlastet. » Die Ausgaben de» preußisch«^ Mit»«»«». fLr Unterrickt»zwecke aller Art telanfe« sich nach per „Statistischen Correspondenz" für daS EtatAjah, I8SSM aus 65 459 503 und zwar sind hiervou ordentlich« bezw. dauernde Beiträge 60 622 143 ^ unv außerordeqtliche bezp». einmalig« 4 837 360 .«k Hierbei sind nicht »it einbearMen die Kosten der Eenlralderrvallung, sowie die Slaatsbettrckße bezw. Ausgaben sür diejenigen Anstalten, welche der reinen Wissenfchaft und nicht unmittetbaren Unterrichtszweckeü dienen; erner blieben die Aufwendungen sür alle der Atme«» pud Marineverwaltung unterstellten UnterrichtSanstalteu unbetllck- sickligt. Von den ordentlichen StaatSauSgaben entfallen 10241888 aus die Universitäten. 6 245 675 auf di« hsheer» Lehr anstalt». 38408801 «St aus da« Elemevtar-Untrrrichwwit»» «d 5 726 879 >t aus die Fachschulen. Bon de» außerardeutüchrn Ausgaben kommen aus die Universitäten 3 980 220 >1, auf die höhere» Anstalten 487 740 ^t, aus dal El-niculur - Unterrichts - wesen 997 500 ^t und auf die Fochsäwlen 371 900 Li» «deut lichen Ausgabe» betragen aut den Kops der Bevölkerung lnSochummt 2.14 >t (darunter 1,37 für Elementarschulweftn» U38 » ftr Universitäten, 0,32 für höher« Lehranstalt» uup V.20 Fachschulen), die außerordentlich«» 0,17 Li» BnthnligiMDZjuS Staates on den GesammtauSgabeu, welche für dt« etuzelnr» Nmer- richtSzweige erforderlich ftud, ist sehr verschiede». Ho» de» Kochen sur die Universitäre» werdea 83,51 Pro«, vom Staotr g«M«»e», von d-nen für Fachschulen 88.31 Proe., vom deue, für dv« Glerueuiod, 'chnlwesen 25.il Proe. und »»» den» für dl« HSdere, Ldbr«»stwt«b. wttche übrige»« 53,30 Pro«, ihr« Susgabea d«ch NM»» Gtb- nahmen re. decken, nur 23.10 Proc. Wie bock im Allgemeinen die staatlichen AttßgM« fstr Unterricklszwecke sind, ergiebt sich daraus, da« 4lI4.Plcoc. der direkten Steuern sür diesen Zweck verwendet werden müssen und daß die dirccteu PecsonaHieueru sog« um W 1>- Mü Mark geringer sind, al» die ^ Unterrichlszwecke. * AlS recht glücklich muß der Gedanke der ^ lungöconimission für Posen n»o Westpreußen be zeichnet werden, aus den' parcellirten polnischen Rittergütern evangelische Schwaben anzusiedeln. In der That hat dieser Slam», in den letzten 160 Jahren so vorzügliche Be weise seiner EolonisationSkrast und seiner Fähigkeit, fremde Stämme auszusaugen, gegeben, daß man dringend wünschen muß, eS möchte der Strom der schwäbischen Auswanderer stall wie bisher nach Amerika in Zukunft sich in die deutschen Ostmarken Posen und Westpreußen ergießen. Besonders im südlichen Ungarn und im südlichen Rußland haben die Schwaben Große- in der Colonisirung geleistet. Im Jahre 1775 gab cs im Banat nur 40 000 Deutsche; im Jahre l882 berechnete K. Keleli (vormals Klette, ein geborener Dresdner) die Zahl der Banaler Deutschen in den Eomilatcn Krasso, Temesch und Toronlal ans 357 000. Gegenwärtig leben aber auf dem Gebiete zwischen Donau, Marosch, Tbeiß und dem siebcnbürgischcn Hochlande nahezu 400 000 Deutsche, größlcnlheilS schwäbischen Stammes. Eine solche Vermebr'.-ng ist fast beispiellos. 1728 gab eS im Banat erst 10 deutsche Dörfer, 1761 fanden sich 17, 1764 schon 27, 1770 43 Ort schaften, in denen Deutsche lebten, 1840 wohnten in 89 Orten Deutsche. Heule bestehen aber im Banat 98 rein deutsche Gemeinden mit 177 000 Bewohnern. In 28 weiteren Orten bilde» die Deutschen die überwiegende Mehrheit, und in 72 Orlen mache» sie die nicht zu unterschätzende Minder heit auS. Außerdem kommen Deutsche mindestens noch in 200 Ortschaften in geringerer Anzahl vor. Von den 88 rein deutschen Gemeinden zählen 11 zwischen 100 und 500 Einwohnern. 18 500—1000 Einw.. 31 1000—2000 Einw,, 22 2—3000 Einw., 11 3—4000 Einw,, 3 4—5000 Einw., 1 (Steirdors) über 5000, 1 (Hanseld) 7760 Einwohner. Von den Orte», die eine deutsche Majorität unv deutsche Ver waltung habe», ragen besonders hervor: Temesvar, Werscbetz, Groß-BecSkerck, Wcißkirchen, Reschitza, VarjaS, Oraviya, Orsova, Kleiii'BccSkerck und Pardany, Im Lause der letzte» 100 Jahre haben nun diese Banaler Schwaben nicht wenige rumänische, serbische und auch magyarische Dörfer in ihren Besitz gebracht und in nicht langer Zelt germanisirt, nicht mit Gewalt, sondern aus friedlichem Wege, durch Fleiß unv geistige Ueberlegenheit. Den geringsten Wider stand vermochten die Rumänen dem Dorvringen der Schwaben enlgegenzusctzcn. So wurden die Rumänen au» Altringen, Bencsck. Neu-Bessenova. Billet, Csatad, Delta, Grabacz, Klak, Nadrag, Perjanos, Szt. AndraS u. a. O. von den Deutschen verdrängt. Aber auch Magyaren mußten den Deutschen weichen oder sie wurden germanisirt. In der Ezörlttg'schc» Ethnographie werden die Orte Dcutscb-Csanad, Moritzsclb, Nakosalva, Stamora, Osßenitza, Ujvar, Malenitz- salva, Dolacz, Darnvar und Nitzkyeors als auch von Ungarn bewohnte Ortschaften bezeichnet. Heute sind diese Orte rein deutsch. Interessant ist ferner die Thatsache, daß auch die im Jahre 1769 inS Leben gerufenen französischen Colonien St. Hubert» Charleville, Sottenr unv Trübswettcr beute vollständig germanisirt sind. In gleicher Weise wie im Banat haben sich auch die Schwaben in der Batschka (nördlich von Neusatz) ungeniein stark vermehrt. Ihre Zahl hat sich seit 100 Jahren versechsfacht unv ist aus fast 200 000 gestiegen. Auch die Schwaben in de» Comitatcn Tolna und Baranya haben sich über weite Gebiete auSgebreitet. Im Tolnaer Comitat z. B sind heute von 120 Orten 57 ganz oder überwiegend deutsch, im Comitat Baranya sind von 358 Ortschaften 118 zu den deutschen zu zählen, weitere 64 Gemeinden haben aber 10—50 Proc. deutsche Einwohner! Im Ganzen leben heute in Tolna und Baranya gegen 200 000 Sckwaben. Im südlichen Rußland endlich haben schwäbische Eolonisten nach und nach gegen 400 deutsche Dörfer augetegt, deren Be.vobner sich immer noch stattlich vermehren, so daß mit jedem Jahre neue Colonien gegründet
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