Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.04.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-04-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189004245
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18900424
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18900424
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1890
- Monat1890-04
- Tag1890-04-24
- Monat1890-04
- Jahr1890
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.04.1890
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
«1Z et«t täglich h 6'/. Uhr. Ledartion vnd Lrpr-Uion Iohaanetgasse 8. SPrechkindra der Urdaüion: «ormittag» 10—12 Uhr. Nachmittag« b—6 Uhr. AM dir X>Mß»d« cin»ctai>dter Mon»Icri»te »acht Ach lich- du N,d»cl,c- mcht »»rdmtll Abonnement-preiS vierteljährlich 4>/, Mk incl. Bringertvyn 5 Mk., durch die Post bezogen 6 Pik Jede einzelne Nummer 20 Pf. Belegeremplar 10 Ps. bübren für Gebühren für Extrabeilage» Lageblott-Fornurt gesatzt» ohne Posibesvrdernng 60 Mk. Mit Poslbesörderung 70 Mk. «»»Ohme »er ftir »te uSchftf»lge«»r «»»«er »efttmmten Znlerate an S.chentagev »iS » Uhr Nachmltla,«. «»rann- «o» Fefttageufrüh hi»' ,S Uhr. 3u -t» Filiakn für Zas.-Änuahmr: Ltt» Klemm's Lorttm. (Alfred Hahn), Universitätsstraß« 1, Lauts Lasche, lklharinenstr. 23 Part, und SöalgSplatz 7, nur bi« '/,» Uhr. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- nnd Geschäftsverkehr. .z» lu. Amtliche Bekanntmachungen. öekanntmachung. Unter Bezugnahme aus die Verordnung de» Königliche» Ministeriums des Innern vom 15. December 1865, een! Gebrauch von Stadtwappen von Seiten der Privatpersonen betreffend, bringen wir auS Anlaß von Zuwiderhandlungen I gegen dieselbe hierdurch in Erinnerung, daß der Gebrauch unseres SiadlwappeiiS ohne unsere Genehmigung verboten ist. Leipzig, den 19. April 1890. Der Rath der Stadt Leipzig. Ia 8220. vr. Georgi. Größel. öekanntmachung. Nachdem Herr Heinrich Bernhard Friede, Kaufmann, Elisensiraße 57. 2. Etage, die aus ihn gefallene Wahl zun, Arme»Pfleger im 3i. Distrikte angenommen bat, ist derselbe am 18. April 1890 durch Herr» Distrikts-Vorsteher Lehrer Julius August Nobeil Krchhof^ in dieses Amt eingewiesen worden. Leipzig, am 22. April >890. DaS Arnrendtrrctorium. R. kü. 54. Ludwig - Wol s. ArtuS. öekanntmachung. Nachdem Herr Friedrich Wilhelm Wernicke, Bnreauvorstand, Leipzig-Neuscböix-selv, Eisenbahiistraße 74, ll., die aus ihn gesallene Wahl zum Armenpfleger im Districle Leipzig-Neuschöiieselv angenommen Hai. ist derselbe am 18. April 1890 durch Herrn DistrictS-Borsteher Fabrikant Otto Müller in dieses Amt eingewiesen worden. Leipzig, am 22. Apnl 1890. DaS Armendirectorium. L. k.ktl. 59. Ludwig-Wols. ArtuS. öau-Äreat, i, nächster Nähe d«S Bnhnhoss und der Harthivaldniig schön gelegen, hat b llig zu verkausen »rr LtnVtrath zu Zwenkau. Donnerstag den 24. April 1890. gemacht und die endlich zu seinein alten Gott. Insrralr 6 gespaltene Petitzeile 20 Pf. Größere Schriften laut uns. PreiSverzeichutß. Tabellarisä>eru. Ziffernsatz nach hoherm Tarif. Ntllamrn unter dein Redactionsilrich die 4gespalt. Zeile 50 Ps., vor den,vami > tennalhrichteu die (»gespaltene Zeile 40 Ps. Inserate sind stets an die (§rvrdttt«U zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben.' Zahlung praeuuworanllu oder durch Post- nachnayme. 84 Jahrgang. Der Laisertoast in öremerhaven. Kaiser Wilhelm hat die Gabe, in entscheidenden Augen blicken daS recht« Wort zu finde» und dadurch große Wirkungen zu erzielen. Es war an» 1. April 1888 in schwerer Zeit, wenige Wochen nach dem Tode Kaiser Wilhelm's. als der damalige Kronprinz Wilhelm beim Fürsten BiSmarck erschien und bn der Tafel einen Trinkspruch aus den Kanzler auS- brachle, der allgemeines Aussehen erregte und wesentlich dazu beizelrogen hat, die damalige KristS zu überwinden. Kronprinz Wilhelm sagte in Erwiderung aus den Rückblick, welchen Fürst BiSmarck aus die letzten 40 Jahre geworfen halte: „Unter den 40 Jahren, welche Sie soeben erwähnten, ist wobl kein- so ernst und schwerwiegend gewesen, als daS jetzige. Der Kaiser Wilhelm ist hcimqegangcn, dem Sie 27 Iabre lang treu gedient. Mil Begeisterung jubelt ,-daS Volk unjerm fetzigen hohen Herrn zu, der Mitbegründer der Größe dcS jetzigen Vaterlandes ist. Eure Durchlaucht werden ihm, wie wir Alle, mit derselben altdeutsche» ManneSlreue dienen, wie dem Dahingeschiedenen. Um mich eines militairischen Bildes zu bedienen, so sehe ich unsere jetzige Lage an wie ein Regi ment, da» zum Sturm schreitet. Der RegiinentScommandeur ist gefallen. Der Nächste im Comniando reitet, obwobl schwer getroffen, noch kühn voran. Ta richte» sich die Blicke aus die Fahne, die der Träger hoch empor schwenkt So Hallen Eure Durchlaucht daö Reichspanier empor. Möge eS. daS ist unser innigster Herzenswunsch, Ihnen »och lange vergönnt sein, in Gemeinschaft mit unserni geliebten nnd verehrten Kaiser daS ReichSpanier hochzuhalten. Gott segne und schütze denselben und Eure Durchlaucht!" Der Trinkspruch, welchen Kaiser Wilhelm in Bremer baden aus daö Gedeihen deS „Norddeutsche» Lloyd" auS- bwihle. hat die Ennncrung an jene vor zwei Jahren ge sprochenen Worte ausgesrischt, weil sie mancheVergleichungSpuncte n»l der jüngsten Kundgebung de» Kaiser« darbielc». Kaiser Wilhelm bediente sich in Bremerhaven auch eines Bildes, um die gegenwärtige Lage zu charakterisiert,, und dieses Bild ist wieder ebenso treffend, wie da» von dem zum Stur», schreitenden Regiment im Jahre 1888 war. Der Kaiser erzählte ein merkwürdiges Erlebnis; auS seiner Fahrt nrch Rußland im Jahre seiner Thronbesteigung. DaS Ostsee-Geschwader führte einen CurSwcchset »» Nebel an», wobei die Schisse von einander getrennt wurden. Mit linem Male sei auö dem Nebel hoch Uber den Wolken die deutsche Flagge ausgelaucht, ein überraschender Anblick, welcher Alle zur Bewunderung der Naturerscheinung hingerissen habe. Später sei das ganze Geschwader, tadellos den neuen Eurs steuernd, ausgctaucht, nachdem der Nebel sich zerstreut. Die» sei ihm als Bild erschiene». Auf die Gegenwart über eebend, sagte kann der Kaiser mit Bezug aus dieses Bild: „Welch dunkle Stunden auch über unser Vaterland kommen möchten, wir würden dennoch in rüstigem BorwärlSstreben unser Ziel erreichen nach dem schönen Grundsatz: ..„Wir Drulsche fürchten Gott, sonst Niemanden aus der Well."' Wenn auch gegenwärtig noch Manches nebelhaft erscheint, so ist e» doch brr ReicbSgkvanke, welcher im ganzen deutschen Palerlande lebendig ist und in ungeschwächtcr Kraft sort- destehl. AlS Symbol leuchtet un» daS ReichSpanier zu Lande und z» Wasser voran, »ie Entwickelung ter ReichSvolltik, wie sie vom Anfang an gewesen ist, wird unwandelbar sorlgesübrt, mag auch durch die Umstände geboten eine EurSveränterung vorgenoiiinicn sein, das Ziel, aus da» wir loSstcuern, bleibt deshalb doch dasselbe. Die EurSveränderung. von welcher der Kauer sprach, verträgt sich sehr wobl mit dem Mat« des Reichskanzler» von Capnvi: »Der Eur» bleibt rer alte weil da« Ziel der Fahrt trotz de» augenblicklichen EurS- wechsel» Weiler verfolgt unv auch erreicht wurde lieber die Art und Weise, aus welche man dem Ziele zustreble, batte der Geschwaderches Entscheidung zu treffen, und diese muß ihm unter allen Umständen Vorbehalten bleiben. Der Nebel, inrlcher seit dem 20. März den freien Blick in die Zukunst verschleiert hat. beginnt sich bereit- zu zertheilen, die Umrisse der Neugestaltung beginnen bereit» bervorzutreten. und die ersten Anfänge der amtlichen Tätigkeit de« neuen Reichs kanzlers haben überall den besten Eindruck freudigsten Hoffnungen erweckt. Der Kaiser sprach auch von Gefahren, welche in der Presse nnd im öffentlichen Leben hervorträten. setzte aber beruhigend hinzu, daß e« lange nicht so schlimm sei, wie e» auSsehe. auch seine Worte würden mitunter mißdeiilct, aber an einem Kaiserwort solle man nicht drehe» »och deuteln. Der Kaiser- toast in Bremerhaven wird überall beruhigend wirken und die Zweifler und Schwankenden zur Sicherheit zurücksübren, denn der Toast beweist, baß der Kaiser selbst hoffnungsvoll und guten MutheS in die Zukunst blickt, der Wahtspruch deS Fürsten BiSmarck, den er in seiner berühmten Rede vom 6. Februar 1888 bekannt bat: „Wir Deutsche furchten Gott, sonst Niemanden aus der Welt", ist auch der seinigc geworden; wie in seiner Rede bei Enthüllung deS Denkmals de» Prinzen Friedrich Karl in Frankfurt a. O., so hat er ihn auch bei dem Toast in Bremerhaven alS Richtschnur für die Zukunft ausgestellt. DaS Bestimmende an der gegenwärtigen Lage ist die Un sicherheit, wie sich die Zukunft entwickeln werde, ob sie eine Verbesserung deS bestehenden Zustandes bringe» werde oder nicht. Im Allgemeinen bewahrt die össentliche Meinung noch strotze Zurückhaltung in dieser Beziehung, sie wagt sich mit ihrem Nrtheil »ock> nicht hervor, weil über Dinge »och Schweige» beobachtet wird, über welche Klarheit herrsche» muß. wenn volle Beruhigung cintrelen soll. ES werden Gerüch e in Umlaut gesetzt, welche de», Fürsi-N BiSmarck eine aclive Nolle für die Zukunft aiiweisen. Wir sind überzeugt, daß diese Ge rüchte in der Hanplsache unbegründet sind, Fürst BiSmarck leistet durch seine Vergangenheit dafür Gewähr, daß er nicht z» unwürdigen Mitteln greisen kan», um sich eine persönliche Gellung zu verschaffen, die ihm siciS zu Gebote stehen wird, wenn er die Zeit für gekommen erachtet, seine Meinung offen ,n sage». Wir glauben, daß Fürst BiSmarck iinnier nur mit öer Regierung zusaminenwirke» wird, um die Wohlfahrt deS unter seiner bervorragcnde» Mitwirkung geschassenei, vculschc» Reiches zu fördern und zu befestigen. Dieser Weg ist ihm nicht »ur ofsengehalte», sondern der Kaiser hat ihn in der Eabinetöorvre vom 20. März ausdrücklich darum ersticht, ihn auch ferner mit seinem wcrlhvollen Ratv zu unterstützen. Kaiser Wilhelm hat aber durch seine Worte auch der Piesse eine» beherzigenSwerlheii Wink gegeben, die Schwierigkeiten der Lage nickt durch Schwarzfeherei zu vergrößern. Die fort- wädleilben Betrachtungen über die Möglichkeit einer vom Fürsten Bismarck ausgehenden Preßsebde, d>e persönlich zu- gespitzten Anspielungen und Andeutungen von Möglichkeiten, für die keinerlei Beweise vorliegen, können sicher nicht dazu dienen, den inneren Friede» zu verbürge» und zu befestige». DaS angrklindigte Erscheinen des Fürsten BiSmarck im preußischen Herrenhause wird ihm Gelegenheit gebe», allen? dielen Verdächtigungen entgegen zu treten und wieder diejenige Klarheit i» die Lage zu bringe», auf welche wir aus die Dauer nicht Verzicht leisten können. * Leipzig, 24. April. * Die Königin von Großbritannien ist in Darm stadt angckoinmen. Freitag, im Lanfe dcS Nachmittag», wird der Kaiser zum Besuche der Königin in Darmttavt er wartet und bis zum 26. d. M. dort verweile». Der Auf enthalt der Königin wird ungefähr sechs Tage wäbren. * Die Nachricht, daß der württem belgische Justiz- minister v. Faber zurückzutrctcn beabsichtige, dürste »ichk mehr als ein leere» Gerücht sei», welche» dadurch nicht glaubhasler wird, daß eS an eine» jüngst in einem Münchener Blatt lancirlen Artikel aiiknüpst, worin dem Ehcs der Justiz verwaltung zum besonkere» Vorwurf grmachl war. daß er für die Znwenkung von Auszeichnungen, schnellen Beförde rungen und Audienzen bei dem Könige an die Angestellten feine» Departements weniger besorgt se>, als B. der Minister de» Innern. Vorder hat man von Rücktritts absichten deS Iuslizmiiiisters nichis gehört, und ob der gedachte Artikel, dem in der heimischen Presse gewiß mit Recht die Legitimation bestritten worden ist, alS Ausdruck einer allge meinen Stimmung der würltembcrgische» Iuristenwelt zu gelte», bedeutungsvoll genug ist, um einen derartigen E»l schluß reisen zu lasten, darf man füglich bezweifeln, ganz abgesehen davon, daß Herr v. Faber, ein Sluoiengenostc des Königs, stets alS persona crala an allerhöchster Stelle ge gölten hat und daß eS die Genehmigung eines etwaigen Ab schiedSgesuche» nicht eben erleichtern dürste, wenn dasselbe als der unmittelbare Erfolg eines derartigen Zeitungsartikels erscheinen könnte. * Zum Thema der Parti cularistischcn Strömungen wird der „Schlesischen Zeitung" geschrieben: ES ist ein eigenthümIichkS Zusammentreffen, daß gerade zu der selben Zeit, wo man dem Bestände de» WelfensondS ernstlich zu Leibe geht, die particularistischen Strömungen, zu denen in erster Reihe die seit einigen Jahren mehr in den Hintergrund getretene welfische Bewegung gehört, wieder öfter von sich reden machen. Anlas, dazu habe» namenllich die unklaren Partei crschelnungen bei Gelegenheit der Reichstagswahlen gegeben, denen auch die Deutsch-Hannoveraner ihre vermehrten Wahlsiege zu ver danken haben. Im ehemaligen Kurhessen sowohl wie in Mecklen burg haben sich neuerdings sogenannte deutsche Rechtsparteien gebildet, die, gleich den Welse», die seit 1866 vollzogene Neugestaltung Deutschlands rückgängig zu machen bestrebt sind. Obgleich in ihren Zielen übereinstimmend, ivarcn alle diese Parteigruppen bisher vereinzelt vorgegangcn. Jetzt wird ein Zusammenschluß aller deutschen Rechtsparteien ungebahnt. Zwar hat da» Organ der mecklenburgischen Particularisien bisher seinem Zweitel darüber Ausdruck gegeben, ob der deutsch-hannoverschen Partei ein solche» Vorgehen willkommen sel. Jetzt wird aber dein „Mecklenburger" an« Hannover die Versicherung erthellt, daß inan dort dle Nothwendigkeit und die Möglichkeit des ZiiiammenschlusscS aller „deutschen RechtSsreunde" anerkenne. Allerdings beanspruche man in Hannover die Führerschaft; die deutsch-bannoverschc Partei müsse der feste Stamm sein, an den die neu ausschießenden Ranken sich anlehne» und aus dem sie ihre Stärke gewinnen müßten. Mit dem so vereinigten Gebiete sind die Parltcularisten übrigen» noch keineswegs zufrieden. Eie wollen ihr Ne» über ganz Deutschland spannen. Daß Reuß ä. L. sich willig darein begicbt, ist bei den dortigen politischen Zuständen nicht zu verwundern. Aber man greift weiter. Die „Greizer Londeszeitiing" veröffentlichte kürzlich einen Artikel, in welchem behauptet wurde, auch in Bauern und in Württemberg reg« es sich wunderbar bezüglich »ine» Zusammen- schluffe» der mit den Grundsätzen der leitenden particularistischen Presse einverstandenen Otenosten, und der schon genannte , Merkten burger" schreibt: „Möchten denn auch In Schleswig-Holslein und Nassau unserer Brüder Augen sehend werden, daß für die Sache de» legitimen Reckt«, de» Fürsten- und Landesrecht», rin neuer Lenz nach langer, düsterer Winterzeit anbricht. DaS deutsch« Bvlk hat lange, zu lange schon im Götzendienst de» Erfolge» gekurt, >un nicht zu seinein alten Gott, der Helligkeit und Gerechtigkeit ist, zurückzukehren. Möge die Sammlung, der Zusammenschluß aller deutschen Rechtssreuiide bald erfolgen.'' In dem Bestreben der Socialdemokratie, die Ge nossen so fest als möglich aneinanderzukelten und sie gegen die außerhalb der Partei Stehenden nach Kräslen abzu schließen, wirken Fachvcreine. Gesangvereine, Keaelvereine, Rauchclubs, Leseclubs mit der svcialdrniokratischcn Presse zu sammen. Nunmehr ist für Berlin ein Unternehmen geplant, welches de» angegebenen Zweck in hohem Maße zu fördern geeignet ist. Es wird ein Wegweiser für die Partei genossen von Berlin und Uingegend herauSgegrben, der in 200 000 Exemplaren unter den Arbeitern unentgeltlich ver- lhcill werken soll. In diesem Wegweiser werte» alle Fach vereine, GewertschaslSvereine. Eentralkrankencassen. Adressen von Zahlstelle», Arbeitsnachweise u. s. w. angegeben; cm Anzeigen-Anhang wird eingerichtet; kurzum, der Wegweiser wird für die Socialdemokratie ein ganz eigenartiges Vade mekum sein. * Der zweite Tbeil der Denkschrift, welche von der socialdemokratischen Partei auS Anlaß de» zehnjährigen Bestehens te» Soc>al>sIe»gesetzcS heranSgegebei, wurde, wirb jetzt angekiinvigt. Ter erste Tbeil sollte mehr rin gedrängter Abriß der Geschichte der deulsckcn Socialdemokratie sei». Der zweite Tbeil stellt eine Geschichte „der All»jühru»g und Wirkung dcS Socialisienges-tzeS" dar. und zwar, wie e» im Vorwort heißt, „geschrieben von den Opser» desselben". „Gerade jetzt" — heißt eS dann weiter — „wo die Frage ter Abschaffung de» Polizeigcsctzeö aus der Tagesordnung steht, kommt diele Saiiimtung und die ziffernmäßige Auszählung ... Brutalitäten u. s. w. zur rechte» Stunde sür Freund und Feind." — Ueber de» tdalsäcblichen In- halt de» zweiten Tbeil» der Denkschrift sind wir in der Lage, Folgendes mitlheilen zu können. Es finden sich i» dem Bande zunächst „Släklebilder", und zwar auS Baven- Bade». Brandenburg, Braunschweig. Breme», Ehcinnitz, Eoit- iuS. Eriiilmitlchau, Danzig, Dresden, Turlach. Forst > d. Lausitz, Frankfurt a. M„ Gotha, Halberstadt, Hamburg. Altona, Hannover. Hohenstein, KönigSbera, Leipzig, Ludwig- Hasen a. Rh., Magdeburg, Meerane, München, Nürvber Fürtb, Pforzheim, Plauen i. D. Spicmberg, Zeitz, folgen dann biographische Notizen nach Amerika Ausgewanderter. In dem Abschnitte: .Die Opfer deS kleinen Belagerungs zustandes" findet sich eine List« der AuSgewieseiien au» Berlin, Hamburg. Leipzig Frankfurt a. M. Altona, Stettin und Sprcmderg. Dann folgt ein Bcrzeichniß der verbotenen Druckschriften nnd Vereine, und zwar Gew rkschasten und berufliche Verbände, Krankennnterstützungsverrine, politische und Arbeitervereine. Den Schluß bildet eine Auszählung der unter der Herrschaft deö SociallllengesetzeS verhängten Frei heitSstrasen. * AuS Gera wird un» unterm 22. April geschrieben: Der Landtag für das Fürstenthum Reuß jüngerer Linie ist wieder zusaminengetretcn und Präsident Fürbrinaer eröffnet« heute um 10 Udr die erste Sitzung. Die gedruckicii Eingänge be treffen SlaatSzuschüsse zu Schulbauten in der Höhe von 1500 .«( an Hohenleuben, 2500 .eil an Lichtenbrunn und 2000 .«l an Pürmttz. Eine Petition bittet um Anlage einer Haltestelle der Schönberg- Hirschberger Eisenbahn an der „Kohlung" bei Blintendorf. Aus der Tagesordnung steht der Bericht des Ausschusses zur Bor de rat Huna deS neuen Steucrgesetzes. Der versaßt« Gesetzes- entwurs sucht unter thunlichstcr Berücksichtigung der vom vorigen Landtage gefaßten Beschlüsse eine gerechtere Bertheilung der Steuer last hauptsächlich dadurch zu erreiche», daß für die Folge zeit die Steuer in den unteren Stufen aufgehoben oder ermäßigt, die Zahl der Stufen in der Eliikomineiisteucr ver- mehrt, die Declarationspslicht erweitert und das Verfahren in der ReclamationSinstaiiz verbessert werden soll. Der Ausschuß hat zwar in vielen wesentlichen Punctcn sei» Einverständnis, mit den einzelne» Bestimmungen de» Entwurfs erkläre» könne», ist aber der Ansicht, daß e» rathsam sei, »och wcitcrgehcnde Abänderungen des bisherigen Gesetzes insbesondere in Bezug aus die Steuerslusen durch Einschiebllng einer noch größeren Anzahl von Zwischenstufen, als dies in dem Entwürfe bei den höheren Jahreseinkommen vo» gesehcn ist, sowie in Bezug aus die Selbsleinschutzung und in Bezug aus die Wahl und die Zusammensetzung der Einschätzungscommisston vorzunchmcn. Der vom Ausschuß anderweit ausgestellte Entwurf wird zur Annahme empfohlen »nd dabei bemerkt, das, den einzelnen Abänderungen und Zusätzen im Wesentlichen die Vorschriften de» künigl. sächsischen Einkommensteuergesetzes vom 2. Juli 1878, welches in vielen Puucten auch mit unserem bisherigen Gesetze bereits übereiiistimint, zu Grunde gelegt worden sind. In ein gehender Weise wurden 24 Paragraphen der GesetzeSvorlag« berochen. * AuS München, 22. April, wird berichtet: Bei der Fortsetzung der EultuSberathung in der Reichs rathskammer sprach Prinz Ludwig warm für die Erhöhung der Forderung zur Erwerbung ausgezeichneter Kunstwerke sür Staatssammlungen auf lOOG») .^l statt der von der Abge ordnetenkammer bewilligten M0M./8 Er müßte nicht ein WittelS- bacher, nicht ein Enkel Ludwig's I., nicht ein Sohn de» Regenten, dcS eifrigen Förderers und Freunde» der Kunst und der Künstler sein, sollte er nicht freudig Alle» begrüßen, waS sür die Förderung i „vr in^Blchmen und der Kunst bestimmt sei, deren idealer »nd materieller Werth nicht I lmitei, durch c-echiicbi hoch genug auzuschlagen wäre. Leit Ludwig's I. Tod seien inj ^ ^ ^ den Staalssammlunge» große Lücken entstände». Eine mög lichst zahlreiche Beschickung der im vorigen Jahre so erfolgreich aufgenomiiienen Jahre».Ausstellungen auch von auswärts sci für die hiesigen Künstler höchst nothwcndig, damit sie nicht in zu engem Kreise bleiben. Um aber hervorragende fremde Künstler zur Ausstellung beranzuzichen, müsse man Gelder haben, um diesen Aussicht aus Ankauf für die Staatssaminlungen zu eröffnen. Di« in erster Linie dem Finanzminister I>r. v. Riede! zu dankend« gün stige Finanzlage gestatte hierfür größere Aufwendungen, die hier sehr productiv angelegt wurden. Der Prinz regt die Erbauung eines eigenen neuen zeitgemäßen Ausstellungs- und Künstler- gebäude» au» Staats-, Gemeinde- und Künstlergenossenschastsmilieln an, damit der GiaSpalast auch wieder zu anderen AusstellungS- zivecken verfügbar werde. Der Minister von Crailsheim dankt dein Prinzen nanienS der Regierung sür dessen Worte, durch welch« der Prinz sich aus den Boden der traditionellen Bestrebungen und Anschauungen des Königshauses gestellt habe. Die Anregung der Erbauung eines KunstausstellungsgebäudeS sei höchst dankens- werth, wenn auch die Schwierigkeiten nicht zu unterschätzen seien. Der Betrag von 100000 .«l wurde hieraus einhellig genehmigt. Man hofft von dem Auftreten des Prinzen ein« veränderte Haltung der Mehrheit der Abgeordnetenkammer zu dieser Position. Die Abgeordnetenkammer genehmigte verschiedene neue Postgebäude, darunter eine» in Pirmasens, ferner sämmtliche RegicrungSsorderlingen betreffs Erweiterung des Fernsprechnetzes, darunter i» München, in Ulm mit Fortsetzung nach «tuttgart, Frankfurt, München, Nürnberg; in Hof mit Forl-ctzung nach Leipzig, Nürnberg, Würzburg, Aichaffen- burg; smier zwei Millionen für eine unterirdische Trlegraphrulinie MÜnchen-Jngolstadt-Hos-Lande-grenze. * Die Nachricht, daß dcr Ehes der Reichskanzlei, v. Notten bürg, sür da» Ehrenamt eine» EuratorS ver Uni vrrjität Göttingrn »»«ersehen sei. taucht von Reuen» auf, obgleich sie von Göttinger, auS sür gänzlich unbegründet erklärt worden war. Die Angelegenheit hat, wie die „Schlesische Zeilung" hörl, allerdings geixielt, sie dürste aber durch da« Verbleiben de» Herrn von Rvklenbnrg in der Reichskanzlei vorläufig erledigt scm. * Im österreichischen Abgeordnetenhaus« erKärte in Beantwortung einer Interpellalion der Iung-Ezechen der Minislcrpräsikent Gras Taasse, eS sei keine Weisung betreff» deS Verbotes, den deutsch-böhmische» Ausgleich in Vereinen und Journalen zu bespreche», a» t,e Nnlerbehörben ergangen. DaS Verfahren der Behörden sci in leine», Falle den Grund gesetze» de» Staate» zuwidergelanfen. Aus die Interpellation Riegcr'S und Genosse», betreffend die Anordnung, die Corrc- Ipondenz zwischen de», Magistrat und dem evangclischen Piarranit AugSburzischcr Evusession in Prag in deutscher Sprache zu führen, erwiderte der Ministerpräsident, daß eS sich nur uni daS evangelische Psarranit in Prag handle, und der Magistrat daher gesetzlich verpflichtet erscheine, iin Verkehr »ul den Behörden sich »ach der Beschaffenheit deS Falles der entsprechenden Landessprache zu bediene». — I» Be- aiitworliing der Interpellation de« Abgeordneten Exucr über da» Verhalten der SicherheitSdebörde bei de» Exccssen vom 8. April schildert der Ministerpräsident die Situation aus dem Schauplätze der Exccsse bis in die ersten Nachnnklag-stuiiden, sowie die getroffenen polizeilichen Bor- teyrungen und schließ!: wen» er auch anerkennen inüffe. daß den Exceffen durch frühzeitigere Dirigirmig größerer Reserve- Wachniaiinschaste» »ach Ottakring wirksamer halte begegnet werden können, so gebe doch aus de» angesteUten Erhebungen hervor, daß in den NachmiltagSstiiiidcii de« 8. April Nichts geschehe» sei. waS den Anspruch hätte rechtfertigen können, daß Militair hätte in Bereitschaft gesetzt werben müsse», umsomehr, als daS Einschreiten von Militairmachl gegen irre geleitete Volksmasse» aus äußerste Nolhsälle beschränkt werden müsse. Selbstverständlich seien alle Vorsichtsmaßregeln getroffen, damit die Ruhe und Ordnung im Wiener Polizei- Rayon nicht ferner gestört werde. Bei der fortgesetzten Budgetdebatte sprach der Iungczechc Vasaty gegen daS Bün kniß mit Deutschland »nler der Behauptung de» ZunehmcnS des Militarismus in Deutschland und Frankreich. * Die soeben erschienene Nr. 34 der „Mitlheilunacn" de» Wiener besrtschen SchulvereinS enthält eine Uebersicht über sie Einnahmen ,»>v Ausgaben de» Vereins im Jahre 1889. ES betrugen die Einnahme» in. Ganzen 302 800 sl. gegen 299 500 sl >m Jahre >888. gegen 293 200 st. im Jahre >886. gegen 256 l00sl. im Jahre 1884 und gegen 153 100 fl. >>» Jahre 1882. An Spenden wurecn >889 l >8 700 fl. und Spenden sür den ScknlbaiisviidS 38 600 fl abgelieserl. in, an WaS die Ausgabe» betrifft, so hat der Verein sür Schul- zwccke im Jahre >88'.» 200 500 fl., für Ba»sü»vdsul>venlio»e>, >0 900 fl. und sür Lehrerpeiiswiici» >7 600 fl., zusammen also 229 000 fl. ausgewendet. Im Ganzen widmete der Wiener Schulderem bis Ende 1889 l 839 400 sl. sür Schulzwecke, abgesehen von den im Grün versend» sür de» gleichen Zweck hinterleglen l7l 200 sl. Fnc daS Jahr 1890 glaubt man solgende Summen zu bedürfen: 102 900 fl. sür Schul - Erhaltungen. 30 800 fl sür die Erhaltung der Kliivergärtcn . 12 600 fl. sür Schul - Unterstützungen. 11 800 fl. sür Kindergarkeii-Uiilerslützimgen. 9l00 fl. für Gehaltszulagen, l5 900 sl sür verschiedene andere Unter stützungen uno 20 000 sl. zur Sicherstellung der Pensions- Ansprüche der vom Vereine aiigcstelltrn Lehrkräfte; hierzu komme» noch die Siiiiimcir sür bereits bewilligte Schulbauten unv Schulbau-Unlrrstützunge», so daß 300 00» sl. Einnahmen eben auSreichen. um alle Ausgabe» zu decken. Der Echulbau- sondS, der sich meist aus Spenden von 500—10 000 fl. zn- saniinensetzl, erreichte Ende 1889 die Höbe von 78 942 sl. AuS diesem Fond» wurden bisher 30 Gemeinden unterstützt, die auS eigene» Kräitcn eine deutsche Schule nimmermehr hätte» errichten könne»: 15 Gemeinde» in Böhmen (z. B. Kuappendors, Nehberg.Böbinisch-Trübau.Kolleschowitz.Prorub, Blakriiitz,Wichsiadl,Stkkcn).5>nMäIircn (IvhannrSthal,Effen berg. KömaSselb bei Brünn, RubolsSIHal und Pawlow), 3 in Kärnten (St. Paul im Gaillhal, Lind ob Velken und St. Philippen). 3 in Krain (Neumarkls, Stcinwand unv Weitzensel»), 2 in Tirol (Eniichera unv Gereut), 1 in Steier mark (Süßenberg) und 1 in Nieder-Oesterreich (Unter- Wielands). Säniinlliche 30 Gemeinden empfingen 52 717 sl. Do» den im l. Vierteljahre 1890 gewährte» 230 Unter stützungen entfielen ans Böhmen allein'l 12. aus Mahren 33. ans Schlesien 9, aus Steiermark 27. aus Karmen 12, aus Krain 18, auf Tirol 8 und ans Nicderösterreich ll. In letzterem Kronlande wurden besonders die deutschen Schulen in einigen überwiegend czechischen Gemeinden a» der böh mischen Grcnw (z. B. in Hohenau, Noltcnschachen, Witschko- berg, Bcinhösc», Gundschacheii und Taiinciibruck) unterstützt. Da» HnupIarbeitSjelb deS Wiener SchulvereinS ist nach wie Mäbrc» zu suchen, wo deutsche Mindcr- echische Majoritäten schwer zu leiden haben. * Im verflossenen Jahre ist die Auswanderung auS Ober ungarn — trotz der Polizeimaßregeli, — recht stark ge wesen. Während Ende der siebziger Jahre kaum einige Hundert ungarischer Staatsar,gehöriger ihr Vaterland ver- lirßen und », den Vereinigten Staaten eine neue Heimath suchte», sind „ach den Angaben der amerikanische» A»S- schiffnngSbäsen im Jahre 1889 über l l 000 Personen a»S Ungarn — meist Deutsche und Slowaken — m Ncw-'1)ork und anderen Plätzen «»gekommen. Tie Auswanderung auS den gebirgige» Theilen Ungarns ist aber noch immer in der Zunahme begriffen. Nicht nur die besitzlosen Tagelöhner, sonder» vor allem dir KIcingrnndbcsitzer, die ihr Gütchen verpachten oder verlause», suchen jenscitS bcö OceanS rin bessere» Fortkommen. Nicht Agenten versühren da» Volk, sonder» die »lißlichen wirlhschastliche» Verhältnisse Ober- Ungarns treibe» es in die Ferne. Auch i» Sichenbürgcn nimmt die Auswanderung, «heil» nach Rumänien. lheilS nach Amerika, mit jedem Jahre z». * Eine Comniission höherer serbischer Ossiciere begiebt sich behusS Studiums VcS Bewassnuiigsiyslemü mit Magazin gewehren in« Ausland, zunächst »ach Rußland, alStann auch nach andere» europäischen Staate». * Nach einer Meldung de? .TempS" c»»S Kotonu fand am 21. d M. e>» zweistündiger Krinps der französischen Truppe» gegen Dahonrey'sche Streilkräste statt, vor denen sich d>e Franzosen nachPortoNcvo rurückzogen. DieDahomeyer folgten ihnen, krbrte» aber schließlich in ihre ursprünglichen Stellungen zurück Tw Verluste derselben waren beträchtlich; auf französischer Seite wurden etwa 5V Mann leicht verwundet.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite