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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.12.1891
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1891-12-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18911228020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1891122802
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1891122802
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1891
- Monat1891-12
- Tag1891-12-28
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L»r»»»^L»1g«bir di, Saespalt»»» »eil« SO 4» Neclame» »aterdem StrdacttoaS- «rtch s4 gespalten! 50 4, vor den Familie»- nachrichtr» (6 gespalten) 404. >beud.Au«gabe: die Kgespaltene Petiyeile 40 4, Reclamea unter dem RedactioaSstrich lägewallen) 1 4l, Familiennachrichteu und Anzeigen verlorener Gegenstände Ggespalteu) 20 <, Gröbere Schnsten laut unserem Preis- verzeichntb- Tabellarischer und Zifferujatz nach höherem Tarif. Sxtra-Beilagen (gesalzt), »ur mit der Lcorgeu-ilutgadr, odne Postbeiörderuog 60.—, mit Postbesörderung 70.—. Änvlchmeschlllß für Inserate: Abrnd-Ansgabe: Vormittag« 10 Uhr Morg,u«Au«gade: Nachmittag« 4 Uhr. Sonn- und Festtag« srüh 9 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je ein» halbe Stund, früher. Inserate sind stet« an die Vrprdttiau zu richten. 159. Montag den 28. December 1891. 85. Jahrgang. Im Interesse rechtzeitiger und vollständiger Lieferung des Leipziger Tageblattes wolle inan das Abonnement baldgefälligst erneuern. Der Abonnementspreis beträgt wie bisher pro Quartal 4 Ml. SO Pf., iucl. Biingcrlok» für zweimaliges tägliches Zntragen 5 Mk. SO Pf., durch die Post bezogen 6 Mk. In Leipzig nehmen Bestellungen entgegen sämmtliche Zeitungsspediteure, sowie die Hauptexpedition: Johannesgaffe 8, die Filialen: Katharinenftratze 14, Königsplatz V und Universitätsstratze 1. Ferner kann in nachfolgenden Ausgabestellen das Leipziger Tageblatt — zum Preise non 4 Mk. 50 Psg. für das I. Quartal 1892 — abgeholt werden: Arndtstrafte 35 Herr L. 0. Llttvl, Colonialwaarenhandlung. Petcrskirchhof 5 Herr Lux Jiioi'tli, Buchbinderei. Beethovenftrahe 1 Herr I'Uooü. Lotvr, Colonialwaarenhandlung. Pfassendorfer Strafte 1 Herr 11 it/- VVodor, Colonialwaarenhandlung. Brühl 80 (Ecke Goethestraßc) Herr Lvrw. Ae88ke, Colonialwaarenhandlung. Ranftsches (Häkchen O Herr Iritttlr. I l8<Iier, Cvlvnialwaarenbandlung. Frankfurter Strafte 11 Herr.Ll »8t Hro8, Colonialwaarenhandlung. Nanstädter Stemweg 1 Herr O. KNLjeliuu»», Colonialwaarenhandlung. Vöhrstrafte 15 Herr L<1uur<1 Let/er, Colonialwaarenhandlung. Schützenstraftc 5 Herr .I»I. 8< knmü Kon, Colonialwaarenhandlung. Marschnerftrafte O Herr Luul 8i;dreldor, Drogengeschäft. Wcstplatz 32 Herr 1l. Mtlrlt'Il, Cigarrenhandlimg. Nürniberger Strafte 45 Herr H. L. 41krei;Iit, Colonialwaarenhandlung. Horkstrafte 32 (Ecke Berliner Straße) Herr 0. -lunko, Colonialwaarenhandlung. Zeitzer Strafte 35 Herr V. LÜ8ter, Cigarrenhandlnng. in Anger-Crottendorf Herr Lodert Orelner, Zweinaundorfer Straße 18. in Neustadt Herr 1. lleder, Eisenbahnstraßc 5. - Connewitz Frau Lieder, Hermannstraße 23, 1. Etage. - Plagwitz Herr L. (>lriitxinun», Zschochersche Straße 7 r. - Gohlis Herr Dd. LrltL8eke. Mittelstraße 5. - Reudnitz Herr IV. l'u^iiinnil, Marschallstraße 1. - Lindenau Herr LÄ. L. Lüller, Wettiner Straße 51. - - Herr Lerud. >Veder, Miitzcngeschäft, Leipziger Straße 6. in Thonberg Herr R. L8»t8e1i, Reitzenhainer Straße 58. Leipzig, 28. December. * Die „Kölnische Zeitung" schließt eine militairische Studie über daS Stärkeverhältniß der in den russi schen und den deutsch-österreichischen Grenzprovinzen ausgestellten Heereskörper mit folgender Betrachtung: ES ergiebt sich somit für Rußland: 47 l Bataillone, 300 Schwa dronen, 175 Batterien, für die Verbündete»: 326 Bataillone, 232 Schwadronen, 252 Batterien. Rußland bat somit 145 Bataillone und 68 Schwadronen mehr, 77 Batterien weniger. Diese geringere Stärke der Artillerie ist jedoch nur scheinbar, kenn die Minderzahl der Batterien gleicht sich durch die größere Geschützstärke der russischen Batterien aus. Es befindet sich somit selbst in dem für Rußland so günstig abgemessenen Grenz gebiet von 300 km Halbmesser eine ganz bedeutende russische Uebermackt. Wäre der Grenzstreifen schmäler gezogen, so würde dieselbe, wie schon gesagt, noch viel mebr zu Tage treten. Im Vertrauen auf die Beschaffenheit unserer Truppen wie der Heere unserer Verbündeten braucht diese Uebermacht aller dings weder in Deutschland noch in Oesterreich-Ungarn Be sorgnisse bervorzurufen. Aber der Reichskanzler kann cS der deutsch-österreichische» Presse nicht verargen, wenn sie ihre Leser durch sachverständige Federn über diese Verhältnisse unterrichtet. Auch das Beispiel init dem 8. ArmeecorpS in Cobleuz und dessen Entfernung von der russischen Grenze war nicht sehr glücklich gewählt. Würde plötzlich bekannt, daß das 8. ArmeecorpS aus Cobleuz im Kriegsfall für eine etwa bei Königsberg zu bildende Armee bestimmt sei, so würde dies in Rußland ebensolche, ja, vielleicht größere Aufmerksamkeit erregen als in Oesterreich die angebliche Nachricht, daß ein ArmeecorpS in Charkow für die in Kiew zu bildende Armee bestimmt sei. Der Reichskanzler liebt cS nicht, wenn Zeitungs schreiber ihre Artikel mit lateinischen Redensarten schließen. Wir sind dabcr böslich genug, den unserer Feder sich auf- drängenden Wahrheitsspruch m philosophischer Ruhe zu ver schweigen." * Die.„Kreuzzcitung" hat mir ihren Enthüllungen über daS neue im Reichsamt des Innern ausgearbeitete Gesetz, betreffend die Beschränkung der Freizügigkeit, bereits selbst den Rückzug angetreten. Die Regierung soll aus den Vorschlägen nur praktische Fingerzeige entnehmen, wie das Gesetz über den Unterstützungöwohnsitz abzuändern sei. Auch bloßen wohlgemeinten Rathschlägen gegenüber wird man sich an maßgebender Stelle kritisch verhalten. Die Ermittelungen, die seit 2 Jahren über die Einwirkung der Sachsengängerei auf die Hcimathsgcmcinden der Sachsengänger ungestillt wurden, insbesondere die Erhebungen darüber, ob wirklich, wie be hauptet worden war, die Armcnlasten dieser Gemeinden ge steigert sind, tvcrden für eine etwaige Novelle zum Untcr- stutzungSwobnsitzgesetz ein ungleich werthvollereö Material abgcben, als Ratbschläge, die durch Sonderinteressen dictirt sind. Der Herr Reichskanzler batte sich übrigens auf die Erklärung beschränkt, daß Erwägungen darüber stattsänden, ob und inwieweit das Gesetz über den UnterstüyungSwohnsitz der Abänderung bedürftig sei. * Herrn von StablewSki, dem neuen Erzbischof von Posen und Gnesen, wurde bekanntlich zum Lobe nachgesagt, daß er sich ebenso für die deutschen Katholiken seiner Tiöcese interessirc, wie für die polnischen. Tie polnischen Leiter der Feierlichkeiten bei dem bevorstehenden „Einzüge" des Erzbischofs in Posen scheinen darauf jedenfalls keine Rücksicht nehmen zu wollen, oder sie betrachten diese Einzugs-Feierlich keit nicht als eine kirchliche, sondern als eine polnisch-politische. Selbst ein klerikale« Blatt, die „Schles. BolkSztg.", beklagt sich darüber, daß zu dem Comite für den Empfang kein einziger deutscher Katholik binzugezogen sei. DaS Blatt schreibt: „Es berührt wirklich peinlich, wenn man sich gerirt, als ob der Erzbischof nur für die Polen da wäre' * Aus Hildes heim wird geschrieben: Bei der bevor stehenden Stichwahl in unserem RcichStagSwablkreise zwischen dem nationalliberalcn Sander und dem klerikalen Bancr- meister haben die Socialdemokraten strikteste Wahlent- baltuog beschlossen. Es wird abzuwarten sein, ob dieser Be schluß in Wirklichkeit zur Ausführung gelaugt. * Au« Thüringen wird un» vom 27. December ge schrieben: Nach der von dem Vorstand der freisinnigen Partei deS Reichstags an den Vorstand deS freisinnigen Verein» für Weimar und Umgegend erlassenen Erklärung pnll die Berliner Parteileitung nichts mit dem Bodenbesitzreformer Ilr. Härmen ing zu thun haben: seine socialistische» Ideen sind unvereinbar mit dem deutschfreisinnigen Programm. Die tcutschfreisinnigcn Vertrauensmänner in E i s e n a ch. welche jüngst in Sachen Harmening'S eine Resolution gefaßt haben, geben in ibrer Kundgebung cbensalls der Ansicht Ausdruck, „daß die Bodcnbesitzrcscrmbestrebungcn mit dem freisinnigen Programm nicht übcremstimmen". Aber während die Herren Bambergtr und Genoffen de» Abgeordneten für Eisenach mit eisiger Kälte von sich abschüttcln, erklären die Eisenacdcr Vertrauens männer: „Da Herr Or Harmening diese (Bodenbcsiyrcsorm-) Bestrebungen aber bisher nur als Privatmann verfolgt hat, liegt für die Angehörigen der freisinnigen Partei in Eisenach vorläufig keine Veranlassung vor, zu diesen Be strebungen Stellung zu nehmen." — Wenn cS demnächst vr. Harmening einfallen sollte, „nur als Privatmann" in öffentlichen Versammlungen und in Büchern, die Jedermann zugängig sind, nicht nur das Flürschcim'sche Evangelium, sondern auch die Lehre Bebcl'S zu verkünden, dann würden die Eisenacher deutschfreisinnigcn Vertrauens männer nach ibrer obigen Resolution folgerichtig erklären müssen: „Da Harmening die Bcbcl'schen Bestrebungen bis her nur als Privatmann verfolgt hat, liegt vorläufig leine Veranlassung vor, zu diesen Bestrebungen Stellung zu nehmen. Dieser Fall kann leicht früher eintreten, als cS sich die genannten Vertrauensmänner nur denken. Schreibt doch daS socialdcmokratiscke „Gotb. Volksblatt": „Sonderbarl Ein Mann, welcher im Gegensatz zu seinen FractionScollegen für die Verstaatlichung des Grund und Bodens so lebhaft agitirt, ein Mann, welcher in der Frage deS Achtstundentages unseren Standpunct cinnimmt, ein Mann, welcher in der Frauensrage ziemliche Concesstonen macht, ein Mann, welcher in seiner trefflichen Broschüre „Das Recht der Völker auf Frieden" dem Kriege den Krieg erklärt und einem zabmen Internatio nalismus daS Wort redet, also in einer ganzen Reihe von Fragen sich principitll mit der Socialdcmokratie im Einklänge befindet und zwar woblgemcrkt. im Gegensatz zu seinen FractionScollegen, nennt sich freisinnig?? Wie ist LaS mög lich? Könnte man da nicht versucht sein, anzunehmen, daß eS lediglich die Furcht vor dem Worte Socialdemokrat sei, welche Harmening noch davon abhält, sich ganz zur Social demokratie zu wenden?" — Wir glauben, den Augenblick nicht allznfern liegend, in welchem der Specialdcmokrat Harmening als Socialdemokrat auftritt. * AuS Württemberg wird geschrieben: Die jetzt mehr und mehr übersehbaren Ergebnisse der Wahlen zu den so genannten Bürgerausschiisie» bestärken den gesammten Ein druck der bisherigen Gemeindewahlen, es ist der einer Niederlage des Radikalismus, wie sie wohl von Nie mand erwartet wurde. Der verhältnißmäßigc Erfolg, den die Demokratie am 1t. dS. bei den GemeinderathSwahlen der Hauptstadt davontrug, indem sie 4 von 9 Sitzen gewann, bat seine Han; besondern Gründe und wurde überhaupt lediglich möglich durch die Spaltung der Conservativen und Nationalliberalrn. Daß die Bürgerschaft Stuttgarts nicht demokratisch ist, zeigte am 18. ds. der Sieg des deutsch- parteilichen Wablzettels zum BürgerauSschuffe; alle 26 Namen desselben gingen aus den Urnen bervor. Die zweite Stadt deS Lande«, Ulm, gab den Nationallibrralen 15 auf 19, die dritte, Hcilbron», ebenfalls 15 auf 19, die Universitäts stadt Tübingen 16 auf 17. In diesen drei Städten batte die Demokratie seit Jahren das Heft in der Hand, jetzt ist sie besiegt, und wenn auch die communale Wählerschaft sich nicht mit der zum Landtage und natürlich noch weniger mit der zum Reichstage deckt, so darf man doch vaS Unheil fällen, daß die wüste Agitation der Radikalen in Presse und Ver sammlungen bereits ansängl, die Wähler abzustoßen und den gemäßigten Parteien Wind in die Segel zu treiben. Es steht zu hoffe», daß die deutsche Partei durch die auf der nächsten LandeSversammluna zu nebmcndc Stellung zu den LandeS- ausgaben diese günstige Strömung noch steigern wird. * Die „Straßburger Post" berichtet, daß das Befinden des kaiserlichen Statthalters sich in den letzten Tagen fortdauernd gebessert hat und alle Hoffnung vorhanden ist, daß der Fürst sich in absehbarer Zeit wieder der ganzen frischen Rüstigkeit erfreuen werde, welche ibm trotz seiner 72 Jahre in gesunden Tagen eigen s«i. In den ersten Tagen der Erkrankung Hab« der ZiHnnd-ch«S Fürsten allerdings zu ernsteren Bedenken Anlaß gegeben, und die Rcdaction der „Straßb. Post" sei mit mündlichen und schriftlichen Anfragen bestürmt worden, doch wenigstens vertraulich und privatim mitzutheilen, wie cS mit dem Fürsten stehe. Hierbei sei in offenkundiger und sogar rührender Weise zu Tage getreten, welcher Beliebtheit sich der Vertreter des Kaisers im ReichS- landr, und nicht zuletzt gerade auch in eingeborenen Kreisen, erfreu«; rin nenrr Beweis, daß daS Volk — dieser scharf sinnigste aller Bcurtheiler von Persönlichkeiten, weil es mit dem Herzen nrtbeile — mit überraschender Sicherheit und Schnelligkeit bcrauSzusinden wisse, wer cS aufrichtig gut mit ihm meine. Daher die Sympathie, die eö für den Mann empfinde, der hier so still und unauffällig seines Amtes walte. * * * * Die deutschliberale Partei in Oesterreich hat ihren Standpunct zu der nunmehr erfolgten Ernennung eines Ministers aus ihrer Mitte in der bereits mitgetheilten Kund gebung der Parteileitung officicll genommen. Die Partei tritt zur Regierung in kein neues Verhältniß, sic bcwabrt sich die Freiheit ihrer Action und wird nicht zu einer parlamen tarischen Regierungspartei. Das Letztere ist dem Grasen Taaffe gegenüber ausdrücklich constatirt und von ibm zur Kenntniß genommen worden, ebenso daß die Vereinigte deutsche Linke nicht in eine sogenannte „Eartel-Majvrität" mit anderen Parteien deS Abgeordnetenhauses trete, sondern ihre Entschließungen wie bisher nach der sachlichen Beurthei- lung des Gegenstandes und nach Erwägungen der allgemeinen politischen Lage treffe» werde. Der neue Minister wird den Clubversammlungen beiwohne» und die Beziehungen zwischen Regierung und Partei vermitteln. * In dem durch die Erhebung Lord Hartington'S in daS Oberhaus erledigten englischen Wahlkreis Rosscndale wird Sir Thomas Brooks al« Eandidat der Unionisten austreten, während die Gladstonianer John enry Maden zum Bannerträger erwählt haben. Beide andidaten sind äußerst populär. Der Kampf dürste deshalb erbittert werden. UebrigcnS wird die Wabl nicht vor Ende Januar stattfinden. — Wie der Londoner Eorrcspondent des „Manchester Courier" erfährt, hat Sir Henry James die meisten Aussichten auf die durch Versetzung Lord Hartington'S in das Oberhaus srcigewordene Führerschaft der liberal-unionistischen Partei im Unterhaus. Er ist jedenfalls der Einzige, der neben Chamberlain ernsthast in Betracht kommt. * Binnen 14 Tagen hat die italienische Kammer dem Ministerium di Rudini zweimal ei» Vertrauens votum ertheill, am 7. December mit 156 Stimmen, am 20. December mit 124 Stimmen Mehrheit. DaS erste Mal billigte das Parlament die kirchliche und innere Politik der Regierung, am 20. December aber ertheiltc es ihren finanzpolitischen Plänen seine Zustimmung. Für das Ministerium stimmte an beide» Tagen genau dieselbe Zahl von Abgeordneten, nämlich 248, während sich die Zahl seiner Gegner von 92 auf l24 steigerte. Das letztere kann nickt befremden, wenn man erwägt, daß es sich bei der zweiten Abstimmung um die Gutheißung des SperrgesetzeS, also um eine empfindliche Stcuererhohnng handelte, die von den Wähler» sehr scheel angesehen wirv und angeblich die Lebensfähigkeit »ichrcrer Industriezweige gcsährdet. Die Hauptsache bleibt, daß die beiden Abstimmungen da« Vorhandensein einer geschlossene» Mehrheit für die Re gierung ergeben haben und nunmehr die „Politik der Er sparnisse um jeden ^ssreiS" eine Tbatsache werden wird. Die Berathung des SperrgesetzeS hat zwar volle vier Tage gewährt, ging aber mehr in die Breite als in die Tiefe und ermangelte der erwarteten Gewichtigkeit. DaS meiste Intersse erweckte noch die FreitagSsitzung, in welcher sicy der Ab geordnete Ellcna, unter Crispi Direktor der Zölle, und der Finanzminister Colombo gegenüberstanden. Ellena legte dar, daß die Regierung mit ibrcn Ersparnißmaßregeln — Einschränkung der Eisenbahn- und Weaebauten, Beschncidung VeS gewerblichen Unterrichtes, Herabsetzung der Bramten- gehälter u. s. f. — das Gleichgewicht im Staatshaushalt höchstens auf ein, zwei Jahre Herstellen werde, aber nicht auf die Dauer. Hierzu sei vielmehr d,e Entwickelung der nationalen Production, die Erschließung der zahlreichen Hils-gnellcn des Landes von Nöthen. Der Finanzminister ließ sich nicht darauf rin, diese in die Äugen springende Wahrheit zu bestreiten, sondern erwarb sich davurch den Beifall der Kammer, daß er eine gründliche Neuordnung deS gesammten italienischen Ste»erwc)c»S in Aussicht stellte. Wenn aller dings daS Ministerium di Nudini diese Reform durchsetzen könnte, so würde cS sich um Italien in höherem Grade ver dient mache» als irgend ein anderes Ministerium seit dem Tode Cavour's, denn die italienischen Steuerverbältniffc sind ii» mancher Hinsicht geradezu vorsündflutlilich. So lastet die Grund- und GeschästSstcuer am schwersten aus dem kleinen Vermögen, während sic nach oben bin sehr stark abnimmt, und waö dergleichen Ungeheuerlichkeiten mehr sind. * AuS Madrid wird unterm heutigen Datum mit- aetbeilt, daß Prinz Alb recht von Preußen gestern in der Richtung »ach Paris abgercisl ist. * Dem Bureau Reuter zufolge haben die Gouverneure der von der Mißernte betroffenen russische» Gouvernements bei ibrer jüngsten Anwesenheit in Petersburg sehr ungünstige Berichte über die Lage erstattet, allein iin Ministerium deS Innern habe man ibnc» erklärt, daß solche Berichte dem Kaiser nicht vorgclcgt werden könnten! Darauf seien die selbe» in einigen wesentlichen Puncten abgeänbert worden, und als die Gouverneure vom Zaren empfangen wurden, bättcn sic die Lage als ziemlich befriedigend vargestellt und erklärt, daß in Folge der von der Regierung ergriffenen wirksamen Maßregeln Noth »ur noch i» vereinzelten Fällen vorkomme! Insofern soll allerdings cim Besserung cin- aetrcten sein, als verschiedene Getreidesendungen in den Noth- standsgebieteil eingetrosfen und unter die Bedürftigen verthcilt worden sind. * AuS Sofia wird vom 27. December gemeldet: Die Session der Sobranjc wurde heute mit einer Thronrede geschlossen, in welcher die Bemübungen der Sobranie für den Fortschritt des Landes und die Hebung der Landwirthschast und Industrie hervorgehobrn werden. Prinz Ferdinand wurde bei seinem Erscheinen i» der Sobranje und beim Verlassen derselben lebhaft acclaurirt. — DaS Budget pro I89t schließt ohne Deficit ab und bilanzirt mit etwa 82>/r Millionen Francs — Die „Bulgarie" veröffentlicht das Crgebniß der gerichtlichen Untersuchung wegen derbe» hiesigen Vertretern der Mächte von Frau Karawclow über gebenen zwei Memoranden, in denen die Intervention deS Auslandes für "die in der Bcltschew-Affaire Ver hafteten nachgesucht wird. Mehrere der vernommenen Damen erklärten, daß sie daS erste Memorandum aus daS Drängen der Frau Karawclow hin unterzeichnet, von dem zweiten, die bulgarische Regierung verleumdenden Memo randum aber nichts gewußt hätten. DaS Blatt fügt hinzu, cS werde auf Grund de« Strafgesetzes gegen Frau Karawclow vorgegangen werden. * Die Auslösung deS Bukarester Parlaments hat in ganz Rumänien große Befriedigung hcrvorgerufen. Man erblickt in den Neuwahlen daS einzig richtige Mittel, um endlich aus den beständigen ministeriellen Krisen herauS- rukommen. Nur die Liberalen und die Anhänger VerneScu's schreien über Vergewaltigung und erbebe» Anklagen gegen daS Ministerium. Allgemein wird übrigens Herrn Catargiu nahcgelcgt, sich endlich mit Carp und den Iunimisten zu ver ständigen und damit die conscrvalivc Partei wieder her- zustcllen Wie verlautet, solle» auch bereits zwischen dem Ministerpräsidenten und Herrn Carp Verhandlungen geführt worden sein. Die Innimistcn verlangen drei Ministrr- portefcuilleS, zwölf Präscctenpostcn und sünszig Candidaturen für die Kammcrwable». Die Herren Carp. Ghcrmani und Marghiloman sollen an Stelle der ausscheidenden Tache Ionesc», Sturdza-Scheianu und Prinz Slirbey in da« Cabinet treten. * Nach einem Berichte der „Time-" aus Ostasrika hätte der Commsssar von Britisch Centralostafrika, Lieutenant Sto eine Sclaveucarawane überrascht, welche aus einem Zuge über .Uganda ,n Freiheit gesetzt wurde. Der Ofstcier hätte den Häuptling de« Gebiete« gezwungen, den Sklavenhandel in seinem Gebiete abzuschaffen Die Häuptlinge am anderen User deS Myappa hätten ebenfalls einen Vertrag bchuf« Abschaffung des Sklavenhandels unterzeichnet. * Pater Obrwalder und die zwei barmherzigen Schwestern, welche glücklich den Händen de« Khalifen in Omdurman entronnen sind, erzählen, daß ihre Flucht
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