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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.03.1892
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1892-03-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18920308010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1892030801
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1892030801
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-03
- Tag1892-03-08
- Monat1892-03
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l. MW W Lchzigtt Ägkblatt Mil Wß» K. IN, AtM r. Mn W. <Rl>W.AWlle.f Larolli-Tlienter. ^Leipzig' ? Mä»z. „Die Reise durch Berlin in M> Stunden", eine Gcsangspossc des vor einigen Jahre» «rstorbene» Salingrä, die jetzt wieder aus dem Repertoire de- Stadttheatcrö auftaucht, Kak gestern das Publicum mehr ergötzt als manches neuere Crzcugniß der Berliner Posse» muse. Daß unser deutsches Theater heutigentags „beriinisirt" wird, ist wohl zweifellos. Doch wenn kaö in so harmlosen Possen geschieht, so läßt man cs sich eher gefalle» als bei den neuen Musterwerteu der Berliner idealer, welche die deutschen Jül.iien iiberfluthcn. Die Salingrs'sche Posse ist von früher der besonders dem Publicum des Carola-TbcalerS Wohl bekannt, ,md so viele neue kleinstädtische Rentiers sich in der RcichShaurr statt tummeln, in den Werke» unserer im (ganzen crfindungS- armen komischen Muse, die sich oft in eine eintönige Rcpetiruhr verwandelt, dem Rentier Bielefeld ans Fricsack folgt man gern bei seinen Abenteuern im Zoologischen Garten, wo der ljlcpbanl ihn eine kleine siustrcise machen läßt, im Bcrbrccher- keller, wo er den Bauernfängern in die Hände fällt, im Boudoir, wo er der Chansonettensängerin den Hos macht und zwar nicht bloS, um seine Wette zu gewinnen, im TbeLtre America!», wo er den Herkules spielt, im Pauopticum, wo er sich selbst in eine Wachsfigur verwandelt. Herr Müller hat für diesen Rentier sehr ge eignete Farben verwendet und weiß ilm von dem Spritzer Bäckermeister und den anderen kleinstädtischen Philistern zu unterscheiden, so daß ihn das Publicum nicht ganz in einen Tops mit ihnen wirst. ES ist das keine leichte Aufgabe für den Darsteller; denn die neueren Dichter haben sehr viel Copirtinte benutzt. Die eifersüchtige Ehefrau in der Residenz ist auch hundertmal aus demselben Holze geschnitzt worden, die resolute Friederike Salinzrö'S kann indeß die Concurrenz mit ihren Nachfolgerinnen aufnchmcn; sehr wirksam spielte Fräulein Buse diese Penelope, die nicht in ihrem Jthaka- Fricsack sitzen bleibt, besonders in den Stelle», wo sie ihren LdysseuS mit einer Kalypso überrascht. Da ist noch eine Ehansonettensängerin, welche unö Proben ihrer Kunst giebt— Frl. GöhrS fand für diese mit Fertigkeit und Anuiuth auSgeführte Leistung lebhaften Beifall. Auch die siame sischen Drillinge Stanislaus, WenzeslauS nnd NicolauS wurden von den Herren Schnelle, Franck und KapS mit studentischer Frische und Lustigkeit in Spiel und Gesang vorgesührt. Herr Prost, der die Posse lebendig inscenirt hatte, spielte den Rentier Brösccke so stockphilisterbaft wie Herr Searlc seinen Freund Pannemann, der sich besonders^ durch sei» merk würdiges Gekicher bemerkbar machte. Es giebt auch ein Liebespaar in dieser Posse: Herr Fritz Krause und Fräulein Grethe Bielefeld, die am Schluß dem Publicum ihre Ber- lobungskarten überreichen. Hcrr Greiner spielte de» polizei lichen Streber Krause mit Gewandtheit. Die Grcthe ist freilich ein: Liebhaberin dritte» Ranges, aus welcher Fräulein Klee» nichts machen konnte. Der Onkel des Herrn Raabe war ein glaubwürdiges Charakterbild. Die Bauernsänger und die anderen kleineren Rollen, von denen noch der be kannte fremde Herr des Herrn Nieper hervorznhebcn ist, genügten den Anforderungen der Posse, welche kecke Umrisse der Charakteristik, scharf ausgeprägte Masken und lebendiges Spiel verlangt. Die Salingrö'sch» Posse läßt sich viel glänzender inscenircn, als dies gestern geschah. Doch bei solchen Ausgrabungen aus der Erbgruft der Theatcrbibliothcken begnügt nian sich mit dem Nothwendigstcn. Jedenfalls reichte die Ausstattung anS, um die einzelnen Bilder einiger maßen zweckentsprechend zu coloriren, und eine willkommene Zugabe war der große maurische Tanz im letzten Act, den unsere Balletgrazien, in erster Linie Frl. Fiebiz und Frl. DöngeS, in allen seinen Verschlingungen mit Anmuth und Feuer ausführten. Mullk. Leipzig. 7. März. Das Programm zu dem Concert, welches in der Centralyalle ain vergangenen Donnerstag stattsand, war größtentheils aus ernsten Musikstücken zusammengesetzt. Es ist sehr anzuerkennen, Last für die Familienabende in der Central- halle auch Werke von tiescm musikalischen Gehalte ausgewählt werden zur Bildung und zur Veredelung des Geschmacks; denn die musikalische Kunst als solche ist nicht für den Künstler und Kunstkenner ausschließlich da, sondern für den Menschen ES ehrt das Publicum, wenn es mit Ausmerksamkeit Ton- werke cntgegenniinmt, deren Inhalt von künstlerischer Bede» tung ist und vom Hörer eine gewisse Sammlung des Geistes verlangt. Allerdings erleichtert eine vorzügliche Aussührung LaS Berständnitz und selbst der nicht musikalisch gebildete Hörer wird nach und nach durch recht gediegene Reproduktionen classischer Ton- Lichtungen zur Erkenntniß der Schönheiten hingesührt. Es Kat sich bei dem in Rede stehenden Familienabend wieder herousacstellt, daß nicht allein in den aristokratischen Kreisen, sondern auch »n Bürger- lhum Leipzigs der musikalische Sinn, die Liebe zur Kunst waltet und daß man auch hier daS Edle und künstlerisch Bedeutende in der rechten Weise zu würdigen weiß. Allenthalben giebt cs ja auch Elemente von gewöhnlicherer Empfindung, die aber gegenüber dein verständigen Publicum ni yt zu stören wagen. — Tie vorzügliche Kapelle des königl. sächs. 10. Jnianterie-Regiments Nr. 1.14 unter der ausgezeichneten Leitung des Herrn Kapellmeister Jahrow bot ihr bestes Können aus, um den Abend zu einem genuß reichen zu gestalten. Neben einzelnen auch als Zugaben ver langten Märschen kamen die Donstücke von hervorragendem musikalischen Werth in jeder Beziehung stilgerecht -yir Aussührung. Tie prächtige Ouvertüre zu „Rosamunde von Franz Schubert, welche den Einfluß Beethoven's aus Schubert wahrnchmen läßt, daS einfache, mit großväterlicher Gcmüthlichkeit dahinschreitende Andante aus der O «lur-Symphonie von Haydn, die grandiosen, mächtig packenden Themen in den Tonbildern ouS dem Musikdrama „Wal- küre" von R. Wagner, die etwas sentimentale Scene und der daraus- solgende graziöse Walzer au- Gounod'S „Faust", die aus geinüth- vollen österreichischen Bolksmelodicn zusaiumengesiellte, sehr essectvoll instrumentirte „Kaiser-Ouvertüre" von Wesimeye.. die bekannte, stets wirkende Meditation von Bock-Gounod, die vom Orchester geradezu musterbait auSgeführte Somniernachtstrauiiimnsik von Mendelssohn und das ercellent reprodncirtc Birinolknsiück des Jahrvw'schen Orchesters „Ungarische Rhapsodie Nr. 2" von Fr. Liszt ließen wieder die wirklich lehr bedeutende Leislungssiihigkeit der Eavelle in glänzendem Lichte erkennen. Wimtervollc Intonation, außerordentlich exacle Technik, edle künsileriiche Auslassung sind Herrn Jahrow und seiner mit sehr tüchtigen Solisten nusgeslattcten Eavelle nach- zurühmcn. Ein Solisten-Abend würde gewiß mit Tank anf- grnonnnen werden. -u- Leipzig, 5. März. Ein Concert von amerikanischen Co in Positionen in Leipzig steht bevor. Daß der Amerikaner unter guter Ausbildung zu bcdcuieudcn musikalischen Leistungen fähig werden kann, ist durch verschiedene deutsche Musikschule» bc- wieis» worden. Unser hiesiges Conservatorinin hat schon viele sür Amerika maßgebende Kruste in der besten Weise ansgcbildei. Warum sollte Jiuig-Amcrika mit seinem irischen, ausgeweckle», deutschen und angelsächsiichcn Geiste, mit de» viele» Anregungen, welche ein neues Land nur bieten kann, nicht in der Lage sein, neue musikalische Ge- danken und Schallirniigcn in die Well z» bringen'? Ti« in Ham burg, Dresden, Sondershausen, Berlin n. s. w. geinachlcn Persnckie in diesem Gebiete sind. Len Berichten nach, günstig beurtlicilt worden. Mir Leipziger mit unseren musikalischen Traditionen, mit unsere» fortgesetzten Bestrebunge» und Anregungen wolle» selbst nrlheilcn. Ans dielen Gründen bewillkommne» wir de» tapfere» Vernich, u»S amerikanische Erzeugnisse am Tonncrstag, den 17. März, Abends, im Saale dcS Alten Gewandhauses zur Ucnntniß zu bringen. Tie meisten Nummern werden aus starkorcheslrirlen Werken bestehe». ES soll aber, wie wir vernehmen, der bedcntcndste Violoncellist Amerikas als Solist Mitwirken. Ter Dirigent Mr. F. il. ArenS, der unter Deutschlands besten Tacistocksührern studirt bat, soll in diesem Gebiete etwas Außergewöhnliches leisten könne». Die Jahrow'sche (verstärkte) Capelle wird mit Mr. Arcus zu sammen wirken »nd so sind wir überzeugt, das; die Musikfreunde diesem Unternehmen die regste Theiliiahmc widmen werde». Herr Ernst Eulenburg übernimmt die Eoneerlangelcgenheitc». Stu- dirende an der hiesigen Universität »nd am königl. Conscrvaiorium der Musik werde» Eintrittskarten zu erinübigte» Preisen erhalte». Dieselben werden im Bureau des Letzteren aiisgeaevcn. 1!. Leipzig, 5. Mürz. Zahlreiche der ehemaligen Bolksjchüler in Reudnitz baben sich zu einem Vereine zusanunkiigkichlossen, der die Geselligkeit pflegt und dnbei den guten, edlen Zweck verfolgt, den Fonds zur Unterstützung armer, würdiger Reuöuitzer Boiksschüier beständig zu vermehren und aus der Höhe der Ansprüche zu halte», die inan an diese Eassc stellt. Gestern veranstaltete dieser unter der ziclbewußtcn und strebsamen Leitung des Herrn Otto Ut bricht stehende Verein im großen Saale dcS „SckIoßkeUerS" einen Concert- abend, der sich eines zahlreiche» Besuchs erfreute und einen namentlich in musikalischer und geselliger Hinsicht anregende» Verlauf nahm. Bewährte Kräfte wirkten init. In erster Linie ist der altbekannte Gesangverein „Hofsnung" zu erwähnen, der sich auch gestern vielfach auszeichnele und durch de» Gesang mehrerer gefälliger Lieder sich den Beifall der Zuhörer sicherte. Wir hörten das H. Pfeit'sche „Erinnerung an die Jugendzeit" und den stimmungsvollen Gesang „Nachtzaubcr" von A. M. Storch. Hierbei trat wieder zu Tage, daß der Verein über geschulte Kräfte verfügt, deren Stiininc mohlgecignet ist, auch höheren Ansprüchen zu genügen. Die Leitung der Gesänge durch Herrn Fichtner giebt Veranlassung, dem Dirigenten die Anerkennung auszusprechen, daß er den Sängern in sehr geschickter Weise Ziel und Richtschnur gab. — Wir haben im Weiteren des R e u d n i tz c r Z i t ä e r v e r e i n s zu gedenken, der ebcnfallS gestern seine geschätzte Mitwirkung dein festgebenden Verein zu Thcil werden ließ. WaS der Zithcrvercin böt, durfte Anspruch mache» aus Anerkennung. So kam, von seine» Mit gliedern ausgesührt, die altbekannte Polka „Tie schöne Müllerin" von Meßmer, exact zu Gehör, »nd gern überließ man sich der Wirkung, die anch hier das Zitherspiel ans alle einpfänglichcii Geniütdcr ausübt. Vervollständigt wurde die Reihe der inusikatischen Darbietungen durch mehrere Jniirumeiltalvorträge der Curth'schen Capelle. Daß auch sür humvristische Vorträge gesorgt war, rut- sprach zweifellos der frohen Laune, welche die Fclilheitnchmer mit> gebracht hatten; es sei deshalb der Couplelvorlräge des Herr» Edgar Eyle auch an dieser Stelle lobend gedacht. Ten Beschluß der Darbietungen bildete die Aussülirung des rinactigen Schwankes „Sperling und Sperber" von C. A. Gürner. Hierbei wirkten nur Mitglieder des Vereins mit, die durch ausmerksaine-Z Spiel ei« für Dilettanten recht gelungenes Ensemble erzielten. Tie bei der Aus führung bethcitigten Damen »nd Herren wußten »nlcr der Regie des Herrn Otto Ulbricht den Rollen, die sie darstrllten, vollauf gerecht zu werden, so daß man sich über die Turchsührnng des Ganzen nur freuen konnte. So verlies der Abend in schöner Harmonie, er wird allen Theilnehmern lange in angenehmer Er> innerung bleiben. Leipzig, 6. März. Gestern Abend feierte der Zöllner. Verein zuLeipzig in Bonorand'S Etablissement sein 44. Stistungs fest durch ein Concert, welches eine Reihe wohlgelungencr Vorträge bot und dadurch de» Beweis erbrachte, daß dieser Verein, sür dessen Lebenslrast allein schon sein hohes Alter spricht, »och immer als eine der würdigsten Pstegestütten des gute» Mäunergesaiiges bezeichnet werden darf. Tie bei Gesangvereinigungen von beträchtlicherLebenSdauer bisweilen zu beobachtende T baliache, daß mit der Steigerung der Summe der jährlichen Stislungsfeierlichkeiien eine proportionale Verminderung der Mitgliederzahl »nd der Leistungsfähigkeit Hand in .Hand geht, trifft hier ganz und gor nicht zu: ES wurde uns im Gegeniheil versichert, daß der Zöllner-Verein seit seiner im Jahre 1848 »rsvlgten Gründung noch nie so stark bezüglich der Mit- gliederzaht gewesen sei, wie gerade jetzt, und dann vermochten wir uns selbst davon zu überzeugen, daß von irgend einem Rückschritt in anderer Beziehung absolut nicht die Rede sein kann. Gleich der erste Männcrchor, welcher gestern znr Wiedergabe gelangte, „Sommernacht" von Veit, gab den Säugern mehrfach Gelegenheit, gesangliche Vorzüge zu rnlsallcn: der Stini- mungsgehalt dieser Composition wurde erschöpfend wiedcrgegebc» und der Vortrag hielt strengen Anforderungen gegenüber Stand. Nicht »linder trefflichen Eindruck machte die Jnielpretailon eines MorgenliedeS von Rietz (die Steigerung am Schlüsse bei der Schil derung dcS Sonnenaufganges war ausgezeichnet heransgearlkitett, eines humorlsltschen Chores „Bercdtjamkeil" von Rich. Müller »nd schließlich der bekannten großen Züllner'schen Eomposilio» „Tie Zigeuner". Das letztere Werk enthält eine Menge beträchtlicher Schwicrüsicile» »nd sitzt tüchtig geschulte Sänger voraus. Die geürlge Aiiskühriiiig war in alle» Stücken vorircssliä, mur iin letzte» Thetle machte sich eine kleine J»tona:ionsschwanku»g bemerkbar), sie zeugte von großer Ausdauer, Gewisseuhai'tigkeit »nd von unermüdlichem Fleißc seitens des Dirigenten wie der Sänger und erbrachte ebenso wie alle übrige» Chöre den Beweis, daß Alles auss Gründlichste und mit löblichster Sorgfalt vorbereilei worden war. lliieingeschränltc Würdigung »nd An- erkcnnung qebuhltdcnibewahrtknDirigkli.cn de- Zöllner Vereins, Herrn R. Böhme, der gestern aufs Neue gewichtige Proben seiner Tüchligkcil oblegte und mehrsach durch lebhaiien Bettall ausgezeichnet und geehrt wurde. Als Solisten wirkte» die Herren Coucerlsäuger E. Schneider und Violinist O. Paulus liebeneinaudcr und ent zückte», wie bereits im voisäbrigc» Concert des Zöllner Vereins an derselbe» Stelle, so anch diesmal wieder die Hörerschaft durch ihre vorzüglichen Leistungen. Herr Schneider vermerlhcle sei» prnchüges Organ in Ballade» von Löwe („Teilt der Reimer" »nd „GolL- schmicd'S Töchlcrleiii") und Liedern von Schubert i„Au> Mecr'si Weber .„Meine Lieder, meine Sänger") und Becker („Fiüliliug, zeit"; mit bestem Erfolge und erwarb ych durch seine kuusileriick: »ns- gereiste, außerorLenIlich svinpaihische Vortragsweise aller Anweiende» Gunst. Herr Paulus bewies bei der Wiedergabe eines Eoucerl- satzeS von Benot, eines Adagios illmalli von Vicuxlemps »»d eines Nocturna von Ehopin, day er seit Jahresfrist die erfreulichste» Fortschritte gemacht und eine bcachleuswerlhe Leistungsfähigkeit er rungen hat. -ar- * Fräulein Borchcrs, die Tochier und Schülerin des rühm- lichst bekannten Leipziger Geiaiiglehrers Herrn BorcherS, ist >ept neben den Herren Vogt und Gnra eines der beliebteste» Opern- Mitglieder in München. In einer Aufführung von Möhnl's „Joseph in Egypten" saug die >u»ge Künsilcrin »eben de» genannle» berühmte» Vertretern des Joiepli »»S Jacob die Partie des Benjamin, durch welche dieselbe mit ihrer aumnlhigcn, im Spiel, Gesang und Dialog unbeschreiblich rührende» Darstellung zu der harmonischen Verlebendigung deS schöne» Dramas wesentlich beitrug. Nicht minder glücklich war die Sängerin als Page Urbain in Meyerbeer's ,Hugenotte»", welchen sie in Gesang und Spiel vortrefflich zur Geltung brachte. Besonders ausgezeichnet war in dieser Hage- nottcn-Aussühruug Frl. Term in a in der Partie der Valentine, deren außerordentliche 'Noblesse i» Gesang und Spiel, mit welcher sü daS äußerlich Theatralische überwand, die größte Anerkennung fand, zumal sie dabei ein ebenso lies crgreiscudeS, wie in jeder Hinsicht wirklich poriiehmes dramatisches Gebilde schus. Daß sich Frl. BorcherS neben dieser hervorragenden Künstlerin voll und glänzend bei Durchsührung ihrer schwierigen Sonbreltenparlie be- baupiele, gereicht derselben zur Ehre. Sehr eindrucksvoll gestattet Frl. BorcherS anch dieMieaöla in Bizet's „Carmen". Tie Kritik sagte über diese Leistling: „Sie singt »nd spielt i» dieser Unschuld von, Lande gleichsam sich selbst und koininl dadurch sogleich iu den richtigen Gegensatz zur rassinitlen Koketterie Earmeu'S." — Eine andere Schülerin deS Leipziger GesangsmcisterS Herr» BorcherS Frau Herma nee Teller ivurde nach crsolgreich abgelegter Probe lür die nächste Spielzeit dem Sladlthcater in Magdeburg ver> pflichtet Tie Sängerin widmet sich gegenwärtig noch Le» musitalisch- Lramatische» Studien unter der Leitung ihres Lehrers, nachdem sie früher den Unterricht von Frl. Auguste Götze genossen hatte. * SonderShausen. Am.1. März ging „ASpasia", Oper in .1 Auszügen von Fr. Bittoug, Musik vo» C. Schröer, nm hiesigen Hofthcaler zum erste» Male überhaupt in Scene «md errang einen ganz phänomenalen Erfolg. Das Publicum, untcr dem sich viele Auswärtige — zumeist Lheaterdirectvren und Krttiker — besande», war vollständig eittkusiasmirt und ries de» Compvitisleu nach jedem Acte und zum Schluß wohl au die zehn Mal hervor und über schüttete ihn mit Lorbeerlräuzen; die allgemeine Begeisterung erreichte ihre» Höhepunkt, als das Orchester dem Coiuponisie» einen riesigen Tusch brachte. Wir sind überzeugt, das; „Aspasia" die in letzter Zeit zum Uebcrdruß gerühmte MaStagui'iche „Cavalleria" weit b,uter sich läßt und in nächiler Zeit ihren Siegeslauf über alle europäischen Bühnen nehmen wird. Ter Prcmiöre wohnlen Se. Durchlaucht dcr Fürst und Ihre Hoheit die Fürstin von Schivarzburg-Eonder: Hansen, sowie Prinz Eduard von Anbatt-Dessail bei. Soviel wir ersahren, haben sich die höchsten Herrschaften äußerst lobend über die neue Oper ausgesprochen und der Prinz von Aiihall geäußert, er hoffe sie bald in Dessau zu höre». Der Text, »ach Inhalt und Form hoch- poetisch, behandelt de» Coustict zwischen Liebe und Entsagung und gipfelt i» den« Grundgedanken: Sich selbst besiegen ist der höchste Sieg. Tie Handlung spielt in Griechenland, l88'> »ach dem Regierungsantritt des Königs Otto. Aspasia, eine junge Griechin, ist von Ibrahim Pascha geraubt »nd zur Lclavin gemacht worden, daun entflohen und nach einem tollen, im SinncS laumel verbrachte» Leben in reiner, beinahe wunderbarer Liebe ent bräunt z» Eonradin v. Watdstein, einem bayerischen Lssicier, der sür Hellas Freiheit mit de» Kamps gegen die Türken unteriivuiineii bat. Konradi» ist verlobt mit Deslima, der Tochier des griechischen Schatzmeisters. Dadurch bat er sich den Pallikarensührer Tiinilrivs Aristi, dcr Testiiiia ebense.lls liebt, aber verschmäht wurde, zum Feinde gemacht. An Stelle Timitrios, der nicht als Meuchelmörder erscheinen will, beschließt sein BlutSsreunü Apostolos, Asvasia'S Oheim, Kvnradin zg tödlen. Aspasia merkt den ruchlosen Anschlag und betrachtet es als ihre Lebensausgabe, Kvnradin zu reiten. Ihn zu rette» und glücklich zu sehen mit einer anderen, während sie selbst entsagt - dieser GriiudgeLanke rief eine Reibe der wirk samsten Scene» ins Leben. Schließlich opfert sich Aspasia selbst für Konradi». Tie Musik von Schröder ist — dem Texte entsprechend — hochdramatisch, durchaus sein „nd edel empfunden und melodisch wie harmonisch von Iheilwcise verblüffender Originalität und Schönheit. Welchem von den drei Auszüge» man den Vorzug geben soll, ist schwer zu eiiticheidcu: wenn dcr 2. Anfang vielleicht niehr.snr den gebildeteren Musiker ist, scheint der I. und 8. Auszug mehr sur das natürlich empfindende Publicum überhaupt zu sein — doch das ist nur eine Ansicht von uns. In abgeschlossener Form behandelt sind nur die Chöre, einige kleine, büchst reizende, im griechische» Volkslo» gehaltene Lieder im I. Auszuge, das Klephtcnlicd im 2. Auszngc und Vereinzeltes im .1. Aufzuge, darunter selbstverständlich die Zigcuiiermusik. Jni klebrigen bildet der Gesang eine uu- endliche Melodie, welche die verschiedenste» Empsiuduugeil dcr handelnde» Personen musikalisch auss Geuauesle matt. Tie Jn- strumeiltation ist aiißerorLciitlich glänzend, ohne aber bi« Sänger jemals zu decken. — Eingcleilet wird die Oper durch ei» Vorspiel, in welchem der musikalische Inhalt derselbe» i» gedrängter Kurze dargcstcllt ist. Tie Chöre sind Ihcils überaus lieblicher Natur — Hochzeitschüre iin 1. Auszug« —, theiis tics melancholisch ge färbt — Zigeunerchöre, vor allem das Charostted, im 2. Auf zuge — »Heils von begeisternd - überwältigender Wirkung —^ die Schlußchöre des 1. »nd 2. Auszuges, sowie dir Chöre" zur Friedensieter (mit zwei Bühnenmusiken) im 3. Aufzuge. Mit den Chören wechseln Einzel- und Zwiegesange ob, welch« be deutende dramatische Momente mit Steigerungen answetsen. Im 1. Aufzuge ist die Ueberreichung der Hochzeiisgabe durch A-pasi» an Kvnradin und der Dank Konradin's besonders hervvrzuheben. Auss Tiefste wirkend ist im 2. Auszüge die Begegnung Aspasia'S mit Apostolos, alle Saite» der Empfindung menschlichen Herzen» rührend, die Scene zwischen Aspasia und Kvnradin ausregend, der Moment, wo Aspasia entscheidet zwischen ihrem Glück und Unglück. Im 8. Auszüge ist wiederum von höchst packender Wirkung die An- faugssceiie — Emzelgesang Aspasia'S, dann Zwicgesang mit Apostolos wunderbar rührend und auss Tiefste ergreifend die Begegnung Aspasia'S und Deslima'S, sowie der Schluß dcr Oper, wo Aspasia in Konradin's Armen stirbt. Die Ausführung unter des Eomponisten eigener Leitung war tadellos, Sänger und Orchester wetteiferten mit einander, um die erhebliche Schwierig- teileli bietende Oper zu bester Wirkung zu bringen. Als glv.artige Leistlinge» besonders bervorhebcuswerlh scheinen mir die Aspasia" LeS Frl. M ö b u s und der „Apostolos" des Herrn Kn »vier (vom Sladttheater in Leipzig). Beide halten ihre Rollen auss Lebendigste ersaßt und sangen und spielten wunderbar schön. Aber auch die andere» Sänger und Sängerinnen, die ja alle unter des Eoinponislen eigener Aussicht ihre Partie» studirt hatten, erfüllten iure schwierigen Ausgaben ausgezeichnet, Frl. Breuer aiS , Destima'-', Frl. Gismar als Zigeunermutler „Anthula", Herr Zimmer- maiin als „Konradi»", HcrrKoch-Engtis als „Dimitrros" — Peter lScksiiler des EoniervaloriuiiiS hier) als „Narkissos" und Herr MirsaliS als „Sepp Werner". Besondere Anerkennung gebührt auch den Vertreterinnen der Paranymphen und dem Chor, der große und schwierige Aufgaben bestens bewältigte. Prachtvoll nahm sich da» Ballet im dritten Aufzuge mit der theils feurig- wildc», theilS uielaucholischeu Zigeulleriuuslk aus. Großes Lob verdient schließlich die ausgezeichnete Regie des Herr» Gebrath. t. ck. Herr ' lieber daS BesinLcn der berühmte» Künstlerin Frau Lilli Lehmann-Kali sch wird unS geschrieben: Die Erkrankung von Frau Lilli Lehm a»»-Ka lisch in New-Pork ist in Folge Ueberanslrcngiing entstanden. Sie hatte die Afrikaner!» schnell zu lernen übernommen, obwohl ihr Gatte tehr dagegen war; denn sie iühtte sich bereits am Abend vorher im „Don Juan" nicht wohl. Und diese Asnkanerin tyat cs ihr völlig an; LhnmachtSansälle, Nerven schmerzen, körperliche Schwäche waren die Folgen. Der Arzt 1>r. Leonard Weber conslatirle einen Erschöpsuiigszlistand und verordncie Ruhe, absolute Ruhe. Dafür ist vorläusig auch gesorgt; eine ausgezeichnete Pslegeri», vom rothen Kreuz, eine BerlincÄn (eine Verwandle vom Kammermusiker Wieprecht), ist angenommen worden, und so lange das Befinden dcr Kranken jede» Gedanken an eine ernste Thatigkeit ausschließt, muß die Künstlerin in sorgsamster Pflege bleibe». Hoffentlich werden die eingcgangencn Engagements und die Verlegenheiten der Direktoren die ausgezeichnete Sängerin nicht verleite», ihre Bühnenlhütigkeit vorzeitig wieder auszunehmc», da bei derartigen Kranlheiten eine ungenügende Beobachtung der Reconvalesceiiz recht bedenklich wäre. * Leipzig. 7. März. Obgleich die Faschingszeit vorbei ist und der sidele Prinz Earneval eigentlich seine Hcrrichast niedergelegt haben müßte, scheint es doch, als ob er vorerst durchaus nicht be» absichtige, »ch seiner Macht zu cutschlage». Er hat sich nur aus der Oksse»lllch!eit zurückgezogen und dominirt nun in den Prtvatcirketn seiner Eoui'ervalivcu. Da sieht mau, vvu welch' solider Constitution der Prinz Earneval isl l Trotz der ausrcibende» Geschäfte der letzten Wochen — er kau, ja keine Nacht vor 8 zur Ruhe und mußte manchmal die ganze Nacht durch thätig sei» — ist er noch im Vollbesitze seiner Kraft »nd Elasticität, übt er »och immer de» alte» Zauber aus. Wir löiiueu Las behaupte», La wir Sc. Narrheit selbst in seiner ganzen Größe gestern, alS er den Humorabend deS Männer- gesangvereinü Germania im Theatersaale des Krystall-Palastes mit seiner Gegenwart beehrte, erblickt haben. Er ließ sich herab, sich einige Zeit von dem Publicum betrachten zu lasse», sowie die Huldigungen vo» Damen i»id Herren in Gestalt cincs sehr hübschen scenischen Prologs entgegen zu nehmen, sowie einige» Earnevalsscenen seine Aufmerksamkeit zu schenken. Diese Secnen waren coinpoutrt vom Dirigenten des Ver eines, Herrn Alb in Bickrodt, während dcr Text in recht an sprechender Weise von Herrn I. Blümel, einem dichterisch ver anlagte» Mitglied«: des Vereins, verfaßt war. Beides, die fesche, gracioie Musik und dcr frische Text, führte, verbunden mit dcr Geschicklichkeit der Vortragende», ein gutes Gelingen der Carnevaijcciie» herbei. Noch viel Lustiges gab es außer dem, und wenn auch die Ausführung in musikalischer Beziehung nicht immer kiavpie, so wolle» wir doch, getreu unserem Grundsätze, a» Narr, nabenden nicht zu kcitisiren, gern darüber hinwegsehen und Le» steinigen Darstellenden das ihnen aus alle Fälle ge- bührende Lob, ihre beste» Kräfte daran gesetzt zu haben, nicht vorentballe». Ganz besonders gut gelang der Scherz von Jniighal»et: „Einquartierung im Mädchen-Pensionat". Die MilwirkcnLeii, eine Dame und ein Herr, wußten durch ihr überall I angtmesienes Spiel, das sich frei von ledcr llebcrtreibung hielt, sowie 1 durch die ungezwungene Art des Auftretens das Publicum zu rauschendem Beiialle liiuzur e lße». Auch zwei Mnunerckiöre: „Nun kommt der Frühling wieder" zPsisitt und „Ter weiße Hirsch" zReichardt) getaugten zur volle» Zufriedenheit Ser Anwesenden zur Aussührung. Den Schluß bildete ei» an Lachessecten reiches kleines Singspiel von Simon, welches gewiß seinen Eindruck nicht verschlt hat. Alle Soloscenen wurden vo» Herrn Btckrodt mit Ausdauer und Deltcatesse auf dein Pianosorte begleitet. —»— Literalur. Nr. I» deS !ü. Jahrganges der Militatr-Zcitung, Organ sür die Reserve- »nd -siandwcbr-Lssicicre. Verlag von R. Eisen« schiilidt in Berlin X.1V., rcdigirl vom Hanptiiianir a. D. Oet» Iiuger, bat folgende» Inhalt: Ausruf zur Errichtung eines Denkmals sür Kursürst Friedrich I. ans der Höhe bei Friejack. — Tie Thättgkeit der Reiterei vom 1!». August bis zum >. Sevlemb.r 1870, während des Vormarsches gegen die Armee von EhälonS. Von Major a. D. K»»z. (Fortsetzung.) — Die russischen Eisenbahnen. — Umschau im Waffenlvese». Von R. Wille, Genrralnia>or z. D. (Fortsetzung.) — Per'onai-Veränderungen. — Bücherschau. — Kleine »nlitatrische Miltheiluiige». — Vermischtes. ' »mpOokIeiir voppsltdrslto ksillvoUsoo k»utLsi«»toS« la veurckerrolleo ^»<>qu»rckwa,1el'a Sieter 1 Slarl». kslnvwlltzns Lek^arro Zekwsrs voppsltbrsits 6ti6viot8 Sieter 1 Slnric. lloppvttknsttv KSIIHHDssOlIvNS SvkHDssSN« Vnvpss In allen krelalarev. voppslldreils kem^vollsns Loknarre Oaeksmireis >o allen krel,l»»ea. voppoltbretto LvliivoUsiie 8vl»v»rL« kracken u. Votslinss. Voppsitdrsitv ksinvollsns Lokvarrs OumuLsss l» Iraner Slueterauirralil. Ikizr« I«ssZ S <» 11«: ISoppOlldr« lt in It^lnOr SS «Nv in »llv» 1nr1t»e» Siete, I SlnrI.. ILngNsvke »Nsn In irllen I'irl^Inirell. ln xroLsor unä in krsiglaxs von 5 an. Dmmvnmsnn L Henning, kstsrsatrasss 17, parterre »öS I. vtaß«.
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