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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.10.1892
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1892-10-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18921006014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1892100601
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1892100601
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-10
- Tag1892-10-06
- Monat1892-10
- Jahr1892
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E» der tzauptexpeditioa oder den im Stadt bezirk und den Bororteu errichteten Aus gabestelle» abgehvlt: vterteiiährttchOLO. bei zweimaliger tigticher ZufteUnng in« Hau« » bchL Durch di« Post bezogen für Deutschland und Lesterreich: viertel,Lbrlich ^l S-—. Direct« tägliche Kreuzbandiradung in« Ausland: inonaUich 9.— Die Morgen-Audgab« erscheint täglich'/,? Uhr, die Lbend-Ansgad« Wochentag« ü Uhr. Redaktion vad Erpedition: JehauueSgassr 8. Dl« Expedition ist Wochentag- nnunterbrochea geässaet vo» früh 8 bi» Abend« 7 Uhr. Filialen: Ott« »le«m « Lorttm. <«lsre» Hahn), Unidersiiät-straße 1, L««i« Lösch«. kathariaeastr. 14, Part, »ud Nönigoplatz 7. Morgen-Ausgabe. Mp)igcrIagtl>la1l Anzeiger. Lrgan für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. JrrsertiorrSpreiS Die 6 gespaltene Petitzeile 20 Psg. Reclamen unter dem Redaclionkstrich (-ge spalten) bO-j, vor den ifamilieuoachrichte» (6 gespalten) 40/^. Größere Schrillen laut unserem Preis verzeichnis Tabellarischer und Ziffernsatz nach höherem Tarif. Srtra-Beilagen (gesalzt), nur mit der Morgen-Au-gabe, okne Postbesörderuug 00.—, Mit Poslbesörderung ^l 70.—. Ännatlmeschluß für Inserate: Abeud-Au-gabe: Vormittag- 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittag- -Uhr. Soun- und Festtag- früh '/,9 Uhr. Bei deu Filialen und Annahmestellen ;e ein« halbe Stunde früher. Inserat« fiod stets an die 8r-evtti«u zu richten. Druck uud Verlag von L. P olz ia Leipzig. 511. Donnerstag den 6. Octobcr 1892. Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung. Nach dem Einkommensteuergesetz, vom 2. Juli 1878 und der dazu gehörigen Aussühruiiasverordnung vom 11. Oktober desselben JahreS werden au- Anlag der Aufstellung de- Eiiikvnimcnslcuer. Katasters für das Jahr 1893 die Hausbesitzer oder deren Stell vertreter hiermit ausgefordert: die ihnen behiindigte» HanSltftenso»mulare nach Miahgad« der darauf adgrdrncktrn Vestimmuiigen auSzufnlle» und binnen 8 Tagen, von der ZnstcUn»,, ab gerechnet, bei Vermeidung einer vcldstrasc bis zu KV entweder persönlich oder durch Personen, welche zur Beseitigung etwaiger Mängel sichere Auskunft zu rrthetlen vermöge», an den aus den HauSiisteasoruiutaren angegebenen SteuersleUen abzu- geben. Wir bemerken hierbei, datz da» königliche Finanz-Mtntfterinm nach dcrivcneral verordn»ng vom So. Juni 1888 bestimmt hat» das; znr Ver meidung d«PPelter Aufführung von Bewohnern, sowie der Weglassung von Personen, welche na» de» bestehenden Vorschriften in die Hauslisten anszunehmen find, dieÄuosullung dervanSltstcn im ganzen Lande na» dem Stande am 12. Oktober ru geschehen hat. SS könne« heShalb Hau-ltsten vor dem 12. Oktober «ater keinen Umständen angenommen werden. Kerner ist in obenerwähnter Gcneralverord- nung den Memeindebohürde« zur besonderen Pflicht gemacht, aus der Einreichung Ser Haus liste» innerhalb der hierfür geordneten Frist zu bestehen und Fristüberschreitungen nach 8 71 de« Stukommenfteuergcsetze« mit Geldstrafe «nuach- stchtltch zu ahnden. Im Uebriaen wird auf 8- 35 de- angezvgenen Gesetze-, wonach sowohl her Besitzer eine» HauSgruudstück» sür die Struer- betrig«, welche in Folge von ihm »erschuldeter, nnrichtigcr oder unboUftändiger Angabe« dem Staate entgehen, haltet, wie anch jedes Aamiltenhalstit für die richtige Angabe alter zu seinrm Hausstände gehörigen, ein eigene« vinkommen habenden Personen, eiu,chltestlich der Aftcrmiethrr und Lchlasstellcnmiether. berantwortltch ist, sowie daranf besonders hingewiesen, daß die auf der lrtzten Seil« der HaustislensoruiiUar« befiudliche Bescheinigung von dem Hausbesitzer, bezw. dessen Stell- Vertreter, «nterfchristltch zu vollziehen ist. Wenn Hau-besitzer oder deren Stellvertreter Hau-iisteusorniular« nicht oder nur in unzureichender Zahl erhalten haben, können dergleichen au deu betr. Steuerstellen ia Empfang genommen werden. Leipzig, am b. Oktober 1892. Der Aat» der Stadt Leipzig. Ist. Georgt. koch. Lekanutmachung. Wegen Reinigung der Räume bleibe» dt« Schulcaffe »ud dir Schulej»«dit1on Donner-tag, den L. d. Mt».. Nachmittag», »nd Freitag» de« 7. d. Mt«.» sowie di« Schulgeldbebestelle in L.-Rendnig Freitag, de» 7. d. Mt«.» geschloffen. Leipzig, de» 1. October 1892. Der «ath der Stadt Leipzig. Ilr. Georgi. M. Lekanntmachung. Wegen Reinigung der Räume bleibt die große Rath-stub« Montag, Pen 1«. Oktober bs». I». geschloffen. Leipzig, de» 4. Oktober 1892. Der Naiv der Stadt Leipzig. Vr. Georgi. Größe!. ^ Lekanntmachung. Borzunehmender Reiniguagtarbkileu halber bleibt die Geschäft-. stelle de« AichamtcS Montag» de« 1v. Oktober» sür den Verkehr geschloffen. - Leipzig, am 4. Ociobev 1892. Der Aath der Stadt Leipzig. vr. Georgi.' Frehberg. Lekannlmachung, dir3iegtkde<rerar»etteii für die Sascrnengcbäudc invorna betr Die Lieferung der Ziegeldeckerarbeiien sür die sämmllichcn, zu der Lasern» in Borna gehörigen Gebäude,' ausschließlich aller Materialien, »ach Maßgabe de« au-gearbeitetcn Koften-Anschtag-, der Zeichnung,», der allgemeinen und besonderen Bedingungen sind zu vergeben. Angebote sind bl« Donnerstag, den 13. Oktober 18V2, Abend» 6 Uhr an den Unterzeichneten Stadtrath einzureichcn. Die Zeichnungen, sowie di« Bedingungen können an RaihSstelle oder bei dem Bauführer ans dem Lasernenbauplatze eiugesehcn werden. Borna, de» b. Oktober 1802. Der Stadtrath. Löscher. Lbr. San-Äreal in nächster Nähe de- vahnhos« und der Harthwaldnug, schön gelegen, hat billig zu derkausea Der Stadtrath zu Zwenkau. Bekanntmachung. Diejenigen Gemeindemitalieder, welche noch mit Gemeindesteuern für da« lausend« Jahr t« Rückstand, sind, werden hierdurch ous- grsordert, di« rückständigen Stenerbeträg« nunmehr bi« spätesten» »en I». Oktober b. I. zu berichtigen. Noch Adlons dieser Frist wird gegen Li« Säumigen dt« Zwang-Vollstreckung »tugeleitrt «erde». Leipzig, de» 8. Oktober 18SL. Der Bprstaut der Jsrielitische» Religionsgemeillöe »> Leipzig vie Erklärungen kalnoky's. Unter den heutigen internationalen Verhältnissen als Minister des Auswärtigen einer Großmacht eine liebersicht geben, die sofort durch den Telegraphen nach allen Wind richtungen verbreitet wird, ist gewiß eine sehr schwierige Aufgabe, besonder- wenn die Macht, deren Minister sich iußert, mitten in dem Getriebe sich befindet, da- den Gcgcn- taiib der Darstellung bildet. Wir erfahren aus dem Munde dcö Grasen Kalnoky die erfreuliche Thalsache, daß die Be gebungen zwischen den Höfen von Wien »nd Petersburg nie insgehört haben, vortrefflich zu sein, »nd daß die der beider citigen Regierungen freundschaftlich und normal wären und in »euerer Zeit keine Aenderuiig erfahren hätten. Wir nehmen diese Mittbecknnc; als richtig an unter dem aus drücklichen Hinweise, dazz alle vom Grafen Kalnoky hin- 'ichtiich des Verhältnisses Ocstcrreich-Ungarnö zu Rußland gewählten Bezeichnungen sich nur ans die Form, aber nicht auf den Inhalt beziehen. Daß der Inhalt mit der Form nicht iibereinstimmt, geht anS dem ans den Orient bezüglichen Abschnitt der Erklärungen Kalnoly'S hervor, daß Oesterreich-Ungarn sich weder im Orient fest- eben wolle, noch dort eine bcvorzugle Stellung beanspruche, entern nur den Wunsch hege, daß jeder der dort wohnenden ^otkssläminc im Geiste und unter dem Schutze der Verträge ich selbstständig entwickele und volköwirtbschasttick' ausschwinge. DaS sei in Rumänien in böhcrem Grade der Fall, die Ent wickelung Bulgarien- schreite sehr rasch und aus gesunder Grundlage fort, Serbien könne man nur in dessen eigenem Interesse wünschen, daß cS die gleichen Ersolge erringe wie eine beite» Rachbar». Es ist bekannt, daß die russische Oricntpolitik genau auf dem entgegengesetzt» Standpnnct siebt. Rußland will sich auf der Baltanhalbinsel sestsetzen und beansprucht dort eine bevor zugte Stellung, die selbstständige Entwickelung der Balkan- staalcn ist ihm nur dann genehm, wenn sie sich unter russi schem Schutze vollzieht, und deshalb ist Rußland der Auf- chwung NumäiüenS und Bulgarien- rin Greuel. Serbien anlanzend, so hat Rußland die Hoffnung noch nicht auf- gegeben, das Land seinem Einfluß zu unterwerfen und rS der natürlichen Einwirkung Oesterreich.Ungarns aus seine Entwickelung zu entziehen. Daß Graf Laiuoky auf ein. gutes Einvernehmen mit Serbien großen Werth legi, er geben seine Bemerkungen über die letzte Krisis in Serbien, von welcher er lebhaft wünscht, daß sic die guten Be ziehungen zu Oesterreich-Ungarn befestigen mögen. Unler solchen Umständen haben vortreffliche Begebungen der Höfe von Wien und St. Petersburg und freundschaftlicher Verkehr der beiderseitigen Regierungen nur einen sehr geringen Werth ; die Entstehung gefährlicher Streitfragen ist dadurch nicht ausgeschlossen, und schließlich kommt cS auf die Gesamnulagc an, ov sie auf friedlichem Wege ausgeglichen werden können oder nicht. Ueber die allgemeine Lage geht Kalnoky mit einigen kurzen Bemerkungen hinweg, die der Hörer oder Leser zu ergänzen hat: Noch immer feien in dem europäischen Staaten- system dieselben gegensätzlichen Strömungen vorhanden, aber in der öffentlichen Meinung sei eine große Beruhigung ein- getretcn. Die KriegSvorbereilungen würden allseitig und cvnsequent fortgesetzt. Man beginne sich aber an dieses chronische Ucbcl zu gewöhnen, umsomehr, als e» die Ne gierungen bei der Inangriffnahme großer wirthschast- Ucher, auf lange Friedensdauer berechneter Actionen nicht behindere. Vielleicht hätte Graf Kalnoky eine glücklichere Form finden können, um über daS chronische Uebel der KriegSrüstunge» ohne zwecklose und unerquickliche Erörterungen hinwegzukcinmcn, denn mit der Beruhigung der ösfentlickic» Meinung und mil dem Abschluß der Handelsverträge ist nickt viel erreicht. Znr Beseitigung der Kriegsgefahr bedarf eS stärkerer Mittel: die Ursachen müssen verschwinden, wenn die Sicherheit an die Stelle der Vcsorgniß, die FriedcnSruversichl an die Stelle der Kriegsbefürchlnng treten soll. Rußland muß ans die Er oberung von Koiiflantinopel, Frankreich auf die Wieder gewinnung von Elsaß Lothringen verzichte». Weil dieser Verzicht biSbcr nicht erfolgt ist, daher rühren alle Rüstungen, deshalb ist Europa seil einer langen Reihe von Jahren in ein großes Kricgvlagcr verwandelt, und an dieser Thatsacho kann weder e»ie zeitweise Beruhigung der öffentlichen Meinung, nock, der Abschluß von Handelsverträgen etwas ändern. Die Beruhigung der vffciillichen Meinung ist zum Theil auf den Nothslanv in Rußland nnv aus die Eliolcra, zum Theil auf die Macht der Gewohnheit zurückzufübren, die auch den Arbeitern in Dynamit-Fabriken bei ihrer gefähr lichen Beschäftigung schließlich eine gewisse Sorglosigkeit er möglicht. Gras Kalnoky hat in seiner Erwiderung auf die Frage» de- Iungczechen Eym auch der Krisen in Italien und in England gedacht und sie als unbedenklich für die Aufrecht- Haltung der internationalen Beziehungen beider Mächte er klärt. Diese Aeußcrungcn werden gewiß überall, wo man den Frieden wünscht, mit Befriedigung ausgenommen werden, aber sie können nnö keinen Ersatz bieten für da- Schweigen, welche- sich der Redner über die Beziehungen Rußlands zur Türkei auscrlegt hat. Gerade diese bilden den Brcnnpnnct der gegenwärtigen internationalen Lage, und sie sind auch der Schlüssel zu der Steigerung der Rüstungen, welche sich brnle bemerkbar macht. Die Türkei mag noch so friedliebend und noch so sehr geneigt sein, MeinungSverschictenl,eilen mit Rußland auf friedlichem Wege zu beseitigen, so giebt es dock eine Grenze, die auch sür die Türkei als unüberschrcitbar gilt. Vorläufig bewegen sich die beiderseitigen Kundgebungen noch durchaus innerhalb friedlicher Grenzlinien, aber rS können noch nickt vorberzusebende Ereignisse eintrclen, welche dem Streit eine ernstere Wendung geben. Kalnoky bat bei seinen Erklärungen da- Streben verfolgt, alle für den Frieden günstigen Vorgänge der internationalen Entwickelung geschickt zusamm-nznfassen und in dem Sinne zu verwrrthen, daß die rein defensive Tendenz de-DrcibundeS dadurch vor aller Welt außer Zweifel aeslellt wird. Tie Vertreter de- Bunde- haben seit seinem Bestehen nicht aus- gehört, in gleicher Weise thätig ru sein, aber trotzdem konnten sie r« nicht erreichen, daß selbst «ll« Staatsange hörigen Oesterreich-Ungarn« für den Grundgedanke» de» Bündnisses gewonnen wurden, sie konnten nicht ver hindern, daß die Iungczechen hinter dem Vüntniß ge heime Elanscln wittern, durch welche die Interessen Oestcr- rcich-UngarnS in den Dienst de- AnSlaudcö gestellt werden. Der gleichen Erscheinung begegnen wir in Italien; nur Tentschlauv macht eine Anonabme, da bei »nS sogar das Eentruni dafür cintritt, daß der Dreibund scdr wobt mit der Wiederberstcllung der weltlichen Macht des Papstes vereinbar sei. Wir sind zwar nicht dieser Ansicht, aber wir lassen es u»S gefallen, daß die Eentrumsparlci ihrer dcut- 'chen Vaterlandsliebe daS Zugeständnis; macht, ein AuSlunslS- mittel zu sucken, daS ibr die Zustimmung zum Dreibünde crmöglicbt. Daß in Oestcrrcich-llngarn »nd Italien Par teien bcilehen, die den Dreibund am liebsten in Trümmer geben säben, ist eine Erscheinung, die da- von dem Grasen Kalnoky entworfene Bitd um einen dunklen Flecken vermehrt, in dein Kampso der Zukunft vielleicht noch ci»o bedeutsame Nolle spielt und auch bei der Veurtbeilung der in Aussicht icbentcu ncucu Mililairvvrlage nicht übersehen werden darf. * Deutsches Reich« HI Vorli», 5. Oetobcr. Den Anarchisten ist ein schwerer Schlag versetzt worden: Johann Most, einer ihrer Haupt- sührer, wicaolt seit dem Bcrkniaiin-Alteiitat in Hoinestcad ab und wird bald ganz der anarchislisckvrcvolutinaircn Thäligkeit entsagen, da er, nach seiner Angabe, cS satt habe, Jeder manns Prügcljunge zu sein. Anfänglich mochte wohl Most auS Haß gegen Bcrlmann dessen Attentat abfällig krilisirt haben; dann aber, als Most als der inlcllcetucUc Urhcber desselben bezeichnet wurde, weil er kurz vorher in PittSbnrg und Umgegend agilirt halte, bangte Most uni sein Leben; er fürchtete, anfgcknüpst zu werden. Most bat in den letzte» Nummern der „Froibeil" mehrere längere Erklärungen über die „Propaganda der Thal" vom Stapel gelassen, von denen wir, da cS sich um eine bedeutende Spaltung im anarchistische» Lager handelt, einige Stellen au-zllglich miltheilen wollen. Er schreibt u. A. wörtlich: „Tie Propaganda der That kann unter Umstünden Wunder wirken^ sie kam, unter anderen Umstanden sich atS ei» zweischnei dige» Schwert erweisen, mit welchem man sich selber verwundet. Dai ist überall da uud daun der Fall, wo und wenn vorauösichnich die Gegeiischläqe de- Feinde« rin« völlige Entkrüstung de« Partci- karper» zur Folge haben müssen. Man verweilt zwar aus die Phrase von den „zehn Anderen", die an die Stelle eines jeden Gefallenen treten, allein richtig ist da bei nur das Line, daß es üch eben um «ine Phrase bandelt. Wo sind denn die achtmal zehn agitatorische» Kralle, die in Chicago nach dem 1. November an die Sielte von „unseren Acht" getreten sind'? Noch nicht einmal einen einzigen Propagan- disiki» vermochleii wir bis jetzt auszuireiden, der al« Ersatz unserer Gefallene» gellen könnte. .. . Unseie „Heerschauen" können uns über Liese Thallache nicht hinwcgtäuschc», denn wenn dabei nicht ei» gut Theil Strvhscuer in dos cpiel käme, könnten nicht die sonstigen Zusammcnkünste so armselig sein, wie sie Jahr au-, Jahr ein be klagt werden.... Ta ist z. B. die anarchistische Bewegung in Oesterreich. Dieselbe schlug sehr hohe Wogen vor der Acra der Attentate (Stellmacher re.). Unmittelbar nach derselbe» brach sie völlig zusammen. Sie wurde von der Reaclion geradezu gesprengt. Was nicht eingesperrt oder außer Landes gcietzt wurde, das tieß sich zwar (linier der von London auS besorgie» Anreizung durch äz-out, provocnwnrn) ver leiten, Weiler zu thalen — per Falschmünzerei, Brandstisinng ,c. —, wurde aber natürlich bald im Zuchlhause begraben, wo beule noch Viele seit jener Periode schmachien, wahrend zahlreiche Andere im Kerker an der Schwindsucht starben . . . Die Irländer, die lange Zeit hindurch nicht übel mit Dynamit vorgingen und auch sonst dreinschlugen, daß es wetterte — sie mußte» aiisfinde», daß ihr Feind der Stärkere war, daß ibre energischesten Combatlantkn nach und nach am Galgen endeten oder im Zuchthaus verschwanden, und daß der Nachwuchs — die de- kannten „Zehn sür Einen" — nicht zum Vorschein kam. Mau hört nicht» mehr von irischen Attentaten . . . Ia selbst in Rußland ist ei» großer Theil der eifrigsten Revo- lutionaire von der AttenialS-Taktik abgekomme» .. . In Frankreich bat sich in ,üngerer Zeit auch nur di« Schule Navochol mit Alleniäterei besaßt... Tie Propaganda der Thal ist Jahre lang seiten- vieler Anarchisten — auch wir gehörten dazu — als ei»« wahr, Springwurzel agitatorischer Zauberei angesehen worden. Die Praxi- hat aber arge Dissonanzen in die Musik der Theorie gebracht. Wer die ibesamnilbilanz betreffs Nutzens und Schaden» dieser Art der Agitation ziehen könnte, dem würde ein moralische- und sactische- Deficit i» das Antlitz starre», das ihm Hören und Sehen vergehe» machte. Es sind zu Gunsten »nd in Folg« dieser Propaganda Geld summen anSgegebc» worden, die denen ziemlich gleich komme», welche die Socialdemokralen an den Slimmküste» und die TradeS- Unionisien beim Streik,nach«» re. verpulverten. Daß man mittelst derselben weit intensiver hätte agitire», vielleicht Tausend« und Abertausende von Proletariern in Vorbereitung zur Massenlbat hätte bewaffnen können, das kann nur in Abrede stellen, wer nicht rechnen tan». Und wie viele »nd wie ausgezeichnete Menschen wurden nicht in Folge der Propaganda der Thai vernichtet? Menschen, die noch lange Zelt dnrch Wort »nd Schrift Vorzügliches in Agitation zu leisten vermocht hätten?! Dann diese Mißgriffe — diese direcien bloßen Herau-sordernngen de- Feinde- zu allgemeiner Raserei, ohne daß unter de» Arbeitern auch nur im Geringsten der beabsichtigte Effect erzielt worden wäre! Endlich diese Inzucht von Lochpitzelci, wie sic säst ausschließlich auf dein Bode» dieser vcrmcinilichcn Agitation gewachsen ist! Fanatiker wandeln immer die gleichen Bahne», selbst wenn sie sehen, daß sie schnurgerade in den Abgrund de- Verderbens hinein führen; vernünittge Rebellen wissen an» der Erfahrung zu lernen »nd ihre Kräfte io anzutvenden, daß sie ihrer Sache de» meisten Nutzen bringen, ohne vorzeitig der Ausreibung zu Versalien." Most bat sonach mit seiner ganze» VergaiiHcnbcit ge brochen. Er, der seit einer Reihe vo» Iabren beständig zur Verübung von Attentaten und Gewaltacten aussordcrte und »ach der Ermordung Alexanders II. im Mär; 188l diese Tbat in der „Freiheit" verherrlichte und zu weiteren gleichen Tbaten anfforderte, wa- ihm 11> Monate Imrck Inkwr ein brachte, er verwirst, er bedauert seine bisherige Agitation und bie dadurch gefallenen Opfer! Ob er wohl jetzt Ge wissensbisse empfindet'? Es scheint, als sei mit der gegen wärtigen politischen Haltung Most « nur die Minderheit der amerikanischen Anarchisten einverstanden, während in Deutsch land di« Medrbeit der Anarchisten ihm zustimmeii »nd dir AttentalSaedanken fallen lassen dürste. (?) Der italienische Anarchist Merlins, ebemaliger Advocat, der auf dem Brüsseler Socialistencoagretz »lS Tetezirter nicht zugelassen und dann auSgcwiesen wurde (er lebt joht in Amerika), greift Most vH seiner Schwenkung in der „Freiheit" heftig an, woraus r r die Antwort nickt schuldig bleckst. Most schlägt Merlin mit seinen eigenen Waffe», denn in einer Anfang dieses I >>.eS in Brüssel erschienenen Brochlire stellt sich Mcrlino aus re» selben Standpnnct, den beute Most vertritt. Der Anarcki :en- südrcr Professor RecluS in Brüssel, der s. Z. sogar die Tbaten Navachol'S billigte und lobte, tbciit Most's nunmehrige Haltung nickt,undFürstKrapolkin schreibt in „LaRevvIIe": „Bkitniuiin imt sür die Verbreitung der amirchislijchcu Idee iniierbalb der Manen, welche keine aiiatchisllschei» Zeitungen lesen, mehr als alle möglichen Schritten gclhan. Und er hat gezeigt, daß cs unter den Anarchisten noch Männer gielst, welche fähig sind, sich über die Orgie» deS Eapiiaw zu empören, ja sogar ibr Lebe» zu lasse», um denselben ein Ende zu machen oder doch wenigstens den Weg zur Beseitigung der Orgie» anzubahnen . . . ." Am schärfsten wird Most in der Londoner „Autonomie" angegriffen, die ibni Feigheit vorwirst. Und ein Mitarbeiter diese- Blattes schreibt aus Hüll u. A. Folgende«: „Daß Most an Gröstemvah» leidet, wusste» wir lange. Dieser Wahn ist aber jedenfalls die Folge eines GebirnsehlerS, n»d in Anbcleacht dessen, was Mos, srüber sür die Bewegung geiha» dal, wäre ibi» Manches überleben worden. Hier aber hört der Wahn auf, und der Schurke sängt an. Verwundert blicke ich auf und frage mich, ob denn die amcrika. nischen Genossen so verjumpsi sind, das, ein Most ihnen so clivaS bitte» kan». Nehmen die Genossen da- Alles so ruhig hi», oder gielst eS in Amerika keine niigcbrannle Asche mehr? Mp st »nler die Abwicgter gegangen! Welch rin Gelächter wird daS bei unsere» Gegnern gebeut Wie wird die Presse der Coeialdeiliokratic diese- nii-beiilei,! Da halst Ihr Euren Most; haben wir es nicht inimcr gesagt, daß er verrückt ist? Jetzt seht Ihr eS wohl selber ein. ... Da- Erste t» dem Artikel (Mosi'S) „Attentats-Reflexionen", was mich vor den ilops stieß, war die Neuigkeit, daß Amerika kein Land sür Attentate sei; daS Zweite war, Laß Er immer regen Attentate gewesen sei, und drittens, daß eine a» sich gute That noch lange leine Propaganda der That ist. Also 'Amerika kein Land sür Atteittate! Warum? Weil man in Amerika nicht allein Attentäter, sondern anch beliebige Genossen sür das Attentat bestraft. Johann Most, Schurke! Ta haben wir Dich! Endlich hast Du das Visir aufgehoben. Das, Tu rin persönlicher Feigling bist, ist aller Welt bekannt. Daß Du »och bei jeder Gelegenheit da- tzai'cnpanirr ergriffe», Ivo es sich um periönlichen Mull, handelte, da- wissen wir schon lauge; wir haben onch nie envnriel, Laß Du Feiger je ein Attentat verübe» würdest. Aber bis zu düsen, Lage hast Du noch allen unsere» großen Märlhrer» Loblieder gesungen, ihre Thateii verherrlicht, bis in den Himmel erbobe». Schurke! Zu welchem Zweck hast Du seiner Zeit die „Krieg-wlssenschaft" kerau-gegeben, etwa „in Hase» zu schießen? Mit emem Male stellst Du die ganz« Vergangenheit auf den Kopf »nd erklärst: Amerika sei kein Land sür Attentate, weil, nn» ja, weil (da liegt der Hase im Pfeffer) eS Dir vielleicht auch »vch einmai an den Kragen gehe» lönnie. Sollen wir Dir die Artikel, wel.be Du über die Ehüagver Bombe geschrieben hast, io lange um die Obre,! paiic», bi- Dein weich gewordenes Gehirn sich wieder setzt und Tn Dich erinnerst, wer und wa- T» einst warst? Soll ich alle die von Dir verherrlichten Racheacte, welche die versklavten amerikanischen Arbeiter schwarzer und weißer Nace an ihren Peinigern volliührie», auf- zählen, Acte, welche Du stets mit der größten Wvnnc t» der „Frei- heit" notirt, gut geheißen und worin T» die amerikanischen Ge- «offen ausgesordert, hinzngehen und desgleichen zu thun?" Diese AuSlassuiiaeii sind jedenfalls ebenso interessant und lehrreich, wir der Avsall Most -, der keine geringe Verwirrung in die anarchistischen Reihen tragen wird. * Verltn, 5. Octobcr. (Telegramm.) Prinz Friedrich Leopold, dishcr Major im Garde du EvrpS, ist ziim Oberstlieutcnant befördert worden. An« Wien wird gemeldet, Kaiser Franz Joseph habe den Prinzen bereits hierzu beglückwünscht. — Im RcichSaint deS Innern finden augenblicklich die Berathungen sür die dinnen Kurzem zu erwartenden Ver handlungen mit Riliii än ien Wege» Abschlusses eines Handels vertrages statt. Was die Aussichten ans da- Zustandckoniincn eine- handelspolitische» UcbcreiiikoinincnS mit Rußland be trifft, so wird der „M. Z." bestätigt, das; seiten- Rußlands Anerbietungen gemacht würben, die an dem Ernst der russischen Absichten zweifeln lassen. Die Vorschläge Rußlands gehen nämlich kabin, seinen jetzt geltenden Zolltarif, der be kanntlich ii» Wesentlichen probibiliv ist, aufrecht zu balle» und nur bei einzelnen Artikeln die bi-berigen Satze zu bieten, mit anderen Worten, eS bei dem jetzigen Zustande zu belassen. — Im NeichS-Sckatzamte ist Dienstag unter dem Vorsitze des StaatSsecretairS Frhr». v. Maltzahn, wie bereits cr- wäbnt, die Eonfcrcnz von Sachverständigen der Tabalbrc»ick>c usamniengekretcii, »in über eine Abänderung der Tabak- teuer zu beralhcu. AuS Hamburg sind drei Fabrikanten, zwei Tabakhäntlcr und zwei Eigarrcnimporleure cinbcnise» worden; unter den Vertretern Berlin» wird der „Volls-Ztg." Herr N. Ermeler, der Ebef der Firma Wckb. Ermeicr ck Eo, genannt: die süddeutschen Interessentenkreise sind tiircb die Herren Licktenberg au- Spever, S. BeiiSht»» an- Mannheim und Landsricd ans Heidelberg vertreten. Unter den Tabak- intcresscntcn scheint eine große Veilnrubigung Play gegriffen zu babe». Wie die „Südk. Tadakztg." schreibt, ist eine größere Zabl der bedeutenderen Fabrikanten und Händler aus Bremen, Hamburg, Dresden und anderen Orten nach Berlin gereist, um dort ihre Wünsche gellend zu machen. — Unter der Ueberschrift „Romsabrten" bringt die „Magdcb. Ztg." an leitender Stelle folgende Auslassungen: „Der Frhr. v. Erailshcim ist nicht der einzige bayerische Nom fahrer geblieben. Jetzt werden auch dte beiden bayeriichen Erz- bischüse 1>r. Antonius v. Thoma aus München »nd Ur. Joses v. Schork au- Bamberg in der Tiberstadt erwartet. Da- Zusammen treffen kann kein zufällige- sein; augenscheinlich schweben zwischen Bayern und der Curie zur Zeit kt r cli eupoli tis cke Ver handlungen, und zum Ueberflusse verlautete au- Rvm über die am 30. Sepiember von Herrn v. Crailsheim beim Papst erbeten« Audienz, daß sie der Rückkehr verschiedener Orden noch Bayern gegolten Hab». Außer um di« unver- meidltchen Redemptoristen wird e- sich dabei wohl um die Jesuiten gehandelt haben, deren Verbannung vom denlschen Boden durch da- Reick-gesetz vom 4. Juli 1872 bekanntlich aus die bayerische Initiative zurückzusühren ist. Aber seitdem bat sich in Tcmschland nicht blos an der Isar viel geändert, und eine vor sichtige Politik, wie die- die Münchener leck 187l ßei« war. ergreift bei Zeilen die geeigneten Maßregel». Man könnte in diesen Rom fahrten rin Spmpiom sür den ja bekanntlich auch schon früher genannten Press de- Lentrums sn Sachen der von ihm abhängigen M1ltt«trb«willt-»ng erkennen. Verhandlungen übe« de» Satans
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