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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.01.1893
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-01-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18930111016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893011101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893011101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-01
- Tag1893-01-11
- Monat1893-01
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Vdtra-Beilagen (gesalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbeförderung 60.—» mit Pvslbesärderung »i 70.—. Ännalslntschlnk für Anzeigen: Abend-Ausgabe: Vormittags 10 Uhr. Marge n-AuSgab«: Nachmittags 4 Uhr. Sonn- und Festtags früh '/,9 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen ff eine halbe Stunde früher. Anzeigen sind stets an die Er-editisn zu richten. Druck und Verlag von L. Polz in Leipzig. ^?18. Mittwoch- den 11. Januar 1893. 87. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung. Di« diesjährige Neujahrsmesse endet Sonntag, den 15. Januar, an welchem Tage der Handel auch aus össentlichen Straßen und Plätzen um 7 Uhr Abends aufzuhören hat. Die aus den Plätzen der inneren Stadt, sowie auf dem AugustuS- Platze und auf den öffentlichen Wegen und Plätze» der Vorstadt befindlichen Buden und Stände sind späteste»« bi« zum 17. d. Ml«. 8 Uhr Abends abzubrechen und wegzuschasfe». Zuwiderhandlungen gegen obige Vorschrift, für welch« auch die betreffenden Bauhandwerler und Bauunternehmer veranlwortlich sind, werden mit Geldstrafe bis zu 150 oder entsprechender Hast geahndet werden. Ucbrigens haben Säumige auch die Obrigkeits wegen zu Vcr- sügende Beseitigung der Buden zu gewärtigen. Leipzig, am 10. Januar 1893. Der Rath der Stadt Leipzig. IX. 187. vr. Georgi. Stahl. Bekanntmachung. Inhalts einer Verordnung de« evangelisch-lutherischen Landes- consisloriumS ist mit Genehmigung der in ^vuugelici» beaustragten Herren Staat-minister, sowie im Einverständnisse mit den Königlichen Ministerien des llultus und ösfeiillicheu Unterrichts und des Innern beschlossen worden, vom 1. Januar 1893 ab die durchweg aus Thcilen der Stadt Leipzig bestehenden Parochicn Lkipzig-Angrr- Crottrildork und Lrtpzig-Rrustadt-Nruichüiieicld dem Verbände der Ephorie Leipzig II, welchem sie bisher angehvrte», zu enlnehmen und dem Bezirke der «ladtephorie Leipzig I, sowie der Eoinspeelion LeS Rathes der Stad» Leipzig, anstatt wie bisher der Amts« hauvtmannschaft Leipzig züzuiveisen. Die Functionen der zeilderige» Kircheninspection für Leipzig Anger-Crottendors und Leipzig-Ncustadl-Neuschüneseld erledigen sich sonach mit dem Schlüsse dieses Jahres und gehe» vom 1. Januar 1893 an in ihrem vvllcu Umfange aus di« von der Superintcndentur Leipzig I und dem Ralhe der Stadt Leipzig gebildete Kiichcn- Inspektion für Leipzig über, was unter Beziignaknie auf die iin Gesetz- und BervrdnungSblalte Nr. 19 ersichtliche Bekanntmachung des evangelisch-lutherischen LaodeSconsistoriums vom 84. Tecember 1892 Söul»» alt ' 2 veröffentlicht wird. Leipzig, am LI. Tecember 1892. aitlAiat-dauptwaunschaft »mS Superintendent»»» Leipzig II seitherig« Kircheninspeciion für Leipzig.Aiiger-iLrottendori und LeipZg.Neusiabt-Nnlst ' d Die Eupertut als ' und »er Rath der Ttadt Leipzig ctton für Leipzig-Anger-Lrottendorj und sg-Neustadt-Neuschonkseld. vr. Georgi. Wirthg«». Unter B«, Bekanntmachung, Pie Huu-rsteuer Peiresfen». auf da« neue, in der letzten Zeit mehrfach tiv, die Erhebung der Hundesteuer betreffend, erinnirn Wik die Hausbesitzer bez. deren Vertreter, welche am gestrig«» Tag« (10. Januar) als dem gesetzlichen Stichtage für die Vundecoasignation es übersehen habe» sollten, für »ine richtige Au«, süllung der ihnen zugesertigte» Haustiste Sorge zu trogen, dies un gesäumt »och nachhoien, inabejvnder« sich vergewissern zu wollen, ob nnd weich» Hunde am 10. Januar iin Home vorhanden waren, damit Ung«namgkett«n und später daraus hervorgchende Behelli- gunaen d«r b«tr. Hausbesitzer thunlichst vermieden werden. Hierbei mache» wir noch darauf oufmerkiam, daß die Hauslisten vorschriftsmäßig von den Besitzern oder Verwaltern der Häuser, nicht aber von da» Hausmännern zu unterzeichnen sind. Januar 1893. Der «atb der Stadt Leipzig. De. Georgi. Stichert. nicht Leipzig, de» 11. Bekanntmachung. Die Leuchtkraft des städtischen Leuchtgases betrug in der Zelt vom 2. bis 8. Januar cr. im Argaubbrenner bei 150 Litern stüiiblichem Consum da« 18.8 fache der Lcuchlkrasi der deutsche» Normalkerze von 50 Millimeter Flommenhöhe. Das specifische Gewicht stellt sich im Mittel auf 0,436, Leipzig, am 9. Januar 1893. Deputation zu den <2a«a»staltrii. L: ^ r der „blttttivc» „cloinmeuen Lpinl'ücher -,r. II Nr. 86, 147 8li5, 147 83t, und die vo» uniereu Auuaduiestellcn gleichfalls als verloren angezeigten O.utttti»gc>tchei»e über die Spar bücher Ser. II Nr. 122 944, 127 846 werden hierdurch ausgcsorden, sich danlit binnen drei Monaten und längstens am 13. 'April 1893 zur Nachweliung ihrer Rechte bez. zum Zwecke der Rückgabe gegen Belohnung bei Unterzeichneter Anstatt zu uieldcn, widrigenfalls, der Sparcasjenordniiug gemäß, den angcmeldelcii Verlusiträgern nach crsvlgter Beeidigung ihrer Anzeige an Stelle der abhanden ge kommenen Bücher, welche alsdaui, für »ngiltig z» erklären sind, »eue Bücher ausgestellt bez. die eingelieierle» Bücher auch ohne Rückgabe der ebemsall« für ungillig zu erklärende» Quittungsjcheine ausgehändigt werde». Leipzig, am 9. Januar 1893. Die Verwalk»»,, de« Leihhauses und der Lpareasse. Steckbrief. Gegen den Gasthofsbrsitzer Karl August Wercha», geb. am 19. Sepiembrr 1867, zuletzt in Stvckheim bei Laujigk wolmhatt, welcher flüchtig ist, ist die Untersuchungshaft wegen belrüglichen Bankrutls rc. verhängt. ES wird ersucht, denselben zu verhallen und in daS nächst» Ge- rlchtS-Gefängnis) ubzutieferii. Leipzig, den 10 Januar 1893. Der iiutcrsuchungarichter bei dem Königliche» Laudgcrichte. Burkhardt. Steckbrief. Ter Soldat Karl Hetunch Richard Hefter der 2. Compagnie 8. Insanterlc-RegiincittS „Prinz Johann Georg" Nr. 107 hat sich am I. Januar vo» seinem Truppentheil culfernt und ist bis letzt »och nicht dahin zurnckgekehrt. Ta sich derselbe hierdurch der Fahuensluch! verdächtig gemacht hat, so ergeht an all« Civil- und Mililair-Behärdc» das Ersuche», den pp. Heiler im BctretungSsalle zu arrctiren und an die nächste Garnison ablieser» zu lasse». Leipzig, den 7. Januar 1893. Uvnlglich Sächsisches 8. Jufaiiterie-Aegiuieut «Prinz Jstiailli Georg" Rr. 107. I- Hummitzsch, Odersttieutenant. Signalement: Geburtsort: Möckern. LrtSzusiändig: Leipzig-GohllS. Ncligion: Evangelisch. Profession: Schlosser. Älter: 23 Jahre. Grone: I m 69 cm. Statur: mittel. Kinn: breit. Nase: gewöhnlich. Mund: gewöhnlich. Haar: dunkelblond. Bart: kl. blondes Schnurr- bärlchen. Besondere Kennzeichen: Tätowiriing auf Len Händen. Bekleidet war pp. Hefter mit Mantel III. Gtr-, Wassenrock V. Gtr., Tuchhose, Eigenthums-Mütze, Eigenthums-Leibrieme» mit Tasche und Schlog, Seitengewehr Nr. 124, Stiefelette», Unterhosen und Hemd. Die Krisis in Frankreich. * In Frankreich drängen die Verhältnisse immer mehr irgend einer Lösung zu. Welcher Art dieselbe sein wird, das läßt sich im Augenblick bei der Eigenartigkeit der dortigen Zustände noch nicht brurtheilen. Seit gestern ist die sran zösiscbe Republik abermals dem Schicksal der EabinctSkrisi« versacken. Ei» kurze« Telegramm, das i»> Lause des gestrigen Nachmittag« cinlief, meldete lakonisch: „Da« Mlnislerinin bat seine Entlassung gegeben. Ter Präsident Earnot hat Ribot mit der Neubildung de« Cabinct« beaus tragt." Nach später cingegangene» Meldungen hat Nibot im Ministerratb mitgetbeilt, daß er mit seine» Eoilege» früh bereit« eine Besprechung gehabt babe und daß allesammt die Nothwendigkeit einer Umbildung de« EabinetS eingesehcn hätten. In Folge dessen habe er ein Eollecliv-EntlassungS- gcsuch eingereicht, da« von Earnot angenommen worden sei. Earnot beauftragte ihn nach dieser Mittbeiinng alsbald mit der Bildung eine« neuen EabinetS. E« verlautet, etwa ein Drittel der bisberigcn Minister werde dem von Nibot »en zu bildenden Eabinct nicht angchörcn und die ver bleibende» Minister würden zum Tbcil andere Portefeuille« als die bisher iiinegehabten übernehmen. Co werde Nibot selbst da« Portefeuille de« Auswärtigen mit dem de« Innern ver tauschen. A!« Minister, dieauöscheidcn, werben besonder« Frey- cinet und Lonb e t bezeichnet. Alan erwartete die Eonslilnirung de« neuen EabinetS noch im Laufe de« gestrigen Abend«; c« wird aber abznwarten sein, ob sich diese Minister Meta morphose so schnell und glatt vollzieht. Schon in den letzten Tagen ließ sich vvrauSsehen, daß die Tage de« alten Ministerium« Ribot gezahlt seien. Namentlich gegen den Kriegsminisler Freycinet halten sich an« Anlaß seiner nicht mehr abzuleugnenden Berwickelung in dcnPanama- Seaiidal die Angriffe so gehäuft, daß er nicht mehr Mitglied der Negierung bleiben konnte. Ein gestern früh erschienener ein gehender Artikel de« „Figaro" über den Ncinach'schen Agenten Arte» bob hervor, daß Arton wiederholt auf Wunsch Floquet'S oder dessen damaligen Unterstaatssecrctair« Bourgeois den der Negierung zugcwicsenen Dispositionsfonds durch Panama- gclder verstärkt habe. Er sei es auch gewesen, der seiner zeit Lein General Boulanger die Tocumcilte über die Be stechung von Deputieren mit dem Bemcrken angcbvten habe, daß damit Boulanger'» politische« Glück gemacht wäre. Boulanger habe jedoch da« Anerbieten abgclchnt. Bor etwaigen Bcrfolgunzcn von Seiten Freycinet« habe Arton sich sicher geglaubt, da er den Kriegöminister z» den jenigen Personen gerechnet habe, die ihm verpflichtet seien. In Bezug auf Freycinet handele e« sich, wie der „Figaro" bemerkt, gewiß nicht um Geld, doch sei e« sehr möglich, daß Freycinet den parlamentarischen Ein fluß Artvn'S in Anspruch genommen habe, wir cr ja auch am 1. Dccembcr 1887 am Borabend de- Eon- grcsse« seinen „lieben und auSgczeichnelen Freund" Eor- neliu« Herz gebeten habe, ihm für die Wahl de« Präsi denten der Republik die Stimme Elamenceau'S und dessen Gruppe zu sichern. „Er werde niemals", so habe Freycinet zu Herz gesagt, „die Unterstützung vergessen, die er ihm bei seinen Freunden angcdeihen lassen werde". Gleichzeitig be richtete der „GauloiS" ausführlich, der KriegSministcr Freycinet ei in einem gewissen Zeirpuncte entschieden dafür cingetrclen, daß die Eisenbahn-Gesellschaften die Lustdruckbremse Wengcr, deren Patent Eorneliu« Herz und der verstorbene Baron Neinach erworben hatten, auch bei den Gütcrzügen einführcn sollten, obwohl die Sachverständigen einstimmig erklärten, die Militairzüge wären i», Falle einer Mobilisirunz nicht von der Stelle zu bringen, falls eine dieser Luftdruckbremsen platze. Ta« Blatt forderte sodann die parlamentarische Unler- nchung« Eommission aus, scstzustellen, weshalb Freycinet sich Herz derart unterordnete, daß er selbst mit Ge- ährdung der nationalen Sicherbeit an Eorneliu« Herz da« Tclephoniietz und da« rollende Baumaterial auslicsern wollte. E« sind da« gewiß so schwerwiegende Beschuldigungen, daß, wenn Freycinet sie nicht sammt und sonder« al« gemeine Lügen zu bezeichnen vermochte, er unmöglich sein hohe« StaalSamt weiter führen konnte. Wie weit er bereit« die öffentliche Achtung verloren Hat, erhellt daran«, daß einige Pariser Blätter ganz offen Freycinet'« Bcrhastung verlangen, indem sie betonen, cr babe sich ebenso schuldig gemacht wie Eissel, Lcsscp«, Eottu und Genossen. Sind so die Tinge unabsehbar im Rollen begriffen, so sind aus der andern Seite die Besürchtiingen, welche an den gestrigen Tag, an dem der Wiederzusammentritt der Dcpu- tirleiikammcr nnd die Eröffnung de« Panamaproccsse« stalt- fanden, geknüpft waren, nicht in Erfüllung gegangen. Bi« zum Spätabend ist die Nube bewahrt geblieben. Zu den getroffene» polizeilichen und militairischen BorsichtSmaßregeln bat sich al« willkommener Bundesgenosse ein strömender Regen hinzugcscUl, welcher Ansammlungen im Freien sehr ungemüthlich machte. Welchen Umfang die ge dachten Vorkehrungen hatten, gehl daraus hervor, daß sämnitlicke Eorpöcommandanlen und Generale von dem KriegSministcr ausgesvrderl waren, aus ihrem Posten zu sein. Sie Hallen sich überall mit den Ewilbchörden zur Auf rechthaltung der Ordnung in- Einvernehmen zu setze». Zn allen größeren Städten waren die Truppen con- signirt. Für die Ordnung in Paris waren zehn tausend Mann Infanterie, dreitausend Mann Eavallcrie und drei reitende Batterien Artillerie außer de» „Emeule-Batlerieii" anfgebotcn. Das wird wohl genügt haben, die Massen nnd ihre den verschiedensten Parteien aiigehörigen Führer im Zaume zu halten. Den Kriegsminister selbst zu hallerygenügte eö nicht. Und so wird cs voraussichtlich mit dem ganzen Regiment sich ge stalten. Hält c« auch mit eiserner Faust die Revolution nieder, so muß cS durch seine eigenen Fehler zu Grunde gehen. Stünden Neuwahlen unmittelbar bevor, so würde es voraussichtlich einsach von der Bildsläche fortgcwischt. Deutsches Reich. 1s Berlin, 10. Januar. Nach is. 112 de« Invalidität«» und AlterSversicherungSgeseye« kann bekanntlich die Einziehung der Beiträge für diejenige» Bersicherten, welche einer Krankeiicassc angehvren, durch deren Organe > Feuilletsn. Die Kunst des Heizens. Ein Wort an unscrr Hausfrauen, von <l. Falkenhorst. st-uddeuik Verbote». Betrachten wir an einem klaren Wintertage von einem benachbarten Hügel au« da« Panorama einer unserer Groß städte. so sind wir wohl im Stande, den Unterschied zwischen der Stadtlust und der Landlust zu sehen. Urber den fernen Dörfern wölbt sich ein klarer blauer Himmel, von dem sich die Rauchwölkchen der einzelnen Essen scharf abheben, über der Stadt lastet eine graue oder schwärzliche Kappe, in welcher die Rauchmassen der Schlote und Hausscbornsteinc verschwimmen. In dieser Rauchkavpr schweben unzählige Rußlheilchcn und sie ist erfüllt mit schlechten Gasen: außer Kohlensäure und dem giftigen Kohlenoxyd enthält sie »och Salzsäure, schweflige Säure und Schwefelsäure — alle« unwillkommene Ber- brennungSproducte der Koble. Es ist seit geraumer Zeit bekannt, daß diese scharfen ätzenden Stoffe die AthmungS- organe der Menschen reizen, also ungesund sind, und daß der in unzähligen Myriaden in der Stadtlust schwebende Ruß eine Ursache der bäufigen Nebelbildung in den Städten ab- giebt, den Einwohnern das biuimlische Licht raubt und zugleich den Luftaustausch in den Straßen der Stadt und über den Dächern des Häusermeere» erschwert. Aber nicht nur dem Hygieiniker, sondern auch dem Bolkswirth ist der Ranch mantel unserer Städte verhaßt; denn er ist ein Zeichen einer leichtfertigen sinnlosen Verschwendung des Brenn material«. Alle diese Rußstöckchen, welche m der Stadl die Wäsche schmutzig machen und in kurzer Zeit weiß getünchte Wände schwärzen, sind unverdrannte Kohle, sind der kostbare Stoff, über dessen Hobe Preise wir in jedem Winter klagen Tie meisten Menschen haben keine Ahnung von den Mengen der Brennstoffe, die sie nutzlos durch den Schornstein ent weichen lassen. Nach sorgfältigen Berechnungen der Techniker liegt unsere Heizung sehr im Argen; von der Kohle, die wir verbrennen, wird nur der zebnte Theil sozusagen als Wärme ausgenutzt; Neunzehntel ziehen unverweribel durch den Schornstein ab. London verbrennt jährlich 8000 Millionen Kilogramm Koble, aber dir Weltstadt verwertbet dabei in Wirklichkeit nur die jenige Wärmemenge, die in 800 Millionen Kilo Kohle steckt. Man ist gegenwärtig eifrig bestrebt, durch Berbrfserung der Orfm dieser Verschwendung und der Rauchbildung Einhalt zn geh»«««», sde» auf di« Eonstruet,»» allein kommt es nicht «», s»»*«r» «ich «uf rin« zweckmäßig« Heizung. Lief» »Hut iin« sehr noth; denn die Fabrikessen, über die man so viel klagt, erzeugen nur einen geringen Brnchtheil de« Rauches; die Rauchplage der Großstädte ist i» erster Linie ans die Feuerungen der Privathäuser znrückznsübre». Würde i» diesen eine zweckmäßigere Heizung Platz greisen, so würde auch die Nanchplage viel kleiner und die winterlichen Rech nungen sür Koble» würden viel geringer werden. Emsichligc Stadtverwaltungen und ersahrene Techniker baden sich darum Müde gegeben, die Frage der häuslichen Heizlnnst näher zu prüfen, und haben treffliche Natbscblägc sür Hausbaltunzsvorständc erlassen. ES ist nun woh, bekannt, daß die HauSsranen leider die „amtlichen Bekanntmachungen" und Fachblättcr nicht z» lesen pflegen, und so werden vielfach die besten Rathschlägc nicht befolgt, weil sie den de« guten Ratb« Bedürftige» unbekannt geblieben sind. Ta« ist der Grund, warum wir an dieser Stelle ein Wort über die Kunst de« Heilen« an deutsche HauSsrauc» richten und bei unseren Ratbslblägcn auf die im HanSball allgemein gebräuchlichen Osensysleme un« beschränken. Bevor man da« Feuer amuacht, muß der Ofen zum Heizen vorbereitet werden. Diese Borbereitung besteht in der Reinigung de« Feuerraume«, sowie de« Aschenkasten« vo» alle» Rückständen der vorhergcgangencn Heizung. In dieser Hinsicht wirb vielfach gefehlt; di« Reinigung geschieht nur oberflächlich: man läßt Schlacken aus dem Roste liegen und versäumt häufig, die Flugasche, die sich im Hinteren Tkcile de- FruerungSraumeS auf der EinaangStläch« zu den Zügen an gesammelt bat, zu entsernen Die Lesen brennen oft schlecht, weil der Feuerungsraum durch nachlässige Dienstmädchen oder unerfahrene Frauen verunreinigt wirb. WaS da« Brennmaterial anbclangt, so ist vor Allem darauf zu achten, daß e« trocken in den Ofen gelangt. Es ist rin weitverbreiteter Irrthum, daß die Koblcn besser brennen, wenn inan sie naß in den Ösen bringt. Sie brennen nicht eber an, bi« sie einen gewissen Hitzegrad er reicht haben, und dieser kann nicht erreicht werken, bevor daS Wasser aus den Koblen nicht verdampft ist. Nasse Kohlen brennen darum schwirrrger an und erzeugen mehr Dampf und Oualm. Wa« die Zertheilung de« Brennmaterial« anbclangt, so ist im Allgemeinen diejenige Sorte z» empseblen, in welcher die einzelnen Stücke etwa die Größe eines Hühnerei« besitzen. Das da« man zum Anbrcnnen der Koblen braucht, muß gleichfalls gut auSgetrockiiet und zerkleinert sein. E« empsieblt sich darum, die Zerkleinerung schon Tag« zuvor vorznnel men Nach dieser Vorbereitung können wir zu dem wichtigen Acte de« Feueraamachen« schreiten. Hierin wird am bäufigsten gekündigt. Für unsere Hau«öfen, bei denen der Fabrikant kein, b«s,«d»ren Vorschriften giebt, also für »ie Tbon- und Kachel- und gewöhnlichen eisernen Ocsen, bewährt sich am beste» die vom Ehemnitzer Stadtrath gegebene An weisung. Man füllt nierst de» kintcrrn Tbeil des FeuerungS- »anmeS, etwa zwei Drittel de« ganzen, mit Kohlen, da« vordere Drittel läßt man von Kohlen frei und legt auf diese« zunächst geballte« Papier, darauf gut getrocknete« und zer kleinertes Holz und ans diese« einige Kohle» Nun zünkel man da« Papier an und schließt die Ofenthür. War da« Holz gut getrocknet und entsprechend zerkleinert, so wird da» neuer sicher sangen und allmälig werden die sämmllichcn Kohlen in Brand geralben. Unsere Ausgabe besteht nun in zweckmäßigem Unter halten de« Feuer«. Wir haben dabei aus Berschictene« zu achten. WaS die Lustzusührung anbelangt, so soll dieselbe, sobald sämmlliche Kohlen in Brand geralben sind, möglichst von unten durch die Aschenraumthür erfolgen. Streicht n viel Luft durch den Feuerraum, so wird in Folge de« larken Zuges die Verbrennung unvollständig: die kalte Lust küblt die Flamme ab; diese rußt, nnd der Nuß, die unvor- brannte Kohle, fliegt zum Schornstein fort. Tritt dagegen die Luit vornehmlich durch den Ascheinaum zum Feuer, so wird sie durch diesen sowie den beißen Rest vorgewärmt und die Verbrennung der Koble wird vollständiger. Ans diese Weise heizt man billiger. Ie mehr da« Feuer niedcrhrennk, desto weniger Luftzufuhr ist nöthig und demenlsprechcnd sind die vorhandenen Tbüröfsnungen zu schließen. Außerdem müssen wir un« aber während de« Brcunproccsse« auch mit de» Kohlen befassen. Der Schürhaken muß in sein Recht treten. Sind sämmtliche Kohlen in Brand geralhcn, so sind die glühenden gleichmäßig aus dem Roste anSzubreiten. Bon Zeit zu Zeit muß man sich überzeugen, ob da« Feuer gut brennt. Tics ist der Fall, wenn im Aschenranm ein gleichmäßiger rclber Schein verbreitet ist. Ist aber da« Feuer nicht gleichmäßig entwickelt, giebt e« hier glühende, dort dunklere Massen, sind einzelne Koblenstücke zu Klumpen zusamniengedacken, so müsse» wir durch Zerlleinern der Masten, durch Schüren die Heizung wieder in Ordnung bringen. Ein besonderer Feind der Feuerung sind die Schlacken, sie beeinträchtige» den Brcnn- proccß und sic sind darum zu entsernen, »och während da« Feuer unterhalten wird; auch dadurch spart man an Brenn material. Der Ose» will bedient werden, aber nickt zu osl und nickt zu lange. Wird die Osenthür zu ost ausgemacht und zu lange osten gebalten, so wird dadurch der Heizuug«- proeeß ungünstig beeinflußt. Wir kommen jetzt zu einem sehr wichtigen Puncte, zum Nachlcgen der Kohlen wäbrcnd de« Heizen«. Biele, wenn nickt die meisten Menschen pflegen die frischen Kohlen aus die glühenden zu werfen, und da« ist gerade grundfalsch; dadurch wird »ine Maste Rauch, Ruß und Kohlenoxyd erzeugt, alle« Producte einer unvollständigen Verbrennung, die zum Schorn stein binauSsliegeii. Ein zweckmäßige« Nachlegen geschieht auf folgende Weise: Man hebt die glühende Maste im Feuer- raum mit dem Schürhaken aus, zerkleinert sic, entfernt etwaige Schlacken nnd schiebt sie gleichmäßig verthcilt auf de» Hinteren Theil de« Roste«; auf den vordere» frei gebliebenen legt man frische Koble nach. Indem die Gase, die von der frischen Kölle entwickell werden, durch den glllbendcn Hintcrraum streichen, werden sie dermaßen erhitzt, daß die Verbrennung eine möglichst vollständige wird. Diese Ratkschlä,ze bewähren sich bei der überwiegenden Mehrzahl unserer Ocfcii. In der neuesten Zeit sind be sondere Osensysleme eingcführt worden, bei welchen der FeucrungSratti» ander« beschaffen ist, die Nachfüllung von selbst erfolgt rc., die den ganzen Winter hindurch brennen re. Allgemein gütige Regel» für die Heizung dieser Oefcn lasse» sich nicht geben; jede« System erfordert besondere Maßregeln. Denjenigen, die nicht wissen, wie sie mit solche» ihnen »och srcmden Oese» umgeben sollen, können wir auch einen sebr guten Narb gebe». Sic mögen nicht zu lauge ans eigene Faust experinienliren oder Bekannte, die von der Heiz- kunst vielleicht »och weniger verstehe», ui» Rath angelten, sondern sich geradewegs an den betreffenden Osensabrilatilcn oder dessen Stellvertreter wenden. Diese Herren wissen genau, wie ibre Sachen behandelt sein wollen, nnd sie haben auch Intereste daran, daß da- Publicum mit ihnen zufrieden ist; denn da« bildet die beste Enipfcbluncz für ihre Waare; sie werden darum gern die gewünschte Äuslunft geben und baben zum großen Tbeil derartige Anweisungen zur Ofen- behandlung gedruckt daliegcn. In alle» anderen Fällen, bei Tbon-und Kachel-, Berliner und deutschen Lesen nnd auch bei vielen eiserne» kommt man mit den oben mitgethcillen Rathschlägcn trefflich durch, n»d die HauSsraucn, die von ibnen Gebrauch macken wollen, werden am Schluß de« Winters erfahren, daß die Kunst de« Heizen« lohnend ist, daß sie Geld rinbringl, indoin sie die Ausgabe» für Kohlen verringert. Und je mehr HanSsraue», die noch immer in erster Linie dazu berufen sind, die Flamme de« bäuölicbcn Herde« zu hüten, diese Errungen schaften der Heiztecknik sich oneignen, desto besser wird c« um die Allgemeinheit bestellt sein. In den Stätten werden wir weniger Rauch und Nuß, weniger Nebel und mehr Sonnenschein habe», und bei dieser sparsameren Heizung werden sich die Ersparnisse jede« einzelnen HauSbaltS ,n großartigen Zahlen summiren und der knappe Kohlenvorrath im Sckooß der Erke wirb für ein paar Jahrhundert«, wenn nicht Jahrtausend« länger reichen.
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