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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 07.08.1893
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-08-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18930807013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893080701
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893080701
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-08
- Tag1893-08-07
- Monat1893-08
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t. W>P W LktzM ÄMM M ÄWW ^ M, Mckz, 7. A Hilft W. - — >» > Die Ersahreserve"). D Die bei der diesjährigen Recrutenaushebung der Ersatzreserve überwiesenen jnngen Leute sind sich vielfach über ihre Dienstpflicht im Zweifel. Wenn auch die AuSsührungsbestimmungen zu der vom Reichstage genehmigten Mililairvorlage in Berordnungssorm noch nicht erschienen sind, so ist doch der Borlage und der ihr seinerzeit beigegebencn Begründung zu entnebmen, daß die indiesem Jahre der Ersatz- resrrvc überwiesenen Mannschaften nicht zu Uebungen beran- gezogcn werken. Die Zweifel im Publicum sind durch eine Verwechslung der Begriffe hervorgerufen worden, die bis zu einem gewissen Grade in der nicht ganz präcisen Fassung der ossiciosen Besprechungen über die Zukunft der Ersatzreserve ihren Ursprung haben mag. Es ist in diesen Besprechungen wiederholt betont worden, die Ersatzrcserve solle behufs ge rechterer Vcrtheilnng der Lasten derMilitairpsticht gleichfallszum Dienste mir der Waffe herangezogen, die zweijährige Dienstpflicht solle auch aus die Ersatzrcserve ausgedehnt werben, weil die ihrer Zeit eingesükrte Uebungspflicht der Ersatzreserve nur ein Nothbehelf gewesen sei. Damit sollte aber nicht gesagt werden, daß Mannschaften, welche aus Grund der durch die neue Mililairvorlage erlassenen AuShebnngöbestiinmungen jetzt noch der Ersatzreserve überwiesen werden, eine zwei jährige aclive Dienstzeit abzulcisten hätten, vielmehr haben diese in dem bisherigen Sinne gar nicht mehr zu „üben", da die neue Hceresorganisation eine im bisherigen Sinne .übungspflichtige" Ersatzreserve nicht kennt. Mannschaften, welche mit körperlichen Gebrechen ge ringfügiger .Natur behaftet sind (dabin gehören gut geheilte Knochenbrüche, Schielen geringen Grades, Erweite rung der Leistenringe, Herabsetzung der Sehschärfe bis zur Hälfte der normalen, in geringem Grade vorhandene Aus dehnung der Adern ohne Knotenbildung, Breitsüßigkeit, unausgebildete Plattfüße u. s. w), wurden bisher der Er satzreserve überwiesen jetzt aber werden sie zu activem Dienst eingestellt. Der Ersatzreserve werden in Zukunft überwiesen: Mannschaften, die mit solchen bleibenden körperlichen Gebrechen behaftet sind, welche, obgleich sie als Schönheits fehler in die Augen fallen, im Falle dringenden Bedarfs nicht zum Dienste mit der Waffe bezw. zur Berwendung in der Militairverwaltung untauglich machen. Zu derartige» Ge brechen zählen u. Ä.: Fettleibigkeit, allgemeine Schwächlich keit, Kropf, schwache Brust, unausgebildete Brücke, Ver wachsung der Finger, Steifheit einzelner Finger, Verlust ein zelner Finger, Krampsadern re. Diese Elasse von Wehr pflichtigen kann nach dem Wortlaut des neuen MilitairgesetzeS „in einigen Specialzweigen — z. B. Verwaltungs und Krankendienst — in beschränktem Umsange" ausgebildet werden. Die Einrichtung der Ersatzreserve als solche und die Uebungspflicht im eben erwähnten Sinne bleiben also bestehe», während die bisherige Aus bildung der Ersatzreservisten fortfällt. *) Wir haben in sächsischen Blättern, u. a. im „Dresdn. Anz.", ungenaue Mittheilungen über die Ersatzreserve gelesen und machen hierauf im Interesse dieser Classe von Wehrpflichtigen ausdrücklich ausmerksam. Königreich Lachse». * Leipzig, 7. August. Aus kaufmännischen Kreisen wird uns geschrieben: Das Project der „Bert. Pol. Nachr.", eine Erhöhung des Packetportos,interessirt ganz wesentlich kaufmännische Kreise und zwar steht man einem solchen durch aus nickt so unsympathisch gegenüber, als ein Artikel der „Köln. Ztg." glauben machen will. Pie Bemerkungen der „Köln. Ztg." über die Versandtgeschäfte und die Butter- producenten werden durchaus nicht in Handelskreisen großen Beifall finden. Es ist ein offenes Gcheimniß, daß das billige Packetporto den Zwischenhandel ganz erheblich geschädigt hat, und wenn man jetzt auch von allen Seiten aus den legitimen Zwischenhandel Herumreitel, so wissen doch Geschäfts leute, die tiefer blicken, daß gerade die Umgehung des Zwischenhandels die Schleuderconcurrenz und die vielen Fallimente der kleinen Geschäfte herbeigeführt hat. Früher kaufte der Detaillist größere Posten beim Zwischenhändler und konnte sich mit diesem wegen der Zahlungsbedingungen einigen, er hatte eine Stütze am Zwischenhändler, der auch das Ziel verlängerte, wenn es sein mußte. Der Detaillist bekam auch die Waare billiger, weil der Zwischenhändler durch die größeren Aufträge verhältnißmäßig billigere Rciscspesen halte, und die Zusendung der Waare selbst war als Bahnsracht I wesentlich billiger. Der Detaillist war genöthigt, zu di«-1 poniren und sein Geschäft zu überdenken. Heute „nascht" ! der Detaillist in kleinen Orten überall, steht mit aller > Welt in Verbindung und taust in Posten von zehn Mark und noch weniger, wenn eS sein muß, „ab Fabrik". Aus diese» Posten lastet dann das Packetporto mit 50 ^s, Bestell gebühr 10 und Postanwelsungsgebükr bei Zahlung 20 ^s, das sind bei so kleinen Posten ganz erhebliche Spesen. Auch wenn die Posten größer sind, ist die Belastung angesichts der billigen Verkaufspreise eine Vcrtheuerung, die gerade bei billigen Maaren (Kurzwaarcn :c.) wesentlich mitspricht. Aber wenn man auch diese Vertbeucrung als nicht ins Ge wicht fallend bezeichnen wollte, so bleibt zu bedenken, daß das billige Packetporto tbatsächlich auch dem Staate nichts ein bringt. Die Post zaklt nur einen ganz minimalen Betrag ür 'Benutzung der Eisenbahn, und mehr als einmal ist hier über von den Staatsbabnverwaltungen geklagt worden. Diese befördern im Postwagen weit unter dem Selbstkostenpreis und außerdem entzieht die Post auch noch den Bahnen die Einnahme aus der Fracht. daS fehlt schließlich an den Einnahmen des Staates. Die Post selbst macht ihre Ueberscküsse nur auf Grund der niedrigen Besoldungen ihrer Unterbeamten. Daß nun der Handel die weit aus größte Anzahl der Postpackete stellt, braucht nickt bewiesen zu werden. Ich stehe mit diesen Aussübrungen nicht vereinzelt da, im Gegrntheil haben sich die Hand elS kämm ern, vor Allem auch die Leipzig er, oft genug über die Schädlich keit des billigen Portos für den legitimen Handel ausge- prochen, und die Tendenz dcS Detailhandels, soweit dieser eßhaft ist, als auch des EngroShandelS gebt aus dieselbe An dauung jetzt mehr als früher hinaus. Ob freilich aus der Er höhung des Portos eine wesentliche Einnahme für daS Reich durch die Post sich ergeben würde, ist aus den mitgetheilten Thatsache» sehr fraglich, denn eine Gesundung des Zwischen handels, dessen Wiederaufleben nacl: englischen Principien nur eine Frage der Zeit ist, und damit eine Abnahme des Packelverkehrs würde nur den Bahnen, nicht aber der Post zu Gute kommen. Uebrigens wird die Post im Verkehr der hauptsächlichen Städte unter sich durch die Sammelladungen der Spediteure, die billiger als die Post und vor Allem auch schwere Sendungen befördern, immer mehr verdrängt. Das Privatpublicum und die Versandtgeschäfte würben freilich durch erhöhtes Packetporto mehr belastet werden. * Leipzig, 7. August. Für die Jagdkarten aus das Jagdjahr 1893/94 ist die hellblaue Farbe gewählt worden. H Leipzig, 6. August. Mit dem WackStbum der Stadt haben auch die baupolizeilichen Arbeiten der Leipziger Tiefbauverwaltung an Umfang gewonnen. Nach den Angabe» des Verwaltungsberichts über das Jahr 1891 wurden für Errichtung von Gebäuden und Einfriedigungen von Grund stücken die Angaben der Straßenfluchtlinien und Trotloir- höken in 259 Fällen gemacht. Ferner wurden 364 Con- cessioncn zum Trottoirlegen ertheilt und hierzu 65 Zeichnungen für Ecken re. gefertigt. Endlich wurden in der Berichtszeit vom Tiefbauamt zusammen 774 Privatschleußen in einer Gesammtlänge von 6414,35 m ausgeführt. 8 Leipzig, 7. August. Am Sonnabend, den 12. August, fährt der letzte diesjährige Sonderzug von Leipzig »ach Hamburg, zu welchem 30 tägige Rückfahrkarten nach Hamburg, Altona, Kiel, Kopenhagen, Cuxhaven, Helgoland, Wyk a. Föhr, Westerland a. Sylt undNorverney zu beson ders ermäßigten Preisen ausgegeben werden. Die Abfahrt erfolgt von Leipzig, Magdeburger Bahnhof, 11,45 Vormittags. —o. Als letzten Donnerstag der Festzug der Fischer- Innung durch die Straßen der Stadt auf dem Ran- stäbter Steinwege, Ecke der Färberstraßc, angelangt war, geschah aus demselben lebhaftes Grüßen, verbunden mit Fahnensalut, das sich Niemand erklären konnte. Es galt dasselbe dem Fischermeister Herrn Ernst August Böse sen., wohnhaft Ranstädter Steinweg Nr. 36, der, seit langen Monaten schwer erkrankt, sich hatte ans Fenster bringen lassen, um den Fest zug, an dem er länger als fünzig Jahre und noch im vorigen Jakre Theil genommen, vorüberziehen zu sehen. Der Ehren gruß aus dem Festzuge galt dem kranken Meister, der ihn, tief ergriffen, dankbaren und freudigen Herzens entgegen- genommen hat. H Leipzig, 7. August. Ein vom Amtsgericht Oldenburg wegen Unterschlagung steckbrieflich verfolgter Tapezierer aus Hamburg wurde gestern Vormittag in hiesiger Stadt polizeilich ermittelt und festgenommen. —* Ein in einer Maschinenfabrik in Plagwiy beschäftigter 23jäbriger Former wurde am Sonnabend Vormittag von einem etwa 10 Eentner schweren Formerkastcn, an dem beim Hochziehen ein Haken abgebrochen war, an eine» anderen Formerkasten gedrückt, wobei er eine große Fleischwunde am rechten Unterarm davontrug. Der Verletzte wurde nach dem Krankenhause geschasst. Es ist nicht ausgeschlossen, daß er auch innere Verletzungen davongetragen hat. Am Sonnabend Nachmittag siel daS N/1 Jabr alte Söhnchen eines Schuhmachers in Gohlis in eine ziemlich leere, mangelhaft zugedccktc Düngergrube, ohne sich zum Glücke zu verletzen. —* Vorgestern Abend gerieth in einer Maschinenfabrik in Reudnitz ein im Hosraume lagernder Kohlenhausen aus »och unermittelte Weise in Brand. Der Wächter vermochte chnell jede weitere Gefahr zu beseitigen. — Aus dem Bureau des „Stadttheaters": Im Neuen Theater setzt heute Friedrich Mittrrivurzer sein Äasljpiet in einer Reitze von Einactecn sort. 8 Krqstall-Palast. Heute Montag findet in der neuen Eoncerthalle ein einmaliges Extra-Cvncert von der Capelle des königl. jächs. 3. Jager-Baraillons aus Wurzen unter Leitung des Capellmeislers Hern» A. Herz statt. * Gohlis, 6. August. Eine Reibe von socialen Vor trägen bietet die Ortsgruppe Leipzig-Gohlis-Eutritzsck des Evangelischen Arbeiter-Vereins gegenwärtig ihren Mitgliedern. Nachdem in der vorletzten Sitzung Herr Diakonus Richter den dritten dieser Vorträge über das Tbcma „Marx und die Internationale" gehalten balle, sprach in der jüngsten Sitzung Herr Diakonus Schreiber über den „Sieg der Marxistischen Rich tung in der deutschen Socialdemokrati e." Nach einer kurzen Biographie Liebknechts und Bebel'S gab zunächst der Herr Redner einen interessanten Ueber- blick über die Geschichte des durch Lassalle 1863 gegründeten, von Schweitzer weitergefübrten Allgemeinen deutschen Arbeiter- Vereins. Sodann wurde die Geschichte des Verbandes deutscher Arbeiter-Vereine vom Redner erörtert. An die Spitze dieses zu Franksurt im Jahre 1863 gegründeten Ver eins trat im Jahre 1867 Bebel, der von Liebknecht aus einem fortschrittli che »Demokraten zu einem com munisti scheu Socialdemokraten gemacht worden war. Der Kampf beider Richtungen, die sich zu Eisenach 1569 als die „Ehrlichen" (Bebel und Liebknecht-Marxisten) und „Regierungs- soci alisten" schieden, führte zwar zunächst zu einer Aechtnng Bebel'S und Liebknecht'S von Seiten Sckwcitzer'S, endete aber schließlich doch mit dem Siege der Marxisten. DaS zeigt die Geschichte der Programme. Das Programm von Gotba (1875) und noch mehr Erfurt (1891) ist der sprechende Beweis da für. Eine Debatte über das Gehörte in der gut besuchten Versammlung beschloß den anregenden Abend. t. ffrinimitschau, 5. August. In der Angelegenheit, be treffend die Errichtung eines zweiten Directorats an der hiesigen Einfachen Bürgerschule, ist jetzt die Entscheidung des königl. Ministeriums des EultuS und des öffentlichen Unterrichts eingegangen und ist dieselbe zu Gunsten des Ratbsbeschlusseö ausgefallen. In der Ministerialvervrd- nung erklärt sich daS Ministerium bereit, wenn sich infolge der Schaffung einer zweiten Directorstelle daS Bedürsniß nach einer fortlaufende» Staatsbeihilse zur Unterhaltung des kiesigen Schulwesens Herausstellen sollte, ein etwaiges Unter stützungsgesuch seiner Zeit in wohlwollende Erwägung zu ziehen. Mit Rücksicht auf die finanzielle Lage der Stadt hatte daü Stadtverordnetencollegium hauptsächlich die Position abgclebnt. Nach Kenntnißgabe dieser Ministerialverordnung an daS Stadtverordneten-Eollegium soll alSbald die neue Directorstelle zur Ausschreibung gelangen. Vlfterbrrg, 5. August. Der König hat der Frau Wilhelmine verw. von Schliebcn in Elsterberg in An erkennung ihrer langjährigen Thätigkcit im Frauenvereiue die Earola-Medaille in Silber verliehen, welche durch den Bezirksvorstand der voigtländischen Frauenvereine, Herrn AmtShauptmann v. Potenz aus Plauen, im Beisein des Eurators und Vorstandes des Frauenvereins zu Elsterberg am Geburtstage der Königin feierlichst überreicht wurde. Glashüttr, 5. August. Heute Vormittag überreichte Herr Bczirksaffessor vr. v. Kiescwetter auS Dippoldiswalde in Anwesenheit des StadtgemcinderathS, sowie des Feuerwehr- corpS dem Führer des letzteren, Herrn Hauptmann Göhlert, das vom König gestiftete Ehrenzeichen für 25jährige treue Dienste im Feuerlöschwesen. Der Decorirte gehört dem Corps seit der Gründung an und hat sich große Verdienste um dasselbe erworben. Rrtzschkan, 5. August. Der am Sonntag vor acht Tagen beim Auszug der Schützen nach dem Festplatz durch einen unglücklichen Schuß auS einem Revolver am Knie schwer verletzte Knabe befindet sich noch immer im KreiSkrankcn- tift zu Zwickau in ärztlicher Behandlung. DaS Befinden :eS beklagenSwerthen Jungen ist bedauerlicherweise nicht be friedigend, da die Kugel immernoch nicht hat entfernt werden können und starke Eiterung eingetreten ist. Licbstatzt, 5. August. Ein Gutsbesitzer in nächster Nähe unserer Stadt bemerkte neulich mit Schrecken, daß seine Kühe erkrankten und die Milch derselben in der Ecntrisuge keinen Rahm gab. Die Centrifuge wurde gründlich gereinigt und Verschiedene- probirt — es half nichts. Endlich kam man auf den Gedanken, daß der Hafer, den man seit einigen Tagen fütterte und der von Zwergcikaden befallen ge wesen war, daran Schuld sein könnte. Man wechselte die Fütterung, und alsbald ward das Vieh gesund, und die Milch gab wieder Rahm. Dresden, 5. August. Wie im Vorjahre, dürfte die Königin auch in diefem Jahre wieder für einige Zeit in Schloß Moritzburg Aufenthalt nehmen. Die FrauPrin- zessin Friedrich August begicbt sick, wie bereits kurz gemeldet, mit ihrem Söhnchen, dem Prinzen Georg, am l3. d. M. nach Lindau am Bodensee, um die Zeit, in welcher ihr hoher Gemahl, Prinz Friedrich August, im Manöver weilt, in der reizend gelegenen Villa ToScana zu verbringen. Nach Schluß der militairischen Hebungen wird auch Prinz Friedrich August aus einige Tage nach Lindau reisen und mit seiner Gemahlin und dem Prinzen Georg dem Jüngeren gemeinsam zurllckkehren. Seit vorgestern weilen die Eltern der Frau Prinzessin, der Großherzog und die Großherzogin von ToScana, ferner die Großherzogin- Mutter Antonie von ToScana, die großherzoglichen Prinzen und Prinzessinnen mit großem Gefolge in der genannten Besitzung am Bodens«. Außer der Prinzessin Friedrich August werden zum Besuch in dieser Zeit noch die Schwestern des Großherzogs, Gräfin Trapani und Fürstin Isen- burg-Birstcin, dort erwartet. — Der Kronprinz von Däne traf beute Vormittag, von Hamburg kommend, hier ein und stieg unter dem Namen eines Grafen von Kromborg mit Gefolge und Dienerschaft im Hotel Bellevue ab. Der Kronprinz begiebt sich von Dresden nach Schloß Hohenburg in Bayern zum Besuche deS Großherzogs von Luxemburg. — Unter zahl reicher Betheiligung fand heute Vormittag 10 Uhr auf dem Friedhöfe zu Leubn itz die Beerdigung eines hochgeachteten Dresdner Bürgers, des Fabrikbesitzers Herrn Johann Gotlirb August Schöne aus Reick, statt. Die Trauerrede hielt Herr Pfarrer Gamper von der evangelisch-resormirten Kirche in Dresden. Hierauf sprach der Vertreter der Militairvereine, Herr Tischlermeister Wolframm-DreSden am Grabe. Die Sectio» Leubnitz Neuostra des Militairvereins „Wetlin" feuerte drei Ehrensalven ab. Der vorzüglich geschulte Knabenchor der Leubnitzer Kirche unter Leitung des Herrn Cantor Trepte sang in der Kirche und am Grabe. Von Corporationen waren vertreten die Vereinigung der Kampfgenossen von 1870/71, der Militairverein Artillerie, Pioniere und Train, die Loge zu den drei Schwertern und Asträa zur grünenden Raute, der Sächsische Radsahrerbund und der Radsahrer verein-Germania, Dresden. Jur Frage -er Lanalisation Leipzigs. Leipzig. 6. August. ES ist gewiß rühmend anzu- rrkennen, daß in der gestrigen Ausgabe deS „Leipziger Tage blattes" Herr Ur. Die ck-Zöschen sich nickt bloS als Verfasser deS Berichtes über die Nacktheit« der Canalisation unserer Stadt für die flußabwärts gelegenen Auenbcwohncr bezeichnet, sondern auch diese Angelegenheit in eingehender Weise be sprochen bat. Den Mitbürgern deS Stadttheiles L.-Gohlis sind die Verhältnisse etwas bekannter, weil näher liegend, als denen von Alt-Leipzig und den übrigen angeschlofsencn Bor orlen; deshalb ist jedenfalls eine öffentliche Besprechung der derzeitigen Mißstände ganz erwünscht und dem Verfasser des Artikels in Nr. 385 dieses Blattes, wie Herrn vr. Dieck Dank zu zollen, weil die Bürgerschaft hierdurch vorbereitet wird aus die große Ausgabe, die der Stadt in Folge der Schwierigkeit der Abführung ihrer Canalisationswässer be- vorsteht. Die Redaction wird mir bestätigen, daß ich nicht Ver fasser des berührten Artikels über die Klärung unserer Feuilleton. Pariser Modebrief. Von MaskL. NatbdruL verboten. Warum muß ich, beim Beginn dieses ModebriefeS, an Maupassant denken, den vor wenig Tagen zum zweiten Mal Begrabenen? War er es ja, der in biotro t)oeur daS Wesen der modernen Frau in ihrem Sein und Erscheinen so vor trefflich fixirt, daß wir zu allen Zeiten nur dieses Buch auf zuschlagen brauchen, um ein vollständiges Mode- und Sittenbild unserer Zeitgenossinnen zu haben, nach innen und außen. Folgen wir der Heldin in ihr überreiches Toilettcnzimmer, in den Salon, da sic mit raffinirter Eleganz, die Orchideen an der Brust, ihre Gäste empfängt, in den Park von Fontaine bleau, in dem sie ihrem Geliebten kühl erklärt, wie wenig sie und jede moderne Frau fähig sei, „exclusiv" zu lieben, wie gerade daS, was ihren Reiz bilde, jene Rassinirtheit und Eleganz, auch daS sei, was die Liebessähigkeit des Weibes aufgesogen — überall haben wir sie ganz vor uns, wie sie in den Salons meist dahinlebt, reizend anzuschauen, verlockend und verwirrend, und doch nur Eins anbetend: sich selbst, nur Eins wollend: was modern ist . . . Und aus meinem Fenster den Blick hinaus, über die ge schloffenen Läden der Hotels schweifen lassend, fällt mir noch eine Novelle Maupaffant's ein: „Die todte Stadt". Wie eine Hallucinalion ist mir diese Novelle, mich verfolgend beim Beginn jeder morte snison. Liegen die stillen Straßen auch im Hellen Sonnenschein da, so scheint eS mir doch, als sähe ich sie mit dem todten Dichter finster und auSgestorben vor mir, als schritte ich an dicht verschlossenen, augcnloscn Häusern vorhei, als läutete ich mit ibm an denselben, ohne einen Ton zu vernehmen, und als glitte ich immer weiter bis an den Fluß, in dem sie Alle den Tod gefunden, die hier lärmend gelebt Keine Stadt der Welt, glaube ich, verändert in wenig Wochen ihr Aussehen so sehr, wie Paris. Die Franzosen, die überhaupt das „Sich-Abschließen" mit Mauern, Vor hängen, großen Thorbogen und Läden so sehr lieben und glauben, nur dann ganz „cder soi" zu sein, excellircn darin im Sommer, wenn sie fortzichen oder vorgeben, fortgczogen zu sein. In der Umgegend von Paris schaut Niemand über die hohe Mauer seines Gartens, in der Stadt Niemand durch ein offenes Fenster. Fest verschlossen ist die Losung! Paris wird die todte Stadt Maupaffant's, und die moderne Frau unseres großen, armen Dichters müssen wir suchen da, wo Mode, Sommer und Sitte sie hingelockt, am Meer, aus Reisen, in Lleeping-cars. Hier kann sie wieder ganz sie selbst sein, aufgebauscht in Volant« und Spitzen oder emancipirter in Smoking und ge- tärkeltcm Vorhemdchen. Um gleich mit der größten Neuigkeit I hervorzuguckcn: der größte edie für Reise- und Promenaden ! toilette ist der belle, mastiksarbene, weiße oder aschgraue Tuch-! rock und der schwarze, ganz nach englischem Herrenmuster ge- chnittcne, mit seidenen oder sammetnen Aufschlägen garnirte chwarze Cheviotte-Smoking. Dazu: lange Eravattc oder auch jene lange Halsbinde 1830, die sich unsere Großväter sorgfältig zwei Mal um den Hals geschlungen und unsere Gommeux abermals anS Tageslicht gezogen; gesaltcnes Vor hemdchen oder, will man weiblicher erscheinen, Blouse auS Sürah und Musseline, flaches Hütchen eanotier, mastiksarbene Derby-Handschuhe und — fertig ist das Bild! Auf der Ebicagoer Weltausstellung sieht man nur das und Viele behaupten, nur die emancipirt geborenen Misses verständen jenes Costüm zu tragen. Doch nicht. Jung und hübsch sein ist das PS886 partout dafür. Damit macht man in der Mode überhaupt Alles, und selbst Goethe hätte sein „erlaubt ist, was sich ziemt" in „erlaubt ist, was kleidet" umgethan, wenn er neulich auf dem granck prix jenes reizende Frauen- zimmerchen gesehen, daS trotz und mit Smoking kühlen Auges aus der reichen Victoria über die Menge geschaut. Doch fassen wir, bevor wir weiter gehen, die Grundzüge der augenblicklich herrschenden Mode zusammen, entwerfen wir die Umrisse der weiblichen Silhouette, so sehen wir, daß sie, um Taille und Hüften sehr schmal, sich nach unten und um die Schultern viel breiter entfaltet, als vor einem Jabr, ja, als vor wenig Monaten noch. Die kurzen Kleider über straffem Roßhaarrock sind ganz regcnsckirmartig geschnitten, umsaffen am unteren Rande 4 bis 5 Meter und sind mit Volants, Einsätzen und Band oder, bei Promenaden- und Reisecostümen, mit Steppsticken besetzt. Lehne man sich jedoch ganz und gar gegen die reisenartig abgezirkelten Besätze aus! Nichts verkürzt die Gestalt und vergrößert den Umsang so sehr, als diese geschmacklose Art. ES ist immer hübscher, den Rock nur einmalig oder in geringen Entfernungen zu besetzen, eS sei denn, daß man auf schmalem Untersutter einen zwei- oder dreitheiligen Rock fertigt, ooer auch VolantS bis oben an setzt. Dann achte man jedoch darauf, daß die VolantS nickt zu kraus seien und graziös fallen. Die Aermel lassen die Schultern jetzt freier und bedecken, umbauschen mehr den Ober arm, um dann sehr schmal und lang daS Gelenk zu umfassen. Die Kunst liegt darin, ihn aus schmalem Untersutter graziös zu drapiren. Die kurzen Taillen werden über andersfarbigem Obertheilcken häufig mit Berten, fichuartiaem Kragen, VolantS und BretelleS garnirt. Auch daS Fichu Marie Antoinette ist wieder erschienen, die seitwärts geschlungene Schärpe aus Spitzen, Tüll, Muffeline und weicher Seide. In Farben hat sich die Mode verändert. Man trägt sie sehr leuchtend als Cardinal-Viole», Saphir-Blau, Roth, Gelb, sehr bell in Rosa, Mauve und Weiß, auch für ältere Damen. Für einen Aufcnt- i halt am Meer kann diese Regel jedoch nicht gelten. Hier I wählt man Marineblau, Beige. Weiß; nur Abends, im Casino, I zu Concerten. an der tndls ä'düte, zieht man die feineren, vergänglicheren Töne vor. In Geweben haben wir als be vorzugt zu verzeichnen den grobfaserigen Stoff „dure" ge nannt, Serge und Diagonale, dann auch den fehl beliebten Crepon, Foulard, Nanfuk, Musseline und Batist. Wenden wir uns jetzt eingehender dem Costüm zu, daS wir gern in unseren Neisekoffcr lbun, um einen der bevor zugten Strandorte, Trouville, Biarritz, Ostende oder andere auszusuchen. Die Hauptnote ist Einfachheit, im Gegentheil zu jenen Kleidern, die wir an andere Badeorte oder auch aufs Land nehmen. Kurze Weste und Glockenrock mit Steppstichen, dazu Chemisette von beliebiger Farbe und verschiedenem Stoff — das ist die Hauptcharakterisirung. Die offene Taille oder ein fach Weste genannt, oft über breitem Gürtel nur in Dreiviertel länge der Taille getragen, oft dis zum Gürtel reichend, manchmal auch, wie der Smoking z. B, über denselben fallend, wird mit großen Knöpfen, breiten Aufschlägen und drei-, ja vierfach über einander gelegtem Kragen getragen. An heißen Tagen, auch größerer Bequemlichkeit wegen, wählt man auch sehr viel Blousen mit denselben Röcken. Um nicht zu viel Kleider und Gepäck zu haben, fertigt man z. B. drei Röcke, weiß, mastik, heige, grau oder reseda. Dazu bat man verschiedene Blousen, alle ohne Futter und Fischbein, zwei aus Baum- wollen-Crepon, eine aus Seiden-Musseline und eine aus Wollen- Crepe», endlich eine sehr elegante, auS merveilleux, Sürah ober tLÜetLs glncö. Als Garnitur Spitzen, Cbantilly- Jmitation als Borte, BretelleS, Jockey, Fichu, Einsätze, AtlaSband in Schleifen und Köpfchen, cdoux; um die Taille breites Band mit Schnalle oder zwei- bis dreimal herum- gescklungcn und vorn in langen Enden herabfallend. Blousen- und Wrstenkleider werden auch meist zu Reise- costümeS benutzt. Hier jedoch ist der Mantel fast die Haupt sache. Man hat jetzt ein Verfahren erfunden, jeden Stoff regen- und staubdicht zu machen. Die Färber übernehmen diese Jmpermcabilisation. Auf diese Weise braucht man nur einen langen, leichten Neisemantel, den man am liebsten in der Redingotrsorm hält. Ist der Stoff dichter, so schneidet man ihn prinzeßartig, reckt breit nach unten, und versieht ihn mit zwei Reihen Knöpfen und einem faltigen Kragen nebst Capüschon; wählt man Seide, Silesienne, glacirten mvrveilleux, so seht man den Stoff faltig an ein Thrilcben und trägt einen Gürtel dazu. Die Aermel sind immer sehr breit, als Garnitur nur faltige Kragen. In Reise- und Strandcostllmen, in Mänteln und Jacken tbun sich in Paris besonders die englischen Schneider der Rue Auber, Scotland z. B. und Redsern in der Rue de Rivoli unter den Arkaden, hervor. Hier sieht man die wie „an gegossenen" Westen und Smokings, die Reise-UlsterS auS schottischen Wollenstoffen mit abzunebmendem Kragen und Capüschon, die tadellos und symmetrisch Rinnen oder gociets schlagenden Röcke. Doch — Redfern ist nickt für alle Taschen — 500 Frc». zahlt man nicht gern für ein Reisecostüm. Eine wichtige Frage ist die der Hüte. Für einen Strand- aufeothalt wählt man zu einfacheren Toiletten den nach vorn länglich geformten Matrosenbut, der unabänderlich und sehr- graziös mit Flügeln oder Bandköpfen garnirt wird. Zu elegantere» Costümen wählt man den ebenfalls flachen, doch breitrandigen Strobhut, der rund ä In Charlotte Corday mit sehr leichter, weißer oder schwarzer Spitze besetzt wird. Vorn kürzer, hinter länger, über den Chignon fallend, ist diese Spitze von sehr hübscher Wirkung und sehr kleidsam. Ein Feberpufs oder eine breite, keck in die Luft ragende Schleife vervollständigt den Schmuck; der Rand wird hin und wieder gebogen. Die große Capeline aus italienischem Stroh wird gleichfalls getragen, doch darf der Rand hier auch nicht nach unten fallen. Auf dem Lande und im Garten braucht man die Capeline Greenway aus Batist, Mousseline oder Spitze, als Rcisehut ist die kleine Toque, niit einem Schleier oder Flügel versehen, die bequemste Form, im Waggon benutzt man die Jockey-Mütze. Noch rin Wort von einer sehr bequemen und hübschen Art Kleider, die das jetzt sehr verbreitete, von Madame de BroutelleS geleitete Modeblatt „la mocle prstiquo" ins Leben gerufen. Diese Kleiber sind Haus- oder Morgenkleider und rodes dadillöes zugleich. Sehr bequem ans Meer, ausS Land zu nehmen, in eleganten Curortcn und in der Stadl zu tragen, sind sie auch nicht theuer und leicht zu bewerkstelligen. Der Anfang dazu ist jedoch vor allen Dingen ein gutsitzendes, mit Fischbeinen versehenes, seidenes prinzeßartiges Unterkleid, dessen Halsausschnitt und Unterärmel mit Spitzen, Broderien oder Fältchen üherzogen sind. Dazu fertigt man aus leichtem, schmieg samem Stoff drei oder vier ganz gerade und glatt geschnittene Oberkleider, die, ganz ohne Schluß und Futter, einfach über den Kopf gezogen werben. Am Halse sind diese Blvusenkleider, um daS Spiyentheilchen dcS Uinerkleides sehen zu lassen, ent weder ganz, oder viereckig oder auch herzförmig ausgeschnitten und mit Berten, Spitzen, Volants, Fichus und Bretelles garnirt. Der Rockrand bat Falten, Spitzen, Bandstrcifen, kleine VolantS, oder auch Berten. Dazu braucht man, will man daS Kleid nicht ganz glatt als Blouse herabsallen lasten, einen sehr gut, meist breit, auf Fischbein gefertigten Gürtel aus Band, AtlaS oder Sammet, der das Kleid eng zusammenhält. Ein Beispiel wird genügen: Unterkleid aus maisfarbiger Seide, dcniton cl'oi-. Obertbcilchen und Unterärmel aus Guipure dis. Dazu: erstes Oberkleib aus Linon cremv mit Blumenmuster; weiter Halsausschnitt mit einfarbigem Linon besetzt; Gürtel aus Linon, zwei kleine Volants am Rock. Zweites Oderkleid au» Crepon mauve, herzförmig ausgeschnitten, auf den Schultern gezogen und mit Bandschleifen zusammengehalten; berab- bängender Gürtel aus Band. Drittes Oberkleid aus griechischem Tüll dis; viereckiger Ausschnitt mit SammetbrcteUeS, Gürtel und Bandknöpscken aus schwarzem Sammetbande. Also nochmals: der Schnitt dazu ist ganz einfach, sackförmig, gerade, an der Taillenstelle etwas auSgeholt, ohne Knöpfe, Haken oder Bänder. In fünf Minuten ist man angezogen und auf Reisen, in Badeorten ist da- von großem Nutzen.
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