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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.03.1897
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1897-03-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18970306026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1897030602
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1897030602
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1897
- Monat1897-03
- Tag1897-03-06
- Monat1897-03
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Größere Schriften laut unserem Preis» verzeichniß. Tabellarischer und Ziffernsatz nach höherem Tarif. (rxtra-Prilagrn (gesalzt), nur mit dn Morgen»Ausgabe, ohne Poslbesörderum 60.—, mit Posibesörderung 70.—. Äunalnneschluk für Anzeigen: Abend-Ausgabe: Vormittag- 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittags 4 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stunde früher. Anzeigen sind stets an die (Expedition zu richten. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. 118. Sonnabend den 6. März 1897 9l. Jahrgang. Die Denkschrift über den Schiffsbestand der kaiserlichen Marine nach dem Flottengründungsplane von 1878 und seine Erhaltung, die der Staatssecretair des Neichsmarineamts in der gestrigen Sitzung der Budgetcommission des Reichstags vertheilt hat, bringt in besonderen Tabellen eine genaue und klare Uebersicht über alle dir Aenderungen und Erweiterungen, die seitdem vorgenommen worden sind. Die Erweiterungen waren der Bau einer größeren Zahl von Torpedobooten und der Bau der Panzerschiffe IV. Classe, sowie der einiger Kreuzer, Avisos und Specialschiffe. Dagegen sind aus der Flottenliste verschwunden die Monitors, an deren Stelle zum Theil die Panzerkanonenboote getreten sind, die schwimmenden Batterien, die kleinen Kanonenboote und die Segelbriggs. Die auS diesen Aenderungen hervorgehende rechnungsmäßige Zu sammensetzung der Flotte rrgiebt, daß der wirkliche Schifssbestand mit den brauchbaren Schiffen erheblich hinter dem Plan von 1873 znrückblribt. Die Ersatzbauten haben also nicht Schritt gehalten mit dem Absterben der Schiffe. Sie sind derart zurückgeblieben, daß trotz deS schnelleren Vorgehens in den Etatsjahren 1895 96 und 1896/97 noch eine ganze Reihe von Jahren vergehen muß, ehe ein Bestand von brauchbaren Schiffen in der Höhe des Flottengrün» dungSpIanes vorhanden sein wird. Ter volle Schiffsbestand in Höhe des Flottengründungsplanes und seiner bisherigen Aenderungen ist aber das Minimum dessen, was erforderlich ist, um die schon im Jahre 1873 der Marine gestellten Aufgaben zu erfüllen; denn die äußeren Verhältnisse haben sich inzwischen nur zu unseren Ungnnsten ver ändert. Deutschland besitzt jetzt nur 9 fertige Panzerschiffe excl. Küsten- Panzerschiffe. Die fünf alten Einschraubenschiffe „Friedrich der Große", „Preußen", „König Wilhelm", „Kaiser" und „Deutschland" sind aus der Liste der Panzerschiffe gestrichen, weil sie für die Verwendung in der Schlachtlinte wegen ihrer veralteten Bauart und geringen Offensiv- und Defensivstürke unbrauchbar sind. Die drei letzt» genannten Schiffe sind in die Liste der Kreuzer I. Classe über» geführt und können bis zu ihrem gänzlichen Anfbrauch, d. h. viel» leicht noch vier bis fünf Jahre, im auswärtigen Dienst verwendet werden. Bei den Panzerkreuzern und geschützten Kreuzern, deren Ersatz bauten am meisten zurückgeblieben sind, ist auch das Mißverhältniß den fremden Marinen gegenüber am größten. Dies fällt umsomehr ins Gewicht, als ungeschützte Kreuzer heute für kriegerische Ver» Wendung gar nicht mehr in Frage kommen können, die 5 ungeschützten Kreuzer der Olga- und Arcona-Classe also auch nicht mehr für den politischen Dienst im Frieden brauchbar sind. Von den vorhandenen 4 geschützten Kreuzern sind 3 im Auslande und einer, „Gefion", ist in den heimischen Gewässern. Unzureichende militairische Vertretung in außereuropäischen Gewässern ist schon im Frieden bei jeder Gelegenheit auch für außerhalb der Marine stehende Personen erkennbar. Wie sehr aber die heimische Kriegsflotte unter dem Mangel an leistungsfähigen Kreuzern zu leiden hat, ist weniger bekannt, weil die Ergebnisse der jährlichen Manöver nicht veröffentlicht werden. Diese Ergebnisse können jedoch bei uns ans dem Gebiete des Aufklärungsdienstcs und Vorposten dienstes, welche beide von den Kreuzern zu versehen sind, natur gemäß nur sehr gering, man kann sagen lediglich negativ sein, so lange wir wie bisher bei den Manövern die alten wenig leistungS- sähigen Schulschiffe und andere Schiffe für die fehlenden Krcnzrr einslellen müssen. Von den fremden Manövern wissen wir dagegen, Laß Len Panzerschiff-Geschwadern in England auf jedes Panzerschiff wenigstens 2, in Frankreich 1—2, in Italien ebenfalls 1—2 Kreuzer mitgegeben werden. In Anbetracht der engen Verhältnisse in Ost« und Nordsee wird es bei uns voraussichtticü genüge» und daher anzustreben sein, daß für jedes Panzerjchiff der Schlachtslotte 1 Kreuzer oder Aviso vorhanden ist. Diese Zahl ließe sich aus dem ausgesüllten Bestände des Floltengründungsplanes neben dem auswärtigen Dienste stellen, aber es ist dazu vor Allem nothwendlg, daß die Zahlen deS Flottcn- qründungsplanes oufgesüllt werden. Mit dem Kreuzer IV. Classe 0 ist der erste Schritt gemacht, diese Schiffe derart zu bauen, daß sie in derselben Weise wie die Avisos ebenfalls für den Aufkläruiigsdienst bei der Flotte geeignet sind. Die übrigen noch vorhandenen Kreuzer IV. Classe besitzen, weil ungeschützt, geringeren militairische» Werth, als der Kreuzer 0 haben wird, sind aber bis zu ihrem Ausbrauch noch gut verwendbar im Austandsdienst. In der Denkschrift zum Etat 1889 W war gesagt, daß die vor handenen vier Kanonenboote später ebenfalls durch Kreuzer IV. Classe ersetzt werden sollten. Diese Absicht ausrecht zu erhalten, er scheint jedoch nicht rathsam. Einmal sind größere Schiffe uicht überall erforderlich, und andererseits ist es auf manchen Stationen, wie z. B. in China und im Kamernngebiet, erwünscht, über Schiffe von geringem Tiefgang zu verfügen. Aus diesen Gründen ist in Aussicht genommen, die Ersatzschiffe für Iltis, Hyäne, Wolf und Habicht auch weiter als Kanonenboote zu bauen. Zwei derselben sind für 1897/98 gefordert. In eingehender Weise beschäftigt sich die Denkschrift sodann mit dem Bestände der fremden Marinen und weist nach, wie überall das Bestreben nach Verstärkung obwalte und Negierung und Volks vertreter in dieser Hinsicht einträchtig Zusammenwirken. Angesichts dieser Verhältnisse im Auslande sei es dringend er forderlich, in beschleunigtem Tempo vorzugehen, um die großen Lücken wieder zu schließen, welche durch daS Zurückbleiben der Ersatzbauten entstanden sind. Der Flottengründungsplan nahm für eiserne Schiffe — hölzerne Schiffe sind jetzt außer Frage — eine Lebensdauer von 30 Jahren an. Für das Etatsjahr 1887/88 ergab sich aus diesem Alter und dem damaligen Werth der Flotte von 200 Millionen Mark eine Summe von 200 000000 30 — 6"/, Millionen für Ersatzbauten. Mit dieser Summe war der Denkschrift zum Etat 1887/88 zufolge nicht auszukommen; denn es hatte sich hcrausgestellt, daß die militairische Invalidität der Schiffe früher eintrat, als mit einem Alter von 30 Jahren. Außerdem waren die Kosten der einzelnen Schiffe gestiegen in Folge der Fortschritte der Technik, der daraus entstandenen Vervollkommnung der ganzen Schiffstyps, der gestiegenen Materialpreise und der höheren Arbeitstöhne. Nicht viel unter 10 Millionen Mark — 5 Proc., entsprechend einer Lebensdauer von 20 Jahren, wurden für die Zukunst zur Erhaltung des Bestandes als nothwendig bezeichnet. Immerhin aber wurde in der genannten Denkschrift noch ausgesprochen, daß man mit einer Summe von 8 Millionen Mark — 4 Proc. des Bestandes für Ersatzbauten und einige Neubauten in den nächsten Jahren werde wirthschaften können, jedoch „nur auf Kosten des kriegerischen Werthes der Flotte und unter verhältnißmäßigcr Mehrbelastung späterer Jahre zu Gunsten der nächsten". (Etat der kaiserlichen Marine 1887 88, Seite 118.) Die Befürchtungen dieser Klausel haben sich als durchweg zu- treffend erwiesen. Der Verlust der Flotte an kriegerischem Werth ist aber unerwartet groß geworden, weil bei dieser Berechnung noch der einfache Werth des Bestandes in Verbindung mit der Lebens dauer zu Grunde gelegt wurde, obgleich die Kosten der Eriatzbauten höher sein mußten, als der Werth der ersetzten Schiffe. Dieser Unterschied wurde schon in der Denkschrift 1887/88 constatirt, in zwischen ist er noch erheblicher geworden. Die Preise der Ersatzbauten sind nach jetzt rund 20 Jahren auf das Doppelte »nd Dreifache der Kosten der zu ersetzenden Schiffe gestiegen. Es wird also richtig sein, nicht mehr die Baukosten der ausschcidende» Schiffe zu Grunde zn legen, sondern diejenigen der neuen Typen. Diese Kosten werden dann in Verbindung mit der ersahrungs- mäßigen Altersgrenze und der vorhandenen und zu haltenden Zahl der Schiffe ergeben, wie viel jährlich zur Erbaltung des Bestandes aufgewendet werden muß. Tie materielle Invalidität tritt nicht bei allen Sckiffsclassen mit demselben Alter ein, sondern sie ist verschieden infolge der ver schiedenen Empfindlichkeit des Schiffskörpers »ach dem Typ, wobei die Torpedoboote an der Spitze stehen, und nach den Anstrengungen des Dienstes, welche in außerheimischen Gewässern für das Schiff am größten sind. Die militairische Altersgrenze aber wird noch früher erreicht, weil die Leistungen der Schiffe im Laufe der Zeit heruntergehen und in Zeiten lebhaften technischen Fortschrittes, wie die jetzige, in Folge gesteigerter Anforderungen an die Schiffsclasse. Nachstehend ist die nach unseren Erfahrungen angenommene Altersgrenze der verschiedenen Schiffsclasse» der planmäßigen Zahl von Schiffen in dieser Classe gegenübergestellt: Alter». Planmäßige Zahl grenze. der Schiffe. Panzerschiffe .... 25 Jahre 24 Schiffe 13 Panzerkanonen-Boote Kreuze: I.—HI. Classe 20 - 23 Schiffe Kreuzer IV. Classe, 11 Avisos j Avisos u. Kanonen 9 Kr. IV. El. s A H 4 Kanonenb. j E) boote 15 « Divisionsboote und vor- l 10 Divisionsboote Torpedoboote . . 12 . Händen Z 89 Torpedoboote. Hieraus ergiebt sich ohne Weiteres, daß, wenn die Flotte allein auf ihrem in der Denkschrift von 1873 niedergelegtcn Stande erhalten werden soll, jährlich rund 1 Panzerschiff, 1 Kreuzer I. bis III. Classe, 1 bis 2 Avisos, Kreuzer IV. Classe re., 1 Divisionsboot und 8 Torpedoboote und aller 2 Jahre 1 Panzerkanonenboot in Bau genommen werden müssen. Wenn die Zahl der v-Boote hierdurch allmählich auf 12, die der Hochsee-Torpedoboote aus 96 steigt, so wird das bis auf Weiteres dem Bedarf entsprechen. Schulschiffe und Versuchsschiffe rc. sind außer Rechnung gelassen, weil sie in der Regel aus älterem vorhandenen Material ersetzt werden können. Tie normale mittlere Höhe der jährlich auszuwendenden Bau summe muß bei gleichmäßigem Fortschreiten der Arbeiten gleich der Summe der Baukosten der durchschnittlich jährlich in Bau zn nehmenden Schiffe sei». Dies ergiebt nach den Anschlägen der letzten Etats 41 561 366 >6 Ter Etat sür 1896 97 wirft sür SchiffSbauten und Armirungen ans: 26 418 000 ./6, die vorhergehenden Etats noch weniger. Dieses Mißverhältniß giebt die Erklärung sür die bereits Anfangs besprochenen Lücken in dem SchiffSbestande der Flotte. Um diese Lücken auszusüllen, muß jetzt die normale Höhe der jährlich aufzuwendenden Bausumme von 45'/„ Millionen Mark für eine Reihe von Jahren über schritten werden. Hiermit ist im vorliegenden Etat für 1897 98 der Anfang gemacht, nachdem in den beiden Vorjahren durch Jn- baugabe einer größeren Anzahl Schiffe die Werften zur Verarbeitung dieser größere» Summen vorbereitet sind. Die Arbeit wird durchweg planmäßig gefördert werden können. Die Zahl der Raten ist, abgesehen von den Kanonenbooten, deren Ersatz zusülllg in diese Jahre fällt, nur um eiue, sür einen Kreuzer, über die normale Zahl erhöht. Auch für die nachstkommenden Jahre würde die Zahl der ersten Raten nicht höher in Aussicht zu nehmen sein. Dieses Bautempo hl aber auch das langsamste aller überhaupt möglichen, wenn die Zahl der fehlenden Schiffe vermindert werden soll. Immer nur von der Grundlage des Flottengründungsplans von 1876 ausgehend, wird es auf Liese Weise möglich sein, den plan mäßige» Bestand der Flotte und ein gesundes Verhältnis zwischen Ersatzbaulcn und Bestand in den ersten Jahre» des kommenden Jahrhunderts wieder hergestellt zu sehen. Die Zahl der gleichzeitig im Bau befindlichen Schiffe wird nicht größer sein, als sie am Ende der 70er Jahre gewesen ist. Damals waren 19—23 Schiffe (excl. Torpedoboote) zugleich im Bau; 1897 98 wr.drii 17, 1898 99 18 Schiffe (incl. Torpedo- divisionSboote, aber excl. Torpedoboote) im Ban sein. Die Zahl der ersten Raten war damals jährlich 5 — 7, worunter regelmäßig 2 Corvetten bezw. Panzercorvetten, für 1897,98 werden 7 erste Raten gefordert (incl. 1 V-Boot). Tie Höhe der Raten und der gesummten jährlichen Forderung ist jetzt naturgemäß höher als zu den Zeiten des Flottengründungs- planes infolge der gestiegenen Preise und Löhne und der erhöhten Anforderungen. Die Bauzeit der einzelnen Schiffe derselben Classe ist jedoch nicht gewachsen, trotz des größeren Deplacements und der complicirtcren Bauart. Es wird vielmehr angestrebt, die Bauzeit nach Möglichkeit herunterzudrücken. Kurze Bauzeiten machen die Schiffe früher zum Dienst fertig; die für den Bau bewilligten Summen kommen also früher zur Ausnutzung. Es werden modernere Schiffe hergestellt. Die Dienstzeit der Schisse wird verlängert. Tie Schiffe werden durch schnellen Bau billiger wegen der geringeren Ausgaben sür Aussicht und andere allgemeine Kosten, sowie, weil die Gelegenheit fehlt zu Aenderungen während des Baues, welche stets erhebliche Verlheuernngen mit sich bringen. Obgleich die Zahl der fehlenden Schiffe augenblicklich groß ist, wird möglichste Gleichmäßigkeit in der Höhe der jährlichen Forderungen angestrebt, allerdings auf Kosten einer schnellere» Beseitigung diese- NothstandeS. Fsrrillrtoir» i3i Ein Frauenherz. Roman frei nach dem Englischen bearbeitet von Emil Bernseld. Nachdruck verboten. Margaret bewegte sich ein wenig im Zimmer umher, hier und da nach einigen Gegenständen tastend, um sich zu über zeugen, baß Alle» an seinem Platz sei. Dann, da ihr Gatte nicht sprach, suchte sie ihren Weg zu ihm hin. AuS seiner Haltung errieth sie sofort, daß irgend Etwa» nicht wie sonst sei. „Was M Dir, Stepben, was giebt eS?" fragte sie besorgt, an seiner Seite niedcrknieend. „Was ich sckon seit einiger Zeit erwartet und Dir mit- getheilt hatte, Margot", sagte er klanglos. „Ich muß Dich auf einige Tage verlassen." „Mußt Du gehen, Stepben?" „Ich muß, Margot!" Ein tiefer Seufzer begleitete seine kurzen Worte. „Und weshalb? Willst Du mir nicht sagen, weSbalb, Stepben?" „Ich würde Dir das schwer klar machen können. — Du verstehst diese Dinge nicht . . ." Sie erhob sich aus ihrer knieenden Stellung neben ihm und trat einen Schritt zurück. „Sprich nicht weiter, sage nicht mehr!" unterbrach sie ihn stolz. „Du sollst mir lieber keine Antwort geben, als eine falsche." „Margot, ich wünschte, ich könnte Dir die ganze Wahr heit sagen!" „Und Du kannst es nicht?" Er schüttelte den Kopf, vergessend, daß sie die Geberde nicht sehen konnte; allein sie errieth die Antwort auS seinem Schweigen. „Wirst Du es mir nie anvertrauen können, waS Du mir jetzt verschweigen mußt?" „Nie — ich fürchte, nie!" sagte er traurig. „So will ich versuchen, zu vergessen, daß es ein Gebeimniß zwischen uns giebt", erklärte sie mutbig. „Frauen sind von Natur neugierig, wie Du weißt, Stepben, und ich habe vom ersten Augenblick unseres Herkommens an errathen und mich mit dem Gedanken beschäftigt, daß eS etwa- gäbe, von dem Du wünschtest, daß ich eS nicht wissen sollte. Gut, vertraue mir; ich werde nicht versuchen, das Geheimniß zu durch- dringcn oder zu erfahren, weshalb es mir Geheimniß bleiben soll". Er nahm ihre beiden Hände und küßte sie leidenschaftlich. „Du bist ein Engel! Ich vermag selbst oft nicht zu be greifen, wie ich die Vermessenheit haben konnte, Dich zu meinem Weibe zu begehren!" „Und ich? Was wäre aus mir geworden, wenn Du Dich nicht meiner erbarmt hättest?" fragte sie lächelnd. „Die Gattin eines Anderen, eines Würdigeren, der Deiner himmlischen Güte und Milde wertber wäre, als ich!" „Keinen Anderen hätte ich lieben können, wie Dich, kein Anderer würde mir gewesen sein, was Du mir bist — die ganze Welt meines vereinsamten Herzens, der Stern in meiner Dunkelheit — das Licht meiner Augen, durch das ich arme Blinde durch Dich wieder sah!" Sie umschlang ihn mit den Armen, legte ihren Kopf an seine Wange und küßte ihn zärtlich. „Meine Geliebte, mein theures Weib! Es ist so hart von Dir zu gehen! Wie werde ich es über mich gewinnen können?" „Wenn eS geschehen muß, so will ich tapfer sein. Ich verspreche Dir, daß ich nicht kleinlich darüber klagen will, von Dir getrennt zn sein, und wenn Du weißt, daß ich nicht bang und bekümmert bin, wirst Du eS gleichfalls leichter nehmen." Wie sie so vor ihm stand, die schlanke Gestalt fest und hoch aufgerichtet, die Hände eng in einander gepreßt und den Ausdruck rührender, weiblicher Ergebung auf dem lieblichen Gesicht, erschien sie Stephen mehr als eine Heilige, denn als ein sterbliches Wesen. Er fühlte in diesem Augenblick über zeugender als je, daß, nachdem sie einmal den entscheidenden Schritt gethan, sie nie zurückweichen werde — daß, mochte kommen was da wollte, sie nie weder bereuen könnte, daß sie die Seine geworden, noch je von ihm lasten würde. Ach, und nur er selbst wußte, wie sehr er gerade jetzt eines solchen Trostes bedurfte — dieses einzigen, höchsten Trostes, den es in seiner Lage sür ihn geben konnte! Seine Abreise erfolgte »och a» demselben Tage. Er em pfand den Schmerz seines Fortgehens sogar noch tiefer als sie selbst und vermochte sich kaum von ihr loszureißen, um die nölbigen Anordnungen für die Dauer seiner Abwesenbeit zu treffen. Es schien ihm, als ob er, einmal von ihr gegangen, sie auf immer verloren habe, und als der Moment deS Abschiedes da war, erwies er sich in einer Erregung, die bei einem Manne von seinem gebaltenen Wesen und seiner sonstigen rubigen Festigkeit säst beängstigend erscheinen mußte. Zwei bis drei Mal kehrte er vom Wagen zurück, um sie noch mals in seine Arme zu schließen, um noch weitere Fingerzeige sür ibr Wohl und ihren Comfort an Pansy oder an die Dienerschaft zu geben, und Margaret fühlte aufs Neue ibre Beunruhigung wachsen, indem sie sein erregtes Wesen wahrnahm und ans dem Umstande, wie schwer dieses Fortgeben wurde, auf den Ernst und die Wichtigkeit des Molivcs schließen mußte, das ihn trotz all seines Widerstrebend zu der Abreise zwingen konnte. Sein Gebeimniß mußte in der Tbat eine noch ungleich größere Macht über ihn besitzen, als sie vermulhet halte, sagte sie sich bang; und wer waren seine Vertranten; welche zu fürchtenden Folgen konnte es haben? Sie fühlte sich versucht, nach dem ParkwächterbäuSchcu binanszupilger», um sich zu überzeugen, ob Grimes dort sei, oder ob er viel leicht ebenfalls gegangen. Allein sie erinnerte sich der Zu sage, die sie ibrem Gatten gemacht, nichts zu versuchen, um sein Geheimniß zu ergründen, und verzichtete auf ihr Vor haben. Indeß überraschte eS sie durchaus nicht, als Pansy, bald daraus von einem Spazierritt heimkehrend, ihr erzählte, ein anderer Thorwäckter habe ibr an Grimes Stelle, der ab- elöst zn sein schien, daS Parkgitter geöffnet. Margaret ühlte, daß sie vom ersten Augenblick an recht geurtheilt, als sie sich instinctiv gesagt, daß es zwischen ibr und dem Manne, der einen so mysteriösen Einfluß auf ihren Gatten besaß, einen Kampf gelten werde. Sie war überzeugt, daß sein Einfluß kein guter war und konnte nur hoffen, daß irgendwie eine gütige Fügung cs eines TageS in ihre Hand legen werde, ibren Gatten auS der Verstrickung zu befreien, damit er in Wirklichkeit nur und ganz ihr angehvre, kein Anderer in der Welt die Macht habe, zwischen sie zn treten. XIII. Die Tage nach Stepben Grey'S Abreise verflossen auf der Abtei langsam und ohne ein besonderes Ereigniß zu bringen. Margaret erhielt vom Endpunkt seiner Eisenbahnfahrt aus ein Telegramm von ihm, das ihr seine glückliche Ankunft am Bestimmungsort meldete, eine weitere Correspondenz fand nickt stakt. Da Briefe zwischen ihnen naturgemäß von einem Dritten hätten gelesen werden müsse» und sie sich deshalb darin doch nicht batten aussprechen können, ver abredeten sie von vornherein, auf jeden Briefwechsel zu verzichten und die Trennung war damit um so vollständiger. Niemals zuvor hatte Margaret ibre Blindheit so herb empfunden, als jetzt. Obwohl Pansy sich beinühte, es dem aufmcrksamen Grcy gleichzuthnn, besaß sie doch nicht dessen Gabe kurzer, treffender und orientirender Schilderung, noch der faßlichen, sich gleichsam von selbst ver stellenden Art und Weise, an die sich die Blinde so sehr ge wöhnt und die ihr so wobltbuend war, sie fast unmittelbar, fast wie ein ganz natürlicher Reflex der Außenwelt von dem, was um sie her geschah, in Kenntniß zu setzen. Ibr Gatte war in der Thal der Stern in dem Dunkel ihrer Blindheit, der Spiegel, in dem sie die Welt von Neuem sah, das Lickt ihrer Augen, wie sie ihn oftmals nannte! Paniy's Gesellschaft» obwohl sie sich dieser für gewöhnlich von Herzen erfreute, wurde ihr doch zuweilen störend, wenn sie sich still dem Gedanken an Stepben binzugeben wünschte, und sie ertheilte in solchen Fällen der Freundin gern Urlaub, den sie ihr scheinbar absichtslos zu geben wußte, indem sie, ohne Aufmerksamkeit zn erregen, allein hinivegwanderle, Pansy zur Unterhaltung mit Lord Artbur und Blessington zurücklaffend, die Beide nach wie vor tägliche Besucher auf der Abtei waren. Die streitsüchtige kleinere Amerikanerin, welche in ihrem seltsamen KriegSverhältniß zu dem Ersteren ebenso im Streit mit sich selbst, wie im Streit mit ihrem Anbeter lag, unterzog sich ihrer Aufgabe mit einer Vorliebe, die die lächelnde Margaret weit deutlicher nierkte, als die geärgerte Pansy glaubte, sie erkennen lassen wollte. Eines TageS, als die Amerikanerin nach dem Scheiden des Lords und seines WirtheS aus dem Garten in daS Haus zurückkebrte, Hörle sie sich von Margaret aus dem offenen Speisezimmer rufen und leistete der Aufforderung sofort Folge. Sie fand Margaret nicht allein. In ihrer Nähe saß ans einem Skubl Hannah Hemming, heftig weinend, i» ibren Schmerz so verloren, daß sie Alles um sich her zu vergessen schien und ihre srühere Herrin, trotz Allem, WaS Sie an Beredtsamkeit aufbot, außer Stande war, sie zu beruhigen. „Pansy, um Himmelswillen, weißt Du zu sagen, was daS Mävchen hat?" fragte Margaret in Verzweiflung. „Hannab, zum Wetter, sei nickt so närrisch!" commandirte die kleine Republikanerin energisch. „Was ist das für ein Benehmen! Tb»' den Mund auf und sag' uns, was Dir ist!" Der entschlossene Ton ihrer jungen Herrin brachte das Mädchen bis zu einem gewissen Grade zu sich. „Verzeihung, ach Verzeihung, Madam!" wandte sie sich an Margaret und stand rasch von ihrem Stuhl auf. „Es
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