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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.05.1898
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1898-05-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18980517012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1898051701
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1898051701
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- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Seiten doppelt vorhanden, Text schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1898
- Monat1898-05
- Tag1898-05-17
- Monat1898-05
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3786 Worten pflegte. Gedient mag noch vielen der Tchullehrerwittwe verwandten Seelen fein. Ob diese Gewinne die Einbuße an moralischen Gütern und Werthen aufwiege», daS mag dem Urtheil unbefangener, monarchisch gesinnter, drin Sport und Waidwerk er- aebener Leser überlasse» bleiben. Die Augen sämmtlicher Tau den schützen sind deshalb mit Interesse auf den Zeitpunkt gerichtet, wo S«. königliche Hoheit der gegenwärtige Groß. Herzog zur Regierung gelangt sein wird." Gewiß ist diese Auslassung, wie die Münchener „Allgem. Zig." ausfübrt, an sich so abgeschmackt, daß man sie mit einem Achselzucken abthun könnte, wenn man nicht mit ihrer tendenziösen Fructificirung rechnen müßte. In der Thal hat sich die hochrothe Presse bereits mit Behagen des dankbaren Stoffes bemächtigt und ihn nach ihrer Weise verwendet. WünschenSwerth wäre es darum, daß die ernsten mecklen burgischen Blätter konservativer und gemäßigter Richtung in entschiedener Weise zu der Sache Stellung nähmen. Sie würden damit zugleich der Meinung vorbeugen, als ob eine derartige gegen den im Reich allgemein hochgeschätzten Herzog- Regenten gerichtete Kundgebung unter den Mecklenburgern selbst irgend eine Billigung erführe. - L. Berkin, 16. Mai. (Privattelegramm.) Da der „Nat.-Ztg." zufolge nunmehr fest bestimmt ist, daß der Landtag am Mittwoch 11 Uhr Bormittags im Weißen Saale des lönigl. Schlosses durch den Kaiser geschlossen wird, so muß die Besprechung der Interpellation deö Grafen Kanitz, was die Regierung zu thun beabsichtige, um im Falle eines Krieges die Getreideversorgung Deutschlands sicher zu stellen und einer übermäßigen Berthe uerung des Ge treides vorzubeugen, in einer Sitzung dcS Abgeordneten bauses erledigt werden und eine große Anzahl von Petitionen unerledigt bleiben. * Rostock, 15. Mai. Für die bevorstehende ReichStagö- wabl will auch die mecklenburgische Rechtspartei be sondere Kandidaten ausstellen. Die Partei, die man bequem in zwei oder drei Sommerwagen unterbringen könnte, hat soeben einen langathmigen Wahlaufruf erlassen, der die be kannten Phrasen über Recht und Unrecht enthält und sich in scharfen Ausdrücken gegen die kaiserliche Machtstellung, ins besondere gegen die deutsche Militairverfassung und die Flottenvcrmehrung richtet. Daß die Partei lebhaft mit der Sccialtemokratie kokettirt, braucht wohl kaum erwähnt zu werden. (Hamb. Corr.) Aus den Lstmarkcn, 16. Mai. Als deutscher Com- promißcandidat für den Reichstagswahlkreis Gnesen-Witkowo ist vom Gnesener deutschen Wahlverein Landrath Loeler aus ersehen. — Alleiniger deutscher Candidat für Schwetz-Neuen- burg ist Rittergutsbesitzer Holz-Parlin. — Für den Wahlkreis Danzig (Land) ist Herr Döksen-Wossitz als Candidat des Bundes der Landwirthe aufgestellt worden. — Conservativer Reichstagscandidat in Danzig (Stadt) ist Landgerichtsdirector Schultz-Danzig. — Von den Socialdemolraten ist für den Stadtkreis Danzig und ferner für den Wahlkreis Elbing- Marienburg der Volksanwalt Franz Storch bei Stettin als Reichstagscandidat aufgestellt worden. — Für den Reichstags wahlkreis Schroda ist ein Deutscher, der Gutsbesitzer Eduard Deutsch-Poswiontno aufgestellt worden, von den Polen wird Rittergutsbesitzer v. Glembocki-Czerlejno candidiren. Posen, 16. Mai. (Privattelegramm.) Polnische Reichstagscan dida ten sind: für Samter Graf Kwi- lecki, für Wirsitz v. Czarlinski, für (Lösten Fürst CzartorySki, für Bromberg Leon v. Czarlinski. Im Wahlkreise Graudenz ist der Volksparteiler KulerSki zu Gunsten deö Candidaten der polnischen Hofpartei zurück getreten. * Braunschweig, 15. Mai. Im Landtage ist, wie schon kurz berichtet, die Beschwerde des früheren Reichstags abgeordneten Ku le mann wegen verweigerten Urlaubs ein stimmig zurückgewiesen worden. Sehr scharf sprach sich Justiz Minister SpieS gegen die Beschwerde aus. Bei Verweigerung des Urlaubs sei das Ministerium durchaus nicht von der Ansicht ausgegangen, in politischen Dingen müsse einem Beamten bezw. Richter der Mund zngebunden werden. Ein Richter habe aber nicht das Recht, zu verlangen, daß ihm zu poli tischen und socialen Agitationsreisen Urlaub gewährt werde, denn wohin solle das führen, wenn dieses Recht allen Beamten zugestanden würde. Einem Richter sei es nicht verwehrt, sich an der Politik zu betheiligen, nur habe er zu vermeiden, daß er in leiden schaftlicher politisch-fanatischer Art öffentlich Partei ergreife. Der Schwerpunkt der Sache sei aber der, daß ein Richter sich an seinem Dicnstorte aufzuhalten und Zeit und Kraft dem Staatsdienste zu widmen habe. Herr Kulemann scheine eine brennende Sehnsucht nach einem Sitz im Reichstage zu haben und wolle, um sich bekannt zu machen, möglichst viel in Deutschland berumreijen, damit ihm rin Mandat angetragen werde. Zu solchen Reisen und Agitationszwecken könne aber der Staat seinen Beamten nicht das Recht auf Urlaub zugestehen, denn wohin solle das führen? Zu dem komme, daß die bevorstehende Einführung des neuen Bürger lichen Gesetzbuches dem Richter so schwere Ausgaben stelle, daß ein Herumreisen desselben zu politischen und socialen Zwecken jetzt noch viel weniger angebracht sei als sonst. Schon vor Jahren, als Herr K. aus seinen Wunsch ans Landgericht versetzt wurde, sei ihm be deutet worden, daß er seine Thätigkeit zu sehr zersplittere und daß darauf bestanden werden müsse, daß er sich durchaus vorwiegend seinem am: ichen Berufe widme. Damals habe derselbe erwidert, er werde sich allmählich von allen politischen Verbindungen loslösen nnd sich ganz den Amtsgeschäften widmen. Hiermit ständen seine jetzigen Ansprüche wenig im Einklang. * Essen, 15. Mai. Von einem Wahlcompromiß deS Centrums mit den Socialdemokraten im Rheinland will der „Allgemeine Beobachter" in Essen wißen. Danach hätten die Socialdemokraten ihren Candidaten Schröder, dessen eventuelle Wahl ja so wie so ungiltig wäre, nur deshalb aufgestellt, um Stötzel (Centrum) durchzubringen. DaS er wähnte Blatt will wissen, daß wahrscheinlich Abmachungen mit der Centrumöpartei in Bochum und Dortmund erfolgt seien, wonach diese für die Hilfe der Effener Socialdemokraten deren Candidaten in jenen zwei Wahlkreisen durchhelfen soll. — Am Mittwoch wurde hier auf Veranlassung des Oberbürgermeisters Zweigert in einer zahlreich besuchten Ver sammlung über die Nothwendigkeit von Maßnahmen zur Bekämpfung der Lungenschwindsucht berathen. Es wurde beschlossen, für den Stadt- und den Landkreis ComiteS zu bilden, welche zunächst die Errichtung einer Heil stätte für nnbemittelte Lungenkranke betreiben sollen. Tie Stadt hat einen erheblichen Zuschuß bereits in Aus sicht genommen. Auf Anregung des Regierungspräsidenten von Rheinbaben (Düsseldorfs finden ähnliche Versammlungen in den nächsten Tagen in M.-Gladbach, Mülheim und Ruhr ort statt. V. Erfurt, 15. Mai. Die Besserung der wirth- schaftlicken Verhältnisse ist recht deutlich ersichtlich auö den MonatSauSweisen des st äd tischen Arbeitsam teS, das für mehrere Arbeitsbranchen von den Arbeitnehmern überhaupt kein Angebot verzeichnet, andererseits aber auch eine sehr lebhafte Nachfrage nach Arbeitskräften seitens der Arbeitgeber feststellt. Was besonders mit ins Gewicht fällt, ist die Thatsache, daß nun auch unsere maßgebenden Kreise anfangen, sich der Vermittelung des Arbeitsamtes zu bedienen. tk. tztera, 15. Mai. Nachdem der Landtag die Vor lagen über AlterSzulagen für Beamte und die Tbeilung deS zweiten thüringischen Schwurgerichts in zwei Bezirke ange nommen und Mittel für Veranstaltung von Verträgen vor richterlichen Beamten durch Mitglieder deS thüringischen OberlandeSgerichtS bewilligt hatte, erfolgte seine Vertagung. Marburg t. H., 13. Mai. Bekanntlich gehen hier zur kommenden ReichStagSwabl die Ordnungsparteien wider die Demagogie zusammen. In diesem Sinne hat, wie jetzt ver läßlich verlautet, der hier lebende General der Infanterie z. D. v. Bartenwerffer erfreulicher Weise die Candidatur für den ReichstagSwahlkreiS Marburg-Kirchhain-Frankenberg für die Conservativen, die Freiconservativen und die National liberalen angenommen. Infolge dieser Candidatur von Bartenwerffer treten die übrigen 6 Candidaturen in« Kreise völlig in den Hintergrund. v. Meiningen, 14. Mai. Der Landtag beschloß, die Petition der Arbeiter deS Herzog!. Schieferbruchs Lehesten um Erhöhung des Lohnes von 2,70 auf 3 der Staatsregierung zur Erwägung zu überweisen. Der Antrag von 8 Abgeordneten, die Regierung zu ersuchen, Erhebungen anzustellen über die Thunlicbkeit einer Nichterhebung der staatlichen Grund- und Gebäudesteuer gegen Ein führung einer Ergänzungssteuer, wurde einstimmig an genommen. Geh. StaatSrath Ziller hält den Antrag für zu ravical, und er meint, eS würde der Landwirthschast auf die Dauer dadurch nicht geholfen werde». Man solle sehr vorsichtia sein. Wenn man die Steuergesetzgebung ändern wolle, so würde zu erwägen sein, ob nicht die untere» Classen der Einkommensteuerpflichtigen bis 900 steuerfrei zu bleiben hätten, da sie hauptsächlich durch die indirekten Steuern getroffen würden. — Der Landtag wurde hierauf vertagt, nachdem der erste Vicepräsident ermächtigt worden war, dem Abg. Patzenberger, der am 24. Mai sein 80. Lebens jahr vollendet und den ersten Präsidenten, Abg. v. Stocmeier, der am 30. Juni sein 25 jähriges Abgeordnetenjubiläum be geht, die Glückwünsche des Landtags darzubringen. tll. Coburg, 15. Mai. Die nationalliberale Partei deS HerzogthumS hat den Professor am geodätischen Institut in Berlin, vr. A. Westphal, in weiten Kreisen bekannt al- stellvertretender Vorsitzender deS Deutschen Kriegerbundes, als ReickStagScandidaten aufgestellt. Der Bund der Landwirthe hat beschlossen, Prof. Westphal in einer am nächsten Donnerstag stattfindenden Versammlung zu hören und dann darüber zu entscheiden, ob er an dem nomimrten Candidaten vr. Kreubel-Halle festhalten oder für den Candi daten der nationalliberalen Partei eintreten wolle. * Straszburg i. vls„ 16. Mai. (Telegramm.) Gestern Abend hörten der Kaiser und die Kaiserin nach dem Zapfenstreich von der Rampe des Statthalterpalais noch einige Musikstücke der vereinigten Capellen der Garnison an. Zn den Straßen herrschte bis spät Abends reges Leben und Treiben. Heute Morgen 7 Uhr 30 Minuten fuhr der Kaiser in Begleitung des Statthalters Hohenlohe-Langenburg und zahlreicher Officiere nach Sewen in Ober-Elsaß zur Be sichtigung deS dortigen StauweiherS. Die Rückkehr erfolgt nach Besichtigung der Festung Mutzig wahrscheinlich um 5 Uhr Nachmittags. Die Kaiserin besichtigte in Begleitung der Fürstin Hohenlohe verschiedene Waisenanstalten. Italien. Putschversuche. * Lugano, 15. Mai. (Ausführlich.) Ein Eisenbahnzug mit 243 italienischen Arbeitern traf heute gegen 2 Uhr in Chiafso ein; 140 Schweizer Soldaten mit geladenen Ge wehren und aufgrpflanzten Bajonnetten begleiteten sie. Die Station war niilitairisch besetzt. Ein Entweichen der Italiener war absolut unmöglich. Um 2 Uhr 10 Minuten traf der Zug an der italienischen Grenze ein, wo 4000 Mann Infanterie, Bersaglierie, Alpenjäger, Cavallerie und Artillerie bereit standen. Da der Zug eine kurze Strecke die Grenze überschritten hatte, befahl ein italienischer Oberst den schweizerischen Soldaten barsch, zurückzukehren. Der Zug fuhr mit italienischer militairischer Begleitung nach Como weiter, wo er um 2 Uhr 25 Min. eintraf. Sämmtliche Insassen wurden inS Gefängniß abgeführt. Die Italiener, unter denen sehr viele halbwüchsige Burschen von 12 bis 15 Jahren und ein alter Arbeiter von 72 Jahren sich befanden, waren gestern Abend in Faido dies seits deS Gotthard eingetroffeu und dort in den Schulen untergebracht worden. Bis Biasca wurden sie heute von Truppen deS oberen Tessins begleitet. In Biasca löste während der Nacht ein mobilisirtes Bataillon aus dem Blenio- thal ab. Bei BiaSca schossen die Italiener mehrmals aus dem Zuge. Der Ingenieur Peduzzi, der im Zuge fort während die Italiener durch Reben anfeuerte, wurde in Bellinzona verhaftet. In Bellinzona wurden dm Italienern über 100 Revolver und viele lange Messer abgekommen. In Ansonio bei Biasca, wo in den Granitbrüchen 2000 Arbeiter beschäftigt sind, herrschte große Bewegung. Der Marsch von weiteren Arbeitercolonnen zur Grenze ist wahr scheinlich. (Frkf. Ztg.) Großbritannien. Die Rede Chamberlains. Ueber die Aufsehen erregende Rede des englischen Colonial ministers liegen noch folgende weitere Preßstimmen vor: * London, 16. Mai. (Telegramm.) In einer Antwort aus die Erörterungen der auswärtigen Presse über Chamberlain's Rede sagen die „Times": Die Rede sei weder ein Rus nach fremder Hilfe, noch nothgedrungen eine Vorbereitung für eine neue Politik. Sollte England nach reiflicher Erwägung zur Schlußfolgerung gelangen, daß eine solche Politik rathsam sei, würde es dazu mit dem vollsten Bewußtsein von ihrer Wichtigkeit für andere, wie für sich selber schreiten. In einem solchen Falle werde eS der Minister des Auswärtigen sein, der den Gegenstand vorbringen würde. Er würde dies sicherlich mit der äußersten Rücksicht auf die Gepflogenheiten der europäischen oder einer anderen Diplomatie thun, doch würde das Capitel der Zu geständnisse nicht vergessen werden. Aber wenn dieses delikate Thema zur Erörterung gelange im Zusammenhänge mit einer Ueber- sicht der allgemeinen Bilanz der beiderseitigen Bortheile, dürsten solche schwerlich von England zu gewähren sein. Eine britische Flotte, eine den Weltball rinschlirbende Kette von Kohlenstationen und die Meeresherrschaft würden doch beträchtliche Aktiva auf dem englischen Conto sein. (Voss. Ztg.) * Petersburg, 16. Mai. (Telegramm.) Die Rede Cham berlain's besprechend, hebt die „Nowoje Wremja" die Feststellung der mißlichen Lage Englands infolge seiner Jsolirtheit in Europa durch das einflußreichste Mitglied des englischen CabinetS und den Hinweis Chamberlain's auf ein Bündniß mit den Vereinigten Staaten als «in Mittel zur Besserung dieser Lage hervor. Das Blatt hält es jedoch für fraglich, ob die Vereinigten Staaten dieses Bündniß wünschen, oder ob eS sie befriedigen würde, wenn sie, wie sie beabsichtigen sollen, die Philippinen den Spaniern entreißen, dieselben aber dann an England verkaufen müßten. Eine derartige Absicht allein ge nügte, um sämmtliche Großmächte, die im fernen Osten In teressen haben, gleichzeitig vor die Frage zu stellen, ob sie in dem spanisch-amerikanischrn Conflicte volle Neutralität beobachten wollten, wenn die» derart enden könnte, daß England im Stillen Ocran einen dominirenden Einfluß erhält, den Rußland, Frankreich und Deutschland augenblicklich nicht erfolglos bekämpfen. * Madrid, 15. Mai. Auf die Regierung hat die Rede Cham berlain-, die neue schwere Verwickelungen ankündigt, einen un angenehmen Eindruck gemacht. Man erwartet den genauen Wort laut, um im heutigen Ministerrath die damit zusammenhängende Frage zu prüfen. Aber die englischen Absichten sind unverkennbar. „Liberal" glaubt, ein englisch-amerikanische- Bündniß werde einen Weltbrand entzünden, da Rußland und Deutschland mit ihren Verbündeten ihm entgegentreten würden. England, von der Auftheilung der schwächeren Nation träumend, habe sich dir Feindschaft der ganzen Welt zugezogen und sei selbst größeren Gefahren ausgesetzt al- die übrigen Staaten. Spanien werde nicht allein bleiben. Was die Gerechtigkeit versage, werd« das Interesse anderer Staaten ihm geben. „Jmparcial" sagt, die Hochrufe aus Spanien, in die die Besatzung de- französischen Kreuzers bei der Abfahrt von San Juan nach der Beschießung ausbrach, nehme die Zuneigung des französisch russischen Bündnisse» nach der Seite Spanien» vor weg, da» im Besitze von Sierra, Carbonera, Ceuta und Mahon trotz allem keine ganz zu verachtende Größe sei, allein England bekämpfen, sei dem Unterfangen eine» Menschen vergleichbar, der einen Bahnzug aufhalten wollte; aber derselbe Mensch könne den Zug zum Entgleisen bringen, wen» er die Mittel erhalte, die Linie zu unterbrechen. Eine völlige Vernichtung Spaniens könne Europa nicht gleichgiltig sein. Schweden und Norwegen. * Stockholm, 16. Mai. (Telegramm.) Der schwedische Reichstag wurde heute geschlossen. Orient Räumung Thessalien»; Rußland und die Pforte. * Konstantinopel, 16. Mai. (Telegramm.) Es ist der Befehl ertheilt worden, daß die aus Thessalien zurück kehrenden Truppen iu ihren Garnisonen bei Tage einzutreffen haben. Anordnungen für den festlichen Empfang derselben sind getroffen worden. * Konstantinopel, 14. Mai. Djevad Pascha, der in be sonderer Mission nach Petersburg gesandt war, ist mit einem Handschreiben des Zaren und Gegen geschenken desselben für den Sultan nach Konstantinopel zurückgekehrt. Seine Mission in Petersburg ist vollständig gescheitert. Der Zar lehnte eS ab, in eine DiScussion über Kreta einzugehen, und sagte Djevad, als derselbe um einen Aufschub in der Zahlung der Rückstände aus der russisch-türkischen Kriegsentschädigung ersuchte, wenn die Türkei über so große Summen für die Anschaffung neuen Kriegsmaterials verfüge, so möge sie vorher an die Be zahlung ihrer Schulden denken. — Ein Irade ernennt den früheren türkischen Gesandten in Athen, Assim, zum Ge sandten beim Vatican. Infolge der fortgesetzten Oppo sition Frankreichs dürfte jedoch diese Ernennung vorläufig nur auf dem Papier bleiben. (Frkf. Ztg.) Amerika. Der Krieg. * New Kork, 16. Mai. (Telegramm.) Das amerikanische fliegende Geschwader kam gestern Nachmittag gegen 5 Uhr in Höhe von Charleston an, nachdem es drei Tage in See gewesen war, ohne ein feindliches Schiff bemerkt zu haben. Es erhielt den Befehl, nach Key West weiterzugehen. — Nach einer Draht- Nachricht des „New Park Herald" aus Curacao verließen die spanischen Panzer „Biscaya" und „Jafanta Maria Theresia" am Sonntag Nachmittag 6 Uhr den dortigen Hafen. Ihre Bestimmung ist unbekannt. Weitere vier spanische Kriegsschiffe, die in der Nähe des HafenS gelegen hatten, lichteten gegen Mittag die Anker und kamen außer Sehweite. Am Abend signalisirte jedoch ein Torpedobootzerstörer neuerdings zwei Kriegsschiffe, die eine geringe Menge Kohlen und Lebensmittel an Bord nahmen. Infolge deS auf Grund der Neutralitätserklärung erfolgten Ersuchens der holländischen Behörden gingen die Schiffe bald wieder in See. * Washington, 16. Mai. (Telegramm.) Das Marine departement erhielt gestern spät die Nachricht, Admiral Sampson gehe der ihm «rtheilten Instruction gemäß eilig nach der West küste Haitis. Von dort dürste er sich nach der Südküste Haitis begeben, um dort Station zu nehmen. — Von den zur Stellung aufgerufenen 125 000 Mann sind bisher 65 000 Frei willige für die Armee angenommen worden. Die Einschreibungen sür die Armee werden voraussichtlich Ende der Woche beendet sein. — Zum Befehlshaber der auf dem Transportschiffe „City Peking" nach Manila abgehenden Brigade ist General Otis ernannt worden. Die Brigade besteht aus einem Bataillone des 14. Regiments der regulären Truppen und dem 1. Regiment« kalifornischer Freiwilliger. General Otis hat den Auftrag, die von Admiral Dewey bezeichnete Stellung auf dem Lande einzunehmen und fortdauernd unter Admiral Dewey Maß- nahmen zu treffen, bi» General Merritt persönlich den Oberbefehl auf den Philippinen übernimmt. — Das Geschwader unter General Sampson hat gestern Cap Haiti passirt und ist mit dem Torpedoboote „Porter" und einem Schiffe mit Vorräthen ver einigt worden. Es ist ungewiß, ob die Flotte sich südwärts richten wird, um auf daS Cap Verdesche Geschwader zu stoßen oder ob sie wiederum nach Key West abgehen wird. * Madrid, 16. Mai. (Telegramm.) Marschall Blanko meldete im Drahtwege auS Havannah hierher: Der gestrige An griff der spanischen Schiffe auf die amerikanischen hatte den Zweck, soviel Schiffe wie möglich vor Havannah zusammen zuziehen. Der Zweck ist erreicht, denn 11 amerikanische Schiffe sind in Sicht vor Havannah. * Madrid, 16. Mai. (Telegramm.) Els amerikanische Schiffe ankerten gestern vor Havannah, jedoch in beträchtlicher Entfernung außerhalb der Schußweite der Batterien der Forts. * New Uork, 16. Mai. (Telegramm.) Den Drahtmeldungen aus Havannah zufolge stießen spanische Streitkräfte aus ein Corps der Aufständischen bei La Rosa in der Nähe von Encrucijada (in der Provinz Santa Clara). Die Aufständischen, die eine stark befestigte Stellung einnahmen, eröffneten ein lebhaftes Kleingewehr- seuer, die Spanier jedoch warfen, nachdem sie Verstärkungen erhalten hatten, die Insurgenten zurück, die 17 Todte auf dem Platze ließen. Im Lager der Aufständischen sanden die Spanier ein« große Menge Munition. * Pari», 16. Mai. (Telegramm.) Auf die Beschul digung, die sranzöfischen Behörden auf Martinique hätten die Kabelmeldung des Capitains der „Haryard" (früher Packboot „Paris") an die Regierung in Washington 24 Stunden lang aufgehalten, antwortet die französische Kabelgcsellschaft, deren Verwaltung hier ihren Sitz hat: Capitain Cotton, Befehlshaber des Kreuzer- „Haryard", erschien an unserem Schalter in Saint Pierre und fragte, auf welchem Wege Drahtungen nach Washington übermittelt werden. Auf unsere Antwort „Ueber Fort de France und Haiti" unterließ er es, uns seine Drahtmeldung anzuvertrauen, da ein spanisches Torpedoboot zur Zeit in Fort de France liegt, und erklärte in Gegenwart unseres Amtsvorstehers Lalung dem amerikanischen Lonsul, er ziehe unter solchen Umständen vor, seine Drahtmeldungrn der englischen Gesellschaft zu übergeben, obschon sie auf diesem Wege eine virrundzwanzigstündige Verzögerung erleiden würden.— Die immer häufiger auftretenden unbegründeten Verdächtigungen der Haltung Frankreichs erregen hier große Mißstimmung und veranlassen, wenn nicht die Regierung, doch die Mehr heit der öffentlichen Meinung zu ausgesprochener Parteinahme für Spanien. (Voss. Ztg.) * Rcw Park, 15. Mai. Der Verein „Arion" gab den acht- undvirrziger Kämpfern rin große- Banket. Karl Schurz sagte in seiner Rede, der Krieg finde die Billigung eine» jeden Patrioten, da er auS HumanitätSgründen unternommen worden sei. Daher solle sich dir Union hüten, den idealen Zweck au» dem Auge zu verlieren und lediglich au» den Kämpfen einen Eroberungskrieg werden zu laßen. Eitler Krieg-ruhm sei gefährlich für eine jede Republik. (Frkf. Ztg.) * Madrid, 15. Mai. Heute verbreitete sich die sensationelle Nachricht, daß die spanische Regierung den Genrralcapitain in Manila ermächtigt habe, den Philippinen die weitestgehenden Reformen zu gewähren. Hier glaubt man, die» sei da» einzige Mittel, diese Colonie zu behalten. Die Hauptreform, die von den Philippinen gefordert wird, ist die Vertreibung der Mönche. Ja Anbetracht de» Umstande», daß sie so wie so nicht bleiben können, erbieten sie sich, sich zurückzuziehen, wa» die Lösung sehr erleichtert. (Frkf. Ztg.) * Die '„Köln. Ztg." schreibt: „Die AuSstreungen, die von deutschfeindlicher Seite in dem Sinue mehrfach verbreitet worden waren, als ob Deutschland im spanisch-amerikanischen Kriege nicht strenge Neutralität zu bewahren gedenke, sind durch die kaiserliche Thronrede vom 6. Mai endgiltig zurück- gewiesen worden. Wie sehr indeß die deutsche Regierung schon so fort nach Ausbruch des Krieges bemüht gewesen ist, den Pflichten unserer neutralen Stellung voll zu entsprechen, davon zeugt der folgende Vorfall, der erst jetzt aus vertrauens würdiger Quelle, aus Kiel, zu unserer Kenntniß gelangt ist. Der Consul der Vereinigten Staaten von Nordamerika in Kiel hatte am 24. v. M. bei dem Regierungspräsidenten in Schleswig den Antrag gestellt, die Absendung von Torpedos, die für die spanische Negierung bei einer Firma in Kiel lagern sollten, mit Rücksicht auf den zwischen Spanien und den Vereinigten Staaten ausgebrochenen Krieg zu hindern. Nachdem die sofort angestellten Ermittelungen ergeben hatten, daß in Kiel in der That einige sür die spanische Regierung bestimmte Torpedos lagern, hat die preußische Regie- rung alsbald der Firma die Absendung von Torpedos bis zur Führung des Nachweises, daß sie nicht für eine der beiden krieg führenden Mächte bestimmt sind, verboten und für die strenge Be folgung dieses Verbots Sorge getragen. Marine. * Berlin, 16. Mai. (Telegramm.) Die Art.-Schulschiffe „Mars", „Ulan" nnd „Hay" sind am 13. Mai nach beendigter Seeschießübung in Wilhelmshaven eingelausen. S. M. S. „Mars" wird voraussichtlich bis zum 25. Mai in Wilhelmshaven bleiben. S. M. S. „Ulan" geht nach erfolgtem Commandowechsel voraus sichtlich am 18. Mai nach Kiel. S. M. S. „Hay" bleibt vorläufig in Wilhelmshaven. — S. M. S. „Beowulf" ist in der Nacht vom 13. zum 14. Mai von Kiel nach Wilhelmshaven in See ge gangen und am 14. Mai Abends dort eingetroffen. — S. M. SS. „Hagen" und „Hohenzollern" sind am 14. Mai in Kiel eingelausen. — S. M. S. „Grille" ist am 14. Mai in Stettin eingetroffen und beabsichtigte am 15. Mai die Reise sort- zusetzen. S. M. S. „Blitz" ist am 13. Mai in Kiel eingetroffen, S. M. Tpdivbt. „v 4" und S. M. Tpbte. „8 83", „8 84" und „8 87" sind am 13. Mai von Flensburg in See gegangen und am 14. Mai in Kiel eingetroffen. S. M. Tpdbte. „8 1" und „8 5" sind am 14. Mai in Emden eingetroffen. — Laut telegraphischer Meldung an das Ober-Commando der Marine ist der Dampfer „Darmstadt" des Norddeutschen Lloyd mit der Ablösung für Ostasien, Transportsührer Corvetten-Capitain Reincke, am 14. Mai in Port Said angekommen und beabsichtigte am 15. d. M. nach Suez wieder in See zu gehen. Ernennungen, Versetzungen rc. im öffentlichen Dienste. Departement des Cultus nnd öffentlichen Unterrichts. Zu besetzen: die fünfte ständige Lehrerstelle in Hartha. Collator: die oberste Schulbehörde. Das Anfangsgehalt beträgt 1200-/6, das durch regulativmäßige Zulagen bis zum Höchstgehalt von 2100 steigt. An Wohnungsgeld werden außerdem jährlich 200 ,/il ge währt. Bewerbungsgesuche nebst den erforderlichen Beilagen sind bis zum 2. Juni an den königl. Bezirksschulinspector Schulrath Richter in Chemnitz einzureichen; — an Len Bürgerschulen zu Zwickau einige Hilsslehrerstellen. Collator: der Rath der Stadt Zwickau. Das jährliche Einkommen beträgt je 1300 sofern aber der zu Wählende die Wahlfühigkeitsprüsung noch nicht bestanden hat, je 1200 einschließlich des Wohnungsgeldes. Gesuche sind bis zum 31. d. M. an den Collator einzusenden. Parochialverem zu Leipzig-Gohlis. Der segensreich wirkende Parochialverein zu Leipzig- Gohlis veranstaltete Freitag Abend im Schillerschlößchen einen hochinteressanten, sehr gut besuchten Familien-Abend, der von Herrn k. vr. Seydel mit einem Hinweis auf die Frühlings arbeit der Mission eröffnet wurde. Die Rede hielt in wirkungsvollster Weise Herr Missions-Senior Handmann, der Missionserinnerungen aus seinem Leben tn Indien bot in ernster und äußerst fesselnder Art. In drei Strichen zeichnete er heidnisches Leben: „Ohne Gott", „Ohne Jesus", „Ohne Hoffnung". Also: Aberglaube, Sünde, Verzweiflung! Die mit vielen interessanten Einzelzügen ausgestattete Rede schloß mit einem warmen Appell an den Missionssinn, der durch den Verkauf von Missionsschriften während der Pause von den jungen Mädchen aus dem Sonntags-Verein noch besonders erfolgreich gepflegt wurde. Auch die anderen Darbietungen standen auf der Höhe der Vollen dung, so die prächtige Deklamation von Frl. Elja Bodeck, so wie der entzückende Gesang von Frau vr. Boerner, welche Lieder von Lassen, von Fielitz, Goetze und Herrmann in so überaus schöner Weise zum Vortrag brachte, daß ihr eine reizende Zugabe abge jubelt ward, ferner die köstlichen Lieder des Herrn Krauße, der, wie immer, die große Versammlung begeisterte. Brillant war der Claviervortrag des Herrn Otto Böhme, eines hochbegabten jungen TonkünstlerS, der die gewaltige Eigenart Beethoven's (k'-moU-Sonate op. 57) zum technisch vollendeten, weich stimmenden und doch mächtig hinreißenden Ausdruck brachte, ganz ohne Notenvorlage — eine hervorragende Leistung! — Höchst stimmungsvoll waren unter Leitung des Herrn G. Rührig die Gesangsvorträge des Gohliser Gesang-Vereins, die ganz besonders zu dem Gelingen des Abends beigetragen haben, äußerst feinsinnig die gewandte Begleitung der Sologesänge durch Herzn Lehrer Kutscher auf einem Blüthncr. Mit einem Dankesworte des Vorsitzenden k. vr. Seydel an die Mitwirkenden, sowie einem Dankeswort des Herrn Lehrer Kneib an den Parochial-Verein schloß der Abend, der zwar nach der Reihenfolge, aber sicher nicht nach seinem Erfolge der letzte im vergangenen Halbjahre gewesen ist. Aus dem Geschäftsverkehr. ? Die alte Firma Hoffmann, Hcffter L Co. verlegt ihr« Stadt-Ailtale von Klvstergasie 1 nach NniversitätSstratze 24 dem Grundstück: „Silberner Bär" in den Ecklaren, nächst der Schillerstraße. Seit fast 25 Jahren weilte sie in dem Hause und nur ungern entschloß sich der Chef zum Umzug, der sich nolhwendig machte, da das Haus — die alte Post — zum Abbruch kommt. Alle Freunde eines edlen Tropfens weisen wir auf die neuen Lokalitäten hin und wünschen der Firma, daß sich zu den alten zahlreichen Gönnern noch neue hinzugesellen mögen. Bei dem Rufe, welchen die Firma Hoffmann, Heffter L Co. so lange Jahre genießt, wird sich der Zuspruch in dem neuen Laden gewiß er- weitern. Die Universitätsstraße hat, nachdem der Schwerpunkt des Meßverkehrs dorthin gelegt ist und zahlreiche Neubauten mit ge räumigen, Hellen Verkaufsläden entstanden sind, einen lebhaften Verkehr erhalten. Lj56N-8omal086 s/'§o/>^a/k/§ss Grösstes Lr8tv8 ttotvl 0sut8LtlLavci8 Central-Hotel, Berlin. 50V Ammer von 3 — 25 <-e»eoffder Oenlrnldokinkok krieckrlvkintrns^. "WW und Zeäsr ^rt vsräen »ater vieoretion »n äis slir oen »peciellen 2»eck deetxeeixnets Zeitnah bekörclert anä «lnlLtikenäs Ockertbrieke Unlieb 6en> Xnftre^eder «u^seenclt von cksr in» la- ans Xnslenös seit vielen sekrsn bekennten Oeotral^noonoenLip-aittoa von 8. L. M Oi». Vertreten in eilen xrSeeeren ijUtäten. vurean in veiprie: peternntr. 84. 'I'el.-^mt I, 1423. Lhemslht
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