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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.04.1899
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1899-04-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18990412028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1899041202
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1899041202
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1899
- Monat1899-04
- Tag1899-04-12
- Monat1899-04
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Abend-Ausgabe Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. Jahrgang. 184 Mittwoch den 12. April 1899. 0 0 o Feirilleton 230 2800 LOO 24900 1500 20S0 340 8950 7550 Die Morgen-Ausgabe erscheint um '/,7 Uhr. die Abend-Ausgabe Wochentag- um 5 Uhr. o o o 0 0 !i 0 l> 0 0 0 0 5 5 l> 0 0 0 0 101,50 137,- 158,- 141,- 7475 4375 7200 3050 13700 2800 2960 11200 15700 10800 4525 11100 2650 4500 810 1675 3175 1425 2850 3175 15100 2525 12850 i-V7iso r lnw 8t.-8r. oU»o 106,4'1 99,20 100,25 97,40 85,62 60,- 85,10 79,7V 91,2d lovä '»oiüc ll. acd« 0,08). > 0,02). vereine. Der Widerspruch gegen die ultramontanc Propaganda in den christlichen Gewertocreincn regt sich übrigens nicht nur im Micher Lande. Gerade jetzt wird von Bochum aus, wie schon gemeldet, die Gründung eines evangelischen Berg arbciterverbandes betrieben. 97,4V 140,5g 108,6) 88,40 3^ Die Vorkämpfer der französisch - italienische« Ver- brnderunaStenSrnzc», welche unter dem üblen Eindrücke, den das englisch-französische Afrikaabkommen, welches das Hinterland von Tripolis uneingeschränkt der französischen Machtsphäre aus lieferte, in Italien hervorbrachte, einigermaßen in Verlegenheit geriethen, beginnen nun, sich zu erholen und bieten Alles auf, der öffentlichen Meinung Italiens jedes Mißtrauen in die letzten Ziele der französischen Afrikapolitik zu benehmen. An diesen! Bestreben nehmen die italienischen Franzosenfreunde nicht minder regen Antheil, als die politischen Rechenkünstler an der Seine, welche der Hoffnung noch nicht entsagt haben, daß es ihnen eine schönen Tages gelingen dürfte, Italien aus dem Dreibund her auszulocken und in das alte Vasallenverhältniß zu Frankreich wieder hineinzucomplimentiren. Natürlich muß man dabei un gemein behutsam verfahren, da die Thaten der officicllen fran zösischen Politik zu den honigsüßen Schmeicheleien, mit denen die Lobredner einer Verbrüderung der führenden lateinischen Nationen den Italienern um den Bart gehen, denn doch gar zu schlecht paffen wollen. Einen Haupttrumpf hat die französische, auf italienischen Sympathiegewinn speculirende Mittelmeer politik durch den Besuch ausgespielt, den das französische -M i t t e l m e e r g e s ch w a d e r, in Stärke von 6 Panzern, 10 Kreuzern und 4 Hochseetorpedos, soeben in Cagliari abstattete, wohin es entsandt wurde, um dem italienischen Königspaar, dessen Eintreffen in Sardinien unmittelbar bcvorstand, die Huldigungen Frankreichs darzubringen. Diese Maßnahme, welche unter anderen Umständen auch in den Augen der franzö sischen Politiker nur ein Ausdruck der landläufigen inter nationalen Courtoisie gewesen wäre, soll jetzt durchaus etwas ganz besonderes vorstellen, nämlich die Antwort auf gewisse Intrigucn, welche angeblich gesponnen werden, um Italien und Frankreich einander zu enrsremden. Durch den Besuch der französischen Mittelmeerflotte in Sardinien soll dem Umsich greifen einer antifranzösischen Legendenbildung in Italien vor gebeugt werden. 'Italienische Realpolitiker meinen, daß es zur danach, das zu thun, was er sich vorgenommen hat! Adieu, meine Herren, und wenn Sie morgen nach Domnika fahren, Wilm, halten Sie Ihr Herz fest. Ah so, Pardon, Sie haben es ja nicht mehr, es scheint mir aber hohe Zeit, daß Sie Ihr Fräulein Braut heimführen, damit sie ein wenig Obacht auf Sie giebt und die Schwärmerei für diese Greta bei Zeiten ein dämmt." „Damit hat es keine Nvth", sagte der junge Officier, indem er sich zu seiner ganzen riesigen Höhe aufrichtete, „keine Noth mit dem Heimführen meiner Braut, denn wir heirathen in vier zehn Tagen, und keine Noth mit meiner Schwärmerei für Fräulein von Tarden, denn sie muß Jeder reizend finden, wer sie kennen lernt. Sie werden sicher nicht der Letzte sein, der es auch thut, trotz Ihrer Frau Gemahlin, der ich mich angelegentlichst zu empfehlen bitte." Die beiden Herren schüttelten sich die Hände, und mit gut- müthigem Lächeln versprach Wilm auf die jetzt noch von allen Seiten auf ihn einstürmenden neckischen Beschwörungen, ja für das Erscheinen Fräulein v. Tarden's zu sorgen, sein Möglichstes zu thun, und verließ dann mit den Uebrigen das Local. Extra-Verlagen (gefalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbeförderung SO.—, mit Postbeförderung 70.—. ior. a,L,aI. >. <to. near. i". «nd-kr -LÄÜo >.8r>vl. k»ciüo Anttallmeschluß für Anzeigen: Abend-Ausgabe: Bormittags 10 Uhr. Margen-Ausgabe: Nachmittags 4Uhr. Lei den Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stunde früher. Anzeigen sind stets an die Expedition zu richten. Zweites Capitel. „Herr Landrath v. König", meldet« ein Diener, indem er die Thür zu einem hohen, eleganten Zimmer öffnete, in welchem an einem mit Papieren bedeckten Schreibtische eine ältere Dame saß. Jetzt legte sie hastig die Feder nieder, und dem eintretenden Landrath freundlich cntgegcngehend, reichte sie ihm liebens würdig ihre Hand hin, mit etwas leiser, stets wie klagend klingender Stimme sagend: „Wie lieb, Herr Landrath, daß Sie sich heute wieder zu mir bemühen! Ich habe noch so unendlich viel mit Ihnen zu be sprechen, sind Sie doch meine ganze Stühe bei den Arrangements für den Bazar. Ich wüßte wirklich nicht, was ich ohne Ihre Hilfe anfangen sollte." „Gnädigste Äräfin überschätzen meine Leistungen", entgegnete der Landrath, die ihm gereichte, reich beringte Hand an seine Lippen ziehend, „ist es doch einfach meine Pflicht, einem Unter nehmen zum Besten der allgemeinen Wohlthätigkeit mit all meinen Kräften fördernd zur Seite zu stehen, und wir wollen hoffen, daß unsere gemeinsame Mühe ihren Lohn finden wird." „O, das hoffe ich sehr. Sind mir doch die Damen des Adels mit so viel liebenswürdiger Bereitwilligkeit entgegen gekommen, daß ich hoffe, es wird ein in jeder Beziehung ge lungenes Fest! Au schade, daß Ihre Frau Gemahlin zu kränklich ist, um es zu besuchen." 568,- 1062, Wie wenig ver jetzl unter dem Namen „Emanuel" er- scbeinende frühere „P e! ikan" mit dem neuen Namen ein neues Wesen angenommen hat, ergiebt sich aus der folgenden „Kurzen Nachricht", die wir vcm Aprilheft des „Emanuel" entnehmen: „D ie Macht des Gebetes. Der einzige Sohn und Erbe des Herzogs von Norfolk, England, war von früher Jugend an blödsinnig, taubstumm, blind und in jeder Be Ziehung ein Schwächling. Die Wissenschaft erklärte ihre Ohn machr. Der gläubige Baier aber hoffte auf die Allmacht Goites und die Fürbitte ver allerseligsten Jungfrau Maria. Er betete, ließ beten und machte mit dem kranken Knaben mehrere Wall führten nach Lourdes; denn der Aufschub der Erhörung schwächte seinen Glauben, seine Hoffnung nicht. Und siehe! Allmählich tritt Genesung ein, der Knabe wird intelligent; er sieht, hört, spricht und nimmt sichtlich an körperlichen Kräften zu. So merkwürdig und ganz unleugbar ist das Wunder, daß selbst protestantische Blätter davon Notiz nehmen. Ob sie dabei auch zur Einsicht gelangen, daß Gottnurinderkatholischen Kirche solche Wunder wirkt, um ihr vor der ganzen Welt das Siegel der Wahrheit auf- z u d r ü ck e n?" — Derlei wurde gedruckt im April anno ctomini 1899! „Das war ja schade", sagte der Landrath, die etwas lang athmige Rede der Gräfin unterbrechend, „aber gnädigste Gräfin sprachen da soeben den Namen eines Herrn aus, der, wie ich an diesem Vormittag zufällig erfuhr, eine schöne, junge Tochter hat, die wir vergessen haben, als Verkäuferin zu dem Bazar aufzufordern. Ich werde mir erlauben, das Versäumte morgen bei einem Besuche, den ich Herrn von Tarden zu machen gedenke, nachzuholen." „O bitte, das thun Sic ja nicht", und wie in ostensibler Abwehr hob die Gräfin ihre Hände empor. „Das wäre ein ent schicdener Mißgriff! Wer hat Sie nur auf die Idee gebracht, eine Tochter oieser Familie aufzufordern? Nein, nein, das könnte ich nicht zulassen." „Weshalb nicht, gnädige Gräfin?" fragte der Landrakh ruhig. „Liegt gegen diesen Herrn von Tarden oder seine Tochter etwas wirklich Gewichtiges vor? Dann haben Sie vielleicht die Freund lichkeit, mich damit bekannt zu machen." „Wie Sie fragen, Herr Landrath! Nun, ein Verbrecher ist der Herr nicht, und seine Tochter habe ich nie gesehen, öder etwas Besonderes von ihr gehört; aber Herr v. Tarden, der einst zu unseren ersten Kreisen gehörte, wurde durch seine Hrirath in niedere Sphären gezogen. O, es war eine so häßliche Geschichte, die wieder einmal recht deutlich zeigt, wie tief ein Mann sinken kann, wenn er bei der Wähl seiner Gattin nicht auf Familie sieht." Gräfin Zittberg fuhr 'sich mit ihrem 'Batisttuch über ihr ge- röthetes Antlitz und sah mit ihren malten Augen anklagend gen Himmel und dann den Landrath an, als erwarte sie, dieser würde nun von der Unmöglichkeit überzeugt sein, ein Fräulein von Tarden mit den anderen jungen Damen auf eine Stufe zu stellen. Statt dessen sah sie, wie über das joviale Gesicht Herrn von König's ein fast ironisches Lächeln glitt, ehe er in einem etwas sarkastischen Tone erwiderte: „Es kommt im Ganzen häufiger vor, als man glauben sollte, daß sogenannte Mesalliancen geschlossen werden, ohne daß der Betreffende oder seine Gattin etwas von ihrer gesellschaftlichen Stellung einbüßen. Die sehr radicale politische Richtung Herrn von Tarden's, von der ich auch schon hörte, kommt bei dieser Ge legenheit wohl gleichfalls nicht in Betracht. Er ist und bleibt einer unserer bedeutenderen Grundbesitzer, und als solchen kann man ihn in seiner Tochter »ich: übergehen. Wenigstens nicht ich in meiner Stellung als Landrath. Das werden Tie doch ein sehen, gnädigste Gräfin?" „Ich weiß nicht, warum Sic sich auf dies Fräulein Tarden. die Sie gar nicht kennen, so capriciren; ihr Baier steht vollkom men außerhalb unserer Gesellschaft, und der Gedanke, ihn mit Anzeigen Prei- dic 6 gespaltene Petitzeile 2V Pfg. Reckam en unter dem Redactionsstrich (4ge- spalten) 50^, vor den Familiennachrichten (6gespalten) 40^. Größere Schriften laut unserem Preis- verzeichniß. Tabellarischer und Zissernsag nach höherem Taris. 3125 2650 3750 3010 4600 11350 15800 12000 )O92> 4575 2700 4625 Ne-action »nL Lrpe-itio«: AshanniSpage 8. Die Expedition ist Wochentags ununterbrochen geöffnet von früh 8 bis Abend» 7 Uhr. Filialen: ktto Klemm s Sorttm. (Alfred Hahn), UniversitätSstraße 3 (Paulinum/. Louis Lösche, Katharinenstr. 14, part. und Königsplatz 7. „Ja, meine Frau geht selten aus, und niemals zu solchen Volksfesten." „Volksfesten! Bitte, Herr Landrath, das ist doch nicht das richtige Wort für unseren Bazar! Ich finde hier, wo di« Leitung in ganz aristokratischen Händen ruht, muß man nichit von „Volks fest" sprechen. Das klingt so — so — verzeihen Sie — so Plebejisch! Ach Alles, was mit dem Volke zu thun hat, ist mir so wenig sympathisch, ich kann mich für diese Sphäre so gar nicht begeistern." „Und gnädige Gräfin sind Vorsitzende des Frauenvereins, der das Wohl und Wehe der Armen — des Volkes — doch in Sonderheit im Auge hat; ich muß gestehen —" „Sie mißverstehen mich, mein verehrter Herr Lcmdraih", unterbrach ihn Gräfin Zittberg, indem über ihr bleiches Gesicht, das schon von vielen kleinen Fältchen durchzogen war, eine ver legene Röthe bis an den Scheitel ihres ergrauten Haares stieg. „So meinte ich es nicht. Sicher beschäftige ich mich viel und gern mir den Interessen unserer Armen, doch ich meine, um Noth zu lindern, darf man gerade nicht mit dem Volke in per sönliche Berührung kommen. Die leitend« Persönlichkeit darf schließlich nicht ausübend sein. Das würde auch die Kraft, die auf das Ganze gerichtet sein soll, nur zersplittern. Habe ich nicht Recht, Herr v. König?" Der Landrath schwieg, und die Gräfin, die das wohl als eine Zustimmung nehmen mußte, fuhr nach einer kleinen Pause, das ihr unbehaglich gewordene Thema verlassend, fort: „Jetzt will ich Ihnen erst erzählen, was für eine freudig« Ueberaschung mir heute zu Theil geworden ist. Ein Jugendfreund meines Mannes und der meine, Fürst Rahden, theilte uns heute mit, daß sein einziger Sohn einige Wochen nach Schloß Rahdenau kommen wird, um dort seine etwas angegriffene Gesundheit in der frischen Waldlust zu restauriren. Sie kennen doch Schloß Rahdenau? Ach, es ist dort entzückend!" „Bedaure, nein, ich bin erst so kurze Zeit —" „Ach, richtig, ich vergaß, daß Sie erst so kurz« Zeit hier sind. — Nun, der Fürst, der ja sehr reich ist, hat dies an und für sich schon entzückende Fleckchen Erde zu einem wahren Eden gestaltet. Ich verlebte dort einst als junges Mädchen einige Wochen bei der fürstlichen Familie, die wenige Jähre später für immer aus der hiesigen Gegend fortzog. Die Nachbarschaft eines Herrn von Tarden bereitete dem Fürsten vielen Aerger, und da seine Ge mahlin überdies sehr zart war, nahmen die Herrschaften von da ihren Wohnsitz im Süden." e «»wdure LNK»vo Kr. 44 8 » mdnre üilk»t>a Kr.2I3 »ckLer-, 8k»ned»i (94° >k»r von kk«m U <i«r Xo»r«>!« 1.» t!0 4> «« rork, »ll« >f«r Errungen. 2j Roman von M. Buchholtz. Nachdruck vkrtotkn „Das thut mir leid", sagte der Landrach, „deshalb lebt die Familie auch wohl so zurückgezogen?" Wieder verlegenes Schweigen, bis dann Wilm endlich sagte: „Eines kommt da zum Anderen. Jedenfalls ist Stanislaus Tarden, mit dem ich von der Schule her befreundet bin, ein prächtiger Mensch, wahr und offen, vielleicht etwas zu leichtlebig, und die Schwester, nun, die ist, so weit ich es zu beurtheilen vermag, «in Juwel." „Das wissen wir jetzt schon, und wenn Sie uns mit dieser Greta etwas vorgeflunkcrt haben, dann müssen Sie zur Ent schädigung am nächsten Tage einig« Flaschen Sect spendiren", sagte Raben, seinen langen Schnurrbart streichend und Wilm sein Glas hinhaltend. „Angenommen! Und wenn ich Recht habe, dann —" „Nun, dann berappen wir den Sect!" hieß es lachend. „Es ist spät geworden, meine Herren", sagte der Landrath, sich erhebend. „Ich muß noch zur Gräfin Zittberg und werde oann auch sofort Gelegenheit nehmen, wegen der Aufforderung Fräulein von Tarden's zu sprechen, revoir, meine Herren. Noch eins, Herr Leutnant Wilm! Haben Sie vielleicht Lust, mich morgen nach Domnika zu begleiten?" „Sehr gern", erwiderte der junge Officier, sich verneigend, „um wie viel Uhr befehlen der Herr Landrach?" „Nun, ich denke, wir fahren um zwei Uhr. Die Tage sind bereits kurz und der Weg ist weit." Er reichte Wilm die Hand, verabschiedete sich von den anderen Herren und verließ das Zimmer, in dem sich die Zurück bleibenden nun auch zum Aufbruch rüsteten. „Scheint ein prächtiger Mensch zu sein, dieser Landrath", sagte Raben, indem er sich seinen Paletot umhängtc, „erfaßt seine Stellung richtig, indem er sich über den kleinlichen Klatsch und die verschiedenen Coterien stellt. So einen haben wir auch nöthig gehabt. Freilich, der alte Tarden ist ein Schwerenöther, und die gnädige Frau Commandeuse wird sich mit allen Kräften sträuben, ihn in ihren hochadeligen Kreis zu ziehen. Aber der Landrath wird es durchsetzen; scheint mir ganz der Mann rckootd ioad. UollLld irdLvo plan eonk » 6slU s/vui .Üotdit ISÜLllil geschlossenen Vertrag über die deutsche und englische Interessensphäre in der Südsee. Der tz 6 dieses Vertrages lautet: „Diese Erklärung findet keine Anwendung aus die Schifserinsrln (Samoa), mit welchen Deutschland, Großbritannien und die Ver- einigten Staaten Verträge abgeschlossen haben, noch auf die Freundschaftsinseln (Tonga), mit welchen Deutschland und Großbritannien Verträge abgeschlossen haben . . ., welche Insel gruppen nach wie vor ein neutrales Gebiet bleiben sollen" n. s. w. Da dieser Vertrag noch besteht, wäre die Besitzergreifung Tongas geradezu ein Seitenstück zu dem Iameson'schen Raubzug nach Transvaal, also kaum glaubhaft. Wie die „Post" versichert, ist auch in Berlin an unterrichteter Stelle von einem solche» Vorgehen der britischen Behörden nichts bekannt. Aber hoffentlich hat man die betreffende Meldung englischer und amerikanischer Blätter zum Gegenstand einer Anfrage in London gemacht, denn ohne jede Grundlage ist sie sicherlich nicht. Deutschland, hat auf den Tonga-Inseln ebenso große oder größere Interessen als England. Die deutschen Südscefirmen sührcn aus Tonga ungefähr ebensoviel aus wie aus Samoa, soweit es sich um dessen eigene Herkünste bandelt. Grund- eigenthum besitzen Deutsche dort nicht, da Fremde überhaupt kein solches erwerben können. Schon feit Jahrzehnten war der Handel von Tonga fast ausschließlich in deutschen Händen. Die Mission ist englisch, doch war gerade sie eS, die eine englische Herrschaft über Tonga nicht wollte und den König von Tonga veranlaßte, in den 1870 er Jahren dem deutschen Kaiser die Schutzherrschaft über Tonga anzutrageu. Indeß beschränkte sich Deutschland darauf, einen Handels- und Freundschaftsvertrag mit Tonga abzuschließen, sowie einen Vertrag vom 1. November 1876, wodurch der König von Tonga den vortrefflichen Hafen Tauranga zur Errichtung einer Schiffsahrtsstalion an Deutschland adlral. Bekanntlich hat selbst Samoa niemals einen Hafen an Deutschland „ab getreten", sondern ihm nur gestattet, in Saluasata Anlagen für die Schifffahrt zu errichten unter Ausschluß anderer Mächte. Um die Mitte der achtziger Jahre befürchtete Eng land, das mit Tonga 1879 einen FrrundschaftSvertrag abgeschlossen hatte, daß Deutschland die ihm ange botene Schutzherrschaft über Tonga annehmen werde. Es schloß daher, ähnlich wie in Bezug auf Samoa, das oben erwähnte Uebereinkommen mit Deutschland ab, durch welches beide Mächte die Unabhängigkeit von Tonga anerkannten und sie gemeinsam gewährleisteten. Der „Standard" bat Recht, wenn er sagt, England könne eine einseitige Schutzherrschaft über Tonga oder, waS dasselbe ist, eine einseitige Gewährleistung seiner Unabhängigkeit nicht übernehmen, ohne sich vorher mit Deutschland verständigt zu haben. Der Grenzvertrag vom 6. April 1886 regelt die beiderseitigen Gebietsverbältnisse Deutschlands und Englands in und um Neuguinea; es ist aber bisher noch keinem Menschen eingefallen, diesen Vertrag auch auf das ausdrücklich aus genommene Tonga anzuwenden. Wollte man dies, so wäre» durch diesen Vertrag nicht nur die deutschen Rechte auf Tonga, sondern auch die auf Samoa beseitigt — wie ein Blick auf die Karte zeigt —, und für den Berliuer Samoa- Vertrag von 1888 hätte dann jede Grundlage gefehlt. Politische Tagesschau. * Leipzig, 12. April. Bei ver gestrigen Reichstags-Ersatzwahl im 2. Berliner Wahlkreise ist, wie gemeldet und nickst weiter überraschend, der Socialdemokrat Fischer im ersten Wahlgang gewählt worden. Das jetzt vollständig vorliegende Wahlergcbniß stellt fest: Die Zahl der eingeschriebenen Wähler betrug 76 727. Abgegebene Stimmen 47 260. Hiervon erhielten: Rentier Roben Kreitling (freis. Volksp.) 17 443, Geh. Regierungsrath Karl Witowsky (cons.) 5266, Richard Fischer (Soc.) 24 319, Graf Pückler - Klein-Tschirne (Ank.) 120, Centrum 7, Boden reformer 3, zersplittert 34, ungiltig 76. Mithin gewählt: Fischer (Soc.) mit 1370 Stimmen Majorität. Bei der Haupt wahl 1898 erhielten: Kreitling 16 127, Stockmann (cons.) 11359, Fischer 26 269 Stimmen. In der Stichwahl wurde Kreitling mit 28 562 Stimmen gewählt. Fischer erhielt 28 547 Stimmem — Das bedauerlich« Resultat ist die natürliche Folge des Zwistes im bürgerlichen Lager. In der letzten uns vorliegenden Nummer des „Evan gelischen Arbeiterboten" veröffentlichen die Vor standsmitglieder der evangelischen Arbeitervereine des Jülicher Landes eine lange Erklärung, welche die den christlichen Gcwerkoereinen drohende, von uns schon besprochene Gefahr, in ultramontanes Fahrwasser zu gerathen, klar erkennen läßt. Die genannten Vorstandsmitglieder vcrthridigen in ihrer Erklärung aus M.-Gladbach ihre Warnung vom 12. März d. I., sich von den Ultramontanen nicht ins Schlepptau nehmen zu lassen, sondern die Selbstständigkeit zu wahren. Wie geschickt die ultra montanen Leiter christlicher Gewerkvereine in den Gewerkvereinen selbst, die unpolitisch bleiben sollen, für den Ultramontanismus Propaganda machen, darüber entnehmen wir der angeführten Erklärung die nachstehenden lehrreichen Angaben. In der Generalversammlung des christlichen Textilarbeiterverbandes für Gladbach und Umgegend sprach am 12. März der Vorsitzende, ein Geistlicher, von „unserem verehrten Görres", ein katholischer Hauptlehrer von „unserem seligen Mallinckrodt". Bekanntlich war Görres, wenn auch kein Ultramontaner der heutigen Art, so doch ein Vorkämpfer der ultramontanen Weltanschauung und ein Mann, der nur von der römisch-katholischen Kirche das Heil für die Völker erwartete; Mallinckrodt aber ist einer der Be gründer und ersten Führer der Eentrumspartei gewesen. Nicht weniger anstößig als ein derartiges Hineinziehen klerikaler Größen in die Verhandlungen war das unbesonnene Auftreten eines Herrn Pesch aus Crefelo in der Gladbacher Generalver sammlung. „Wir gönnen den Fabrikanten nicht, daß sie nur die Säcke füllen und -wir darben." Solche auf Grund einer ganz einseitigen Darstellung des Crefelder Streiks ausgesprochenen aufreizenden Worte haben in Crefeld selbst bereits das Zu sammengehen der christlichen Textilarbeiter mit den Socialdemo- kraten zur Folge gehabt. Das mag den klerikalen Social politikern vom Schlage des Herrn Fuchs nicht anstößig er scheinen, den Vorstandsmitgliedern der evangelischen Arbeiter vereine des Jülicher Landes wird man es nachfühlen, wenn sie Ucbertreibungcn der geschilderten Art als nicht im Interesse des Arbeiterstandes liegend bezeichnen. Ebenso einleuchtend ist es, daß letztere gegen das Anerbieten des Verbandsorgans der katho lischen Arbeitervereine der Erzdiöcese Köln, der „Westdeutschen Arbeiterzeitung", den interkonfessionellen Gewerkvereinen als vorläufiges Organ zu dienen, so lange sie kein eigenes gegründet haben, Einspruch erheben. Ein Blatt, welches in derselben Nummer, die jenes Anerbieten enthält, den Freiherrn von Ketteler verherrlicht, gehört nicht in interconfessionelle Gewerk- « »LL«« bvo 6, «odurx 2250 8, 00 8., 5lLeiiuü650O8, ;t<> D»dII>«u»<-r 8., 0550 (>,, >0 15800 8. 0 <),, 8950 8 . riskit 4300 6,, NOO 8., »el«vv 2625 8. >000 8., Lsisei Hiinix l-uOvi- 10 850 0. V«r. lioselldluwell mdurx 1625 6. 1, vossr krilr ) 8. 8. ks!i ik d«i 8voä«r-- cvrU» 21400 0., 1750 3225 1475 2900 3250 2575 12950 1800 3050 270 2675 230 25100 30 1600 2150 370 1413^ 775 I 4125! 4200 — 5000 I — > 7925 äsrs k'risiiricü rk»ev dsjxedil. BezugS'Prei- tn der Hauptexpedition oder den im Etadt- bezirk und den Vororten errichteten Aus gabestellen abgeholt: vierteljährlich4.50, bei zweimaliger täglicher Zustellung ins us 5.50. Durch die Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: vierteljährlich 6.—. Direkte tägliche Kreuzbaiidienbiulg ins Ausland: monatlich 7.50. so tiea 3790 sa l 26,60 eoot I 2'« tst. udsr» äer deutixell LeUvsin« «iv-z : olills Lopkeritetiea Samoa und Tonga. -t> In England läßt man sich durch den Zorn, welchen seine stupende „deutschfreundliche" Südseepolitik überall in Deutschland erregt bat, nicht irre machen. Während man einerseits dadurch Deckung sucht, daß man Amerika als Sündenbock bezeichnet, ist man andererseits bemüht, die Samoa-Angelegenheit dilatorisch zu behandeln, Zeit zu gewinnen und unterdessen die Verhältnisse in Apia sich weiter zu Gunsten Englands „entwickeln" und consolidiren zu lassen. Etwas Andere« wenigstens ist auS der folgenden Meldung nicht herauözulesen: ' Berlin, 12. April. (Telegramm.) Die „Berliner Neuesten Nachrichten" schreiben: Nachdem von der amerikanischen und eng lischen Regierung der deutsche Vorschlag, eine Specialcommission nach Samoa zur Beilegung aller dort schwebenden Differenzen zu entsenden, accrptirt worden war, werden jetzt englischerseits gegen daS bereits im Princip angenommene Erforderniß der Ein stimmigkeit für Entscheidungen der Commission neue Weige rungen erhoben. Darauf, daß die Beschlüsse der Obercommission einstimmig gefaßt werden, kommt für Deutschland Alles an, und wenn England in directem Widerspruch mit dem Geist und dem Wortlaut der Samoaacte dem nicht zustimmen will, so beweist cS eben, woraus wir schon einmal hinwiesen, daß es eine Einigung überhaupt nicht will. ES ist gut, daß, wie „Standard" und „Berl. N. N." gleichzeitig berichten, die Leutscke Reichsregierung die Ernennung ihres Bevollmächtigten vavon abhängig gemacht hat, daß englischerseits die noth- wendigeu Garantien gegeben sind, um dieRcspectirung der deutschen Vertragsrechte in Samoa zu sichern. Wir freuen nnS, daß das tiefgehende und berechtigte Mißtrauen in die englische Ehrlichkeit, daS unausrottbar in der öffentlichen Meinung Deutschlands, ja aller Welt wurzelt, auch in unser Auswärtiges Amt übergegangen ist. Nur so läßt sich mit England verhandeln. Aber noch Eins muß hinzukouimen: Festigkeit und Entschlossenheit. Wie aus der im Morgenblatte mit- getheilten osficivsen Auslassung des „Hamburger Corr." bervorgcbt, lassen eS die Träger unserer auswärtigen Politik, Gott sei Dank, hieran nicht fehlen. Was mit uns nur wenige deutsche Blätter auszusprechen wagten: „wir fordern Genügt huung", dieses Verlangen macht das Hamburger Blatt sich jetzt zu eigen und fügt hinzu, daß, wenn auch eine Erledigung der Angelegenheit auf diplomati schem Wege zu erwarten sei, die Negierung vor keinem nothwendigen Schritte zurückschrecken werde. Der fortgesetzten Weigerung Englands gegenüber betr. der Einstimmigkeit kann sie sehr rasch in die Lage kommen, diesen Muth zu bethätigen, und sie wird dabei ganz Deutschland hinter sich haben. Ob die Sache im Reichstag zur Sprache gebracht werden wird, dürfte sich heute entscheiden. Wie berichtet, wurde gestern dort wegen einer Samoa-Interpellation vertraulich verhandelt. Wie die Dinge jetzt liegen, kann es die Position unserer Regierung England gegenüber nur wesentlich stärken, wenn sie vor dem Lande erklärt, Deutsch lands Interessen energisch wahren zu wollen, und wenn der Reichstag ihr hierbei sein volles Vertrauen votirt. Was den Tonga-Zwischenfall anbelangt, so findet der Schritt Englands eine grelle Beleuchtung durch den zwischen Deutschland und England am 6. April 1886 ab- rL»«d. ksräsd. trilssb. Uioll 8erxv. viillir ilvslm bUsktr. -ksräd. cinslld. isoll cd8t-L -Lust. d.-8sä. 6rub. srxv. rxb.-6. 8tse8 »rrsN. in wänst. k k. ».8 8srxv. ÜLUSL 157,90 - j» i Ilar» MpMer TllgMM Anzeiger. Amtsblatt des Königlichen Land- und Amtsgerichtes Leipzig, des Rathes nnd Nolizei-Amtes der Ltadt Leipzig. 91,- 179,2) 256 50 114,- 127 25 236,60 196,- 191,50 205,75 118,25 120,w 85,25 58,80 r»« Ludix, l. uek vsrdoteo > 7, 6sl<1 ! Uriei 190,5) 300,60 86, - - 156.50 349.50 304,55 144,- 135,- 189,30 238,— 170,— 178,10 174.50 143,- 228,25 103.75 129,- 125,— 345.50 538, - 316,- 154,— 184,- 324.50 151,— 118.75 257.75 188,35 215,75
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