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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.06.1899
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1899-06-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18990608028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1899060802
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1899060802
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1899
- Monat1899-06
- Tag1899-06-08
- Monat1899-06
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VkilW M LeiWM ÄükblliN M AiWM K. N?, ImeMg, s. Km M. (AbÄ-AiisBe.s Königreich Sachsen. Die »orlteaend« Nummer enthtllt an anderer Stelle noch folgend, unter diese Rubrik fallende Sonderartikrl: Ernennungen, Bei setzungen »c. in» öffentlichen Dienste. — 26. Deutscher Gastwirt!,«, tag ia Dre-den. — Soinmerlheater in den Drei Linden. — Berein der Hausbrauitiunrn zu Leipzig. * Leipzig, 8. Juni. Nach Inkrafttreten deS Bürger lichen Gesetzbuchs für das Deutsche Reich darf, mangels einer UebergangSbestimmuog im Eiuführungögesetze, eine Ehe nur geschlossen werden, wenn die von dem Bürgerlichen Gesetzbuche ausgestellten Eheerfordernisse sämmtlich vorhanden sind; nach Ablaus des Jahres 1899 kann z. B. ein Mann zur Eheschließung nur zugelassen werden, wenn er volljährig ist (d. h. entweder das 2l. Lebensjahr vollendet hat oder für volljährig erklärt worden ist). Der Vorschrift des Bürgerlichen Gesetzbuchs, daß der Ebe ein Aufgebot vorbergehen soll, ist aber genügt, wenn da« Aufgebot nach Vorschrift deS in dieser Beziehung unverändert bleibenden PersonenstaudSgesetzeS ergangen und bei Prüfung der Eheersordernifse nur das bisherige Recht zu Grunde gelegt ist. AuS dieser Rechtslage folgt, daß der Standesbeamte, der nach Inkrafttreten des Bürgerlichen Gesetzbuchs um Schließung einer Ehe angegangen wird, für welche daS Aufgebot schon vorher erlassen war, jedeSmal noch besondere Ermittelungen darüber anstelle» müßte, ob nach dem Bürgerlichen Gesetzbuche Ehehindernisse vorhanden sind. Um den Verlobten Weitläufigkeiten zu ersparen, werden die Standesbeamten die Verlobten und zwar mit Rücksicht darauf, daß die Aufgebote 6 Monate Giltigkeit bebalten, spätestens von Mitte Juni ab, jedeSmal zu befragen haben, ob die Ehe erst im Jahre 1900 geschlossen werden soll und bejahendenfalls die Eheerfordernisse nicht nur nach dem bis herigen Rechte, sondern auch nach dem Bürgerlichen Gesetz buche zu prüfen haben, ehe sie daS Aufgebot erlassen. Bei Ausstellung einer Bescheinigung oder Ermächtigung zur Ehe schließung vor einem anderen Standesbeamten wird ferner ein Vermerk darüber in die Urkunde auszunebmen sein, wenn die Prüfung der Eheerfvrdernisse auch nach den Vor schriften deS Bürgerlichen Gesetzbuches stattgefunden hat. DaS Ministerium deS Innern veranlaßt deshalb jetzt im Einverständniß mit dem Justizministerium die KreiShaupt- mannschasten, Sorge dafür zu tragen, daß die Standes beamten des Regierungsbezirks mit entsprechender Anweisung versehen werde». -g- Leipzig, 8. Juni. Von einem ärztlichen Bezirksverein der Kreiöbauptmannschafl Leipzig war einem Gemeindc- krankenversicherungSverbande mitgetheilt worden, der Bezirks verein habe beschlossen, seine» Mitgliedern die Ueberuahme der ärztlichen Behandlung der Mitglieder des bezeichneten CassenverbandeS vom 1. Januar 1899 ab nur dann zu gestatten, wenn bei Berechnung deö Honorars nickt mehr wie bisher eine angenommene, sondern die wirk liche Mitgliederzahl deS Verbands zu Grunde gelegt werde und daß hierauf die beiden bisherigen Acrzte des Verbandes ein Verhandeln über einen Vertragsabschluß auf einer anderen Grundlage von vornherein unter der Begründung abgelehnt haben, sie seien durch den Beschluß des BczirksvereiuS, gegen den sie nicht Protest entlegen könnten, gebunden und dürsten nur unter der erwähnten Voraussetzung die Mit glieder des Verbandes ferner behandeln. — Wie nun hierauf in einer Verordnung der königl. KreiShauvtmannschaft hervor gehoben wird, erscheint sowohl der genannte Beschluß deS ärztlichen ÄezirkövereinS, als auch daS von ihn« beobachtete Verfahren nicht als zulässig. Der Verein fei nicht berechtigt, in dieser Weise bestimmte, seine Mitglieder bindende Grundsätze oder Bedingungen für die ärztliche Behandlung des PublicumS bez. von Krankenkassen- Mitgliedern zu beschließen und anfzustellen. Deshalb wird der fragliche Beschluß deS Bezirksvereins als ungiltig Oberaufsichtswegen außer Kraft gesetzt. icl. Leipzig, 8. Juni. In der gestrigen Sitzung der Stadt verordneten ist die Beschlußfassung darüber, ob die Wind müh l e n st r a ß e von der Emilienstraße bis zum Bayerischen Platze mit australischem Holzpflaster befestigt oder mit bossirten Steinen I. Elaste gepflastert werden soll, bis nach dem I. Juli, dem Amtsantritt des neuen Stadtbaurathes Herrn Franze, vertagt worden. Zu dieser Angelegenheit war eine Petitionvon Anwohnern der Windmühlenstraße eingegangen, in welcher sehr eingehend die Gründe dargelegt wurden, welche für die Befestigung der genannten Straße mit Holzpflaster sprechen. Wie wir erfahren, wird sich auch der Süd- vor st ädtischeBezirks verein in seiner nächsten Sitzung mit dieser Frage beschäftigen und es ist kein Zweifel, daß dieser Berein sich ebenfalls noch an die Stadtverordneten wenden wird. An dieser Stelle wollen wir nur noch der Hoffnung Ausdruck geben, daß durch die Aussetzung des Beschlusses die Herstellung der Windmühlenstraße keine Verzögerung bis in das nächste Jahr hinein erleidet. Es ist tatsächlich nöthig, daß für die baldigste Beseitigung des mit dem starken Fährverkehr verbundenen überaus belästigenden Geräusches durch die Ver wendung eines geeigneten Pflasters gesorgt wird. Zu unserem Berichte in der heutigen Morgennummer sei übrigens noch be merkt, daß infolge Druckfehlers Herr Stadtrath Enke als der jenige genannt war, der für das Holzpflaster eintrat. Es muß Herr Stadtrath Esche heißen. -ß- Leipzig, 8. Juni. Die Verordnung des königlichen Ministeriums deS Innern vom 28. December 1882, betreffend die Sicherung der Schauspielhäuser Argen Feuer-- gefahr ist in jüngster Zeit dahin abgeäudert worden, daß am Schlüsse eines jeden Kalenderjahre- au Stell« einer beglaubigten Abschrift der über die Be sichtigung der Schauspielhäuser aufgenommenen Niederschriften diese Niederschriften selbst in der Urschrift der Kreis hauptmannschaft zur Prüfung vorzulegr», sind. Dies gilt auch für die Niederschriften über die Besichtigung der nur vorübergehend zu Schauspielausführungen benutzten Locale, worüber vesondere Formulare au-zufülleu sind. — Ein für die Handelsstadt Leipzig überaus wichtiges Büchlein ist soeben in neuer Auflage erschienen: daS „P ostbuck zum Gebrauch für das Publicum in Leipzig". Die Herausgabe des PostbucheS, wtlche in früheren Jahren Ende October erfolgte, ist diesmal bis Ende Mai verschoben worden, damit sowohl die seitdem eingetretenen wesentlichen Aenderungen der Postordnung und der Tarif» berücksichtigt werden, als auch die neuen Einrichtungen im hiesigen Hauptpostgebäude u. s. w. im Texte des Buches Aufnahme erhalten konnten. Der Inhalt umfaßt, genau nach dem gegenwärtigen Stand, in dem einen Haupttheil die wichtigeren allgemeinen Bestimmungen für Post sendungen und Telegramme und in dem anderen die Darstellung der örtlichen Verkehrseinrichtungen für Leipzig nebst Vororten; es ist darin Auskunft zu finden über alle hiesigen Post- und Telegramm-Annahme-, über die Ausgabestellen und ihre Befug nisse und Dienststunden, ferner über alle Briefkasten, das Be- stellungSwesen hinsichtlich aller Arten von Sendungen, den ZeitungSbezug, di, Gebührensätze für OrtSsendungen, Benutzung der Stadt-Fernsprechrinrichtung, über die abgehenden und an kommenden Züge zur Postbeförderung, die im Umkreise von 10 geographischen Meilen befindlichen Postorte u. s. w. Das Postbuch ist bei sämmtlichen Post- und Telegraphenanstalten in Leipzig und den Vororten, das Exemplar für 50 H, zu beziehen. * Leipzig, 8. Juni. Die Erben de» kürzlich verstorbenen Herrn Geheimen StaatSratheS Prof. vr. v. Strümpell, Ehrenmitgliedes des Leipziger LebrervereinS, habe» aus defseu Nachlaß der Pädagogische»» Centralbibliothek (ComeniuS- Stiftuna) eine reiche Schenkung von über 300, den ver- schiedeosien Zweigen der pädagogischen Wissenschaft zu gehörigen Schriften überwiesen. Zu Ehren des verstorbenen Lehrer- em. Julius Berg er, Ehrenmitglieds deS Leipziger LebrervereinS, hält genannter Verein heute, Donnerstag, Abend 8 Ubr eine Trauerfeier im LehrervereinShaute ab, wozu alle Freunde des Entschlafenen eingeladen werden. — Zur Umgestaltung des Sächsische», Pestalozzi- vereinS in eine RecktScasse gelegentlich der zu Michaelis in Leipzig tagenden Allgemeinen Sächsischen Lehrerversamm- lung werden die Mitglieder veS PestalozzivereinS in Leipzig olgende Anträge einbringen: Der Zweck deS Sächsischen ZestalozzivereineS soll sein: pensionSberecktigten Wittwen »nd Waisen verstorbener Mitglieder einen Zuschuß zur Pension zu leiste» und anßerdem besonders bedürftige Hinter- assene zu unterstützen. Zu diesem doppelten Zwecke gliedert ich die Lasse des PestalozzivereiuS in eine RechtScasse und in eine WobltbäiigkeitScasse. Die Mittel zur WohltbätigkeitS- cassc liefern die testamentarischen Stiftungen im Pestalozzi- vereine. In die RecktScasse fließen alle anderen Einnahme» deS Vereins. Die Summe der jährlichen Einnahmen der RechtScasse dividirt durch die Anzahl der in den Jahres berichten der BezirkSvorsteher genannten Empfangsberechtigten ergiebt die Zusckußquote für eine Wittwe oder Waise auf« Jahr. Dieser Zuschuß soll aus der WvhltbätigkeitScasse für besonders Bedürftige der Bedürftigkeit entsprechend erhöht werden. * Leipzig, 8. Juni. Mit der neuen Fassade der Paulinerkirche, die sich jetzt, wo daS Gerüste fällt, vo» Tag zu Tage mehr in ihrem Reichtbum und ihrer Schön heit zeigt und die bewundernden Blicke der Vorübergehenden auf sich ziebt, bat das Architekturbild unseres AugustuSplatzeS, an dessen Gestaltung ziemlich sieben Jahrzehnte gearbeitet wird, endlich seinen Abschluß gefunden. Wo sich jetzt die aöphaltirte Straße von der ersten Bürgerschule am Augusteum »in bei der Grimniaischen Straße vorüber nach der Goethe- traße hinziebt, war in früheren Jahrhunderten der Stadt graben und die Stadtmauer. An der Stadtmauer lag das alte Panlinum, der Vorläufer des AugusteuniS, und daneben die Paulinerkirche. Diese war, gleichzeitig mit der ThoinaS- irche, in den 80er und 90cr Jahren des 15. Jahrhunderts erbaut worden. In unseren Stadtrechnungen gehen in diesen Jahren die Unterstützungen des RatbeS für beide Kirchen- baute» immer neben einander her. Die TbomaSkirche wird fast jedes Jahr unterstützt, die Paulinerkirche seltner. 1497 z. B. bezahlte der Rath 8 Schock Groschen als Beisteuer für daS Gewölbe der Paulinerkirche, wofür zum Danke das Wappen des Raths am Gewölbe angebracht wurde. Der Cbor der Paulinerkirche wurde erst in den Jahren 1519—1521 gebaut, und zwar wurde dabei den Paulinern ans wieder holtes Bitten vom Ralhe gestattet, ihn über die Stadtmauer hinaus bis in den Graben zu bauen: die sogenannte AbsiS sprang über die Stadtmauer vor. Nachdem aber Herzog Moritz 1543 mit einer umfassenden Neubesestignng der Stadt begonnen hatte, erschien dieser Einbau deS CborS in den FestnngSgraben bedenklich, und im September 1546 verlangte der Festungsbaumeister Otto von Dieskau sofortigen Abbruch der Absis. Die Universität mußte sich fügen, die AbsiS wurde weggeschnitten, und die Oeffnung sehr unschön durch eine von zwei Strebepfeilern gestützte Wand geschlossen. So er scheint die Paulinerkirche schon 1547 ans der ältesten Ab bildung der Stadt Leipzig, auf dem großen Holzschnitt, der die Belagerung Leipzigs in» Winter von 1546/47 darstellt, und so, mit den deutlichen Spuren der weggebrockenen Absis, erscheint sie auch noch in den bekannten GeiSler'schen Aqua rellen aus den dreißiger Jahren unseres Jahrhunderts. Dann, wohl gleichzeitig mit der Erbauung des Augusteums, wurde die Fassade restaurirt, wobei sie die Gestalt bekam, in der wir sie noch vor wenigen Monaten gesehen haben. Daß diese zu dem ganzen Architekturbilde des AugustuSplatzeS nicht mehr paßte, namentlich nachdem das Augusteum voll ständig umgestaltet war, darüber konnte wohl kein Zweifel sein, und so wurde denn auch, gleichzeitig mit der Er neuerung des Innern der Kircke, eine Umgestaltung der Fassade in Angriff genommen. Dabei hat die Kirche eine ähnliche Umwandiung durchmachen müssen wie in de», 80er Jahren die Thoniaökirche: was bisher gleichsau, Rücken ge- wesen war, mußte zum Antlitz gemacht werde», — eine schwierige Aufgabe für den Architekten. Aber sie mußte ge löst werden, wenn die Kirche nicht auf die Dauer daS ganze Architekturbild deS AugustuSplatzeS entstellen sollte, und sic ist in genialer und hoch erfreulicher Weise gelöst worden. Um noch kurz die Baugeschichle deS AugustuSplatzeS zu ver gegenwärtigen, sei daran erinnert, daß da- Augusteum (in seiner früheren Gestalt) von 1831 bis 1834 erbaut worden ist. 1835 wurde Felsche's HauS mit dem Cafä frantzaiS fertig, ebenso daS gegenüberliegende Eckhaus ver Grimniaischen Straße; beide waren an die Stelle deS 1831 abgebrochenen Grimmaischen Thore- getreten. 1836 bis 1838 folgte die Post (in ihrer früheren Gestalt), 1856 bis 1858 das Museum (in seiner früheren Gestalt), 1864 bis 1868 da- neue Theater. 1881 bis 1884 erhielt die Fassade der Post ihre jetzige Ge stalt, 1883 bis 1886 wurde der große Erweiterungsbau deS Museum- auSgesührt und gleichzeitig mit seiner Einweihung (1886) der Mendebrunnen enthüllt, 1895 bi« 1897 das Augusteum umgebaut und ihm seine jetzige Fassade gegeben. * Leipzig, 7. Juni. Schon vor einigen Monaten berich teten wir, daß Se. Königl. Hoheit der Prinz Ludwig von Bayern die Ehrenmitgliedschaft ,n dem in hiesiger Stadt bestehenden Königl. Sächs. Militär verein „In Bayern gedienter Militär-" huldvollst angenommen hat. Gelegentlich der Anwesenheit deS Prinzen zur landwirthschastlichen und Industrie-Ausstellung in Hof hatte gestern eine Deputation des Verein-, bestehend aus Herrn von BressenSdorf al- Vertreter der Ossiciere, sowie dem Vorsteher und Cassirer des Verein«, den Kame raden Lana und Bäu ml er, die Ehre, von Sr. Königl. Hoheit empfangen zu werden und ein Diplom überreichen ru dürfen. Der Prinz empfing die Deputation in äußerst leutseliger Weise uud unterhielt sich mit jedem einzelnen der Herren äußerst liebenswürdig, nicht nur die persönlichen und geschäftlichen Verhältnisse berührend, sondern auch diejenigen deS Verein- und der Stadt Leipzig, sowie deren Garnison. Hierbei zeigte sich der Prinz ausfallend gut mit allen be rührten Punkten vertraut. DaS prächtige, von einem Kameraden des Vereins angefertigle Diplom zeigt außer der recht« angebrachten WidmuugSschrift links einen auf wappen geschmücktem Sockel ruhenden Löwen, sowie die Figur der Bavaria, die huldigend nach den» al- Krönung des Ganze», angebrachten Medaillonbild deS Prinzen einen Lorbeerkranz reicht. Unterhalb der WidmuugSschrift ist ei», Ausblick auf München wirkungsvoll angebracht. u Leipzig, 8. Juni. Wegen mangelnden Anschlüsse» in Bayern traf der Vormittags 3 Uhr l8 Minuten auf dem Bayerischen Bahnhofe fällige Schnellzug heute mit einer Verspätung von 40 Minuten hier ein. */. Leipzig, 8. Juni. (Arbeiterbewegung.) Die Bäckergehilfen ließen sich in einer gestern in der „Flora" veranstalteten, von 250 Personen besuchten Versammlung von dem Tischler Herrn Meusch einen Vortrag über da« Recht aus Arbeit halten und beschäftigten sich dann mit ver schiedenen gewerkschaftlichen Angelegenheiten. Als e- dabei sehr unruhig wurde, zog eü der Vorsitzende vor, die Ver sammlung, ehe die Tagesordnung vollständig erledigt war, zu schließen. 2 Leipzig, 8. Juni. In einen, Hause der Nittcrstraße schoß sich in vergangener Nacht ein 36jähriger Markthelser infolge Aufkündigung seiner Stellung in selbstmörderischer Absicht 2 Kugeln in den Mund. Er wurde schwerverletzt in« Krankenhaus gebracht. — Ein 28 jähriger Klempner geselle, der in «inen, Hinterhause in der Sophienstraße mit dem Abdecken de» ZinkdacheS beschäftigt war, verlor, als er ein großes Stück Zinkblech ia den Hof hiuabwerfe» wollte, das Gleichgewicht und stürzte von etwa 5 Meter Höhe in den Hof hinab. Er brach den linken Oberschenkel und mußte im Krankenhause untergebracht werden. — Gestern Vormittag wurde in der Bahnhofstraße eine 51 jährige Wittwe von einem Fleischergeschirr umgerissen und leicht an den Füßeu verletzt. —* Ein 23 Jahre aller Buchhalter au« Dresden, der in einem hiesigen größeren Restaurant in Stellung war, wußte ick durck Unterschlagung von Werthm arken einen Nebenverdienst zu verschaffen. Die« wurde sckließlich ent deckt und der unehrliche Mensch verhaftet. — Em l8jährigeS Dienstmädchen, da« seiner in der Sophienstraße wohn» >aften Herrschaft einen Geldbetrag von 40 gestohlen und bis aus wenige Mark verthau batte, mußte sich deshalb bei der Polizei verantworten. — Hier aufgegrisfen wurde ein 20 Jahre alter Schweizer auS Lenk, Canton Bern, der bei einem Händler in Zeitz rin Fabrrad durch Betrug erlangt und eS hier veräußert batte. — In Hast ge nommen wurde ein 27 Jahre alter Arbeiter auS Creseld, der gestern Nachmittag eineu Fleischer, mit dem er in der FriedrichSstraße in Streit grrielh, mit einen» Messer nicht unerheblich am Kopfe verletzte. — Gestohlen wurde am Montag auS einer Kutsckerstube im Grundstücke !?ange Straße 16 unter erschwerenden Umständen KleidungS- tücke in, Werthe von circa 190 —* Vier von den Amtsgerichten Leipzig, Chemnitz und Stollberg, sowie der Staaisanwaltschaft Cbemuitz wegen Diebstahls, Betrugs und RücksallbetrugS steckbrieflich verfolgte Personen, ein Kürschner auS Driesen, eine Dienstmagd auS Groß-Sckirakowitz, ein Kaufmann von hier und eine Arbeiterin au« KarSdors, wurden heute Morgen in hiesigen Herbergen von der Polizei auSgemittelt und fest- genommen. — Verhaftet wurde ei», vo», der StaatSanwalt- chaft Hannover wegen Kuppelei steckbrieflich verfolgter, 32 Jahre alter Handelsmann von hier. — Wegen Ver brechens im Sinne tz 176, 3 de« ReichSstrasgesetzbucheS wurde von der Polizei ein 20 Jahre alter Komiker auS Gemmlitz in Haft genommen. —* Auf den, Schleußiger Wege in Kleinzschocher brach gestern Vormittag an einen» mit Ziegeln beladenen Wagen das rechte Hinterrad, wobei der Wagen auf da« Gleis der elektrischen Bahn zu liegen kam. Der Betrieb erlitt hierdurch eine beinahe »/istündige Verzögerung. n. Wurzen, 7. Juni. Aus Furcht vor Strafe hat sich ein lljähriger Knabe, der Sohn eines hiesigen Mühlen arbeiters, am 6. d. M. das Lebe», genommen. — Burgstädt, 7. Juni. Die Frage, ob notorische Socialdeniokraten als Schulausschußmit- glieber fungiren können, hat nun durch eine Entscheidung des Ministeriums des Cultus und öffentlichen Unterrichts seinen Abschluß gefunden. Der hiesige Drucker und Verleger der „Voltsstimme", Landgraf, war als Stadtverordneter in den Schulausschuß gewählt, und die Wahl war von der königlichen Vezirksschulinspection aufgehoben worden, da sie nicht mit dem Geiste des Volksschulgesetzes im Einklang stehe. Landgraf wandte sich beschwerdeführond an das Cultusministerium. Seine Beschwerdcschrift gründete sich in der Hauptsache auf zwei Aus führungen. Erstens bestritt er der Vezirksschulinspection das Recht, die Entfernung eines in den Schulausschuß gewählten Stadtverordneten zu verfügen, zweitens behauptet er, daß in seinen persönliche», Verhältnissen als Socialdcmokrat kein aus reichender Grund zur Rechtfertigung einer solchen Maßregel gegeben sei. Demgegenüber weist die oberste Schulbehörde daraus hin, daß den Bezirksschulinspectionen gesetzlich dieses Recht zu steht, und billigt die getroffene Ausschließung, indem sie aus führt, daß die von Landgraf vertretenen socialdemokratischen Ideen schlechterdings unvereinbar seien mit denjenigen Ge sinnungen, deren Erzielung bei der Jugend als vornehmste Auf gabe der Volksschule zu betrachten ist, denn die Grundlagen sittlich-religiöser Bildung, welche nach dem Gesetz den Schülern durch 'Unterricht und Erziehung in der Volksschule übermittelt werden sollen, sind lediglich in einer mit der christlichen Religion im Einklang stehenden Sitten-und Pflichtenlehre zu suchen, die vor Allein auch auf die Hebung und Stärkung gesetzlichen Sinnes gerichtet sein muß. Ferner wird in der Begründung gesagt, wenn die Bczirksschulinspection angenommen habe, daß ein aus gesprochener Agitator für die revolutionäre Socialdemokratie nachtheilig für das Schulwesen einwirke, so habe das Ministerium keinen ausreichenden Anlaß gehabt, die Verfügung der In spektion wieder aufzuheben. Diese Entscheidung der obersten Schulbehörde, der man allgemein mit großer Gespanntheit ent gegensah, wird für alle Schulgemeinden des Landes von be sonderem Interesse sein, denn cs besteht nun auch in Sachsen ähnlich wie in Preußen die Bestimmung, daß Socialdemolraten Schulvorstandsmitglieder nicht sein können. * Mittweida, 7. Juni. Das Stadtverordnetencollegium hatte in seiner letzten Sitzung u. ,A. über eine Rathsvorlage, Aufnahme eines Darlehns von 850 000 oA bei der Ver sicherungsanstalt für das Königreich Sachsen betr., zu beschließen. Diese Aufnahme macht sich insbesondere nöthig durch den Bau eines neuen Bürgerschulgebäudes und den Ankauf der hiesigen Gasanstalt. Rach kurzer Debatte wurde unter Beitritt zum Rathsbefchlusse die Aufnahme einer Anleihe von 850 000 genehmigt. I?. Vhemnttz, 7. Juni. Die Falschmünzerbande, deren Aushebung wir s. Z. meldeten, stand heute vor dem hiesigen kgl. Schwurgericht. Dieselbe trieb bekanntlich im benachbarten Borna ihr Unwesen und hatte Fünfmarkstücke, Thaler, Zweimarkstücke und Markstücke in großen Mengen fabricirt. Das Schwurgericht verurtheilte den ain 27. Sept. 18ä2 in Oberhermersdorf geborenen, wegen Münzverbrechens bereits zweimal mit je 4 Jahren, ferner mit 5 und 11 Jahren Zuchthaus vorbestraften Hauptschuldigen Schuhmacher Friedrich Ferdinand Felber wiederum zu 10 Jahren Zuchthaus, 10 Jahren Ehrverlust und zur Stellung unter Polizeiaufsicht, seine gleichaltrige Ehefrau zu 6 Monaten Gefängniß und 1 Jahr Ehrverlust, den früheren Polizeidiener Äinkezu 3 Jahren Ge- fängniß und fünfjährigein Ehrverlust, sowie dessen Sohn und Schwiegertochter zu 3 Jahren resp. 1 Jahr 6 Monaten Gefängniß und entsprechendem Ehrverlust. * Meerane, 7. Juni. Heute früh stellten auf einer An zahl Bauten die Maurer die Arbeit ein. Der Grund hierzu lag in einer Bekanntmachung, die die Bauarbeitgeber von Meerane am 1. Juni veröffentlichten, in der es hieß, daß vom 5. Juni ab an Stelle der bisherigen zehnstündigen die elfstiindige Arbeitszeit eingeführt werden sollte. In einer daraufhin ab gehaltenen Bersanimlung beschlossen die Maurer jedoch, diese Forderung direct zurückzuweisen und die zehnstündige Arbeits zeit beizubehalten. In einer heute von 16 Bauherren ver öffentlichten Bekanntmachung erklären dieselben, daß, sofern nicht ain Montag, den 19. d. M., auf ihren Bauplätzen wieder von früh 6 Uhr bis Abends 7 Ahr gearbeitet wird, sie an diesem Tage ihre Bauten für die zur Zeit hier beschäftigten Arbeiter schließen. Sie sehen bis zum 12. d. M. einer bestimmten Er- klärung entgegen. In einem Nachtrag am Schluffe dieser Be kanntmachung heißt es: Infolge des am heutigen Tage aus gebrochenen Streikes hat der Bauarbeiter-Verband beschlossen, auf sämmtlichen Bauten heute Mittwoch Abend die Arbeit ein- zustellcn. — Werda», 7. Juni. Eine für die Zukunft unserer Stadt vielleicht recht wichtige Angelegenheit ist gestern in der Stadtverordneteusitzung zur Besprechung gebracht worden. E« handelt sich um da« Gesuch eine- ConsortinmS, da« in unserer Stadt und deren Umgegend nach Kohlen bohren will und nun darum ersucht, da« Abbanrcckt auf den städtischen Grundstücke» zu rihalten. Man beschloß, den vom Herrn Bürgermeister entworfene» Vertrag dem NcchtS- auSschuß zur Prüfung vorzulegen «nd betreffs etwaiger Schädigung der Wafserverhältnisse durch die Bohrungen auf »rivatem Wege Erkundigungen einzuzieben. Die Formalitäten ,n dieser Angelegenheit dursten also leicht zu erledige» sein; in hohem Maße zu wünschen bleibt dann nock, daß da« Consortiuui in seinem Bestreben, unserer Stadt eine fegen«- reiche Fülle von Kohle» zu erschließen, recht gute Erfolge Haber, möge * Aretterg, 7. Juni. Auf der königl. Grube „Himmels fürst" verunglückte vorgestern der Bergmaurer Karl Friedrich Hengst aus Niederlangenau tödtlich. Dem Un glücklichen wurde der Hinterkopf durch eine fallende Wand voll ständig zertrümmert. Hengst hinterläßt Frau und 6 Kinder. — Am vorigen Sonntag wurde im hiesigen Dom der neue Domdiatonus Karl Wilhelm Förstemann, bisher Pfarrer in Königswalde bei Annaberg, vom Ephorus Superintendent Häffelbarth in sein Amt eingewiesen. Bürgermeister vr- Schroeder überreichte Namens der Collaturbehörde die Be rufungsurkunde. — Von dem königl. Schwurgericht zu Freiberg wurde der Gastwirth Karl Heinrich Fröbel aus Voigts dorf von der gegen ihn erhobenen Anklage, sein eigenes Grund stück am 26. December v. I. in Brand gesteckt zu haben, frei gesprochen, dagegen wegen versuchten Versicherungsbetruges zu 2 Jahren 3 Monaten Gefängniß verurtheilt. * Zwickau, 7. Juni. Bei dem l05er Fest hier erregten außer dem 93jährigen Feldwebel Schönberger noch der mehr als 80jährige rüstige Hantboist Schubert und der 1870/71 zum Krüppel geschossene (einbeinige) Invalid Schalter aus Dresden die Aufmerksamkeit. Beide trugen Uniform, Schalter die Invaliden - Uniform. — Die Socialdemokraten hiesiger Stadt haben beschlossen, bei der in diesem Jabre hier stattfindenden Wahl eine» Ab geordneten der Stadt Zwickau zur 2. Ständekammer sich nicht zu betheiligrn. — Die hiesigen Töpfer und Ofen setzer sind ia die Lohnbewegung eingetreten. Sie fordern höhere Löhne und höhere Auslösung bei aus wärtiger Arbeit. ** Öberwtescuthal, 7. Juni. Der bedeutende Er weiterungsbau des Fichtelberghouses schreitet rüstig vorwärts. Bis jetzt ist die Kelleranlage und der Bau selbst bis zum Erdgeschoß fertig gestellt. Wei dem ungemein starken Besuche des tzichtelberghauses, dessen Bewirthschaftung fetzt eine sehr gute ist, wäre lebhaft zu wünschen, daß der Anbau Heuer noch benutzt werden könnte. Der hölzerne Neben bau, der im vorigen Jahre ausgeführt wurde, bewährt sich vor trefflich. i. AuS Sem Vogtland«, 7. Juni. Erst jetzt hat man ent deckt, daß die altehrwürdige Kirche zuLandwüst bei Mark neukirchen bei dem Gewitter am Donnerstag nach Pfingsten ein Blitzstrahl getroffen hat. Der Glockenläuter entdeckte dieser Tage in dein Boden über dem Glockenstuhl, daß die Bretter durch gebrannt waren. Bei näherer Besichtigung stellte sich heraus, daß etwa eine halbe Schütte Stroh, die jedenfalls die Schiefer decker vor Jahren oben im Thurme hatten liegen lassen, voll ständig verbrannt war und daß bereits zwei Bretter soweit in Brand gerathen waren, daß handhoh« Löcher durchgebrannt sind. Ohne daß Jemand etwas ahnte, stand das alte Gotteshaus in größter Gefahr. ** Aue, 7. Juni. Heute in früher Morgenstunde brach hier in der Schwarzenberger Straße im Hause des Fleischermeisters Günther, jedenfalls durch die Räucherkammer verursacht, im Dachgeschoß Feuer aus. Durch die Flammen wurde dieses Haus, sowie das angrenzende Fleischer Krauße'sche HauS voll ständig zerstört. Die in tiefem Schlafe liegende!» Bewohner beider Häuser konnte»' nur mit Mühe gerettet werden. Die im Obergeschoß schlafenden Dienstboten flüchteten nur nothdürftig bekleidet aus der Feuerstätte. Gerettet konnte sehr wenig werden. Die Nachbargebäude waren schwer bedroht. — Zittau, 8. Juni. Der Iustizminister vr. Schurig traf au» Dienstag Abend mit seiner Gemahlin in Zittau ein und nahm in Hütter'S Hotel Wohnung. Gestern Vormittag begab sich der Minister nach Reichenau, um daS dortige neue Amtsgericht zu besichtigen, bei dessen Einweihung der Minister s. Zt. persönlich nicht zugegen sein konnte. 8. Ttrchla, 7. Juni. Vor einigen Tagen referirte Herr Bürgermeister Härtwig- Oschatz hier über seine Thätigkeit als Landtagsabgeordneter und überzeugte nach dem hiesigen „Wochenbl." die Erschienenen davon, daß er besonders in der Strehlaer Amtsgerichtsangelegenheit sein Möglichstes ge- than habe, brachte die amtlichen Berichte darüber zur Kenntniß der Anwesenden und versprach, nach Kräften dahin wirken zu wollen, eine abermalige Petition um Errichtung eines Amts gerichtes in Strehla eine bessere Censur als die der „Kenntniß- nahme" zu erwirken. Weiter verbreitete sich Redner über die Staatssteuern. Das Gesammtresultat des Abends läßt sich dahin zusammrnfassen, daß die Erschienenen vollständig davon überzeugt waren, daß 'Herr Härtwig in Sachen der Errichtung eines Amtsgerichtes in Strehla Alles das gethan hat, waS er als Vertreter unserer Stadt im Landtage thun konnte. Letzte Nachrichten. 6.8. Berlin, 8. Juni. Der BezirkSeisenbahnrath von Berlin lehnte den agrarischen Antrag, Ausgabe billiger Fahrkarten für Arbeiter einzustellen, mit Allen gegen sieben Stimmen ab. * Part«, 8. Juni. „'Libre Parole" kündigt eine Unter suchung gege», Lion und Matthieu DreyfuS an in einer Klageangelegenheit des Obersten Cordier. Es handelt sich um eine Shrenkränkung. — Dem „Journal" zufolge ist im Justizpalast nachdrücklich von einer Ver folgung Quesnay de Beaurepaire's die Rede. Die Regierung soll beabsichtigen, vor dem OrdcnSrath der Ehren legion wegen Beleidigung des Präsidenten der Republik Klage zu führen. — Der „Figaro" veröffentlicht das Fac simile einer eigenhändigen Erklärung Esterhazy'S, in der dieser bestätigt, das Bordereau geschrieben zu haben. — Die Maires verschiedener Ortschaften in den Departements Seine und Loire theilten ihren Präfecten mit, daß sie sich dem Anschläge des RevisionS- urt Heils widersetzen. — Dem „Serie" zufolge hätten die Dclegirten der parlamentarische», Gruppen in ihrer gestrigen Unterredung mit Dupuy verlangt, daß die Generale Zurlindrn und HervS, der Generalprocurator Bertrand und der Procurator Feuillotey von ihren Posten entfernt würden. Dupuy's Antwort hätte un bestimmt gelautet. Bezüglich Zurlindcn's habe er erklärt, daß dieser auf seinem Posten bleibe. * Part-, 8. Juni. Der „Agence HavaS" wird auS Pretoria gemeldet: Präsident Krüger ist auS Bloemfontein hier wieder eingetroffen und bei seiner Ankunft sehr herzlich empfangen worden. Das Ergedniß seiner Co», ferenz mit dem Gcneralgouverneur der englischen Cap- colonie, Sir I. Miln er, wird morgen früh veröffent licht. Man ist bezüglich dieses Ergebnisses hier voller Hoff nung, und es wird versichert, daß hinsichtlich der Wahlrechtsfrage, die den Hauptgegenstand der Berathungen bildete, ein Com- promiß geschlossen worden sei. Leraniwortlicher Redactenr vr. Her«. Küchltn- in Lelpzk»
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