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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.10.1899
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1899-10-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18991011011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1899101101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1899101101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1899
- Monat1899-10
- Tag1899-10-11
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L Beilage ziim 8eijM Ägebllitt M AWiger Ni. SI!!, Mtmch, 1l.8Mer MS. MoM-ANUbe.) Neue Heilstätte für Alkoholiker und Abstinenzschule. Fast ein halbes Jahrhundert ist seit jenem bedeutungsvollen 17. März vergangen, an welchem der Kandidat Dietrich mit zwei Männern, einem entlassenen Sträfling und einem Trunk süchtigen, in Lintors einzog und damit den Grund legte zu der ersten Trinkerheilanstalt in Deutschland. Seitdem sind überall, wo man den Alkohol fröhnt und der Sinn für humanitäre Be strebungen sich in christlicher Liebe bethätigt, derartige Heilstätten ins Leben gerufen: Deutschland allein zählt deren etwa 25. Wenn man aber hinblickt auf die Zahl der Armen, die der Rettung bedürfen und diese nur in solchen Instituten finden können, wenn man bedenkt, welche Verheerungen die überall und nicht zum wenigsten in unserem Vaterlandc weit verbreitete Trinksitte und die vielfach daraus resultirende Trunksucht in religiöser, sittlicher und wirthschaftlicher Beziehung anrichtet, so muß man mit Andreas ausrusen: „Was ist das unter so Vielen?" Eine stattliche Anzahl Unglücklicher allerdings ist es bereits, die dort Aufnahme finden kann, aber je mehr die Erkenntniß von dem Wesen dieser Institute der ihr anhaftenden, durchaus unbe gründeten abschreckenden Vorstellungen entkleidet wird, je mehr die Kunde von ihrer segensreichen Wirksamkeit durch Diejenigen, die daselbst ihr verlorenes Lebcnsglück wiedergefunden, in die Welt hinausgetragen wird, um so größer wird der Zudrang zu denselben, so daß schon jetzt nicht selten Aufnahmegesuchen nicht sofort entsprochen werden kann. Unter diesen Umständen ist es erfreulich, daß seit einiger Zeit, was die Trinkerrettung betrifft, ein frischer, fröhlicher Zug durch unser deutsches Vaterland geht. An verschiedenen Stellen, in Baden, Hannover u. s. w., wird die Errichtung von Trinkerasylen theils geplant, theils vorbereitet. Während diese aber meistens erst nach Verlauf längerer Zeit er öffnet werden können, thut die neue Curanstalt „Elim" beiHer - ford in Westfalen, das erste Institut dieser Provinz, das sich ausschließlich der Trinkerrettung widmet, schon seit Kurzem, Anfang October, ihre Pforten auf. Sein Leiter, Inspektor Wetters, hat in langjähriger Arbeit auf dem Gebiete des Trinkerrettungswesens reiche Erfahrungen gesammelt. Herr W., der die Anstalt mit Unterstützung einer Reih« von Freunden der Sache gründete, hat nämlich seit mehr denn 12 Jahren dem durch hervorragende Leistungen bekannten Trinkerasyl „Salem" des Landesvereins für Innere Mission in Schleswig-Holstein vor gestanden und verfügt daher über eine auf diesem Arbeitsfelde bis jetzt noch selten vorhandene Sachkunde; und wir zweifeln nicht, daß es der neuen Heilstätte bald gelingen wird, sich den selben guten Namen zu erwerben, dessen ihre holsteinische Schwesteranstalt sich erfreut. Ernennungen, Versetzungen rc. im öffentlichen Dienste. Im Geschäftsbereiche des Ministeriums des Krieges. Die Zahlmeister Franke vom Carabinier-Regt., Lehmann vom 1. Ulan.-Regt. Nr. 17 „Kaiser Franz Josef von Oesterreich, König von Ungarn", Thiel vom 2. Bat. 9. Jnf.-Regts. Nr. 133, Hartkopf vom 3. Bat. II.Jnf.-Regts. Nr. 139 unter Belassung in den Kommandos zur Wahrnehmung von Jntendantur-Sckrrtärstellen, den genannten Regimentern über den Etat zugetheilt. — Rositzka vom 2. Bat. 12. Jnf.-Regts. Nr. 177, zum Carabinier-Regt., Huhne vom 3. Bat. 3. Jnf.-Regts. Nr. 102 „Prinz-Regent Luitpold von Bayern", zum 2. Bat. Fußart.-Regts. Nr. 12, Pohle vom 1. Bat. 6. Jnf.-Regts. Nr. 105 „König Wilhelm II. von Württemberg", zum 1. Ulan.-Regt. Nr. 17 „Kaiser Franz Josef von Oesterreich, König von Ungarn", Koeßler vom 2. Bat. Fuß-Art.-Regts. Nr. 12, zum 2. Bat. 9. Jnf.-Regts. Nr. 133 versetzt. Departement des Kultus und öffentlichen Unterrichts. Erledigt: die zweite ständige Lehrerstelle an der katho lischen einfachen Volksschule zu Sebnitz. Eollator: das Apostolische Vicariat zu Dresden. Die Stelle gewährt nach dem Kataster ein Gesammteittkommen von 1200 und freie Woh nung, eventuell 300 c/k Wohnungsentschädigung. Gesuche sind bis zum 30. October direct an den Collator einzusenden. — Zu besetzen: die vierte Lehrerstelle an der oberen Schule zu Crottendorf. Eollator: die oberste Schulbehörde. Ein kommen außer freier Wohnung in der neuen Kirchschule 1200 Jaihresgehalt. Vorschriftsmäßig« Bewerbungen sind bis zum 20. Oktober an den königl. Bezirksschulinspector Schulrath Schreyer in Annaberg eingureichen; — eine ständige Lehrer stelle inGerSdorf, Bezirk Zwickau. Eollator: der Gemeinde rath. Gehalt: 1300 <^, steigend durch sechs von zwei zu zwei Jahren und durch sechs von drei zu orei Jahren zu gewährende Zulagen von je 100, beziehentlich 150 bis zu 2800 <^, darüber 250, beziehentlich 150 c// Wohnungsgeld. Auswärts verbrachte Dienstjahre werden vom 25. Lebensjahre an in Anrechnung ge bracht. Bewerbungsgesuch« mit sämmtlichen Zeugnissen bis in die neueste Zeit sind bis zum 31. Oktober bei dem Gemeinde- rathe einzureichen. Zchreberverein „Phönix" in L.-Lindenau. LI/. Leipzig, 8. October. Am vorigen Sonnabend hielt der Verein seinen ersten Vortragsabend in diesem Winter halbjahre ab. Herr vr. oaeä. Frische sprach in klarer und allgemein faßlicher Weise „Uebrr Kinderkrankheiten". Der Herr Vortragende ging von dem Gedanken aus, daß die KenntNiß des menschlichen Körpers und seiner Functionen für Jedermann wünschenSwerth, ja unentbehrlich sei. Hunderte und Tausende erreichten das Greisenalter nicht , weil ihnen die Kenntniß über die rechte Gesundheitspflege abginge. --- Man hat die Kranlheiten, deren es eigentlich Legionen giebt, in Ab- theilungen zu bringen gesucht. Als Eintheilungsgrund kann gelten die Veranlassung, die Dauer (acut und chronisch), der Verlauf (rasch vorübergehend oder zum Tode führend), Auf treten (einzeln oder epidemisch), Krankheiten des Kindes-, Mannes- und Greifervalters u. s. w. Er werde sich beschränken auf die Krankheiten im Kindesalter. Das Kind wird weit häufiger von Krankheiten heimgesucht als die späten Lebens alter, vor Allem, weil die Schleimhäute in diesem Alter sehr empfindlich seien- Referent erwähnt nun zunächst diejenigen Krankheiten, die durch Keime und Pilze, die durch den Mund in den Magen dringen, hervorgerufen werden. Er besprach den Magen- und Darmkatarrh, den Brechdurchfall (Ruhr), die Gelb sucht der Neugeborenen, die Windkolik und die Wurmkrankheiten und gab einschlägige Belehrungen und Verhaltungsmaßregeln. — Als ein« zweite Abtheilung führt Redner diejenigen Krankheiten auf, die gewöhnlich als Krämpfe bezeichnet werden, sich in den verschiedensten Formen äußern (Zahnkrämpfe — Stimmritzen krampf — Auffchrecken im Schlafe — Zähneknirschen — Veits tanz — epileptische Krämpfe) und denen die verschiedensten Ursachen zu Grunde liegen können (Eingeweidewürmer — schtwerer Durchbruch der Zähne — Nervosität — Vererbung — Fieberkrankheiten u. s. w.). — Als eine weitere Abtheilung wurde genannt die der scrophulosen Krankheiten, die auf schlechter Blui- meschung beruhen und oft von lungenkranken Eltern auf die Kinder vererbt werden- Derartige Krankheiten seien z. B. eng lische Krankheit, schlechte Knochenbildung, Augcnkrankheiten, Ohrenfluß, Drüseneiterungen am Halse, chronischer Schnupfen, Schleimhautwucherungen hinter der Nase — Blutarmuth (richtiger Armuth an Blutfarbstoffen), allerhand Hautkrank heiten (Grindbildungen — nässende Flechte — 'Syphilis — Nesselsucht), Hirnhautentzündung, Wasserkopf. — Als letzte Ab theilung behandelt der Vortragende die sogenannten Jnfections- krankheikn, und zwar Diphtheritis (Mandeldiphtherie und Kehl- kopfsdiphtherie), Scharlach, Masern, Rötheln, Pocken, Keuch husten und Ziegenpeter; er giebt an, wie diese Krankheiten sich äußerten, verhehlte jedoch nicht, daß es in vielen Fällen nicht leicht sei, die Diagnose zu stellen; bei Diphtherie fei es in den An fangsstadien z. B- s«lbst für den Arzt schwer, zu entscheiden, ob bei .Halsbelag ein« «infache Mandelentzündung oder bösartig« Diphtherie vorliegt. Die Aufgabe der Eltern sei. Krankheiten möglichst zu verhüten, die Heilung sei Sache des Arztes. Eine Hauptaufgabe sei es, das Kind nach und nach abzuhärten. Frische Luft, rationelle Ernährung, tüchtige Wasserbihandlung seien Hauptfactoren der Abhärtung. Der Arzt habe hier allerdings nur zu oft eine recht schwere Aufgabe, er hab« nicht nur die Krankheit des Kindes, sondern auch die Thorheit der Eltern zu bekämpfen. Die „gute Stube" mit der oft auf Abzählung be zogenen Plüschgarnitur fehle fast in keiner Familie, während der ärmlichst« Raum als Schlascabinet diene. Man solle doch lieber die Plüschgarnitur in das «nge, dunkle Zimmer stellen und die Betten in die gut« Stube. Vor Allem aber versäume man nicht, den Arzt rechtzeitig zu Rathe zu ziehen und nicht erst dann, wenn alle die Rathschläge der Nachbarn und Freundinnen den ge wünschten Erfolg vermissen lassen. — Der Vortragende erntete reichen, wohlverdienten Beifall, welchem dler Vorsitzende, Herr W «inrhl, noch Worte herzlichen Dankes beifügte. Der nächste Familienabend findet Sonnabend, den 4. No vember statt. - ' Gerichtsverhandlungen. Königliches Landgericht. Strafkammer H. 6. Leipzig, 9. October. I. Im August hatte die 25 Jahre alle Maurersehesrau Marie Therese H. aus Frauenberg in Böhmen ihren Mann, der dem Trünke ergeben war und nicht für ihren Unterhalt sorgte, verlassen und war nach Leipzig gegangen, um sich als Fabrik- arbeiterin ihren Unterhalt zu verdienen. Sie fand aber nur für kurze Zeit lohnende Arbeit und kam insolge dessen in mißliche Verhältnisse. AtS am 15. September die Arbeiterin G., mit welcher sie zuiammenwohnte, ihrer Beschäftigung nachgegangen mar, zog sie am Reisekorbe der G. welcher nur auf einer Seite verschlossen war, die unverschlossene Seite des Teckels in die Höbe und stahl der G. ein Schmucketui mit einer Damenuhr, einer Talmikette, einer Brosche und zwei Ringen im Gejammtwerthe von 44 X Die Sachen versetzte sie aus dem städtischen Leihhause für 15 ^i, die Scheine verpfändete sie für 2 ^!> 20 Als der Diebstahl entdeckt wurde, fiel natürlich der Verdacht sofort auf die H., welche bei ihrer Verhaftung noch 13 bei sich trug; 4 ./L 20 hatte sie bereits verausgabt. Zwar ist die H. bereits vielfach wegen Diebstahls bestraft, sie hat sich aber seit 1891 straflos gehalten und zur Zeit der Thal in Noth befunden, der Gerichtshof erkannte daher unter Zubilligung mildernder Um stände aus sechs Monate Gesängniß. II. Auf Requisition der Züricher Staatsanwaltschaft wurde am ersten Oslerfeiertag der 20 Jahre alte Handlungsgehilfe H. aus Mehausen bei Magdeburg verkästet. Es wurde ihm zur Last ge- legt, daß er in der Zeil von December 1898 bis März 1899 durch die Vorspiegelung, er erhalte demnächst jein väterliches Erbtheil in Höhe von 25 000 Frcs. ausgezahlt und werde bei seiner bevor stehenden Verheirathung 6000 ./L bekommen, seine Wirthin Frau G. veranlaßt zu haben, ihm Kost und Logis in Höhe von 447,43 Frcs. zu creditiren und 300 Frcs. baar zu leihen. Auch soll er am 24. März ihr eine Schuldverschreibung über 1000 Frcs. gestohlen haben. H., der bereits verschiedene Mal mit den Strafgesetzen in Conflict gekommen ist, hatte sich im Jahre 1896 in Leipzig auf gehalten und hier bei einer Frau H. gewohnt. Mit der ältesten Tochter knüpfte er ein Verhältniß an, blieb auch, als er von Leipzig sortzog, in Korrespondenz mit ihr und setzte, als er durch Verbüßung einer einjährigen Gefängnißstrafe zu einer Pause gezwungen gewesen war, nach seiner Entlassung aus der Strafanstalt den Briefwechsel alsbald wieder fort. Da es H. infolge seiner Bestrafungen in Deutschland schwer wurde, eine gute Stelle zu erhalten, ging er nach der Schweiz und ließ sich im April 1898 in Zürich nieder. Er fand dort auch bald eine Stelle mit 180 Francs Monats-Gehalt. Das genügte ihm aber nicht, er sehnte sich nach Selbstständigkeit und trat deshalb Anfang Januar 1899 in Las L.'jche Geschäft in Zürich als Compagnon ein. Er stellte L. in Aussicht 5000 Francs zu Lein Geschäft beizusteuern und hoffte dieselben durch die Mutter seiner Braut zu erlangen. Die Korrespondenz mit der Tochter der Frau H. in Leipzig hatte nämlich inzwischen zu einer brief lichen Verlobung geführt und die Hochzeit war für den Februar in Aussicht genommen. Bis dahin wollte sich auch L. ge dulden. Aus verschiedenen Gründen wurde jedoch die Hochzeit ver schoben, L. mußte inzwischen seinen Concurs anmelden. Obwohl nun Frau H. aus Anfrage H.'s ausdrücklich geschrieben hat, daß sie nicht in der Lage sei, ihm die gewünschten 5000 Francs zu seiner Etablirung zu geben, hatte doch H. der Frau G. gegenüber wieder holt auf die ihm von seiner Schwiegermutter angeblich in Aussicht gestellte Mitgift hingewiesen. Frau G. wurde hierdurch bestimmt, ihm noch und nach für Mieth« und Pension 447 Francs 43 Cent, zu creditiren und 300 baar zu leihen. Wenige Tage vor seiner Abreise hatte Frau G. durch H. den Coupon einer Schuldverschreibung über 1000 Francs einwech'tln lassen und H. hatte dadurch den Auj- bewahrungsort des Wcrthpapiers kennen gelernt. Am 24. März eignete er sich dasselbe an, verkaufte es für 900 Frcs., zahlte Frau G. 50 FrcS. ab und reiste über Freiburg nach Leipzig. Er hatte gehofft, sich mit Hilfe seiner zukünftigen Schwiegermutter mit der G. arrangier» zu könne», der Diebstahl dec Obligation wurde aber bald nach der Abreise H.'s entdeckt und aus telegraphische Requisition der Züricher Staatsanwaltschaft H. am ersten Osterfeiertag ver haftet. H. wurde wegen Betrugs und Diebstahls unter Anklage ge stellt und unter Anrechnung von fünf Wochen der erlittenen Unter suchungshaft zu zwei Jahren Gesängniß und fünf Jahren Ehrenrcchtsverlust verurtheilt. III. Eine seltsame Vorliebe für Waffen zeigt der 13 Jahre alte Alban Julius F. auS Töllschütz, der gegenwärtig in der Zwangs- arbeitsanstalt zu St. Georg untergebracht ist. Bereits am ist Mai wurde ihm Morgens in der dritten Stunde vom Arbeiter H. ein Taschenrevolver mit 23 scharfen Patronen weggenommen, Leu er sich von einem Schulkameraden verschafft hatte. Am Abend des 23. Mai aber hat F. die Schießbude des Büchsenmachers M. auf dem hiesigen Schützensestplatz gewaltsam geöffnet und sich eine Luit pistole im Werthe von 10 angeeignet. Für diesen Diebstahl wurde F. unter Zubilligung mildernder Umstände zu zweiWochen Gesängniß verurtheilt. IV. Aus dem Areal LeS Thüringer Bahnhofs hat der 3l Jahre alte Kesselschmied F. auS Halle in Gemeinschaft mit seinem nach Belfort geflüchteten Bruder und dem Steinsetzer D„ der gleichfalls daS Weite gesucht hat, am 16. Mai einen Kesseldeck, ein Stück Siederohr von etwa 4 Meter Länge und mehrere Winkeleisen gestohlen. Er wurde zu einer Gefängnißstrafe von einer Woche verurtheilt. -s- Halle a. T., 9. Lctober. (Originalbericht.) Die hiesige Straf, kammer verhandelte heute im Beisein eines zahlreichen Publicums in der mit großer Spannung erwarteten Schafsledter Ueber- fallSsache. Es erscheinen als Angeklagte die polnischen Arbeiter Franz Jendrjasek, 31 Jahre alt, Wilhelm Hantle, 30Jahre alt, Albert Kendzia, 19 Jahre alt, Johann Pusch, 42 Jahre alt, Heinrich Daniel, 24 Jahre alt, ferner der Hofmeister Wil helm Stein, 57 Jahre alt, und der Landwirth Leutnant der Res. August Hermann Hochheim, 30 Jahre alt, sämmtlich auS Schafstedt, angeklagt der vorsätzlichen körperlichen Mißhandlung mit gefährlichen Werkzeugen, bezw. der Beihilfe (Stein), bezw. der An stiftung (Hochheim), Vergehen nach 88 223 und 223 u, 47, 48 und 49 St.-G.-B. Nach den heute festgestellten Thatjachen war der Her gang folgender: Hochheim begab sich am Vormittag Les 8. August d. I. nach dem Felde bei Schafstedt, um seine dort pflügenden Leute zu controliren. Am Wege nach dorthin betraf er den gleichaltrigen Landwirth Paul Bezold aus Schafstedt und setzte denselben wegen eines am Wege liegenden Erdhaufens in seiner Kigen- schast als Feldcomitömitglied zur Rede. Bezold wurde darüber ärgerlich und that die Aeußerung: „Du willst es wohl auch so machen wie Dein Vater, der hier Alles bestimmen möchte!" Darauf entgegnete Hochheim: „Ich bin beim Feld- comilö und habe auf Ordnung zu sehen." Bezold höhnte darauf seinen Gegner und that den Ausspruch: „Was bildest Du Dir denn eigentlich ein, ich bin vielleicht mehr wie Du und bezahle meine Steuern, während für Euch andere Leute bezahlen müssen." Darüber gerieth Hochheim dermaßen in Wuth, daß er jein mit einem Pferde bespanntes leichtes Geschirr auf Bezold zu lenkte und draus los fuhr, in der Absicht, seinen Gegner zu überfahren. Dabei schlug er mit der Peitsche nach Bezold, der hinter sein Ochsengespann flüchtete. Hochheim sprang vom Wagen und schlug nach Bezold, welcher seinerseits den eisernen Pflugreidel ergriff und damit nach seinem Gegner schlug, den er auch am Kopfe damit verletzte, so daß dieser blutete. Tann packten sich Beide und balgten sich aus dem Boden herum, wobei Hochheim unten zu liegen kam. Hochheim bat um gut Wetter, Bezold solle von ihm lassen, es wäre gut. Kaum von seinem Gegner befreit, sprang Hochheim auf und schrie dem in der Nahe weilenden Hofmeister Stein zu, seine Leute herbeizuholen. Stein wehrte zunächst ab, doch besohl ihm sein Herr, seinen Befehl auszuführen. Stein winkte den weitab pflügenden Männern, den Angeklagten, zu, schnell herbeizukommen und die Reidel mitzubringen, da ihr Herr in Gefahr sei. Dem Hochheim dauerte das Erscheinen der Leute zu lange, weshalb er mit seinem Geschirr nach dem betr. Felde fuhr und drei Leute in seinen Wagen auslud, die andern sollten nachkommen. Bezold war inzwischen nach einem anderen Felde gegangen und hatte die dort beschäftigten Landwirthe Fischer und Baumann gebeten, ihm gegen die Polaken beizustehen. Diese lehnten es ab, da sie befürchteten, selbst verhauen zu werden. Nun ging die Hetzjagd los. Aus Anfeuern und Versprechen des Hochheim, „er werde sie anständig bezahlen, sie hätten nichts zu befürchten, er bezahle Alles", drangen die edlen Polen auf Bezold, der flüchtete, los, stellten ihn und brachten ihn zu Falle. Mir hölzernen und eisernen Pflugreideln und mit der Peitsche schlugen sie unbarmherzig auf den wehrlosen Bezold los, der sie anflehte, doch von ihm zu lassen, da er ihnen nichts gethan habe. Doch immer wieder commandirte Hochheim, „schlagt Len Hund todt, er muß sterben, ich muß meine Ehre wieder haben." Die Polen, unter dem Zwang ihres Herrn stehend, schlugen fest darauf los, bis Bezold kein Glied mehr rührte. Eine Frau Wernicke aus Schafstedt, welche in der Nahe weilte, schilderte den Act als eine Brutalilät, wie sie es nicht sür möglich gehalten hätte. Sie hat auch den nach dem Felde zurückkcdrenveu Pole» Vorhaltungen über ihre Tbat gemacht und hat späier Bezold, der nur noch jchwache Lebenszeichen von sich gab, unterstützt und ausgerichtet. Bezold mußte nach seiner Behausung gefahren werden, er hat fünf Wochen krank gelegen und ist beute noch nicht wieder hergestellt. — Tie Einwohner Schafstedts wollten Hochheim und die Polaken lynchen, die Erregung ist eine sehr große gewesen. — Tie Polaken geben die That zu, sie wollen aus Geheiß ihres Herrn gehandelt haben. — Am meisten geschlagen haben Jendrjasek, Hanike und Daniel, Kendzia hat mit der Peitsche geschlagen und Pusch will vom Weiteren abgeredet haben. Stein hat die Leute geholt, aber nicht geschlagen. Ter Hauptthäter ist Hochheim, der heute die Thalsachen zugiebt, in seiner Wutb über den ihm angethanen Schimpf aber nicht gewußt habe, was er gethan habe. vr. weck. Toe plitz-Schasstedt hat Bezold in Behandlung gehabt, er stellt die Verletzungen als schwere, wenn auch nicht als lebens gefährliche Lar. Der Kreisphysitus vr. Dietrich hat Bezold heute erst untersucht uud stellt fest, daß dieser vorher schon an cpilcpuscheu Anfällen gelitten, er hält ihn noch für ' erwerbsunfähig. Saniiä::- rath Vr. Rehm-Blankenburg, in dessen Nervenheilanstalt Hochheim sich begeben hat und heute noch ist, weist au verschiedenen Wahr- «ug. polivk rsrsoirvirdstörLvrTure »ttlvLsI »olirrspps, »turts t» , c'"'- le Orxsnä^, reirenäe Nu8ter Lati8t6, Zlatt nnä §ewU8tert Roden, adxepL88t laielittarden 1.25 « 00 1.00-2.50 MLSodon-ILokott, marine Ro6ken8toik, mit Heder- ki'AFen, von 6 bi8 2 «lakren >Ilc. 8 25 «50 Va886lde vereintaebt »ii-. s.s«-A.KS LoLbvll-KWllß, marine Obeviot, von 8 dis 2 Radien Jlk. 1.00—25 Deifelds vereintaebt Nk. 4 50 S.QO 8sII-li.Ke88lIncl>sst8 lllMeiÄM! vto Vievdeltell Sluck sLwmUied eillßetrvSen! 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