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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.10.1900
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-10-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19001011016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1900101101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1900101101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
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- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1900
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802V warteten von einem kräftigen, gebieterischen Auftreten China gegenüber, waS die Andern mit ihrem Gewebe von Fiktionen zu erreichen strebten. Aus der einen Seite Aaldersee, auf der andern Seite der kneifende Amerikaner Chaffee. Auf der einen Seite ungeheuer viel Würde und Vornehmheit, auf der anderen eine große Summe von „Dankee- Pfiffigkeit", in der ein Ding wie nationale Würde nicht in Betracht kommt, sobald es sich ums Geschäft handelt. Und in der That haben von sämmtlichen Nationen Amerika und Rußland von Anfang an ihr Augenmerk auf den Hauptpunct der Schlußabrechnung der Dinge, nicht aber auf das, was wir als Arabeskenwerk bezeichnen möchten, gerichtet gehalten, während die anderen Nationen zunächst die Eintreibung ihrer idealen Forderung ins Auge faßten. Die Todten können wir nicht wieder lebendig machen, war das Raisonnement der vornehmen Russen und der frommen Amerikaner, aber das Geschäft können wir uns bei den Chinesen ru Untren, und dazu haben wir, fügten die Amerikaner hinzu, nicht die Ausgaben einer.Expedition gemacht, die von Anfang an mehr den Zweck hatte, die amerika nischen Interessen gegen die fremden Mächte, als gegen die Chinesen zu schützen. Wie immer ist der Idealismus der Pfiffigkeit gegenüber zu kurz gekommen, und wir sehen heute ein Einschwenken auf die amerikanischen Pläne, was die Dankbar keit der Chinesen an Amerikaner und Russen nur ins Unge messene steigern dürfte. Wir fürchten, daß die Mächte mit ihrer idealen Forderung auf eine Sühne der Beleidigung des inter nationalen Rechtes bei der Endabwickelung eine Menge Terrain verloren haben und daß Deutschland namentlich, das die Füh rung dieser Mächte übernommen hat, schwer zu lämpfen haben Wird, wenn es nicht als einer der Letzten durchs Ziel gehen soll. Deutschland ist in dem ganzen chinesischen Handel immer um einen Augenblick zu spät erschienen, langsam hat es sich zu der Fiction bekannt, es herrsche.kein Krieg, langsam zu der anderen, die Kaiserin sei an den Unthaten der Boxer unschuldig, und langsam zu dem Gedanken, daß es die Rache für die Gefallenen nicht selber in die Hand nehmen könne. Ebenso langsam ist cs auf Annahme Li-Hung-Tschang's als Unterhändler eingeganaen. Wir hätten begriffen, wenn Deutschland und die ihm folgenden Mächte auf ihrem ritterlichen Standpunkt, den wir nun schon weiter als den der idealen Forderung bezeichnen wollen, gegen Alle und gegen Alles beharrt hätten; eine kräftige, weniger wortreiche Führung hätte vielleicht die Mächte hcrumgcbracht. Die öffentliche Meinung wäre vielleicht schließlich doch nicht ohne Einfluß auf die Regierungen geblieben. Von allen Seiten erhält der Brief des deutschen Kaisers an den Kaiser von China ungctheilte Zustimmung, die Bülow'sche Note erhielt auch die Zustimmung der Massen, aber nur die tatsächliche Unterstützung der französischen Regierung. Mit Japan und England hätte man weiter kommen können. Aber wo bleibt England- Gar verwunderlich ist in diesem ganzen Handel die Haltung des britischen Cabinets. Seine Zurückhaltung sucht es durch allerhand Mätzchen zu begründen. Wir vermuthcn, es erweist im gegenwärtigen Augenblicke, dadurch, daß es sich nicht auf die Seite Deutschlands stellt, Mac Kinley einen großen Dienst und hat Deutschland wieder einmal gründlich Hin ei n g e l e g t, ohne sich auch nur um einen Fingerdeut Deutsch land gegenüber compromittirt zu haben. Wir müssen es als einen leitenden Gedanken in der internationalen Politik ansehen, daß, so lange Lord Salisbury hier und Mac Kinley in Washing ton am Ruder sitzt, England nichts gegen Amerika unternimmt, was diesem unangenehm sein könnte. Damit soll nicht gesagt sein, daß nicht der Tag kommt, an dem es diese Politik bereut, denn England hat von der deutschen Concurrenz nicht annähernd das zu befürchten, was es von Amerika zu erwarten hat. Wir werden ja sehen, welchen Nutzen England aus dem Schluß geschäft des englischen Handels ziehen wird, welches der amerika nische Lohn dafür sein wird, daß cs Deutschland in der Patsche sitzen ließ und Herrn Mac Kinley vor den Wählern das Verdienst ließ, der Führer der Culturmächte zu sein. 3. 5. 5. 6. 6. 7. 8. 2. 3. (Hamb. A. L.) (Hamb. A. L.) (N. D. Lloyd) (N. D. Lloyv) (Hamb. A. L.) (N. D. Lloyd) (N. D. Lloyd) (N. D. Lloyd) (Hamb. A. L.) (N. D. Lloyd) (Hamb. A. L) 3. Oct. von Singapore. von Singapore. in Singapore. von Dokobama. in Nagasaki, in Sbangbai. von Nagasaki, in Sbanghai. in Singapore. in Singapore. in Singapore. Ueber die Ausreise der Truppeii-Transportdampfcr »ach China liegen folgende letzte Meldungen vor: „Palatia" „Andalusia" „Hannover" „Halle" „Batavia" „Gera" „H. H. Meier' „Darmstadt" „Arcadia" „Crefeld" „Valdivia" Der Krieg in Südafrika. Tie Nachrichten vom Kriegsschauplatz lauten, seit dem die Wahlen in England so gut wie vor über sind, für Großbritannien nicht mehr so siegesfroh, wie unmittelbar vorher. Zn seinem Berichte vom 5. October thcilt Roberts erst mit, daß Me ihnen am 25. September zwei Gefechte mit Lemmer'S Streitmacht gehabt hat, eine Meldung, die ihn erst am Morgen des 5. October erreicht hat. Die Gefechte bestanden in zwei Angriffen, von denen der Oberst DouglaS den einen, den anderen Methuen selber leitete. Die Engländer hatten dabei 2 Tobte und 3 Verwundete, die Boeren 7 Tobte und 11 von ihnen wurden gefangen ge nommen; ob die Angriffe Erfolg batten, erfährt man nicht. Am 4. October erreichte Methuen Rustenburg, das Broad- wood bekanntlich Delarey schon vorher abgenommen hatte. Ebenso fehlte, wie ja auch von Buller, der mittlerweile am 2. October in Lydcnburg gemeldet wurde, von French lange Zeit jede Nachricht. Roberts meldet nunmehr, daß French Barberton am 3. Oktober mit der 1. und 4. Carallerie- Brigade verlassen und durch einen Blitzschlag einen Sergeanten und einen Feuerwerker sowie 6 Maulthiere und 2 Pferde zwischen Barberton und Kaapschehoop verloren hat. French hat also in Barberton eine recht lange Ruhepause machen müssen. Das Ziel seines Marsches wirb nicht genannt, man kann nur aus dem Marschrichlungspnncte Kaapschehoop schließen, daß er zunächst der Eisenbahn in nordöstlicher Richtung folgt, die bei Kaapmuiden in die Delagoabaibahn mündet. Ob er von dort mit der Bahn nach Pretoria zurückkehren oder an der Verfolgung der nördlich von dieser Bad» kämpfenden Boerenabtheilunacn theilnchmen wird, muß vorläufig dahingestellt bleiben. Das Vordringen in Len nördlichen Theil von Transvaal ist den Engländern bisher nur schlecht gelungen. Zm Westen von Pretoria sind sie über die Linie Mafeking-Zeerust-Rustenburz-Pretoria überhaupt noch nie hinauügekommen und um die genannten Punkte (außer Mafeking und Pretoria) findet noch jetzt ein be ständiger wechselvoller Kampf statt, der von boerstcher Seite von Delarey und Lemmer geleitet wird. Zm Norden von Pretoria klammern sich die Briten ängstlich an die Eisenbahn, die sie zeitweilig gegen Grobler bis zur Station PienaarS River beherrschen. Zm Osten von Pretoria endlich ist die Bahn nach der Delagoabai die Grenze deS englischen Macht- gebieteS, womit nicht gesagt sein soll, daß sie den Süden völlig in Händen habe». Nur Buller befindet sich nördlich dieser Grenze, ist aber von seiner Expedition weiter in da» Znnere hinein, die ihn bis PilgrimS Rest und KrügerS Post führte, alsbald nach seiner Operationsbasis Lydenburg zurück gekehrt, ja beute berichtet das Rruter'sche Vureau aus Bad- fontein, Buller habe am 6. October Lydcnburg verlassen, «» «ach Süden zu gehen. Er hat also mit der Verfolgung der letzten geschloffenen Borrenmacht unter Louis Botba nicht- au-gerichtet und giebt anscheinend den Kampf auf. So lange aber diese letzte Heldenfchaar noch Widerstand leistet, kann der Krieg nicht als beendet erklärt werden. Znzwischeu läßt die Befriedung des von den Engländern wirklich besetzten Gebietes nech immer sehr zn wünschen übrig, und zwar nicht nur in Transvaal, sondern auch im Oranjr- rcistaate. Zm letzteren scheint neuerdings die Kampfeslust bei den Boeren neu aufzuslackern. Schon vor einigen Tagen wurde gemeldet, daß de WetS Dorp und Wepener wieder in den Händen der Boeren sei und daß Kelly-Kenny, der in Bloemfontein commandirt, eine Abtbeilung zu ihrer Wieder einnahme entsandt und die Hochländer-Brigade unter Macdvnald lerangezozen habe. Zetzt liegt «ine Reutermeldung aus Capstadt vor, nach der Wepener, Rouxville und FickSburg in den Händen von Boerenabtheilungen sind. Diese würden, so ügt die Meldung hinzu, augenscheinlich von deu Engländern üvwärtS getrieben, welch« eine Linie quer durch den Oranje freistaat von der Bahnlinie bis zur Grenze Natals zögen. Es werde der Versuch gemacht, die Boerenabtheilungen zu umzingeln. Man ersieht daraus, daß, nachdem der Nordosten des Freistaates mühsam beruhigt ist, nun der Südosten wieder der Schauplatz neuer Kämpfe wird. Rouxville liegt nur 30 Um von Aliwal Nortb an der Capcolouiegrenze. Ueber das Einriicken der Boeren in Rouxville wird noch gemeldet, baß eine Patrouille der Cappolizri, die von Aliwal North auS- gegangen war, bei dem Orte mit den Boeren in Fühlnng kam. Sie zog sich schleunigst zurück uud verließ eben da- eine Ende der Stadt, als die Boeren zum anderen Ende herein ritten. Zhre Meldung davon brachte in Aliwal Nortb große Erregung hervor; alle Außcnpostcn wurden schleunigst herangezogen und die Stadt in VertbeidigungSzustand versetzt. Die Capartillerie nahm Stellung am Nord user keS Flusses und die Stadtgarbe wurde zu den Waffen gerufen. Eine Anzahl Flüchtlinge kam von Rouxville, darunter niedrere Krämer, die vor ihrer Flucht ihr« Dorrätbe zerstört hatten, um sie den Boeren nicht in die Hände fallen zu lassen. Es giebt also hier in diesem südöstlichen Winkel, der längst für vollkommen befriedet galt, wieder Arbeit für die Engländer. Ohne Frage werden sie unter Aufgebot der nötbigen Leute die verlorenen Ortschaften wieder in ihren Besitz bringen, aber ob cS ihnen gelingen wird, wie cs die mikgethcilte Depesche voraussetzt, die Boercn- abtheilungcn durch eine Truppenkelte von der Eisenbahn bis zur Basukolandgrenze treibjazdartig einzukrcisen, dürfte, so bemerkt die „Köln. Ztg.", nach den bisher gemachten Ver suchen cinigeiinaßc» zweifelhaft erscheinen. Behandlung der ausländischen Boerenfreiwllligen durch die Engländer. Das Londoner Kriegsamt macht in einer besonderen Mit- thcilung an die Presse darauf aufmerksam, daß die neuerdings Lord Roberts' zugestandencn Vergünstigungen für die sich frei willig ergebenden Boeren in keinem Falle Ausländern zu Theil werden könnten. Nur eingeborene Boeren, welche freiwillig die Waffen abliefern und den Ncutralitätseid leisten, dürfen als Ge fangene in Südafrika bleiben. Alle Fremden jedoch, denen nachgewiesen wird, daß sie überhaupt während des jetzigen Krieges auf Seiten der Boeren gekämpft haben, werden nach Ceylon gebracht. Deutsches Reich. 6. 8. Berlin, 10. October. (Allgemeine deutsche Pensionö-Anstalt für Lehrerinnen und Er zieherinnen.) Am 15. Oktober blickt eine der segens reichsten Einrichtungen, die unter dem Protektorat der Kaiserin Friedrich stehende Allgemeine deutsche PcnsionS- Anstalt für Lehrerinnen und Erzieherinnen, auf eine fünfund zwanzigjährige Thaligkeit zurück. Zn Baden-Baden batte am 15. Oclober 1875 Kaiser Wilhelm der Anstalt die Neckte einer juristischen Person verliehen und mit diesem Tage begann sie unter dem Vorsitz der Fran Staats Minister Falk ihre Thätigkeit. Die Zahl der Mitglieder betrug Ende 1875 75, jetzt 3568. Die Auszahlung der Pensionen begann mit dem Zabr 1880; damals wurden nur 187,50 an drei Pensionärinnen auögezahlt, in diesem Zähre bis zum 1. August 196 686 an 657. Die Anstalt batte Ende 1876 ein Vermögen von 210 817 -ek, jetzt ein solches von 7 409 950 Von den 3568 Mitgliedern der PensiouSanstalt leben im preußischen Staate 2112, in anderen deutschen Staaten 917, im AuSlande 209 (England 87, Oesterreich- Ungarn 35, Frankreich 21, Italien 9 u. s. w.). Bon den Damen, die die Anstalt ins Leben gerufen und treulich ge fördert haben, sind u. A. in dem abgelanfeneu Vierteljahr- Hundert aus dieser Zeitlichkeit abgerufe» worden: Frau Präsident Henschke, Frau Staatsminister Falk, Frau Schepcler- Lctte. Wie viel Sorge die Anstalt in den 25 Zähren ihres Bestehens gemildert, geht schon daraus hervor, daß sie an ibre Mitglieder im Gayzen an Pensionen 1 962 810 Mark gezahlt hat und daß aus dem Hilfsfonds, den Bestimmungen deS Statuts entsprechend, seither die Summe von 880 057 aufgewandt wurde. Es ist nickt zu verkennen, daß in mancher Beziehung die Ver hältnisse heute für die Lehrerinnen günstiger liegen als vor 25 Jahren. Die Anzahl der Lehrerinnenstellen an öffentlichen Schulen mit einer Pensionsberechtigung bat sich erbeblich ver mehrt und vermehrt sich stetig weiter; trotzdem dürfte auck in Zukunft die bei W-item größte Zahl der Lehrerinnen auf Beschäftigung in Privatschulen, auf Privatunterricht und auf Erzieherinnenstellen angewiesen bleiben. * Berlin, 10. Oktober. Die Rechtsungiltigkeit der Lübecker Streikposten-Verordnung ist nun mehr gerichtlich anerkannt worden. Das socialdemokratische Brandenburger Organ hatte die Lübecker Arbeiterschaft auf gefordert, der Verordnung Trotz zu bieten, um eine gerichtliche Entscheidung über ihre Rechtsgiltigkeit herbeizuführen. Wegen dieser Aeuherung hatte die Staatsanwaltschaft gegen den „Ge nossen" Huth, den damaligen verantwortlichen Redakteur der „Brandenburger Zeitung", Anklage erhoben, weil er zum Ungehorsam gegen Gesetze oder rechtsgiltige Verordnungen aufgefordert habe. Das Brandenburger Amtsgericht aber hat die Eröffnung des Hauptverfahrens abgelehnt und diesen Be schluß wie folgt begründet: „Eine nach H 111 Str.-G.-B. strafbare Handlung ist nur dann vorhanden, wenn das im H 110 bezeichnete Gesetz (die Verordnung oder Anordnung) objektiv rechtsgiltig erlassen ist. An diesem Erfordernis; fehlt es in dem vorliegenden Falle. Tie Lübecker Ver ordnung, betr. das Verbot des StrcikpostenstehenS vom 24. April 1900, ist im Widerspruch mit Artikel 2 der Reichs verfassung undtz2E. -G. zum Str. -G. -B. er las s e n. Sie greift in die Materie der gewerblichen Eoalitions- freiheit ein, welche die Reichsgesetzgcbung durch HF 152—153 der Reichs-Gewerbe-Ordnung in ihren Bereich gezogen hat. Das Streikpost en stehen ist eins der Mittel, welche von den gewerblichen Arbeitern gebraucht werden, um günstigere Lohn- und Arbeitsbedingungen zu erwirken. Die Fassung und der Geist des F 152 Gewerbe-Ordnung zeigen aber deutlich, daß sich die ReichSgesetzgebung dieser Materie im weitesten Umfange hat bemächtigen wollen. (Vergl. von Buchka in der „D. Jur.-Ztg.- 1900, Nr. 14, S. 310 o. E.) Ein Verbot und «ine Bestrafung des Streikpostenstehenr könnte also derzeit nur im Wege der ReichSgesetzgebung erlassen werden, soweit sie sich auf gewerbliche Arbeiter beziehen sollen. Hieraus folgt die Ungiltigkeit der Lübecker Verordnung vom 24. April 1900 und weiter die Unanwendbarkcit des F 111 Str.- G.-B. auf de» vorliegenden Sachverhalt.- Auch die höheren Instanzen werden sich wohl dieser Auf fassung anschließen müssen. * Berlin, 10. Oktober. (Die Arbeit verheira- theter Flauen in Fabriken.) Nachdem sich die Be richte der Gewerbeinspectoren der deutschen Bundesstaaten fast ausnahmslos gegen ein allgemeines Verbot der Arbeit verheirathrtrr Frauen in den Fabriken ausgesprochen haben, weil dadurch eine große Anzahl von Arbeiterfamilien in schwere Bedrängniß gebracht und die betreffenden Arbeite rinnen geradezu zu der schlechter entlohnten und längeren Heim arbeit gedrängt würden, veröffentlicht die socialdemotratische Presse einen Aufruf, in welchem die socialdemokratischen Frauen oufgefordert werden, mit erneuten Kräften weiteren gesetzlichen Arbeiterinnenschutz in Fabriken durch Herabsetzung der Arbeits zeit zu fordern, aber zugleich mit dem weitestgehenden gesetzlichen Schutz für die Heimindustrie. ES heißt in dieser Beziehung: Soll die verheirathete Arbeiterin ein menschenwürdiges Dasein führen, soll sie ihrem Manne eine wirkliche Gefährtin, ihren Kindern eine erziehende Mutter und Freundin sein, so must sie vor Allem nach Einem streben: sich durch den Zwang der Gesetzgebung Zeit zu schaffen. Aber dabei müssen wir uns von vornherein darüber klar sein, doh, sobald ein einschneidendes Gesetz für die Verkürzung der Arbeitszeit in Kraft tritt, alle die Fabritbetriebe, denen die Form der Production dies nur irgend gestattet, sich der Frauen entledige» werden. Ein großer Theil der Frauen fällt damit aber unbedingt der Heimarbeit in ihren noch ungleich schlimmeren Wirkungen in die Hände. Deshalb dürfen wir erhöhten Ar beiterinnenschutz nur fordern zugleich mit dem weitestgehenden gesetz lichen Schutz für die Heimindustrie! Wie verlautet, werden die socialdemokratischen Agitatorinnen demnächst eine neue Agitaion in Arbeiterinnenversammlungen aufnehmen und sich dabei besonders darauf stützen, daß in den Berichten der Gewerbeinspectoren selbst einer Herabsetzung der Arbeitszeit für Frauen das Wort geredet werde, zumal der ge setzliche elfstündige Maximalarbeitstag für Fabrikarbeiterinnen durch die Praxis in manchen Industriezweigen bereits durch den zehnstündigen überholt sei. Wahrscheinlich kommt es diesmal im Reichstage bei der Berathung des Etats des Rcichsamts des Innern zu einer Erörterung über die neue Form der Jnspectorcn- berichte (der sonst im Reichsaml des Innern hcrgcstellte Auszug ist fortgefallen) und dabei zugleich zu einer Würdigung der von den Jnspectoren auf Anregung des Reichstages veranstalteten Anfrage über die Arbeit verheiratheter Frauen in den Fabriken. (-) Berlin, 10. Oktober. (Telegramm.) Der „Reichs anzeiger" constalirt: Ten Familien der in das Ostasiattschc Expeditionskorps freiwillig eingetretencn Mannschaften deS Benrlonbtenstnndes steht bei vorhandener Bedürftigkeit der Anspruch anf tzkewährnng der in dem Gesetz vom 28. Februar 1888 vorgeschencn Unterstützungen zur Seite. L. Berlin, 10. Oktober. (Privattelegramm.) Die gestern unter dem Vorsitz des Fürsten zu Hohenlohe ab- gebaltene Sitzung des StaatSministrrinmS dauerte fünf Stunden, von 3 bis 8 Ubr. An der Sitzung nahmen außer sämmtlichen Ressortministern auch die Staatssekretäre des RcichSamtS des Innern, Graf v. PosadowSky, und des NeickSschatzamtS, Frbr. v. Thielmann, Theil. Außer Diö - ciplinarsacken standen Maßnahmen für tue Provinz Posen auf der Tagesordnung. — Eine Plenarsitzung des DundcSrathS findet in dieser Woche nicht statt. — Der ReickSmilitärfiScuS war vom Berliner Magistrat für die Dienstwohnung dcs Kriegsministers zur Gemeinde-Grundsteuer und zur Sublevalionsabgabe berangezogen worden, mit der Begründung, daß diese Wohnung als die eines Staatsbeamten nickt steuerfrei wäre. Daö ObervcrwaltungSgericht bat jetzt im entgegen gesetzten Sinne entschieden, da der Kriegsminister aktiver Officier sei. — Die Frage der Betheiligung an den Land tagswahlen wurde in sechs gestern abgehaltenen social demokratischen Parteiversammlungen, die zu den Beschlüssen des letzten Parteitages in Mainz Stellung nahmen, eingehend erörtert. Besonders im dritten und sechsten Kreise waren die Gegner dieser Beschlüsse ziemlich zahlreich. Man führte aus, daß man von den Pro vinzen in dieser Frage majorisirt sei und daß es den Ber linern sehr schwer falle, ihre alte bewährte Taktik gegen über den bürgerlichen Parteien aufzugeben. Zn der Ver sammlung deS sechsten KreiscS, die sehr stark besucht war, referirte ter jetzige Beisitzer zum Parteivorstand Schriftsetzer Eugen Ernst. Alle Redner tadelten den Beschluß betreffend Betheiligung an der LandtagSwahl; sie erklärten sich jedoch bereit, nachdem der Parteitag gesprochen, nun auch ihre Pflicht zu thun. Die Versammlung nahm eine Resolution an, in der eS heißt, daß die Srciaiteinokraten des sechsten Wahlkreises sich mit den Beschlüssen des Parteitages einver standen erklärten, wenn sie auch eine andere Lösung der Landtagsfrage gewünscht hätten. — Der Staatssekretär deS RelchSmarineamtS Dice-Admiral von Tirpitz ist gestern Abend von Kiel nach Berlin zurückgekehrt und hat die Dienstgeschäste wieder übernommen. <Z Kiel, 10. Oktober. (Telegramm.) Prinz und Prinzessin Heinrich sind heute Vormittag nach Hom burg v. d. H. abzereist. Aus dem Wahlkreise Meseritz-Bowst. Für den Reichs tagswahlkreis Meserih-Bomst ist auch der Pfarrer und Licentiat v. Krusinski als Candidat aufgestellt worden. Der „Dziennik" nennt dies« Candidatur ein Wahlcuriosum und spricht die Hoffnung aus, daß kein Pole diese Candidatur unterstützen werde, da Probst Krusinsi längst aufgehört habe, Pole zu sein. * Darmstadt, 9. Oktober. Der hessische Goethe- Bund hat sich in der gestrigen ersten Hauptversammlung definitiv constituirt. H 1 der Statuten besagt: Der hessische Goethe-Bund verfolgt den Zweck, die Freiheit der Kunst, Wissenschaft und Literatur gegen Angriffe jeder Art zu schützen und weitere VolkSclaffen zu ernster Würdigung wahrer Kunst und Wissenschaft, zu selbstständiger Abwehr von Ausschreitungen auf diesem Gebiet zu erziehen. Der Mindestbeitrag soll jährlich eine Mark sein. Die Mit gliederzahl beträgt gegenwärtig 230. Vorsitzender bleibt Professor 0r. Harnak. (Fortsetzung in der 1. Beilage.) Gemttthsverstimm«ng,LLÄ Hysterie, Angstgefühl, Schwindel, Flimmern und noch viele andere Erscheinungen, welche sich io ost bei Frauen einslellen, haben ihren Grund in einer unregelmäßigen, ungenügenden täglichen LeibeS- öffnung. In solchen Fällen ist der Gebrauch der allgemein beliebten und empfohlenen Apotheker Richard Brandt'- Schweizerpillen (erhält lich nur in Schachteln L 1.— in den Apotheken) von größtem Erfolge, wie die vielen Tausende von Anerkennungen beweisen. Die Bestandthrile der echten Apotheker Richard Brandl'jchen Schweizerpillen sind Extracte von: Silge 1,5 Gr., MojchuSgarbe, Aloe, Absynth je 1 Gr., Bltterklre, Gentian je 0,5 Gr., dazu Gentian- und Bitterkleepulver in gleichen Theilen und im Quan tum, um darau» 50 Pille» im Gewicht von 0,12 herzustellen. Ii i« ÜMWM verlangst cker Lörper eine Lost, rvelobe ckie Llutdilänmx erhöbt uud den Appetit zsevissermuszeu stLndizx aorext, so das» man wir Imst und Diebs immer veiler essen möedto. Wo ckies nickt cker Lall ist, ist Llutarmutd und RIeicksuekt ckie Lolg;e. Darum empfehlen Tausends von Xersten Kausen's Lasseier Katsr-Lakao, veil itm ckie juu^s Welt be^ieiix triolct. Voo »rrtlickro >iNoriNUen xllvrenäe k!e- to'.xe -rri-Il mit NtvL^N "» kadeQ ia Oroxeriea. Lauer t Oie., Lerli» 80. IS. MM» schwtndsucht im Deutschen Reiche. Eine» höheren Prozentsatz weist keine andere Krankheit auf. Gegen diesen alten und größten Erb feind deS Menschengeschlecht- wurde von Aerzten und Laien ein er bitterter Kampf geführt, aber bi» in die Neuzeit nur mit sehr ge ringem Erfolg. Erst als durch die Entdeckung deS TuberkelbazilluS die medizinischen Kreise über die Grundlage dieser schleichende» Krankheit ins Klare kamen, begann man mit besserem Erfolg die Behandlung derselben. Darüber ist man sich jetzt allseitig einig, daß die Schwindsucht sicher nur in ihren AusangSswdien geheilt werden kann, daß ihrem Wüthen aber am besten Einhalt gethan wird, wenn inan idr die Gelegenheit soviel wie möglich nimmt, in den menschlichen Körper rinzndringen. Die Prophylaxis, d. h. die Verhütung von Krankheiten, spielt jetzt und mit Recht die größte Rolle. Abgesehen davon, daß die Tuberkulose sich unter gewisse» Bedingungen vererbt, ist sie besonders solchen Personen gefährlich, die sich, sei eS leichtsinniger Weise, sei es durch ihren Beruf, häufigen Erkältungen und infolge dessen Krankheiten der Luftwege auSsctzen. Wer öfter an Luflröhren-(Vronchial-)Katarrh, Lungenspitzen- oder Kehlkovsaffektionen, Asthma, Athemnoth, Brustbeklemmung, Husten, Heiserkeit, Bluthusten rc. leidet, diSponirt stets zu ernsteren Krank heiten der Lunge. Er möge rechtzeitig diese Unpäßlichkeiten be- kämpfe», was um so leichter ist, als es für sie ein Aadicalinittel gibt. DaS ist nach langjähriger Erfahrung der russische Knöterich d'olxisomiw avio), der in ungemein vielen, selbst den schwersten Fälle» Heilung, mindestens aber Linderung gebracht hat. Aerzt- liche Autoritäten und unzählige Geheilte haben die Wirksamkeit dieses Thees anerkannt. Herr Ernst Weidemann in Lieben burg a. H. gibt in einer lesenswerthen Schrift, die Jedermann auf Verlangen gratis und franco zugesandt wird, Anleitung über die Behandlung mit diesem Heilmittel. Um den Patienten den Bezug dieser Pflanzen in wirklich echter Form zu ermöglichen, versendet Herr Ernst Weidemann den Knö- terich-Thee in Palleten ä 1 Jedes Packet trägt eine Schutz marke mit dem Buchstaben K. W„ so Laß sich Jeder vor werthlosen Nachahmungen schützen kann und wolle man jedes Packet ohne den Namen L. Weidemann zurückweisen. Um im Publikum Vertrauen zu erwecken, haben sich anch Nachahmer gefunden, welche die Weide- mann'sche Broschüre theilwcise abgedruckt haben (!) und damit ihren angeblich rujsischrn Knöterich in den Handel bringen wollen. s. ü. 8MIr Lönixk. llolmödvKndrlir Lv88tellm»KLdLll8 Lrimmsiseds 8tr. 10. kliem. kiiler8iikl!iii>M-1itdvi'sl»niiw von Dr. Kraxer. xerieiitl. vereid. Laekverst., Oolonvsdenstr. 9. Julius EMiknsi», ILaisvrl. iia«1 ttünlp;!. Hvtplnuolnrtetredrtk. lVeltsiiszlelliiitx I'»ri8 IWO kür flügel u. pisninos. ^Vr'tsoikv (Llarko Kammer) u. 8»obcvi» xesilndeste, beste, praktischste Bekleidung;. Last überall erdältl. Loxros bei den alleiniger» Dabrikaoten k'rksnlL, Deiprig, Lruhl 7,1. DaZerbesuek erdeten. MM»8» 411", für Wicdcrvcrkäufer und Private alle Xvukeit«» " u. Alles, was man in Papier, Papicrwaare», Schreib materialien, Büchern, Trncksachcii u. allen in dies Geschäft einschlag. 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Auskunftsstelle der königlich sächsische» StaatSeisenbahne« in Leipzig (Grimmaische Straße 2) uud die AnökunstSftctlc der köuigltch prcutzischen StaatSeisenbabn- Verwaltung (Brühl 7ö u. 77, Creditanstalt, parterre im Ladeu), beide geöffnet an Wochentagen von 8 Uhr Vormittags ununter brochen biS 6 Uhr Nachmittags, Sonn- u. Festtags 10V,—12 Uhr Vormittag-, geben unentgeltlich Auskunft «. im Personenverkehr über Ankunft und Abgang der Züge, Zuganschlüsse, Reiserouten, Billelpreise, Reijeerleichterungen, Fahrpreisermäßigungen rc.; d. im Güterverkehr über allgemeine Transportbedingungen, Frachtsätze, Kartirnngen rc. Fnndbnreau der köuigl. sächs. Staatselsenbahnen (Linie» Leipzig-Hof, Leipzig-Chemnitz uud Leipzig-Meuselwitz) Bayerischer Play Nr. 2, parterre (Bayerischer Bahnhof, Abgangsseite, 1. Ge bäude) in der königl. Bahnboss-Jnspection. AuskuuftSstclle für Eec-SchifssahrtS» und Reise-Verkehr. Relirs-Wrltkarte der HamburgerRhcdereien: F.W.Grauprnstei», vlücherplay I. Unentgeltliche AuskunstSerlbeilung: Wochen tags 9—12 Ubr Vormittag- und 3—6 Ubr Nachmittags. Haupt-Melde-Amt des BeztrkS-Commandos Leipzig, Nicolai» kirchhof 2, I. Stock, Zimmer 1. Meldestunden: Wochentags von 9 Uhr Vorm. bis 1 Uhr Nachm., Sonntag» von 11 bis 12 Uhr Vorm. An den hohen Festtagen, sowie an den Geburtstage» Ihrer Majestäten deS Kaisers und König» bleibt da» Haupt meldeamt geschlossen. Tie städtische Dcstnfeetious-Austalt, Gustav-Adolphstraße Nr. 2, übernimmt die DeSiusection von: Pferde- und Rinderhaaren, Schweinsborsten und SchweinSwoll« gemäß der vom Bunde» rathe am 28. Jan. 1899 erlassenen Verordnung. Patent-, GtebranchSuiuster.uMarken-AnSku»ftSftellc:vrühl3 (Tuchballe), k. Erved. Wochentags 10—12,4—6. Ferujpr. 682. Ocssentltche Bibliotheken: UniversitätS-Libliothek. Di« Bibliothek ist an allen Wochentagen geöffnet: Früh von 9—I Uhr and (mit AuSnahm» de« Sonnabends; Nachmittag« von S—5 Uhr. 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