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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.10.1900
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-10-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19001022019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1900102201
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1900102201
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- LDP: Zeitungen
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- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1900
- Monat1900-10
- Tag1900-10-22
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8336 (Yeniablin des Herzogs Albrecht schenkte einer Hofdame auS rem Geschlecht der Spiegel ein Brautbcmd von 5 Ellen schwäbischer Leinwand, die Elle zu 3 Gr. ---- 15 Gr. -4-4 75^. Die beimische Leinwand kostete die Elle gewöhnlich 1 Gr., die gröbste 6 Pf. Scheiter in allen Farben kostete die Elle 1 und 5 Gr. Zwillig der gewöhnliche die Elle 1»/, Gr., ein feinerer rotber die Elle 10 Gr. Ein Pfund Zwirn kostete 0 Gr. und gefärbt 8—12 Gr., ein Strän gebleichten Zwirns 2 Gr., eine Elle Schnüre 1 Gr., eine Elle Borten o und 7 Pf., weißer Borten 3 Pf., ein Schock Sckuhschnüre 1 Gr. 3 Pf., rother Senkel 2 Gr., ein Dutzend derselben 1 Gr. Bon besonderer Wichtigkeit gegenüber den Preisen der Lebensmittel und ArbeitSerzcugnisse ist die Höhe der gleich zeitigen I ahrgebalte und der Arbeitslöhne, da wir durch diese erst erfahren, welchen Antheil von jenen sich der Einzelne durch Anstrengung und Fähigkeit für die eigene Lebensstellung verschaffen konnte. Für die Feststellung der Fahrgebalte bietet jedoch der Umstand besondere Schwierig keit, daß ein Tbeil der Dienstbezüge in Naturalien bestand, diese aber in den Rechnungen — die Bestellungen finden sich aus jener Zeit selten — nur unvollständig erscheinen. Zu Ende des bier behandelten Zeitraums, um das Jahr 1480, erhielten die vornehmsten und ältesten Mitglieder des OberbvfgerichtS zu Leipzigs Dietrich und Easpar von Schönberg und I>r. Breitcnbach, jeder 200 Fl. jährlich (50 Fl. Quatember geld) ----- 1270.L, etwa 5000 nach unserem Gelbe---nach dem Berhältniß unserer Getreidepreise: I)r. Pock und Or. Witz leben jeder 100 Fl., drei andere, Dietrich von ErdmannS- dorf, Eäsar Pflugk, Güntber von Bünau, jeder 120 Fl., der Gerichtsschreiber (Sekretär) 80 Fl. Von Naturalbezügen findet sich bei diesen Beamten keine Erwähnung. Die Löhne des Gesindes betrugen z. B. auf dem Ritter gut Dohna an Geld neben Wohnung und Kost jährlich für den Kellermeister 7 Fl., Wagenknecht 0 Fl., Eselstreiber 7 Fl. 4 Gr., Koch 3 Fl. 18 Gr., Kühemölker und Viehmägde 3 Fl. 12 Gr., Küchenknecht 1 Fl. 13 Gr., Kuhhirt 1 Fl. 10 Gr.; in Dresden erhöhten sich diese Löhne beinahe umS Doppelte. Die Maurer verdienten durchschnittlich wöchentlich 15 Gr., die Handlanger 8 Gr. Wenn man 15 Gr. ----- 4 75 nach unserem Thalermünzsuß rechnet und das Berhältniß des NoggenpreiseS in Betracht zieht, verdiente damals der Maurer etwa 20 jetzt 30 die Woche, der Lohn der Zimmerleute und anderer war dem der Maurer ähnlich. Man sieht aus der Zusammenstellung, daß im Großen und Ganzen sich die Gesinde- und Arbeiterclasse nach damaligen Begriffen ziemlich gut stand, daß sie sich freilich Genüsse, deren Befriedigung zwar damals möglich war, abgehen lassen mußte, die heute zur nothwendigen Lebenshaltung gehören, wie Bier und Wechsel in der Kleidung. Nachdem wir nun ein Bild der damaligen Preise gegeben haben, wollen wir noch einen Blick auf die Steuer geschichte Sachsens bis 1553, wie sie Gretschel in seinem angeführten Buche giebt, werfen. Mit diesem Jahre fängt für Sachsen eine systematische innere Verwaltung unter Kur fürst August, Vater August, dem Bruder des genialen Moritz, an, deren Wesen wir noch bis heute spüren. Im Jahre 1448 ward unter Herzog Albrecht zur Be zahlung der Landesschulden eine Vermögensteuer erhoben, wobei von jedem hundert Fl. Vermögen 2 Fl., vom Gesinde lohn der 20ste Theil, von Hanbwerksknechten, Hausgenossen und Anderen, so nicht 25 Fl. in bonis hätten, 4 Groschen, von müßigen Leuten, so keine Handirung und andere Nahrung trieben, 1 Fl. u. s. w. bewilligt wurden. Eine solche Steuer kehrte mehrmals wieder. So wurde mit der in den ernestinischen Landen im Jahre 1515 ver- willigten Tranksteuer eine Vermögenssteuer verbunden, welche im 10. Tbeile eines rheinischen Goldgülden von dem jähr lichen Einkommen bestehen und von allen Personen ohne Unterschied des Standes und Geschlechtes entrichtet werden sollte. Auch in den albertinischen Ländern wurde im Jahre 1541 auf dem Landtage zu Torgau dem Herzog Moritz eine Steuer dieser Art bewilligt, wonach die Städte und der Bauer von einem Tausend 15 Fl., die Ritterschaft aber nur 10 Fl. vom Tausend geben sollte, während die Prälaten sich zur Zahlung deS dritten TheileS ihres Einkommens erboten. Nur der Merseburger Bischof erklärte, daß er deshalb zuvor mit dem gemeinen Capitel und des Stiftes Landschaft berathschlagen müsse, und eine ähnliche Erklärung gaben auch die Grafen und Herren rücksichtlich ihrer Unterthanen. Daß aber hierbei die Ritterschaft geringer angesetzt ward, erklärt sich daraus, daß sie jene Leistung neben ihren Ritterdiensten zu thun hatte, diese also abgezogen wurden- doch bestätigt der geforderte Beitrag es aufs Neue, Laß sie auch jetzt, wie schon früher, wegen ihrer LehnSverhältnisse durch Opferung eines Theiles ihres Einkommens zur Mitleidenheit gezogen wurde, wenn gleich die Ritterhuse steuerfrei blieb, besonders da es sich im Jahre 1541 um eine als Reichslast angesehene Türkenhilfe handelte, bei welcher nach den Reichsgesetzen alle gleich steuer pflichtig waren. — Anders stellten sich freilich die Verhältnisse bei den von den Landständen freiwillig übernommenen Steuern dar, wenn auch weniger bei den schon früher vor gekommenen invirectcn, die ihrer Natur nach keinen unmittel baren Anspruch auf Befreiung gestatteten und am Ende auch mehr die Städte trafen, als bei den eigentlichen Grundsteuern, die in den wettinischen Landen vornehmlich in dieser Periode aufkamen. Das erste Beispiel derselben sinket sich (1523) in den ernestinischen, später zum großen Tbeile auf die albertinische Linie übergebenden Landern, als Kurfürst Friedrich der Weise vier Pfennige von jedem Schocke Vermögens aller unbeweglichen und liegenden Erb- und Laßgüter verwilligt erhielt. Damals mußte ein Anschlag Lieser Güter nach ihrem ordentlichen Werthe bei eines Jeden Eid und Pflicht entworfen und zur Kanzlei ein gesandt werden. Diese Steuer erschien abermals in den Jahren 1528 und 1531 und wurde bis zu einem Groschen vom Schocke erhöht. — In Len albertinischen Landen ward die Negierung Georgs dcS Bärtigen in dieser Hinsicht denk würdig, als im Jabre 1537 dem Herzog zur Befestigung von sechs Städten in Thüringen und Meißen eine Bausteuer bewilligt wurde, welche unter diesem Namen nach Schocken von den liegenden Gründen, aber auch von der werbenden Baarschaft entrichtet werden sollte. Diese Schocksteuer wurde auf dem Chemnitzer Landtage im Jabre 1546 (mit 4 Pfennigen vom Schock und noch 2 im Nothfall von dem Ausschuß zu bewilligende»), sowie auf dem Leipziger 1547, aus's Neue in Anspruch genommen und bestand seit dem Jabre 1550 unter dem Namen der Landsteuer. — Bon dieser Grundsteuer blieb nun in Len Ländern beider säch sischen Linien die Ritterschaft (wie auch die Geistlichkeit) hinsichtlich ihrer mit Ritterdiensten belegten Lehnhufen frei, wenn gleich im ernestinischen Sachsen im Jahre 1.531 von der Ritterschaft der sechste (von der Geistlichkeit der vierte) Theil eines jährlichen Einkommens gefordert, und in den alberti nischen Landen 1537 gleickergestalt der zehnte Tbeil von der Ritterschaft bewilligt wurde, während die Prälaten sich zum sechsten oder achten Tbeile verstanden. Vielleicht wirkte hier auch die Erinnerung an eine allgemeine Reichslast (die Türken- bilfe) ein. Im Jahre 1.546 wurde aber in den albertinischen Landen die erwähnte Grundabgabe auf die Ritterschaft gar nicht bezogen, dagegen aber die von ihr zu leistenden Ritter dienste, die, wie unbrauchbar sie auch in dieser Zeit geworden sein mochten, doch hier vielleicht zu einem passenden Vor wande bienten, in der Bewilligungsschrift ausdrücklich erwähnt. Bald aber begann in dem albertinischen LandeStheile die Opposition derStädte gegen diese Befreiung der Ritter schaft. Jene gaben bereits auf dem Landtage im Jahre 1548 ihre Ansicht in ter Erklärung zu erkennen: „daß, wenn die Städte die Beschwerung der begehrten Steuer abermals allein tragen sollten, so wäre Ließ von wegen des gemeinen VerwandlnüS aller Stände und gemeinen Schutzes, der allen Ständen daraus sogleich solle erfolgen, ungleich und der Billigkeit »»gemäß." Wenn Moritz selbst vielleicht jene Befreiung wegen der unbrauchbaren Ritterdienste hinweg wünschen mochte, so hinderten ihn doch an der Erfüllung dieses Wunsches die damaligen Zeitläufte und vor Allem vielleicht die Erinnerung, daß die Rittergutsbesitzer die Ein willigung zur Besteuerung ihrer Hintersassen zu geben batten. Auch der Landtag zu Torgau im Jahre 1550, wo Moritzen's große Entwürfe bedeutende Bewilligungen von den Ständen erheischten, ließ der Ritterschaft ihre Befreiung, wenn auch abermals die Städte an die Aufhebung derselben erinnerten, um so eher, La mehr politische Pläne des Kurfürsten als gemeine und Reichslasten in Frage kamen. Wichtiger wurde in dieser Beziehung das Jahr 1552. Denn wenn auch aus dem Landtage zu Torgau, auf welchem die Stände sich sehr rasch zur Bewilligung von zwei Pfennigen vom Schock ent schlossen, die Lehngütcr wiederum ausgenommen wurden, so erzeugte dies doch um so lebhaftere Klagen, da diese Be willigung eine Türkenhilfe in sich faßte und dergestalt die Ritterschaft, vielleicht auf die im Landtagsabschiede an befohlene Bereithaltung der Ritterpferde sich stützend, gegen frühere Vorgänge, wie z. B. im Jahre 1541, eine voll kommene Immunität der Lehngüter zu behaupten schien. So mochte sich doch die Ritterschaft veranlaßt sehen, auf dem Landtage zu Dresden in demselben Jahre alsbald von ihren Lehngütern und ihrer werbenden Baarschast zwei Pfennige vom Schock zu bewilligen, wobei jedoch das für die Ritter dienste Entrichtete abgezogen werden sollte. Hiermit waren aber die Städte, weil die übrigen Unterthanen mit drei Pfennigen besteuert wurden, wiederum nicht zufrieden und verlangten völlige Gleichstellung, um so mehr, da abermals eine Türkenhilfe als Reichslast in Frage kam. Jndeni die Städte eine Protestation gegen die Befreiung einlegtcn, weil eS beschwerlich sei, die Dinge also in ruhigen Brauch kommen zu lassen, ahnten sie, daß die vollkommene Steuerfreiheit der Lehnhufe durchgesetzt werden dürfe, worauf in einem späteren Zeitabschnitte zurückzukommen sein wird. — Auch die Bischöfe traten, obgleich sie sich hin und wieder zur Entrichtung eines Theiles ihres jährlichen Einkommens zur Steuer verstanden hatten, mit ähnlichen Ansprüchen auf Steuerbefreiung auf, indem sie dabei die nvthige Befragung ihrer Stiftsstände (wie z. B. der Merseburger Bischof im Jabre 1541) vorschützten. Nicht weniger suchten auch die Grafen und Herren, ihr reichsunmittelbares Berhältniß an führend, sich auf mannigfache Weise, besonders auf dem Leipziger Landtage im Jabre 1548, zu entziehen, und 1552 entrichteten sie auch wirklich den gemeinen Pfennig an den Kaiser. Obgleich die sächsischen Fürsten in den» Naumburger Beivertrage vom Jahre 1554 auf diese Verhältnisse Rücksicht nahmen, so konnte dies doch nicht verhindern, daß diese Zwistigkeiten noch einige Zeit fortdauerten und ebenso wie die hier in Frage gekommenen Verhältnisse zu den Stiftern erst in der später zu berücksichtigenden Periode ausgeglichen wurden. Was die übrigen Steuern betrifft, so wurde in den albertinischen Landen der bereits 1469 erhobene Vierzehnte 1502 abermals für 12 Jahre aus einem Städtetage zu Döbeln bewilligt und schränkte sich daher auf die Städte ein. Dazu kam im Jahre 1539 auf dem Landtage zu Chemnitz auch der sogenannte kleine Bierzehnte (5 Gr. vom Fasse) für Herzog Heinrich zur Abtragung der von Georg hinter lassenen Schulden auf 10 Jahre, und 1540 wurde dem Herzog Moritz zu Freiberg der sogenannte große Zehnte oder die Tranksteuer (von jedem Fasse Bier zu 0 Eimern 24 Gr. und zu 5 Eimern 20 Gr.) wahrscheinlich in Folge des durch den schmalkaldischen Krieg herbeigeführtcn Auf wandes bewilligt, womit zugleich die Weinsteuer (vom Eimer Landwein 5 Gr., von Rhein- und anderen ausländischen Weinen 10 Gr.) verbunden war. Auch in den ernestinischen Ländern war die Tranksteuer, der zehnte Pfennig, vor gekommen und eine Viehsteuer damit verbunden worden. Kunst und Wissenschaft. Musik. Der Tenorist C. van Humalda veranstaltet beute Abend 7»/r Uhr im Kaufhaussaale einen Liederabend. Leipzig, 20. October. Tas gestrige Concert des Orchesters deS 107. Infanterie.Regiments im Panorama-Restaurant durste wohl als cine Nachfeier des 40jäbrigen Dienstjubiläums des königl. Musikdireclors Herrn Carl Walther angesehen werden, denn auch hier fehlte es nicht an herzlichen Ovationen für den beliebten und verdienten Dirigenten, ähnlich denen vom letzten Dienstag, die ihm im Bonorand'schen Etablissment dargebracht worden waren. Ueberdics diente das geslrigeConcert einem edle», vaterländischen Zweck: sein voller Ertrag war für den Fond zum Besten der in China kämpfenden und verwundeten deutschen Krieger bestimmt. Das Programm dazu hatte Herr Musikdirektor Walther mit kundiger Hand zusammen gestellt. Trugen die beiden ersten Theile desselben in der Hauptsache den Wünschen der Freunde seriöser Musik Rechnung, so war der dritte Theil ausschließlich militärischer Musik gewidmet. Hierher gehörten die Compositionen von Eyle, Walther, Waldow und Herzog, die vom Publicum überaus beifällig ausgenommen wurden, sowie die Märsche aus der Zeit der Völkerschlacht bei Leipzig, die an die tagSvorher erfolgte Denkmals-Grundsteinleguug unmittelbar anknüpsten. Nicht minder treffliche Gaben bot das Orchester mit Weber's rauschender Jubel-Ouvertüre, mit der „Loheugrin" - Phantasie und der in lebhaft fortströmenden Rhythmen sich sortbewegen- den, energisch ausklingenden Militär-Festouverture von C. Walther. Von weihevoller Wirkung war das altnieder, ländische Dankgebet aus dem „Gedenk-Klang" des Adrianus Valerius, sowie die Sarastro-Arie aus der „Zauberslöte". Ob die Berlioz'sche Instrumentation von Weber s hinreißender „Aufforderung zum Tanz" der Liszt'jchen vorzuziehen sei, mag hier unentschieden bleiben. Daß beide Bearbeitungen unbedingt besser sind wie die an Weber sich geradezu versündigende Orchestrirung Wein- gartner's, steht außer aller Frage. Erfreulich ist, daß Herr Musik direktor Walther den köstliche» Walzer „Am User der Elbe" von Johann Straub, eine der allerletzten Schöpfungen des Wiener Meisters, abermals auf sein Programm gesetzt hatte. Das ungemein melodienreiche wie harmonisch hochinteressante Tanzpoöm verfehlte auch diesmal seine Wirkung nicht. Eämmtliche Compositionen wurden vom Orchester unter der temperamentvollen Leitung des bewähren Dirigenten sauber, rxact und geschmackvoll gespielt und von dem zahlreich erschienenen Publicum sehr beifällig ausgenommen. 0. L. Erinnerungen eines alten Musikers Im „Century Magazine" veröffentlicht William Mason interessante Erinnerungen und Anekdoten über die berühmten Tonkünsrler, die er während seines langen Lebens kennen zu lernen Gelegenheit hatte. Moschcles, ein Schüler Clementi's, Hummel's und Tbalberg's, sagte oft, daß die Hand des Pianisten nicht die geringste MuSkel-Contraction haben dürfe, und erzählte gern von einem Experiment, daß Clementi wiederholt vorzeigte: ein sehr leichtes Geldstück (zum Beispiel ein Zehnmarkstück), daß man auf den Handrücken legt, darf, während man die schwierigsten Stücke spielt, kaum von der Stelle weichen. Henry Timm machte noch ein besseres Kunststück: er spielte, nachdem er ein bis zum Rande mit Wasser gefülltes Weinglas aus den Rücken seiner Hand gestellt hatte, Tonleiter und vergoß dabei auch nicht eine» Tropfen Wasser. In einer anderen Anekdote erzählt Mason, wie Chopin beinahe verzweifelt war, weil es ihm nicht gelang, beim Clavieespielen ein Piano zu demoliren. Ein musikalischer Herkules spielte vor dem Meister die „Polonaise militaire", und zwar mit einem solchen Feuer, daß eine Saite zerriß. „Junger Mann", sagte Chopin, „wenn ich Ihre Muskelkraft hätte und dieses Stück spielte, wie es gespielt werden muß, würden sämnit- liche Claviersaiten entzwei gehen, das dürfen Sie mir glauben." Um die Mitte dieses Jahrhunderts lernte Mason in Frankfurt a. M. Anton Schindler kennen, der der intimste Freund Beethoven's während der letzten Lebensjahre des Meisters gewesen war, und der sich infolge dessen Visitenkarten drucken ließ, aus welchen zu lesen war: „Anton Schindler, Freund Beethoven's". Für Schindler war Beethoven's Musik das und O aller Er rungenschaften der Menschheit; er konnte Musiker, die sich bei der Interpretation irgend eines noch sowenig bekanntenBectdoven'jchen Werkes das geringste Versehen zu Schulden kommen ließen, für ewige Zeiten Haffen und verachten. Jede musikalische Phrase, die Beethoven irgendwo geschrieben hatte, hatte Schindler inne, wie ein tüchtiger Pastor jeden einzelnen Bibelvers inne haben muß. Dem originellen Manne war nichts mehr verhaßt als daS „Vier- händigspielen". Eines Tages kam nach Frankfurt ein Schweizer Namens Schnyder von Wartensee, der damals als für eine Leuchte auf dem Gebiete der Theorie, der Kritik und der Musikgeschichte galt. Mason und andere Componisten beschlossen, Len Freund Beethoven's und den Schweizer miteinander bekannt zu machen. Da Schnyder älter war als Schindler und da er außerdem noch vcrheirathct war, überredete man Schindler, den ersten Schritt zu thun. Ter Freund Beethoven's, den Mason und Andere begleiteten, war nur noch wenige Schritte von der Woh nung des Schweizers entfernt, als er plötzlich stehen blieb und leichenblaß wurde. Durch die offenen Fenster sah man den Schwei- zer und seine Frau vierhändig spielen und was? Die Eroica! Schindler lief wie ein Wahnsinniger davon, verstopfte sich die Ohren und brachte Kehllaute hervor, die einem Glucksen glichen. Von diesem Tage an stand es für ihn fest, daß Schnyder von Wartensee ein ganz gemeiner Lump war. O. kl. Vinc Klage gegen den „Marschkönig" Causa. Das Staats-Obergericht von Pennsylvanien bestätigte am 8. d. Mts. in dem Proceß von Frau Ada Blakely gegen Len bekannten amerika nischen „Marschkönig" John Philip Sousa die Entscheidung der unteren Instanz. Blakely war vor seinem Tode, der im November 1896 erfolgte, Geschäftsführer und Eigenthümer von Sousa's Capelle. Nach Blakely's Tode setzte Sousa die Concerte unter seiner persönlichen Leitung fort und beanspruchte die Bibliothek, das Inventar der Capelle und die Tantiemen aus den „Copyrigts" als sein ausschließliches Eigenthum. Die Blakely-Erben widersetzten sich dieser Forderung und machten zur Durchsetzung ihrer Ansprüche durch Frau Blakely eine Klage anhängig. Hierbei erhoben sie Ansprüche auf die ganze Bibliothek, auf die Hälfte der Tantiemen aus Len „Copyrighted"- Musikstücken, die von Sousa componirt worden waren, und auf die Hälfte der Concerteinnahmen bis znm 1. August 1900. In dem Erkenntniß des Gerichts wurden alle Forderungen zu Gunsten der Blakely-Erben entschieden, nur wurde der Anspruch auf die Concert- einnahmcn nach dem 23. Mai 1897 abgcwiesen. Der Haüptstreit wurde um die Tantiemen geführt, die sehr werthvoll sind. Die selben beziffern sich bis jetzt auf 400 000 Fran Blakely's An sprüche auf die Hälfte dieser und aller zukünftigen Tantiemen Sousa's sind jetzt endgiltig zu Gunsten der Familie Blakely ent schieden worden. Tic musikalische Production im September. Erfreulicher- weise ist über die musikalische Production des Vormonats im All gemeinen Günstiges zu berichten: die Quantität hält der Qualität so ziemlich die Waage — eine geradezu selten gewordene Er scheinung. Ter musikalisch-literarische Monatsbericht über neue Musikalien, musikalische Schriften und Abbildungen, eine für den Musikalienhandel außerordentlich wcrthvolle Unternehmung der Berlagshandlung Friedrich Hofmeister in Leipzig, weist uns für den Monat September insgesammt 663 Neuerscheinungen nach. Darunter befinden sich 27 Werke für Orchester, 12 für Salon orchester (Pariser oder amerikanische Besetzung), 3 für Streich orchester, 1 für Blech- und 14 für Harmonie, oder Militär musik. Beochtenswerth sind daraus die II. Balletsuite, drei Ballctsiücke aus Opern von Chr. W. v. Gluck, für Orchester frei bearbeitet von Felix Mottl, ferner die Ouvertüre zu Haydn's Oper ,.I/i^)In ckisaditata", herousgegeben von Josef Liebeskind, eine Serenade vp. 80 für kleines Orchester von I. de Lange, eine Idylle „Leben und Sterben des vergnügten Schulmcisterlein Wuz" von Ferdinand Thieriot (op. 7A urid eine Phantasie über Motive aus Wagner's „Fliegendem Holländer" für Militärmusik von Arthur Seidel. Tie 17 neue Werke enthaltende Gruppe der Musik für Streichinstrumente verzeichnet das Violoncell-Concert op. 20 von Eugen d'Albert, eine „Praktische Violinschule" von Louis Kron (Verlag von Fr. Portius in Leipzig) und eine Legende vp. 46 für Violine mit Orchester von Christian Sinding. Unter den 4 Werken für Blas instrumente verdient die große Clarinettenschule vp. 49 von Robert Stark Beachtung. Im Weiteren find noch zu verzeichnen 3 neue Werke für Guitarre, 1 für Mandoline und 28 für Zither. Allein 223 Novitäten entfallen auf die Claviermusik, davon 52 für Piano- forte mit Begleitung, 4 für zwei Claviere, 14 für Clavier zu vier Händen, 83 — 1 Ouvertüre, 30 Tänze, 38 Märsche und 1 Lehr buch deS ClavierspielS nicht mit eingerechnet — für Clavlek t» zwei Händen. Besondere Beachtung verdienen darunter dir Reu« ausgaben berühmter älterer, meist klassischer Werke. Di, Orgel- musik enthält 11, die Harmouiuinmusik 5 und die Kirchenmusik 37 Neuheiten. BemerkenSwerth sind darunter dir Orgrlcompositioaen von Enrico Bossi (Concert op. 100 in ^moU) und H. W. Ntcholl, die biblische Cantate „Tas Hohe Lied" von Bossi, dir uua auch ia Rirter-Biederinann in Leipzig die geeigurte, thatkrästige Verlags handlung gesunden hat, und de» jüngst verstorbenen Heinrich v. Herzogenbrrg Kirchen-Oratorium „Erntrfetrr" op. 104. An Chor gesängen mit Orchester oder mit mehreren Instrumenten sind 7, an theils u cappella-, theils vom Pianosorte begleiteten Gesänge« sind 168 Werke zu registriert!. Max Filkr, Josef Rheinberger, Ernst H. Cryffardt, Carl Steinhaurr, Josef Reiter, Edwin Schultz, Josef Schwartz, Carl Weidt, Oskar Wermann und andere bekannte Chortonsetzrr sind darunter vrrtreten. Ferner sind 16 Werke auS dem Gebiete der theatralischen Musik, 3 Chöre mit verbindender Deklamation und 1 einstimmiger Chor er- schienen. Nicht so zahlreich wie sonst ist diesmal da» «ia- stimmige Lied vertreten. Wir zählten 88 Gesänge mit Clavier, 1 mit Clavier und Violoncell, 3 mit Zither, 8 mit Orgel oder Harmonium. Schließlich sind noch anfzusühren 1 Lehrbuch für Gesang, 8 Bücher und Schriften über Musik und S Textbücher. — Verhältnißmäßig zahlreich war die Leipziger Tonkünstlerschaft an der September-Production betheiligt. So Joses LirbeSkiud, dessen wir schon oben gedachten, mit 1 Werk, Jul. Herm. Matthey mit 2 Orchesterbearbeitungen, Han» Sitt mit Biolin- stücken op. 73, Bearbeitungen, einer Romanze für Viola, op. 72 und einem Claviertrio op. 63, ferner unser Flöteametster Wilhelm Barge mit der Bearbeitung eines Abagio und Rondo von I. L. Tulou, Richard Hofmann mit einem Claviertrio in viuoll, Max Wünsche mit zwei Biolourell- Uebertragungen, Friedrich Hermann mit der NeuauSgabe zweier Violinsonaten von Tartini. Friedrich Stade mit einer Clavier« Harmonium-Uebertragung dreier Sätze auS Brahm's Deutschem Requiem, Adolf Ruthardt mit NruauSgaben resp. Uebertragungen von Chopin, op. 22, Mendelssohn, vp. 82, und Czerny, op. 802. Bon Hugo Martini erschienen vier Clavier- compositionen (vp. 76, 80, 81, 82), von Alfred v. Sponer «in Spinnlied (op. 6) für Pianoforte, Robert Papperitz gab das 4. Heft seiner Choralstudien für Orgel heraus, Theodor Cursch- Bühren 11 geistlicde Gelänge und Motetten für gemischten Chor (op. 169), einen Männerchor op. 170 mit Orchester und einen Frauenchor init Clavier (op. 134). Weiterhin wurden veröffentlicht GesangSübertragungrn von Moritz Vogel (M. Hauptmann), „Mahomets Gesang" (Männerchor) von Carl Reinecke, „Dem Vaterland" (Männerchor) von Alfred Richter, zwanzig Lieder von Joh. Herm. Schein, herauSgegeben von Arthur Prüfer, zwölf der schönsten Melodien au» dem Lochheimer Liederbuch», für Männerchor gesetzt von Gustav Schreck, und vier Lieder für gemischten Chor (op. 72) von Heinrich Zöllner. 6.-L. Bildende Künste. Leipziger Kunstvrrein. Ausstellung künstlerischer Photographien von Nicola Perscheid. c ES ist noch gar nicht lange her, da die Scheidung zwischen Kurst uns Handwert eine vollständige war, da die Kuuit vcrmeinle, nur ans „hohem Cothurn" wandeln zu tonnen, wo die Kunst dem Hanowerk stolz den Rücken zulehrte und somit eine Gemcinsamleir des Schassens völlig ausgeschlossen war. Daß diese Anschauungen heute als überwunden zu betrachten find, darf nicht bloS als rin Vortheil für das Handwerk, sondern auch als rin Segen für die Kunst angesehen werden. So sehen wir denn heute daS erfreuliche Schauspiej vor uns, daß es nur wenige Gebiete dcS Handwerks giebt, die nicht mit dec Kunst Hand in Hand gehen. ES wird daher nicht Wunder nehmen, wenn die Photographie gleichfalls eine innige Verbindung mit der Kunst erstrebt und eine dementsprechende Stellung und Wcrthschiu.nng zu erringen trachtet. Wird die Phorographie an sich nach wie vor als ein rein technisches Verfahren zu betrachten sein, so wird ihre Ausübung zweifellos von den weniger oder mehr ausgebildeten künstlerischen Empfinden des Einzelnen abhängig sein. Je höher also dies subjektive Kunstempfinden des Ausübenden gesteigert ist, um so mehr wird seine von der Auffassung und SttnnnungSwahl ab hängige Ausnahme auch als ein künstlerisches Product zu betrachten sein. Dieses von künstlerischem Geschmack geläuterte Vermögen in hohem Maße zu besitzen, darf der heimische Hosphorograph Nicola Verscheid als ein besonderes Verdienst sich anrechnen. Ging die Bewegung auf dem Gebiet der Photographie, dieselbe mehr und mehr in künstlerische Bahnen zu lenken, zunächst von den sogenannten „Amateuren- aus, so bleibt doch die Thatsache bestehen, daß Perscheid als einer der ersten Berufsphotographen dieser Bewegung fich anschloß, und man, nach dem jetzigen Stande seiner Leistungen zu urtheilcn, ihn zu den besten Vertretern der Kunstphotographie zählen muß. Gewiß ist der Kampf des nach künstlerischen Gesichtspunkten schaffenden Photographen mit den unkünstlerischen Ansprüchen eines großen Theils des Publikums noch immer nicht beendet, noch immer dominirt das glatte, jeder Modellirung beraubte und „verschönte" Portrait mit der konven tionellen Pose und hindert das Verständniß für eine natürliche und charakteristische Wiedergabe der Persönlichkeit. Aber daß der Weg zum Besseren längst betreten ist, das zeigen uns die Leistungen manches deutschen und ausländischen Kunstphotographen, das lehren uns die Arbeiten, die Perscheid znr Zeit im hiesigen Kunst- verein ausgestellt hat. Wir glauben nicht fehl zu gehen, wenn wir angesichts dieser charaktervollen Bildnisse die Behauptung aufstellen, daß es manchen Beschauer dieser Blätter geben wird, der da glaubt, keine un mittelbaren Naturaufnahmen, sondern gute Wiedergaben nach künstlerisch durchgeführten und fein abgewogenen Gemälden vor sich zu sehen. Und zwar deshalb, weil es hier der Photograph mir Hilfe seiner ihm eigenen Auffassungsgabe, der Kunst der Beleuchtung und Tönung der Blätter, seine Bilder zu einem so durchgebildeten künstlerischen Ganzen zu stempeln verstand, daß diese Arbeiten fich getrost neben gemalten Bildnissen sehen lassen können. Stets weiß Perscheid den vollen Charakter der Persönlichkeit zu erfassen und mit schlichtester Natürlichkeit und künstlerischem Feingefühl wieder zugeben. Hier auf jede einzelne Darbietung der 30 Nummern umfassenden Collection einzugehen, müssen wir uns versagen, jedoch wollen wir nicht verfehlen, darauf hinzuweisen, daß diese Photo graphischen Bildnisse eine künstlerische Vollendung zeigen, die als unübertrefflich angesehen werden darf. Unter den Bildnissen finden sich u. A. vor das des Kaiser Wilhelm im Jagdkostüm, König Albert (in Civil), Prinzeß von Anhalt, Reichsgerichtspräsident von Oehlschlüger, Geh. Rath Or. Georgi, Gch. Rath Or. His, Geh. Rath Or. Sänger, Comtesse von 01., sowie die interessanten Kiinstlerbildniffe Mar Liebermann's, F. Skarbina's, Schultze's-Naumburg und der Malerin Tora Hitz. Von dem Reichthum künstlerischen Empfindens und der Sicher heit malerischen Sehens zeugen auch die Genre- und Landschafts aufnahmen Perscheid's, varnnter „Dame im CoupS", „Heim kehrender Schnitter", „Auf hoher See", „Pappellandschaft", „Schafe" und „Schwäne". Ernst Kiesling. S°N°Kb°» Rvsimslemer Seiäeiuveberei „Loire" Fabrik-Lager und Einzel-Verkauf: SS SS, 1. LI«««« »ii. I,rc-a«„ »,ru»° iSsicLsnsloH-s für Ball-, Gcscllschasts- und Proniciiadcn-Toilclteii, Blouieit rc. »ein«« <»„.,!«>. Tpecialität: Maks, miß INI- farbig, ja bl» kinkaWkil bis III bca feiaffka Stoffen. Besonders empfohlen: 1 Partie zurückgesetzter Seidenstoffe und Rest-Coupons zu ganzen Kleidern, Blousen und Besätzen zu bedeutend herabgesetzten Preisen. LE" Auswahl in Lcharper, Schürzen, Schärpen, Lavallivrer, Damen- and Herren-Lachenez etc. lei« «MbmctMtimK: r 2.20, 2.00, uo, I.S0 M. W 7-tz. p p I oll NI 2NN »M« I I UIUM M M in kMdmell: b 1.40, UV, U0, 1.00 R. pro 7- ik O. U. 8ückplk^i '
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