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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.03.1901
- Erscheinungsdatum
- 1901-03-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-190103106
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-19010310
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-19010310
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1901
- Monat1901-03
- Tag1901-03-10
- Monat1901-03
- Jahr1901
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.03.1901
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Bezug-»Preis der Hauptrxpedition oder den im Stadt» und d«« vierten »richteten Uu-- aadestev», «bgiholt: vierteljährlich ^l 4.50, ort zweimaliger täglicher Zustellung in» Hau- 5.50. Durch di» Post bezogen für Deutschland n. Oesterreich: vierteksährl. ^l 5. Man aboanirt serner mit entsprechenden, Postavfschlaa bet den Postanstaltei» in der Schweiz, Italien, velgten, Holland, Luxem burg, Dänemark, Schweden und Norwegen. Rußland, den Donaustaaten, der Europäischen Türkei, Egqpten. Kür all« übrigen Staate» ist der Bezug nur unter Kreuzband durch die» Expedition diese» Blattes möglich. Die Moraen-AuSgabe erscheint um '/,7 Uhr, die Abend-AuSgabe Wochentags um 5 Uhr. Nedaction vn- Erpe-ition; ZohanniSgaffe 8. Filialen: Alfred Hahn vorm. O. Klemm'- Sortim. UniversitälSstraß« 3 (Paultuum), LouiS Lösche, Aathariueustr. 14, part. und König-Platz 7. .R 126. WM JaMall Anzeiger. Amtsblatt des Königlichen Land- und Amtsgerichtes Leipzig, -es Mathes und Nolizei-Amtes der Ltadt Leipzig. Anzeigen'PreiS die 6gespaltene Petitzeile 25 L,. Reklamen unter dem RedactionSstrick (4 gespalten) 75 H, vor den Familiennach. richten (6 gespalten) 50 H. Tabellarischer und Zisfernsatz entsprechend höher. — Gebühren für Nachweisungen und Offertenannahme 35 H (excl. Porto). Ertra-Beilagen (gefalzt), nur mit der Morgen.Ausgabe, ohne Postbeförderung ./L ÜO.—, mit PostbesörderunA ./L 70,—. Ännahmeschluß für Iluzeigen: Abend-AuSgabe: Vormittags 10 Uhr. Morgen.Ausgabe: Nachmittags 4 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stunde früher. Anzeigen sind stets an die Expedition zu richten. Die Expedition ist Wochentags ununterbrochen geöffnet von früh 8 bis Abends 7 Uhr. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. Tonntag den 10. März 1901. 95. Jahrgang. Rus der Woche. Dem beklagen-werthen Anschlag auf den Kaiser, der glücklicher Weise nur leicht verletzt ist, kommt ein« politische Bedeutung nicht zu. Der Urbeber der unseligen Tbat ist ein unzurechnungsfähiger Mensch, den eine politische Absicht nicht leitete, als er da« Wurfgeschoß gegen den Kaiser schleuderte, und der keine Vorstellung von d-m Unheil batte, das er hätte anrichten können. Sein nm- nachteter Geist erkor sich den Kaiser zum Opfer, weil dieser die höchstgestellte und meistgenannte Person ist. Es ist eine oft gemachte Beobachtung, daß Irre, die rin dunkler Drang zu einem Verbrechen treibt, aus eine Wahl dieser Art verfallen. Die Gefahr, die hierin liegt, bildet und bildete unter allen Umstanden und zu allen Zeiten eine der Bürden, die mit der höchsten Würde verbunden sind, auch in Zeiten, die eine Propaganda gegen die Ordnung im Staate und deren Spitze nicht kannten, und eS verrietb. Wenn man Schlimmeres darin nicht finden will, ausgedehnte geschichtliche Unwissenheit, wenn daS Organ deS Bundes der Landwirth« zu der Bremer Nachricht bemerkte: „Würde eS keine anarchistisch-socialbemokratiscke Verhetzung geben, so würde der irre G«ist ans andere Thaten verfallen müssen" Eine Reihe ähulicher Thaten aus einer älteren Vergangenheit widerlegt diese» Satz. DaS genannte Blatt steht denn auch mit seiner wegen der ihr zur Grunde liegenden Unwahrbaflizkeit der Socialdemokratie geradezu vortheilhaften politischen Ausnutzung de» Vorfalles ganz allein. Man hebt mit Reckt hervor, daß selbst die „Post", also «in Organ, das einer weiteren strafrechtlichen Repression der umstürzlerischen Agitation am unerschütterlichsten das Wort redet, die Ausbeutung der Thal deS Epileptikers verschmäht. Graf Bülow hat sick wieder nach einer nicht gewonneuen Schlacht mit gedruckten Siegesfanfaren begrüßen lassen, eine Ge- wobnheit, die in einerZett, die Feldherren schon vor dem Ausritt ins Feld mit Lorbeer» überschüttet, verhältnißmäßig harmlos «rscheiut. Unentschiedene Schlachten haben in der Regel keinen Einfluß auf den Ausgang deS Feldzuges und die DirnStagS-Sitzung deS Reichstags ist eine solche un entschiedene Schlacht gewesen. Der Reichskanzler, der sich den Sieg zusckreiben läßt, wird, wenn er nur Len zehnten Theil des Geistes besitzt, den seine schreibenden Anhänger an ihm bewundern, selbst nickt verkannt haben, daß er die vor herrschende Stimmung, selbst die im Reichstage tbatsäcklich vorherrschende Stimmung nicht geändert hat. Herr Schaedler war auf seine, deS Kanzlers, Intentionen mit lückenlosem Verstäuduiß eingcgangen und batte cS damit dem leitenden Staatsmanne sehr leicht gemacht. Dennoch erklärte selbst der Abg. Basiermann, daß man viel Neues nicht vernommen habe, und da daS Alte mit dem Gegen- tbeil von Befriedigung empfunden ward und wird, so kann Graf Bülow selbst jenen „Erfolg" nicht sehr hoch veranschlagen. Urber die auswärtige Politik hat er, was ihm nicht verargt Werden soll, eigentlich gar nichts gesagt, cS sei denn, daß hinter der starken Betonung der Forderung, daß ein gutes Vcrhältniß zu Rußland Gegenseitigkeit und Anerkennung der Gleichheit zur Voraussetzung habe, etwas zu suchen sei. DaS ist aber ein Verlangen, das da» ganze deutsche Volk auch Eng land gegenüber verwirklicht, nicht etwa nur erhoben wissen möchte. Es verstand sich ganz von selbst, daß der Kanzler nicht zugeben konnte, daß in die deutsche auswärtige Politik ver wandtschaftliche, private Beziehungen hineinspielen. Aber er hat den THatsack en, die den Anlaß zu diese» Versicke rungen boten, einen rein privaten Charakter zuerkannt und sich dadurch nicht nur mit der ungetheilten öffentlichen Meinung, sondern auch mit sich selbst in Widerspruch gesetzt. Bor sehr kurzer Zeit noch erklärte Graf Bülow die Verantwortung für kaiserliche Kundgebungen über nehmen zu wollen, und nun auf einmal ist der Dank für ein der deutsche» Armee angeblich gemachtes Eompliment eine Privatsache, die den verantwortlichen Kanzler nicht- an- aebe. Herr vr. Hasse aber behalt Recht mit seiner Fest stellung, daß eS sich gerade hier um eine ReichSangelczenheit haudele. Angesichts de» Rückzuges au» dieser wichtigsten Position sollten dir Officiösen die Triumpbgesänge etwas rinsckrauken, zumal Graf Bülow Herrn vr. Haffe gar nicht zn antworten gewagt hat. Die Unheil« diese« Abgeordneten konnte man za, wenn man sich um die Denkenden nicht kümmern zu müssen glaubt«, al- Erzeugnisse von der Bierbank ignoriren. Aber vr. Haffe hat auck über sehr ernste Dinge rcferirt, so z. B. über den Ausspruch eine- Conservativen, daß „eigentlich nichts mebr zu verderben, nicht- mehr niederzurrißen sei". Diese Ansicht ist weit verbreitet, und daß sie e- ist, muß für sick schon al- ein Unglück angesehen werden ohne Rücksicht auf ihre Berechtigung, welche letztere aber doch jedenfalls soweit gediehen ist, daß da- Wort alle Beherzigung verdient, da» vr. Hasse zum Schluss« seiner Warnerrede sprach: „Nock ist es Zeit zur Umkehr,aber e-ist di« allerhöchste Zeit". Daß Derartige- und da» Rufen „Wir tagen hier nickt in Byzanz" der Presse de- Kanzler- nicht gefällt, ist begreiflich. Aber man kann verlangen, daß Ursache oder Herkunft deS Miß vergnügen-, wenn nicht angegeben, so doch auck nickt in der Art versckleiert werde, wie e- in der „Nationalztg." beliebt wurde. Diese- Blatt forderte — nickt wörtlich, aber deutlich —nickt mehr und nickt weniger, al- daßPolitiker wie Prof. vr. Hasse entweder im Reichstag nicht reden oder daß sie der nationalliberalen Fraction nickt angeboren dürfen. DaS könnte dem Grafen Bülow und Manchem, der sich in Byzanz fühlt und wohl fühlt, freilich erwünsckt sein, aber die „Nalionalzeitunz" wird mit ihrem Verlangen kaum durchdringen, denn in der Fraction weiß man, waS den Lesern diese» Blatte- vorentbalten wird, daß nämlich Herr vr. Haffe sich zu der auswärtige»! Politik und in-b«soud«re Uber da« Derbaltniß zu England im Wesentlichen nicht ander- al- derAbg. Basiermann geäußert hat, der übrigen- die öffentliche Meinung m einem Punctr mißverstand«» hat. Er führt die Verstimmung über die Ordensverleihung an Lord Robert- und über die mündliche Ehrung diese- Mannes auf Antipathie gegen England zurück. Mit Unrecht. Wenn dem spanischen General Weylrr diese außerordentliche Auszeichnung widerfahren wäre, würde man in Deutschland nicht minder befremdet gewesen sein. Die Neubildung eines conservativ-klerikaleu Bündnisses zur Vollendung der kirchlichen und schul politischen Neaction in Preußen hat einen weiteren Schritt nach vorwärts getban. In den Verhandlungen des Abgeordnetenhauses über die Errichtung eines altkatholisckeu Seminars, die natürlich abgelebut wurde, batte der Eentrumssührer in echt ultramonraner „Entrüstuug" über diese Zumuthung auSgerufen: „Sollen wir Katho liken uns in Preußen den» Alles gefallen lassen?" Daran ist nicht» Verwunderliche-, obwohl daS Seminar einen schwachen Ersatz bieten sollte für das von der Regie rung bewirkte Eingehen der altkatdolischen Professur au der Bonner Universität und obwohl daS Centrum einen Toleranz antrag im Reichstage eingebracht hat. Sehr beachtenswert!) ist e» aber, daß die Conservativen schon so weit gekommen sind, ein derartiges Verhalten nicht nur zu billigen, sondern in herausfordernder Weise zn unterstützen. Herr Graf Limburg - Stirum erlaubte sich die Bemerkung, die Befürwortung der Forderung für das Seminar, die der nationalliberale Abg. Friedberg sick hatte angelegen sein lassen, habe für ihn, den conservativen Führer, nur einen HeiterkeilS- erfolg gehabt. Da- verdient notirt zu werden. Ucber der Coalition schwebt der Geist des CultuSniinisterS Studt, der en» Programm im Sinne des Ullramoutanisuius zu besitzen erklärte, aber beklagte, daß rr nicht ganz so könne, wie er wobl möchte. Wie mitgethcilt, hat der Minister diesen wichtigen Passus seiner Rede — wie eS scheint, auf Veranlassung von Ministercvllegen — aus dem stenographischen Berichte auSgemerzt. Herr Studt ist eben kein Tell, aber der Pfeil steckt im Köcher und seine Zweckbestimmung ist ver- ratbeu. Mit ministeriellen Widerständen wird Herr Studt fertig werden, »venu ibn hohe Einflüsse unterstützen. Darüber ist man sich ansckeinend auch bei den Freiconservativen tlar. ES ist daS erste Mal seit langer Zeit, daß die Presse Lieser Partei ihre warnende Stimme gegen die Einsetzung des Ultra- montanismuS in den Vollbesitz der Macht erbebt, sich somit der Ueberlieferung auS ter Aera Zedlitz erinnert. Dagegen bietet sich die freisinnige Volkspartei dem Centrum an. Tie „Fr. Ztg." schreibt, sie glaube, daß, wenn eS zur Vorlage eines Gesetz entwurfes käme, „man auf freisinniger Seite weit weniger Beschränkung der (geistlichen) Orden für nolhwendiz erachten wird, als dies auf conservaliver Seite der Fall ist". Herr- Richter ist bekanntlich in seinem Wahlkreise Hagen auf klerikale Unterstützung angewiesen. Der Lrieg in Südafrika. Voeren-Capttulantrn ermordet. Man schreibt uns aus London unter dem 7. März: Lord Kitchener und das Kriegsamt haben feierlich und of- ficiell bestritten, daß der Oberstcommandirende in Südafrika jemals irgend einen Befehl ertheilt habe, der dahin hätte inter- prrtirt werden können, daß den kämpfenden Bocren kein Pardon zu geben wäre und dieselben, wenn hoffnungslos umstellt, die weiße Flage zeigten, einfach mederzuschießen seien. Aber es geht mit allen derartigen Dingen wunderbar: die officievlle Versiche rung stößt sich fast immer wider die brutalen Thatsachen. Wir erinnern nur an die zweifellos gutgläubige Versicherung des Lord Roberts: er habe selbst gesehen, wie die Bocren di« weiße Fahne gehißt, scheinbar um zu capituliren, in Wahrheit aber nur, um die Engländer heranzulocken und diese dann aus dem Hinter halte mederzuschießen. Dasselbe gilt von den englischen Dar stellungen des Mißbrauchs des Rothen Kreuzes und so vielen anderen Dingen. Heute nun liegen uns vier verschiedene beglaubigte Schreiben von englischen Officieren und englischen Soldaten in dec Front vor, die in übererirstimmender und in jeden Zweifel ausschließen der Weise behaupten, daß inan auf erhaltenen Befehl hin capitu- lirende Boeren einfach niedergeschossen. Wir geben diese Schreiben im Auszuge wieder, wie wir sie in der englischen Presse selbst vorfinden. DaS erste wird von „Wal fall obserder" vom 2. März veröffentlicht, der Schreiber ist ein Mlizmann in Wind- burge. Das genannte Blatt aarantirt für den Schreiber und die Auihenticität des Briefes. ES heißt darin: „Wir brachten gestern Abend fünf Gefangene ein, welche in Khaki gekleidet waren; sie wurden heute Morgen bei Sonnen aufgang erschossen. TaS ist der neueste Befehl, und meiner Ansicht nach hätte derselbe schon früher gegeben werden sollen.« Der „Morning Leader" bemerkt hierzu mit Recht, daß gerade diese Fälle, wo Boeren in Khaki erschossen wurden, nachdem sie capitulirt hatten, übereinstimmend von einer ganzen Reihe von Officieren und Zeitungscorrespondenten gemeldet worben sind. Der zweite Bries ist datirt von» 29. Januar d. I. aus Lind- leh's Farm, Oranfe-River-Colonie, und rührt von dem Soldaten A. Briltain von der Freiwilligen-Compagni« d«S zweiten Bed- fordshire-RegimentL her. Derselbe schreibt über De Wet: „Ich möchte Tcrjenige sein, der ihn von seinem Zweige herunter schiebt, — das ist Jedermann! Wunsch. Wir wollen hoffen, bah er uns hier über den Weg kommt. Wir siuv nur zwanzig Mann auf unserem Posten, aber wir können c! mit etwa tausend Monn aufnehmen. (Der Prahlhan! ) Unser Motto ist: „Gefangene werden nicht gemacht-." Wahrscheinlich hat der blutdürstig« Jüngling und Afrikaheld seinem Gotte gedankt, daß De Wet „ihm nicht über den Weg ge kommen ist". Der dritte Brief kommt aus Kruegersdorp, ist vom 8. Februar datirt und von einem Gemeinen der R. A. M. E. ES heißt darin: „Als di« Boeren sahen, daß sie nicht fort konnten, hißten die selben die weiße Flagge, aber di« Truppen hatten Befehl, davon kein« Notiz zu nehmen und keinen Pardon zu geben. Es war einfach Mord. Tie Boeren warfen ihre Gewehre nieder und liesen uns direct ins Lager, um Gnade bittend.» Die auffällige Ähnlichkeit der Behauptungen und Darstel. lungen aller dieser Briefe mit Ken Anklagen de» „britischen Offi- cierS", dessen Brief die „Times" seiner Zeit rcproducirten, gieb» um so mehr »u denken, als dies« Briefe aus den verschiedensten Theilcn deS Oranje-Freistaates und deS Transvaals kommen, und zwar von Leuten, die sich gar nicht kennen und lrinerlri Be ziehungen zu einander haben, es mithin ganz ausgeschlossen ist, daß diese Briefe etwa „auf Bestellung gearbeitet" wurden. Mit Recht fragt da die englische Anti-Jingopressc, was wohl geschehen würde, tvrnn englische Jingo-Blätter Briefe veröffent lichten, welche in so positiver, präciser Form ähnliche Anschul digungen wider die Boeren erhöben: — es tvürde sich zweifellos ein furchtbarer Sturm der Entrüstung erheben, unter dessen Schub, die Regierung jede auch noch so hart- und unmenschlich: Verfügung gegen die Bocren treffen "rönne. Furchtlos hat« der vielgenannte „britische Officier" in den: „Times"-Briefe behauptetes seit Befehl gegeben worden: „Wenn die Bocren, umzingelt, widerstandsunfähig die Weibe Flagge al! Zeichen der Uebergabe hißten, seien dieselben bi! auf den letzten Mann niederzuschießen." * Crodock, 8. März. (Reuter'S Bureau.) MardiS- burg ist heute früh von den Engländern wieder ein genommen worden. Die Boeren haben den OrtSrickter und vier von der Cappolizei, die sie gefangen genommen hatten, wieder freigelassen. k'. London, 9. März. (Privat telegramm.) Ver bürgte Informationen besagen, daß Milner einen befrie digenden Fortgang der Verhandlungen zwischen der eugliscken Regierung, Milner, Kitchener und Botba in Aus sicht stellt. Der Schluß der Feiudscligkeitcn soll eintreten, sobald »nan in London Botha'S Verlangen nach einer Bo erenauto nomie acceptirt. * London, 9. März. („Voss. Ztg.") Ueber die Unter handlungen zwischen Kitchener und Botba vernimmt I „Daily Chronicle": Die Begegnung am 27. Februar! beschränkte sich daraus, daß Botha sich erkundigte,! welche Bedingungen Kitchener gewähren würde, »venu die Boeren die Waffen uieterlegten. Kitckeuer erwiderte, vollkommene Amnestie würde allen gewährt werden, die sick ergebe», wie auch allen Gefangenen, außer jenen Capbolländern, die, obwohl sie britische Untertbanen sind, dem Widerstand der Boeren thätig Vorschub geleistet haben. De Wet und Steijn feier: iudeß von der Amnestie anSgeschlosien. Kitchener versprach ferner, im Falle des Friedensschlusses werde die Regierung helfen, die zerstört««» Farmen »vierer auszu bauen und die rechtmäßigen Eigentbümer wieder einsetzen. V°u diesen Vortbeilen seien indcß jene auSgescklossen, die sich vcrrälheriscker Handlungen schuldig gemackt baden. Botha sckieu von Kitchener'S Bedingungen zufrieden gestellt zu sein. Nachdem ein siebentägiger Waffen ¬ stillstand vereinbart war, schritt er dazu, seine höheren Officiere zu befragen mit dem Ergebniß, daß die überwiegende Mehrheit von diesen Kitchener'S Bedingungen annahm. De Wet und Steijn bewahren in dessen ihre unversöhnliche Haltung und wiese»» die Bedin gungen zurück. De Wet erklärte seinerseits, der Krieg sei nunmehr zum Rachekriez geworden. Er beabsichtige alles Unheil anzurickien, daö in seiner Macht stände. Botba'S förmliche Capitulatiou werde »vahrsck ein lick am 11. März erfolgen. Der Amsterdamer Berickt- erstatter der „Daily Mail" drahtet am 8. März: Krüger'S Umgebung, die ich beute drahtlich ausforschte, bestreitet die Möglichkeit eines Friedensschlusses, falls Kitchener nickt darauf vorbereitet ist, den Boeren die Un abhängigkeit, Freilassung der Gefangenen und Amnestie auch für die Rebellen zu gewähren. Botba könnte nicht unabbängig vom Freistaat handeln, die von ihm etwa unternommenen Unterhandlungen, die nicht die Unabhängigkeit umfassen, seien nicht bindend. Die Wirre» in China. Las russisch« Mandschurciabkommen. Nun liegt auch eine officielle Aeußerung der russischen Re gierung über das Mandschurei-Abkommen vor. Dem britischen Botschafter in Petersburg hat der russische Minister des Aeußcrn, Graf Lamsdorff, Mittheilungen über das russisch-chinesische Ab kommen gemacht, die in einer von Graf Lamsdorff selbst ge billigten Form dem englischen Unterhaus als Depesche zugingen. Die Ausführungen des russischen Ministers laufen—soweit mau aus der bisher bekannt gewordenen knappen Inhaltsangabe jener Depesche schließen kann — ungefähr auf dasselbe hinaus, wie frühere officösc Kundgebungen von russischer Seite. Es handelte sich nur um einen rnockus vivencki zwischen den russischen Mili tärbehörden und den localen chinesischen Eivilbehörden. Ruß land habe kein« Convention abgeschlossen, die ihm neue Rechte oder ein thatsächliches Protektorat über die Mandschurei gewähre. Diese solle an China zurückgegeben werden, sobald die Umstände eS gestatten. Der letzte Satz ist am bedeutsamsten. Steht die Sache so, dann hat sich der Pekinger Corr.-ipondent der „Times" großer Uebertreiöungen schuldig gemacht. Gar nicht vereinbar mit der Erklärung des Grafen Lamsdorff, Rußland wolle keine neuen Rechte erwerben, wäre zum Beispiel Artikel 8 des Ver trages, wie ihn Dr. Morrison mittheilte. Selbst in der von Letzterem nach der groben Erklärung der „Ruff. Telegraph.- Agentur" „richtig gestellten" Fassung besagt dieser Artikel: „In allen au die russische Grenze stoßenden Plätzen, nämlich Mandschurei, Mongolei, den, neuen Jnbagaiai-Gebict, Jli, Kasch garci, Parkand, Khotan und anderen Plätzen sollen keine Eisen bahn-, Bergwerk!- oder andere Concessionen den Angehörigen irgend einer anderen Macht gewährt werden, noch darf auch China selbst eine Bahn bauen . . . .» DaS wären doch gewiß neue Rechte, die sich Rußland ausbe- dingen wollt«. Man wird den Wortlaut der dein englischen Unterhaus vorgelegten Depesche abwarten müssen, ehe man weitere Folgerungen an die officiellen russischen Erklärungen lnüpfen kann. " Berlin, 9. März. Nach telegraphischer Mittheilung vom Eommando deS ostasiatischr» ExprditlouScorps ist mit dem ReickSpostdampser „Kiautschau", der a:n 2. Mörz von Shanghai abgcgangen ist, rin Transport Dienstunbrauck- barer, und zwar tzOsficicre und 2lü Mamifchaste» unter Führung dr- Hauptmann- Hartmann hrimgrschickt worden. Ter Dampfer, der bereits am 6. März Hongkong passirte, wird voraussichtlich anr 15. April iu Hamburg eintressen. - Köln, 9. März. Die „Kölnische Ztg." meldet auS PetcrS- bürg vom 8. d. M.: Auf der Hauptlinir der mandschurischen Eisenbahn ist die Legung der Schienen nur auf der Strecke Chailar-Zezikar noch nicht beendet. Von Wladiwostok bis Chailar und Zezikar verkehren Arbeiter- und Materialzüge, ebenso auf der Strecke Tichita-KaidalSwo-Chailar. Ende Mai soll der Verkehr auf ter ganzen mandschurischen Bahn eröffnet werden. " Peking, 7. März. (Meldung deS „Reuter'schen BureauS".) Ter Ausschuß der Gesandten, welcher sich mit der Entschädig guugssrage beschäftigte, hat seinen Bericht abgeschlossen. Derselbe empfiehlt, als generellen Grundsatz hinzustellen, daß im Falle privater Entschädigungen das römische und englijche Recht zu Grunde gelegt werden solle. Der Bericht gelangte nicht ohne erhebliche Debatte zur Annahme. (Wiederholt.) Deutsches Reich. -g- Leipzig, 9. März. Herr OberlandeSgerrchtsrath Thöl in Celle wurde zum Reichsgerichtsrath an Stelle des am 1. April in den Ruhestanv tretenden ReichsgerichtSrathcs Herrn Müller I ernannt. Herr Thöl begann seine Richterlaufbahn im Jahre 1872 als Gerichtsassessor, wurde 1874 Amtsrichter in Lehe, 1877 Oberzerichtsassessor und Substitut des Kron anwalts in Osnabrück, 1879 Landrichter daselbst und 1884 Landrichter in Göttingen. Im Jahre 1888 erfolgte sein« Er nennung zum Landgerichtsrath, 1892 zum -Oberlandesgerichis- rath in Celle. * Berlin, 9. März. Die Thron folge in verschiedenen deutschen Bundesstaaten beschäftigte in den letzten Tagen die Presse. Es bandelt sich um die Erbfolge in den beiden Fürstenlhümern Schwarzburg und im Großberzog- tbum Hessen. Die beiven Fürstentbiimer Sckwarzburg babeu durch die am TienSlag erfolgte Geburt eines SobneS, des Prinzen Sizzo von Schwarzburg-Rudolstadt, einen Thronerben erbalten. Bekanntlich erfolgt ia nicht zu feruer Zeit die Vereinigung beider Fürslenlhümer. In Sondershausen ist der 7l Jahre alte Fürst kinderlos, und ter nm zwei Jahre jüngere Tbronerbe, der Bruder de- Fürsten, ist unvermählt. Nach dem Ableben der Beiden fällt Sondershausen au Rudolstadt. Hier ist der Fürst ebenfalls kinderlos, und der Thronerbe, Prinz Sizzo von Schwarzburg - Rudolstadt, hatte bisher nur Töchter. Prinz Sizzo, ein Sohu auS morganatischer Ehe deS ver storbenen Fürsten Friedrick Günther, erhielt bei seiner Ver mahlung »nit Prinzessin Alexandra von Anhalt den Titel und Rang eines Prinzen von Schwarzburg-Nudolstadt und wurde zum Thronfolger bestimmt. Bis dahin hieß er Prinz Sizzo von Leutenberg. — TaS hessische Erbe sollte nach der Behauptung eines hiesigen Blattes beim AuSsterben der großherzoglichen Linie an die Krone Preußen übergeben. Diese Annahme wird in der „Köln. Ztg." folgender maßen berichtigt: Sollte wirklich die jetzige großberzoglicke Linie im ManneSstamm auSslerben, so würde zunächst der gleichfalls von Pbilipp dem Großmütbigen (1504—1567 > abstammende landgräfliche Zweig der hessischen Familie zur Thronfolge berufen werden, und nach ihm würde auf Grund der bereits 1373 mit dem Landgrafen von Thüringen ab geschlossenen, seitdem mehrfach erneuerten und auf Branden burg auSgedelmtcn ErbverbrüderungSvertrageS zunächst dir sächsische Königssamilie den Thronfolger stellen. Preußisch-brandenburgische Nachfolgerechte stehen daher noch in weitester Ferne. * Berlin, 9. März. (Freiherr v. Stumm -f.) Der heute im 65. Lebensjahre verstorbene Abg. Geb. Comnierzicn- ratb Freiherr v. Stuuim-Halberg gehörte in Len neunziger Jahren zu den meistgenannten Persönlichkeiten des inner politischen Lebens. Als einer der hervorragendste» Groß industriellen beanspruchte er eine führende Stellung in dem Kampfe um die Arbeitergesetzgebuug. Für daS Wobl seiner großen Arbeiterschaft hat cr stets in reichen» Maße, aber unier eigenen Gesichtspunkten gesorgt. Auch um die sociale Gesetzgebung mackte er sich verdient durch die Anregung zur Alters- und Invalidenversicherung und zu der noch nicht durchgesübrteu, ansckeinend aber der Verwirklichung nähor- rückcndeu Arbeiter-Wittwen- und Waisenversickeruug; daß er andererseits durch daS entschiedene Festbalten au einem patriarchalischen System und seine eigene Art socialpolitisckcr Wirksamkeit viel zur Verschärfung der Gegensätze beigelrageu hat, ist bekannt und braucht beute nickt näher dargelegt zn werden. Ter Verstorbene war am 30. März 1836 zu Saarbrücken ge boren. Er gehörte von 1867—1870 dein Abgeordnetenhaus«, von 1867—1881 und seit 1889 dem Reichstag als freiconservativer Ab- geordneter, seit 1882 dem Herrenhaus« und seit 1890 auch dem Staatsrath au; im Jahre 1888 war ihm der Adel und Freiherr»« titel verliehen worden. Bekannt ist auch seine Thätigkeit im rheinischen Provlnziallaudtag und den Handelskammern und sonstigen Jnteresseu-Bertretunge» seines engeren Bezirks. * Berlin, 9. März. (Fälschungen in der con« f e s s i o ii e l l e ir Statistik.) Unter dieser Ueverschrift ver öffentlicht der „Schwab. Merk." 'vas Folgende: Niemand, welcher Confession er auch angchörcn mag, soll sich durch die künstlich zurechtgemackteii Berichte täuschen lassen, die mit durch sichtiger Absichtlichkeit in die Presse gebracht werden. Im vorigen Jahre war allüberall von dem erfolgreichen Vordringen dcr römi schen Katholicismus in den Vereinigten Staaten von Nordamerika zu lesen, und die Statistik der Dominationen Nordamerikas von 1896, wie die von 1900, besagt das gerade Gegenthril. Heute berichtet man von England, zählt die oermehrten Zahlen der Kirchen und Capellen, der Priester und Prälaten aus und behauptet, daß die römisch-katholische Bevölk- rung von England und Wales jetzt 1800 000 Seelen stark sei. Aber die Vermehrung deS Klerus und des hierarchischen Apparates allein mickt es nicht. Kenner 'der Sache wissen eS anders. Ein katholischer Mitarbciter der „Mouth" hat schon Juli 188Z nachaewieseu, daß die Gesammtvevölk-rung England-
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