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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.08.1901
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1901-08-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19010823019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1901082301
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1901082301
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1901
- Monat1901-08
- Tag1901-08-23
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Freitag den 23. August 1901. Anzeige«-Preis die S gespaltene Petitzelle 85 Reclams» »»ter de« R^aaio»»strich l» gespalten) 7S Lp vor de» FamUiennach. richte» (S gespalte») 50 Tabellarischer u»d Zifferusatz entsprechend höher. — Gebühren ntr Nachweisu»gea «ch vfferteuaunahme LS (excl. Porto). Extra-Beilagen (gesalzt), »ur mit der Morgen-AuSgabe, ohne Postbesörderung ^il SO.—, mit Postbesürtxrnug 70.-. L,»ahmefchluß siir Anzeige«: Abe»d-Ausgabe: vormittag» 10 Uhr. Morg«»-A«-gabe: Nachmittag» 4 Uhr. Bei de» Filialen und Annah mestelleu je «ine halb« Stunde früher, «»zeige« Pad stet» a» die Expedition z» richte«. , Die Erpedttio» ist Wochentag« ununterbrochen geöffnet vo» früh S bi» Abend» 7 Uhr. Druck »ad B«rla- vo» G. Pol» i» Leipzig. 95. Jahrgang. ^er Küstenbefestigung von Ply- Mängelast. Uebung und. dyr Auf- zur Bertbeidigung des Hafens ge- istkntn zehn Torpedo-Fahrzeuge ' ' i Flöitk am in tdiirdt. Srmerkungea zu Len englischen Flottenmanövern. HO. Das, was in erster Linie den letzten englischen Fldttemtranödtln Anspruch auf Interesse giebt, ist di« That- sachr, daß der denselben zu Grunde gelegene Gedanke derselbe ist, der bei einem Kriege zwischen England und Frankreich im Aermel-Canal praktischen Ausdruck finden würde. Kein Wunder ist es daher gewesen, daß die beiden be- theiligten Staaten dem Verlaufe dieser Uebungen mit regstem Interesse gefolgt sind, gleichwie sie vorher den Geschwader übungen in Frankreich die unaetheilteste Aufmerksamkeit ge schenkt hatten, die auch unter der Annahme eines Conflicts zwischen England und Franktech abgehaltrn worden waren. Während aber in der französischen Republik der Ausgang der eigenen Manöver allseitig mit freudiger Genugthuung und fast wie ein Tieg über die englische Flotte begrüßt wurde, machte da» überraschend schnelle Ende der Geschwaderübungen in England und der Sieg der supponirten französischen (X) Flotte den gegentheiligen Eindruck. Der Doppelerfolg des be nachbarten Rivalen, wenn auch nur ein Manöverresultat, wirkte hier deprimirend und an ängstliche Gemüther trat die Möglich keit eine- gleichen Ausganges im Ernstfälle mit besonderer Be- forgniß heran. Vorurteilsfreie und sachverständige Männer rn England waren dagegen von dem Ergebniß der Manöver und den gemachten Erfahrungen weniger überrascht, sondern fanden nur daS bestätigt, was sie selbst des festeren in Wort und Schrift über den zunehmenden Rückgang der Flotte ihre» Vaterlandes zum Ausdruck gebracht hatten. Wenn auch die englische Berichterstattung über die Manöver weit weniger eingehend und nicht so sorgfältig ausgefallen ist, als wir sie bei gleicher Gelegenheit in Frankreich gefunden haben, so läßt sich doch bei einiger Aufmerksamkeit und sachlichen Prüfung der vorliegenden Resultate auch hier ein ganz über sichtliches Bild von Thatsachen zusammenstellen, da» um so nützlicher wirken kann, als über dir großbritannische Marine in letzter Zeit mehr geschrieben ist, al» zu rechtem Berständniß nothwendia war. 1) Bezüglich de» strategischrn Gedanken» der Manöver sei hier nur erwähnt, daß der Abhaltung der Uebungen im Aermel-Canal anfänglich große Schwierigkeiten entgegen standen, die in der Besorgniß vor den mannigfachen Gefahren diese» Meere» gipfelten, zumal wenn 162 Kriegsschiffe gleich zeitig in demselben versammelt sein würden. Der Verlauf der Manöver hat gezeigt, daß, gerade dieser völlig berechtigten Be denken wegen, solche Uebungen im Canal oft wiederholt werden müssen, um dir Flotte auf jede Aufgabe vorzubereiten und vor der Wiederholung so zahlreicher Unfälle zu bewahren. 2) In takt »scher Beziehung zeigte sich eine auffallende Ähnlichkeit mit den gleichen Vorgängen in Frankreich. Auch hier fehlte »» au jeder einheitlichen Bestimmung für richtige Leitung der Kreuzer-Divisionen im Gefecht und, wie in Frank reich die Torpedoboote, so fanden in den englischen Manöver« die TorpedobootSzetstörer keine zweckentsprechende Verwendung im Angriff. Beide Admirale haben sich häufig in schwierigen Evolution«« versucht, so u. A. Admiral Noöl in der Nacht und bei Nebel durch wiederholte Schwenkungen auf engem Raum seine» in Kiellinie und ohne Lichter fahrenden Geschwaders, ÄdMiräl WlsvN durch seinen Angriff auf die an Zahl der Schlachtschiffe überlegene feindliche Flotte, wobei er zur Ver stärkung seiner vordersten Linie zwei Panzerkreuzer einreihte. 8) Bedenkliche UNd zahlreiche Mängel hat da» Flotten- issUttt 1 al gezeigt. Vor allen Dingen erwiesen sich die zwölf Schlachtschiffe des Admirals Noel von so geringer Manövtit- iihigkeii und Schnelligkeit, daß sie im Zusammenhänge mit hr«r theilweise ungenügenden Panzerung und schlechten Be- iiickuiiä iM Ernstfälle von den acht Linienschiffen der Wilson- cheN Flbttt in Grund und Boden geschossen sein würden. Auch die zahlreichen Schiffsunfölle, die in der ganz kurzen Manöverzeit Und während der seltenen Gefechtsmomente vor gekommen sind, sprechen für vorhandenen Mangel im Bau material, und in d«r Schiffsconstruction. Vier Kreuzer zweiter Classe, 6 Torpedobootszerstörer und ein Torpedoboot erlitten innerhalb von 5 Manövertagen mehr oder minder schwere Be schädigungen. 4) Ast Km für die Zukunft ganz unhaltbare Bestimmung hat sich die Art det schiedsrichterlichen Entscheidung über das Außer-Gestchtsxtzrn von Schiffen herausgestellt. Wurden doch auf solche Weise schon in den ersten Manövertagen nicht weniger als 45 Schiffe jeder, weiteren Thätigkeit und der Möglichkeit einer lehrreichen AusbiltzuNtz völlig tkitzogen, da sie bis zum Schluß der Hebungen in irgend einem Hafen liegen bleiben muhten und zü kkmtriSi DkrwenbÜNg hetängezogen werden -pchenr. 5) Die g.esammte ktiglische Berichterstat tung hät dik für dkn Ernstfall von BeveütuNg ffeffstskNe Thal sacht MkömMtil Vtr schwiegest, daß die Geschütz- bedien «na ^«r Küstenbefestigung von Ply mouth äu» Mängel, st. Uebung unb_byr Aus- regunadier' hörenden eigenen zehn Torpedo btttn Aktgiiff det fkistdlichtn 1. «itgitfi völlig vernichtet habe «ich«««« »le «Milche« «llssiene« t« China. Der Assessor der chisteNschen Literatur, rlkndäküw, ach,Ötterttkilischrn Iiifiijüt in Wladiwostok hat eine Schrift (in rttmschtr Spracht) veröffentlicht: »Dir Gestllschafl der J-che- tuang und ihtr.Bebeutunz bei den letzten Ereignissen im fernen Omn/ Der Arbeit ljtgeN persönliche Beobachtungen de» Ver fasser» »std chinesische Quellen ,u Stunde. Ste macht dest Leser mit Sen Küstipftrn für dtt chinesischen Brinripitn Sekckstnt ünd wttfj ckatichet ntite Licht ach di« vktbfiltnisst. vkspttkrtz tstitttssaitt sistd Vit Autsübtitsttzen dtß Verfassers Ätt «e Rsllt, ich der VerKitthkr be» Etziiskestthuml ln den Pendörn aefpirit hohen,, die ieritm blutigen Zusammenstöße der östlich«» .mit siikr westlichen EvltUr varastSgiitgrn UNd ihn »ffk- berettrt habrn. Da» Christenthum erscheint in Shina nicht als der nütttrli« tzlbschkdß eiste» vielhustdertjähiigest sntwickekuffas- prsetssttz. tk tf « «N EtttSpä ist, sostdetst al, kiffe »vsische Pfläii^, »tk düs tinrkkt für sie Nicht geeigneten Badest küstsili« ge pflegt wird und jede Minute verwelken kann, wenn sich keine sorgsam« Hand au« dem W«st«n find«t. In China giebt eS — sagt der Verfasser weiter — bisher keine einzige chinesische christliche Gemeinde, an deren Spitze einheimische, vom Geiste und Wesen des Christenthums tief durchdrungene Leiter ständen. In diesem Lande giebt es keine einzige geistige Mission, die di« Mittel zu ihrem Bestehen einzig und allein in ihren eigenen Grenzen suchte, ohne geistige sowohl, als materielle Interstiitzung von Westeuropa zu erhalten, wie es bei den anderen Gemeinden des himmlischen Reiches der Fall ist. Die Missionare sind nach China mit großen Geldmitteln ge- ommrn und haben dadurch die Aufmerksamkeit verschiedener Ab- älle der chinesischen Bevölkerung auf sich gezogen. Die neuen Glaubensväter, nicht wählerisch in ihren Mitteln, nahmen Alle ohne Unterschied in ihre Heerde auf, beschenkten die Neubekehrten veigevig mit einmaligen oder beständigen Unterstützungen, und die Heerde, die sich mehr die ceremonielle Seite der Religion an geeignet hatte, sich aber zu den wesentlichen Grundlagen des Christenthums kalt verhielt, bemühte sich, ihren Leitern gegen über zu heucheln, und führt« außerhalb der Wände der Missionen das frühere Leben 'fort, wobei sie zu verschiedenen unerlaubten Mitteln griff, um ihre Einnahmen zu steigern, und vor fremden Personen mit Cynismus bekannte, die Missionare seien für sie nichts weiter, als ein Gegenstand der Ausbeutung. Es kamen auch Fälle vor, wo verbrecherische Personen das Christenthum an nahmen, in der Hoffnung, seitens der Missionare durch Vermitte lung der Consuln eine kräftige Vertretung bei den Ortsbehörden zu erhalten, was sie nicht selten von der verdienten gesetzlichen Strafe befreite — hinter den Wänden europäischer Wohnungen, die natürlich für die Mandarinen nicht zugänglich waren. Solche Thatsachen haben die Thätigkeit der christlichen Ge meinden in den Augen des arbeitsamen chinesischen Volkes stark in Mißkredit gebracht und die christlichen Chinesen, deren all gemeines Niveau der Sittlichkeit immer niedriger stand, als das der sie umgebenden Sphäre, wurden bei dieser zu einem Gegen stände de» Mißtrauen» und des Hasses. Deutsches Reich. Berit», 22 August. (Schuh gegen Verun reinigungen der Flußläufe.) Endlich, nachdem fast 2^ Jahre verflossen sind, hört man einmal davon, daß die im Frühjahre 1899 vom nationalliberalen Abgeordneten Freiherrn von Hehl gegebenen Anregungen zum Schutz gegen die Fluß verunreinigungen doch nicht gänzlich im Sande verlaufen. Wie erinnerlich, stellte Freiherr von Heyl damals einen vom Reichs tag angenommenen Antrag, eine Reichscommission einzusetzen, welche den Zustand der mehreren Staaten gemeinsamen Wasser straßen, und zwar mit Rücksicht auf die g e s u n d h e i t l i ch e n Verhältnisse der angrenzenden Städte und Orte, sowie Mit Rücksicht auf die Fischzucht zu beaufsichtigen habe. Auch in der Ersten hessischen Kammer stellte Freiherr von Heyl einen ähnlichen Antrag. Im Bundesrath wurden nun auf Grund des Heyl'schen Antrages Verhandlungen eingeleitet, um im Wege einer Vereinbarung zwischen den betheiligten Regie rungen eine Beseitigung der gesundheitsgefährlichen Verun reinigungen der Flußläufe zu erzielen. In welcher Grenze sich diese Vereinbarung bewegen könnte, darüber äußerte sich Staatssekretär Graf Posadowsky in der Commission zum Reichsseuchengesetz folgendermaßen: „Einheitliche, für alle Flußläufe gemeinsam geltend« Grundsätze aufzustellen, ist nicht angängig. Erfahrungsgemäß kann eine sachverständige Beurtheilung der Verhältnisse nur von Fall zu Fall eintreten. Aber sogar über die Frage der Fluß- Vervnreitiigung selbst, sowie über die Maßnahmen zur Ver hütung und Beseitigung der einschlägigen Mißstände sind Wissenschaft und Technik heutzutage noch nicht einig. Unter den Sachverständigen herrschen zum Theil noch erhebliche Meinungsverschiedenheiten über di« Selbstreinigung der Fluß läufe. Unter solchen Umständen erscheint eine gesetzliche Regelung der Angelegenheit als verfrüht. Außerdem kommt in Bettachi, daß eine solche Regelung durch daS Reich mit nicht unerheblichen Schwierigkeiten verbunden ist, insofern sie die Ausdehnung der Reichsgewalt auf ein Gebiet boranSsetzt, auf welchem die Einzelstaaten bisher Selbstständig keit besessen haben." Trotzdem gab man sich der Hoffnung hin, daß man im Laufe der „nächsten Session" zu der oben angedeuteten Verein barung zwischen den betheiligten Bundesstaaten gelangen könne. Jndeß der erste Theil der Session 1900/1901 ist vorüber gegangen, ohne daß man von weiteren Schritten in dieser An gelegenheit vernahm. Aber dieser Tage wurde bekannt, zwischen dek badischen Regierung und dem Reichsamt des Innern sei eine Vereinbarung dahin zu Stande gekommen, daß die badische Regierung das gesammte einschlägige Actenmaterial zur Herbetfübruna ern«r gutachtlichen Aeußerung dem Reichs- aesunoheitSamt zur Verfügung stellen solle. Dackit fchemt die badislbe Regierung sich grundsätzlich einver standen erklärt zu haben, e» von der Entscheidung de» Reichs- gesundheitSamte» abhäckgib machen, ob die am Rhein ge legenen badischen Städte ihre aesundheitsfchädlichen Ab wasser nnd FScalien in den Rhein abführen dürfen oder nicht. Bon «inew ähnlichen Entgegenkommen der hessischen Regie rung, wie t» die badische Regierung in dieser Frage zeigt, haben wir bisher noch nicht» gehört. * Betliss, 22. August. Di« neue Ordnung der ReiftprÜfUtig für die nenncl affigen Höher«» Lkhranftältenin Preußen geht der „Kr,,tg." zufolge ihrer Vollendung entgegen. Da- Blatt schreibt über diese Neuord nung: SS ist zu hoffen, dkkß auch ste den Beweis kiefern wird, daß die Anregungen der Allerhöchsten Cadinetsordre dom 26. No- vewber ». I. in fast allen wichtigen Einzekfrägen de» Schul leben» al» wirksame» Leitmotiv sich fruchtbar erweisen. Mit einiger Sicherheit darf erwartet werden- dass in der neuen Prüfuttg»ordnung dem Grundsätze de» „mnltum, Aon niNkta" gebührende Rücksicht geschenkt wird, und daß die Hauptfächer an den eiUzelnen Anstalt-arteU größere Bedeutung gewinnen al» bisher, damit die Eigenart einer jeden Anstalt in Zukunft kräf tiger herdortritt. Auch wird, wie wir hören, der Reife prüfung der Charakter der Carricatur genommen wer den, indem die unseligen Theilbefreiungen Weg fällen und nur noch VolldiSpensatlonen oder Dollprüfungen stattfinden. Da» wär« für Diejenigen, welche ganz befreit werden, wieder, wie früher, eine Auszeich nung, und für Diejenigen, die der mündlichen Prüfung sich unterziehen müssen, nicht mehr ein qualvolles, hochnothpeinliches Halsgericht lediglich in denjenigen Fächern, in denen sie nichts wissen, sondern zugleich eine Prüfung auch in den Unterrichts gegenständen, in denen sie sich in Ehren sehen lassen können. Da mit aber die Geschäftslast der Prüfungskommission nicht un- nöthig vermehrt wird, soll es, wie verlautet, dem königlichen Commiflar gestattet sein, nach seinem Ermessen bei einzelnen Schülern und Fächern die mündliche Prüfung abzukürzen, wozu umso mehr Gelegenheit sich bieten wird, als nach der neuen Prüfungsordnung jedenfalls den Classenleistungen der Schüler besondere Berücksichtigung geschenkt werden darf. — Soweit ErgänzungsprufunHen dem Grundsätze der Gleich- werthigkeit gegenüber noch nothig erscheinen, scheint die Absicht zu bestehen, diese Prüfungen nicht mehr den einzelnen Schulen zu überweisen, sondern vor einer Commission am Sitze des Provinzialschulcollegiums abhalten zu lassen. In diese Com mission würde die Unterrichtsverwaltung Mitglieder aller drei Schularten entsenden, um auch damit die Gleichartigkeit der drei Schularten zu betonen und das Gymnasialmonopol zu brechen. Vielleicht aber gehen wir hier einer noch größeren Vereinfachung entgegen, wenn erst die Vorbedingungen für das Studium der Jurisprudenz im Sinne der Allerhöchsten Cabinetsordre ebenso eingeordnet sind, wie mit den Vorbedingungen für das Studium der Medicin das bereits geschehen ist. * Berlin, 22. August. (Zur Ausführung des Flottenbauplanes.) Bei den Berathungen des Flotten gesetzes im Reichstage wurde von den oppositionellen Parteien die Befürchtung ausgesprochen, die deutschen Werften würden kaum in der Lag: sein, das Arbeitsquantum des ganzen Flottenbau planes in der gesetzlich festgelegten Zeit zu bewältigen. Jetzt läuft das Flottengesetz im vierten Jahre. Und seit dem Anfang dieser Woche — nachdem das Linienschiff „Schwaben" zu Wasser gebracht wurde — ist der Fall zu verzeichnen, daß sich auf keiner der drei kaiserlichen Werften auch nur noch e i n Kriegsschiffsneubau mehr auf dem Stapel befindet, ob gleich noch über sieben Monate ins Land gehen müssen, ehe an neue Bana"fträge auf Grund des neuen Etat» zu denken ist. Dies« Thatsache verdient um so mehr hervorgehob«n zu werden, als dies selbst sm letzten Jahrzehnt vor dem Inkrafttreten des Flottengesetzes nicht mehr der Fall gewesen ist. Das heutige Fehlen eines jeden Flotten-Neubaues auf den fiskalischen Werften liefert aber auch den Beweis, wie sehr sich die Bauthätrgkeit einer jeden Werft steigern läßt, wenn eine sachgemäße Vertheilung der zur Verfügung stehenden Kriegsschiffs-Neubauten auf die Kriegs und die im Privatbesitz befindlichen Werften stattfindet. Die nächsten in unserer Flotte zu erwartenden Stapelläufe werden daher sämmtlich auf Privatwersten stattfinden, da auf diesen noch sieben Schiffe des Ablaufs harren. Um indessen den Dienstbetrieb auf den kaiserlichen Werften für die Dauer des neuen Etatsjahres sicher zu stellen und keine Einschränkungen ein treten zu lassen, wird die Marineverwaltung nicht umhin können, einen Theil der neuen Flottenbauten den Staats werften in Arbeit zu geben; gingen sie doch im Frühjahr dieses Jahres leer aus. (B. N. N.) * Berlin, 22. August. (Zur Frage der Militär tauglichkeit.) Seitdem der Münchener Professor der Volkswirthschaft, Lujo Brentano, im Jahre 1897 den Satz auf gestellt hat, daß die überwiegend industrielle Bevölkerung des deutschen Reiches auch den größeren Procentsatz an militär tauglichen Leuten stelle (1893—1895 wurden nach ihm aus den industriellen Gegenden 513 000, aus den ackerbautreibenden aber 248 000 Mann ms Heer eingestellt), ist diese Frage öfters unter sucht, aber ein sicheres Ergebniß ist nicht gewonnen worden. Immerhin aber ist als zweifellos anzunehmen, daß die Sache selbst nicht so leicht zu entscheiden ist, weil der Nachweis, ob ein Rccrnt dem Ackerbau oder der Industrie zuzurechnen ist, oft nicht so einfach zu führen ist. Neuerdings hat der königlich württembergische Sanitätsrath Dr. Rudolf Elben in den württembergisckenJabrbüchern fürStatistik undöandeSkunde da» Problem hinsichtlich seiner Heimath untersucht und sich dahin ausgesprochen, daß man am besten vom Geburtsort des Rekruten ausgehen werde, nicht vom Aufenthaltsort des Vaters oder vom eigenen Berufe, da dieser oft erst nach der Militärzei endgiltig gewählt werde. Elben hat nun festgestellt, daß von 1889—1898 unter 100 Vorgestellten tüchtig befunden wurden: im Donaukreis 54 Procent, im Neckarkreis 52 Procent, im Schwarzwaldkreis 50 Procent, im Jagstkreis 49 Procent. Letzterer Kreis ist allmählich von der dritten Stelle durch den Schwarzwaldkreis an die vierte gedrängt worden. Die land- wirthschaftliche Bevölkerung beträgt im Jagstkreis 64 Procent, im Donaukreis 61 Procent, im Schwarzwaldkreis 58 Procent, im Neckarkrtis nicht ganz 50 Procent. Daraus folgt, daß der ganz überwiegend bäuerliche Jagstkreis gleichwohl am wenigsten Militärtaugliche liefert; er wird vyn dem Neckarkreis, der ein kleines Uebergewicht an industrieller Bevölkerung besitzt, um 3 Procent übertroffen. DaS günstigste Ergebniß zeigt der Donäukrei», der aber auch die günstigsten bäuerlichen Verhält nisse aufweist. Elben kommt zu dem Schluß, daß Brentano's Ansicht durch die württembergische» Verhältnisse nicht widerlegt wird; allerdings find die Unterschiede (zwischen 49 und 54 Procent) nicht so beträchtlich, daß ein bestimmtes Urtheil für oder gegen Landwirthschaft und Industrie ermöglicht würde; beide halten sich, Alle» in Allem genommen, die Waage. Elben versucht dann, andere Feststellungen zu geben, so daß die al- rein germanisch anzusehenden Theile Württemberg» (Alb, Ober schwaben, daS sogenannte „Gäu" bei Stuttgart) die tüchtigste Bevölkerung aufweise, oder, daß die Tüchtigkeit mit dem Alter der geognostischen Bildung abkiehme; hier seien jedoch diese etwas heiklen Untersuchungen nicht weiter verfolgt. (Köln. Ztg.) — Det Kaiser hat eine Snntme voll lO VYY äck» seinem DiSvositiönßfondß der tdartHekischen Gemeinde zu Deut sch-Kroite al» Beihilfe zü den Kostest für den Bau einer neuen Kircbe überweisen lassen. — Der preußische CultuSminister und der Minister des Innern habest (kvohl ist Berücksichtigung de» Bremer BorfallS) verfügt, daß bei Entlassung von gebesserten od«r gebeillin Geist«»krastk«ff ast« Irrenanstalten mehr al» bisher darauf Rücksicht genommen iverdest soll, ob die Kranken nach ihrem Borketen, worüber eingehende Ermitte lungen anzustellen sind, zu gemeingefäbrlicken Hand lungen neigen. In zweifelhaften Fällen soll eine längere Beobachtung der Kranken deren Entlassung vorangehen. — Durch das Reichsgesetz vom 30. Juni 1900, betreffend die Bekämpfung gemeingefährlicher Krankheiten, ist die Anzeigepflicht für Seuchen, die aus dem Auslande eingeschleppt werden (Pest, Cholera rc.) ein- feillich geregelt worden. Es wird nun auch beabsichtigt, in Preußen da» Meldewesen bezüglich der einheimischen InfectionSkra nkheiten anderweitig zu ordnen. Den unteren Verwaltungsbehörden ist zur Begutachtung der Entwurf einer Polizeiverordnung zugegangen, worin die Verpflichtung zur Anzeige in erster Linie den Aerzten aufgelegt und auf die infectivsen Krankheiten be schränkt wird, gegen die sanitätspolizeiliche Maßnahmen zu treffen sind. In Folge dessen sind Masern, Keuchhusten, Cholerine nnd Lungenentzündung aus der Liste der zur An zeige zu bringenden Krankheiten gestrichen. Doch soll es den Polizeibehörden gestattet sein, falls eine dieser Krankheiten bösartig auftritt, sie der Liste der zur Anzeige zu bringenden Krankheiten einzureihen. — Am 28. d. M. um 10 Uhr Vormittags wird in der Nuhmes- halle des Zeughauses in Berlin die feierliche Nagelung und Weihe von 48 neuen bezw. mit neuen Tüchern versehenen Fahnen bezw. Standarten der nachstehend genannten Truppen- theile stattfinden: des 1., 2. und Füsilierbataillons des Grenadier regiment» Kronprinz (I. Ostpreußisches) Nr. 1, der Grenadier- regimenler 3 und 4, des 1., 2. und 3. Bataillons des Füsilier regiments 33, der Infanterieregimente!: 4l, 43, 45, 59, Les Jägerbataillons I, Les 2. und Füsilierbataillons Grenadier regiments 6, der 1., 2. und 3. Bataillone der Infanterieregimente! 46, 14, 18, 2l, 44 und 6l, des Jägerbataillons 2, Les Kürassier regiments 5 und des Ulanenregimrnts Nr. 6. Bor dem Zeughause erwartet die Leibcompagnie des 1. Garderegiments mit den Spiel leuten und der Regimentsmusik den Kaiser. In Begleitung des Kaisers werden zur Feier erscheinen: die Kaiserin nebst den hier und in Potsdam befindlichen Prinzen-Söhnen und der Prin zessin-Tochter, außerdem die sonst hier anwesenden Mitglieder des kgl. Hause», ferner die im Gardecorp» dienenden und zur Zeit bei ihren Truppentheilen anwesenden Prinzen aus regierenden deutschen Häuser» bezw. mit ihren Gemahlinnen, der Reichskanzler, der Generalfeldmarschall Graf v. Waldersee. Außerdem werd-n der Feierlichkeit beiwohnen: die hier eintreffende chinesische Sühnc- gejandtjchaft nebst dem chinesischen Gesandten mit Begleitung. Der Kaiser wird bei jeder Fahne den ersten Nagel einschlagen, den zweiten Vie Kaiserin, danach die Prinzen-Söhue und Prinzessin- Tochter. * Lüiieburst, 22. August. Die Strafkammer ver- urtheilte den Lehrer Alpers-Hamburg, der auf der diesjährigen Landesversammlung der deutsch-hannover schen Partei am 19. Mai im Verlaufe seiner Rede von „preußischer Kleptomanie" gesprochen hatte, weswegen damals die Versammlung durch den überwachenden Polizci- director aufgelöst worden war, zu 300 -E Geldstrafe. Der Staatsanwalt hatte 500 beantragt. (D WilhelmShöhe, 22. August. (Telegramm.) Gestern Nachmittag unternahmen der Kaiser und die Kaiserin mit Gefolge einen längeren Spaziergang durch den Habichtswald und heute morgen in gewohnter Weise einen Spazierritt. Später hörte der Kaiser die Vorträge des Chefs des Admiralstabes, Vice-Admiral v. Diederichs, und des Stellvertreters des Staats sekretärs des Reichs-Marineamts, Contre-Admiral BLchsel, sowie des Chefs des Marinecabinets, Vice-Admiral v. Sen- den-Bibran. * Ans Klfatz-Lslhringen. Die Angelegenheit des Weih- bischos» von Straßburg, vr. Marbach, bat in klerikalen Kreisen, namentlich deS Reichslandes, eine hochgradige Er regung hervorzerufen, die sich unter Anderm in recht ungenirten Urtheilen über die Leitung der katholischen Kirche in Rom kundgiebt. Ein interessantes Bild der so im klerikalen Lager entstandenen Gegensätze erhält man durch folgende Straßburger Correspondenz der klerikalen „Kölnischen Volkszeitung": Der unfreiwillige Rücktritt des Weihbischofs Marbach, der die Stadt verlassen hat, um eine kurze Erholungsreise anzutreten, hat einen sehr üblen Eindruck gemacht. Wie der „Els." berichtet, be gab sich die Pfarrgeistlichkeit der Stadt in seine Wohnung, um ihm ihr schmerzliche» Bedauern über sein Ausscheiden aus dem Weihbischofsamte auszusprechen. Diese Kundgebung ist nicht die einzige, andere bewegen sich in ganz anderen Formen. Man kann di« Erregung sehr wohl begreifen. Wenn eine allerseits wegen ihrer hervorragenden Eigenschaften anerkannte und verehrte Persönlichkeit gezwungen wird, aus einer gedeihlichen Wirksamkeit auszuscheiden, um — Platz zu machen, so kann da» nicht anders als tief verstimmend wirken. Wenn der h. Stuhl sich zu einem solchen Schritte veranlaßt sieht, so wirft da» unter allen Umständen ein höchst unerfreuliche» Licht (!) auf die gegen wärtigen Beziehungen zwischen staatlicher und kirchlicher Ge- walt (l) Nicht vergessen sollte man aber die Umstände, durch welche Herr Weihbischof Marbach — ohne eigene Schuld — in die Metzer Bischof-frage hineingerathen ist, deren Ent wickelung ihn schließlich au» seinem Wirkungskreise verdrängte. Gegen die Ernennung de« Frhrn. Zorn v. Bulach zum Bischof von Metz bestand im relchsländischen Kleru» bekanntlich eine ziemlich weit verbreitete Abneigung, vorzugsweise au» Gründen politischer Natur. Die Berechtigung dieser Abneigung soll hier nicht erörtert werden, jedenfalls aber HM sie sich wiederholt in einer Weise geäußert, welche die schärfste Mißbilligung verdient und nicht ohne verhängnißvollt Folgen geblieben ist. Die Familie Bulach war so lange al» eine Gesellschaft eigennütziger Opportunisten hin- gestellt worden, daß schließlich jede» beliebige Glied derselben unter den s» erzeugten Stimmungen zu leiden hätte. Der nun einmal vorhandenen Abneigung wurde von mehreren Seiten in Rom in loyaler Weise Ausdruck verliehen. Nebenher lies aber eine von kllaß-Lothringe» au« ^nährte skrupellose persönliche Hetze, vornehmlich tu der französischen Presse — Ebaavinistenblätter wir „Libre Parole" uäd „Eelait^'Warden nicht verschmäht—, die andem Prälaten Zorn ». Bnloich kiin gnte» Haar ließ und in tactlosestrr Nesse mit Repressalien Frankreich» für den Fall seiner Ernennung dtvhte. Man sotgtt dafür, daß diese irreführenden PrtßstiMmtn in Nom gelesen wurden, andere Arien der StimmungSmache kamen hinzu, und das End« war, daß Rom die Ernennung de» Frhrn. Zorn v. Bulach endgiltig ablehnt». Dielen Au»gang der Sach« nute»
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