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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.12.1901
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1901-12-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19011221019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1901122101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1901122101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1901
- Monat1901-12
- Tag1901-12-21
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Sonnabend den 21. December 1901. Anzeigen »Preis die «gespaltene Petitzeile 25 H. Reelam«» unter dem Redacttousstrich (4 gespalten) 7L L^ vor den Famlliennach» richten (6 gespalten) V0 Lj. Tabellarischer und Ziffrrnsatz entsprechend höher. — Gebühren für Nachweisungen und Offertenannahm« LS Lj (excl. Porto). Grtra-Beilagen (gefalzt), nur mit der Morgeu-Ausgabe, ohne Postbesördrrung 60.—, mit PostbesSrderung 70.—. Xnnahmeschluß für Anzeigen: Abend-Ausgabe: Bormittag» 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittag» 4 Uhr. Bet de» Filiale» und Annahmestelle» 1« eta- halb« Stund« früher. Anzeige» sind stets aa die Expedition zu richte» Die Expedition ist Wochentags ununterbrochen geöffnet von früh S bis Abends 7 Uhr. Druck und Verlag von E. Potz tu Leipzig. 95. Jahrgang. Zmn Schutze des Mittelstandes. Lü Der Reichstag wird sich im Januar voraussichtlich mit Anträgen zum Schutze des Mittelstand«» zu beschäftigen haben, und «S dürfte ihm dafür kaum an Zeit mangeln, da nach der ersten Lesung des Etats sich eine gewiss« Lücke fühlbar machen wird. Bor allen Dingen wird Äekgenheit sein, sich Uber die wichtige Frage des Schutzes der reellen Handeltreibenden gegen schwindelhafte Ausverkäufe zu befassen. Auch wir legen viel Werth auf diese und ähnliche Fragen, deren gesetzgeberische Lösung dem Mittelstand« wohl förderlich sein könnte, aber wir wünschten dringend, daß in Verbindung damit auch die Frag« der Besteuerung, oder noch besser, Ein schränkung der großen Beainten-Waarenhäuser der Lösung naher geführt werde, denn die Erledigung dieser Frage ist nicht nur vom wirthschaftlichen, sondern auch vom socialen und politischen Standpunkte aus in hohem Maße erwünscht. Gerade in der letzten Zeit hat sich ein Vorfall ereignet, der den Nachtheil dieser Institutionen für den Mittelstand in charak teristischer Weis« beleuchtet. Nach dem Fachblatte „Der Mate rialist" hat die Weindirection d«S Militärcasinos in Wesel ihre Preisliste an die dortige Bürgerschaft versandt und derselben ihren Weinkeller zum Bezüge dringend empfohlen. Die Bürgerschaft, und nicht in letzter Linie der Mittelstand, auf dessen Schultern die directen und indirecten Abgaben am schwersten lasten, bringt die Mittel auf, um das Heer und damit also auch die Officiercorps und die Militärcasinos, zu erhallen. Schon durch die Absonderung der Ofltciere in diesen Casinos erwächst dem Mittelstände in den Garmsonortcn lange nicht m» der Vortheil, wie in früherer Zeit, ganz besonders dann nicht, wenn die Militätcasinos, wie es zumeist geschieht, ihre haupt sächlichen Bedürfnisse in großen Mengen von außerhalb beziehen. Wenn nun aber die Militärcasinos sich nicht einmal damit be gnügen, für sich selbst, daS heißt für das Officiercorpr der Gar nison, zu sorgen, sondern wenn sie noch einen Betrieb für private Kreis« «inrichtrn und dadurch die selbstständigen Kaufleute des GarnisonorteS schädigen, so schlägt die» doch dem Fasse den Boden aus. Wir wollen — die Wahrheit der Mittheilung des erwähnten Fachblattes vorausgesetzt — bestimmt hoffen, daß der Kriegsminister veranlaßt wird, zu diesem Falle im Reichstage Stellung zu nehmen, und daß er einer Wiederholung derartiger Fäll« dorbeugt. Aber selbst wenn die militärischen wirthschaftlichen Organi sationen nicht so wett gehen, so schädigen sie den Mittelstand, das heißt den reellen Handelsbetrieb, doch auf dab Schwerste. Nach einer neuerlich veröffentlichten Statistik zählt das WaarenhauS für Heer und Marine 49 000 ordent liche und 2500 außerordentliche Mitglieder. Da «in erheblicher Theil dieser Mitglieder Haushaltungen hat, so kommen die Vor theile der Einkäufe im Waarenhause nicht nur ihnen, sondern auch ihren Familien zu Gute und es wird der Geschäftswelt die Kundschaft von sicherlich 150 000 bis 200 000 Personen in Bezug auf eine ganz« Reihe von Einkaufsartikeln entzogen. Nun wird man vielleicht einwenden, daß 200 000 Personen noch nicht Vo Procent der Bevölkerung des deutschen Reiches sind. Dem gegenüber ist darauf Hinzuwersen, daß doch nicht nur die Anzahl der Personen in Frag« kommt, sondern sehr wesentlich auch ihre Kaufkraft. 20 000 oder 30000 OfficierSfamilien können sehr viel mehr Geld unter die Geschäftsleute bringen, als ebenso viel« Arbeiterfamilien. Ob dem Ilebelstande schon mit einer Besteuerung der Waaren- häuser für Offtciere und Beamt« abgeholfen wäre, ist angesichts der sehr unsicheren Resultate der WaarenhcmSsteuer in Preußen noch eine offene Frage. Mel wirkungsvoller würde es sein, wenn der Betrieb dieser Organisationen eingrschränkt würde. DaS WaarenhauS für Heer und Marin« müßte ge halten sein, den Officieren und Militärbeamten, sowie den Re- serveofsicieren nichts Anderes zu liefern, als Uniform stücke und Waffen. Wenn diese Gegenstände, die sozusagen das Handwerkszeug des Officiers sind, dem Officier von einer genossenschaftlichen Organisation geliefert werden, so liegt darin zweifellos ein« gewiss« innere Berechtigung. Alles Andere aber sollte der Officier ebenso von den Gewerbetreibenden kaufen, wie der Civilist eS thut. Auch aus socialen Gründen wär« eine Einschränkung des genossenschaftlichen Wirthschaftsbetriebes der Officier« wünschenswerth, weil diese eigenen wirthschaftlichen Oraanisa- tionen mit dazu beitragen, das Officiercorps von dem Bürger- thum« abzuschließen. Wir wissen wohl, daß «in solches Ergeb- niß manchen Kreisen ganz besonders wünschenswerth ist, aber wir müssen bekennen, daß wir es für bedauerlich und schädigend halten. Auch di« Zuneigung zu den Berufssoldaten, wie die Zu neigung zum Heere überhaupt kann nur herabgemindert wer den, wenn d«n bürgerlichen Erwerbsständen jeder Dortheil von dem Bestehen des Heeres entzogen wird. Di« Lasten, di« die Er haltung und Steigerung der Wehrkraft zu Wasser und zu Lande dem deutschen Volk auferlegt hat, sind, besonders in den letzten 1^/2 Jahrzehnten, ganz bedeutend gestiegen. Wir meinen des halb, daß eS nur gerecht wär«, wenn ein Theil des Goldstromes, der von dem Mittelstand« gespeist wird, wieder zu ihm zurück geleitet würde. Kunstwerke mit politischem Hintergrund. K verltu, 20. December. Zwei Berliner Meldungen, die Kunsterzeugnifse betreffen, aber auch rin gewisses politische» Interesse beanspruchen. Da» bedeutendere der Objecte ist da» Heidelberger Schloß. Mit der Frage seiner Wiederherstellung hat sich am Montag der Berliner Architektenverein beschäftigt. E» ist die» «in« illukre Bereinigung, aber der viele Geister in Deutschland so lebhaft bewegenden Angelegenheit scheint sie doch sehr einseitig beikommen zu wollen. Abgestimmt wurde noch nicht, aber der Borkitz'nde bat, anscheinend mit vollem Rechte, da» „prin- cipielle Cinverständniß der Mehrheit de» Vereins* mit einer Erklärung sestgestellt, die in dem Satze gipfelt: „Der Architektenverein zu Berlin spricht di« Hoffnung au», daß di« badisch« Regierung, unbeirrt durch oll« Widersprüche, di« Mtderberstellougsarbrit«» weiter sühreu und dab«i »»thlgenfalls di« Uuterstütznag d«» deutsche» Reiche» »ad voll«» find«» mög«." Beantragt und in erster Reibe befürwortet wird die Er« klärung von Herrn Geb. Baurath Blankenstein. Dieser Um stand ist nicht nebensächlich und läßt in den Freunden de» gegenwärtigen Heidelberger Zustande« ein Fünkchen Hoffnung glimmen, daß Vie Beschlußfassung schließlich anders lauten werde. Wer einmal länger al» drei Tage Berlin durch schlendert hat, der hat «ine Menge rother Baulichkeiten kennen gelernt, die sich gleichen wie ein Ei dem andern. Durchweg solide Arbeiten und manchem nachdenkliche» Manne nicht unsympathisch als Denkmäler der guten alten, national so segensreich gewordenen altvreußischen Einfachheit, aber unermeßlich nüchtern und anfrvstelnd und wie her« rÜbrrnd von einem Manne, der sich vaS bekannte Wort des Erzbischofs im „Faust" ins Asketische übersetzt hat: „Phantasie ist Sünde, Geist ist Teufel". Der Austbiirmer aller dieser Steinhaufen ist Herr Blankenstein, der sie als Stavtbaurath so cousequent und massenhaft in ihrer Ein förmigkeit hat erstehen lassen, daß es selbst der Berliner städtischen Vertretung zu viel wurde und sie sich einen Mann von weniger abgetödtrtem Künstlerfleisch verschrieb. So ist Herr Blankenstein gekannt und man überläßt ihm die Führung der Berliner Baumeisrerwelt in der Heidelberger Schlvßsache schon au» Furcht vor einer Prüfung gerade seiner Legiti mation, die in Heidelberg und ander»wo viele» lose» Witzen da» Lebe» schenke» könnte. Der begründende Theil der Erklärung deö ehemaligen Stadtbaumeisters sieht sich noch weniger gut als seine Bauten aa. An einem Ge danken fehlt e« da wie dort, diese Schöpfungen sind aber wenigsten» correct, während an der Resolution vor Allein be mängelt werben muß, daß sie die Behauptung aufstellt, die Heidelberger Professoren und auch zahllose andere Leut« wollten die Heidelberger Ruine „nur zur Belebung" der Landschaft als Ruine erhalte» wissen. Der Wunsch der einer Restauration Widerstrebenden ist seelisch etwas com« plicirter. Nicht nur, wie Vie Landschaft sich weiter präsentiren soll, liegt ihnen am Herzen, sie wollen auch der Erinnerung an diesen Anblick Pietät erweisen, einer vou Natur, Geschichte, Jugend- und Greisrnaltrreindrückeii gewobenen edelsten Ro mantik ihr Reckt wahren. Da» sind nun freilich Sonnen strahlen, wie sie nicht durch die Ritzen von Polierbuden zu dringen pflegen. Die Blaukenstein'sche Erklärung findet sich denn auch mit oieseu uickt handgreiflichen Dingen klüglich mittel» der corporalmäßigen Wendung ab: „Der Widerspruch, daS Verlangen, den Dau al» Ruine zu erhalten, sind zurückzu weisen", und fußt in der Hauptsache auf der Versickerung, die Ruine könne als Ruine nickt mehr erhalte» bleiben. Dieser Einwand scheint durch gegentheilige Gutachten anderer Sachverständiger, die auch auf ein« bautechnische Reputation zu halten haben, von vornderein widerlegt. Was uns aber berechtigt, an dieser Stelle den Gegenstand zn erörtern, ist die historisch politische Seile der Frage. Die Berliner Resolution, da» ist auzuerkennen, gebt ihr nicht aus dem Wege. Die „Voss. Zlg." berichtet darüber: „Zwei Sätze in der Entschließung, di« aber für belanglos erklärt wurden, besage», daß die Ruine zur Erinnerung an die Zerstörung des Schlosses Lurch dir Franzosen nach Erstehung des deutschen Reiches nicht ferner «halten zu werden brauche." Man kann aus verschiedenen Gründen anderer Meinung sein. Um den Nüchternen nüchtern zu kommen: wenn mit ter Gründung de» deutschen Reiche» wirklich die Erinnerung an französische Eroberungssucht und Zer- störungtwuth der Bewahrung unwerth geworden ist, waS waren und sind wir für thörichte Verschwender an Gut und Kraft, indem wir seit jenem Kriege durch Vermehrung der Streiterzahl und der Geldaufwendungen ungeheure Opfer zur Sicherung gerade gegen Frankreich gebracht haben und eben wieder eme beträchtliche Summe )ur Verstärkung der westlichen Grenzfestungcn auszuwenden nn Begriff« sind! Weiter: Von den Denkmünzen, die Ludwig XIV. zum ewigen Gedächtniß an das „zer störte Heidelberg" prägen ließ, wird noch mebr al» eine von dem officiellen Frankreich aufbewahrt. Warum sollten wir, die wir als der leidende Theil unserem Volke eine Warnung schuldig sind, deren die Franzosen gegen über ihren östlichen Nachbarn nickt bedürfen, nur um rin schöne» Schloß mehr in Deutschland zu haben, die eindringliche Sprache, die jene Trümmer obervaib de» pfäl zischen Neckars sprechen, zum Schweigen bringen 7 Die andere KunstwtrkS-Frage bat die „Germania" entstehen lassen, inbrm st« Folgende» berichtet« und ankündigte: Der Centrulnsfraclton des Reichstages ist «ine »verwartete Freude geworden, indem der Abg. Brandenburg in der Lage war, mit- zuihrileo, daß Fräulein Mari« Windthorst, die einzige überlebende Tochter de» verstorbenen Führer» d«S Eentrum», de» Abg. Vr. W i n d t - horst, die Absicht habe, da» in ihrem Besitz befindliche Porträt ihre» Later», gemalt von der berühmte» Malert» Bilma Parlaqhi, der Fraktion zum Geschenke zu mache». Di« Fractio» hat unter Herz, lichstem Danke an die hochherzig« Spenderin da» Geschenk an genommen. LoraoSstchtlich wird also daS auSgeziichnrteBild, welche» zur Zeit der Berlin«! Kunstausstellung berechtigte» Aufsehen erregte, ia ewiger Zeit k« dem gractionSzimmer de» Eentrum» im Reichstag« Auistrllung find«». Diese Eröffnung findet sich unter de» parlamentarischen Nachrichten de» klerikalen Blatte» u»d gebt auch den Reichstag an. Wir unterdrücken, wenn auch nicht ohne Selbstüberwindung, ein Urtheil über die charakteristische Naivetät der führenden Partei, die e» für selbstverständlich zu halte» scheint, daß der Führer der Reich«gegner ia der Zeit der Gründung de» Re che», „der Barer aller Hindernisse", da» erste Reichstag-Mitglied sein soll, dessen Vildniß im Hause de» deutschen Reiche» «inen Platz findet. E» möge» nur formelle Bedenken aeltrnd gemacht werden. Der Brauch gitdt jeder Fraciion rin sehr weitgehende» BersügungSrecht über den ihr zuaewiesenen Be- rathungSraum, aber doch kein Eigentbumsrecht; Privatzimmer sind di« Fraction-stubrn nickt. WaS aber dem Einen reckt ist, ist dem Ander« billig. Ist da» Bild Windtborst'S aus- gehängt, so ist e» unmöglich, di« Unterbringung eine» Bilde» von Liebknecht zu verhindern. Herr Singer wäre reich und boshaft genug, um dem Reichstag das „PraecedenS" einzu tränken, indem er ein ebenfalls „ausgezeichnetes" Eonlerfei deS fanatischen FeindeS des Reiches im socialdemokratischen FractionS- zimnier unterbrächte. Mit der Ausführung der Absicht de» Eentrumö wäre eine neue Form herausfordernder Demon strationen in das parlamentarische Leben eingeführt und solcher Formen besitzen wir schon gerade genug. Oer Krieg in Südafrika. Die Gcfaugcnuahme VcS tsommandanteu Badrnhorst bei den Operationen der Abheilungen Colenbrander's und Dawkin's im Nordwestcn Transdaal'S stellt nicht den großartigen Erfolg dar, den der englische Telegraph zu melden sich beeilt hat. Außer Badcnhorst und seinen zwei Adjutanten Dutoit und Harmse sind bekanntlich bei Zandrivierpoort noch zehn Mann in Gefangenschaft aerathen und 23 Pferde und 16 Gewehre eine Beute der Engländer geworden. Unter den 10 Mann befindet sich auch der Adjutant De Fasse (auch De Vos genannt), der von General Botha mit einem Transport von 700 Remontcn von Piet Retief über Ermelo abgesandt worden war. Der größte Theil der Pferde ist bei den einzelnen Kommandos richtig zur Ablieferung gelangt. Als De Fosse auf seinem langen, trotz englischer Kolonnen und Blockhäuser mit seinem Transport von 700 Pferden vom Südosten nach dem äußersten Nordwesten Transvaals vollführten Marsche die Bahnlinie (Pretoria- Pietersburg) überschritt, hatte er nur mehr 200 Stück bei sich, von denen bei dem Auftauchen der Engländer auch noch 173 Stück in Sicherheit gebracht werden konnten. Es war also nur ein schwieriger Pferdetransport, der die Gefangennahme Baden horst's und mehrerer seiner Leute verursacht hat. Tie Gefangennahme Kruitzinger s Die englische Presse jubilirt über die Gefangennahme Kruitzinger's, den der „Daily Telegraph" nicht mit Unrecht als den „De Wei der Capcolonie" bezeichnet. Dieses Blatt sagt in einer längeren Schilderung Uber Kruitzinger's Leistungen, daß diese dadurch möglich geworden seien, weil er lange Jahre in der Capcolonie gelebt habe und Land und .Leute dieser Colonie aufs Genaueste kannte. Man habe niemals genügend die durch Kruitziuger heraufbeschworene Gefahr in England kennen gelernt. Es sei dieser Rebellenführcr gewesen, der bis in die Nähe d^r Kapstadt vordrang, und dem cs gelang, sich durch alle verfolgenden Kolonnen durchzuschlagen. Neben Schcepers war Kruitziuger einer der jüngsten der Boerencommaudanteii. Die „Morning Post" scheint den Gedanken nahelegen zu wollen, daß man Kruitzinger vor rin Kriegsgericht stellen müsse. Man wird zwar Kruitzinger nicht als Rebellen behandeln können, weil er im Oranje-Freistaat geboren wurde, die „Mor ning Post" glaubt aber, in Kruitzinger's Kampfesweisc Gründe zu seiner Verurthcilung zu finden. Sie schreibt dazu: „Er war es, der auf die Proklamation vom 13. September hin General French informirtc, daß er alle Eingeborenen, die in britischen Diensten fände, erschießen werde. Es wurde bald klar, daß es sich nicht um eine leere Drohung handelte, obgleich noch nach gewiesen werden muß, ob die Mordthaten an Eingeborenen, die dieser Erklärung auf dem Fuße folgten, seinem Kommando oder dem Kommando anderer Führer zur Last zu legen sind. Jeden falls ist sein Ruf schlecht genug, das; man ihn vor ein Kriegs gericht stellen muß, und dort wird ihm Gerechtigkeit zu Theil werden. Als Soldat war er kühn, unternehmend und ohne Scrupel . . . Seine letzte Proklamation . . . war ein Act scham loser Frechheit, und sie bewies, daß er einer jener Unversöhn lichen ist, die hauptsächlich die Schuld an einem Fortbestände des Krieges tragen. Ohne Zweifel ist er einer von Denen, für die eine Amnestie so lange nicht in Betracht kommt, bis er sich von der Anklage kaltblütigen Mordes, die gegen ihn für gewisse Thaten erhoben worden ist, öffentlich gereinigt hat. Seine Mittheilung an General French war der Anfang der Schänd thaten gegen Kaffern, welche die letzten Stadien des Krieges so scheußlich gestaltet haben." * Madrid, 20. December. (Telegramm.) Noch Meldungen aus Lissabon hat der Marineminisier rin Telegramm auS Louren^o Marques erhalten, in dem die Nachricht von dem Eindringen englischerTruppcnauf portugiesisches Gebiet für unbegründet erklärt wird. * London, 20. December. (Telegramm.) Von einem hohen Beamten LeS ColonialamteS wurde mitgetheilt, das; die Regierung auf den Vorschlag Rosebery's, Friedensunterhandlungen mit Krüger anzuknüpsen, keineswegs eingehen werde. Davon könne keine Rede sein, die Regierung sei vielmehr entschlossen, mit Niemandem zu unterhandeln und auf bedingungsloser Uebergabt zu bestehen. (Voss. Ztg.) Deutsches Reich. Berlin, 20. December. (Die S o c i a l o«m o k r a t i e bei den Polen.) Der „Köln. Volksztg." gehen einige inter essante Mitteilungen über die Hintermänner jener Kundgebungen zu, die aus polnischen Kreisen gegen die polnische Rcichstags- fraction gerichtet worden sind, weil diese nicht das wünschens werte Maß von Energie bei der ReichStagsinterpellatiou ent wickelt habe. Die Resolution der polnischen Studenten gegen die ReichStagsfraction soll nach diesen Mittbrilungen unter socialdemokratischem Einflüsse entstanden sein. Socialdemokratisch gesinnte Studenten wären in größerer Zahl in d e Versammlung gekommen und hätten den polnischen Reichs tagsabgeordneten einen Vorwurf daraus gemacht, daß sie sich die Unterschriften zur Interpellation vom Eentrum und nicht von den Socialdemokraten geholt hätten. Der Hinweis darauf, daß die Interpellation nur in der ihr gegebenen Fassung Aussicht auf eine Beantwortung durch den Reichskanzler gehabt hätte, hätte bei diesen radikalen Elementen nichts gefruchtet und die Ge mäßigten wären bei der Abstimmung über di- Resolution nieder gestimmt worden. In Posen «ivaren es ebenfalls s o c i a l i sti s ch s Elemente, die der polnischen Reichstagsfraction ein Miß trauensvotum erthrilten und ihr vorwar'fen, daß sie die Inter pellation nicht aus Mitgefühl mit den Leiden des polnischen Volles eingedruckt hätten, sonder» uur aus Berechnung, um sich die Snmpalbien ihrer Wähler zu erhalten. Das rheinische Blatt bcmcckt dazu: „Die Socialdemokraten sind eifrig an der Arbeit, sich die Verbitterung der Be völkerung zu nutze zu mache n." DaS glauben auch wir, denn es widerspräche ganz der socialistischen Gepflogenheit anders zu derfabren. DaS Pclenthum befindet sich gegenwärtig auf derselben schiefen Ebene, auf der der radikale Libe ralismus immer weiter herabgerutscht ist. Dieser ist in dem Jcrwahnc gewesen — und er befindet sich noch heute darin —, daß er sich durch stete gehässige Agitation gegen die Regierung und durch Verdächtigung aller Maßregeln derselben in der Gunst der Wählerschaft behaupten könne. Ein großer Theil der Wähler aber dachte, „wenn schon Opposition, dann gleich ordent lich", und schlug sich zur Tocialoemokratie. Genau so wird es auscheiuend dem Polenthume ergehen, wenn auch die polnische Geistlichkeit eine Zeit lang al- Hemmschuh wirke» und ein zu schnelles Herabgleiten zur Socialvemckratie Kindern wird. Immerhin aber glauben wir gewiß, daß bei den nächsten Wahlen die Socialdemotratie in. den polnischen Wahlkreisen eine größere Rolle spielen wird als bisher, in erster Reihe in Ober schlesien, mögliche»- Weise aber auch in einigen posenscheir Wahlkreisen. /?. Berlin, 20. December. (Eine verfolgte Un schuld.) Von auffallendem Pech scheint der Rechtsanwalt „Genosse" Liebknecht verfolgt zu werden. Als am 10. d. M. die Arbeiterchefrau Neumann von ihm wegen barbarischer Miß Handlung ihres Kinder vor der 6. Berufungsstrafkammer des Landgerichts I Berlin vertheidigt worden war, veröffentlichte der „Vorwärts" über die Verhandlung einen Bericht, dem zufolge der Rechtsanwalt „Genosse" Liebknecht ausfiihrte: „Es habe im Interesse des Kindes selbst gelegen, cs von den ihm innewohnenden Lastern zu curiren". Angesichts des Eifers, mit dem die Socialdemokratie das Züchtigungsrecht der Schule, besonders in dem Wreschener Falle, anzugreifen und zu discredi- tircn bestrebt ist, war nichts gerechtfertigter, als unter der lieber- schuft „Socialdemokratische Heuchelei" an den Bericht deS „Vor wärts" die Frage zu knüpfen: Wie paßt der Standpunkt deS „Genossen" und Rechtsanwalts Liebknecht. Laster durch Prügel curiren zu wollen, zu der üblichen socialdemokratischen Bcur- theilnng des Züchtiqungürechts der Schule, spcciell zu dem Ver nichtendem tlrthcil über die Lehrer in Wreschen? Daß der Be richt des „Vorwärts-» im vorliegenden Falle, wo ein „Genosse" als Rechtsbeistand fnngirte, unzuverlässig sein könnte, War nicht anzunehmen. Nach einer im heutigen „Vorwärts" enthaltenen Erklärung des „Genossen" Liebknecht aber ist jener Bericht des socialdemokratischen kentralorgans falsch gewesen und hat „Genosse" Liebknecht vor dem Gerichtshof „ausdrücklich seinen jeglicher Prügelstrafe abholden Standpunkt präcisirt". Anstatt dies ruhig zu erklären, nennt „Genosse" Liebknecht die nach seinem eigenen Geständnis; ans den Bericht des „ Vorwä r t s " gestützte Kritik einen „Anwurf" der „reaktionären Schmutz» presse" n. s. w. Da lediglich der Bericht des „Vorwärts", wie „Genosse" Liebknecht ausdrücklich hervorhebt, die Grundlage obiger Kritik dargebolen bat, wäre es mit der Ehrlichkeit wodl vereinbar gewesen, wenn „Genosse" Liebknecht seine Schimpfereien über reaktionäre Schmutzpresse n. s. w. für sich behalten hätte. (-) Berlin, 20. December. (Telegramm.) Der Kaiser nntcrnakm gestern Nachmittag in Berlin eine Ausfahrt und einen Spaziergang im Thiergarten. Um 6'/s Ukr fuhr der Kaiser keim Reichskanzler Gras von Bülow vor und be gab sich alsdann nach dem Neuen Palais. (7) Berlin, 20. Deceinber. (Telegramm.) DaS Staat» ministcrinm trat heute unter dem Aoksitze deS Minister präsidenten Graf v. Bülow zn einer Sitzung zusammen. (7) Berlin, 20. December. (Telegramm.) Die „Nord deutsche Allgemeine Zeitung" schreibt: Jin August l90l wurde ein Deutscher, NamenS Fritz Lahr aus Hob back, von einer mit europäischen "Feuerwaffen versehenen chinestschen Räuberbande überfallen und ermordet. Der Beweg grund dürfte darin zu suchen sein, daß Lahr aus einer Ziegelei unweit von Peking eine Art Schutzwache ein gerichtet, dazu etwa ein halbes Dutzend Ebinesen mit Gewekreu versehe» und für Polizeidienste einexrrcirt hatte. Deshalb lauerten Räuber der Umgebung darauf, ihn aus dem Wege zu schassen, und am 0. August gelang eS ihnen, Lahr abznfangen und zu erschießen. Auf Antrag deS deutschen Gesandte» in Peking leitete die chinesische Regierung Nach forschungen ein, welche bald zur Erg reifun g der Räuber führten. Die Mörder waren unter dem Namen „Assecuranz- Räuber" bekannt. Man konnte sich nämlich bei ibneu durch freiwillige Zahlungen gegen Räuberei versichern. Fünfzehn Mitglieder der Bande, darunter zwei am Morde Lahr's unmittelbar Betkeiligte, wirrden zu in Tode verurtheilt und hing crichtet. Die Hinrichtungen sanden am 2. und 16. Octoker in Gegenwart eines Beamten der kaiserlichen Gesandschaft am Tbatort statt. Ehinesischc Truppen waren hierbei zugezogen, und viele Hunderte von Einwohnern der Nachbarorte wohnten den Strafvollstreckungen bei. Das Verbrechen bat damit seine gerechte Sühne gefunden. 6. II. Berlin, 20. December. (Privattelegram m.) Der Iustirminister bat angeordnet, daß in Zukunft, zunächst für da» Kalenderjahr 1902, auch über die Geschäfte der Notare alljährlich Uebersickten aufzustellen sind. Jeder Notar hat bis zum 1. Februar jeden Jahres, zum erste» Male im Januar 1903, dem Präsidenten des ketr. Land gericht» diese Uebersicht einzureichcn. * In Lstprrufzen, unter Andere» in Soldau. werden gegen wärtig, wie dem „Grand. Ges." mitzetheilt wird, von ver schiedenen, in den preußischen Ostprovinzen ansässigen Pferde händlern viele hundert Pferde anqekauft, welche für die Engländer in Südafrika bestimmt sind. Die rus'ische Regierung Kat in ihren Häfen die Ausfuhr russischer Pferde verhindert: es scheint so, als ov der internationale Pferde handel jetzt zunächst den Landweg über die russische Grenze wählt, um z. B. die kleine russisch«, zähe Kosackenpferdc Rasse anzu kaufen und über deutsche Häfen nach England oder vielleicht.
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