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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.02.1902
- Erscheinungsdatum
- 1902-02-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-190202029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-19020202
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- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-19020202
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- Bemerkung
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- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1902
- Monat1902-02
- Tag1902-02-02
- Monat1902-02
- Jahr1902
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.02.1902
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Anzeigen »Preis die 6gespaltene Petitzeile 25 Reclamen unter dem Redaction-strich (4 gespalten) 75 vor den Familiennach- richten («gespalten) 50 Tabellarischer und Ziffrrnsatz entsprechend höher. — Gebühren für Nachweisungen und Offertenannahme 25 H (excl. Porto). Extra-Beilagen (gefalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbeförderung X SO.—, mit Postbeförderung ./8 70.—. ^»mahmeschluß für Anzeigen: Abend-Au-gabe: Vormittag- 10 Uhr. Morgen-Au-gabe: Nachmittag» 4 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stunde früher. » Anzeigen sind stets an die Expedition . zu richten. Die Expedition ist Wochentag- unuuterbroclu-n geöffnet von früh 8 bis Abends 7 Uhr. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. Sonntag den 2. Februar 1902. 98. Jahrgang. Unseren Berliner Freunden hierdurch die ergebene Mittheilung, daß durch den be sonders in den letzten Jahren sich fortgesetzt erweiternden Kreis unserer Abonnenten und Inserenten in der Reichs hauptstadt wir uns veranlaßt gesehen haben, in Berlin 8V., KöniggrStzerftraße LIV, direct am Anhalter Bahnhof, eine Lilial - Expedition zu errichten, deren Eröffnung am 1. d. M. erfolgt ist. Anzeigen sowohl wie Abonnements werden dort zu denselben Bedingungen entgegengenommen und erledigt wie in unserer Haupt-Expedition in Leipzig. Unser gleichfalls dortselbst eingerichtetes Verkehrs - Bureau bietet unfern auf Reisen befindlichen sächsischen Monnenten Lesezimmer — Fernsprecher — Adreßbücher — Kursbücher — Ttadtpläne re., auch wird daselbst jede gewünschte Auskunft über Verkehrs verhältnisse, Hotels, Pensionen rc. bereitwilligst crtheilt. Leipzig, im Februar 1902. Leipziger lageblatt. Aus der Woche. Ein schwacher Lichtstrahl zuckt durch die Nacht de« süd afrikanischen Kriege«. Eine Bethätiguug Holland« im Sinne de« Frieden-, welchen Nawtn immer man ihr geben mag, hat sich vollzogen und ist Lis zur Stunde nicht zurückgewiesen worden. Die- da- Feststehende. Mehr weiß man nicht und deshalb müssen der Hoffnung kurze Zügel angelegt werde». Scho» jetzt unter allen Um ständen darf man dem Vorwürfe gegen die Groß ¬ mächte eutgegentreten, der daraus hergeleitet werden könnte, daß em so kleine- Land wie Holland eS gewesen ist, da- einen Schritt gethau, wie ibn die ganze Welt ersehnte. Gerade die Kleinheit de- Lande-, zu der die StammeSgleichheit sich gesellte, bot die Möglichleit zu einer holländischen Initiative — wenn mau es mit einer solchen überhaupt zu thun hat. Was, von einer derartigen Stelle aus gehend, Anregung oder Anerbieten der guten Dienste oder auch nur MUtheilunz eines Sentiment- genannt werden kann, hat, von einer der Wettbewerbsstaaten England- ge- than, nach Lage der Dinge Intervention zu heißen, eine Art Eingreifen, die, wenn unerbeten, von jeder Groß macht übel vermerkt wird. Der Wunsch nach einer Inter vention ist in allen Ländern nur von vereinzelten Leuten auSgegaugen, die nicht beanspruche», für Politiker gehalten zu werden, und von de» großen Regierungen bat keine einzige auch nur im Entferntesten jemals an eiu derartiges Unternehmen gedacht. ES ist deshalb zwar immerhin bezeichnend, aber nicht überraschend, daß der französische Minister des Aeußern, wenn auch nur privatim, erklärt hat, Frankreich stehe dem Schritte Holland- ferne, und daß er, wie offenbar geschehe», für die Verbreitung diese- Bescheides hat Sorge tragen lassen. Schien eiu spontaner Schritt nur für rin Land, in dem die Deutung, al- solle ein Druck geübt werden, vollständig ausgeschlossen war, irgendwie aussichtsreich, so ist eS ebenso erklärlich, wenn für den Fall, Laß die holländische „Anregung" ihrerseits von einer der beiden Kämpfenden „angeregt" worden sein sollte, die Bitte oder tue Andeutung de- Wunsches an ein kleines Land und gerade an Holland erging. Die Boeren in Südafrika hatten überhaupt keine Wahl, ihnen würde sich sogar jeder andere Kleinstaat versagt haben — mit den Großmächten batten sie sogar die Erfahrungen ge macht—, und wenn die Arbeit aus englische Bestellung geliefert worden sein sollte, so war die Znansprucknahme einer wenig mächtigen Negierung ebenfalls das Nächstliegende, da hier da- Prestige eines Weltreiche- in Frage kam. Wir hegen weder nach der einen, noch nach der anderen Seite eme stärkere Vermuthung, glauben aber nicht, daß der sehr kluge und sehr vorsichtige holländische Ministerpräsident Kuyper irgend etwa« unternommen hätte, wenn er nicht einer wenigsten« förmlichen Nichtzurückweisung von Seiten England- sicher gewesen wäre. Er war vorher in London gewesen und man will daraus folgern, er habe da« Terrain sondirt und brtrrtbar gefunden. Kann sein. Mög licherweise ist aber schon die Reise nach London fein und leise und vielleicht unter Andeutung eine- anderen Zwecke angeregt Aewesrn. Eine Regierung wie die englische hat Mancher!« in der Schublade, wa« sie dem Minister eine- Staate«, der immerhin nicht unbedeutend ist und einen starken Handel betreibt, als erörterung-würdig bezeichnen kann. Dir niederländische Note soll keine „Vorschläge enthalten". Da ist glaublich; jedenfalls dürfte der Wunsch der Vater de« Gedanken- sein, wenn, wie berichtet, rin englische« Blatt versichert, die holländische Regierung bitte unter Anderem um die Erlaubniß, eine Commission nach Südafrika z» senden, „um die kämpfenden Boeren über die wirkliche Lage aufzukläreu und ihnen jeden weiteren Widerstand al- zwecklos ru bezeichnen". Da- wäre eher da« Anerbieten eine« Bündnmr- gegen die Stamme«- genossen, alSdie Offerirung von Diensten, d«e beide Theile al« aut betrachten könnten, zu nenne». Für vollkommene Unabhängigkeit weiter zu kämpfen, würde allerdings den Boeren Niemand mehr rathru. Transvaal hat auch vor dem Kriege nicht die volle Souveränität besessen, da eS de- sür diese ein wichtigstes Requisit bildenden Rechtesentbehrte, nach Belieben Vertrage mit anderen Staaten zu schließen. Auf der anderen Seite muß die Erklärung Sali-bury'-, daß Großbritannien auf un bedingter Unterwerfung bestehe, nicht wörtlich genommen werden. Die militärische Situation in Südafrika ist dazu an- getban, um der englischen Negierung da- ü outrauoo gründlich zu verleiden, und d»e Stimmung rn England dürfte eS auch bald werden. Für Chamberlain's Position ist der Schritt Hollands, mag er wo immer angeregt sein und mag im Uebrigen daraus werden, wa« da wolle, keine Kräftigung. Nachdem der Friede, wenn auch in weitester Entfernung, ge zeigt ist, werden bei den Briten der FriedenSeifer und dre Abneigung, weitere Milliarden in die südafrikanischen Schluchten zu werfen, erheblich wachsen. Daß die den tsche Regierung auf di- Verstärkung der ÄuSlandSflotte, nur weil sie im Reichstag einmal nicht genehmigt worden, nicht für immer verzichtet, findet selbst die klerikale „Germania" begreiflich. Nur meint da« Blatt, man werde sich bei einer Erueue- ruug der Forderung eine abermalige Ablehnung zuziehen. Für die nächsten Jahre möglich, sogar höchst wahrscheinlich. Nun aber bandelt eS sich nach der neuesten Darlegung in der „Nordd. Allg. Ztg.", die gltich Halle erscheinen sollen, bei dem Erlasse de« Staatssekretär- v. Tirpitz nicht um eine der Verwirklichung nabe RegierungSabsicht, sonder» um da« stetige technische Imauzebehalten von militärischen Nothwendigkriten oder Möglichkeiten. Der Dieb im Marine amt hat da« gewußt und dem „Vorwärts" in dessen Ent stellung-- und BerhetzungSinteresse gerathen, den Adressaten de« Erlasse-, da« militärische Departement im Mariueamt, wegznstreichen. Natürlich mit Erfolg. Eine solche Ab- theilung, die Alle» erwägt und Alle-, waS in der Idee für möglich gehalten wird — auch wenn eö „sozusagen ein Problem»" ist, waS in Frage kommt —, sür die Verwirklichung vorzubereiten, ein solches Departement muß es bei jedem Ressort geben, da« au die Zukunft zu denken hat. Uud ein solches Ressort ist vor Allem eiu Amt für Lande-vertueidigung. An solchen uud ähnlichen Stelle» liegt Viele« „sip und fertig" da, an dessen praktischer Inangriffnahme in näherer Zukunft Niemand denkt. Wa« im „asiatischen Comitä" beim russischen Auswärtigen Amte zu sehen sein nnd wie lange mögen dort die Züge nach Herat, Persien und Afghanistan, die Pläne für die großsibircsche Bahn, die Fest setzung in der Mandschurei im Detail ausgearbeitet gewesen sei», ehe da- Reich an diese Unternehmungen ging. Hamlel'S Wort „Bereit sein ist alles" gilt auch hier. Frei lich, der Vergleich de- Militär-Departements dcS deutschen Marine-Amte- mit dem russisch-asiatischen Departement hinkt. Gestohlen ist hier wohl noch uiemal« ein Aktenstück worden. Gegen HauSdiebe kann man sich freilich nur sehr schwer schützen, aber es giebt Dinge, die nun einmal nicht gestohlen werden dürfen. Die Hehlerei des „Vor wärts" braucht Deutschland diplomatisch nicht im Mindesten zu genireu; im Gezentbeil, eS ist gut und der da und dort immer alimentationsbrdürftigen Friedensliebe nützlich, wenn da- Ausland sieht, daß die sür die deutsche LaudeS- vertheidigung verantwortlichen Stellen immer auf dem gni vivo sind. Aber diese Veröffentlichung im Organe der Leitung der Socialdemokratie zeigt doch, daß diese Partei vor nicht- zurückschreckt, auch nicht vor dem Verrathe von auf straf bare Weise erlangten Geheimnissen, die die deutsche Sicherheit berühren. Diese Wahrnehmung sollte zur allergrößte» Vor sicht mahnen -- beiläufig bemerkt, auch bei vertraulichen Mittheiluugen in NeichStag-commissiorien. In den Zollfragcn setzen die extremen Agrarier ihr verhängnißvolle- Gewerbe der Ueberforderung fort. Damit den, ein Ziel gesetzt werde, verlangt man jetzt auf ver schiedenen Seile», die Negierung solle erklären, wie weit ihr über die Vorlage hinaus zu gehen etwa noch möglich sei. DaS ist eine unüberlegte Forderung. Wa dis Negierung in diesem Stadium sagen kann, hat sie gesagt. Wir erinnern an die Erklärungen des Reichskanzlers und au die Beschwörung-rede de« Grafen PosadowSky gegen Schluß der ersten Plenarberathung; selbst des LandwirthschaftS- mmisterS v. Podbiel-ki jüngste LandtagSrede darf als eine Mahnung aufgefaßt werden, nicht zu glauben, die Negierung könne so handeln, al« seien „die Landwirthe allein auf der Welt." Auch die halbamtliche „Süd deutsche Reich-correspondenz" ist kürzlich und die „Nord deutsche Allgem. Zeitung" soeben wieder so deutlich wie nur immer möglich gewesen. Freilich hat die Negierung, ab gesehen von den Vorlagen, nur io allgemeinen Zügen ihre Auffassung bekundet. Andere« konnte sie nicht thun, so lange bestimmte Gegenvorschläge über die Bemessung des lankwirth- schaftlichra Zollschutze- von Seiten berufener Parteiführer nicht an sie gelangt sind. Wa« sie jetzt mehr sagen könnte, al- sie gesagt, wäre ein «int, ut sunt, aut non mut sür ihre Zollsätze. Derartige» zu provociren, ist aber gerade gegen da» Interesse der Laudwirtbschaft, denn kleine Erhöhungen an gewissen Puncten sind sür die Regieruna wahrscheinlich so wenig aus geschlossen, wie sür die gemäßigten schutzzölloerischen Mit- alieder de« Reichstag». Der bayerische Minisier Frhr. v. Riedel hat die- im Reichstag deutlich zu erkennen gegeben. Welchen Umfang diese Aendtrungeu der Vorlagen annehmen dürfen, kann nicht gesagt werden, bi- di, AenderungSvorschläge greif- bar uud — für ihre Urheber bindend find. Ueber manche Aeuderuug, die schließlich zu acceptirrn wäre, mögen die Re- gierungen sich auch noch gar nicht unter einander verständigt haben. Und da» Gleiche gilt für die Mitglieder derjenigen ReichStagSfractionev, die in diesen Zollfragen nicht von Hause au« eine volle Ueberriustiwmuua mitbrachteu, also sür alle stärkeren Theile der zollfrrundlichen Mehrheit. Von „Zoll zerwürfnissen", wie sie wegen einer Preßmeldung über die Ansichten des Abg. Frhrn. von Heyl-Herrn«heim «in Blatt unter dm Nationallibrralen erblicken zu dürfen glaubt, darf de-tzalb doch nicht geredet werden, wenigsten- nicht bei den Natioualliberalrn. ES muß also allerdings bald geredet werden, aber nicht von der Negierung, sondern von den Mehrfordernden in der Zolltarifcommission. An diesen ist e», zu sagen, wa- sie ernstlich wollen, und den Versuch zu machen, ihre Wünsche auf dem Wege eine» CompromisseS zu Vorschlägen zu verdichten, denen gegenüber die Regierung Stellung nehmen kan». Und das bald; die Verzögerung fängt an, der Sache deS Zollschutzes ungünstig zu werde». Der Krieg in Südafrika. Ueber Ben Viljoen s Gefangennahme ist nachzutragen, daß -er General auf -em Wege vvn einer Unterredung mit Schalk Burger iu deu Steckambergeu westlich vvu Lydeuburg iu eineu vou deu Engländer» gelegten Hinterhalt fiel. Die Engländer hatten Mel dungen über die Zusammenkunft ausgcfangen uud eine Abtheilung vom Royal Irish Regiment unter Major Orr entsandt, die Viljoen am Freitag Abend au dem nach Krügerspvst führenden Saumpfade erwartete. Alsbald nahte Viljoen mit deu Adjutanten Bester- und Nel und einem Meldereiter. Mau rief ihnen zu, sich zu ergeben, gleichzeitig schossen einige Leute. Der Adjutant Rel und der Meldereiter stürzten todt zu Boden, dem General wurde das Pferd zu Bodeu gestreckt und der Rock durch löchert. Er selbst ergab sich darauf mit dem überleben den Beslers. Die Gefangennahme Viljoen's ist also frei lich eine Folge zu großer Vertrauensseligkeit, aber teiues- wegs unrühmlich für den General; denn er hat sich dicht an die englische Blockhauslinie im Lüden von Lyden- burg gewagt. Ei» Vertrauensmann Botha s in Griechenland. Aus Athen, 27. Januar, wird uns geschrieben: Aus Südafrika weilt hier augenblicklich der Grieche Johannes Lyras, welcher lange Zeit in engsten Beziehungen zu Louis Botha uud Christian De Wet ge standen hat. Lyras Hal in Südafrika als Eisenbahn- Bauunternehmer ein bedeutendes Vermögen erworben und dieute in der ersten Zeit des Krieges als Lieferant von Lebensmitteln für die Boeren. Rach der Einnahme von Johannesburg waren auch die Engländer genöthigt, sich mit Lyras gutzustellen, da dieser der Besitzer fast aller Lebensmittelvorrüthe in Lonren^o Marques war. Augenscheinlich aber ist Lyras auch iu Verbindung mit der Boerenregierung geblieben; denn er traf in Griechen land ein in Begleitung einer Nichte des Generals Botha, für welche er zugleich ein kleines Capital als Mitgift hinterlegte. — Einem ZeituugSberichterstatter erklärte Lyras, er sei nur iu Geschäften nach Griechenland ge kommen nnd fahre in wenigen Wochen nach Südafrika zurück. An ein baldiges Ende des K r i c g es s c i g a r n i ch t z n d e n k e n. Rach seiner Meinung ver fügen die Boeren noch über bedeutende Geldmittel nnd beziehen fortlaufend neue Gewehre, Schieß- bcdarf und sogar kleine Kanonen; ebenso gehen ihnen regelmäßig Lieferungen von Lebensmitteln zu, wobei englische Agenten Mitwirken. Lyras könne sogar erklären, daß englische Firmen, welche für die britische Armee Lieferungen ans- führen,nebenbei auch mit d e n Boere n G e - schäfte machen, wobei die Boeren keineswegs un günstigere Lieferungsbedingungen erhalten, als die eigene Regierung. Jene Firmen Hütten ja ein starkes Interesse daran, daß der Krieg noch recht lange fortdanere, weshalb sie es sehr gern sähen, wenn auch die Boeren zeitweise einige Mittel zur Fortsetzung des Kampfes er hielten. Haag, l. Februar. (Telegramm.) Der Minister LeZ Aus wärtigen, Linden, hatte heute Vormittag eine Conserenz mit dem Premierminister Kuyper und begab sich dann in daS Palais, wo er eine längere Unterredung mit der Königin hatte. Ter erste Sekretär der englischen Gesandtschaft ist gestern Abend nach London abgereist. In diplomatischen Kreisen glaubt man, daß die Ver öffentlichung der Mittheilung der englischen Negierung und die Antwort Englands darauf für den Anfang der nächsten Woche zn erwarten sei. Deutsches Reich. -i- Berlin, 1. Februar. (JesuitismuS und Geschichts wissenschaft.) In der DienStagSsitznnz deS Reichstages hat bekanntlich der Abg. Spahn die Jesuiten u. A. wegen ibrer wissenschaftlichen Leistungen verherrlicht. Da trifft es sich günstig, daß daS neueste Heft der „Historischen Zeitschrist" aus der Feder de« jüngst verstorbenen katholischen Professors Franz Xaver Kraus einen Beitrag enthält, der für die Kritik jesuitischer GesckichtSschreibungvon größter» Werthe ist. Als eiue Leuchte auf dem Gebiete historiicker Forschung wird von der klerikalen Publizistik der Jesuit Professor Grisar gefeiert. Er war eS, den man triumphirend dem Protestantismus als „vorurtheilSlosen" Forscher vorhielt, weil er im Jahre 1900 auf dem Münchener Eongreß katholischer Gelehrten den HhperconservatiSmuS der Kritik gegenüber religiösen Volks überlieferungen und zweifelhaften oder unechten Gegenständen der öffentlichen Andacht verworfen halte. Die Hochschätzung diese- StandpuncteS wurde sehr erheblich durch die Tbatsache erschwert, daß k. Grisar — vgl. den osficiellen Bericht über den Eongreß — scharf betonte, nur für den Eongreß, nicht sür die „Masse" gesprochen zu haben. Eiue weitere Abnahme wird jene Hockschätzunz jetzt erfahren, da KrauS in der „Histor. Zeitschrift" schreibt: „Ich sür meinen Theil habe diesen Klagegejang (Grisar's über den HyperconservatlSmiis in der katholischen Geschichtskritik) nie sehr ernst genommen, k. Grisar und die Seinigen werden ja wohl hier nnd da ihr« Kritik auf deu Finger des hl. Philippus oder die S. Culla iu S. M. Maggiore ausdehucn, aus die „fünf Wunder der hl. Kirche" werden sie ihren Finger nie legen, und sie haben damit ganz recht: Wie recht ich hatte, zeigt der Rückzug, den k. Grisar seither in der „Elviltä Cattolica" genommen hat." Da- vorstehende Unheil des Professor- KrauS findet sich in einer Besprechung deS l. Bandes von Grisar's „Geschickte der Päpste im Mittelalter". Auf päpstlichen Befehl in An griff genommen, ist — nach dem Urtheile Krau«' — die eine Hälfte von einem Antiquar, die andere von einem Theologen geschrieben: „Der Historiker ist auSgeblieben." Dem antiqua rischen Theile des Werkes läßt KrauS alle verdiente An erkennung widerfahren, obwohl Grisar auch hier, „wenn der Stoff oder gewisse Rücksichten dazu zwingen", der Kritik nicht zn ihrem Rechte verhilft. Aber über deu historischen Theil kann KrauS „nur ein ungünstiges" Urtheil fällen. Denn: „Es ist kein Historiker, der ihn geschrieben, sondern ein be« bestellter .z.«1vovntu-> Ouriue. Der ganze Gedanke deS Schrift stellers steht also danach, die Ereiguisse so zn grnppiren, die Ent wickelung der Dinge so vorzuführen, daß uns von der Ent- stehung, dem Anwachsen, dem Walten der Papstmacht nur dasjenige Bild eutgegentreten kann, welche« osficiell zulässig ist . . . Mau kann sich auch an Fictionen erfreuen, wenn sie mit Geist und Geschick vorgetragea werden. Leider ist auch das in Griiar'S Buch nicht der Fall . . . Der Vor trag ist trocken, dürftig an Gedanken, ermüdend iu der Darstellung. Mau hat überall daS Gefühl, daß dieser unglückliche Autor sich an Händen und Füßen gebunden, im Ausdruck, wie in der Bewegung seines Geiste- völlig behindert sieht." Im Anschluß hieran wirft KrauS einen Blick auf die Ge- sammtheit der literarischen Leistungen, „mit welchen die Jesuiten unsere deutsche Geschichtsforschung und Geschichts schreibung zu corrigiren, bezw. zu vernichten unternahmen", auf die Werke der PatreS Michael, Pfülf, Grisar. Uud Krau- meint, bei aller Anerkennung der redlichen Arbeiten mancher OrdenSmitglieder, einiges Recht zu der Frage zu haben, ob ein Jesuit Geist haben kann, wenn erGeschichte schreibt! Schließlich resumirt KrauS: „Man scheidet von dem Buche mit dem unangenehmen Gefühle, daß es, seiner historischen Seite nach, nicht quellenmäßig gearbeitet ist; daß eS die Forschung auf keinem einzigen Puncie gefördert hat und als literarische Schöpfung keinen entfernten Vergleich mit den Arbeiten der bedeutendsten Historiker und Schrijtsteller aushallen kann, welche das gleiche Thema be- handelt haben." Und gerade die Vorgänger Grisar's, die Ranke, Grego- roviuS, Gibbon :c., sollten von dem Jesuiten Grisar „ver nichtet" werden! 8RL. Berlin, 1. Februar. (Warnung für Aus wanderer.) Nach Mittheiluugen au» kaufmännischen Kreisen, welche mit den betreffenden Verhältnissen vertraut sind, hat die peruanische Regierung mit einem Unter nehmer Namens Guillermo Speedie einen Vertrag abgeschlossen bebufS Urbarmachung der Ländereien am Pachitea-Flnß durch Ansiedelung europäischer uud nordamerikanischer Einwanderer. Aus Grund vou Erfahrungen, die man mit dem pp. Speedie bei früberen Unternehmungen gemacht hat, muß demselben mit Miß trauen begegnet werden. ES kommt hinzu, daß die Landstrccke», welche den Pachitea und die übrigen oberen Nebenflüsse deS Amazonas durchlaufen, wegen der dort herrschenden Sumpfsieber fast ohne Ausnahme ein sehr ungesundes Klima haben. Die Einwanderer haben von der Küste einen beschwerlichen Weg größtentheils zu Fuß durch Urwald zurückzulegen, dessen Gefahren noch durch das Auftreten von wilden Indianern in jenen Gegenden erhöht werden. Ansiedler, welche dorthin gehen, wären der Willkür des pp. Speedie preisgegeben und während der ersten Zeit auf die Leben-mittel angewiesen, welche er ihnen in den Ur wald senden würde. Es erscheint hiernach angebracht, vor der Auswanderung nach den Ländereien des Speedie zn warnen. * Berlin, 1. Februar. Zn der Frage des Coa - litivnsrcchts der gewerblichen Arbeiter hat der preußische Minister des Innern im Einverständniß mit dem Justizmittistcr eine beachtenswerthe Ver fügung erlassen. Anlaß dazu gab die Freisprechung eines Arbeiters, der einen Bcrufsgcnossen zur Zahlung von Vercinsbeiträgcn zn bestimmen versucht hatte. Naci, 8 152 der Gewerbeordnung werde» alle Verbote gegen Gcwerbegchilfcn wegen „Verabredungen und Bereini gungen" behufs Erlangung günstigerer Lohn- nnd Ar beitsbedingungen aufgehoben, während 8 158 den mit Strafe bedroht, der durch Anwendung körperlichen Zwanges u. s. iv. Andere zn bestimmen versucht, an solchen Verabredungen theilznnehmcn n. s. w. Da hier nichc zugleich von Vereinigungen die Rede war (nm welche cs sich in jenem Strasprocessc handelte), war die Frei sprechung erfolgt, nnd zwar unter Berufung auf eine lannncrgerichtliche Entscheidung, welche beide Minister für „nicht zwingend" erachten; dieselbe führe vielmehr zu unannehmbaren Folgerungen. Die gegen einen Verab- rcdnngszwang gerichtete Strafvorschrift treffe auch den Vcreinigungszwang. Uebrigens wäre im vorliegenden Falle, da ein klagbares Recht auf die Bcreinsbeiträge nach 8 15? Abs. 2 nicht bestehe, der Thatbcstand auch aus dem Gesichtspunkte der Erpressung zn prüfen ge wesen. Der Jnstizminister hat daher die Beamten der Staatsanwaltschaft angewiesen, den angegebenen Rcchts- standpnnct den Gerichten gegenüber zu vertreten, gegen abweichende Entscheidungen die zulässigen Rechtsmittel cinznlegcn nnd möglichst ans die Herbeiführung einer Entscheidung des ReichSgerichts hinznwirken. In gleicher Weise ersucht der Minister des Innern die Ober präsidenten, die ihnen Nachgeordneten Verwaltungs behörden in diesem Sinne zn verständigen. * Berlin, l. Februar, s I n st i z b e a m t e über das Duell.) Der Staatsanwalt C n n y, ein Bres lauer Burschenschafter, hat sich bekanntlich vor Kurzem ans einem Commers für eine bedingte Beibehaltuna tcs Duells ausgesprochen. Run sind die alten schlesischen Burschenschafter in Breslau beisammen gewesen, nm, wie alljährlich, die Gründung des Reiches zn feiern, und bei dieser Gelegenheit hat der OberlandeSgcrichts- rerth vr. Ackermann eine Rede gehalten, die ver dient, in weitere Kreise verbreitet zn werden. Herr Ackermann betonte, -ast der alte Wahrsprnch ans den Tagen der Gründnng der deutschen Burschenschaft „Ehre — Freiheit — Vaterland" altes Gold berge,
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