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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.06.1902
- Erscheinungsdatum
- 1902-06-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-190206153
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-19020615
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-19020615
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1902
- Monat1902-06
- Tag1902-06-15
- Monat1902-06
- Jahr1902
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.06.1902
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1. WM W LchziM TWtN M AüMl Nr. NS, 8mtG iz. Zmi 1SL Amtlicher Theil. ISO Mark Belohnung. Am 7ten Juni vormittags 8 Uhr wurde einer hiesigen Butterhandlung ein am vlücherplatz aussichtslos haltender Kastenbandwagen mit 314 Stück Butter im Werthe von 26« gestohlen. Der Handwagen, der die Aufschrift „Erdbeer-Vutter" in halbrundem weihen Felde trug und sonst schwarz lackirt war, wurde im Laufe des vormittags entleert in der Rttterftrahe wieder aufgefunden. Tie Butterftücken waren in länglicher und runder Form gepretzt und trugen die Aufschrift „Schutzmarke Erdbeere". Sie waren verpackt in blaubedrucktes Pergamentpapier mit der Aufschrift „Feinste garanttrt reine Raturbutter, Schutz marke Erdbeere". Nutzer der Butter fehlten aus dem Handwagen noch 14 Holzbretter, 5V x 6« ew grotz» aus denen die Butter gelegen hatte. Es ist anzunehmen, datz Butter und Bretter sofort in einen anderen Wagen um geladen und dann zum verkaufe gebracht worden sind. Die Bestohlene erhöht die in der letzten Bekanntmachung aus die Ermittelung der Diebe ausgesetzte Belohnung auf 15« Etwaige Wahrnehmungen bitten wir unserer Lrimn al- abthetlung, Wächterftratze 5, Erdgeschotz links, mitzutheilen. Leipzig, am 14. Juni 19V2. Da» lStackt I-elprlx. Bretschneider. M. Vermißt wird seit dem 3. Juni 1902 der am 4. Januar 1864 in Nieder- ambach bei München geborene Buchhalter Gustav TclcSphor Grob, der am frühen Morgen des genannten Tages seine in der Grassi- straße gelegene Familienwohnung verlassen hat, um sich nach dem am Floßplatze befindlichen Geschäfte seines Principal- zu begeben, dort aber nicht eingetrosfen und seitdem spurlos verschwunden ist. Am 10. Juni er. in der fünften Nachmittagsstunde ist der Vermißte von Bekannten am Sophienplatze in einem Zustande gesehen worden, der vermuthen läßt. Laß er in einem Anfalle von geistiger Um nachtung hilflos umherirrt. Der Vermißte ist 1,70 m groß und von corpulenter Gestalt; er hat dunkelbraunes Haar, gleichfarbigen Vollbart, hohe ge wölbte Stirn, volles gesundfarbiges Gesicht, dunkelbraune Augen, römische Nase, gute Zähne und als besonderes Kennzeichen am linken Daumen eine von einem Schnitt herrührende Narbe. Be- kleidet war er mit ungezeichnetem weißen Leinen-Ober» und Unter hemd, braunen baumwollenen Socken, graubraun gesprießelten Beinkleidern, dunkelblaugrauem Rock, gleichfarbiger weitausgeschnit- tener Weste, weißem Umlegekragen mit röthlich-violetter Schlips schleife, schwarzen Stiefeletten und schwarzem steifen Filzhut. Ferner trug er ein vermuthlich 0 gezeichnetes Taschentuch, einen Spazier stock mit Knochengriff ohne Ring, eine sehr alte silberne Cylinderuhr mit Schlüsselaufzug, einen „L. 0. 22. ckuli 1879" gezeichneten Trauring, eine auf die Familie Grob lautende Eintrittskarte für die „Drei Lilien" in Leipzig-Reudnitz und einen Geldbetrag von etwa 150 Mark bei sich. Alle Wahrnehmungen über den Verbleib des Vermißten sind der Criminalabtheilung des unterzeichneten Polizeiamts mitzutheilen. Leipzig, am 13. Juni 1902. Das Polizeiamt der Stadt Leipzig. Lr. ck. L. 1572. Bretschneider. vr. Fincke. Bekanntmachung. Unsere Bekanntmachung vom 10. dss. Mts. — Lr. ck. L. 1597, — den vermißten Kaufmann Christian Berthold Vlaurock betreffend, ist dahin zu berichtigen, daß Lessen Trauring nicht „ll. 8.", sondern „LI. IV." gezeichnet ist. Leipzig, am 14. Juni 1902. Das Polizeiamt der Stadt Leipzig. Bretschneider. vr. Fincke. Als herrenlos befindet sich in Verwahrung des unterzeichneten Polizeiamtes ein werthvoller Sommcrüberzieher, enthaltend ein mit Krone und 8 gezeichnetes weißes Taschentuch, welcher in einer Droschke liegen geblieben ist. Zur Ermittelung des Eigenthümers wird dies hierdurch bekannt gemacht. Leipzig, am 13. Juni 1902. Das Polizeiamt der Stadt Leipzig. X. 246. Bretschneider. G. Oeffentliche Sitzung der Stadtverordneten Mittwoch, -en 18. Juni 19«2, Abends 6'/, Uhr, im SitzuugSsaale am Raschmarkte. Tagesordnung: I. Wahl zweier besoldeten Stadträthe. II. Theilung des 73. WaisenrathsbezirkeS in die Bezirke 73L. und L und Wahl eines WaisenratheS und eines Stellvertreters für den Bezirk 73 L. III. Bericht des Schulausschusses über die Mittheilung des Rathes von der Umänderung des NamenS „Städtische Fortbildungs schule für Mädchen" in „Städtische Schule für Frauen- berufe (Städtische Fortbildungsschule für Mädchen)". IV. Bericht des Schul- und Verfassungsausschusses über die Rück- äußerung des Rathes aus die Anträge des Collegiums wegen Aushebung des 8 20 der Schulordnung der Stadt Leipzig — Drucksache Nr. 15/1902. V. Bericht LesGaS- undOekouomieausschusses über: ».Vermehrung und Erneuerung von Beleuchtungseinrichtungen und Rohr- strängen im Abgabegebiete der städtischen Gasanstalten, — Drucksache Nr. 139/1902; d. Gasrohrlegung und Be- leuchtungseinrichtung aus einem Theile des Areales der Ge- meinnützigen Ballgesellschaft in Leipzig-Lößnig — Drucksache Nr. 144/1902. VI. Bericht des Oekouomieausschusses über: a.Fußwegherstellung rc. vor dem der Stadtgemeinde gehörigen Grundstücke Reitzen hainer Straße Nr. 29 in Leipzig-Thonberg — Drucksache Nr. 134/1902; b. Befestigung der Fußwege in derLeutzschrr- und Friesenstraße in Leipzig - Lindenau — Drucksache Nr. 135/1902; o. Errichtung zweier neuer Schornsteine und Anlegung einer Aschengrube im Grundstücke Leipziger Straße Nr. 21 in Stötteritz. VII. Bericht des Oekonomie- und Finanzausschusses über: a. die Abrechnungen über Erbauung je einer Feldscheune aus Len Parzellen Nr. 115 und 272 in Sommerfeld; b. die Abrech nungen über den Bau einer Schleuse in der Friesenstraße in Leipzig-Lindenau und die Herstellung einer Strecke dieser Straße — Drucksache Nr. 72/1902; o. Asphaltirung einer Strecke der Ferdinand Rhodestraße — Drucksache Nr. 157/1902; ck. Erbauung einer zweiten nördlichen Vorfluthschleuse — Druck sache Nr. 127»/d/1902; e. Einbau einer Kutscherwohnung und eines Backofens im Gnndorfer Mühlengrundstücke — Drucksache Nr. 160/1902. VIII. Bericht der bestellten Referenten über: n. Erwerbung des Borgartenareales vor dem Grundstücke Wurzner Str. Nr. 161 in Leipzig-Sellerhausen; b. Abtretung des Borgartenareales des Grundstücks Lindenthaler Straße Nr. 23 in Leipzig-Gohlis. IX. Bericht des Stiftungs-, Bau- und Oekouomieausschusses über: a. Verkauf des Bauplatzes Nr. III an der Ecke der Crusius- und Frommannstraße — Drucksache Nr. 162/1902; b. Ver kauf des Bauplatzes Nr. XVI an der Altenburger Straße — Drucksache Nr. 165/1902; c. Verkauf des Bauplatzes Nr. 7 an der Göschenstraße — Drucksache Nr. 174/1902; «1. ein Abkommen zwischen der Stiftung für Erbauung billiger Wohnungen der Frau Kummig und dem Johannishospitale wegen eines Arealaustausches u. s. w. in Leipzig-Reudnitz — Drucksache Nr. 155/1902. X. Bericht des Finanzausschusses über: a. Conto 47 „directe Abgaben" des Haushaltplanes auf das Jahr 1902; b. Fest- setzung der Procente des Normalsteuersatzes der städtischen Einkommensteuer am 2. Termine dieses Jahres — Drucksache Nr. 178/1902; c. Ausnahme eines Darlehns von dem Kirchenvorstande zu St. Nicolai. XI. Bericht des Bau- und Stiftungsausschusses über Einsührung Ler Wasserleitung in verschiedene Wege Les Johannisthales — Drucksache Nr. 137/1902. XII. Bericht des Bau-, Oekonomie- und Finanzausschusses über: a. Abbruch der Baulichkeiten der Grundstücke Klostergasse Nr. 11 und 13 und Kleine Fleischergasse 1, 3, 5 und 7 — Drucksache Nr. 133/1902; d. Abrechnung über die Vor arbeiten zum Rathhaus-Neubaue; c. Abrechnungen über den Neubau des Kaufhauses. XIII. Bericht des Verfassungsausschusses über: a. Proceßeingehung aus die Klage der Bierbrauerei Klein-Crostitz F. Oberländer gegen die Stadtgemeinde — Drucksache Nr. 167/1902; d. Gesuch des Schornsteinfegers Herrn Rupprecht in Leipzig. Lindenau um Abänderung des Regulatives für Ausübung Les Schornsteinfeger-Gewerbes in der Stadt Leipzig. Leipzig, Len 14. Juni 1902. Lcr Stadtverordneten - Vorsteher. vr. Junck. Im Geschäftszimmer der Stadtverordneten, Katharinenstraße Nr. 1, II., werden Druckexemplare Ler über die Verhandlungen in den öffentlichen Gesammtsitzungen der Stadtverordneten aus genommenen Stenogramme, soweit der Vorrath reicht, auf Ver- langen unentgeltlich verabfolgt. Das Oberersatzgeschäft im Aushebungsbezirke Leipzig- Stadt I betr. In Gemäßheit 8 69,6 Absatz 3 der Wehrordnung vom 22. No- vember 1888 wird hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß daS Oberersatzgeschäft im Aushebungsbezirke Leipzig-Stadt I am 23., 24 , 25., 26., 27., 28., 30. Juni, 1., 2., 3., 4., 5., 7., 8., 9., 10., I I. und 12. Juli diese- Jahres an jedem Tage früh 8 Uhr im Restaurant „Volkswohl" Löhrftrasze 7 hier stattfindet. Alle im Stadtbezirk Leipzig — mit Einschluß der Vororte von Anger-Crotteudors, Reudnitz, Neureudnitz, Thonberg, Volkmarsdorf, Sellerhausen, Neusellerhausen, Neuschönefeld, Neustadt, Gohlis, Eutritzsch, Lindenau, Plagwitz, Kleinzschocher, Schleußig, Neu- schleußig, Connewitz und Lößnig — aufhältlichen, von der Ersatz- Commission bei Gelegenheit des diesjährigen Musterungsgeschästes als tauglich, zur Ersatz-Reserve, zum Landsturm und als dauernd untauglich in Vorschlag gebrachten Militärpflichtigen, sowie die wegen Untauglichkeit von einem Truppentheil abge- wiesenen Einjährig-Freiwilligen, deren Familiennamen die An- fangsbuchstaben X—L haben, werden hiermit ausgesordert, sich pünktlich in einem der gedachten Aushebungstermine nach Maß gabe der ihnen noch zugrhenden Gestellungsordres bei Vermeidung der Zwangsvorführung, und der in 8 26,7 — in Verbindung mit 8 62,5 und 8 66,3a — der Wehrordnung angedrohten Strafen und Nachtheile rein gewaschen, und in frischer Wäsche persönlich zu geftellen. Diejenigen Gestellungspflichtigen, welche durch Krankheit am Er- scheinen im festgesetzten Aushebungstermine verhindert sind, haben ein ärztliches Attest einzureichen, welches, dasern der dasselbe aus stellende Arzt nicht amtlich angestellt sein sollte, durch die Polizei- behörde beglaubigt sein muß. Dahingegen haben diejenigen Militär pflichtigen, welche bei Gelegenheit des diesjährigen Musterungs- geschästes Seiten Ler Ersatz-Commission als dauernd untauglich in Vorschlag gebracht und zum Oberersatzgeschäst nicht vorgeladcn worden sind, ihre Ausmusterungsscheine gegen Abgabe dec Loosungs- scheine vom 20. Juli dss. Js. ab beim Stadtrath zu Leipzig — Ouartieramt — in Empfang zu nehmen. Im Uebrigen wird noch darauf aufmerksam gemacht, daß die Gestellungspflichtigen, welche in betrunkenem Zustande vor der Ober- ersatz-Commission erscheinen oder sonst Las Aushebungsgeschäft durch lautes und ungebührliches Verhalten stören, ihre 'unnachsichtliche Bestrafung zu gewärtigen haben. Leipzig, am 13. Mai 1902. Ter Civilvorsitzcnde der Königlichen Ersatz-Commission des AuShcbungSbczirks Leipzig-Stadt I. I. A. Thiele, Regierungs-Rath. Rr. Bekanntmachung. Die diesjährige MichacliSmefse beginnt für Groß- und Kleinhandel Sonntag, den 31. August, und endet Sonntag, den 21. September. Die Ledermessc wird erst Mittwoch, den 17. September, eröffnet und die Mcstbörse für die Lederindustrie an demselben Tage, Nachmittags 5—7 Uhr, im großen Saale der neuen Börse am Blücherplatze hier abgehalten. Leipzig, den 9. Juni 1902. Ter Rath der Stadt Leipzig. Id. 2791. vr. Tröndlin. Borrmann. Ausschreibung. Für den NathhanS-Ncubau sollen die Klempnerarbeiten vergeben werden. Die Bedingungen, Arbeitsverzeichniffe und Pläne können im Baubureau des Rathhaus-Neubaues aus der Baustelle eingesehen, oder gegen Porto- und bestellgeldfreie Einsendung von 1 — die auch in Briefmarken erlegt werden kann — für Bedingungen und Arbeitsverzeichnisse, von besagter Stelle bezogen werden. Die Angebote sind verschlossen und mit der Ausschrift „Rath- Haus-Ncnbau-Alcmpucrarbcttcu" versehen, bis zum 26. Juni laufcndcu Jahres, Vormittags 10 Uhr an obengenannter Stelle portofrei einzureichen. Der Rath behält sich jede Entschließung, wie auch die Vergebung der Arbeiten in Loosen ausdrücklich vor. Leipzig, den 13. Juni 1902. Der Rath der Stadt Leipzig. I. 1066. vr. Tröndlin. Ass. Baumann. Bekanntmachung. Das 10. Stück des diesjährigen Gesetz- und Verordnungs blattes für daS Königreich Sachsen ist bei uns eingrgangen und wird bis zum 5. Juli dieses JahreS auf dem RathhauSsaale zur Einsichtnahme öffentlich aushängen. Dasselbe enthält: Nr. 29. Verordnung über die den Jnnuagskrankencassen zu ge währende Vergütung für Einziehung der Invaliden versicherungsbeiträge und andere hiermit zusammen hängende Arbeiten; vom 21. Mai 1902. Nr. 30. Dekret wegen Bestätigung eines Nachtrags zu den Statuten Ler Landständischen Bank des Königlich Sächsischen Mark- grafenthums Oberlausitz; vom 24. Mai 1902. Nr. 31. Gesetz, die Freilassung der den Militärinvaliden wegen Verstümmelung oder Kriegsinvalidität gewährten Pensions erhöhungen und Zulagen (Verstümmelungs- und Kriegs- zulagen), sowie der mit Kriegsdecorationen verbundenen Ehrensolde und der den Kriegshinterbliebenen gewährten Beihülfen von Steuern und Abgaben betreffend; vom 25. Mai 1902. Nr. 32. Kirchengesetz, die den Abgeordneten zur Synode zu ge- währende Auslösung betreffend; vom 26. Mai 1902. Nr. 33. Gesetz, die den Abgeordneten zur Synode zu gewährende Auslösung betreffend; vom 27. Mai 1902. Nr. 34. Verordnung, die Vertretung der Kirchcnlehen und sonstiger geistlicher Lehen der katholischen Kirche betreffend; vom 28. Mai 1902. Nr. 35. Gesetz, die Ausdehnung der Verwaltungsrechtspflege nach dem Gesetze vom 19. Juli 1900 aus kirchliche Angelegen heiten betreffend; vom 24. Mai 1902. Nr. 36. Kirchengesetz, die Verwaltungsrechtspflege und den Rekurs in kirchlichen Angelegenheiten betreffend; vom 25. Mai 1902. Nr. 37. Bekanntmachung, daS Gesetz über die Ausdehnung der Verwaltungsrechtspflege noch dem Gesetze vom 19. Juli 1900 aus kirchliche Angelegenheiten vom 24. Mai 1902 betreffend; vom 3. Juni 1902. Nr. 38. Bekanntmachung, das Kirchengesetz über die Verwaltungs rechtspflege und den Rekurs in kirchlichen Angelegenheiten vom 25. Mai 1902 betreffend; vom 6. Juni 1902. Nr. 39. Landtagsabschied für die Ständeversammlung der Jahre 1901 und 1902; vom 7. Juni 1902. Nr. 40. Finanzgesetz auf die Jahre 1902 und 1903; vom 6. Juni 1902. Nr. 41. Verordnung, die Ausführung des Finanzgesetzes aus die Jahre 1902 und 1903 betreffend; vom 6. Juni 1902. Leipzig, am 13. Juni 1902. Ter Rath der Stadt Leipzig. vr. Tröndlin. Keil. Bekanntmachung. Unter Bezugnahme auf 8 1, Absatz I der Marktordnung für die Stadt Leipzig vom 10. Juli 1897 bringen wir hiermit zur öffentlichen Kenntniß. daß wir auch im lausenden Jahre die Ab haltung eines besonderen Blumenmarktes am Johannis feste und an dem diesem Feste vorangehenden Tage, also Montag, den 23. nnd Tieustag, den 24. Juni, und zwar am Montag bis Abends 1« und am TienStag bis Abends S Uhr gestatten wollen. Die Verkäufer, welche denselben beziehen wollen, haben zur Auf- stellung ihrer Maaren ausschließlich den vor den Friedhöfen Leipzigs gelegenen öffentlichen Verkehrsraum zu benutzen, und zwar wird einem jeden Theilnehmer ein besonderer Platz angewiesen werden. Behufs Anweisung der Plätze haben sich die betreffenden Ver käufer bis Sonnabend, den 21. Juni, Mittags 12 Uhr, bei unserer Marktinspection, Naschmarkt 1, III. Obergeschoß, zu melden. Verkäufern, welche einen Monatsstand in unserer Markthalle inne haben, wird ein entsprechender Stand zum Johannismorkte un- entgeltlich überwiesen, von Verkäufern dagegen, welche nicht Inhaber eines solchen Standes in der Markthalle sind, wird ein Standgeld von 30 pro Tag und Quadratmeter erhoben werden. Wer ohne Ueberweisung eines besonderen Standes am Johannis- seste Blumen auf öffentlichem Verkehrsraume feilhalten sollte, wird nach 8 50 unserer Marktordnung weggewiesen und zur Verant wortung gezogen werden. Leipzig, am 12. Juni 1902. Ter Rath der Stadt Leipzig. IXd. 362. vr. Tröndlin. Kretzschmar. ^Die Sparkaffe zu Naunhof besteht seit 1. Januar 1857, wird unter Garantie der Stadtgemeinde verwaltet, ist für jeden Sparvcrkehr Montags und Donnerstags Vormittags, für Einzahlungen auf neue Bücher jeden Wochentag von 9—12 und 2 bis 5 Uhr geöffnet, expedtrt auch schriftlich und verzinst die Einlagen mit hrkl klU halh Prozent und zwar halbmonatlich vom 1. und 15. ab. Am 31. Dezember 190' 256 800 ./L Rücklagenbestand u. 5 135 963,22 Einlegerguthaben. Feuilleton. Corpsstudenten. Zum 75jährigen Stiftungsfest des Bonner Corps Borussia, 18. Juni 1902. Von vr. Otto Reimers. NattruS verholen. Der festlichen Enthüllung des Burschcnschaftsdenkmals, die in den verflossenen Pfingsttagen auf der Göpelskuppe bei Eisenach, gegenüber der Wartburg, erfolgt ist, reiht sich schon wenige Wochen später eine Feierlichkeit studentischen Charakters an, die sich zwar auf einen bei Weitem nicht so umfangreichen Kreis ehemaliger und jetziger akade mischer Bürger bezieht wie jene, durch die Persönlichkeiten -er Theilnehmer jedoch das allgemeine Interesse in nicht geringerem Maße auf sich lenkt. Am 18. Juni begeht das Bonner Corps Borussia, oder, wie der landläufigere Ausdruck lautet, die Bonner Preußen die 75. Wiederkehr seines Stiftungstages, zu welcher Feier sowohl der Kaiser und der Kronprinz, wie viele andere fürstliche Personen ihr Erscheinen zugesagt haben. Wenn auf deutschen Hochschulen auch manches Corps blüht, das eine längere Vergangenheit aufweist, so ist das Bonner Jubiläum doch besonders geeignet, einen Rückblick auf die Entwickelung des studentischen Lebens vom Mittelalter bis zur Gegenwart zu werfen. Denn die Feierlichkeiten in Eisenach und in Bonn gelten jenen beiden Richtungen der farbentragendcn Studentenschaft, welche die politischen Strömungen in der deutschen Jugend des zu Ende ge gangenen 19. Jahrhunderts am ausgeprägtesten kenn zeichnen. Burschenschafter und Corpsstudenten sind in mehr als einer Beziehung Antipoden gewesen und sondern sich noch heute schroff von einander; aber beiden gemeinsam ist die Treue und die Begeisterung für das große deutsche Vaterland, und wenn die jugendlichen Gestalten in vollem Wichs, das Ccrcvis auf das kecke Haupt gedrückt, durch die Straßen ziehen, dann ruht auch das Auge des Philisters mit Wohlgcsallen auf dieser flotten Jungmannschaft, in der sich ein Stück Zukunft unseres Volksthums verkörpert. Wer niemals akademischen Kreisen nahe gestanden hat, ist leicht geneigt, vieles von den in Couleurverbindungcn hochgchaltenen Bräuchen für überlebt und der Reform oder gänzlichen Abschaffung werth zu erklären. Auch Derjenige, der als krasser Fuchs und als Bursch' selber aus dem schäumenden Becher der Lust hat trinken dürfen, wird, wenn er ein gereifter Philister geworden, sich der Er kenntnis! nicht verschließen, daß auch die Formen dcS studentischen Verbindungswesens nicht unantastbar sind, das bis aufs i-Tüpfelchen unverändert sich durch alle Zeiten erhalten müsse. Während aber die Zeit mit langsam wir kender und dennoch unwiderstehlicher Gewalt das ab- schleift, was dem modernen Empfinden widerstreitet, schweift der Blick in jene entfernten Jahrhunderte zurück, als das Wiederaufblühen der Studien nach den finsteren Zeiten des frühen Mittelalters Tausende von deutschen Jünglingen nach den Universitäten Italiens, vor Allem nach Bologna, und nach der Pariser Sorbonne lockte. Was sich dort an jungen, genußfrohen und lebens freudigen, dabei oft mittellosen Leuten des Auslandes zu- sammendrängte, übertrifft au Zahl bei Weitem den Hörer stand unserer heutigen Nicsenunivcrsitäten. Fern von der Heimath und ihren natürlichen Hilfsquellen, geriethen die im Vertrauen auf ihren Glücksstern Hunderte von Meilen weit Hcrbcigezvgenen oft in das bitterste Elend, und mancher deutschen Mutter einziger Sohn, der mit hoch fliegenden Hoffnungen gen Süden zog, ist im wälschcn Lande in der bejammernswcrtycsten Lage verdorben, ge storben. Andererseits machte sich auch das Bedürfniß geltend, den Ltudicngang zu beaufsichtigen und zu regeln; denn gar mancher deutsche Scholar, der seine kurze Studienzeit lieber in den Ostcrien und Trattorien als in den Auditorien zugcbracht hatte, kehrte schon nach wenigen verbummelten Semestern als völliger Ignorant in seine Heimath zurück, um sich dort als Lehrer und Gelehrter aufzusviclcn. In der Verfassung und Gliederung, die sich die Uni versitäten deswegen selber gaben, nimmt einen wichtigen Play ein die Eintheilnng der Hörer in Nationen, die sich in Paris schon um das Jahr 1222 findet und von dort auf die deutschen Universitäten lauf Prag im Jahre 1348, aus Leipzig im Jahre 1409) überging. Das gesellschaftliche Bedürfniß und das Gefühl der näheren Zusammen gehörigkeit der arts einer bestimmten, enger umgrenzten Gegend stammenden Studenten war die Veranlassung, daß sich in den großen Korporationen der Nationen kleinere Untcrabthcilungcn, die sogenannten Landsmannschaften, bildeten, die als die Vorläufer unserer heutigen Corps zu betrachten sind. Ihre Thätigkeit. war allerdings lange Zeit eine sehr beschränkte, weil auf allen deutschen Hoch schulen der Pcnnalismus mit seinen wilden Orgien und ungeheuerlichen Auswüchsen herrschte. Pennäler oder Pennal (so genannt von penna — die Feder) hieß der von der Mittelschule frisch auf die Universität gekommene Student, also wie man heute sagt „der Fuchs". Er stand zu dem älteren Studenten, dem Schoristcn, im Vcrhältniß der tiefsten Abhängigkeit, so wie etwa der Diener zu seinem Herrn, was soweit ging, daß er Letzterem nicht nur die niedrigsten Dienste zu leisten hatte, sondern daß der Schorist sogar das Eigcnthum des Pennalen als das seinige betrachtete. Unglaubliche Mißhandlungen und Demüthigungen liefen dabei unter, und erst nach ein jährigem Pennalcursus erfolgte unter überaus kindischen und rohen Ceremonicn die sogenannte Deposition, d. h. die Aufnahme des Pennalen unter die Schoristcn. Dieser Pcnnalismus, der, wie Johannes Scherr sich ausdrückt, das alte deutsche Laster der Trunksucht zur förmlichen Saufkunst ausbildctc und sich in zügelloser Ranflust und Krawallen Luft machte, bei denen man anch vor Mord und Todtschlag nicht zurückschrcckte, war eine Spccialitat der protestantischen Hochschulen Norddeutschlands, gegen die die Reformatoren vergeblich eiferten und die nach drako nischen Maßregeln erst um das Ende des 17. Jahrhunderts von der Bildfläche verschwand. Hiermit mar den Landsmannschaften erst, die Möglich keit gegeben, freier hcrvorzutretcn. Der eigentliche lands mannschaftliche Charakter, nämlich die Necrutirung ans bestimmten Bezirken, trat dabei freilich in den Hinter grund, wofür der Zweck des geselligen Lebens und die strenge Einhaltung gewisser, herkömmlicher Regeln, des Commcnts (besonders hinsichtlich des Begriffes der studen tischen Ehre und des Zweikampfes) in die erste Linie rückte. Die Mitglieder der Vereinigung wählten sich aus ihrer Mitte die Oberen, Chargirten, welche mit der Handhabung des Commcnts betraut waren und von welchen der erste, der Präses, die Verbindung nach außen vertritt, währen der zweite, der Fechtchargirte, die Mensurangclegcnhcitcn unter sich hat. Der dritte Chargirte ist der Kassenwart, dem auch das Archiv untersteht; der Fuchsmajor endlich hat sich mit der Heranbildung der neu cingetrctcncn Füchse und deren Unterricht im Komment zu befassen. Eine derartige Organisation bedeutete einen wesent lichen Fortschritt in der Veredelung des studentischen Wesens. Der friedsame Bürger wehrte sich nicht mehr, wie cs z. B. seiner Zeit in Breslau der Fall gewesen, ent setzt dagegen, daß in seiner ruhigen Stadt eine Universität gegründet werden sollte, von welcher er früher nur unauf hörliche nächtliche Ruhestörungen und pekuniäre Verluste zu befürchten Ursache hatte. Diese Entwickelung, bei welcher die Studentenschaft in den Augen Anderer nur ge wann, erlitt eine Unterbrechung durch die Wirren der französischen Revolution und die sich daran anschließenden langjährigen Kriege. Auch die studircnde Jugend konnte sich dem erhebenden Eindruck der Befreiungskriege nicht entziehen, der den Keil der politischen Meinungsver schiedenheiten in die Landsmannschaften trug. Viele von deren Mitgliedern hatten an den Freiheitskriegen mit be waffneter Hand thcilgenommcn und trugen die patriotische Begeisterung in die Herzen der Jüngeren. Die Folge dieser Bewegung war die Gründung der allgemeinen deutschen Burschenschaft, die zur Auflösung einer großen Zahl von Landsmannschaften führte, deren Mitglieder sich den Burschcnschaftsbcstrcbungen anschloffen. Als jedoch in Folge einer langen Reihe von unseligen Miß verständnissen und besonders nach der Ermordung Kotzebue s durch Sand allenthalben die Burschenschaften unterdrückt wurden, bildeten sich zahlreiche neue Lands mannschaften, die unter Absetzung von allen politischen Meinungsverschiedenheiten das Hauptgewicht auf einen frohen Genuß der Studentenzeit und auf äußerste Wahrung der Ehre mit unbedingter Satisfactiou legten. Die meisten von ihnen nahmen im Verlauf des dritten Jahrzehnts des 19. Jahrhunderts den Namen „Korps" an, während andere, obwohl damit keine besonderen Unterschiede ausgcdrückt sein sollten, den Namen „Lands mannschaft" behielten. Da auch viele der schon seit früher bestehenden Lands mannschaften die Bezeichnung als Corps annahmcn, reicht das Stiftungsdatum manches Corps noch erheblich weiter zurück. Das älteste von ihnen ist die am 11. Juli 1798 gestiftete Olnodia in Erlangen, dann folgen die Erlanger Baruthia und Münchener Suevia, beide aus dem Jahre 1803, die Hallenser Saxonia 1804, die Würzburger Fran- conia 1805, die Lnsatia in Leipzig 1807, die Heidelberger Suevia 1810, die Sarouia in Leipzig 1812, die Palatia in München 1813 u. s. w. Die Universität Bonn erhielt ihre ersten Corps, nämlich die Rhenania und Guestphalia, erst im Jahre 1820, während die Bonner Borussia erst im Jahre 1827 gegründet wurde und in der zeitlichen Reihen folge der auf deutschen Hochschulen gegründeten Corvs an 29. Stelle steht. Der Wunsch, ihren Mitgliedern bei einem Wechsel der Hochschule auch in der neuen Universitätsstadt die Fühlung und den Verkehr mit gleichgesinnten Elementen zu sichern, hat frühzeitig zur Cartellirung verschiedener Korps ge führt. Auch das Streben nach einem alle deutschen Corps umfassenden Verbände fand seine Erfüllung durch den im Jahre 1855 zu Kosen an der Saale zu Stande gekommenen Seniorcn-Convent, den „Köscner S.-C.", welchem in den darauf folgenden zwei Jahrzehnten sämmtliche reichs deutschen Corps bcigetretcn sind. Die Versammlungen dieses Verbandes finden alljährlich zu Pfingsten in Kösen und auf der nahen Rudelsburg statt, wo sich ein farben prächtiges Bild studentischen Treibens entwickelt. Auch aus den österreichischen Universitäten, deren ganze Einrichtung bekanntlich mit der der deutschen nahe zu vollkommen übcrcinstimmt, sind seit dem Jahre 1850, wo die Wiener „Saxonia" gegründet wurde, eine Anzahl Corps entstanden. Die durchaus anders gearteten natio nal-politischen Verhältnisse des vielsprachigen Donau staates haben cs jedoch verhindert, daß diese Korps sich im dortigen studentischen Leben eine Stellung erringen konnten, welche derjenigen der deutschen Korps ähnelt. In der Schweiz vollends, deren Universitäten von einer bunt gemischten internationalen Hörerschaft besucht werden, hat das Corpsstudcntcnthum, wie überhaupt das Studcntcnleben, nach deutschem Muster fast gar nicht Wurzel fassen können. Die Mensuren werden bei den Corps wie bei den meisten anderen schlagenden Verbindungen gewöhnlich mit der eigentlichen studentischen Waffe, dem Schläger, ausgefochtcn. Die Dauer derselben ist bei Bestimmungs mensuren 15 Minuten. Bei wirklichen Forderungen be trägt diese jedoch 30 Minuten, oder der Kampf wird bis zur „Abfuhr", fortgesetzt. Die Rechtsprechung der deutschen Gerichte bestraft die Mensur nach den Duellparagraphcn des Reichsstrasgcsetz- buchcs, obwohl der einzige den Angriffen des Gegners preisgcgebene Körpertheil der Kopf ist, und alle Stellen, deren Verletzung lebensgefährlich wären, durch dicke Bandagen geschützt sind. Bon den Herren aber, die mit strenger Amtsmiene über die Paukanten zu Gericht sitzen, denkt sicher mancher, der selbst einstmals actio war, mit stiller Freude an die Zeiten, da er mit Scheffel s Trompeter von Säkkingcn von sich selber rühmen konnte: Bin ein flotter Bursch' dann worden. Streifte viel durch Wald und Felder; Streifte nächtlich durch die Straßen, Serenadend, worenklirrend. lind so einer schief wollt blicken, Fuhr die Hand mir an die Wehre. Auf Mensur! Die Klingen bindet! Los! das schwirrte durch die Lüfte; Und in manche glatte Wange Hat mein Schläger flott und schneidig Sich ein Stammbuchblatt geschrieben.
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