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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.08.1902
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1902-08-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19020826015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1902082601
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1902082601
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1902
- Monat1902-08
- Tag1902-08-26
- Monat1902-08
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S8V2 vornehm moderner Ausführung. Die Bühnengarberoben nnd Keller sind durchweg asphaltirt, der eiserne Vorhang und die Cvulisseneinnchtungen an On und Stelle und auch im Zufchauerraum die gröbste» Arbeiten er ledigt. Sv wird an der reichen Stuckatur der Decte die letzte Hand angelegt, die in Rabitz eonstruirten Raug- Britsrungen sind bereits fertig, und aus der (Valerie ist man bereits mit dem Eiiibauen der Sitzplätze beschäftigt. Tie sechs Meter breiten Waudelplätze des ersten ülanges sind wie die sich anschließenden Garderoben für die Zu schauer, und das umfangreiche, in seiner Ausstattung äußerlt l^Luriös geplante Hoger am Fußboden mit Tirrazzv ve-egt. Tie großartige innere Ausstattung des Theaters soll der des Dresdner Ceutraltheaters augepaßt werden, ja, dasselbe noch thcilweise übertresfen. Bon den Casscuräumeu führen bereits jetzt breite Marmorireppeli nach oben. Hm Vvrdergebäude ist bis auf eine größere Privatwvhnurig Alles zu Rcstaiirativiiozweckeu — großes Cafö, Wein- und Bierstube — eingerichtet worden. Tie Eröffnung erfolgt voraussichtlich Ende Oetvber. — Die erste Ferienstrafkammer des hiesigen Landgerichts ver- urthcilte die am 29. Mai 1885 in Tauneberg bei Anna- berg geborene Ticnstmagd Auguste Frieda Pönisch wegen B r a ndstift u n g zu 2 Jahren 0 Monaten Gc- fängniß. Sic hatte, geringer Bvrwürse wegen, am 19. Juli d. I. das Gehöft ihres Tienstherrn, des Guts besitzers Schaarschmidt in Auerbach, in Brand gesteckt und den Mann hierdurch fast an den Bettelstab gebracht. * Zwickau, 25. August. Bor der zweiten Ferienstraf kammer des hiesigen kvnigl. Landgerichts stand heute der Redactcur des hier erscheinenden „Sächsischen Bolts- blattes", Robert Albert hier, wiederum unter der Anklage, durch zwei iu den Nummern 32 und 33 oes ge nannten Blattes vom 8. und 10. Februar d. I. enthaltene Artikel die Mehrheit des Ratheo und des Staorverord- ncten-Evllegiums zu Erimimtschan beleidigt zu haben. Tie Artikel enthielten ein Referat über eine Stadt- vervrdnetensitzung, in welcher ein die Abänderung der Liadtvervrdnetenivahlordnung bezweckender Nachtrag zum allgemeinen Ortsstalute berathen und angenommen wurde. Ueberschriebcu waren die Artikel mit der Spitzmarle „Tie Wcihlrechtsverschlechterer in Erimmitschau auf der An klagebank", worin die Beleidigung erblickt wurde. Albert erklärte heme, daß er die Artikel weder verfaßt, noch deren Aufnahme ins Blatt veranlaßt habe, weshalb er, da ihm hierin vom Gerichte Glauben geschenkt wurde, kostenlos freigesprochen wurde. — Eine für Fleischer wichtige Enricheidung fällte hierauf die Strafkammer in der Lache gegen den Fleischermeister Johannes Rudolf Leifert in Lchedewitz. Dieser war angcklagt, in der Zeit vom Jahre 1900 bis Mitte Te- cembcr 1901 fortgesetzt wissentlich Gegenstände, deren Genuß die menschliche Gesundheit zu schädigen geeignet ist, als Nahrungsmittel feilgebotcn und verkauft, dadurch aber gegen 8 12, 1 des Naürungsmittelgcsetzes vom 14. Mai 1879 verstoßen zu haben. Es handelte sich hierbei wiederum um den Zusatz von sogenannten Evnscrvesalzcn iMeat-Präservcsalz, Krnstallsalz n. s. w.) zu dem Hacke fleisch. Diese Lalze erzeugen bekanntlich eine schwefelige Lüure und sind geeignet, die natürliche Färbung des Fleisches zu verbessern. Ter Genuß solchen Fleisches ist nach mehreren sachverständigen Gutachten gesundheits schädlich, nach einigen anderen aber nicht. Während nun bisher in gleichartigen Fällen stets eine Bernrrheilung der betreffenden Fleischer erfolgte, wurde Lcifert heute kostenlos f r e i g e s p r v ch e n. Das Gericht führte hierzu aus, daß es nach den sich widersprechenden Gutachten der Sachverständigen zweifelhaft sei, ob die Beimengung der artigen LalzeS zum Fleische der menschlichen Geiundhcit schädlich sei oder nicht, und daß deshalb ein Vergehen gegen 8 12, 1 des Nahrungsmittelgcsctzes nicht ohne Weiteres angenommen werden könne. Aber auch zu einer Bcrurtheilung auf Grund des 8 10 des Gesetzes (einfache Verfälschung von Nahrungsmitteln) könne man nicht ge langen, da nicht nachweisbar sei, daß der Angeklagte hätte annehmcn müssen, daß seine Kunden mit dem Lalzzusatze nicht einverstanden sein würden, und da weiter nicht nach gewiesen werden könne, daß Seifert durch die Bei mischung des Salzes dem Fleische den Anschein einer besseren Beschaffenheit habe geben wollen. L. Elterlein, 24. August. Noch liegen die Trümmer von den sieben Wohngebäuden, welche vor etwa acht Tagen abbrannten, und schon wieder ist von hier ein Feuer zu melden, als dessen Entstchungsursache leichtsinniger Um gang mit einer Lampe ermittelt worden ist. Es brannte das an der Grünhainer Straße gelegene Wohnhaus des Bäckermeisters Schneider. Der Brand entstand durch die Explosion einer Petrolenmlampc, die der Besitzer des Hauses mit auf den Dachboden genommen hatte, als er früh Mehl aus einer Bodenkammer holen wollte. Außer dem Besitzer wohnte im Hause noch ein Micthcr. Das Mobiliar Beider ist versichert. — Reichenbach, 24. August. Ter Herr Staatsminister v. Metzsch ist nach den Beisetzungsfeierlichkeiten für den verewigten Kriegsminister Herrn v. d.Planitz Freitag Abend hier wieder eingetroffen. Er hat sich vom Bahnhof nach Schloß Friesen begeben. — Herr Polizeipräsident Le Ma ist re bat sich Sonnabend Nachmittag gleichfalls nach Schloß Friesen begeben. ff Plauen i. V, 25. August. Großes Aufsehen erregt hier die am Sonnabend erfolgte Verhaftung eines hiesigen Fabrikanten uNd zweier Angestellter eines anderen Geschäfts. Letztere haben dem Fabrikanten Kundenverzeichnisse und andere Geheimnisse zugesteckt. ff. Plauen i. B., 25. August. Am Sonnabend Abend V2IO Uhr hat sich an der Ecke der Bahnhof- und Theater straße in Plauen der 25 Jahre alte Spielwaarcnfabrik- arbeiter Carl Herrn. Keller aus Olbernhau aus LiebeS gram zu erschießen versucht. Keller hatte sich mittels eines kleinkalibrigen Revolvers in die linke Brustseite geschossen. Er wurde von einem Schutz mann aufgehoben und, da er noch zu gehen vermochte, nach der Polizeihauptwache geführt, von wo er nach dem Krankenhause gefahren wurde. Keller hat die That in Aufregung darüber begangen, daß seine Geliebte, eine herrschaftliche Köchin in Plauen, nichts mehr v.vn ihm wissen wollte. — Dresden, 25. August. Heute Vormittag traf der König zur Erledigung von RegicrungSgcschüftcn von Villa Hosterwitz im künigl. Ncsidcnzschlosse ein. Zunächst empfing Se. Majestät eine Huldigungs- und Beglück wünschungs-Deputation der wendischen Bevölkerung deS Königreichs Sachsen, bestehend aus den Herren Eanonicus und Pfarrer Herrmann-Ostro, Pfarrer Kubitz-Hochkirch, Professor vr. Mucke-Freiberg, Rechtsanwalt und Notar Ziesch-Bautzen, Landtagsabgcordnetcn Gutsbesitzer Kockcl- Crostwitz und Gutsbesitzer Schmole-Spittwitz, Ritterguts besitzer Schrciber-Klein-Tcitschcn und Gemcindcvorstand Scholze aus Kuckau. Ferner nahm der König die Mel dungen nachstehender Herren entgegen: des Landgerichts directors Bvrncmann-Lcipzig, des Obcrrcgierungsrathes I)r. Niethammer-Dresden, der Amtsrichter Fabian- Bautzen, Gündel-Parzcr-Drcödcn, der Landrichter Im hof-Chemnitz, Ur. Ttübcl-Drcsdcn, Grahl-Chcmnitz und Königsdörffcr-Plauen i. V. Im Anschluß hieran hörte dcx König die Vorträge der Herren StaatSminister, der DcpartementSchess der königl. Hofstaaten und des kvnigl. Cabinctssckretärs und kehrte in den Nachmittagsstunden nach der königl. Villa Hosterwitz zurück. — Der Oberhof- meister der Königin-Wittwc, Wirkt. Geh. Rath v. Malvrtie, ist vom Urlaub zurückgckehrt. — In der kronprinz. lichen Villa zu Wachwitz fand gestern Nachmittag 2 Uhr Familientafcl statt, an welcher der König, die Königin-Wittwc, sowie die Prinzen und Prinzessinnen des königl. Hauses Theil nahmen. — Der König hat dem weck, xraot. Sachbc in Lugau das Ritterkreuz 2. Classe vom AlbrechtSorben, dem städtischen Sekretär Werner iu Leipzig und dem Oberlehrer Ernst Immanuel Schöbel in Ebersbach das Berdienstkreuz verliehen. Vergnügungen. — Stadt-Theater. Neues Theater. Heute: „Der zerbrochene Krug", hierauf: „Der Tairtüff". Morgen: „Czaar und Zimmermann". — Altes Thcaicr. Hcuic: „Die Geisha". Morgen: Ge schlossen. — Von I. Offenbach s phantastischer Oper „Hoff- m a n n ' s Erzählungc n" haben die Bühncnproben be gonnen nnd wird das interessante Werk bereits in nächster Woche nen einstudirt in Scene gehen. — Am 1. September treten die in erster Linie für das Genre der Operette verpflichteten Herren Regisseur H aas vom Gärtnerplatz-Theatcr in München und (Kapellmeister Findcisen vom Carl-Theater in Wien in den Verband unserer städtischen Bühne. — Im Sommer Variete des Krystall-Palastrs ist auch gegen Schluß des Monats der Besuch ein recht erfreulicher. TaS gegenwärtige Künstler-Ensemble tritt nur noch bis Ende dieses Monats auf. — Zum Kinderfest im Palmengarten ist mitzuthcilen: Neben den Spielen, die morgen Mittwoch aus dem festlich ge schmückten Spielplätze unter Leitnng mehrerer geprüfter Kinder gärtnerinnen veranstaltet werden, erregt insbesondere der l48 Uhr Abends stattfindcnde Kinder- Lamvi 0 nzug das lebhafte Interesse der Jugend. Es wird zuerst aus dem Fesiplatzc selbst eine „Feitvolonastc" veranstaltet, dann bewegt sich der Lampionzug am Rosengarten vorbei rings nm den großen Weiher, zieht über die große Milkelpromcnade nach dem Blnmenparierrc und kehrt von dort über den Hauptweg nach dem Spielplätze zurück, wo die Auflösung des Zuges erfolgt. Einen besonderen Reiz wird der Lampionzug noch dadurch er halten, daß denselben das Trommlereorvs der bekannten Friede. Kuntzc'schen Excrcir-Schule begleiten wird. — Im herrlichen Conccripark Vonorand findet heute ein Enra-Coneert des Philharmonischen Orchesters Fr. Braun start. Für ein gediegenes Programm ist gesorgt. — Im Etablissement „Trci Linden" wird heute das Schauspiel in drei Aclen „Drei Tage aus dem Leben eines Spielers" zur Aufführung kommen. Morgen, zum letzten Blumenfest, geht die beliebte Operette „Der Obersteiger" von M. West und L. Held in Scene. DaS Conccrt wird von dem gejammten Orchester der Capelle Günther Coblenz ausgeiübrt. — Im Etablissement Tivoli findet heute Dienstag, den 26. d. M., großes Militär-Concert statt, ansgcführt von der Capelle des l 07. Infanreric-Regiments, Dir. Herr StabS- hautboist Giltsch. — In den „Trci Lilien" in Reudnitz treten heute Abend die Leipziger Sänger mit einem glanzvollen Programm aus. II. Verbandstag des Verbundes deutscher Juweliere, Gold» und Silberschmiede. II. 2. Dresden, 25. August. Sonntag Bor,nittag wurden die Verhandlungen im oberen Saale des königlichen Belvedere fortgesetzt. Vom König war folgendes Tele gramm Zugelaufen: „Ich danke den heute festlich ver- sammeltcn deutschen Juwelieren herzlich für den mir ge sandten freundlichen Gruß. Georg." ES wurde nun zu nächst über die Regelung der Besteckpreise unter Ausschluß der Oeffeutlichkcit verhandelt. Es soll mit den Fabrikanten ein Abkommen getroffen werden, auf Grund dessen den Fabrikanten sowohl als auch den Verkäufern ein ausreichender Nutzen zugeführt wird. Es wurde eine Commission gewählt, die eine dahin zielende Convention ausarbeitcn soll. Für die Festsetzung der S ch ü tz u n g s g e b ü h r, welche nach dem Bürger lichen Gesetzbuch den Goldschmieden zusteht, wurden folgende Lätze ausgestellt: Für Gegenstände im Werthe bis zu 10 ./il: 30 Pfg., bis 50 .L: 50 Pfg., bis 100 75 Pfg., von 100 .//l aufwärts Grundtaxe 1 für jedes weitere Hundert Prvcent mehr. Betreffs einer g l e i ch m ä ß i g e n C a r t 0 n n i r u n g und Etikettirung der Waare seitens der Fabrikanten wurde der Antrag an genommen, daß künftighin folgende Arten der Auf machung allgemein zur Anwendung kommen: Gold soll aufgcnäht werden mit weißer, Gold mit gelber Leide; 500/^0 Gold, ausgcschwemmt, nicht steinpclfähig, mit grüner und ^/»ooo desgleichen mit rother Seide. Zu ^0/^00 Gold, ausgeschwemmt mit Silbcrbodcn, soll grünes Garn, zu Silber-Double rothes, zu Cvmpvsitious-Toublö (Gold auf Tomback) gelbes und zu 800 Silber blaues Garn verwendet werden. Schließ lich beschloß die Versammlung betreffs Gründung einer eigenen Feuerversicherung auf Gegenseitigkeit die Annahme folgender Resolution: „Die Versammlung erkennt die Bedeutung des Versicherungswesens an und ermächtigt den Vorstand, weitere Vorarbeiten vorzu nehmen zur Begründung einer Versicherungsgesellschaft auf Gegenseitigkeit gegen Feuer- und Glasschaden deutscher Juweliere." In der heutigen Sitzung, die Vormittags ^10 Uhr im königlichen Belvedere abgehalten wurde, las der Bor. sitzende zunächst mehrere Bcgrüßungstelcgrammc vor. Daun wurde die von der gestern gewühlten Commission aufgesetzte Convention, betreffend die Regelung der Bcsteckpreise, auf Grund deren mit den Fabri kanten verhandelt werden soll, ohne Debatte zum Be schluß erhoben. Der zweite Vorsitzende, Herr Menzel- Berlin, rcfcrirtc über die Gründung einer Verband s- Sterbccasse. Auf Grund dieses Referates wurde der Vorstand beauftragt, zum nächsten Verbandstage die Satzungen für eine solche Sterbecasse vorzubereitcn. Ucbcr die Mißstände im R e p a ra tu r w es e n sprach ausführlich Herr Fabrikant Richter-Berlin. Es wurde insbesondere empfohlen, Sachen, die einer Repa- ratnr nicht mehr werth sind, nicht zur Reparatur anzu nehmen. Tie Verbesserung des Verbands. Ringmaßes wurde lebhaft besprochen. Vorgeführt wurden das französische Ningmaß, die Ringmcsser von Ott-Hanau, Will). Müller-Berlin, Krimnitz-Magdeburg, Steinmetz <L Lingner - Leipzig u. A. Im Allgemeinen wurde dem Maße nach Millimetern Umfang der Vorzug gegeben vor dem nach Millimetern Durchmesser. Der Verband beschloß, den Vorstand zu beauftragen, möglichst -bald alle Maßnahmen zu treffen, nm ein einheitliches Ringmaß für ganz Deutschland, und zwar in möglichster Anlehnung an das Krimnitz'sche Ringmaß einzuführen. Auf den Antrag hin, das Karatgewicht bei Edel- steinen durch das Decimalgewicht zu ersetzen, wurde be- schlossen, daß der Vorstand sich zunächst mit dem Auslände behufs einer einheitlichen Regelung der Frage in Ver- bindung setzen solle. Zum Ort für den nächsten Verbandstag wurde Köln gewählt. — Eine Geldsammlung zum Vesten der Unter- stützungscasse deS Verbandes hat bis jetzt 707,50 er geben. Nach Erledigung der Tagesordnung wurde der Ber- bandStag heute Mittag 12 Uhr geschlossen. Neben den geschäftlichen Bcrathungen sind belehrende und gesellige Veranstaltungen in Fülle vorgesehen. Gestern Abend fand im „Vcrcinshauö" ein Festmahl nebst Conccrt und Ball statt. Für heute stehen Besichtigungen deS Grünen Gewölbes nnd der Hofsilbcrkammer, sowie ein Monstre- conccrt im Großen Garten auf dem Programm. Morgen findet eine Fcsffahrt auf einem Eildampfer der Sächsisch böhmischen Dampfschifffahrts-Gesellschaft nach Wehlen statt. Eine Schlußkneipc im italienischen Dörfchen wird die festlichen Veranstaltungen beschließen. -- Vermischtes. ---- Berlin, 25. August. Die Verhaftung des Pots damer Raubmörders ist noch am Sonnabend erfolgt. Es handelt sich um den am 27. Juni 1860 in Berlin ge borenen Maier Otto Wagner auS der Forststraße 21. Er bestreitet die Thal zwar, kann aber angesichts des vorhandenen BeweiSmaterials für völlig überführt gelten.—Die durch andere Beamten verstärkte Criminal-Polize« in Potsdam hatte im Laufe des Sonnabends verschiedene Personen ergriffen, unter diesen einen Tischlergesellen aus der Breitenstraße, der auf der Werkstelle verdächtige Aeußerungen grthan nnd am Donnerstag Morgen um 9 Uhr die Arbeit n-dergelegt hatte. Dieser Mann konnte aber sein Alibi nachweisen. Unter dem auf ihm ruhenden Verdacht machte er indessen sehr wichtige An gaben, die denn auch zur Ermittelung deS Mörders sührten. Die ermordete Justizräthin Jßmer war befreundet mit einer Frau C., und bei dieser war wiederum die Frau des Tischlergesellen in Stellung ge wesen. Von der Frau C. wußte die Ehefrau deS Tischlers, daß die 17 Jahre alte Tochter des Malers Wagner vor zwei Jahren bei der Justizräthin in Stellung gewesen war, diese aber nach einem Tage ver lassen hatte, ohne daß sie zur Anmeldung ge kommen war. Als Grund hatte sie schlechte Behand lung und mangelhafte Beköstigung angegeben. Auf Grund dieser Angaben wurde ermittelt, daß der Maler Wagner seiner Tochter wegen auf die Justizräthin schlecht zu sprechen war. Wagner, der seit einem Jahre mit einer geborenen Wesemeier auS NowaweS in -weiter Ehe lebt, halte am Tage vor dem Morde seiner Frau gegenüber nächtliche Arbeit vorgcschützt und war erst am Donnerstag Mittag um 1 Uhr wieder nach Hause gekommen. DaS bestärkte den von den Tischlers leuten, die — nebenbei bemerkt — auch bei der ermordeten Justizräthin zur Ausführung von Arbeiten in der Wohnung gewesen waren, angeregten Verdacht unv die Polizei nahm sowohl bei der Tochter in der Neue» Straße 7 zu NowaweS, als auch bei dem Vater daselbst in der Forststraße Haus suchungen vor. Bei der Tochter fand man nichts Verdächtiges, bei dem Vater dagegen iiu Keller in einem Kartoffelkasten unter Kartoffeln versteckt und in Arbeitszeug eingewickelt ein Futteral, das die Uhr des verstorbenen Justizraths Jßmer enthielt. Außerdem zeigte das Beinkleid Wagner'S scheinbar Blutflecke. Als die Beamten daraus hindeuteten, äußerte Wagner: „Einen Augenblick, ich werde Euch zeigen, was das ist." Ohne daß die Beamten, die noch bei der Durchsuchung waren, eS bemerkten, zog er ein Messer aus der Tasche und bracht« sich einen tiefen Stich in den Unterleib bei. Als Wagner dann nacb Potsdam abgesührt werden sollte, brach er >n der Charlottenstraße zusammen und wurde nach dem Oberlin - Krankenhause gebracht. Dort erschienen alsbald der Polizei - Präsident Graf Bernstorf und ber Polizei - Inspektor Freiherr von Kleist zur Ver nehmung deS Mörders. Er bestritt die Täterschaft und fügte hinzu, daß er im Genesungsfalle die Thäter nennen werde, sonst aber nicht. Die Uhr habe er von Jemand erhalten, den er zwar kenne, aber Wcht nennen könne. Die Wunde ist gefährlich, so daß das Auskommen Wagner'S zweifelhaft erscheint, er wird im Krankenbett von einem Polizeibeamten bewacht. (Börfen-Ztg.) -s- Halle a. S., 24. August. Unsere Gegend wird zur Zeit von einem Menschen bereist, der sich als „Caplan" ausgiebt, die katholischen polnischen Arbeiterinnen auf den größeren Güter» aufsucht und ihnen erzählt, er sei Geistlicher der katholischen Gemeinde in Giebichenstein, die sehr nüthig Geld brauche, um ihren Verbindlichkeiten Nachkommen zu können u. dergl. m. Um die leichtgläubigen Leute zutraulicher zu machen, schenkt er ihnen Heiligen bilder und verspricht ihnen Ablaß. Es ist ihm gelungen, auf diese Weise von den armen Leuten in einigen Ort schaften 70 zu erlangen. Der „geistliche Herr" ist be kleidet mit schwarzem Anzug, trägt schwarzen, steifen Hut und hat rundes, bartloses Gesicht. Der Schwindler, denn mit einem solchen hat man es hier zu thun, dürfte auch anderswo Gastrollen geben, es sei daher vor ihm gewarnt. -8- Halle a. S., 25. August. Am Sonnabend Abend gegen 9 Uhr vergnügten sich mehrere junge Leute, zwei Damen und drei Herren, mit Kahnfahren auf der sogenannten wilden Saale bei Cröllwitz. In übermüthiger Laune mani- pulirten sie mit der Golle so lange, bis sie um kippte und die Insassen inS Wasser spedirte. Zwei Herren konnten sich durch Schwimmen retten, die anderen drei, nämlich ein ein Fräulein Herold und Geschwister Spatzier von hier er tranken. Die Leichen wurden nach vielem Suchen von herbeigerufenen Fischern erst gegen Mitternacht gefunden und geborgen. Altenburg, 25. August. Gelegentlich einer Schlägerei wurde in der vergangenen Nacht der Gruben arbeiter Robert Lange erstochen, als er sich auf dem Wege von Rositz nach Zechau befand. Er wurde von einer Anzahl junger Burschen überfallen, wobei gar bald das Messer eine Hauptrolle spielte. Bon den Rauf bolden sind bereits vier verhaftet und ins hiesige Landgerichtsgefängniß gebracht worden. Es sind aus Bayern gebürtige Knechte, die in Rositz dienen. -r- Altenburg, 25. August. Heute wurde den Gruben arbeitern Niedermeier und Tcinzler, sowie der Wittwe des ermordeten Grubenarbeiters Seiferth aus Kostitz, welche deS Letzteren Tod auf dem Gewißen haben, mitgetheilt, daß der Landesherr nicht willens sei, sein Begnadigungsrecht an ihnen auSzuüben, So muß also hier in den nächsten Tagen eine dreifache Hinrichtung vollzöge» werden. --- Steinheid (S.-M.), 25. August. (Telegramm.) Gestern Abend wurden hier durch Feuersbrunst 13 Wohn häuser mit Nebengebäuden ein geäschert. 22 Familien, meist arme Arbeiter, Glasbläser, sind obdachlos. --- Gera, 24. August. Die in jüngster Zeit aufgetretene TyphuSepidemie scheint zum Stehen gekommen zu sein. Die Ursache der Epidemie ist nicht, wie anfänglich angenommen wurde, das Leumnitzer Wasser, sondern die infolge mangel hafter Caualisation erfolgte Durchseuchung des Grund und Bodens in der inneren Stadt, wie Geheimrath Professor Gärtner aus Jena sich geäußert bat. Die Stadt wird nun, um die Wiederholung solcher Epidemien zu verhindern, eine schon längst ausgearbeitete einheitliche Caualisation zur Aus führung bringen und auch den Trinkwasserverhältnissen ein erhöhtes Augenmerk zuwenden muffen. G Eisenach, 24. August. Auf dem nördlich von Eisenach gelegenen Wartenberg, auf dem bei Gelegenheit des denk würdigen Burschenschaftsfestes am 18. October 1817 der Landsturm hvchflackernde Siegesfeuer angezünbet hatte und die studentische Jugend einzelne Insignien der deutschen Schmach den lodernden Flammen weihte, wird gegenwärtig nach dem Krcis'schen Entwurf „Götterdämme rung" ein Btsmarckthurm errichtet. Die luftige, aus sichtsreiche Höhe war bekanntlich ursprünglich als Bauplatz für bas Burschenschaftsdenkmal ausersehcn; sie eignet sich aber zweifellos besser für den Bismarckthurm. Mit Rück sicht darauf, daß das mit glühendem Enthusiasmus gefeierte denkwürdige Burschenfest ffs- Ideal eines Trkn nnd einigen Vaterlandes in vielen Herzen entzündet, und diese Herzen es, wie schmerzlich sie auch die Begeisterung der Jugend büßen mußten, als einen Talisman der beßcren Zukunft bewahrt und gepflegt haben, wird der Btsmarck thurm am 18. October feierlich geweiht werden. fff- Aus der Rhön, 24. August. An Stelle -eS 1876 er. richteten, baufällig gewordenen Aussichtspavillons deS sagenumwobenen Occhsenberges, des basaltreichen Nord caps der Rhön, ist ein stattlicher ca. 1g Meter hoher Bau errichtet worden, ein Bismarck-Aussichtsthurm. An Stelle be- ursprünglich aü-erse-enen ProfeeteS de- Architekten Ottomar Grimm-Rcichenberg hat man ein Pro- ject des Architekten Heermagen-Eisenach zur Ausführung gebracht. Das imposante, architektonisch gefällige, nach oben sich verjüngende vierkantige Bauwerk enthält in den 3 Stockwerken 8 schöne Festräumc und ist aus den Basalt- krystallen gebaut, an denen der Berg so überaus reich ist. An patriotischen Gedenktagen werden auf dem Aufbau der Plattform Kreudenfeucr angezünbet; der breite Umgang dient zum Genuß der geradezu überwältigenden Fernsicht auf den Thüringerwald, die Vorder- und hohe Rhön- den Habichtswald, den Harz und die hessischen Berge. Dm Thurm ziert Bismarcks Bild und Wappen. Die Ein weihung erfolgt am 2. September. X. Kettwig, 25. August. (Privattelegramm.) Sonnabend spat Abend ist eme hiesige Tuchfabrik theilweise niedergebrannt; ein Arbeiter wird vermißt; man ver- muthet, daß er unter den Trümmern begraben liegt. -d- Bochum, 25. August. (Privattelegramm.) Ver gangene Nacht wurde bei einer von italienischen Arbeitern provocirten Schlägerei in Buerendors ein Mann er stochen und mehrere andere theils schwer, theilS leicht verletzt. — Esten (Ruhr), 25. August. (P ri v a tt e l e g r a m m.) Auf der Zeche Auguste Victoria in Reckling hausen sind, wie die „Rheinisch-Westfälische Ztg." meldet, am Sonnabend Abend zwei mit Ausfugen eines Schornsteins beschäftigte Arbeiter abgestürzt und waren s 0 fort t 0 d t. (Wdhlt.) — Wohin kommt das Gold? Ein Gelehrter, der sich seit längerer Zeit mit der Lösung der Frage beschäftigt, wohin die Edelmetalle der Erde gerathen, hat auf Grund einer statistischen Berechnung herausgefunden, daß die amerikanischen Zahnärzte zum Plombiren der notorisch schlechten Zähne ihrer Mitbürger allein jährlich 800 Kilo gramm Gold verbrauchen. Dieses Gewicht repräsentirt einen Geldwerth von Millionen Francs, der beim Ableben seiner Inhaber zumeist mit in das Grab genom men wird. Wenn das nun, so rechnet der französische Statistiker, in dieser Weise noch drei Jahrhunderte fort geht, so liegt auf den Friedhöfen Nordamerikas die re spektable Summe von 750 Millionen Francs in Gold, d. h. annähernd dieselbe Summe, die gegenwärtig in Gold geprägt in den Bereinigten Staaten circulirt. Letzte Nachrichten. D. Berlin, 25. August. (P r i v a t t e l e g ra m m.) Die „Nat.-Ztg." meldet: An Stelle des französischen Botschafters in Berlin, Marquis de N 0 ailles, ist, wie nunmehr bestätigt wird, der fran zösische Botschafter in Bern, Bih 0 urd, in Aussicht ge nommen. Alle anderen Combinationen hinsichtlich des französischen Botfchafterpostens in Berlin werden also hinfällig. Vor seinem Eintritt in die diplomatische Lauf bahn war Bihourd u. A. Präfect und bewährte sich damals bei der Beilegung von Zwischenfällen an der französisch deutschen Grenze. * Berlin, 25. August. (Telegramm.) Die Abend blätter melden aus Hamburg: Der Passagier- Kämpfer „Billwärder" mit 114 Mitgliedern eines Vereines an Bord, stieß heute Nacht oberhalb der Stadt mit dem Passagierdampfer „Adalbert" zusammen. Es entstand eine große Panik. Zehn Passagiere sind verletzt. Der „Billwärder" traf den „Adalbert" vor dem Radkasten. Der „Adalbert" wurde leicht beschädigt, ist aber nicht ge sunken. * Berlin, 25. August. (Telegramm.) Das „Tage blatt meldet: Der polnische Maler Siemiradczkt ist auf seinem Gute in Russisch-Polen gestorben. * Mannheim, 25. August. (Telegramm.) Katho likentag. Vormittags 10 Uhr eröffnete Gießler- Mannheim die erste geschlossene Generalversamm lung. Vom Papste ist ein in lateinischer Sprache ab gefaßtes, eigenhändig unterschriebenes Schreiben mit dem apostolischen Segen eingetroffen. Der Vorsitzende brachte ein dreifaches Hoch auf den Papst, den Kaiser und den Grvßherzog von Baden aus. Als erster Präsident wurde der Chefredakteur der „Kölnischen Volkszeitung", Or. Car- dauus, gewählt, um, wie der Vorschlagende sagte, die siebente Großmacht, die Presse, zu ehren. An den Papst, den Kaiser und den Großherzog von Baden wurden Huldigungstelegramme gesandt. Das an den Kaiser gesandte lautet: „Ew. kaiserliche und königliche Majestät bittet die Generalversammlung der Katholiken Deutschlands, den Ausdruck ehrerbietiger Hul digung und unwandelbarer Treue entgegennchmen zu wollen. Freudig stimmen wir den Worten zu, die Ew. Majestät in Aachen gesprochen haben, daß Einfachheit, Gottesfurcht und hohe sittliche Anschauungen der Urgrund sind, auf dem wir bauen müssen, und daß in keinem Anderen Heil ist, als in Christus, dem Gekreuzigten. Treu dem Baterlande, wie dem Glauben unserer Väter, werden wir in friedlichem Wetteifer mit unseren andersgläubigen Mitbürgern dem großen Ziele nachstrcben, die Gottesfurcht und die Ehrfurcht vor der Religion, die mächtigsten Stützen unserer gesellschaftlichen Ordnung, zu erhalten und zu stärken." * Brest, 25. August. (Telegramm.) Der Polizei- commissar Vaillant, der in Pontecroix bei der Ausweisung der Ordensschwestern verletzt wurde, ver- anstaltete in der Gemeinde eine Untersuchung und leitete gegen acht Personen das Ver fahren wegen Aufruhr ein. — Zu Gunsten der Schwestern vom Heiligen Geist fanden in mehreren Ge meinden Kundgebungen statt. Meteorologische Beobachtungen »nk äor 8tornvnrtö In I-olprlx. Hübe 1 l9 Llstsr Uber llsia Ueero. 8»rom. rksrwo- Ustativs Vinck- LeodLcbtnn^. O-MMm. wswr. L»t».-6r. ksucd- tiel-elt'/. rtcLtllux n. LtLrk» 24. Lux. äb. 8 ff. 749,3 -ff 17,9 84 80 2 tttnvöllit 25. - Kx. 8- 748,0 -ff 18.1 78 88VV 2 lrilds k'm. 2 - 749,9 -ff 20.7 78 8VV 2 trilbo Llarimum der ' ?emxerLtur — -ff 22,9". Llioilluun — -ff 13,0".
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