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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.09.1902
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1902-09-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19020913024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1902091302
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1902091302
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1902
- Monat1902-09
- Tag1902-09-13
- Monat1902-09
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Manöver der 40. Division am v. und 1v. September. Den Manöver« der 40. Division lag die allgemeine Kriegslage zu Grunde, daß eine blaue Armee, welche im eigenen Lande sich befindet, östlich der Freiberger Mulde sich versammelt, während eine rotbe Armee gegen sie im Bormarsch von Westen her über Altenburg und Gößnitz begriffen ist. Der blauen Partei war hierauf al» Besondere Kriegslage bekannt gegeben, daß die feindliche Armee am 8. September die Zwickauer Mulde in der Linie Rochlitz- Penig erreicht habe. Die eigene Armee stand an diesem Tage mit dem XII. Corps bei Meißen, dem XIX. bei Nossen, mit zwei weiteren CorpS bei Groß-Schirma und Freiberg operalionSbereit. Der Armeebefehl für den 9. ordnete den Vormarsch nach der Zschopau derart an, daß da» XII. Armee-CorpS Döbeln erreichen, das XIX. Armee-CorpS auf Kriebstei» und das I. und II. auf Mittweida bez. Frankenberg vorgehen sollen. Der Corpsbefehl XIX. Armee-CorpS Nossen den 8.9. 9 Uhr Abends bestimmt, daß.die Avantgarde (89. Brigade) am 9. 9. 8 Uhr 30 Mi». Vormittags von Nossen auf brechend über Etzdorf—Reichenbach auf Kriebstein marschiren, und 24. Division auf gleichem Wege folgen soll. Der zusammengesetzten 88. Brigade, welche mit Br.-St., I.-R. 104, J.-R. 181 III., Hus. 19, St. 2 und 4, F.-A.-R. 68 RegtS.-St. und I. Abth. ohne 3. Batt., P. 22, 3., 1. Zug CorpS-Tel.-Abth. und >/, San.-Cp. bei Döbeln, mit I.-N. 181 Stab I. und II., Unt.-Sch., Hus. 19, 3. und 5. F.-A.-R. 68 II. Abth. ohne 6. Batt, bei Roßwein steht, fällt die Aufgabe zu, die Muldenübergänge bei Dobeln für daS XII. A.-CorpS, daS vor Nachmittag Döbeln nicht erreichen kann, offen zu halten. Ferner ist ihr besonders die Auf klärung auf dem linken Zschopau-Ufer mit der Aufgabe übertragen, festzustellen, ob und in welcher Richtung der feind liche linke Flügel von Rochlitz aus vorgeht. Das Detache ment Roßwein hat so lange bei Etzdorf stehen zu bleiben und die Striegisübergänze von Niederstriegis bis Büb rigen (ausschließlich) besetzt zu halten, bis die Avantgarde des CorpS die StriegiS erreicht (9,30 Bonn.); das Detache ment steht von diesem Zeitpuncte ab zur Verfügung der 88. Brigade. Die Brücken bei Döbeln sind durch 1 Ba taillon örtlich zn sichern. (III./181 markirt.) Zu dieser Aufgabe war für die Versammlung und den Uebungsbeginn noch bestimmt, daß beim Detachement Döbeln die Vorposten 7,30 Vorm. in der Linie Klein-Bauchlitz-Stabt- gut Greußnig, beim Detachement Roßwein die Vorposten an den StriegiSübergängen von Nieder-Striegis bis einschließlich Brücke bei Etzdorf stehen sollten. Die Detachements sollten hinter diesen Borpostenlinien versammelt werden. Die Aufgabe für den Führer der 88. Brigade bestand also darin, dem Feinde, falls er auf Döbeln vorgehen sollte, am 9. jedenfalls zu verwehren, daß er die Höhen südlich Döbeln er reiche, damit das XII. Armeecorps am 10. ungehindert die Mulde bei Döbeln überschreiten und in den allgemeinen Kampf südlich der Mulde eingreifen könne. Hierzu verfügte er zunächst nur über die Hälfte seiner Brigade, während die bei Roßwein stehende Hälfte dort erst 9,30 Vorm. frei würde. In der Aufgabe, diese beiden Theile in günstigen Richtungen zusammenwirkeu zu lassen, falls der Gegner Döbeln bedrohte, bestand die Schwierigkeit der Aufgabe. Bei der rot Heu Partei war folgende besondere Kriegs lage ausgegeben: Feindliche Postirungen sind an der Freiberger Mulde und StriegiS von Döbeln bis südlich Hainicken fest gestellt. Nach den bisher vorliegenden Nachrichten steht der rechte Flügel der feindlichen Hauptkräfte bei Nossen. Die rothe Armee hat am 8. 9. erreicht mit: XIX. Corps Rochlitz, Avantgarde Zschaagwitz, XII. CorpS Wechsel burg, Avantgarde Zschoppelshain, I. CorpS Lunzenau und Penig, Avantgarde Burgstädt. Der Armee-Befehl vom 8. 9. ordnet Bormarsch nach der Zschopau derart an, daß XIX. Corps auf Kriebstein, XII. auf Mitt weida, I. auf Frankenberg marschiren sollen. Der Corps-Befehl XIX. A.-Cps., Rochlitz, den 8. 9. 7» Abends, bestimmt, daß neue Avantgarde (88. Brigade) 7,30 Vorm. von Döhlen aufbrechend über Arras—Schwei- kershain — Beerwalde — Kriebstein vorgehen, und 24. Division aus derselben Straße folgen soll. Die bisherige Avantgarde (zusammengesetzte 89. Brigade) erhält den Befehl, den Marsch des CorpS in der linken Flanke zu decken und ihren Marsch so zu bewirken, daß sie gegebenen Falls in ein Gefecht des CorpS unterstützend ein greifen kann. Die Aufklärung gegen die Freiberger Mulde von Döbeln bis Nreder-StriegiS wird ihr mit der Aufgabe übertragen, sestzustellen, ob und wo feind liche Kräfte an der Mulde stehen, bez. von der Mulde im Vorgehen nach Westen sind. Hier handelte eS sich also zunächst nur um einen Vor marsch. Der Führer der blauen Partei stellte sein Detachement Döbeln auf den Höhen dicht südlich dieser Stadt bereit und rückte alsdann bis aus den Galgenberg bei Neuhausen vor. Dem Detachement Roßwein, mit welchem er sich sofort durch die Corpstelezraphenabtheilung mit Hilfe des Staatötele- graphen und einer bis Neuhausen nachgebauten Felb- telegraphenlinie verbinden ließ, gab er auf, sobald es verfüg bar sei, über Littdors-Nudelsdorf heranzurücken. Seine Cavallerie besetzte die Brücke in Waldheim und ging auf klärend gegen Rochlitz vor. Der Führer der rothen Partei marschirte über Hoyers- dorf-ReinSdorf-Heiligenborn auf Waldheim vor. Kurz bevor er Walsheim erreichte, erhielt er folgende Meldung: Gegner von Nossen und südlich mit starken Kräften im Vormarsch nach Westen. Avantgarde des CorpS geht über Kriebstein auf Massanei vor. Ein feindliches Corps, welches gestern bei Meißen ge- standen, soll im Vormarsch aus Döbeln jein. Verzögern Sie mit allen Kräften ein Uebergehen des selben über die Mulde. Commandirender General XIX. Armee-CorpS. Daraufhin entschloß er sich, durch Waldheim durch über Meinsberg auf Döbeln vorzustoßen. Die Infanterie der Avantgarde erzwang nach kurzem Gefecht gegen die abgesessene feindliche Cavallerie an der Brücke in Waldheim den Uebergang. Inzwischen batte Blau ein Bataillon auf die Waldheim beherrschende Höhe von Meinsberg vorgeschoben. Als nun die rothe Avantgarde durch die Stadt marschirte und mit der Spitze den steilen Berg vor MrinS- berg erreichte, wurde sie überraschend von diesem aus mit Insanteriefeuer überschüttet, das auch die Brücke in Waldheim beherrschte. Diese Lage war sehr schwierig für Roth. Nur der schnelle Entschluß, den MeinSberger Berg so- fnrt energisch anzugreifen, konnte hier retten, und führte auch, da die Avantgarde überlegen war, nach kurzer Zeit zur Besitz nahme des BergcS. DaS blaue Bataillon zog sich auf seine Hauptstillung am Galgenberg zurück. Immerhin Halle dieses Gefecht genügt, den Angreifer so lange aufzuhalten, daß inzwischen daö Detachement Roßwein hatte herankommen und auf dem linken Flügel deS Detachements am Galgenberg ein treffen können. Nunmehr hatte der Führer von Blau seine Brigade vereinigt. Roth besetzte den Berg bei Meinsberg mit Infanterie, brachte auf ihm dicht hinter der Infanterie seine 6 Batterien in Stellung, welche alsbald den Kampf mit der feindlichen Artillerie am Galgenberg (nur 4 Batterien) ausnahm, und marschirte mit der übrigen Infanterie östlich Mtia»b«rg im Grund« auf. Als der Aufmarsch beendet war, ging Roth zum Angriff auf den Galgenberg über, mit einem Regiment hierzu über den Schleßberg auSholend. Blau räumte hierauf den Galgenberg und ging in eine neue Stellung bei Ziegra rurlick. Auch diese Stellung wurde, nachdem Roth seine Artillerie bis auf den Galgenberg vorgebracht hatte, mit Umfassung über Westende von Knobelsdorf angegriffen und genommen. Hierauf folgte die Besprechung, nach welcher daS Manöver fortgesetzt wurde. Blau ging auf die Höhen Forchheim- Döbeln zurück. Roth konnte nicht sollen, da es doch von den andauernden und anstrengenden Anmarschen und Gefechten zu erschöpft war, auch daS eigene CorpS rechts von ihm nicht batte über Massanei vorkommen können. So wurde daS Gefecht abgebrochen. Beide Parteien bezogen Biwaks und zwar Blau dicht südlich Döbeln, Roth bei Meinsberg. Die Bor- postenlinien der beiden Parteien liefen an der Zschopau bis Neudorf (Blau) bezw. Rudelsdorf (Roth), wo sie an die der NebencorpS anscklossen. Inzwischen war bei Blau daS XII. Corps gegen Abend in Döbeln eingetroffen und hatte Dank des Zeitgewinns, den die 88. Brigade bei Waldheim und Ziegra erfochten hatte, die Muldenbrücken noch offen gefunden. Die Armee leitung von Blau hatte dadurch eine solche Verstärkung er fahren, daß sie mit Sicherheit erwarten durste, am folgenden Tage bei Erneuerung des Kampfes die Oberhand zu gewinnen. Es war zu erwarten, daß der Feind über die Zschopau zurückgeworsen werden würde. Daher erhielt die 88. Brigade nachstehenden Befehl: K. H. Qu. Etzdorf, 9. 9. 7 Uhr Abends. Feind hat sich heute auf Höhen bei Reichenbach und südlich behauptet. Angriff wird morgen bei Tagesanbruch erneuert. XII. Corps bricht 4 Uhr Vormittag von Dü beln aus und geht über Nudelsdorf vor. 88. Brigade, welche durch III./l33 und F.-A.-R. 68, 3. und 6. verstärkt, hat durch energische Offensive gegen Rückzugsstraße LeS Gegners zu wirken. Generalcommando XIX. A.-Cps. Der Führer von Blau beschloß daraushin, nicht auf Waldheim vorzustoßen, daS ohnehin dem XII. Corps zufallen und wo der abziehende Feind sicher die Brücken hinter sich abbrechen würde, sondern sich sofort eine Brücke bei Limmritz zu schlagen, sobald sie fertig sei, überzugehen, und in Richtung Reinsdorf gegen die RückzugSliuie vorzugehen. Da kein Brückentrain bei der Brigade war, mußte man sehen, wie man eine Brücke aus Behelfsmaterial schlagen könne, wie es das Land bietet. Die 3. Pionier-Com pagnie erhielt diesen Auftrag. Die Erkundung ergab, daß bei Limmritz in einer Sägemühle viel Holz lag, und sofort wurde dasselbe mit Beschlag belegt. Nach unermüd licher anstrengender Arbeit gelang eS, m der Nacht eine 80 m lange Brücke über die Zschopau herzustellen, welche 4 Uhr Vorm. fertig war. Die Brigade war 3 Uhr Vorm. aus ihren Biwaks aufgebrocheu, überschritt noch bei völliger Dunkelheit die Brücke und ging auf Steina vor. Dieser Brückenbau, der völlig überraschend an die Pioniere heran trat und mit Material vorgenommen werden mußte, wie eS gerade da war, stellte eine außerordentliche Leistung dar, umsomehr, als die Brücke so zuverlässig bergestellt war, daß sie auch von der Artillerie ohne jede» Unfall überschritten werden konnte. Die 89. Brigade (Roth) hatte Abends 10 Uhr nach folgenden Befehl erhalten: K. H.-Qu. Ehrenberg, 9.9. 11" AbdS. Armee geht nach Zwickauer Mulde zurück. XIX. CorpS beginnt sofort mit Uebergang bei Kriebstein und marschirt über Crossen—Kl. Milkau auf Rochlitz. Uebergang joll 10. 9. 4° Vorm. beendet fein und Arriöregarde dann zunächst noch auf Höhe östlich Beerwalde verbleiben. 89. Brigade hat Vordringen des Gegners auf linkem Zschopau-Ufer gegen Rückzugsstraße des Corps unbedingt zu verhindern. Command. Gen. XIX. A.-CPS. Daraus ging hervor, daß die Brigade ebenfalls früh 4 Uhr die Zschopau überschritten haben mußte und eine zum Schutz der linken Flanke geeignete Aufstellung nördlich Beerwalde zu wählen hatte. Dieser Rückmarsch bei Nacht durch daS tiefeinzeschnittene Desilv von Waldheim war ebenfalls keine leichte Aufgabe. Zwar hatte die Bri gade am Tage vorher erfolgreich gekämpft. Immerhin mußte sie gewärtigen, daß der Gegner, wenn er den Abzug merkte, während deS Durchmarsches durch daS Defilö, vorstieß und die Arriöregarde vernichtete. Die Vorbereitungen wurden sofort getroffen. Die Bagagen zogen zunächst ab; 2 Uhr NachtS folgten die Truppe» und 3,30 Vorm. war auch die Arriörezarde durch Waldheim durch. Dieser Durch zug bei Nacht durch die Stadt gewährte ein überaus inter essantes Bild und manches HauS hatte, namentlich an schwach beleuchteten Puncten und in den Vororten, Lampen in die Fenster gestellt, zur großen Wohlthat sür die Truppen, eine Maßnahme, die in Kriegszeiten von der Bevölkerung natür lich nachdrücklich gefordert werden würde. Nach der Karte hatte der Führer eine Stellung nördlich Aschershain gewählt und mit Tagesanbruch besetzt. Freilich erwies sich, als eS hell wurde und man weithin sehen konnte, daß diese Stellung namentlich für die Artillerie nicht so günstig war, als sie andere Höhen in der Um gegend boten. Aber schon nahte der Feind über Hartha, und der Kampf mußte in dieser Stellung ange nommen werden. Die wesentlich verstärkte 88. Brigade war heute an Artillerie und Infanterie stärker als ihr Feind, der noch hatte Truppen abgcben müssen, und so gelang eS der blauen Partei, den Schlüssclpunct der rothen Stellung, am Gasthaus nördlich Aschershain, nach energischem Angriff zu stürmen. Die rothe Artillerie hielt, den in solcken Lagen gebotenen Grundsätzen folgend, bis zuletzt aus und fiel in die Hände des Feindes. Um 8 Uhr halte das malerische Manöver bild seinen Abschluß gefunden. Generalleutnant Gras Vitzthum, welcher als Comman- deur der 40. Division die Manvöer geleitet batte, hielt nun mehr die Schlußbesprechung ab, während die Truppen sogleich nach den Quartieren abrückten, wo sie den wohlverdienten Ruhetag entgegensehen durften. Generalleutnant Graf Vitz thum begab sich mit den Officieren seines Stabes und den Stabsofficieren der Garnison Chemnitz sofort mit Bahn nach Chemnitz zurück, um an den Empfangsfeierlichkeiten anläßlich deS AejüchcS Sr. Majestät theilzunchmen. Am 12. folge» die weiteren Manöver der 40. Division, denen auch Se. Majestät der König beiwohnen wird. Manöver der 2. Division Ur. 24 am 12. September. Die Fortsetzung des Divisions-Manövers — 3.Tag—- fand am 12. September statt, nachdem für die Truppen am 11. allgemeiner Rasttag anzesetzt war. Die Truppen der rothen Partei, mit welchen die ver stärkte blaue 48. Infanterie-Brigade bei Grimma im Gefecht gewesen, hatten sich aus einer Kriegsbrücke über die Mulde zurückgezogen und diese Brücke hinter sich abgebrochen, so daß die Fühlung mit dem Gegner verloren gegangen war. Da die zur Wiederherstellung der Straßenbrücke in Grimma aogeschickten Pioniere (Annahme) gemeldet hatten, daß diese Brücke erst am 13. 9. wieder gangbar sein würde, batte die verstärkte 48. Infanterie-Brigade nur schwache Kräfte bei Grimma stehen lassen und ein Orts biwak bei Beiersdorf, Seelingstädt und Altenhain bezogen. Vortruppe» waren an die Brücken bei Bahren und Trebsen vorgeschoben. Am 11. 9. 11 Uhr Abends traf der Befehl beim Com- mandeur der 48. Infanterie-Brigade, welche für diese» Taz vom Oberst Schmidt, Commandeur der 24. FeldarUllerie- Brigade, befehligt wurde, rin, daß die Brigade eine Ein wirkung der aus LeiSnig zurückgegangenea feindlichen Kräfte gegen di« recht« Flanke de» Armeecvrp», welche» von Nisch- Witz über Dornreichenbach auf Wendisch-Luppa zum Angriff vorgeben würde, nach Möglichkeit verhindern solle. Die auf LeiSnig zurückzegangene verstärkte 47. Infanterie- Brigade (roth) unter Führung des Obersten Kinder, Com- mandeurS der 24. Cavalleric-Brigade, erhält vom CorpS- Haupt-Quartier in Mügeln den Befehl, einem Festsetzen feindlicher Kräfte auf dem rechten Muldenufer in der linken Flanke der von Mügeln über Calbitz auf Dornreichenbach vorgehenden Armee entgegen zu treten. Zur Erfüllung seines Auftrages faßte der Führer der blauen Partei den Entschluß, seine Truppen an zwei Ueber- gangSstellen der Mulde — bei Trebsen und bei Bahren — zu sammeln und von dort in zwei Colonnen den concentrischen Marsch auf den Hopfenberg südöstlich Löbschütz anzutreten. Die Cavallerie (2 EScadronS Ulanen) und das Radfahrer- Detachement wurden von Trebsen auf LeiSnig vorgeschickt, um festzustellen, ob bezw. auf welchem Wege der dahin zurück gegangene Gegner wieder vorrückeu würde. Die Avantgarde des rothen Detachements war 7,15 Vorm. am Südausgang von Kalthausen, das Gros ritt links der Kunststraße Leisnig-Zschoppach, westlich der Polken-Mühle gesammelt worden und zwar unter dem Schutze einer vor geschobenen Ulanen - EScadron, die den au» Dürrweitzschen kommenden feindlichen Patrouillen den Einblick auf die Kunst straße verwehrte. 7,45 Vorm. trabte daS Carabinier-Negiment an, Patrouillen gegen Trebsen und die Golzern-Müble vortreibend. Die Avant garde folgte, um sich zunächst in den Besitz von Ragewitz zu setzen. Unter dem Schutze derselben wurde sodann die Artillerie unter geschickter Ausnutzung deS Geländes in voll kommener Deckung hinter der Höhe deS Braunkohlen-Schachtes in Stellung gebracht, während daS Gros westlich davon gleichfalls gedeckt aufmarschirte. Von Blau war bis zu diesem Zeitpuncte nur die rechte Colonne — 1 Bataillon und 1 Batterie—.welche von Bahren nach dem Hopfenberg diristirt war, daselbst eingetroffen. Die Batterie fuhr sofort auf, jedoch war die Artillerie der Gegen partei um einige Minuten zeitiger schußbereit und brachte jener empfindliche Verluste bei. In Erkenntniß dieses Erfolges zögerte Roth nicht einen Augenblick, sondern schritt umgehend zum Angriff, indem die Znsanterie-Regimenter nach links bis zum Dorfe Zaschwitz entwickelt wurden und sodann concentrisch gegen die starke Stellung auf dem Hopfenberge vorgingen. Hier war inzwischen auch die andere — linke — Colonne (fünf Bataillone, drei Batterien), die von Trebsen anmarschirten, eingetroffen. Ihre Artillerie fuhr östlich der Windmühle auf, während die Infanterie westlich des Weges Löbschütz-Nagewitz bis au den Bach in Stellung ging. Roth schritt weiter zum Angriff vor und zwar westlich deS WegeS Ragewitz-Hopfenberg, lebhaft unterstützt von seiner Artillerie, welche vermöge ihrer größeren Geschützzahl die feindliche Artillerie bereits erheblich niedergekämpft hatte. DaS Carabinier-Negiment schützte die rechte Flanke gegen einen überraschenden Angriff der auf der Lauer liegenden feindlichen Ulanen. Blau hatte die Schwäche des Gegners, welche auf dem linken Flügel desselben bei Zaschwitz lag, richtig erkannt. An diesem Puncte wurden daher einige noch frische Compagnien eingesetzt, welche einen energischen Gegenstoß ausführten und dadurch den Feind an dieser Stelle zum Stehen brachten. In der Front fiel hingegen die Entscheidung zu Gunsten von Roth aus, dank hauptsächlich dem zu Anfang erzielten artilleristischen Erfolge. Blau brach das Gefecht ab, 2 Bataillone führten nock ein hinhaltendes Gefeckt, während der übrige Theil des Detachements in nördlicher Richtung nach Fremdiswalde zu abzog. Noth folgte dem abziehenden Gegner. Seine Artillerie fuhr nochmals auf, und zwar auf dem vorher vom Gegner innegehabten Hopfenberge. Die weitere Verfolgung wurde dann aufgegeben, da der Befehl eintraf, daß ei» Vorgehen der verstärkten 47. Infanterie-Brigade über die Linie Mutzschen- Grimma am heutigen Tage zu vermeiden sei, um den An schluß an daö vorgehende XIX. ArmeecorpS nicht zu verlieren. Deutscher Inristentag. v. L. Berlin, 12. September. Eine Rechtsfrage des modernen Lebens schnitt die privatrechtliche Ab- theilung an, als sie darüber verhandelte, ob die be stehenden Gesetze genügten, um gegen die neuen Gefahren zu schützen, welche die immer zahlreicher werdenden Automobile sür den öffentlichen Verkehr bedeuten. Der Syndicus der Großen Berliner Straßenbahn, Prof, vr. Earl Hilfe, war zur Begutachtung ausgcfordcrt worden und hatte sich dahin ausgesprochen, daß die Auto mobile nach den gleichen Grundsätzen wie die Eisenbahnen zu haften hatten, und daß es sich empfehle, um den Ge schädigten im Falle der Zahlungsunfähigkeit des Auto mobilbesitzers wegen seiner Schadenersatzansprüche sicher zu stellen, die Kraftfahrer zu Unfallberufsgenossenschaften zu vereinigen. In wesentlich gleichem Gedankengange be wegte sich der Negicrungsrath vr. Eger von der hiesigen königlichen Eisenbahndirection. Tie Automobilbesitzer sollen gemäß 8 1 des Neichshaftpflichtgcsetzes, also für jeden Schaden, den eine Person erleidet, haften, sofern sie nicht beweisen können, daß der Schaden durch höhere Ge walt oder durch die eigene Schuld der verletzten Person hcrbeigcführt ist. Eger wünschte, daß eine gleiche Haft pflicht auch bei Beschädigungen von Sachen gelten solle, ein Rcchtssatz, der für die Eisenbahnen in Preußen seit 1838 gilt, nicht aber im übrigen Reiche. Ganz anderer Ansicht mar der zweite Berichterstatter, Rechtsanwalt Or. Bo ff en-Köln. Er war der Ansicht, daß beide Herren die Gefahren der Automobile stark überschätzen, nnd meinte, daß Deutschland abwarten solle, ob nicht andere Länder, in denen der Nntomobilvcrkehr weit stärker entwickelt sei, zn ähnlichen Maßnahmen, die eine anfblühcnde Industrie gefährdeten, übergingen. Nach längerer Diskussion, an welcher sich der Privatdvcent Dr. Burchardt, Professor Enneccerus und Kammcrgcrichtörath Keyßncr bethciligten, wurden die Anträge Eger' s, sowie des Professors vr. Pappen- h ei m-Kiel, welcher die Einführung von Zwangs genossenschaften für die Kraftfahrzcngunternehmer fordert, so daß der Beschädigte auch im Falle des Davoneilens des Kraftfahrers gesichert sei, mit großer Majorität an genommen. Für die Verträge über die Veräußerung von Grundstücken erfordert bekanntlich das Bürgerliche Gesetzbuch gerichtliche oder notarielle Form. Wenn ich mein Grundstück mündlich oder einfach schriftlich verkaufe, so bin ich dem Käufer zn nichts verpflichtet, und dieser auch mir nicht, wenn der Eine oder der Andere vor der gerichtlichen oder notariellen Verlautbarung des Ver trages oder vor der Auflassung vor dem Grundbuchamte znrücktritt. Erst der gerichtliche oder notarielle Vertrag oder, wenn ein solcher der Kostenersparniß wegen unter bleibt, die gerichtliche Auflassung bindet beide Theile. Die Folge ist auch, daß häufig der Vertrag, wenn Jemand einem Eommissionär sein Grundstück an die Hand gicbt, nm cs nicht unter einem gewissen Preise zu verkaufen, den Verkäufer nicht bindet. Diese nnd ähnliche Fälle, be sonders bei Nachlaßregulirnngen, haben den einen Gut- achter, Notar Dorst-Küln, zu dem AuSsprnche ver anlaßt, daß der 3 313 die anständigen Leute schädige, während die Lumpen frei ausgingen. Die beide» anderen Gutachter, Iustizrath vr. S t r a n z - Berlin und Notar Hänfchke-Berlin, Nnd hingegen der Ansicht, daß die neue Vorschrift sich erst einlcben müsse, und dieser Ansicht war auch der Iuristentag, welcher deshalb ersucht bat, daS Thema zusammen mit der Frage der notariellen Auf lassung auf die Tagesordnung deS nächsten Deutsch.» Iuristentages zu setzen. In der zweiten und letzten Plenarsitzung am 12. September verlas der Vorsitzende, Geh. Rath Professor Dr. Brunner, die Danktelegramme des Kaisers Wil helm und des Kaisers Franz Josef auf die am ersten Tage abgesandten Huldigungsdepeschen. Den Vor. sitz übernahm alsdann der Sectiouschef im österreichischen Justizministerium vr. Klein, welcher die Berichterstatter aufforüerte, in Kürze über die in den Abthcilungen ge faßten Beschlüße zu berichten. Diese Beschlüsse sind nebst kurzer Begründung bereits mitgetheilt. Nur ein Punct war der Plenarversammlung nicht nur zur Kcnntniß nähme, wie die übrigen, sondern zur Erörterung über wiesen, nämlich die Frage: Welche Maßregeln sich für die rechtliche Behandlung der Ringe oder Eariellc em pfehlen. Aber auch hier zeigte die Versammlung keine Neigung, den Gegenstand zur Erledigung zu bringen. Zahlreicher als in der gestrigen Versammlung waren die Gegner jeglichen Eingreifens der Gesetzgebung erschienen, nämlich die Herren Ur. Scharla ch-Hamburg, die Jnstizräthe Simon und K e m p n e r - Berlin und der Kaufmann I)r. Solmben - Berlin, denen vor Allem wieder österreichische Juristen und Prof. Ur. Wäntig - Münster i. W. opponirten. Jene hielten die Vorschrift -cs Bürgerlichen Gesetzbuches, daß, wer in einer gegen die guten Sitten verstoßenden Weife einen Anderen vorsätzlich schädigt, diesem zum Schadenersätze verpflichtet ist, sür eine genügende Handhabe, um Auswüchsen der Eartclle cnt- gegenzutretcn. Diese wiesen au der Hand der Er fahrungen darauf hin, daß das nicht der Fall sei. Die Evmpetenz des Iuristentages, Stellung zn den Eartellen zn nehmen, wurde ««scheinend überall anerkannt, die Frage wurde aber noch nicht sür spruchreif erklärt, wie auch die Thatsachc, -aß Freunde und Gegner gesetzgebe rischer Maßnahmen sich in zwei ziemlich gleich starke Hälften theilen, beweist. Von den Freunden eines Eingreifens der Gesetzgebung, die fast sümmllich schon in dem Bericht über die gestrige Abtheilungsjitzung genannt find, wurde deshalb selbst die Vertagung beantragt, aber nicht bis zu einem der nächsten Iuristentage, wie die Gegner wollten, sondern bis zum nächsten. Der erstere Antrag wurde mit sehr großer Majorität abgelehnt und gefordert, daß das Thema schon auf die Tagesordnung des nächsten Juristen tages gesetzt werde. Vertagt wurde auch die Berathung über die Frage, inwieweit ein Recht am eigenen Bilde zu schützen sei. Es war dazu schon ein Antrag von Professor Leh in ann - Marburg eingegangen, zu beschließen, es sei ein all gemeines Recht auf unbehelligtes Privatleben anzu erkennen, und aus diesem Gesichtspunkte auch ein Recht am eigenen Bilde. Die Zeit war schon zn weit vorgerückt und man wollte das wichtige Thema nicht über das Knie brechen. Professor Brunner, welcher inzwischen den Vorsitz wieder übernommen hatte, berichtete, daß die Mitglieder zahl auf 1500 gestiegen sei und machte die Namen der zwanzig Herren, welche die stündige Deputation, bilden, bekannt. Er brachte einen Antrag zur Abstimmung und Annahme, wodurch die Deputation ersucht wird, durch eine Eommission Vorschläge zur Feststellung einer einheitlichen Citirmeise für die Neichsgesetze, nach Befinden auch Landesgefctze, Entscheibungssammlungen u. s. w. zu mache«. Der Vorsitzende zollte dem Fleiß des Juristen tages in der bewährten Arbeitsatmosphäre Berlins An erkennung, dankte den Referenten, den staatlichen und städtischen Behörden für ihr ständiges Wohlwollen und schlotz den 26. Deutschen Iuristentag. Ueberblickt man die Leistungen dieser drei Tage, so muß man den höchsten Werth für die Entwickelung unseres Rechts der Erörterung der Frage nach einer Reform un seres Strafrechts zuerkennen. Die cing.ehendcn Gutachten der Professoren vr. von Liszt-Berlin und van C a l k e r - Straßburg, sowie das ungemein gründ liche Referat des Professors vr. Kahl- Berlin, bilden vorzügliche Wegweiser für die Inangriffnahme der Re form. In der zweiten großen Sitzung hat die Erörterung der Frage, ob das Gericht oder die Parteien, insbesondere also die Anwälte, die wirklichen Herren der Proceßleitung sein sollen, die bestehenden Meinungsverschiedenheiten nicht ausgeglichen. Sie bestehen nach wie vor ungeschwücht fort. Der Anwaltsstand besteht auf der Beibehaltung des bis herigen Verfahrens, die Richter sind nach wie vor grötzten- thcils entgegenstchender Ansicht, wennschon eine Aende- rung der neuen deutschen Civilproccßordnung von einer großen Mehrheit der Versammlung als nicht emnschlens- wcrth bezeichnet ist. Die Stellung der Minderheit kam in dem Zusatze zum Anträge, daß der Vereitelung von Ter minen möglichst vorgcbeugt werden solle, zn einem matten Ausdrucke. In der Cartellfragc ist nichts beschlossen, trotz dem dürfte der Tag nicht werthlos gewesen sein, sondern das Signal zu gründlichen Vorarbeiten hüben und drüben gegeben haben. Wünschen wir, daß die Besprechungen der beiden neuen amtlichen Entwürfe zum Schutze der Bau forderungen das Signal zum Abschlüsse dieses Themas be deuten. Zur Erholung nach des Tages Arbeit folgten die Theil- nchmer (ohne Damen) am Mittwoch einer Einladung der Stadt Berlin in die prächtigen Räume des Rathhauses, am Dounerstag fand Festvorstellung im Neuen königl. Opern- tkieater (gegen Zahlung der üblichen Cassenpreise» statt, wo nach einem Prolog „Carmen" glanzvoll aufgeführt wurde. Heute Abend ist Festessen im Zoologischen Garten, Sonn abend Nachmittag Ausflug nach Wannsee, wo cin Tänz chen die Feierlichkeiten abschiießt. n Kunst und Wissenschaft. Musik. 8 Das Römische V o c a l - Q u i n t e t t der Sir- tinischcn Capelle giebt morgen, Sonntag, fein letztes Concert im Künstlerhause. Zum Vorträge gelangt italienische geistliche Musik, die von großem Interesse sein dürfte. Das Programm enthält cin Halleluja von Ivmelli, Inearnatus von Chcrubini, Salutaris von N o m a n o , Veni von Basili, Huis ost I.owo von Pergolcsc, lud» wirum von Donizetti, Preghicra von Marchetti. > Literatur und Theater. * vr. Hans Hoffmann, Wernigerode, der hochgeschätzt Romanschreiber, ist einstimmig vom Borort und Verwaltungsralb der Lchillec-Ltiftuiig zum Sekretär der Schiller-Stiftung gewählt worden und dürste die Wahl aunehmen. , * Sport. 8 Berliner Hunde Ausstellung. Am 4. und 5. Oktober d. I. veranstaltet der Deutsche Doggen-Club 1888/96 (Sitz Berlin), Vorsitzender Fabrikbesitzer P. Fueß- Stcglitz, Düntherstr. 8, eine Ällge m eine A u s st c l l n n g von Hunden aller Rassen in den Gcsammt-Räumen der Berliner Bock-Brauerei am Tcmpelhofcr Berg. DaS Programm der Ausstellung bietet mehr als tausend Claisen für Gebrauchs- wie Luxushunde aller Art und Große, berück sichtigt ebensowohl die kleinsten Schooßhundc wie die Riest« des Hundcgeschlechts, enthält umfangreiche Abthcilungen für Jagdhunde, Schäferhunde, Kriegöhundc. so daß die Aue-iiellung ein umfassendes Bild von dem heutigen Stande sportmäßiger Hundclicbhaberei bieten wird. Besonderes Interesse gewinnt daS Unternehmen dadurch, daß hier zum ersten Male Preise von einer Höhe zur Vergebung kommen werden, wie man sie bisher m Deutschland aus Hunoc-Auöstcllungen noch nie gehabt hat. Meldeschluß soll bereits am 15. d. M. sein. Auskünfte und Programme sind von der Geschäftsstelle, Herrn E. Scheuer, Steglitz, Schloßftr. 37, zu erhalten. ,
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