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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.06.1903
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1903-06-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19030618029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1903061802
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1903061802
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1903
- Monat1903-06
- Tag1903-06-18
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MM M LchM ÄMiltt mi> AWW K. M, KmerÄU, 18. Kni IW. (AdkO-AilsBe.) Amtlicher Teil. Sparkaffe Mockau unter Garantie -er Gemeinde. Eröffnung am I. Juli 1903. Geschäftsstelle: Rathaus, Leipziger Strane Nr. 2. Fernsprecher Nr. 4065. Verzinsung -er Einlage» mit 2'/,"/». Geschäftszeit fe-en Werktag von vormittag S bis nach mittag t Uhr und von nachmittag 8 bis 5 Uhr; an Sonn abenden von vormittag U bis nachmittag 2 Uhr. Königreich Sachsen * Leipzig, 18. Juni. Nach einem jüngst gefaßten Prä- sidialbeschlusse des Reichsgerichts ist der an Stelle des zum 1. Juli d. I. in den Ruhestand tretenden Reichsgerichts rates Stellmacher zum Reichsgerichtsrat ernannte Landge richtspräsident Bernhardt für die Zeit vom 1. Juli bis Ende Dezember d.J. dem e r st e n S t r a f s e n a t e als ständiges Mitglied zugeteilt worden. * Leipzig, 18. Juni. Herr Professor vr. Kunze hier, der, wie wir mitteilten, jüngst einen Ruf an die theologische Fakultät Wien erhielt, hat jetzt noch einen zweiten Ruf erhalten, und zwar an die Universität Rostock als außerordentlicher Professor für systematische Theologie. * Leipzig, 17. Juni. In der gestrigen Sitzung der Stadtverordneten gelangte als letzter Punkt der Tages ordnung die Ratsvorlage wegen Erhöhung der Theatereintrittspreise und Regelung der Gehalte der Orchester Mitglieder zur Be ratung. Wir fassen die Beschlüsse, wie sie bei den Stadt verordneten zur Annahme gelangten, hier nochmals zu- sannnen: 1) die Thcatereintrittspreise werden für die besseren Plätze erhöht, im Durchschnitt etwa um 15 Prozent: 2) die Erhöhung tritt, nach erfolgter Zustim mung des Rates, für die Kasscnpreise sofort, für die Abonnements vom 1. Januar 1904 ab in Kraft; 3) die Mehreinnahmen werden für 1903 dem Theaterdirektor überwiesen (im gestrigen Bericht ist irrtümlich Thcatcrausschuß gedruckt worden); 4) von 1904 ab werden von dem erzielten Reinerträge 30 000 Mark dem Direktor überwiesen; von den nächsten 20 WO erhält er 50 Prozent, von den höheren Beträgen dann auf je 20 000 je 10 Prozent weniger; 5) die an Vereine usm. gewährte Ermäßigung der Ein trittspreise soll aufhören; doch sollen sie beibehalten werden bei geschlossenen Vorstellungen für Arbeiter vereine usw., sowie sür die Billetts an S t u d i e r e n d e und K o n s e r v a t o ri st e n; 6) die Gehälter der Or- ch e st e r m i t g l i e d cr werden in Gemäßheit der in der Ratsvvrlage enthaltenen Vorschläge erhöht, 7) eine B i l l e t t st e u e r wird nichterhoben. * Leipzig, 18. Kuni. Zn einer jüngst zur Reichstags wahl erschienenen Verordnung weist das Ministerium des Innern darauf hin, daß die Verteilung von Stimmzetteln nicht nur im Wahllokale selbst, son dern auch in den mit dem Wahllokale verbundenen Nebcnrünmen unzulässig sei. — Ferner hebt das Ministerium im Verordnungswege aus Anlaß eines besonderen Falles u. a. hervor, daß hinsichtlich der Auf - n a h m e einer Person in die R e i ch s t a g s w a h l l i st e der höheren Verwaltungsbehörde durch die Bestimmungen des Wahlgesetzes für den Reichstag vom 31. Mai 1869 und des zur Ausführung desselben erlassenen Reglements vom 28. Mai 1870 eine Entscheidung überhaupt nicht übertragen worden ist. Nach den betreffenden Bestimmungen hat ledig lich die erstinstanzliche Verwaltungsbehörde auf Einsprachen gegen die Richtigkeit der Liste Entschließung zu fassen; die weitere Kognition in dieser Beziehung stehe l e d i g l i ch d e m N e i ch s t a g e bei Prüfung der Gültig keit der Wahl des betreffenden Reichstagsabgevrdneten zu. * Leipzig, 18. Juni. Ten Anträgen der Stadtver ordneten zu dem Bebauungspläne für Leipzig- Altstadt-mittlere Nordvorstadt ist der Rat beigetreten. — Vergeben worden sind: die Liefe rung von Zementplatten, die Erd- und Uferbefestigungs arbeiten für die P l e i ß e r c g u l i e r u n g im Rosen- tale; die Erd-, Betonierungs- und Uferbefestigungs arbeiten für den Ausbau des P a r t h e s l u ß b e t t e s unterhalb der Pfaffendorfer Brücke; die Lieferung der eisernen Fußweg Überführung über die Pleiße im Rosentale; die Pflasterung der Südstraße; die Lieferung von Raseneisenerzen und Gas kohlen für die städtischen Gasanstalten, so wie der Braunkohlen und des Coaks für die Wasser werksanlagen in Naunhof. * Leipzig, 18. Juni. In seiner jüngst abgehaltenen Plenarsitzung genehmigte der Rat die Herstellung der zwischen dem Plösener Wege und der Parthe liegenden Strecke der Verbindungsstraße O, die eine Verbindung vom Plösener Wege nach der Lindenallee in Schönefeld schaffen wird. Gleichzeitig wurden hierbei die Mittel für die dabei zu errichtende neue Parthenbrücke be willigt. Zu diesen Beschlüssen ist die Zustimmung der Stadtverordneten erforderlich. — Unter gleichem Vorbe halt genehmigte der Rat die Einführung der Wasser- lei t u n g in Strecken der Brockhaus st raße und der Straße 2 in L.-Schleußig, ferner eine wegen der Ver legung des Schippenweges am Floßplatze mit den Anliegern getroffene Vereinbarung. * Leipzig, 19. Juni. Der König hat dem bisherigen Mitglied«: des Stadtorchcsters zu Leipzig Herrn Earl Thümer in L.-Schleußig in Anerkennung seiner viel jährigen, treuen und verdienstvollen Mitwirkung in diesem Orchester das Ritterkreuz zweiter Klasse vom Albrechts orden verliehen. Die Ordensdekoration wurde dem Ge nannten, der am 1. Mai d. I. nach 37jähriger Mitwirkung im Stadtorchester in den Ruhestand getreten ist, heute vor mittag durch Herrn Oberbürgermeister Justizrat vr. Tröndlin an Ratsstelle überreicht. * Leipzig, 18. Juni. Das Ministerium des Innern hat dem seit 12. Februar 1871 ununterbrochen in der Roh tabakhandlung von August Heyne in Leipzig, Stern- wartenstraße 4—6 beschäftigten Obermarkthelfer Herrn Friedrich August Mü llerin Leipzig das tragbare Ehrenzeichen für Treue in der Arbeit verliehen. Weiter hat die Kreishauptmanuschaft Leipzig dem Markt helfer Herrn Friedrich Franz Münch in L. Connewitz dem Obcrmarkthelser Herrn Carl Theodor Herold in Leipzig und dem Markthelser Herrn Ernst Otto Müller in L.-Connewitz, die sei» dem 8. Dezember 1874, 3. Sep tember 1877 und 11. März 1878 ununterbrochen bei der gleichen Firma bel-bästi-u sind, je eine Bclobignngsurkunde verliehen. Die Auszeichnungen wurden den Jnbilaren heute vormittag durch Herrn Oberbürgermeister Justizrat vr. Tröndlin in Gegenwart des Firmeninhabers, Herrn F. C. O. Simon, an Ratsstcllc ansgehändigt. —r. Leipzig, 17. Juni. Heute nachmittag gegen 3,^5 Uhr traf ein S 0 nderzug , von Tetschen-Dresdcn kommend, auf hiesigem Dresdener Bahnhofe ein. Der selbe beförderte über 200 böh mische Auswan derer, die mit den anschließenden Persvnenzügen nach Hamburg und Bremen weiterfuhren. — Für sein heute abend 8 Uhr im Festfaale des Zoologischen Gartens stattfindendes Konzert hat der Leipziger Männerchor auch den Stunden chor vom Frankfurter Gesangswettstreit „Da s V 0 l k s- l i e d" (Ein wandernder Geselle) von W. Kienzl mit auf das Programm gesetzt. — Der Orientreiseklub hält Sonnabend, den 20. Juni, abends 8 Uhr, im Hotel „Sachsenhof", mit seinen diesjährigen Reiseteilnehmern einen Vortragsabend ab. Vortragender ist Herr Prof. vr. Hülsemann. —* Verhaftet wurde ein schon bestrafter 47 Jahre alter Lohnkellner aus Plauen i. V., der in der Großen Fleischergasse einen vor einem Geschüftslokal zur Schau ausgehängten Anzug entwendete. — Um zu tehlen hatte sich ein 21 Jahre altes stellungsloses Dienstmädchen aus Kattowitz in eine Wohnung in der Windmühlenstraße eingeschlichen, wurde aber noch recht zeitig erwischt und der Polizei übergeben. — Wegen Zechbetruges erfolgte die Festnahme eines schon be- lraften 38 Jahre alten Maurers aus Lemsel, der in einem Restaurant in der inneren Stadt zechte, ohne im Besitze von Geld zu sein. — Zur Verantwortung gezogen wurden zwei Arbeiter und ein Schuhmacher im Alter von 34 bis 41 Jahren, die gemeinschaftlich in einem Produktengeschäft n der Westvorstadt einen Diebstahl an Waren ver übten. — Bei einer Familie in der Bauhofstraße mietete ein Unbekannter sich ein, der sich für einen Lackierer ausgab, und verschwand wieder unter Mitnahme zweier silberner Taschenuhren, von denen eine im Deckel „Gustav Dunke, Schmiedeberg" graviert ist. Der Un bekannte ist 35 bis 40 Jahre alt, von mittlerer, kräftiger Gestalt, hat längliches, hageres Gesicht und blonden Schnurrbart. — Ein 23 Jahre alter Arbeiter aus Probst heida wurde heute früh von einem Schutzmanns am Wind mühlenwege mit einer größeren Partie Männer-, Frauen- nnd Kinderstrümpfen ungehalten, über deren Erwerb er ich nicht auszuweisen vermag. Die noch in nassem Zu stande befindlichen Strümpfe dürften von einem Dieb st ahlcherrühren. — Ge stöhlen wurde aus einer Wohnung in der Sternwartenstraße eine goldene Damen-Remontoiruhr Nr. 27 234, nebst kurzer Double kette; am Brühl gestern abend ein Rover, Marke „Rubin", und in der Nnivcrsitätsstraße ein Fahrrad, amerikanisches Fabrikat, mit schwarzem Rahmenbau. Dieses Rad hat ein unbekannter 20 bis 22 Jahre alter Mann, mit blassem Ge sicht gestohlen, der u. a. braunen Jackettanzug und schwarzen weichen Filzbnt trug. — Einem auf einer Pro menadenbank an der Parkstraße eingeschlafenen Handelsmann wurde in der vergangenen Nacht ein Leinmandbcntel mit 25 und verschiedene andere Gegen stände, darunter ein Notizbuch, in dem sich ein Loos der Sächs. Landeslotterie Nr. 92 486 befand, g e st 0 h l e n. — Ausgemittelt wurden ein 39 Jahre alter Bäcker, ein 53 Jahre alter Schlosser aus Reichenbach und ein ^jäh riger Schleifer, die von den Gerichtsbehörden zu Bautzen, Zwickau und Bielefeld wegen Diebstahls, Bedrohung und gefährlicher Körperverletzung steckbrieflich verfolgt werden. —* Heute morgen hat sich in seiner Wohnung in der Kirchstraße in Volkmarsdorf ein 70 jähriger Pack meister wegen körperlicher Leiden durch Er hängen entleibt. — Ein unbedeutender Stuben brand fand gestern nachmittag in einem Hause der Bornaischen Straße in Connewitz statt. Er wurde von der Feuerwehr schnell unterdrückt. — Gestern vormittag sprang an der Rosentalgasse ein 34jähriger Hand arbeiter in die Pleiße, wurde aber alsbald wieder heransgezogeü ünd'zum Trocknen in seine Wohnüng ge bracht. Angeblich hatte er sich im Wasser abkühHn wollen. —* Heute früh in der sechsten Stunde kam in der Georgstraße der Geschirrführer Edmund Raschle beim Besteigen seines Wagens so unglücklich zu Falle, daß er das rechte Bein brach und Hautabschürfungen am Kopfe davvntrug. Der Verunglückte wurde in seine Wohnung gebracht. ! Markkleeberg, 18. Juni. In einem epileptischen Krampfanfalle stürzte hier der 20jährige Kaufmann Rufs in der Nähe der Schule in die Pleiße und er trank. Selbstmord ist vollständig ausgeschlossen. Der Leichnam wurde bereits geborgen. —* Frankenbcrg, 17. Juni. Der jüngst verstorbene Generalmajor a. D. Friedrich v. Sandersleben hat neben den bereits gemeldeten Wohltätigkeitsstiftungen auch dem hiesigen Zweigverein der Gustav Adolf-Stiftung ein Vermächtnis, und zwar in Höhe von WO aus gesetzt. * Glauchau, 17. Juui. Bei dem hiesigen Postamte ist schon wieder nach kurzer Zeit ein falsches Zwei, markstü ck, welches das Bildnis Kaiser Wilhelms I. und das Mttnzzeichen trägt, angehalten worden. * Limbach, 17. Juni. Einem seit längerer Zeit ge fühltem Bedürfnisse entsprechend, hat sich am hiesigen Technikum eine größere Anzahl von Herren zusam mengefunden, und einen Verein gegründet, den denNamen „Technisch-wissenschaftlicher Verein" führt und den Zweck verfolgt, wissenschaftliche und allgemeine Vorträge halten zu lassen. 1. Crimmitschau, 17. Juni. Zu dem am 1. Juli be ginnenden 300 jährigen Jubiläum unserer Schützengesellschaft haben bereits eine Anzahl Gilden der Nachbarstädte ihr Erscheinen zugesagt, ebenso hat Herr Kreishauptmann vr. Forker-Schubauer-Zwickau sein Erscheinen zu dem seltenen Feste -»gesagt. Der für den 2. Juli festgesetzte hist 0 rische Fcstzug verspricht sehr großartig zu werden. — In der Behausung seiner Mutter erschoß sich gestern morgen ein hiesiger Restau rateur. -0- Stolpe«, 17. Juni. Der Bau der neuen Lungenheilanstalt, welche von der Landesver sicherungsanstalt Sachsen im Neustädter Staats forstrevier, nahe der böhmischen Grenze, errichtet wird, hat bereits bedeutende Fortschritte gemacht. Die ausgedehnten Anlagen der Anstalt erhalten in jeder Hin sicht eine zeitgemäße und dem zu beobachtenden Heilver fahren in bester Weise angepaßte Einrichtung und Aus stattung. Gleichzeitig ist auch die Frage der Wasserver sorgung usw. in der günstigsten Weise geregelt. Den besonderen Anforderungen einer derartigen Heilstätte entspricht nicht minder die Loge derselben inmitten großer Waldungen. f. Plauen i. B., 17. Juni. Der Stadtgemcinderat bc- willigte 3600 zum Besuche der Deutschen Städte- Ausstellung in Dresden durch Mitglieder des Stadt- gcmeindcrates und Gemcindcbeamte. Ferner wurde be schlossen, dem Notstandsfonds in Höhe von über 70 000.^ den bei dem Verkaufe der Schuldscheine der 1897er Stadtanlcihe erzielten Kursgewinn von 73 319 zu über weisen. Zur Ausführung eines Anbaues an die alte Handelsschule wurden rund 70 000 (einschließlich der Kosten des Inventars) bewilligt. ** Eibenstock, 17. Juni. Das Dienstmädchen des Kauf- > manns Eberlein hier hatte gestern ein brennendes Licht f auf den Reisekvrb gestellt und war darüber eingeschlasen. Das dadurch entstandene Feuer hat den Dachstuhl des Hauses zerstört. Das Mädchen konnte nur mit Not das Leben retten. ! Schneeberg, 17. Juni. Herr Gymuasialoberlehrer vr. Haupt hier wird zu Michaelis an das Kgl. Gymnasium Wurzen versetzt. An seine Stelle tritt Herr Oberlehrer vr. Kranke vom Kgl. Albert-Gymnasium Leipzig. * Zittan, 17. Juni. Daß ein 98jühriger Greis noch zur W a h l u r n e s ch r e i t e t, um von seinem Wahl rechte Gebrauch zu machen, dürfte wohl zu den Selten heiten gehören. Es ist dies der 98 Jahre alte Privatier Apelt in Reichenau. Bis jetzt hat er keine Wahl versäumt, ob das Reichstags-, Landtags- oder Gemeinderatswahlen sein mochten. Vermischtes. — Sedlinen, 17. Juni. (Amtliche Meldung.) Strecke Sedlinen-Marienwcrder durch Daminunterspüluug und Einsturz der Wegeunterführung bei Rospitz in folge Wolkenbruchs auf etwa 50 Tage gesperrt. Durch gangsverkehr wird über Graudcnz, Laskowitz, Dirschau umgeleitet. Lokal-Verbindung wird zwischen Graudenz und Sedlinen nnd zwischen Marienwerder und Marien burg aufrechterhalten. Von heute abend ab wird der Verkehr durch Umsteigen an der eingestürtcn Unterführung eingerichtet werden. Zuggefährdungen sind nicht ent standen. — Heiligcnstadt, 17. Juni. Ein schreckliches Unglück ereignete sich in der Linsmühle. Das fünfjährige Mädchen des Müllers Weinhold sah der kreisenden Be wegung einer Mühlwelle zu. Die Kleider des Kindes wurden von der Welle erfaßt und das unglückliche Wesen wurde eine lange Zeit umhergeschleudert und furcht barverstümmelt. Die Schädeldecke wurde glatt vom Kopfe gerissen, so daß das Gehirn zur Treppe hinabflotz. Als Leute herbeieilten, war das Kind bereits eine Leiche. — Aachen, 17. Juni. Ein unverbesserlicher Be trüger stand in der Person des Zeichners Friedrich Hauschild aus Leipzig vor der hiesigen Straf kammer. Er hat wegen Eigentumsvcrgehen bereits 13 Jahre Zuchthaus verbüßt, er wurde indessen stets wieder rückfällig. Seine Spezialität besteht darin, sich irgendwo einzumieten und nach einigen Tagen mit allem Wertvollen aus der Wohnung zu verschwinden. In großem Umfange führte Hauschild diese Diebereien in Köln und Aachen aus, auch in Hamburg, wo er sich dem nächst zu verantworten haben wird. Die Strafkammer verurteilte ihn zu drei Jahren Zuchthaus, zehn Jahren Ehrverlust, Stellung unter Polizeiaufsicht und 750 Geldstrafe. (Köln. Ztg.) — Frankfurt a. M., 17. Juni. Heute nachmittag kurz nach 4 Uhr ereignete sich im Hause Niüdastraße 111 eine blutige Affäre. Der 25 Jahre alte Fahrbursche Ernst S ch u st e r bewohnt dort seit einigen Wochen bei der Familie Herchen eine Mansarde. Um die angegebene Zeit fielen mehrer« Schüsse. Gleich darnach sprang in wilder Hast Schuster die Treppe hinunter. Man durch suchte den Mansardenstock und fand das in den zwanziger Jahren stehende Dienstmädchen Margarethe Dotterweich tot vor. Sie lag auf dem Bette Schusters; vier Revolverschüsse hatten ihrem Leben sofort ein Ende gemacht. Das Mädchen war auf der Bocken heimer Landstraße bedienstet und wurde seit gestern ver mißt. Offenbar hat Schuster das Mädchen, mit dem er ein Verhältnis unterhielt, schon seit gestern abend beherbergt. Seinen Koffer hatte er im Parterre des Hauses zur Auf bewahrung gegeben mit der Bemerkung, er müsse zu einer Uebung einrückcn. Das Gepäck wurde von seinem Bruder abgeholt. Schuster ist in Westerburg im Westerwald ge boren und befand sich in einer hiesigen Fahrradhandlung in Stellung; er ist flüchtig. — Mönche«, 17. Juni. Ein junger Mann von aus wärts versuchte heute vormittag, bei der Bayerischen Handelsbank einen auf den Namen des Bankhauses P. C. Bonnet in Augsburg gefälschten Wechsel von 30 000 umzusetzen. Dank der Aufmerksamkeit der Handelsbank gelang ihm das nicht. Der junge Mann ist verhaftet. — Slatin Pascha ist, wie ein Telegramm meldet, in Wien eingetroffen und begibt sich von dort aus nach Traunkirchen, wo er mit seiner Familie den Sommer zubringen wird. Im Herbst kehrt er nach dem Sudan zurück. — Bei Besichtigung des Wracks des „Libau" hat der Taucher Pittorino fcstgcstellt, daß darin mindestens noch 40 Leichen angehüuft, von denen er nur acht bergen konnte. Viel ernster ist eine Feststellung des vr. Gillet, der an den meisten Leichen tiefe Kopfwunden beobachtete, die durch heftige Schläge hervorgebracht sind. Das macht die Be hauptung glaubwürdig, die man bisher nicht laut auszu sprechen wagte, und wonach die Schiffsmannschaft des „Ltban" sich zuerst in die Rettungsboote geflüchtet uno die Reisenden gewaltsam von diesen zurückgejagt habe. Sie sollen Frauen, die sich an den Bootsrand klammerten, durch Hiebe auf den Kopf zum Loslassen gezwungen haben. — London, 17. Juni. Auf der Station Kings Croß der hiesigen unterirdischen Eisenbahn fand ein heftiger Zusammenstoß statt, indem heute mittag ein Zug in einen stillstehcnden hineinfuhr. Viele Personen wurden verlebt. — New Aork, 17. Juni. Eine R ä u b e r - u n d M ö r- derbande, die seit zwanzig Jahren in Süd- Dakota eine Schreckensherrschaft ausübte, ist durch die Kühnheit und List eines Geheimpolizisten, der sich in sie einschlich und in ihre Geheimnisse einzudringen wußte, entdeckt worden. Wie die Schuldigen selbst zugestehen, haben sie in den letzten zwanzig Jahren 40 Menschen er mordet, 10 000 Pferde und 500 000 Stück anderes Vieh ge stohlen. In vier Grafschaften deS Staates Süd-Dakota hatten sie die Gewalt in Händen und besetzten die Acmter nach Gutdünken mit ihren Anhängern. Das Hans eines Staatsanwaltes, der der Bande auf die Spur gekommen war, wurde niedergebrannt, wie überhaupt allen Ver suchen der Behörden, dem gesetzlosen Treiben ein Ende zu machen, mit den rücksichtslosesten Mitteln erfolgreich Trotz geboten wurde. Alle Mitglieder der Bande mußten unter Androhung der Todesstrafe schwören, die ihnen bekannt gewordenen Geheimnisse streng zu wahren. (Die Meldung klingt so echt amerikanisch, daß sie die „Post" mit dem nötigen Vorbehalt wiedergibt, dem wir uns anschlicßen.) Ergebnisse der Neichstagswahl. Ostcrodc-Neidenburg. Stichwahl zwischen v. Oertzen (kons.) und Günther (natl.). Gumbinnen-Insterburg. Gewählt ist Amts rat Mcntz (kons.). Demmin-Anklam. Gewählt ist Graf v. Sch we rt n - L ö w i tz (kons.). Bütow-Nnmmelsburg. Gewählt ist RittcrgutSbe- sitzcr v. Michaelis-Ouatzow (kons.). Görliß-Lanban. Es erhielten Cigarrensabrikant Hugo Keller «Soz.« 16 392, vr. Mugdan (Fr. Bpt.) 9474, Unterstaatssekretür a. D- Fritsch «natl.) 9150, Erz priester Urbanneck «Ztr.« 1047 Stimmen. Salzwedel-Gardelegeu. HauptritterschastSdirektor von Kröcher (kons.) mit 8823 Stimmen gewählt. Bergheim-Euskirchen. Gewählt ist Ziegeleibefitzer Schmitt (Ztr.). Mayen-Ahrweiler. Gewählt ist Landwirt Wallen- born (Zentr.). Cleve-Geldern. Gewählt ist Chefredakteur vr. Marcour (Zentr.). Kreis und Stadt Trier. Gewählt ist Geh. Ober» Justizrat Rintelen (Zentr.). Homburg. Stichwahl zwischen Ingenieur Otto Thiel (natl.) und Gutsbesitzer Stauffer v. (Bdl.). Dinkelsbühl. Die Wahl des Bürgermeisters Nitz ler (kons.) scheint gesichert. Zauch-Bclzig. Stichwahl zwischen v. Oertzen «Rp.) und Ewald (Soz.j. Rothenburg ob der Tauber. Hilpert (Bauernbund) mit schwacher Majorität gewählt. Kelheim. Aigner (Zentr.) gewählt. Aichach. Beck (Zentr.) gewählt. Lauterbach. Stichwahl zwichen Wal lau (natl.) und Btndewald (Rfpt.). Hagenow. Stichwahl zwischen Rettich (kon.) und Bartels (Soz.). Malchin. Frhr. v. Maltzan (kons.) gewählt. Rostock. Herzfeld (Soz.) gewählt. wiederholte Nachrichten. Aus dem heutigen Morgenblatte wiederholt, weil zu spät eingetroffeu, um auch m dem frühzeitig nach aus wärts versendeten Teile der Auflage Aufnahme finden zu können. * London, 17. Juni. (Telegramm.) Unterhaus. In Beantwortung einer Anfrage über die Be ziehungen Englands zu Serbien erklärt Balfour, die diplomatischen Beziehungen hätten mit dem Tode des Königs aufgehört und seien nicht erneuert morden. Die Negierung habe erwogen, ob sie ihrer Miß billigung der Verbrechen, welche der serbischen Hauptstadt Unehre bereiteten, durch Abberufung des britischen Ver treters Ausdruck geben solle; sie habe es aber für besser erachtet, daß derselbe an seinem Platze bleibe, um die Er eignisse zu beobachten und die zum Schutze der englischen Interessen nötigen Schritte zu ergreifen. Er werde bei der neuen Regierung nicht eher beglaubigt werden, als bis die englische Regierung im Besitze genauer Nachrichten darüber sei, wie jene zur Macht kam. Die Negierung höre, daß andere Mächte, über deren Haltung Nachrichten ein gingen, ihren Vertreter anwiesen, die vorläufige Negie rung als cis kaoio - Autorität anzunehmen, mit der die laufenden Geschäfte zu erledigen seien. * Belgrad, 17. Juni. (Telegramm.) Der Stadtgcmeinde ist ein Telegramm des Königs zugegangen, worin dieser seine Freude auS- spricht, nach 45 Jahren wieder nach Belgrad zu kommen. Die Stadtbehörden beschlossen, dem Könige bis Wien eine Deputation entgegenzusenden. * Petersburg, 17. Juni. (Telegramm.) Der Verleger der antisemitischen Blätter „Snamja" in Petersburg und „Bessarabetz" in Kischi- new, Kruschewan, wurde heute nachmittag auf dem Newsky Prospekt von einem Israel it en. angeb lich einem ehemaligen Studenten des Polytechnikums in Kiew, hinterrücks mit einem Messer gestochen und am Halse verwundet, jedoch nicht lebensgefährlich. Kru schewan hielt den Täter mit Hülfe des Publikums fest. Letzte Nachrichten. * Allcustci«, 18. Juni. (Telegramm.) Vor dem Schwurgericht hat heute die Verhandlung in dem Pro zesse gegen die Besitzersfrau Przygoda, die be schuldigt wird, ihre vier Ehemänner vergiftet und den fünften zu vergiften versucht zu haben, be gonnen. Die Angeklagte bestreitet ihre Schuld. * Pest, 18. Juni. (Telegramm.) Graf Apponyi hat seinen Rücktritt vom Prüft dium des Abgeordnetenhauses angemeldet. Angeb lich beabsichtigt Graf Apponyi auch, sein Abgeordneten mandat niederzulegen. Als Präsident des Abgeordneten hauses ist Desider Perczell, der frühere Minister des Innern im Kabinett Banffy, in Aussicht genommen. Der ausscheidende Handelsminister Lang und der Mi nister für Kroatien Csek erhielten den Eisernen Kronen- Orden 1. Klasse. * London, 18. Juni. (Telegramm.) Unterhaus. Chamberlain fährt fort: Die deutsche Presse billigt unser Vorgehen und gibt der Ansicht Ausdruck, daß, wenn das Vorgehen einen Wechsel der Politik einslblicße, die deutschen Interessen nicht geschädigt werden brauchten, da die deutsche Politik entsprechend geändert werden und Deutschland einen moäus vivenäi mit uns finden würde. (Anhaltender Beifall.) Augenblicklich befürchte ich nicht, daß die Verbündeten in Deutschland uns in die Lage ver setzen werden, Vergeltungsmaßregeln wegen Kanadas in Erwägung zu ziehen. Die Opposition zeigt eine außer gewöhnliche Besorgnis, daß die Kolonien enttäuscht wer den. Nun, in meinem gegenwärtigen Amte glaube ich die Mittel zu haben, mir ein richtiges Urteil über die öffent liche Meinung in den Kolonien zu bilden. (Beifall bei den Ministeriellen.) Die Premierminister der Kolonien nahmen einstimmig eine Resolution zu Gunsten einer engeren Hanöelsvcreinigung mit dem Mutterlande an. Die Kolonien fordern die Regierung auf, ihrem Wunsche nach einer engeren Handelsoereinigung nachzukommen, welche ich für unbedingt wesentlich ansehe für eine Bundesvereinigung, die, wie ich glaube, Bestimmung der englischen Raste ist. (Lauter Beifall bei den Ministeriellen.) * Petersburg, 18. Juni. (Telegramm.) Der „Regierungsbote" veröffentlicht ein Communique, nach welchem König Peter von Serbien aner kannt und ihm die Bestrafung der Mörder zur Pflicht gemacht wird. Verantwortlicher Redakteur vr. Hrrm. Küchling in Leipzig, für den musikalischen Teil Adolf Ruthardt in Leipzig. —Xvirenlssvkvksn 2 ttain8t?L88v 2 m>«t r»»ren
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