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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.06.1903
- Erscheinungsdatum
- 1903-06-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-190306284
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-19030628
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-19030628
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1903
- Monat1903-06
- Tag1903-06-28
- Monat1903-06
- Jahr1903
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.06.1903
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BezuqS.Preis 8.76 Dvrch St, P,st b«»oa«« für Dentich. ». Vistrrretch vterteljährilch 4chv, Ur dt« übrigen Ländrr tont Z«tt»»grpr»iFUße. tn der Hanptexpedition oder deren ÄnSgabe» stelle» abgetz,»», »t^t,li»tz,l»ch S«--, bei zwetmnltae, tLaltchn L» stell»«» tn» Hans «estaktir» ««st Lr-estitir»: T»b«»»t6tz«sie 8. F«r»l»r»chr, IS» »»d 2» FtU»I»VPestM»«»» > Alfred Hast», v»chlM«dlg^ UatversitLtSstr.3, L. tttfch«, Kathoto,»,. »4» u. »sm--pt. 7. Ha«pi-/tltale Vrerste«: Merlostrist« A4. Fernsprecher Amt 1 Nr. 1718. Hlmpi./Iliaie sertt«: A«l vmuker. Herzgl. «ayr. Hofbuchhandlg, Lützowstraste 10 Fenchnecher Amt VI Nr. 460». KipMer TaMaü Anzeiger. AmLMatt des Lönigkiche« Land- und des Hönigkichen Amtsgerichtes Leipzig, -es Nates und des Nolizeiamtes der Ltadt Leipzig. Anzeigen PreiS die «gespaltene Petitzeile LS Lj. Reklame« anter dem VedaktionSstrich (4-«spaUra) 76 vor de» yamUienaach» richten (6 gespalten) 60 H. tabellarischer und Hiffernsatz entsprechend höher. — «ebadre» für Nachweisungen und Offerteaannahme L6 (excl. Porto). Ertra-Beilagen (gesalzt^ «ur mit der Morgen-AllSgad«, ohne Postbesördeneug ^4 SV.-» mit Postbesörderung 70.—. Iinaahmeschluß für Anzeigen: Abend-AnSgabe: Vormittag» 10 Uhr. Morgen-AuSgab«: Nachmittag« 4 Uhr. Anzeige» Pud stet« an die Expedition zu richten. Die Expedition ist wochentags «nuuterbrvchen -eössuet von früh S bi« abend« 7 Uhr. Druck and Verlag von -. Volz in Leipzig. Nr. 323. Sonntag den 28. Juni 1903. S7. Jahrgang. Für Monat Juli kann das „Leipziger Tageblatt" zum Preise von Mark 1,00 (Mark 1,85 bei freier Zustellung ins Haus) sowohl durch sämtliche Zeitungsspediteure, wie auch durch die nachstehenden Ausgabestellen bezogen werden. Ausgabestellen des „Leipziger Tageblattes": Im Zentrum. vrststl SR, E. F. Schubert'- Nächst, Kolonialwarenhdlg. stathartuenftr. 14 L. Lösche, Cigarrenhdlg. 2936 Nttterftr. 4, Lmckesche Leihbibliothek und Buchhdlg. Im Norde«. Gerderftr. 8, H. 8. Kröger, Butterhdlg. 8624 »netsrnanstr. 12, B. Uhltch, i. Fa. Ida Hartmann, Paprerddlg. «Astrftr Ist, E. Hetzer, Kolvniaiwariahdla. 979 Forkstr. SS (Ecke Berliner Straß«), y. W. Kietz, Kolonialwarenhdlg. I« Oste«. Jo-anttl-stafie s, Hauptervedition 222 vftptatz Alfred S'ste, Eigarreubdla. Ranftsch» Gaste 4, A. gisch,r, Kolomaiwarmhdlg. Tchsttzrnftr. k, I GchÜmiche», Kotonialwariuhvlg. 1178 Tauchaer Sir. 1«, E. R. Reichet, Drogeohdlg. 8341 Im Küste». Arnsttftr. 8b, I. F. Eanitz, Kelonialwarenbdlg. 8033 Vastersche Gtr 4L H. Neumeister, Eigarreohdlg. 3984 «öntasplatz 7, L. Lösche, Cigarrenhdlg. 7605 Rilrutzeraer Gtr 4«, M. E. Albrecht, Kolonialwarenhdlg. AeUzer Gtr. >5, B. Küsirr, Eigarreuhdlg. 2m Weste». Beethovenstr »1, Tb. Peter, Kolonialwarenhdlg. 3901 Frankfurter Gtr. Atz (Ecke Waldstr.), 8. Sievers, Kolonialwarenhdlg. Nanstädter Ltetttwkg 1, O. Engelmann, Kolonialwhdlg. 2151 Waldftr. 3V, G. Beitrrlein, Kolonialwarenhdlg. Weftptach 82» M. Leißaer, Eigarrenhdlg. 2402 I« de« Dor- «ast Nachbarortr«. Auger-Crottrndors, B. Friedel, Eigarrenhdlg., Zwei naundorfer Str. 8, O. Oehler, Bernhardstr. 51 Connewitz, Frau Fischer, Hermannstr. 23 - Fritz Koch, Pegauer Straße 17 Eutritzsch, Robert Altner, Buchhdlg., Delitzscher Str. 25 820 Gautzsch, Ioh. Wolf, Ecke Ring- und Oetzscher Str. Gohlis, Robert Altner, Buchhdlg., Linventh. Str. 6 820 - Paul Schmidt, Brüderstraße 8 Kleinzschocher, G. Grvtzmann, Zschochrrsch« Str. 7» in L.-Plagwitz 2586 Leutzsch, Albert Lindner, Wettiner Str. 51 in L.-Lindenau Ltndenau, Alb. Lindner, Wettiner Str. 51 in L.-Lindenau Möckern, Paul Schmidt, Brüderstr. 8 in L.-Gohlis Neustadt, Paul Kuck, Annonc.-Ekprd., Eisenbabnstr. 1 Nruschönrfeld, Paul Kuck, Anooocen-Exp., Eisenbahustr.l Oetzsch, Carl Scheffel, Eck« Ost« und Mittelstr. 6475 Plagwttz, G. Grützmann, Zschochersche Str. 7a 2586 Probstheida, Rembard Sachs«, Buchbmdergeschaft Reudnitz, W. Fugmann, Marschallstr. 1 15l6 » O. Schmidt, Kodlgartenstr 67 1789 - Bernd. Weber, GabelSberaerstr. 11 Schleußt-, G. Grützmana, Könneritzstr. 56 2586 Selrrtzauseu, O. Oehl«, Aoger-Crotteudorst Lera- hardstraße 51, part. Stünz, O. Oehler, Angrr-Erottend., Bernhardstr. 51, p. Thonder-, R. Hantsch, Reitzenhainer Str. 58 VottmarSdorf, Paul Kuck, Ann.-Exprd., Eisenbabnstr. 1 « Georg Niemann,Konradstr. 55(Ecke Elisabethstr.) Wahre«, Paul Schmidt, Brüderstr. 8 in L^GohliS Aus der Woche. Di« Geschicke de- Deutsche» Reiches, die in den siebziger und den achtziger Jahren der staatsmännische Wille des großen Kanzler- gestaltete, werden heute vorwiegend durch zwei Faktor«» bestimmt: den Kaiser und den Reichstag. Die höchsten Beamten fallen so gut wie vollständig aus. Soweit sie nicht dem «io volo, »io judso gehorchen, besteht ihre Politik in dem AuSspähen der Möglichkeiten nach Maß gabe der parlamentarischenMehrheitSverbältniffe. BiSmarckver- stand, wenigstens wenn Frage» allerersten Range« zu ent« scheiden waren, der Wahlbewegung den Stempel des Be deutenden aufzudriicken, sie unter den Gesichtspunkt der großen Tageeprobleme zu stellen. Die heutigen Beamten, denen staatsmännische Aufgaben obliegen, können sich dies« suggestive Kraft nicht zutrauen. Sie ist aber auch von ihnen nicht zu verlangen, wie denn überhaupt in dem Vergleiche zwischen Einst und Jetzt kein Borwurf liegen soll. Nur mögen un- auch die Offiziösen verschonen mit ihren ditby- ramdischra Schilderungen von Akten hober staatsmännischer Weisheit. Für der«» Fehlen kann dir Initiative oder, wie sie auch genannt wird, die Impulsivität de« Kaisers keinen Ersatz bieten. Es war daher auch vergebliche- Bemühen, in der letzten Hamburger Rede Kaiser Wilhelms II. «inen maßgebenden Kommentar über da« Ergebnis der Reichstag-Wahlen oder eine Parole für die Stichwahlen suchen za wollen. Ja, der Außenstehende wird unwillkürlich den Vergleich gezogen haben zwischen dem 16. Juni, der gleich beim ersten Anstürme wieder die Hamburgischen Mandate in die Hände der antrmonarcknschen Sorialdemokraiie gebracht da», und dem 20. Juni, an dem der Kaiser »on Hunderttauseodrn mit einem Jubel sondergleichen begrüßt worden ist. Aber der Kaiser hat diesen Kontrast aus guten Gründen nicht bezeichnet. Er blieb in seiner Red, bei dem Anlaß des Feste-, der Enthüllung des Denkmals für Wilhelm I., dessen Gestalt sein Hobenzollernherz mit so ganz besonderem Stolz erfüllt. Leider aber ist bi« auf den heutigen Tag di« tief gebende Differenz nicht ausgeglichen, di« in der Stellung zu den großen Männern der Reichsbegrllndung den Kaiser von dem Empfinden fast des ganzen deutschen Boltes trrnnt. Daß er Wildelm I. den „Großen" nennt, daß ihm der gewaltige Kanzler nur das Werkzeug des Monarchen ist, in besten Geist« der Reichsgrdank« schon ausgereift gewesen sein soll, bevor er den großen BiSmarck berief, — diese Austastung wird von allen denen abgelehut, di« in ihrer historiichen Anschauung aus höfische Wünsche keine Rücksicht zu nehmen haben. Auch die Hamburger, deren Blick eher vorwärts, als zur Rückschau gerichtet ist, die dem Kaiser zu Gefallen tun, was nur immer in ihren Kräften steht, haben ihr Denkmal lieber ohne Inschrift gelassen, als dem Kaiser zu Liebe sich einer Unwahrhaftigkeit schuldig zu machen. Man hält« dieses Moment vielleicht auf sich beruhen lasten können, müßte nicht das «norm« Anschwellen der Sozialdemokratie zum Teil auch erklärt werde» aus den mancherlei unharmo nischen Beziehung«« zwischen Bolt und Kaiser. An Orten, wie BreSlau und Esten, wo der Monarch persönliche Ein wirkung auf die Arbeiterschaft mit ganz außergewöhnlichen Mitteln versucht hat, ist die Antwort ganz erschreckend aus gefallen. Dennoch lehnen wir die sozialdemokratische Auf fassung, al» sei dies« Wabl rin Jena der kaiserlichen Politik gewesen, entschieden ab. Wahr ist nur, daß die Mißstim mung, die infolge der Ungewißheit über die von den angeblich leitenden Staatsmännern einzuschlagende Richtung auch in bürgerlichen Kreisen vielfach herrscht, den Sozialdemokraten eine Schaar von Mitläufern verschafft bat, die sicherlich weit geringer wäre, wenn «ine jene Richtung bezeichnende Wahl parole hätte au-gegeben werden können. Jene Uebertreibungen sind nicht viel bester, als dir französische Prognose, daß nun das Präsidium de- Reichstage« der Sozialdemokratie an- heimfallen werd«, di« überhaupt jetzt Vie Entscheidung in Händen habe. Niederdrückend ist aber trotzdem im höchsten Grade das Ergebnis der Stichwahl. DaS mit solcher Zähigkeit von den Nationalliberalen durch drei Jahrzehnte gehalten« Leipzig bat schließlich dem Anstürme der Sozialdemokraten fallen wüsten. Kann der fortgeschrittene Liberalismus auch jetzt noch die Frage, ob er das, was in seinen Kräften stand, gethan habe, um den Natioualliberalrn im beißen Kampfe beizustehen, mit gutem Gewissen bejahen? Wir glauben e« nicht und wir sehen in dem Leip ziger Mißerfolg «in« Nachwirkung jene» Brvtwucher« Geschrei«», mit dem der Sozialdemokratie im Dezember und noch lange hinein in den Wahlkampf auch solche Leute Vor schub geleistet haben, die e» bester wissen konnten. Nun haben sie es glücklich so weit gebracht, daß ganz Sachsen durch einen Antisemiten und zweiundzwanzig Sozialdemokraten im Reichstage vertreten wird. Muß da» nicht entmutigen und irr« machen an allen Hoffnungen, die an da» Geschlecht geknüpft worden sind, da» nach den großen Siegen in Deutschland angewachsn» ist? Wa« ist da« für ein Be griff von den politischen Pflichte« de» Bürger», wenn die Unzufriedenheit genügt, um mit dem Wahlzelle! für eine Partei «inzutreten, für deren Führer die Schürung der Unzufiiedenheit die Haupttatigkeit und deren positive Leistung zur Besserung und Vervollkommnung der Zustände weniger al» gering ist! Wohin im Deutschen Reiche wir blicken, fast überall da» gleiche Bild! Die Residenzen der deutschen Fürsten, Stätten höchster Kultur und Bildung, pulsierenden Handel» und Gewerbeleben- sind so gut wie sämtlich der roten Gesellschaft anheimgefallen, obwohl dieser Wahlkampf eine ganz ungewöhnlich lebhafte Beteiligung ausweist, vastermatttt, Haff«, di« Münchner Liberalen sind der Wabl- bewegung zum Opfer gefallen, wie di« Oertel, Habn, Lucke, Rösick», obwohl jene mit Aufbietung aller physischen und geistigen Kräfte im Streite um den Zolltarif dem Ueber- grarirrtum doch wahrlich sehr viel wirkungsvoller zu Leibe gegangen sind, al- die Sozialdemokraten, deren Obstruktion rin, wenn anck» furchtbarer, Schlag in» Wasser gewesen ist. Daß auS dem Turme de« Zentrum», drff-n Unberührbarkrit die ultramontanrn Blätter bi» in die letzten Tage so laut gerühmt hatten, einige Zacken herau-gebrochen sind, könnte «in nationale» Herz in diesen Zeiten der Trübsal wahrhaft erquicken, wären nicht di« Verluste der schwarzen Partei zum großen Teile den Polen gutzuschreiben. Zwar nicht ganz erfolglos haben sich in einzelnen Gegenden die Deutschen aller Richtung zur Abwehr verbunden, aber die NemisiS bat e« gefügt, daß in Kaltowitz und Tarnowitz von den selben Polen, deren Ansprüche sie großgezogen hatten, die Ultrawoutanrn verschlungen worden sind. Wie die Regier»« gen sich mit diesem Reichstag einrichten werden, darüber Betrachtungen anzustellru, mag den Osfiz'ösen überlassen bleiben. Für Handelsverträge, die auch der Land wirtschaft den Verbeißenrn und notwenvigen Schutz bringen, wird auch künftig, gegen Sozialdemokraten unv Freisinn, eine statilicheMehrheit voibanbea sein. Bedenklicher steht e» milden Wehrkraft-Fragen. Ta» Zentrum ist ja in der Regel so gnädig, sich erweichen zu lassen. Aber daS Bewußtsein, mit Sozial demokraten, Volk-Parteien, Welfen und Polen eine Mebrben gegen solche Aufwendungen bilden zu können, ist die Quelle de- gebieterischen Auftreten» d«S Zentrum- unv jener Schacherpolitik, di« für jedes Zugeständnis auf nationalem Gebiet« Gegenleistungen, sei eS peisönlicher Art, sei «S aus dem Gebiete von Schule und Kultur, fordert, womöglich in Form der Vorausbezahlung. Unter diesem Gesichtspunkte betrachtet, erhöht da« Anwachsen der Sozialdemokraten die Ichwarze Gesahr. Ja, wie man da- Ting auch wende», — gegen 1898 bedeuten diese Wahlen einen Rückschritt, den au-zugleichen einstweilen keine Aussicht vorhanden ist. Daß e- den anderen Völkern mit dem Parlamentarismus nichi sehr viel besser geh», damit kommen wir über die bitteren Empfindungen drS Augenblicks nicht hinweg. Erfreulich bleibt nur da» Eine, daß der NationalliberaliSmuS al» Ganze», sowohl wa» die Zahl der für ihn ab gegebenen Stimmen betrifft, als auch bezüglich der Zahl der ReichStagSmanvate, in der Not der schweren Zeit alle anderen Schattierungen de» Liberalismus weit Himer sich Atlassen ha». Er kehrt beinahe in der bisherigen S älke wieder, was schon etwa- bedeuten will, wenn man nicht nur die Niederlage de- Freisinn-, sondern auch Vie höhnischen Be trachtungen in Eiwägung zieht, die gerade von dieser Seite über die Ueberlebtheit der Nationalliberalen angestellt wurden. An diesen Lichtblick muß die Hoffnung auf ein« desseie Zukunft geknüpft werden, die herber,usüvren jetzt unsere wichtigste, vornehmste Aufgabe sein muß, eine Aufgabe, die man sich nicht erst im Zusammenhänge mit künftigen Wadlen stellen darf, an die sofort heranzutreien jetzt die Pflicht, die Würbe des immerhin Besiegten fordert. Vie Beschlüsse der Eisenacher Kirchenkonserery. Auf der diesjährigen außerordentlichen Eisenacher Kirchenkonferenz sind wegen eines engeren Zusammen- schluffes der deutschen evangelischen Landeskirchen folgende Beschlüsse im Wege des Kompromisses gefaßt, die nunmehr den einzelnen Ktrchenregterungen zur Genehmigung vor gelegt worden sind: „Die Deutsche evangelische Kirchenkonferenz, deren Be- stimmung es ist: „„Auf Grund -es Bekenntnisses wichtige Fragen deS kirchlichen Lebens in freiem Austausch zu besprechen und unbeschadet der Selbständigkeit jeder einzelnen Landes kirche ein Band ihres Zusammengehörens darzustellen und die einheitliche Entwicklung ihrer Zustände zu för dern/"' erachtet auch die einheitliche Vertretung und Förderung der gemeinsamen evangelisch kirchlichen Interessen nach außen als ihre Aufgabe. Um für ihre Tätigkeit einen engeren Zusammenschluß herbeizuführen und «in jederzeit handlungsfähiges Organ zu besitzen, beschließt sie, unter Festhaltung ihrer sonstigen Ordnungen, ihren ständigen Ausschuß (Beschluß IV der Kirchenkonferenz von 1600) wie folgt zu gestalten: I. Der Ausschuß, welcher fortan den Namen „„Deut scher Evangelischer Kirchenausschuß"" führt, hat wie bis her die Ausgabe, die Konferenz tn der ihr obliegenden Förderung einer einheitlichen Entwicklung der Zustände der einzelnen Landeskirchen zu unterstützen. Er hat ferner die gemeinsamen evangelisch-kirchlichen Interessen wahrzunebmen, insbesondere 1) gegenüber anderen deutschen und außerdeutschen Ktrchengemetnschaften, wie den nicht christlichen NeltgtonS- gesellschaften, 2) tn Bezug auf die kirchliche Versorgung der Evan gelischen in den deutschen Schutzgebieten, 8) bezüglich der Förderung kirchlicher Einrichtungen für die evangelischen Deutschen im Auslands, sowie der Seelsorge unter deutschen Auswanderern und Seeleuten — zu 2 und 8 unter Rücksichtnahme auf konfessionelle Ver hältnisse —. II. Auf den BekenntntSstand un- die Verfassung der einzelnen Landeskirchen erstreckt sich die Tätigkeit -eS Ausschusses nicht. Ebenso bleiben die kircheirregiment- ltchen Rechte der Landesherren unberührt. HI. Zur Erfüllung seiner Aufgaben hat sich der AuS- schuß zu unterrichten, was in An-laß der tn der vorher gehenden und in den früheren Tagungen gefaßten Be schlüsse der Konferenz geschehen ist, und ist befugt, sich be hufs des darüber notwendigen Gedankenaustausches mit den einzelnen Kirchenregierungen in Verbindung zu setzen. Der Ausschuß bat ferner die Entwicklung -er Gesetz gebung, sowie die Handhabung der Gesetze auf den das kirchliche Leven berilbrrnden Gebieten im Auge zu be halten, etwaige innerhalb seines ZuständigkettskreiscS ge- legene Anträge von Kirchenregierurrgen tn Behandlung zu nehmen, das zur Förderung wichtiger -emetnsamer evangelisch-kirchlicher Interessen, sowie das zur Befriedi gung gemeinsamer Bedürfnisse Erforderliche an den zu ständigen Stellen anzuregen, insbesondere tn Wahrung dieser Interessen mit den Behörden des Reiches und ge gebenenfalls mit der Ktrchenbehörbe -eS betreffenden Landes tn Verbindung zu treten, auch unter besonderen Umständen öffentliche Kundgebungen zu erlassen. Der Ausschuß sorgt für eine Sammlung der Gesetze, Synodaloerhandlungen un- sonstiger für daS kirchliche Leben der einzelnen Landeskirchen bedeutsamer Veröffent lichungen. IV. Zum Ausschuß entsendet die Konferenz fünfzehn ihrer Mitglieder. Zu ihnen gehört der Vorsitzende der Konferenz. Als weiter tn den Ausschuß zu entsendende Mitglieder der Konferenz werden ihr drei aus dem Kirchengebiete der älteren, zwei aus dem Ktrchengebtete der neuen Pro- oinzen Preußens, je eins auS den Ktrchengebieten Bayerns, Sachsens und Württemberg» von den Abgeord neten der betreffenden Kirchenregierungen benannt. Ge hört der Vorsitzende der Konferenz einem der vorgenann ten Kirchengebiete an, so ruht oder beschränkt sich verhält- nismäßig die Benennung, so lange er al- Vorsitzender der Konferenz Mitglied des Ausschusses ist. Scheidet er aus dieser Stellung vor Ablauf seiner Wahlperiode aus, so veranlaßt der Ausschuß, daß ihm als Ersatzmann ein Kon ferenzmitglied auS dem Kirchengebiete, welchem der AuS- scheidende angehürte. benannt wird. In diesem Falle tritt der stellvertretende Vorsitzende der Konferenz bi- zu ihrer nächsten Tagung -em Au-- schusse als außerordentliches Mitglied bet. Die sieben übrigen tn den Ausschuß zu entsendenden Mitglieder werden von denjenigen zur Konferenz er schienenen Abgeordneten benannt, welchen kein eigenes Benennungsrecht -usteht. Ist einer dieser Abgeordneten zum Vorsitzenden der Konferenz gewählt und hierdurch Mitglied deS Ausschusses, so beschränkt sich die Benennung auNechS Mitglieder. Bet der Benennung der tn den Ausschuß zu Entsenden den ist tn geeigneter Weise für annähernd gleichmäßige Vertretung durch geistlich« und weltlich« Mitglieder Gorge zu tragen. Den zur Benennung eine» 'Mitgliedes Be- rechttgten wird dieserhalb Verständigung untereinander empfohlen. Die Entsendung in -en Ausschuß erfolgt auf die Zeit bis zum Schluffe der nächsten ordentlichen Kirchen konferenz. Scheidet während dieser Zeit ein zmn Aus schüsse Entsandter aus der Konferenz aus, so veranlaßt der Ausschuß, daß ihm aus dem Kirchengebiete, welchem der Ausscheidende angehörte, ein Ersatzmann benannt wird. V. Unter Vorbehalt endgültiger Beschlußfassung der Konferenz über den Sitz des Ausschusses und den Vor sitz in ihm wählt der Ausschuß für die nächsten fünf Jahre den Vorsitzenden un- deffen Stellvertreter aus seiner Mitte. Als Sitz des Ausschusses gilt auf so lange der Wohnsitz des Vorsitzenden. VI. Der Ausschuß wir- vom Vorsitzenden wenigsten» einmal im Jahre berufen, außerdem so oft es nötig er scheint, oder wenn wenigstens drei Mitglieder oder mit Bezug auf einen von ihnen gestellten Antrag drei Kirchen regierungen eine Sitzung verlangen. VH. Die Einladungen zu den Sitzungen deS Aus schusses sollen in der Regel 14 Tage vor der Sitzung er folgen und sind nebst -er Tagesordnung den Kirchen regierungen mitzuteilen. Zur Gültigkeit der Beschlüsse ist erforderlich, daß mtn- bestens zehn Mitglieder tn der Sitzung anwesend sind. Die Beschlüsse werden durch Stimmenmehrheit gefaßt. Im Falle der Stimmengleichheit entscheidet bei Wahlen das Los, sonst die Stimme des Vorsitzenden. Die Beschlüsse des Ausschusses werden unter seinem Namen erlassen. Sie erlangen für die einzelnen Kirchen regierungen Verbindlichkeit durch deren Zustimmung. VIII. Gegenstände, welch« sich dazu eignen, können durch schriftliche Abstimmung erledigt werden. Die Gül- tigkeit eines auf diesem Wege herbeigesührtcn Beschlusses setzt voraus, daß ein formulierter Entwurf desselben allen AuSschußmitglieLern Vorgelegen und die Mehrheit ihm zu gestimmt hat. Auf Antrag von mindestens drei Mit gliedern muß Beschlußfassung in einer Sitzung erfolgen. IX. Die vom Ausschuß innerhalb seiner Zuständigkeit gefaßten Beschlüsse werben vom Vorsitzenden in der durch die Geschäftsordnung zu regelnden Form zur Aus führung gebracht. Ueber die Geschäftsordnung beschließt der Ausschuß selbst. Sie ist -en Kirchenregierungen und -er Konferenz mitzuteilen. X. Der Ausschuß hat der Kirchenkonkerenz zu Beginn jeder Tagung über seine Tätigkeit Bericht zu erstatten. Er wird Gegenstände, deren sofortige Erledigung er nicht nötig, oder deren selbständige Erledigung er nicht für an gemessen erachtet, der Beschlußfassung der Konferenz unter breiten. Diese Beschlüsse sind von sämtlichen anwesenden Ver tretern der Kirchenregierungen a<1 rekeronckum an genommen, mit Ausnahme der Vertreter der Kirchen- regierungen von Mecklenburg-Strelitz und Sachsen-Meiningen, welche die Beschlüsse schlecht weg abgelehnt haben, und deS Vertreters der Kirchenreaierung von Schwarzburg-Rudolstadt, welcher sich der Stimme enthalten hat. Die Kirchen regierung von Reuß ä. L. ist aus der Konferenz nicht vertreten gewesen, hat derselben aber schriftlich mitgeteilt, daß sie einen engeren Zusammenschluß der deutschen evan gelischen Landeskirchen nicht für nötig oder wünschens wert erachte. Nach Nr. IV der Beschlüsse wird der zu bildende Aus schuß aus 13 Mitaliedern der in ihrem bisherigen Be- stand« verbleibenden Eisenocher Kirchenkonferenz mit je einer Stimme bestehen, wovon drei auf die Vertreter der Kirchenregieruna der älteren Provinzen Preußen-, zwei auf die Vertreter der neuen Provinzen Preußens (Schles wig-Holstein, Hannover »nd Hessen-Nassau), je einer auf die Vertreter der Kirchenreaierunaen der Königreiche Bayern, Sachsen und Württemberg und siete«
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