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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.08.1903
- Erscheinungsdatum
- 1903-08-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-190308302
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-19030830
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-19030830
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1903
- Monat1903-08
- Tag1903-08-30
- Monat1903-08
- Jahr1903
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.08.1903
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4. Aly zm LkipUki TyMt mi> AWUi K. M ZomtU M. AnM IM Die Erscheinungen des Sternhimmels im Beptember 1V03. Mit dem SeptemLermonar geht die Sommerszeit zu Ende. Sobald die scheinbare Sonnenbahn die Aequalorlinie berührt, ist astronomisch der Beginn de» Herbste» fixiert. Dieses Eintreten ! deS SonnenmittelpunkteS in den HimmelSaquator erfolgt am 24. September morgen» 6 Uhr 44 Min. Wir befinden uns an diesem Tage in der Zett der Tag- und Nachtgleiche, zu welcher die Sonne im Ostpunlte auf- und im Westpunkte unter geht. Infolge der ungleichförmigen scheinbaren Bewegung der Sonne in ihrer Bahn, der Verschiebung der Schnittpunkte von Acquator und Ekliptik und der Einrichtung unseres Linkender», der nach ganzen Tagen rechnet, fällt der Anfangspunkt des Herbste» nicht auf den gleichen Tag und die gleiche Stunde, ebenso wie die Tag- und Nachtgleiche nicht genau auf den Herbstpuntt, sondern lvegen der atmosphärischen Strahlen brechung am Horizonte schon zwei Tage früher. Bei der Sonne kommt die» durch eine Verlängerung der Tagesdauer zum Aus- ! druck; und die» erklärt auch, warum zur Zeit der Tag- und Nachtgleiche der Tag um einige Minuten länger al» zwölf Stunden dauert. Im Höhenstande der Tonne tritt eine Verminderung um 10 Grad ein, und die Tage werden jetzt am merklichsten kürzer. Dte Abnahme der Tage»dauer betragt zu Anfang des Monats täglich 3,9 Min., zu End« täglich 3 Mm., und der Zeitraum zwischen Aufgang und Untergang der Sonne wird von 13 Stunden 35 Minuten auf 11 Stunden 44 Minuten, im ganzen während des MonatS um 1 Stunde 61 Minuten verkürzt. Gönne naufgang erfolgt für Leipzig am 1. September 6 Uhr 22 Min., am 80. September 6 Uhr 8 Min. Sonnen. Untergang entsprechend 6 Uhr 67 Min. und 5 Uhr 52 Min. Die Gonnenkulmination findet am 1. September 12 Uhr 10,8 Min. und am SO. 12 Uhr 0,4 Min. statt. Die Sonnenuhren, welche, von unseren Näderuhren abiveichend, die wahre Sonnenzelt angeben, stimmen demnach Ende des Monats mit mitteleuropäischer Zeit überein. Die Abweichung beträgt nur 0,4 Minuten. Die Erde nähert sich der Sonne in diesem Monat um 11SS 000 Kilometer, und zwar von 14S S37 000 auf 148 74V OVO Kilometer. Der Mond steht am 3. und SO. September in Erdferne und am IS. September in größter Nähe zur Erde. Die Abstände schwanken in diesen Zeiten zlvischcn 406 641 und 862 SOS Kilo, meter. Den höchsten Stand hat der Mond am 15. und den niedrigsten am 28. September. Vollmond am 7. Sep tember früh 1 Uhr 20 Min., Neumond am 21. September früh 6 Uhr 32 Min. Mit dem Neumond ist eine totale Sonnenfinsternis ver bunden, die jedoch nur m der südlichen Hemisphäre sichtbar sein wird. Bedeckungen von Sternen durch den Mond können am 18. und 20. September beobachtet werden. ES kommen zwei Sterne 4. Größe in Betracht; zu ersterer Zeit von früh 2 Uhr 63 Min. bi» 3 Uhr 86 Min. Alpha im Krebs und zu letzterer abends 6 Uhr 16 Min. bi» 6 Uhr 32 Min. der Stern Rhcr im Schützen. Von den Hauptplaneten ist Jupiter jetzt die auffälligste Er scheinung. Er ist die ganze Nacht hindurch sichtbar und bewegt siw im Bilde de» Wassermann, unter dem großen Viereck des Pegasus. Gegen Mitternacht passiert er die Mittagslinie und bat dann den höchsten Stand. Am 12. September tritt er in Opposition zur Sonne und nächster Nähe zur Erde. Damit er reicht er gleichzeitig seine größte Helligkeit vom ganzen Jahre. Sehr bequem ist jetzt auch die Konstellation seiner vier Hellen Monde und die Verfinsterung derselben zu beobachten. Ver finsterungen, die vor Mitternacht eintretcn, werden erfolgen am 2. September 6 Uhr 18 Mn. (Eintritt des 1. Mondes) und 7 Ubr 40 Min. (Eintritt deS 4. Mondes): am 3. September 11 Uhr IS Min. (Eintritt des 3., größten, Mondes); am 9. September von 8 Uhr 13 Min. bis 10 Uhr 32 Min. Ver schwinden des 1. Mondes; am 10. September von 8 Uhr 29 Min. bis 11 Uhr 13 Min. desgleichen des 2. (kleinsten) Monde»: am 16. September 9 Ubr 6V Min. Verschwinden des 1. Mondes; am 17. September iO Uhr 46 Min. ein Wieder hervortreten des 2. Mm,de»; am 23. September 11 Uhr 43 Min. eine Bedeckung de» 1. Mondes und am 26. September 8 Uhr 45 Min. ein Wiedererscheinen des 1. Mondes. Venu» verschwindet trotz ihrer großen Helligkeit in der Abenddämmerung, erscheint aber gegen Ende de» MonatS wieder als Morgenstern am östlichen Gesichtskreise im Sternbild« de« Löwen. Sie steht am 17. September in unterer Konjunktion mit der Sonne und erreicht in dieser Stellung ihre größte An näherung an die Erde. Der Abstand beträgt zu dieser Zeit 41 608 000 Kilometer. Er differiert nur wenig von der kleinst möglichen Entfernung. Der rötlich scheinende Mars wird schon 1s^ Stunden nach Sonnenuntergang unkenntlich. Er hat seinen Stand im Bilde der Wage unter deren beiden hellsten Sternen, tritt aber im letzten Drittel deS Monats in das des Skorpion über, wo er ' Ende September nabe über Antare» zu finden ist. Zur Zeit, ist er von untergeordneter Helligkeit. Saturn, im Steinbock, rechts von Jupirer, hat in der neunten Abendstunde feinen höchsten Stand und geht Ende des Monats um Mitternacht unter. Merkur befindet sich am 7. September in seiner größten östlichen Ausweichung von der Sonne. Sie beträgt 27 Grad. Man hat ihn rechts von Spica in der Jung, frau zu suchen. Sein Verweilen am Abendhimmel nach Sonnenuntergang ist jedoch von nur kurzer Dauer, denn er geht am 8. September schon 7 Uhr 12 Min. unter. Für eifrige Himmelsbeobaäster ist jetzt auf die Erscheinung des Aediakallickite» aufmerksam zu machen. Sie ist vor Sonnen aufgang über dem Ostpunkt als pyramidal aufsteigender, nach rechts geneigter Lichtschein eine Stunde lang sichtbar. Allgemeine Orientierung am Sternhimmel. Als Beobachtungszeit gelten die Abendstunden zwischen 8 und 9 Uhr. Der hellste Stern am südöstlichen Himmel ist der große Planet Jupiter, der unsere Erde an Größe um das Dreizehnhundertfache übertrifft und in seiner jetzigen Helligkeit alle übrigen Sterne überstrahlt. Ein auffälliges Dreigestirn findet man ferner nahe dem Scheitelpunkte. Es leuchten dort die Hauptsterne Wega, Deneb und Atair. Sie schließen ein großes, nahe gleichschenkliges Dreieck ein. Der hellste ist Wega in der Leher: sie kulminiert ain 1. September 8 Uhr 8 Min. Das Sternbild der Leher ist büchst interessant für teleskopische Betrachtung, so das vierfache System von Epsilon, die Doppel sterne Zeta und Delta und Gamma, das dreifache System von Beta, der wundervoller Ringnebel, in dem unser ganzes Sonnensystem in der Ausdehnung von 5000 Millionen Kilometer Platz finden könnte. Tas Schwanenqestirn mit dem Hellen Deneb, das sich an die Leher anschließt, liegt in einem der dichtesten Teile der Milchstraße und Deneb leuchtet an der Stelle, wo das Helle Lichtband sich in zwei Ströme teilt. Rechts von diesem seitlich unter Wega sieht man den nächsthelleren Stern deS BildeS: Albireo, der den Schnabel des niederwärts fliegend gedachten Schwanes vorstellen soll. Albireo ist einer der schönsten Doppelstern«. Der anfällig Helle Stern unter Leher und Schwan, der die spitze Ecke de» genannten großen Dreieck» einnimmt, ist Atair im Adler, er ist leicht an den zwei Sternchen, die nahe über und unter ihm stehen, kenntlich. Ein interessanter Stern 1. Größe ist Atair, eine Sonne, eine Million mal so weit entfernt als unser TageSgcstirn. Ferner steht ein sehr Heller Stern und einer unserer schönsten über dem westlichen Horizont. E« ist der orangefarbige ArkturuS im Sternbilde de» Boote» oder Bärenführer». An Helligkeit wird er al» Fix. stern nur von Sirius, dem strahlenden Diamanten unserer Winternächte, übertroffen. Zwischen Arktur und Wega sieht man den Stcrnenkranz der nördlichen Kron« mit Gemma al» hellsten: der sieben hervortretenden, und Wetter in gleicher Rich, jung auf Wega das große Sternbild deS Herkules. E» verzweigt sich sehr reich nach aufwärts und seitwärts. Recht» von Atair im Adler zieht sich in weitem Bogen, der bi» nabe an den Horizont herunter reicht und sich wieder aufwärt» im Zickzack bi» in die Näh« der Krone hinstreckt, da» reiche Sternbild der Schlang«, über dessen größten Bc>gen sich der Ophinchu» oder Schlangenträger aufrichtet. Sein hellster Stern von 2. Gröhe RaS Alhaque bildet mit Wega und Atair ein nahezu gleich, fettiges Dreieck. Unter den Sternen der Schlange am west, südwestlichen Horizont sieht man da» Sternbild der Wage und link» im Güdwest das untergehende Gestirn de» Skorpion» mit seinem rötlichen Hauptstern Antares. Recht» über Antare» leuchtet Ende des Monats AreS — Mar», der rotleuchtende Planet, durch den jener »vegen seines gleichen Aussehens im Altertum seinen Nainen erhielt. Weiter links unter dem Adler folgt der Schütze, und in gleicher Richtung im Verlauf der Tter- kreiszone, die jetzt fast in ihrem niedrigsten Stand erscheint, der Steinbock, brr Wassermann und in Südsüdost über dem Hori zonte der südliche Atsch mit dem Stern 1. Größe Fomalhaut. Niedrig am östlichen Horizonte sind die Sterne des Walfisches im Aufgange. Die östliche Seite de» Himmels verdient jetzt besondere Be achtung. Hier in halber Höhe zum Scheitelpunkte erhebt sich daS große Viereck des Pegasus, unter dem der gewaltigste Planet unsere» Sonnensystem», Jupiter, aussällt. Links nach Nord nordost schließen sich an das Viereck die drei Hellen Sterne der Andromeda. Darunter erkennt man da» kleine Bild des Drei eck» und noch weiter abwärts die drei Hellen Sterne des Widder». An die drei Andromedastcrne schließen sich weiter nach links der Persen» und der Fuhrmann mit der Hellen Capella an. Beide befinden sich in der Milchstraße. Abwärts von der Capella sieht man die Sterne des Stier» im Aufgange; das bekannte Siebengestirn erkennt man schon deutlich. Von Perseus die Milchstraße aufwärts folgen das Zickzack der Kassiopeja, links darüber oer Erplieus und dann wieder der schon genannte Schwan. DaS bekannte Bild des großen Bären oder großen Himmelswagens findet man an der Nordwcstseite des Himmels. Unter seinem Deichselbogen erkennt man die Jagdhunde und links darunter das Haar der Berenice. Ter kleine Bär mit dem Polarstern steht über dem Viereck des großen Bären. Er wird von einer langen Kette von Sternen des Drachen umschlungen, dessen Kopf durch ein kleines Viereck angedeutet wird, das mit dem Polarstern und dem Schwänzende des großen Bären ein gleichseitiges Dreieck bildet. Ltb. Vermischtes. --- Kolouialbilder. Prinz Adalbart von Preußen hat die bekannten, vorzüglich ausgeführten Kvlonialbilder unseres Leipziger Mitbürgers, des Lehrers Max Eschner, welche dieser voriges Jahr dem Katserpaar vorlegen durfte, -er Schule zu Cadinen zum Geschenk gemacht. Als dteKatserin sich kürzlich mit ihren jüngeren Kindern in Cadinen aufhtelt, war sie erfreut, die Bilder dort wiederzufinden. Sie ließ dieselben auch auf einige Zeit aus der Schule ins Schloß bringen, um sie in Gegenwart des GutSvcrrvalters, des Herrn Landrat von Etzdorf aus Elbing, -em jüngsten ihrer Söhne, dem Prinzen Joachim, zu zeigen. — Auch K aiser W i l h e l m und König Georg haben ihr im vergangenen Jahre bekundetes Interesse an diesen Kolvnialbildern dem Lehrer Eschner von neuem in anerkennenden Zuschriften zu erkennen ge geben, so der Kaiser in einem Schreiben, mit dem er den Chef seines Marine-KabinettS, Vize-Admiral Freiherr« v. Senden-Bibran, beauftragt hatte, während es König Georg durch sein Kammeramt, gez. von Schimpfs, ab fertigen ließ. — Bismarck und Simson. In der „Täglichen Rund schau" schreibt Heinrich v. Poschtnger: Ans den im Jahre 1900 bei S. Hirzel in Leipzig erschienenen Er innerungen aus Eduard v. Simsons Leben, zusammen gestellt von B. v. Limson, wissen wir, daß Simson, wie mancher seiner Parteifreunde, infolge der Ereignisse von 1806 aus einem politischen Gegner ein Bewunderer Bis marcks geworden ist. Umgekehrt trug auch Bismarck Simson manche Aeußeruna, die dem liberalen Abgeord neten in der Konfliktszeit entschlüpft war, nicht nach, und mit keinem späteren Reichstagspräsidenten stand der erste Reichskanzler so gut, wie mit Simson. Wenn Bismarck im Reichstage dem Präsidenten Simson gegenüber einen Wunsch äußern wollte, so geschah dies entweder, indem er sich dem Sitze Sinrsons näherte, oder ihn in einem Kon ferenzzimmer sprach, häufig aber auch mittels einiger formloser Worte, die Bismarck mit Bleistift auf einen Oktavbriefbogen hinwarf, und dte er dann vom Bnndes- ratstische aus durch einen Boten zum Reichstagspräsi denten htnaufbefördern liest. Von der formlosen Kor respondenz, die sich daraus zwischen Bismarck und Simson entwickelte, lasse ich nachstehend einige unveröffentlichte Stücke folgen. Man erwarte aber keine Enthüllungen, es sind bloß Belege für das gute Einvernehmen zweier der deutschen Ration teuren Männer. (Billett Bismarcks ohne Datum und Unterschrift): Es würde mir erwünscht sein, wenn vor dem Schlüsse der Debatte ein nicht preußisches Mitglied von einigem Gewicht sich im Sinne der bisherigen Preußen an- gehörigen Redner äußerte. Ich habe Braun-W. (Braun- Wiesbaden, der bekannte nationalliberal« Abgeordnete) gebeten, es zu vermitteln. (Antwort Simsons, gleichfalls mit Bleistift auf ein Oktavblatt geschrieben): Ich sehe Brauw-W. nicht im Hause, um ihn fragen zu können, ob seine Bemühung gelungen ist. Nach dem Grafen Eulenburg ist niemand mehr gemeldet. Simson, 25. 2. (Darunter Bleistiftnotiz Bismarcks ohne Unter schrift und Datum): Dann besorge ich, daß B. Herrn Stephan, auf den er rechnete, nicht hat finden oder dazu bewegen können. Es wird auch ohne «eben. (Billett Simsons auf Aktenbogen): Wenn es Ew. Excellenz genehm, daß man die Nr. 4 heut von der Tagesordnung überhaupt absetze, so würde ich darüber, glaube ich, leicht einen zustimmenden Beschluß deS Hauses herbeiführen können. . S t m s o n, 18. 8. (Darunter die Antwort BiSmarcks): Lieber nicht, ich würde damit «in indirekte- Engage ment übernehmen, tiefer, als ich beabsichtige, in die Dis- kussion etnzugreifen. v. B. ----- A»S Albrecht v. RoonS Briefe«. Ick Richard Fleischers „Deutscher Revue" (Deutsche BerlagSanstalt in Stuttgart und Leipzig) werden wettere ungedruckte Briefe des Generalfeldmarschalls Grafen v. Roon veröffent licht. Von allgemeinerem Interesse ist folgende Stelle aus einem vom 17. Januar 1854 datierten Schreiben, das Roon an seine Schwiegermutter richtete. „Der Prinz von Preußen war vorgestern abend hier etngetroffen, um nach Berlin zu gehen, um di« schon vor drei Jahren kirch lich benutzte Schloßkapelle einwetben rmd daS Ordensfest mitfeiern zu helfen. Er erschien gestern auf der Wach parade und nach dieser am OffizierStifche meines Regiments, zu dem er sich mit dem Befehl, dte gewöhn- liche Kost -u reichen, eingeladen hatte. Natürlich wurde dieser Befehl nicht eben wörtlich befolgt, obwohl es immer noch frugal genug zugtng. Es hatten ebenso na« türlich sich alle übrigen Offiziere und die direkten Vor gesetzten de- Regiments und des 80. mit eingeladen und unnatürlicher Weise waren bann auch noch sämtliche Stabsoffiziere der Garnison zur Beteiligung aufgefordert worben, ganz gegen meinen Wunsch, weil gegen den des Prinzen, der mit der Tischgesellschaft und nicht mit der Garnison -u essen begehrt hatte. Andes setzte ich es durch, daß die erstere wirklich mit dem Prinzen an einem Tische saß, weshalb wegen der Beschränktheit des Raume» dte Volontär- im andern Zimmer speisten. Abend- war großer Ball beim Regierungspräsidenten, auf dem auch die gestern nachmittag etiigetrvsfene Fran Prinzessin er schien. Diese Festlichkeit zu beschreiben, lohnt nicht der Mühe; denn sie glich allen ähnlichen. Heute früh sind die Herrschaften nach Berlin abgefahren, wo sie vis Ende Fe bruar zu bleiben gedenken. Man mar gegen mich gnädig, wie sonst, ohne mich gerade hochmütig zu machen." Nachdem Roon im Oktober 1856 zum General befördert worden war, hatte er sich in dieser Eigenschaft beim König zu meiden. Darüber schreibt er aus Potsdam am 17. Ok tober 1866: ,Heute früh hat Seine Majestät mich nebst drei anderen Generalen neuesten Gebäcks in Sanssouci ein- pfangen. Was er sagte? Mn er sprach zu mir gewandt, davon, daß mau seine ältesten und besten Freunde in n e u e n K l e i d e r n kaum wieder erkenne. „Sie", z. B., sagte er zu mir, „haben in dem Generalsrock eine wunderbar schöne Taille, die Sie früher gar nicht hatten." Ich chatte auf der Zunge, baß er sich das Vergnügen meiner Taillenverschönerung hätte früher machen können, aber ich lieb es bei einer stummen Ver beugung bewenden. Er erzählte noch eine Anekdote des Generals Hünerbetn Über General Bork, der seine Generale hnnzt, wobei dem alten Horn seine große Nase wie ein „Puter-Schnabel" bis aufs Kinn hing, sprach dann vom Wetter und entließ unS. Der nacheilende Flügeladjutant lud uns zur Tafel." — Ein akademischer Dauerredner. Bor kurzem sah, nach der „Voss. Ztg.", die Berliner Universität «in selt sames Bild: Die Dozenten aller vier Fakultäten hatten ihre Vorlesungen 'bereits geschlossen, die Studemten waren in alle Winde zerstreut, die Herrschaft der Schcuerwetbe'r hatte begonnen. Nur ein junger Extraordinarius der juristischen Fakultät, der über dte Geschichte des römischen Rechtes las, war mit dem Schicksal unzufrieden; vermut lich war er tzrotz der vier wöchentlichen Lehrstunden, die er angesetzt, nicht wett über die Prolegomena seiner Wissenschaft hinausgekommen. Vergeblich hatte er durch verschiedene Tinlagesn von Doppelstunden, von dreifachen und vierfachen Stunden während der letzten Wochen den Stoff zu meistern versucht — der unaufgearbcttete Rest schien immer nachzuwachsen wie die mytlck!?ogische Schlange. Da entschloß er sich am letzten Borlesungstage zu einem Gewaltstreich. Mit drei Getreuen hat er vor etwa 14 Tagen von morgens 8 bis ^8 Uhr abends Ge schichte des römischen Rechts gelesen!! Die erste Attacke ging von 8 bis 1 Uhr, wohltätig unterbrochen von den akademischen Vierteln. Dann entließ dkr Außerordent liche sein Trifolium zur Mittagspause. Um 3 Uhr bestieg er unverdrossen abermals das Katheder, um mit Sieger miene bei sinkender Sonne seinem Auditorium — ein Hörer kauerte halbtot auf einer der Hinteren Bänke, die anderen waren geflüchtet — seinen Darck auszusprechen für dte anhaltende Aufmerksamkeit. . . Wie „Uneinge weihte" behaupten, hat die Univcrsitätsbehörd« daraufhin den doppelten Beschluß gefaßt: den Dauerredner durch di>> Ernennung zum Ordinarius vor ähnlichen Exzessen des Amtseifers zu bewahren und sodann das geplante — Auerlicht nicht einzuführen, nachdem es feine parlamen tarischen Schatten bereits so bedenklich vorausgeworsen habe. — UnglitckSsälle durch Automobile. Aus Lin- wird der „N. Fr. Pr." gemeldet: Durch ein Automobil verun glückte am Donnerstag auf der Straße zwischen Urfahr und Puchenau der Urfahrer Bote Josef Pachinger. Der Fabriksbesitzer Bonwiller aus Haslach fuhr mit einem Automobil gegen Haslach, das Pferd Pachingers scheute, und gleichzeitig kam auch ein Zug der Mühlkreisbahn an gefahren. Das Pferd schleuderte den Wagen an die Loko motive. Der Wagen zerschellte, während Pachinger tödlich verletzt liegen blieb. Nachts ist er im Krankcnhause ge storben. Am Vortage sind drei Beamte der Vonwillerschen Fabrik von Puchenau nach Neuhaus mit einem Automobil gefahren. Die Steuerung versagte, bas Automobil rannte init aller Kraft über die Böschung, die Insassen wurden herausgeschleudert; einer ist schwer, zwei sind leicht ver letzt. Am gleichen Tage fuhren die Schwester des De chanten Mauracher von Altenmarkt und eine ältere Dame nach Nadstadt. Ein Automobil sauste über die Strahe. Die Wagenpferde scheuten und schleuderten den Wagen mit beiden Frauen in einen tiefen Straßengraben. Die ältere Dame wurde am Kopfe schwer verletzt. —1. Zum Hagelschutz der Weinberge. Die Vertreibung von Hagelwolken durch Böllerschüsse genießt in der wissen schaftlichen Beurteilung nach den bisherigen Versuchen wenig Vertrauen, obgleich der seit Generationen ver breitet gewesene Glaube an die Wirkung von Schallwellen auf die Auflösung von Hagel in Regen in vielen Kreisen noch nicht erschüttert ist. vr. Vidal, der sich schon seit längerer Zett eifrig mit dieser Frage beschäftigt hat, ist jetzt zu dem Schluß gekommen, daß die Fehlschläge der früheren Versuche in der unzureichenden Tragweite der benutzten Geschütze begründet gewesen seien. Diese Böller seien nicht im stände gewesen, ihre GaS- oder Rauchwtrbel höher als 150 Meter zu warfen, während die Höhe der Hagelwolken etwa 400 Meter über dem Erdboden beträgt. Mit Rücksicht darauf hat Vidal jetzt besondere Mörser komstruiert, die ihre Rauchringe bis zur Höhe von 500 Metern hinaufsenden, so daß sie jedenfalls die Höhe der Hagelwolken erreichen, vr. Vidal hofft, noch in diesem Jahre die schwebende Frage durch neue Versuche zur Ent scheidung bringen zu können. (?) —t. Vertreibung von Würmer« u«d Schnecke« durch Elektrizität. Obgleich die Regenwürmer bekanntermaßen von gewissem Nutzen sind, so kann ihr übermäßiges Auf treten in der Gartenerde recht unerwünscht sein. Hugo Halberger beschreibt in der Woschenschrift „Engltsh Ma- chanic" ein von ihm erprobtes Verfahren, Würmeir und Schnecken durch Anwendung des elektrischen StrmneS aus der Erde anszutreiben. Die erste Beobachtung dieser Wirkung geschah zufällig, als zu anderen Zwecken ein Strom in einen kleinen Abschnitt eines Gartenbodens hineingeleitet wurde. Kurz nachdem der Strom geschloffen war, sah Halberger dte Regenwürmer schleunigst auS- wandern, und zwar unter Bewegungen, dte zu verraten schienen, daß ihnen die Elektrizität höchst unangenehm war. Ihre Windungen und Zuckungen hörten bann auch sofort auf, wenn der Strom unterbrochen wurde. Bei wetteren Versuchen wurden durch einen Strom von 110 Bolt in einem Umkreis von 10 Metern sämtliche Würmer und Schnecken aus dem Boden herau-getrteben. Be dingung ist, daß die Spannung des Stromes nicht zu ge ring ist. —t. Die Limplon-Ausstellung. Die Eröffnung des Simplontunnels, dte, wenn nicht unvorhergesehene Schwierigkeiten eintreton, für das Jahr 1905 zu erwarten steht, soll duirch eine große Ausstellung in Mailand ge feiert werden. DaS Unternehmen M wenigstens zum Teil einen internationalen Charakter tragen und seinen Schwerpunkt in einer Vorführung der Beförderungs mittel zu Lande, Wasser und Luft finden. Dte Erforsch«», deS Gelbe« AieberS ist durch einen AcrzteauSfchuß, der von ber amerikanischen Marine- Hospttalbehörde nach Vera Cruz ontsandt worden ist, so weit gefördert worden, baß drei Ergebnisse von großer Wichtigkeit für die Aufklärung der Krankheit als fest stehend veröffentlicht werden. Erstens soll der Errege« des gelben Fiebers in jedem Falle ein tierischer Schma- rvtzer sein und nicht ein pflanzlicher Keim oder ein Ba zillus, -weitens wird behauptet, daß die Krankheit auf den Menschen ausschließlich durch den Stich von Moskitos überragen wird. Drittens haben die amerikanischen Sachverständigen ermittelt, daß der Keim des Gelben Fiebers nur in einer Gattung von Stechmücken forikcmimt, die unter dem Namen kasoiur» bekannt ist und demnach ganz besonders zu verfolgen wäre. — Am Vesuv hat sich, wie schon telegraphisch ge meldet, am 26. August mittags die im Jahre 1895 in 1100 Metern Höhe entstandene Eruptionsstelle auf» neue ge öffnet und eine große Lavamaffe ausgeworfen, die in kurzer Zeit einen Weg von 400 Metern zurücklegte und bis auf 850 Meter vor die Station ber Drahtseilbahn ge langte. Bi» jetzt ist indessen keine Gefahr vorhanden die Bevölkerung in der Umgegend des Vesuvs ist aber beun ruhigt. Der Meteorologe Arthur Stenzel in Hamburg hatte für die Zett vom 22. bis 26. d. Mts. einen besonders starken Au-bruch prophezeit. Prächtig sticht ber gewal tige, über 200 Meter hohe Rauch- und Keuersächer über dem schöngeformten Vesuvgtpfel vom reinen blauen Himmel ab. Am herrlichsten aber ist der Anblick nachts, wo die ganze Ansbruchmafle von unten her blutigrot be leuchtet erscheint. Der Professor der physischen Geogra- phie und Geologie an der Universität Neapel Guiseppe di Lorenzo hat erklärt, baß die Meinung, der Vesuv sei der unberechenbarste aller Vulkane, durchaus unzutreffend ist. Im Gegenteil, das System seiner Tätigkeit seit 1631 sei, daß er die Umwohner beständig unterrichtet halte über die Bewegung und den Stand seiner Lava und die Möglich keit eines Anöbrnchs. Gegenwärtig befindet sich der Vesuv in einer Tätigkeitsperiode, welche sehr derjenigen ähnelt, die den Ausbrüchen von 1872, 1889, 1891 und 1895 vorauöging. Jeden Augenblick könne es jetzt von neuem geschehen, baß der Kegel des Berges auf einer Sette sich spalte (wie es soeben tatsächlich geschehen ist. — Red.), umd ein Lavastrom sich ergieße, ähnlich, wie 1891 und 1892. Das sei aber kein Grund, irgendwie zu erschrecken. Am 23. hatte sich die Tätigkeit des Berges etwa» abgeschwächt, die seismographischen und magnetischen Apparate zeigten aber eine vermehrte Lebhaftigkeit an. Eine neue Aus bruchsstelle hatte sich am Sonnabend geöffnet; ber Lava, ström bewegt sich in der Richtung nach Pompeji und teilt sich in seinem unteren Laufe in drei Arme. — Eine Sam«l««g. die wohl einzig i« der Welt da» steht, ist die Menukartensammlung in der Mw Korker „Public Library". Miß F. E. Botztolph, eine An- gestellte an der Astor-Bibliothek, begann die Sammlung vor etwa drei Jahren und bat sie in der Zeit auf 1ä 209 Nummer gebracht, die aus allen Weltteilen stammen und in den Sprachen aller civilisierten Rassen geschrieben sind. Eine Karte stammt von einem feinen Diner, das Aguinaldo zur Feier seines 84. Geburtstages am 23. März 1901 gab, und an dem der berühmte Jnsurgentenstthrer und seine Anhänger teilnahmen, als er von General Fusion ge fangen wurde. «Das Menu ist in schöner, deutlicher Hand schrift auf ein dünnes Blatt Papier von 4 zu 4ZH Zoll Größe geschrieben und auf den Deckel einer Cigarrentiste geklebt, damit es beim Herumretcken nicht zerrissen wurde. Ein ornamentaler Rand in roter Tinte läuft um die Karte und zwei Gerichte sind durchgestrichen, waren also bei der unerwarteten Ankunft Fusion- und seiner Leute schon ge gessen. Es ist „k. Luen snLsso, messtro oooiusro" ge zeichnet. Das erste Menn der Sammlung bietet kein be sonderes Interesse, abgesehen davon, daß es vom 1. Ja nuar 1901 datiert ist. Miß Bottolph hatte an einem Diner in einem New Norker Restaurant teilgenommen, sich da- Menu „angeetgnet" und -«täte es ihren Kolleginnen. Diese meinten, es solle zur Erinnerung an bas neue Jahr hundert aufbewahrt werden, und aus dieser Anregung entstand die ganze Sammlung. Miß Bottolph teilt ihre Sammlung in zwei Klassen. Di« erste enthält Menus von Mahlzeiten in Restaurant», Hotels, aus Dampfern, in Eisenbahn-Speisewagen aus aller Welt, die zweite Klasse Menus von berühmten öffentlichen und Staatsdiner-, von berühmten Hochzeitsfrühstücken usw. In der ersten Klaffe befindet sich das Menu eines Diners, das früher in New Uork für 5 Cent- (20 Pfg.) zu haben war und au- Schmorfleisch oder Schweinefleisch mit Bohnen, einer großen Tafle Kaffee und ein paar Stücken Brot bestand. Dann finden sich MenuS von Diners, die in griechischen, syrischen, chinesischen, japanischen, armenischen Restau rants in New Kork und in allen berühmten europäischen Restaurants stattaefnnden Laben, darunter sehr schöne mit Handmalerei. Ein Menu stammt von einem Diner, daS man am WeihnachtStage des JabreS 1870 in einem Pariser Cafo gegeben hatte — «S entbielt unter anderm „Oonsouuuß ck'slspnLnt" und „l-e csiat kiauqus cis vats (Katzen und Natten), — ein anderes von dem Diner, da» am 10. Mat 1896 zur Feier des Frankfurter Friedens dem deutschen Kaiserpaar in Frankfurt a. M. gegeben wurde. Auch die Sprisefolgen aller Diner-, die William McKinley während seiner Präsidentschaft gegeben wurden, sind vorhanden, darunter daS von dem Frühstück, das ihm am 6. September 1901, einen Tag vor dem Attentat auf ihn, gegeben wurde. Dann kommen die Menus aller Frühstücke und Diners, an denen Roosevelt während seiner letzten Reise teil genommen hat, der vielen Feste, die Prins Heinrich von Preußen gegeben wurden, und die Menu- ber Diners, dte zu Ehren Li-Hung-Tschang-, der Infantin Eulalia, des Kronprinzen von Siam, von Str Thomas Lipton, vr. Lorenz usw. veranstaltet wurden. Es sind sehr kost bare Menus darunter; sehr einfach dagegen ist das Menu des Hochzettsfrübstücks ber Königin von Holland, vom 7. Februar 1901 datiert. ES ist eine Doppelkarte aus ein- fachem, weißem Aartonpapier mit schwarzem Druck und ohne jede Verzierung. Dann sind u. a. die Menus da von Diners, die am 9. August 1899 dem Zaren von Rußland, 1897 dem Prinzen von Wale-, jetzt Eduard VH., dem Mikado von Japan an Bord des Passagierdampsers „Hongkong" gegeben wurden. Sehr merkwürdig ist das Menu des Diner», das zu Ehren des achten internatio nalen Orientalisten-Kongreffes am 7. September 1889 in Stockholm gegeben wurde. Jedem Gang ist eine ganze Seite gewidmet, dann folgen mehrere Seiten orientalischer Poesie im Original und in Uebersetzungen. Die Ränder der Seiten sind prächtig illustriert, und im Buch« sind viele, schöne «»-geführte Miniaturen verstreut. Dies« Menus sollen Tausende gekostet haben. Merkwürdig ist auch die Menukarte eines Festdiners de- „Dretzehner-Klubs" in Amerika. Sie zeigt viele grausige Zeichnungen und hängt an einem Galgen, in einer Ecke ist ein Sarg mit ber Auf schrift „Cigarren". Unter den „hübschen MenuS" sind solche in Form von RettungSgltrteln, für Marinebankette, Wiegen, für Tausfestlichkeiten, Musikinstrumenten, für philharmonische Diner-, Masken, für Theaterfestltchkeiten, Etsenbahnzügen, für Pullmannbankette.
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