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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.04.1904
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-04-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19040412029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904041202
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904041202
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-04
- Tag1904-04-12
- Monat1904-04
- Jahr1904
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4. Lod«», c nicht stet sich ungeu rgeben, n^, di« sich al« :amten Nun, lld von ch noch rn von der b«> lunkerei brizu- girrung t werd« nrnnrn, ll- Im : erhöh! , ist im ung dir ,«N dir preu» ing de« »der als lpildung terrjchtS d Straf. melden, tlassen tieder- en ihn Aertte- nächsten «laufen, ndungs- Auord- ch diese rslempelt terdikt orraine" :en nicht Monate itweiht", >as Kind nsamilie. m vielen n, trotz cheu Ge- i gestern Der in Wien Tschechen tSglcich« ach der bar vor ittlung« cht recht ich sind, rchzug Vie ver- chaft al« em Ab- nd die v Jork, iber die «ichzeitig der Re- rstellung , untere e Graf mit dem e. ; de« am mehrere irr Reise bkommen n dafür en, noch luß. Ich rwarinq »etrogen ssen Er- Sie von Sie auf als Sie. !r wenig ina ^er- itsSüben über — rn, Be- Bestim- von den itwaring wirklich Freund, en, daß w haben len, daß Beweis esp,eiter c'S nicht los, Sie ich aber ina und ial nicht ltd feine r reichen, mnfecht- r Ihnen Beistand :r nickt lMiaen richt ihm Leipziger Tageblatt. Nr. 185. 98. Jahrg talbau angewendeten Stil, der dem romanischen am nach- sten kommt und ist nach Entwürfen des Lcmdbcminspek- i ors Luny erbaut. H«r Zschrrt» Umgebung. --- Altenburg, 11. April. Bürgermeister Loeser in Roda ist auf weitere zwölf Jahre als Stadtoberhaupt daselbst gewählt und bestätigt worden. Halle a. S., 11. April. Der Geschäftsführer Robert Cyriak von hier unterschlug seinem Hause eine größere Summe, man spricht von etwa 8000 ver duftete von hier und verpraßte das Geld niit einer aus- wärtigen Dirne. Jetzt verfolgt ihn die Staatsanwalt- schäft steckbrieflich. t Eisenach, 11. April. Der neuerbau teBahn- Hof, der sowohl nach seiner stilvollen äußeren Anlage, als besonders auch nach seiner geschmackvollen inneren Ausstattung einen Musterbau bildet und zu den schönsten Bahnhöfen Deutschlands gerechnet werden muß, wird morgen demBetrieb überg eb en. Ter Bau zeigt einen ganz originellen, bisher noch an keinem Monumen- flotte. * LchtsfSbewegungen. S. M. S. „Wolf" ist am 9. April in Loanda eingetroffen und geht am 18. April von dort nach Gwakopmund m See. S. M. S. „Tiger" ist am 9. April in Futscbau einaetroffen. S. M. S. „Luchs" ist am 10. April von Futfchau nach Schanghai in See gegangen. S.M.S.„Bussard" ift am 10. April von Chemulpo nach Tsingtau in See gegangen. S. M. Flußkanonenboot „Vorwärts" ist am 10. April in Hankan am Jangtse eingetroffen. S. M. S. „Fürst BiSmarck" ist mit dem Chef des Kreuzrrgeschwaders an Bord am 11. April in Taku eingetroffen und geht am 18. April von dort nach Tschifu in See. S. M. S. „Bineta" und S. M. S. „Falke" gehen am 13. April von Port of Spain (Trinidad) nach Grenada (Kleine Antillen) in See. S. M. S. „Gazelle" geht am 13. April von Port os Spain nach Tobago (Kleine Antillen) in Se«. S- M. S. „Panther" geht am 14. April von Port of Spain nach St. Thoma« (Kleine Antillen) in See. Die aktive Schlachtflotte ist am 9. April nach Kiel zurückgekehrt. S. M. S. „Carola" ist am 9. April in Kiel eingetroffen. Poststation bis auf weiteres Kiel. * Die Herbstmanöver der aktiven Schlachtflotte beginnen am 15. August. Die Herbstmanöver bilden gemeinsame Hebungen der Flotte und der Landtruppen, voraussichtlich in der Neustädter Bucht. * Kontreadmiral Graf v. Baudissin ist zum Inspekteur der ersten Marine-Inspektion in Kiel ernannt worden. Hur Zscbren. * Dresden, 12. April. Der König empfing am Montag die Herren Staatsminister zu Vorträgen, nahm einige militärische Meldungen entgegen und erteilte von 12 Uhr mittags ab an nachstehende Herren Audienz: Oberpostdirektor Domizlaff-Leipzig, AmtSge- richtspräsident Kunz, Brandversicherungs-Oberinspektor Baurat a. D. v. Rose-Dresden, Landrichter Ur. Zach- mann-Zwickau, Oberförster Lochmann-Grünhain, Ober lehrer Professor Rbodius-Plauen i. V., Staatsanwalt Willhöfft-Lcipzig, die Oberlehrer Hahn-Dres- den und Raschke-Leisnig, Kantor einer. Silbermann- FreibergSdorf, Prinzl. Hofsekretär und Prinzl. Bereiter Herfurth. — Der Kronprinz begibt sich am 21. April zur Auerhahnbalz nach Zittau. * Dresden, 12. April. Der Oberförster Beez ist vom Ottendorfer auf das Pillnitzer Revier versetzt und die Revier- Verwalterstelle auf Ottendorfer Revier dem seitherigen Forst assessor Scheibe unter Ernennung zum Oberförster über tragen. — Den in den Ruhestand getretenen Beamten der Staaweisenbahnverwaltung Oberschaffnern Helbig in Dresden und Schwabe in Werdau ist da« Albrechtskreuz, dem Feuer mann 1. Klaffe Hausmann in Leipzig, dem Portier Ster in Bischofswerda, den Schaffnern Gröschel in Nossen, Möbius in Dresden und Po lenz in Leipzig, den Bahnwärtern Fischer in Äardschütz, Martin in Gürth, Matthe« in Rochlitz und Wild in Großbothen, sowie dem Weichenwärter 2. Klasse l)eym in Pockau-Lengefeld wurde da« Allgemeine Ehrenzeichen verliehen. * Dresden, 12. April, lieber das Schicksal der städti» chen Umsatzsteuervorlage erfahren die „Dr. Nachr.*, >aß da« Stadtverordnetenkollegium voraussichtlich in seiner Mehrheit trotz der vielfachen gegen den Entwurf gerichteten Petitionen und Resolutionen sich dafür aussprechen wird, während der Rat eine ablehnende Haltung einnehmen dürfte und zwar vor allem deshalb, weil man zunächst die in AuS- cht genommene staatliche Regelung des Gemeindesteuerwesen« abwarten will. * Dresden, 11. April. In diesem Monat vollenden ich 25 Jahre, seitdem die großartige, vielbewunderte rnd vielbesuchte Albertstadt aus den bis an daS Weichbild Dresdens im Norden sich heranziehenden Höhenzügen der „Heide" im wesentlichen bezogen und von den Truppenteilen der Garnison in Benutzung ge nommen worden ist. Noch heute gilt diese Kasernenstadt Dresdens als die imposanteste Vereinigung militärischer Bauten im Deutschen Reiche überhaupt; sie hat im ver- loffenen Vierteljahrhundert bis auf unsere Tage fort gesetzten Zuwachs an militärischen Bauwerken und zu- ! leich an Verschönerungen erhalten, sie bieten auch in . iukunft genügend Platz für erforderliche Erweiterungen und Neubauten, und wenn man auch in neuerer Zeit i.: anderen Garnisonen, z. B. in Leipzig, dazu ver- chritten ist, eine ähnliche Zentralisierung aller mili- ärischen Baulichkeiten herbeizuführen, so wird doch die wahrhaft königliche Dresdner Albertstadt in ihrer Art, m ihrer großartigen Anlage, landschaftlichen und monu mentalen Wirkung einzig und unerreicht bleiben. * Dresden, 10. April. Aus Anlaß der 25. W i e d e r- ehr des Tages, an dem zur Jubelfeier des 300jährigen Bestehens der Annenschule zu Dresden die erste große Zusammenkunft alter Annen- chüler stattfand, soll Sonnabend, den 23. April d. I., abends 8 Uhr, im Saale des städtischen AusstellungS- gebäudcs zu Dresden ein Bierabend alter Annenschüler veranstaltet werden. Ein größerer Ausschuß, der aus den verschiedensten Semestern sich zusammcnsetzt, hat dazu eingeladen, und bittet auch diejenigen alten Annenschüler, )eren Adresse nicht bekannt war und denen deshalb eine besondere Einladung nicht geschickt werden konnte, ihre eventuelle Teilnahme Herrn Ernst Hattcnins, Sekretär im Ministerium des königlichen Hauses (Dresden-Alt- tadt, Chemnitzer Straße 8), anzuzeigen. ' Nossen, 11. April. Die hiesige Schuhmacher innung beging gestern das Jubelfest ihres 300 jäh- rigcn Bestehens. An dem Feste beteiligten sich 80 Jnnunqsmeister, die städtischen Behörden, der Lehr- 'örper der Stadtschule, die Schützen, die Feuerwehr, der Gesangt erein, die Turnvereine, der Radfahrerklub, sowie >ie Deputationen der Schuhmacher-Jnnungen aus ver schiedenen Städten. Die vier ältesten Mitglieder dec Jnbclinniing, alle Greise von hohem Alter, die 40 bis 60 Jahre lang ihrem ehrsamen Handwerk abgelegen laben, wurden im Kutschwagen nachgefahren. Die Fest- rede hielt Herr Pfarrer Hartig. -* Zschopau, 11. April. Die Hauptver- ammlung -es Kjrchenchor-VerbandeS der sächsischen Landeskirche beschloß, die nächste i'VIIk.) Tagung zu Ostern 1906 in Zittau abzuhalten. r. Glauchau, 11. April. Noch keine acht Tage sind seit dem letzten Brande vergangen und schon wieder wütete heute Abend hier ein Großseuer, dem ein Komplex von vier gefüllten Scheunen zum Opfer fiel. Recht gefährdet war die gegenüberliegende Wolfsche Färberei und Appretur anstalt, die auch an einer Stelle bereits Feuer gefangen hatte, das aber alsbald im Entstehen gelöscht werden konnte. Dieses Mal liegt zweifelsohne ebenfalls Brandstiftung vor. (:) Crimmitschau, 12. April. Textilarbeiter versammlungen. Mit der Tagesordnung „Ter Verein der Arbeitswilligen von Crimmitschau und Um gegend, und was hat die Crimmitschauer Textilarbeiter- cbaft daraus zu lernen?" sind für Mittwoch abend zwei öffentliche Textilarbeiterversammlungen einberufen, in welchen der frühere sozialdemokratische Redakteur Her mann Jäckel und Albin Reichelt - Chemnitz referieren wollen. * Meerane, 11. April. Heute, Montag, früh wurde am Mühlenwehr im benachbarten Gößnitz die 16 Jahre alte Stickereiarbeiterin Clara Bergmann von dort als Leichnam aus dem Wasser gezogen. Die Bergmann war mit ihrem Liebhaber nach Mitternacht vom Tanz nach Haufe gegangen, wurde heute früh aber in ihrem Bett nicht vorgefunoen. Es scheint Selbstmord vorzuliegen. f- Plauen t. B., 1t. April. Heute vormittag 11 Uhr hat sich der srübere Schutzmann Schneeweiß in Markneukirchen, nachmals Schreiber bei der Baupolizei in Plauen usw. beim hiesigen Amtsgerichte zum Antritte einer Strafe freiwillig gemeldet. Schon kurze Zeit später wurde er in seiner Zelle erhängt aufgesunden. Falkenstein, 11. April. Nach einer Bekannt machung des Stadtrates beträgt der Gesamt- bedarf bei allen städtischen Kassen 124243,97 gegen 120 925,76 im Vorjahre. Die einfache An lage im Betrage von 13 273,56 soll zehnfach wie im Vorjahre erhoben werden. * Zittau, 10. April. In ihrer letzten Sitzung haben die Stadtverordneten auf Anregung des Herrn Prof. G u rl i t t - Dresden beschlossen, die das Mauer- werk der Ruinen auf dem Oybin beschädigenden Bäume zu entfernen und die in der Nähe des Pescheck-Denkmals auf dein Burghöfe gelegene Mariensäule freizulegen. Abge lehnt wurde die vorgeschlagene Abtragung der Erdhügel auf dem Burghofe und die Ausgrabungen auf dem Klosterhofe. Die bereits von Herrn vr. ine. Nathgens ausgeführten Ausgrabungen sollen unter Aufsicht einer aus Mitgliedern beider städtischen Kollegien bestehenden Kommission wieder eingeebnet werden. Die Mehrheit der Stadtverordneten war der Ansicht, daß die Freilegung der Ruinen nur für die Archäologen von Interesse sei, daß dagegen die landschaftliche Schönheit unseres Oybins, wo die Natur, mit der Kunst vereint, ein so herrliches Bild geschaffen, sehr leiden würde. andere legten Verwahrung Hegen die Entfernung der Kruzifixe aus den Gerichtssalen ein. * „Die Weber". In Darnetal versuchten die auS- ständigen Weber nichtausständige Arbeiter zur Arbeits einstellung zu bewegen. Es kam zu Streitigkeiten. Die Gendarmerie war zum Einschreiten genötigt und mußte feuern. Dabei wurden mehrere Personen verwundet; eine Anzahl wurde verhaftet. * Die außerparlamentarische Martnckommisfion trat gestern nachmittag unter Vorsitz deS MarineministerS Pellets n zusammen. Er führte in einer Rede aus, daß vie Regierung ihre ganze Unterstützung dazu bieten werde, um über die Punkte, betreffend die nationale Verteidigung, Licht zu verbreiten. Die Kommission werde ihr Werk vollenden, obne Rücksicht auf eine Person zu nehmen, und werde nur das öffentliche Wohl und die Stärke Frank reichs im Auge behalten. Nach der Debatte wurden die Berichterstatter ernannt und beauftragt, die Berichte über vie Lage der Flotte, der Truppen, über den Bau der Schiffe und über die Verteidigung der Kolonien abzufassen. Sodann vertagte sich die Kommission bis zum 25. Mai. England. * Unterhaus. Gleichzeitig mit dem deutschen Reichstag nimmt daS englische Unterhaus seine Arbeiten wieder auf. Zur Beantwortung stehen zunächst 14 Interpellationen, unter denen die des Mr. E. Robertson betreffend die Tonnagezunahme der britischen, französischen, deut schen und russischen Marine in den letzten neun Jahren bis zum 31. März 1904 ein weitgehendes Inter- esse beanspruchen darf. Eine weitere Anfrage gilt der ArbeitSlage im Transvaalgebiet. Nach Erledigung dieser Interpellationen soll unverzüglich mit der Beratung deS Flottenetats, zunächst mit den die Ausrüstung der Kriegs- kahrzeuge betreffenden Kapiteln, begonnen werden. Da der Flottenetat Englands für 1904/05 eine Ausgabe erheischt, deren Höhe derjenigen von drei beliebig kombinierten Seemächten entspricht, dürften die bevorstehenden Verhand lungen Gelegenheit bieten, das Urteil der Volksvertretung über diese Politik kennen zu lernen, die zweisello« weit über das Maß einer durch den Schutz der Staats- und Handels interessen Großbritanniens gebotenen Seewehr hinausgeht. * Ter Oberbefehlshaber der indischen Armee, General Kitchener, hat einen Tagesbefehl erlassen, in welchem er seine Schlußfolgerungen oinstchtlich der allgemeinen Bereit schaft des Heeres in Indien zusammenfaßt. Er warnt die Armee ernstlich vor falschen Schätzungen, wonach sie fähig wäre, es mit jedem Feinde, mit dem sie zu tun haben könne, aufzunehmen. Das Heer müsse em System der Ausbildung für den Krieg befolgen, das den heutigen Umständen angepaßt sei, und veraltete Ueber- lieserungen fallen lassen. Der Befehl führt verschiedene Aenderungen an, die Kitchener zu den gedachten Zwecken ein- zujühren beabsichtigt, betont die Notwendigkeit, einen gründ lich ausgebildeten Generalstab zu besitzen, und kündigt an, daß demnächst eine Anstalt zur Ausbildung von Generalstabsoffizieren in Indien errichtet werden wird. Spanien. * Antiklerikale Kundgebungen. Au« Madrid wird gemeldet: Bei der am Montag hier abgehaltenen religiösen Prozession veranstaltete eine Anzahl von Antiklerikalen GegenkundHebungen unter Hochrufen auf das Heer. Es fielen einige Schüsse. Die Veranstalter der Kundgebungen warfen mit Steinen nach dem Hanse des Bürgermeisters. Die Polizei gab darauf Feuer und verwundete einige Per sonen. Mehrere Verhaftungen wurden vorgenommen. Asien. * Aus China. In den chinesischen Provinzen Kwang-si und Dünn an sollen, wie man uns aus Paris berichtet, Unruhen ausgebrochen sein, denen mehrere Europäer zum Opfer fielen. In der Nähe ver Grenze von Tonkin, insbesondere in der Nähe von Mong-Kay und Dap-Cau, ist eine große Anzahl Aufständischer aufgetaucht, welche mehrere französische Posten angegriffen haben. Es wurden infolgedessen militärische Maßregeln getroffen, um das Ein dringen von Piraten nach Tonkin zu verhindern. Die oberste Kommission für die Verteidigung von Indo-China ist in Hanoi zusammenaetreten, nm über die an der Grenze von Tonkin drohende Gefahr zu beraten, und es heißt, daß der größte Teil des von der französischen Kammer für Indo- China bewilligten Betrages von zehn Millionen Francs für Vorkehrungen zum Schutze Tonkin« verwendet werden wird. Hur aller Mil. Selbstmord -«» Direktor» TLammsetzer. Der Winlergariendirektor Gustav Kammsetzer in Berlin, eine auch außerhalb der Artistenkreise bekannte Persönlichkeit, hat seinem Leben freiwillig ein Ende ge macht. Der Selbstmord dieses Mannes entbehrt nicht einer Reihe sensationeller Umstände. DaS traurige Ende Kamm etzers stellt sich bei näherer Betrachtung des Falles als Folge ine« ungezügelten Lebensgenüsse« dar. Das „Bert. Tagebl." schreibt: Gustav Kammsetzer hat sich das Leben genommen, weit er ürchten mußte, seiner Stellung al« Direttor enthoben zu werden. Die Furcht war nicht unbegründet. Die General versammlung der Centralhotel-Betttebsgeiellschast. die heut« statt- inden sollte, halte sich mit der „Affäre Kammsetzer" zu be- chäftigen, die in« Rollen gekomnien war, al« ein Artislensachblatt heftige Angriffe gegen den Direttor Les Wintergartens ver öffentlicht hatte. Diese Angriffe sind nicht unberechtigt gewesen; ie gipfelten in der Anschuldigung, daß Gustav kammsetzer feine Stellung zu unlauteren Manipulationen gegen die weiblichen Artisten mißbraucht habe. Direttor Kammsetzer war kein ganz efunder Mann mehr, als er vor vier Jahren die Leitung des Wintergartens übernommen hatte. Ein vorgeschrittene Zucker krankheit führte ihn wiederholt nach Neuenahr. Das Leiden besserte sich zwar stets während des Aufenthaltes im Bade, doch trat später immer eine Reaktion ein, hcrbeigesührt durch unmäßigen Alkoholgenuß. Und im Alkoholrausch hat der Mann auch seinem Dasein ein Ziel gefetzt. Gestern hatte er bis in die vierte Nachmittagrstunde hinein geschlafen, als ihn daS Dienstmädchen weckte, weil Frau Kammsetzer um 5 Uhr von einer Reife aus Dresden zurückkehren sollte. Kammsetzer stand auf und chickte da« Mädchen zur Bahn; er selbst blieb in der Wohnung Nürnberger Straße 30 zurück, trank noch eine Flasche schweren Burgunder und schoß sich dann, auf dem Sofa sitzend, eine Kugel durch die Schläfe. Er hatte gut gezielt, denn der Schuß muß sofort Len Tod herbeigeführt haben. Als Frau Kammsetzer die Wohnung mit ihrem Bruder, der aus Dresden mitgereist war, betrat, um ihren Mann zu begrüßen, sand sie ihn im Herrenzimmer blutüber- trömt liegen. Die bedauernswerte Frau brach an der Leiche tröst- los zusammen .... Im Januar und Februar dieses Jahres waren in dem Artisten- ächblatt zwei Artikel erschienen, „Immer Lustik" und „Scherz und Ernst" überschrieben. I» dem ersten hieß es unter anderem in Bezug auf den Direktor des Wintergartens: „Wer kann es ihm wehren, wenn ihn sein Blut, sein Temperament, seine Begeisterung für das Schöne in jene Rendezvous der Lebe welt lockt, wo Sektpfropfcn knallen und sengende Strahlen aus dunklen Frauenaugen blitzen? Wer wird einen Stein auf ibn werfen, wenn er in diesen olympischen Regionen auch die BaUeleusen eines Etablissements aus dem überfchäumenden Nektarbecher der Lebensfreude nipven läßt? König „Immer Lustik" haßt schwer mütige« Grübeln und pedantisches Ueverlegen, mit dem gewöhn- liche Spießbürger sich abgeben." Aber nicht die direktoriale Liebe jn seinen weiblichen Mugltedern wurde Kammsetzer von dem Schreiber des Artikels zum Vorwurf gemacht; er wurde beschuldiat, daß er „dann und wann auch in Geldnöten gewesen sei und in diesem Stadium schon Leute angeborgt haben oll, die in gewisser Abhängigkeit von ihm standen. . ." Es wurde ihm weiter zum Vorwurf gemacht, daß er „schwer bezecht dir Internationale Artistenloge arg beschimpfte", daß er „noch weniger nüchtern war", als ihn ein Journalist in einem Restaurant wegen eines Benehmens zur Rede gestellt hatte. Es sollen sogar, heißt cs, „auf Dienstreisen, die der Prüfung »euer Nummern galten, noch seltsamere Fälle passiert sein: Abfällige Urteile über neue Nummern am BariSt«, deren Besichtigung der alkoholfreundliche Direktor einfach — verschlafen hatte." Auf alle diese Angriffe hatte Direttor Kaminsetzer nicht geant wortet, trotzdem er eine Erwiderung hätte finden müssen. Denn 8 53 der Gewerbeordnung schreibt vor, daß die Konzession zurückgezogen werden kann, wenn aus Handlungen oder Unterlassungen des In habers der Mangel derjenigen Eigenschasten klar erhellt wird, welche bei Erteilung der Konzession vorausgesetzt werden mußten. Nach dem Tatbestand der Tinge hätte Direktor Kammsetzer fürchten müssen, daß ibm die Konzeision, die es ihm ermöglichte, die Direktion im Wintergarten zu führen, entzogen werben könnte. So lauge aller dings das Gericht sich mit dieser Angelegenheit nicht beschäftigte, konnte der verantwortliche Dezernent am Polizeipräsidium auch nicht die Äonzessionsentziehung beantragen. Vor der Einmischung der Gerichte hatte aber Direktor Kammsetzer begreifliche Scheu. So wurden nach und nach die Verhältnisse für den Beschul digten unhaltbar. Kammsetzer hat wobl seine Schuld eingesehen, denn er hat unlängst bei der Internationalen Artistenloae um Verzeihung gebeten. In der Generalversammlung sollte ihm, so verlautet, ein neuer Vertrag zur Unterschrift vorgelegt werden, in dem ausdrücklich bestimmt war, daß die Gesellschaft sofort ihrer Pflichten entbunden sein würde, wenn Kammsetzer auch nur einmal Exzesse begehen sollte. Auf diese Eventualität war Kammsetzer nicht gefaßt, er glaubte vielmehr, wie oben bemerkt, daß er seines Amtes sogleich enthoben werden sollte. Alle Vorhaltungen seiner Freunde hatte er in die Luft geschlagen. „Js ja alles ganz egal", äußerte er oft: „Lange habe ich so wie so nicht mehr zu leben." Und er trank wieder und wüstete weiter. So hatte er sich selbst zu Grunde gerichtet und seinen Untergang beschleunigt. . . . Gustav Kammsetzer entstammte einer der besten Familien Dresden«. Sein Vater war RatSzimmermeister, und sein Bruder nimmt ebenfalls eine geachtete Stellung in der sächsischen Haupt- stadt ein. Auch seine Mutter, eine 77 jährige Frau, lebt noch in Dresden. Kammsetzer- Gattin ist Käthe Bast«, eine Schwester der berühmten Dresdener Hofschauspielerin Char lotte Bast«. Käthe Bast« war vor ihrer Verheiratung ebenfalls schauspielerisch tätig, so am Lessing-Theater, wo sie in Sudermanns „Sodoms Ende" die Rolle des „SonnenscheinchenS" gespielt hat. Bevor Kammsetzer die Direktion deS Wintergartens übernahm, war er Leiter des Zentral-Theaters in Dresden. Er verließ seine Stellung, als ihm dort sein Inspektor nach und nach 12 000 unterschlagen hatte. Dadurch wurde die Stellung Kammsetzers seiner Gesellschaft gegenüber unhaltbar, da der Direktor eines solchen Unternehmens etwas bester auspassen mußte. Bor seiner Dresdener Zeit wär er Mitdirektor des Breslauer Lobe- Theaters und später Leiter des Theaters aus Helgoland. Er bezog im Wintergarten ein bedeutendes Gehalt, zu dem noch die Tantieme lam. Di« Gesamtsumme war derart, daß er sehr gut hätte auskommen können. Allein das Leben, da« er führte, verschlang viel mehr als er besaß, und so kam es, daß er sich oft in Geldkalamitäten befand. Die Beziehungen zu den bril- lantengrschmückten Bari«t«sternen kamen eben ziemlich teuer zu sieben, und auch auf den EngagementSreisen wurde das mehr als flotte Leben weitergeführt. Ueber die Neubesetzung der Direktorstelle verlautet, daß dafür unter anderen Klein-Leipzig und Mellini-Hannover in Bettacht kommen; man spricht auch davon, daß Direttor Dorn wieder sein alte« Amt übernehmen würde. — Ter Bankbuchhalter Olle in Bordeaux hat sich dem Gericht gestellt und die Ermordung seiner Gattin und seiner beiden Kinder bekannt. Das Bekenntnis hat sich als wahr erwiesen. Olle hatte Gelder veruntreut, er wollte schließlich das Haus anzünden und in den Flammen sterben, wozu ihm dann der Muth fehlte. Letzte Depeschen und Kernlprechrneldungen. 2. Dresden, 12. April. (Eigene Meldung.) Tie Erste Kammer -es Landtages verabschiedete heute den Etat des Departements der Finanzen, genehmigte den Bericht über die Inventur der AlterS- rentenbank und erledigte mehrere Petitionen. Im Laufe der Verhandlung sprach der Präsident Dr. Grat von Könneritz dem Finanzminister namens der Finanz deputation der Kammer das vollste Vertrauen aus. — In derZweiten Kammer wurde der Etat des staatlichen Fernheizwerkes erledigt. Tine Petition um Vermehrung der Apotheken-Neuanlagen ließ die Kammer auf sich beruhen. Tie Petition der K l e i n m ü ll e r umTinführung einer Betriebs- und Um- Dienstag, 12. April 1904. fotz st euer für Grotzmühlen rief eine lebhafte umfangreiche Debatte hervor. Schließlich wurde mit 45 gegen 21 Stimmen beschlossen, die Petition der Regie- rung zur Kenntnisnahme zu überweisen. t's. Dresden, 12. April. (Eigene Meldung.) Vor dem hiesigen Landgericht wurde heute abermals ein Buch - macherprozeß verhandelt. Des gewerbsmäßi- gen Glücksspiels und der Stempelsteuer- Hinterziehung hatte sich der Inhaber eines hiesigen Wettbureaus, August Hermann Fritzsche, zu verant- Worte». Er hatte besonders sogenannte kleine Leute aus gewuchert und war regelmäßiger Besuäier der Rennplätze von Karlshorst und Frankfurt a. M. Von auswärts an- genommene Beträge auf Wetten legte er am Totalisator überhaupt nicht an. Tas Urteil lautete auf 6 M o n a t e Gefängnis und 300 Geldstrafe. * Dresden, 12. April. Das Oberkrlegs- gericht des XII. Armeekorps verwarf in er hcutigen Sitzung die vom Gerichtsherrn des Ritt meisters a. D. Huvfelo vom 1. Ulanen-Regiinent Nr. 17 eingelegte B e r u f u n g, so daß Hupfeld die ihm wegen Zweikampfes zuerkaiinte Festungshaft von 6 Monaten verbüßen wird. * Berlin, 12. April. Dem Abgeordneten- Hause gingen die fünf wasserwirt schaftlichen Gesetzesvorlagen zu; vier betreffen Vorflutfragen, die fünfte Schiffahrts- anlagen. Tie erste Vorlage betrifft die Hoch wässer der Oder, Havel und Spree. Die zweite führt den Titel: Gesetzentwurf, betr. Maßnahmen zur Verhütung von Hochwassergefahren in der Provinz Brandenburg und im Havelgebiete der Provinz Sachsen. Die dritte Vortag», betrifft Maßnahmen zur Regelung der Hochwasser-, Deich- und Vorflutverhältnisse an der oberen und mittleren Oder. Die vierte Vorlage betrifft die Freihaltung des Ueberschwemmungsgedietes dec Wasserläufe und soll im wesentlichen für den ganzen Umfang der Monarchie er lassen werden. Die fünfte Vorlage ist ein Gesetzentwurf, betr. Herstellung und Ausbau von Wasserstraßen für einen Schiffahrtskanal voin Rhein nach Hannover, und zwar von Ruhrort bis zum Dortmund-Ems-Kanal in der Gegend von Herne. le. Berlin, 12. April. In der heutigen Sitzung de? Bundesrates wurde der Antrag Preußens, betreffend den Entwurf eines Gesetzes über die Wetten bei öffentlich veranstalteten Pferderennen, den zuständigen Ausschüssen überwiesen. ks. Bochnm, 12. April. Wie der „Märkische Sprecher" meldet, kamen hier drei neue Pockenerkran kungsfälle, sowie ein pockenverdächtiger Fall vor. Das Generalkommando ordnete für den Stadt- und Landkreis Bochum denAuSfall der Kon trollversammlungen an. ls. Trient, 12. April. In Mezzana im Sulztal wurden durch eine Feuersbrunst zwei Kirchen und 20 Häuser zerstört. Zwei Menschen büßten dabei das Leben ein. * Pari«, 12. April. Der Generalrat der unteren Loire, der in Nantes tagte, beschloß, daß das ChristuSbild vom Schwurgericht in Nantes in den Sitzungssaal des Generalrates gebracht und dort auf gehängt werde. In Rennes forderten zahlreiche Advo katen die Bevölkerung auf, auS Anlaß der Entfernung der Kruzifixe aus den Gerichtssälen einer feierlichen Süynemesse beizuwohnen, die von dem Kardinal Laboure zelebriert werden soll. — Las Gerücht, daß Oberst Marchand dem Ministerpräsidenten, der zur Zeit einstweilig den Kriegsininister vertritt, sein Ent» lassungsgesuch eingereicht habe, wird von ein zelnen Blättern als unrichtig bezeichnet, von anderen dagegen bestätigt. * Malta, 12. April. Der Kaiser begab sich heute vormittag an Land und sah den U e b u n g e n an Feld geschützen und den gymnastischen Uebungen der Matrosen zu. Der Kaiser nahm die neuen Dock- und Wellenbrecher in Augenschein und frühstückte im Land hause des Admirals Domvile. — Es besteht die Ab sicht, heute abend 10 Uhr nach Syrakus zu mehr tägigem Aufenthalt in See zu gehen. * London, 12. April. Die „TimeS" melden au« Niutfchwang vom 8. d. M.: In der ganzen Süd mandschurei sind durch starke Regenfällc die Eisen- bahnnen überschwemmt und die Straßen unwegsam. Die Feldteleqraphen sind unterbrochen, der Verkehr durch da- Land ist lahmgelegt. t«. Petrogawlowsk, 12. April. Die Einberu fung der Landwehr der erstenKategorie des sibirischen Militärbezirks ist auf kaiserlichen Befehl bis zum 14. Juni verschoben worden, um die Aus saat zu ermöglichen. ks. Port Arthur, 12. April. (Russische Telegraphen- Agentur.) Infolge der Beschädigungen der Telegraphen durch Regengüsse war der Telegraphenverkehr einige Zeit unterbrochen. In der Nacht von: 10. April traf Groß- fürst Boris Wladimirow it sch hier ein. In der Osternacht wurde allgemein ein neuer Angriff der Japa ner erwartet. Daher wurden energische Schutzmaßregeln getroffen. Vizeadmiral Makarow, welcher allnächt lich die getroffenen Vorsichtsmaßreaeln persön lich überwachte, verbrachte die Osternacht auf einem Wackftboot. Die Truppen verlebten das Osterfest in ihren Positionen in gehobener Stim- mnng. Heute kehrte dos Geschwader, aus allen großen Schlachtschiffen und Torpedobooten bestehend, das zu einer Krenztour weit in See gegangen war, in den Hafen zurück. Spielplan der Leivüiser Stadttheater. N««e» Theater. Mittwoch, 13. Aprll: 100. Abonnem.-Vorstellung (4. Serie, braun): Große romantische Oper in 3 Akten von Rich. Wagner. Opern-Preise. Anfang 7 Uhr. Alte» Theater. Mittwoch, den 13. April: Gaftspul »e« Kal. Hofschauspielers Herr» Lrn»t AMsr vom Kal. Hosthealer t» Berit». Posse mit Gesang m 3 Alten von H. Wilken und O. Justinu». Anfang ' ,8 Udr. Spielplan des Lcipzisier Schauspielhauses. Mittwoch, 13. April, abend« 7'/, Uhr: 34. Mittwoch-Abonnement. -V Gastspiel kett* Äukvelatwker. Volksstück in 3 Akten von Viktor L«on. Leitung: Adolf Schiebt. Verantwortliche Redakteure: Für deutsche Politik Or. tzrtedrich Purlitz, für auswärtige Politik Emil Hnhle, für sächsische Angelegenheiten Rudolf SzallieS, füi Feuilleton Paul AschorUch, für den niuiiknlischcn Teil Heinrich Zöllner, für Sport Jnliu« Haarfeld. Verantwortlich für den Inseratenteil Emil Abigt. Sämtlich in Leipzig. Hierzu eine Beilage.
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