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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.08.1904
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-08-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19040808016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904080801
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904080801
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-08
- Tag1904-08-08
- Monat1904-08
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Nr. 400. 98. Zahrq. Sieg 30:10, Platz 13, 10, 29:10. Ferner Uesen: „Accorte", „Edna", „Colin", „Lerida", „Gaya", „Couronne, „Generosa". — II. Prix de la Soctöts Sportive d'Encouragement 4000 Frcs. Dtst. 2500 w. „Chaldrö" «Bellhouse) 1., „Pa- quite II." 2., „Tara" 3. Tot.: Sieg 97:10, Platz 36, 30:10. — III. Prix de la Bille de Caen 4000 Frcs. Dist. 2300 m. ,,Abilöne"(Beaume) 1., „LaTartine"2., „Rvyalty"3. Tot.: Sieg 244:10, Platz 73,19:10. Ferner liefen: „Cvainp de Mars", „Zingara . — IV. Prix de Premiers Pas 3000 Frcs. Dist. 900 in. „DSmetrius" (Bellhouse) 1., „Antipole" 2., „Oronge 3. Tot.: Sieg 71, 27, 19, 34. Ferner liefen: „Premier Pas", „Avant Garde", „Franceur", „Le Meteore", „Pöterhof", „Fed des Aires". — V. Prix de la Socists d'Encouragement 10000 Frcs. Dist. 3000 w. „Nature" (Bellhoufe) 1., „Grand Luc" 2., „Bou- deuse" 3. Tot.: Sieg 12:10, Platz 10, 10:10. Ferner lief: „Wan- lon". — VI. Steeple Chase. Preis 4000 Frcs. Dist. 4500 m. .Hexametre" (Atkinsou) 1., „Bespetro" 2., „Luchon III." 3. Tot.: Sieg 45:10, Platz 16, 74:10. Ferner liefen: „April", „Nemnon", „L'Aurore II.", ,Mrrira". Rennen r» Vichy am 7. August. (Eigene Meldung.) I. Prix de la Source de L'Hopital 2500 Frcs. Dist. 900 m. „Tempsö" (Pelorbe) 1., „Gig Dancer"2., „Stamboul"3. Tot.: Sieg 40:10, Platz 20, 21. 4 Pferde liefen. — II. Prirde la Socivtü Sportive D'Encouragement 4000 Frcs. Dist. 2000 m. „For Ever" (Bartholemeus) 1., „Red River" 2., „Mitte" 3. Tot.: Steg 16:10, Platz-54, 19:10. 5 Pferde liefen. — III. Grand Prix du Cercle International 4000 Frcs. „Gouvernant" (I. Rausch) 1., „Rataplan" 2. Tot.: Sieg 24:10, Platz 23, 31:10. 7 Pferde liefen. — IV. Prix de la Socists D'Encouragement 3000 Frcs. Dist. 2000 m. „Martagny" (L. Robert) 1., „Madame" 2., „Oasis" 3. Tot.: Sieg 16:10, Platz 13, 19:10. 6 Pferde liefen. — V. Prix de la «ocistS des Steeple Chase de France 3000 Frcs. Dist. 3400 m. „Moulin Neuf'^ (Atkinson) 1., „Gormantzar" 2., „Vitellius II" 3. Tot.: Sieg 17:10. Rennen zu Ostende am 7. Angust. (Eigene Meldung.) Grand Criterium. Preis 40000 Frcs. Dist. 900 m. „Mödee" (Heappy) 1., „Lecteur" 2., „Rievaulx" 3. Wetten: 8:1, 2:1, 4:1. Rennen zu Lewes am 6. August. (Eigene Meldung.) I. Lewes Handicap. Preis 10000 Dist. 2400 m. „Pride-Pegaway" (Dillon) I., „Hay" 2., „Airjhip" 3. Tot.: Sieg Wetten: 7:2. 7 Pferde liefen. — II. Coombe Plate. Preis 2000 ./L Dist. 1000 m. „Capelle" (W. Griggs) I., „Slinkaway" 2., „Ebbcefleet" 3. Wetten: 10:1, 10:1, 100:7. 3 Pferde liesen. — III. „ HamseyWe 1 ter - Handicap. Preis 2000 Dist. 1600 m. „Tamash a^' (Paravicini) 1., „Priam" 2. Wetten: 7:4. 2 Pferde liefen. — IV. M vunt Harry Plate. Preis 2000 Dist. 1000 m. „Mariella" (D. Mäher) 1., „Grey Toe" 2., „Moods" 3. Wetten: 100: 15, 6 :1, 100 : 8. 3 Pferde liefen. — V. Southdown Club W. Pl. Preis 2000 Dist. 2000 m. „Euskaro" (Fenton) 1., „Buller" 2., „tkrndal Green"3. Wetten: 7:1. 4 Pferde liefen. — VI. Priory Stakes. Preis 4000 ./l Dist. 10M m. „Renaissance" (W. Griggs) 1., „SweetHart"2., „Coy Duck" 3. Wetten: 6:4, 7:4 auf 100 : 8. 10 Pferde liefen. Rennen zu „Haydock Park" am 6. August. (Eig. Meldung.) Haydock Holiday-Handicap. Preis 8000 Dist. 2000 m. „Morgendale" (G. Mc Gall) 1., „Pam" 2., „Rojanno" 3. Wetten: 4:1. 7 Pferde liefen. Tas (Gothaer Meeting schließt heute mit dem zweiten Tag, als dessen Attraktion die klassische Steeple-Chase des Seebach- Memorials auf dem Programm steht; allem Anschein nach wird dieses Handicap-Herrenreiten über 6000 m, dotiert mit einem wert vollen Ehrenpreis und 8400 ./l, in diesem Jahr aber äußerst schwach bestritten werden, da „Elsdale" und „Zinshahn nicht laufen werden und zur Zeit nur der Start von „Carlito" und „Bauvillers" feststeht; hoffentlich kommt zu diesem Paar noch das eine oder andere genannte Pferd hinzu, so daß ein der Dotation und Tradition würdiges Rennen zu stände kommt, und nicht eine jener in letzter Zeit sich häufenden Steeplc-Lhases, die mehr humoristisch wie sportlich wirken. Bon Len Ereignissen des legitünen Sports scheint das Herzog Alfred - Rennen (2000 m 5000 eine gute Sache für „Generalin" zu jein, die nach ihrem Hoppegartencr Laufen im Herdinger Rennen „Deutschmeister" erst recht wieder schlagen muß, da sie Len SchmieLerschen Dreijährigen überdies noch um 4 ÜK günstiger trifft. In dem den Tag einleitenden Preis von Jnselbergsür Zwei jährige ist Gradiy durch „Rosenkranz" und „Feinmittel" wohl am chanccnrcichsten vertreten; „Horaz", der bei seinem Debüt im Bebcrbcck-Rennen schon im geschlagenen Felde hinter „Feinmittel" endete, wird auch beute gegen die GraLitzerin keinen Funken Chance besitzen; „Palermo", der wohl schon gestern gelaufen ist, käme für den Platz in erster Linie in Betracht. Im Herzog Ernst- Rennen, einem Herrenreiten (3700 ./L und Ehrenpreis, Handicap über 2400 m) besitzt „Jlonka" die beste Aussicht auf Erfolg, zumal die Grundherrsche Stute, die in Hamburg-Horn erst sehr gut ab schnitt, überdies in Lt. Graf Fritz Röuigsmarck einen überlegenen Reiter im Sattel haben wird; „Fakir IV" und „Liebeslust" werden „Jlonka" am meisten zu schaffen machen. — Im Preis von Friedrichroda (4500 Handicap, 1600 m) kommt der alte Invalide „Coupland" wieder heraus und wird in „Sander", „Florid" und „Lusticus" nur schlechte Pferde zu schlagen haben, so daß der alte Engländer vor einem Erfolg stehen durste. — Der Preis von Waltershaujen, ein HürLen-Rennen, vervollständigt das Programm; „Famos" in seiner guten Form vom Juli sollte hier bald accident gewinnen. —X. XIV. Deutscher Sehactzksngreb in Loburg. In dem Stichkampf um den 1. Preis im Hauptt urnier H., mit welchem zugleich Lie Meisterwürde verbunden ist, wurde heute nach der 5. Partie Neumann-Wien mit -f- 2 gegen Bidmar- Wien -l- 1 Sieger. Zwei Remispartien wurden nicht gerechnet. Neben Neumann haben auch die I. Sieger in den Hauptturnieren L und 0', Fahrni-Hannover und Trzpiorka-Berlin, die Be rechtigung zur Teilnahme an den Meisterturpieren des Deutschen Schachbundes erhalten. Meeresträumerei. Non Me ta Tolgsdorf. Nachdruck verboten. . Der Iuniabeud senkt seine garten Schleier auf das Meer. Im Westen ist der Horizont in leuchtende Gluten getaucht, und goldene Lichter spielen zitternd auf den Wellen. Himmel und Meer scheinen zu verschmelzen in der strahlenden Farbenpracht. Ich schlendere langsam den Strand entlang, tosend brechen sich die Wellen zu meinen Flitzen. Ungebärdig schäumen sie auf und zerfließen still wieder in der Un endlichkeit. In grossartiger Monotonie dasselbe Spiel — dasselbe Lied. Ich lausche der urcwigen Melodie und ein seltsamer Zauber fatzt mich an. Mir ist's plötzlich, als tlängen dleselben Melodien auch in meiner Seele, als enthüllten sie mir ein Zauberland, in dem ich nie gelebt und das doch meine Heimat ist. Eine heilige Stille ist in mir, schrankenlos weitet sich meine Seele und breitet die Schwingen aus, hinzufliegen über Länder und Meere — der Heiniat zu. Vergessenheit, die ich — ach so lange, lange — ersehnte, umfängt mich. Mir ist's, als hätte ich mein Leben vor unendlich langer Zeit schon einmal ge lebt. Schemenhaft steigen verblaßte Bilder vor mir auf. Schattengleiche, leblose, farblose Gestalten. Und mich selber sehe ich gleich den andern aus weiter, weiter Ferne. Mein Menschenöascin rollt sich vor mir auf mit allen seinen Höhen und Tiefen, Qualen und Seligkeiten. Aber alles so flüchtig, so vergänglich. Was einst die Tiefen meines Wesens ausgerüttelt hat, erscheint mir wie ein Kinderspiel, denn in mir ist Ewigkeit — Nirwana. — Träumend schweifen meine Blicke in die Weite, über die schimmernde Mceresfläche und die gelben Dünen, die sich in scharfen Konturen vom Abendhimmel abheben. Eine weitze Möwe steigt vor mir auf, lautlos gleitet sie durch die Luft und verschwindet in der blauen Ferne meinen Blicken. Die Wogen rauschen das alte Lied, ich bin allein mit meinem geliebten Meer. Einsamkeit ist nur um mich und in mir. Doch nein, was ist das? Was sehe ich? Dort — eine kurze Strecke vor mir — sitzen zwei Menschen. Ich blicke genauer hin. Es ist ein Jüngling und ein Mädchen, sie fitzen eng aneinander geschmiegt. Mit einem Schlage ist der Zauber von vorhin zer- stoben. Wo sind so plötzlich die Ewigkeitsträume hin? Leipziger Tageblatt. Montag, 8. August L90t. Die große Stille in mir entflieht, ich fühle mich wieder als suchender, sehnender, irrender Mensch. Das un endliche Reich irdischer Wonnen und Leiden enthüllt sich plötzlich wieder meinen Micken. Das qualvolle Glück und die glückvolle Qual der Liebe sehe ich als das eigent lichste Wesen alles Menschlichen. Wie gebannt hängen meine Blicke an den beiden da vor mir. Sie ver körpern mir jetzt alle Lust und Seligkeit und allen Schmerz des Lebens. Zwei, die sich lieb haben. — Sie sehen alltäglich aus wie tausend andere auch. Er ist ein lang auf geschossener Bursche mit halb gutmütigem, halb arro gantem Gesichtsausdruck, wie er diesem Alter eigen ist. Sein Mädchen ist ein herziges, frisches Ding mit dunk lem, krausen Gelock und Grübchen in den Wangen. Er hat seinen Arm um sie geschlungen, so sitzen sie und sehen mit verträumten Micken aufs Meer. Hin und wieder ein Jneinandertauckien der Blicke, dann wieder beseligendes Schweigen. Ich bin längst in den Hintergrund getreten, damit ich sie nicht störe. Jetzt setze ich mich — halb ver steckt von einem Fischerboot, das auf dem Strande liegt — und blicke hin und wieder verstohlen zu ihnen hin über. Ein Abglanz dieses jungen Glückes hat auch mich getroffen. Ich Weitz ja, daß diese beiden Kinder den ersten Liebestraum träumen. Ich sehe es an ihren glückstrunkenen Augen. Da — jetzt ein spähender Blick nach rechts und links — er hat mich nicht entdeckt. Und dann zog er das junge Mädel an sich und küßt es — wieder und immer wieder. Nun fangen sie an zu schwatzen. Halb abgerissene Laute dringen an mein Ohr, ich kann nichts verstehen. Aber ich weiß ja Ach, auch ich war einst so jung und so gläubig und glücklich. So ist nur die erste Liebe. Was weiß sie von den Rätseln und Abgründen der Menschenseelei Sie glaubt alles, sie hofft alles und steht doch immer am Abgrunde der Erkenntnis. Mich erfaßt ein tiefes Grauen vor dem Leben. Ist denn alles Glück nur Illusion? Muß man denn so un erfahren sein wie diese Kinder da vor mir, um gläubigen Herzens den süßen Wonncrausch der Liebe genießen zu können? Aber dann ist ja alles — Sehnsucht und Hoffnung — nichts als ein töricht süßer Kindertraum. — Wirklich alles nur Wahn? Ach, dann heißt wissen ja verzichten. Und die ungestillte Sehnsucht unseres Lebens? Soll sie ewig unstillbar sein? Ein lautloses Schluchzen durchzittert mich. Mir ist es plötzlich, als müßte ich die Arme ausbreiten und ein geliebtes Wesen an mich reißen, ehe es mir entflieht, ehe ich es ganz verloren habe. Da blicke ich auf. Ich bin allein. * * * . Die Schatten des Abends sind tiefer gesunken, die leuchtenden Farben sind verschwunden. Dunkel und endlos dehnt sich die weite Meeresfläche vor mir aus. Ich stehe auf. Mich friert. In die dunkle Einsam keit tönt die wilde Brandung der bewegten See. Die beiden jungen Menschen sind längst ausgestan den, sie gehen eng verschlungen über die Düne. Ihre Gestalten verlieren sich in der Dämmerung. Mir ist's, als zöge alles Licht, alles Glück mit ihnen. Und ich bin im Dunkel. Müde und traurig trete ich den Heimweg an. Hur aller Mit. --- Was Fürsten wiegen. Das „Berl. Tagebl." schreibt: Im Dresdner Zeughause stand in früheren Zeiten eine Wage, die dazu benutzt wurde, fürstliche Familien und hohen Besuch, die am Dresdner Hofe Einkehr hielten, zu wiegen. Ein besonderes Wägebuch hielt die Ergebnisse fest. Einzelne interessante Nachrichten davon vom Anfänge des 18. Jahr hunderts geben die „Sachs. Provinzialblätter" von 1798. Nach ihnen wog August der Starke am 12. Mai 1714 im Alter von 42 Jahren 260 Pfund. In den folgenden 10 Jahren hat seine Schwere jährlich etwas abgenommen, von 1722 ab steigt sie wieder langsam, so daß er am 26. Oktober 1732 220 Pfund wog. Die polnischen Wirren scheinen also auch auf die Natur dieses Riesen, nicht bloß auf den Geldbeutel des Sachsenlandes, eingewirkt zu haben. Wenig bekannt ist, daß sein Sohn, August III., schon als Kur prinz im Alter von 22 Jahren (am 15. April 1719) den statt lichen Vater übertraf. Er wog die Kleinigkeit von 276 Pfund, dann nahm er ab. Daß ihm die Bürde des Königs- und Kurfürsten thrones bekam, beweist, daß er vier Jahre nach der Thron besteigung (24. Juli 1737) das Gewicht von 293 Pfund er reichte. Er ist unter allen in das Wägcverreichnis ein geschriebenen fürstlichen Personen die gewichtigste. Als im Januar 1735 Friedrich Wilhelm I., König von Preußen, in Dresden war, wog er 230 Pfund. Eine riesige Persönlich keit muß auch der Erbprinz Ludwig von Württemberg ge wesen sein, der am 13. Mai 1735 im jugendlichen Alter von 21 Jahren das ansehnliche Gewicht von 283 Pfund batte. Die Liste weist außerdem eine ganze Anzahl anderer Personen, Staatsmänner, Offiziere und Geistliche auf. Wie genau man es nahm, bezeugt, daß man dieselben Personen oft vor mittags und nachmittags wog, um zu erforschen, was die Mittagsmahlzeiten für Gewichtsunterschiede bewirkten. Ein wahres Monstrum muß ein General, Graf v. Kastell, ge wesen sein. Er wog am 29. Juni 1721 211 Pfund und nahm in 8 Jahren 150 Pfund zu, so daß er am 30. De zember 1729 mit 360 Pfund eingezeichnet ist. Schon aus dieser Aufzeichnung kann man schließen, daß diese Jahre Friedensjahre waren. (Wdhlt.) --- Tie Entstehung des Camembert ist neuerdings von Professor Linket einer wissenschaftlichen Untersuchung unter zogen worden. Der Camembert-Käse heißt nach dem gleich namigen Ort, wo er zuerst im Jahre 1791 von Marie Fon taine hergestellt wurde. Später bat seine Fabrikation ent sprechend seiner zunehmenden Beliebtheit einen großartigen Aufschwung genommen, und jetzt werden auch schon in Deutschland außerordentlich wohlschmeckende Nachahmungen hergestellt. Das Wichtigste für die endgültigen Eigen schaften eines Käses ist seine Reifung. Dabei kommen zwei Vorgänge in Betracht, einmal die Auslösung oder Verflüssigung des Käsestoffs (Caseins) und die Um wandlung dieses Stoffs in Ammoniak. Diese beiden Er scheinungen sind zum ersten Mal von dem Chemiker Duclaux in ihrer Bedeutsamkeit nachgewiesen worden, und zwar damals am Fromage de Brie. Derselbe Forscher stellte auch fest, daß bei der letzteren Käsesorte eine Art von Klein wesen, die den Namen Tyrothrix erhalten bat, die Haupt rolle darin spielt. Lindet hat nun ermittelt, daß beim Camembert diese beiden Vorgänge einander folgen. Dasselbe ist übrigens auch bei dem bekannten Käse von Port de Salut und beim Schweizer Käse der Fall, wo sich die Vorgänge aber langsamer vollziehen als beim Camem bert und auch weniger vollständig zum Abschluß kommen, weil dort der Käseteig trockner und weniger sauer ist, welche Eigenschaften für die Entwicklung der bei der Reifung des Käses mitwirkenden Mikroben hinderlich sind. Bald nachdem der Camembert ii. die gewünschte Form gebracht ist. erreicht er einen bestimmten Gehalt an Buttersäure, der während der ganzen Reifung auf gleicher Höhe bleibt. Gleichzeitig sättigt er sich immer mehr mit Ammoniak. Milchsäure wird dabei entgegen der früheren Annahme nicht gebildet. Der Schweizerkäse dagegen entwickelt während seiner Reifung auf Kosten des Käsestoffs gewisse Fettsäuren, darunter auch Milch säure, durch deren Gärstoffe übrigens die Verflüssigung deS Käse- stoffs beim Schweizerkäse bewirkt wird. Die Bildung dieser Säure geht gleichzeitig mit der Erzeugung deS Ammoniaks vor sich. DaS fadenförmige Aussehen, das der Teig des Schweizer Käses anaimmt, wenn man ihn in warmes Wasser von 4b—50 Grad legt, rührt nicht von einem besonderen Zustand deS Käsestoffs her, sondern von dem Säuregehalt des Käse- teigS. Wird dieser durch weiteren Zusatz von Ammoniak gehoben, so verliert auch der Schweizer Käse seine faserige Eigenschaft, die der Camembert überhaupt nicht besitzt. Anderseits tritt sie auch beim Camembert hervor, wenn man diesem an sich ammoniakalischen Käse Milchsäure hinzusügt. Die frühere Lehre, daß der Fettstoff im Käse an der Reifung teilnimmt, beruht ans einem Irrtum. Wiederholte Depeschen <tn der Poftauflage noch nicht abgedruckl). Geschenk de» deutschen Kaiser» an den König von Dänemark. * Kopenhagen, 6. August. Der deutsche Gesandte v. Schön hat dem Könige vorgestern ein Gemälde der Maler Noster und Bohrdt als Geschenk des deutschen Kaisers überreicht. Dasselbe stellt Kaiser Wilhelm in dänischer Admiralsuniform auf Deck eines Linienschiffes dar. Im Hintergründe ist die Kopenhagener Reede mit der „Hohenzollern" und mehreren Kriegsschiffen sichtbar. Abfahrt eine» Lr«pxentran»p»rt» für Südrveftafrika. Hamburg, 6. August. Unter zahlreicher Be teiligung des Publikums erfolgte heute abend 9 Uhr auf dem Dampfer „Wittekind" die Abfahrt des Truppentransports für Südwestafrika. Großer Meer- und Heidebrand. * Seegeberg, 6. August. Ein großer Moor- und Heidebrand wütet feit gestern abend bei Hasenmoor. Das Feuer hat bereits einen Umfang von 120 Hektar angenommen. Sämtliche benachbarten Ortschaften wurden telegraphisch um Hülfe gebeten. Militär ist ebenfalls telegraphisch re quiriert worden. Slawische Parallelklassen an deutschen Lehrerbildungs-Anstalten. Wien, 6. August. (Eigene Meldung.) Laut eines CommuniquSs erschienen in Äusführung des Befchlusses des Vollzugsausschusses der deutschen Parteien die Abgeordneten Groß und Derschatta bei dem Ministerpräsidenten v. Körber, um ihm zu erklären, die deutschen Parteien erblickten in der Er richtung slawischer Parallelklassen an den deutschen Lehrerbildungs - Anstalten Schlesiens eine Erfüllung unberechtigter slawischer Wünsche auf Kosten der Deutschen. Die Deutschen müßten in diesem Falle in Bezug auf ihre Stellung zur Regierung ihre Konsequenzen ziehen. Der Minister präsident erklärte, seine bisherige Geschäftsführung biete genügende Belege für den Grundsatz der Regierung, die politische Stellung keiner Nationalität zu tangieren oder tangieren zu lassen. Die Regierung könne in der Errichtung slawischer Parallelklassen eine Bedrohung der Deutschen nicht erblicken; sie sei bemüht gewesen, die nationalen Leidenschaften von der Ange legenheit fernzuhalten, was sie auch die Deutschen zu tun bitte. Das Communiqu6 besagt schließlich, die beiden Vertreter der deutschen Parteien hätten sich darauf beschränken müssen, die Antwort des Ministerpräsidenten zur nicht befriedigenden Kenntnis zu nehmen. Amerikanische Schiffe nach -en türkischen Gewässern. * Washington, 6. August. Das europäisch eGe- schwader der Vereinigten Staaten hat Be- fehl erhalten, nach den türkischenGewäfsern ab zugehen. * Washington, 6. August. (Reuter-Meldung.) Die Befehle, sich mit dem europäischen Geschwader in die türkischen Gewässer zu begeben, sind an Kontreadmiral Jewell ergangen, der mit den Schiffen „Olympia", „Baltimore" und „Cleveland" in Nizza liegt. Bestimmungsort ist Smyrna wegen der direkten Verbindung mit Konstantinopel. Letzte Depeschen und AernsprechmeL'dungen. Schwerer Eisenbahn-Unfall. * Zittau, 7. August. (Eigene Meldung.) Heute nach mittag 2 Uhr stießen zwei Personenzüge der Zittau-Oybin-Ionsdorfer Eisenbahn unweit Bahnhof Äertsdorf zusammen. 15 Personen wurden teils schwer, teils leichtverletzt. Der Material schaden ist groß. Galanteriewarenhändler Muen - nich starb auf dem Transport. Die Schuld trägt zweifellos der Bertsdorfer Stationsvor stand, welcher, wie verlautet, den Zug zu zeitig a b l i e tz. Gerettete Bergleute. * Alfeld, 7. August. Den vereinten Anstrengungen der Löschmannschaften gelang es gestern nachmittag, den durch die Trümmer des niedergebrannten Fördcrturms versperrten Schachtausgang des Kaliwerks der Gewerk schaft Desdemona freizulegen, so daß die in dem 700 m tiefen Schacht befindlichen 25 Bergleute mittels Steig eisen aufsteigen konnten; nach IV2 Stunden waren alle ohne erhebliche Verletzungen ins Freie gelangt. Feuersbrunst. * Pest, 7. August. Im Magazin einer hiesigen Tabakfabrik im neunten Bezirk entstand gestern nach- mittag ein Brand. Der Schaden beträgt ungefähr zwei Millionen Kronen. Der Mörder splehwe» bekannt. * Paris, 7. August. Nach einem Telegramm des „Echo de Paris" aus Petersburg soll die Persönlichkeit des Mörders des Ministers Plehwe jetzt fest gestellt sein; gestern seien zwei der Mitschuld verdächtige Personen verhaftet worden. Der russisch-japanische Krieg. * Petersburg, 7. August. Ein Telegramm General Kuropatkins an den Kaiser vom 6. August besagt: Am 5. August wurde auf der Slldfront eine Rekognoszierung unternommen. Unsere Geschütze beschossen und zerstörten das Torf Gantchiuantsi, 18 Werst nordöstlich von Niu- tschwang, von wo der Feind in der Stärke von 2 bis 3 Schwadronen und einigen Kompagnien eilig unter Zu rücklassung der Lasttiere, eines Teils des Gepäcks, der Munition und der Kessel mit dem kochenden Essen floh. Die Geschütze beschossen den abrllckenden Feind. Gleich zeitig vertrieben die Kosaken die japanische Kavallerie aus dem Dorfe Denzsiakon. Auf der linken Seite der- > drängte unsere Kavallerie die japanischen Feldwachen aus Toluntschjaia, 5 Werst südöstlich von Gentfjchuantsi. Auf der Ostfront sind keine Veränderungen eingetreten. * Tokio, 7. August. Admiral Togo berichtet: Am 5. d. Mts. abends näherten sich zwei japanische Torpedo bootszerstörer dem Hafeneingang von Port Arthur zu Rekognoszierungszwecken. 14 russifche Torpedobootszer störer liefen daraufhin aus dem Hafen und versuchten die japanischen Schiffe abzuschneiden. Als die Japaner durch einen weiteren Torpedobootszerstörer Verstärkung erhiel ten, griffen sie die Russen scharf an; diese zogen sich hier- auf in den Hafen zurück. Die Japaner hatten keine Ver- lüfte; ob die Russen unbeschädigt in den Hafen zurück kehrten, ist nicht bekannt. Nrurr Kampf vor Port Arthur. Petrrsburg, 7. August. (Eigene Meldung.) Ein Telegramm des Generals Stößel an den Kaiser besagt: Die Truppen haben in einer dreitägigen Schlacht vom 26. bis 28. Juli alle Angriffe der Japaner mit ungeheuren Verlusten für diese zurückgeschlagen. Die Stimmung der Garnison ist eine sehr gehobene. Das Geschwader griff helfend ein, indem es den Feind in der Flanke beschoß. Unsere Verluste an allen drei Schlachttagen zusammen betragen an Toten und Verwundeten etwa 40 Offiziere und 1500 Mann, die der Japaner nach Nachrichten von Chinesen und Gefangenen etwa 10 000. Diese Verluste machten sich bei den Japanern so fühlbar, daß sie nicht einmal ihre Toten und Verwundeten wegschaffen konnten. Petersburg, 7. August. (Eigene Meldung.) Die Ruff. Telegr.-Agentur meldet aus Tschifu: Nach Mitteilungen aus chinesischer Quelle hat am 5. August ein heftiger Kampf vor Port Arthur statt gefunden. Die Japaner wurden mit großen Verlusten zurückgeschlagen. Ihre Verluste sollen über 10 000 Mann betragen, die der Russen etwa 1000. General Stößel leitete persönlich das Gefecht. (Anm. d. Red. Beide Meldungen beziehen sich jeden falls auf dieselben Kämpfe, die Daten in der Stötzelschen Meldung sind solche alten Stils.) Kuropatkin soll avancieren! * Paris, 7. August. Aus Petersburg wird dem „Matin" telegraphiert, Kuropatkin habe Befehl er halten, seine Rückzugsbewegung einzu st eilen und zum Angriff vorzugehen. Der französische Konsularagent in Niutschwang von den Japanern festgenommen! * Paris, 7. August. Der „Matin" meldet aus Tientsin: Wie ein aus Niutschwang eingetroffener Bote dem hiesigen französischen Konsul berichtet, ist der französische K 0 n s ul a r a g en t in Niut- schwang ani Mittwoch abend von den Japanern gefangen gesetzt worden. Der Agent hatte von den Japanern die Freigabe von zwei unter französischem Schutz sehenden Personen verlangt, die die Javaner un gerechtfertigterweise scstgenommen hatten. Als die Ja- paner die Freilassung verweigerten, war eine heftige Auseinandersetzung entstanden, infolge welcher der Kon- fularagent gleichfalls festgenommen wurde. Er benach- richtigte nun den amerikanischen Konsul, der, da er selbst nicht intervenieren konnte, einen Boten an den französi- schen Konsul in Tientsin schickte. Die englische Tibet-Expedition. * Simla, 6. August. Die englische Tibet-Ex- pedition hat am 3. August mittags ohne weitere Kämpfe wohlbehalten Lhasfa erreicht. Attentat ans den Präsidenten von Uruguay. * Montevideo, 7. August. Als Präsident Battle y Ordonez gestern mit feiner Familie durch die Stadt fuhr und eine Straßenecke passierte, explodierte eine Mine, die in einem Tunnel unterhalb der Straße lag, welcher von einem unbewohnten Hause ausging. Das Straßenpflaster und die darüber führenden Straßenbahnschienen wurden aufgerissen, der Präsident und seine Familie blieben wunderbarerweise unverletzt; auch niemand anders kam zu Schaden. Ueber die Ur heber des Anschlags ist nichts bekannt. * Wien, 7. August. Der Musikkritiker der „Neuen Freien Presse", Professor Eduard Hanslick, ist gestern in Baden bei Wien gest 0 rben. * Paris, 7. August. Gruppen von Freidenkern versammelten sich heute nachmittag auf dem Platze vor dem Stadthause und zogen von dort vor das Denkmal Etienne Dolets. Sie sangen die Internationale und riefen: Nieder mit der Geistlichkeit! Sie entfalteten drei rote Fahnen. Als diese von der Polizei weggenommen wurden, kam es zum Handgemenge. * Petersburg, 7. August. Der Verkehrsminister Fürst Chilkow ist nach dem Baikalsee zur Inspizierung der Transbaikal- und der Baikal-Ringbahn abgereist. Die Eröffnung der Ringbahn soll gegen Mitte September erfolgen. — Die Legung eines zweiten Geleises der sibirischen Bahn ist vorläufig vertagt worden; der Ver kehrsminister hat günstige Offerten ausländischer Gesell schaften, die Schienenlegung zu übernehmen, ab gelehnt. Düsseldorf 1902: (Wevo Ueäaiüe LtssksmeclÄlle Ksuptvertried: Lmil Uralt (lud.: Fodunu kritavk, ,^uw Ooläeuan LlLlanteu" Naiastr. 21. lei. 2330. FF»,-/ 7^77:: franlcenyrui8<!n"„u ». 100 LIK. Lslodruins A,"n«,Lch"^ Frankfurt a. M. Jedermann der Nachahmer der viel tausendfach bewahrten und ärztlich wärmstens emvfohlenen Präparate: Myrrholia-Seife, -Äluerin, -Puder, .Mundwasser, .Hautsalbe, deren Namen und Herstellungsverfahren patentamtlich geschützt sind, so nachwrist, dav eine gerichtliche Verurteilung erfolgt. Zur Gesundheits- und Schönheitspflege der Haut giebt eS nichts Ä^rrbolLn-krLparats. Leitung: Adolf Schiebt. Verantwortliche Redakteure: Für Politik vr. Friedrich Purlitz, für sächsische Angelegenheiten und Sport Julius Haarsrld, für Feuilleton Paul Zschorlich. Sämtlich in Leipzig. Für den Inseratenteil: Emil Abigt, Gautzsch-Leipzig. Hierzu eine Beilage, sowie die Wochenbeilage des Leipziger Tageblattes: „Mußestunden".
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