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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.01.1905
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-01-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19050104011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1905010401
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1905010401
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- S. 12-13 fehlen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1905
- Monat1905-01
- Tag1905-01-04
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Bezug--Preis t» dm HaoMKedttta« M» der« AnSgaG» pell«-»geholt: vterteljahrltch ^l 8.-, bei zwetumltgrr tögUch«A«pell»»g In» Hau» 8.7k. Dnrch dt« Post bezog« für Deutsch- laod «. Oesterreich vierteljährlich 4^ für bi, übrig« Länder laut Zeituug-pret-list«. Liefe Rümmer kostet 4 /I tN L auf all« Bahnhof« und III I b^d«ZettUllg-.Berrä»f«u »ebottio« «u» Uxstedttto« ISS Fernsprecher LL2 JohanaiSgaff« L HoptuKUtol« DreSd«: Marstustraße »4 (Fernsprecher Lnrt I Nr. 171P. daupt-FUiale verttu: LarlDnucker, tzerza l.BayrHofbnchba»dkg^ Lützowstraße 10 (Ferusprecher Amt VI Nr. 4808). Morgen-Ausgabe. WpMcr.TilgMaü Mzeiger. ÄmtsSkatk des LSnigllchen Land- und des Königlichen Amtsgerichtes Leipzig, -es Nates und -es Nolizeiarntes -er Ltadt Leipzig. Anzeigen-VrriS die 6 gespaltene Petitzeile LS Rellame» unter dem Redaktioa-strtch tLgespaUra) ?S -4« »ach d" Famüteuuach- rtÄeu l-^s-alt«) V0 >4- — Tabellarischer «d Ztsfrrnsatz loerdeo entsprechend höher oe- rechnrt. — Gebühr« für Nachweisung« »nd Ossrrtenannahmr SV Umuttzmefchluß für Auzetgeu! Nbend-An-gab«: vormittag« 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: nachmittag« 4 Uhr. Anzeige» sind stet» an dir Expedition zu richten. Wrtro-Veiloge« tnnr mit dar vrorgen- Ausgabej »ach blonderer Vereinbarung. Lio Grstestttto» ist voch«tag« unuuterbrochen geöffnet von früh S bi» abend» 7 tHr. Druck und Verlag von G. Volz in Leipzig (Inh. vr. k, R. st «. Kltnkhardtj. Nr. 8. SS. Jahrgang. Mittwoch den 4. Januar 1905. Var Mtbligrte vom Lage. * Die S^nalkommissionde- preußischen Abgeordnetm- Hause» trat gestern wieder zusammen. (S. Dtsch. Reich.) * Die österreichischen Bevollmächtigten zu den Handel»- Vertrag-Verhandlungen sind gestern in Berlin wieder eingetroffen. * Erzherzog Josef von Oesterreich, ein Onkel de» Kaiser» Franz Josef, liegt in seiner Billa zu Fiume im Sterben. (S. a. aller Welt.) * Der ungarische Reichstag wurde gestern nach stürmischer Sitzung geschlossen. (S. AuSld.) * Die Bereinigten Staaten von Nord-Amerika sind bereit, zwischen Rußland und Japan zu vermitteln, wenn sie von beiden Ländern darum ersucht werden. (S. ruff.-jap. Krieg.) * Der Besatzung »o« Port Arthur wtrd freier A»zug «1t allen krtegertfche« Shreu gemährt. (S. rusf^jap. Krieg.) Aalluuge« im Lager Oer Lialrrliberalen. Nachdem wir kürzlich die sehr bemerkenswerten Aus führungen deS Herrn Rechtsanwalt Hermann Martin, de» Führer» der hiesigen Freisinnigen Bereinigung, über die Stimmung im linksliberalen Lager wiedergegeben haben, dürfte e» nicht minder interessieren, einmal die Ansichten eine- bekannten Politiker- von der Waterkant über dasselbe Thema zu vernehmen. Der gleichfalls der Freisinnigen Ber einigung nahestehend« Herr schreibt un»: Wenn ei» „Block der Linken", d. h. der Linksliberalen und Sozialdemokraten, möglich gewesen wäre, so hätten di« Sozialdemokraten jeden Weg dazu versperrt. Der unbedingte Sieg des radikalen Flügel- (Bebrl-Kaut-ky) über den Revi sionismus (Bernstein, Göhre, Braun) und nun noch obendrein da- Uebertrumpfen der von Bebel terrorisierten Reichstag-- fraktion samt dem „Vorwärts" durch Mehring und seine näheren Freunde hätten ihn ganz verbaut. Der Ein druck dieser Vorgänge konnte auf ein liberales Bürger tum, daS nicht vollständig in die Illusion von der Reformfähigkeit der Sozialdemokratie verrannt war, nur der denkbar nachteiligste sein. Der Dresdner Parteitag ließ nur noch eine ganz winzige Hoffnung auf traitableS Verhalten deS GroS der sozialdemokratischen Partei übrig; sie klammerte sich daran, daß die rohen Zänkereien den Widerwillen gegen die Diktatur Bebels steigern würden. Statt dessen hat Bebel auf der ganzen Linie triumphiert. Erst hat er die Revisionisten mundtot gemacht, dann haben die grimmen Ajaxe von der „Leipz. Volksztg." ihn selber zu überbieten gesucht und damit im GroS der Partei im Lande so viel Anklang gefunden, daß die Revisionisten sich schwerlich so bald wieder vorwagen werden. Der wachsende Einfluß der letzteren war aber die Vor aussetzung für die Ausführbarkeit des Naumannschen Ge danken» an die Bildung eines „Blocke» der Linken". Die Nationalsozialen wollen keine sozialdemokratische Republik, sie wollen nicht- von dem Phantom der internationalen sozialistischen Verbrüderung wissen. Sie lieben ihr Vater land, wollen e» verteidigen und wollen demgemäß auch seine Wehrkraft auf der Höhe erhalten wissen. Aber im Kampf gegen da-, was sie Klassenherrschaft, nennen, geben sie den Sozialdemokraten wenig nach. Sie glauben —- und daS wohl mit Recht — daß der Liberalis mus nur durch Wiedergewinnung der an die Sozialdemokratie verlorenen Arbeitermaffen die Macht zurückerobern kann. Daher, so folgern sie, muß der Liberalismus dir Forderungen der Arbeiter auf da- Forum bringen; ein Liberalismus, der erst oberhalb deS Proletariats beginnt, sagt Naumann, ist zur Ohnmacht verurteilt. Wir geben zu, die Chancen stehen zur Zeit nicht gut; aber die Hoffnung de» Bürgertums beruht darauf, daß auch die Arbeiter welt sich von dem Kollektivismus, dem sie jetzt nachjagt, wieder lossagt und zu dem System der Gewerbefreiheit, der Selbstverantwortlichkeit und de- Privateigentums an de» Produktionsmitteln zurückkehre. Die Nationalsozialen wollten es umgekehrt machen. Auch sie sind sehr weit in den Kollek- tiviSmu- hineingerateu und stehen in der Kritik unserer tat sächlichen Zustände kaum hinter den Sozialdemokraten zurück. Mit revisionistischen Sozialdemokraten glaubten sie gemeinsam schaffen und mit den übrigen wenigsten» eine« »Block der Linken" bilden zu können. Für Zusammenarbeiten mit revisionistischen Sozialdemo kraten ließe sich, so rechneten sie weiter, auch der linke Flügel der Liberalen gewinne«. War e» doch in Frankreich gelungen, die von JaurSs geführten Sozialdemokraten zu einem not wendigen Bestandteil einer nun schon Jahre lang regierenden Partei zu machen. Also behandle man die Sozialdemokraten al» regierungsfähig, so werd« sie e» sein. Nun kam aber di« grausame Enttäuschung, daß die deutschen Sozialdemokraten von der Befolgung de» IauräSscheo Muster» schlechterding» nicht» wiff«a wollte». I» ßelamz Bebel 1« Amsterdam spielend leicht, Äaurb» au» dem Sattel zu heb«. Er konnte zeig«, daß von Belang neben ihm nur noch die ganz radikalen und zum Anarchismus neigend« Elemente in betracht kamen. Der Iaurssi-mu- hat eben in Deutschland keinen Boden. Man kann daS beklag«, aber e- ist so. Damit war der Naumann-Barthsche Plan in der Richtung nach link- ganz unmöglich gemacht. Nach recht- stand eS mit ihm um kein Haar breit besser. DaS entschieden liberale Bürgertum steht heute sicher nicht mehr auf einem so manchesterlichen Standpunkt wie ehedem. Der Sozialreform versagt eS sich nicht, wenn auch der An schluß nicht immer leicht zu finden ist. Auch ist allmählich der Widerstand gegen den „Militarismus" abgeschwächt. Mancher hitzige Fortschrittler hat erkannt, daß immer und immer wieder die Konservativen ihr Schäflein haben scheren können, und zwar auf Kosten der Liberalen, wenn diese sich gegen die Ausbildung der Wehrkraft sträubten und die Konservativen sich um den Preis von Liebesgaben, Schutzzöllen oder StandeSbegün- stigungen darboten. Dagegen wuchs von Jahr zu Jahr der Gegensatz zwischen dem politisch radikalen Bürgertum, soweit eS nicht sozialdemokratisch ist, und den Sozialdemo kraten. Die Bebelsche Armee richtet ihren heftigsten Ansturm nicht gegen die Reaktion-Parteien, sondern gerade gegen die bürgerliche Linke. Hier hat sie ihre größten Erfolge erzielt und hier Winken ihr noch weitere. Bon niemandem sprechen die „Ge nossen" mit verächtlicheren, beleidigenderen Aeußerungen al» von Eugen Richter Auch die kaufmännischen Kreise, die liberalen Unternehmer kommen wenig besser weg. Diesem liberalen Bürgertum wurde nun mit einem mal zugemutrt, sich auf die Bildung einer Phalanx gemeinsam mit den Sozial demokraten einzurichten! Für die Wahlen zum preußischen Land tag sollte in allen nur gemeinsam zu erobernden Wahlkreisen ein Kompromiß geschloffen werden, wobei für die „Genossen" auch manche- Mandat abfallen sollte. DaS war denn doch zu viel. Kein einziger Wahlkreis folgte dieser Parole. Als nun der vollständige Fehlschlag eingetreten war, lenkte man immer noch nicht ein, sondern beschloß im Oktober IVOS in der Parteiversammlung zu Berlin, die Sache noch zu generali sier«. Freilich wurde man ob des Widerstände- bereit stutzig. Nicht die Barthsche Resolution wurde zu Grunde gelegt, sondern die viel gemäßigtere Pachnickesche, und diese unterstützte Pachnicke mit einer noch vorsichtigeren Rede. Ein Jahr lang hat man nun damit gewirtschaftet. Wer von den „Alten" der freisinnigen Vereinigung an ein ersprieß liches Zusammenwirken mit den Nationalsozialen geglaubt hatte, ist inzwischen davon kuriert, Dr. Th. Barth aus genommen. Die Nationalsozialen blieben trotz ihres Eintritt» in die Partei genau, wa» sie gewesen waren, und setzten auch im Wettbewerb mit der Sozialdemokratie die Hetze gegen die im Reiche herrschenden Zustände, gegen die Liberalen ab weichender Meinung, gegen alle Parteien, ausgenommen die Sozialdemokratie fort. Manchmal konnte man glauben, den „Vorwärts" zu lesen, wenn man v. GerlachS „Berliner Zeitung" in der Hand hatte. Gedichte aus NaumannS „Hilfe" wurden von freisinnigen Blättern mit Entrüstung wiedergegeben und machten die Runde durch die Blätter. Dabei fand dann der Kompromißgedanke, der inzwischen von Naumann zur Parole der Bildung eines „Blockes der Linken" ausgebildet war, bei den Sozialdemokraten andauernd die erdenklichste Verachtung. Schlechterdings nirgend- fand man Anklang. Naumann und Barth sind kluge Leute. Kein Mensch be zweifelt die Gesinnung-treue, mit der sie an ihren Ansichten festhalten, kein Mensch traut ihnen eigennützige Beweggründe zu. Aber sie haben sich leider auf eine unausführbare Idee verrannt. Einen so gewagten Gang wie den zwischen bürger licher Demokratie und Sozialdemokratie können wohl berufs mäßige Akrobaten — wir gebrauchen dieses Bild, ohne damit irgend einen tadelnden Nebenbegriff verbinden zu wollen — auSführen, die Masse de» Volke» macht ihn ihnen niemals nach. Sie scheinen jeglichen Begriff dafür verloren zu haben, daß der lleine Mann, so weit er nicht Sozialdemokrat ist, da- Treiben der „Genossen" bitter haßt. Möchten sie sich doch einmal in den Werkstätten der Handwerker, in den kleinen und großen Fabriken umsehen und sich erkundigen, wie dort da» tägliche Leben ist. Die Arbeiter stehen unter der unausgesetzten Hetzarbrit der „Genossen" und machen dem Meister, dem Fabrikant« da- Leben sauer, wo und wie sie nur können. Auf der andern Seit« stehen die Konservativen, Zünftler, Mittelstand-Politiker mit offenen Armen, um die Handwerker aufzunehmen. Es ist schon schwierig genug, diese bei der liberalen Partei festzuhalten. Mutet man ihnen aber zu, einer Partei anzugehören, die mit der Sozialdemokratie, wenn auch nicht einverstanden sein, so doch marschiere» will, so wenden sie ihr ganz gewiß den Rücken und schließen sich der Reaktion an. Diese Einsicht ist den» nun allmählich auch in allen liberalen Kreisen mit Ausnahme eine» ganz kleinen Häuflein» um Barth, Naumann und Gerlach Gemeingut geworden. Di« Blätter, die dem Gedanken geneigt waren, haben ihn fast sämtlich verlassen. Da» Projekt eiue- „Blocke- der Linke»" ist vollständig bankerott. Statt deff« kommt an» eben jener Partei ein anderer Gedanke, den wir ganz besonder- willkommen heiß«, nämlich bi, Liberalen einander nähe» ^zu bringen. Bei d« preußisch« Landtag-Wahl« hat er seinen Ursprung genommen und zwar gerade in Rhein land-Westfalen, wo die Nationalliberalen weit rechts stehen. E» sind auch bei den Wahlen Erfolge damit erzielt Word«. Seitdem hat der gemeinsame liberale Gedanke überall um sich gegriffen. Die gegen die geistige Frei heit gerichtete Politik des Zentrums wie die Hemmnisse, die die Konservativen der Verkehrsentwicklung entgegen setzen, haben die Nationalliberalen versöhnlich' gestimmt. Ebenso stellen sich die Richterschen Freisinnigen jetzt hinsichtlich der Erhaltung der Wehrkraft auf einen vernünftigen Stand punkt, wenigstens insoweit als sie dieserhalb nicht mehr gemeinsame Sache mit dem Zentrum und den Sozialdemo kraten machen wollen. Die Freisinnigen von der Vereinigung haben vollends einen unüberwindlichen Abscheu gegen die Wege bekomme», die man sie hat führen wollen, die Wege, die zu einem „Block der Linken" gemeinsam mit der Sozial demokratie führen sollten. Es ist nicht zu erwarten, daß die freisinnigen Schutzzöllner die LiebeSgabenpolitik mit machen werden. Solche Differenzen werden bestehen bleiben. Sie sind abMz für den Augenblick untergeordneter Art. Im Uebrigen drängt alle» einem vertrauensvolleren Zusammen wirken aller Liberalen zu. Damit sind wir an einem wichtigen Wendepunkte der Parteipolitik angekommen. Vie Kapitulation von Port -itlbur. Dt» letzten Abwehvversnche. Ueber die letzten Tage in Port Arthur vor der Kapitu lation meldet ein Telegramm de» Generals Stössel an den Kaiser unterm 29. v. MtS.: Gestern vormittag 10 Uhr sprengten die Japaner die Brustwehr des dritten Forts und eröffneten sodann eine starke Kanonade auf der ganzen Front, die sich besonder-gegen das dritte Fort richtete. Gegen 1 Ubr griffen sie von den Lauf gräben aus die Brustwehr an. Zwei Angriffe wurden zurückge- scklagen, aber die Japaner besetzten da- Loch, da- eine Explosion ^ß. Gegen 5 Uhr besetzten sie die Brustwehr und drangen bei Einbruch der Dämmerung in großer Anzahl in das Fort ein. Zwei Bataillone unserer Truppen, die auf den Wällen kämpften, wurden vernichtet. Eine Abteilung unserer Truppen zog sich in die Kasematten zurück, aber die Japaner stellten vor den Eingängen Revolverkanonen auf, so daß eS den Verteidigern unmöglich war, hinauSzukommen. Wir machten drei Gegenangriffe, jedoch ohne Erfolg; das Fort blieb in den Händen der Japaner. Unsere Ver luste, besonder« an Offizieren, sind bedeutend. Die Besatzung gelangte durch die Fenster ins Freie. Nach der Einnahme des Forts waren die Japaner Herren deS ganzen Nordosten-. Wir werden uns noch einige Tage halten. Die Munition ist fast ganz verschossen. Ich werde Maßregeln treffen, um in den Straßen ein Blutvergießen zu vermeiden. Die Garnison leidet an Skorbut, 10 000 Mann sind erkrankt. Die Generale Fock und Nikitin leisteten mir heldenhaften Beistand. Dl» Rapitulatl-nr-Vevlngungen. Ueber die Bedingungen, unter denen sich die Besatzung von Port Arthur zur Uebergabe bereit erklärt hat, verlautet über London, daß die russische Besatzung mit allen kriege rischen Ehren aus Port Arthur ausmarschieren soll. General Stössel und die übrigen Generale und Stabsoffiziere werden sofort nach Rußland zurückkehren. Ebenso wird die ganzeBcsatzung in dieHeimat zurückgesandt, nachdem die Offiziere und Mannschaften sich verpflichtet haben, am Kriege fernerhin nicht mehr teilzuneymen. Vie Ve-eutmng der Aapitmlatisn. Der „Standard" behauptet, daß der Fall von Port Arthur einen großen Schritt in der Richtung zum Frieden bedeute. So lange die Festung in den Händen der Russen gewesen sei, sei nicht die mindeste Aussicht auf einen Friedensschluß gewesen. Die Befreiung der BelagerungS- armer würde Marschall Oyama wesentlich verstärken, wodurch die Stellung Kuropatkin- sehr gefährdet wäre. Ohne die großen Verluste, welche die Japaner bei der Belagerung von Port Arthur erlitten haben, wären di« japanischen Bedingungen voraussichtlich gelinder ausge fallen. So dürsten sie aber möglicherweise die dauernde Be setzung der Insel Sachalin durch Japan, das Protektorat über Korea und die Abtretung von Port Arthur an Japan mit absoluter Sicherstellung der Rückabtretung der Man tschurei an China und der internationalen Verwaltung der russischen Bahnen in der Mantschurei und endlich Zahlung einer Kriegsentschädigung umfassen. Von Generalmajor Meckel, dem Organisator der japanischen Armee, hat der Berliner Korrespondent der „Chicago Daily News" folgende Auskunft über die strategische Wichtig keit der Kapitulation erhalten: Der erste Akt de» großen KriegSdramaS im fernen Osten ist beendet, Japan bat sein erste» KriegSziel erreicht; die russische Port Arthur- Flotte ist vernichtet und die Festung selbst hat kapituliert. Mit der Erstürmung von Port Arthur haben die Japaner in der Mantschurei endgültig festen Fuß gefaßt, und die Liautung- Halbinsel ist sitzt in ihrem unbestrittenen Besitz. Japan- Feldarmee hat letzt einen festen Zufluchtsort für den Fall de» Unglücks, während sie bisher m Gefahr war, im Falle der Niederlage in die See geworfen zu werden. Zudem hält Japan mit Port Arthur ein unschätzbare» Faustpfand für den künftigen Frieden in der Hand, und e» dürfte Rußland schwer lallen, diese» Pfand wieder an sich zu reißen. To lanae die japanische Flotte die Seehrrrschaft besitzt, ist da starke Bollwerk, da» Japan jetzt besitzt, uneinnehmbar. Di« Stimmung ip Rutzland. Die Ausnahme der Nachricht in den amtliche» Kreisen wird der „Tägl. Rundschau" aus Petersburg wie folgt geschildert: General Stössel ließ vor einiger Zeit durch eine in Lschif» ein getroffene Dschunke an den Zar« die Mitteiluu- gelaug«, daß di« Munition zur Neig« -ehe und daß er, all» nicht Ersatz eintreffe, gezwungen sein würde, zu kapitu- irren. In Petersburg hatte man keine Mittel zur Ver- Ugung, der Not abzuhelfen. So wurde denn General Stössel die Weisung erteilt, Port Arthur so lange wie möglich »u halten, in dem Augenblick aber, wo die Munition verschossen ist, die weiße Flagge zu hissen. Diesen Befehl hat der Kommandant somit wörtlich befolgt. Bei den Japanern aber war infolge finanzieller Erschöpfung die Neigung vorhanden, zu überraschend bescheidenen Bedingungen die Kapitulation abzuschließen. Die Niedergeschlagenheit über die Kapitulation von Port Arthur äußert sich in der russischen Presse recht stark. Ebenso hat die Nachricht auf da» Publikum einen nieder schmetternden Eindruck gemacht, noch niederdrückender auf die große Masse, der General Stöffel al» eine Art Halb gott galt. „Die russische Waffenrhre ist gerettet", sagt die „Nowoje Wremja", „aber die Lehre, die wir erhalten haben, darf nicht spurlos vorübergrhen". Und der „Ruß" schreibt: „Bis ins Herz hmei» ist unser nationaler Stolz getroffen, in dieser schweren Stunde dürfen wir nicht kleinmütig werden, sondern wir müssen einig sein in Wort und Tat. Um zu ermöglichen, daß die Regierung ein Bündnis mit dem Volke macht, müsse da» Reich Gelegenheit haben, seine Lage zu berat«, um von neuem de» Glauben an sich und die Zukunft zu finden. Nur unser Volk kann siegen, nicht die Regierung." Frie-eirrvermrttlo*. Eine Depesche der „N. N. Tribüne" au» Washington von Montag abend meldet: Präsident Roosevelt ist durchaus geneigt, seine guten Dienste zur Herstellung deS Frieden» im fernen Osten anzuwenden. Rußland und Japan sind voll kommen davon unterrichtet worden, daß er die» mit Freuden tun würde, indessen ist der Präsident durch die seit langem feststehende Politik gehindert, Vorschläge zu machen, ehe nicht beide kriegführende Parteien gleich zeitig an ihn herantreten. Die Regierung nahm heute abend an, daß der Abschluß eine» Waffenstillstände- vor Ende dieser Woche gesichert sei. Im diplomatischen Korps herrscht der Eindruck vor, daß Europa zur Vermeidung einer etwaigen Störung der bestehenden Eintracht e» bei weitem vorziehen würde, daß Washington der Schauplatz der end- giltigen Regelung der Streitigkeiten zwischen Rußland und Japan wäre. Es wird der Gedanke angeregt, Frankreich könnte die Mächte sondiert», wenn der Vorschlag für Ruß land annehmbar erscheint. Deutscher Keich. Leipzig, 8. Januar. * Wer ist am rusfisch-iapanischen Kriege schuld? Deutsch, land! Also zu lesen ln der „Leipziger VolkSztg." vom 3. Januar: „Zum zweiten Male haben die Japaner Port Arthur erobert, und diesmal werden sie e» sich nicht wieder nehmen lassen, wie vor zehn Jahren, als sie die Festung den Chinesen abrangen, um sie kurze Zeit darauf wieder ab zutreten. Der ostasiatische Dreibund, Rußland, Frankreich und Deutschland, war es damals, der Japan zur Verzichtsleistung zwang, und als im Dezember 1897 Deutschland mit der überraschenden Besetzung Kiautschous den Anfang machte mit dem Zer- teilen der chinesischen Pastete, und damit die direkte Veranlassung gab zu den Boxeraufst ändern von 1900, sowie in letzter Linie auch zu dem russisch-japanischen Kriege, da griff wenige Tage danach Rußland ebenfalls zu und besetzte Port Arthur." Und mit den Leuten soll ein Paktieren möglich sein? Ein solches sinnlos gehässiges Wüten gegen das eigene Fleisch wäre in keiner anderen Nation denkbar. Es blieb der sogenannten deutsch« Sozialdemokratie, dem fanatisierten Parteidoktrinarismus, Vorbehalten, den Rekord in der Vater- landslosigkeit aufzustellen. * Sine „Ostdeutsche Korrespondenz" wird seit heut« von Dr. Gustav Buchholz, Professor an der Universität Leip zig, herausgegeben. Sic weist in ihrer ersten Nummer darauf bin, daß die Ost marken frage heute zur wichtigsten Frage unserer inneren Politik geworden ist, daß aber auch in Oesterreich wichtige deutsche Interessen auf dem Spiele stehen. „Die „Ostdeutsche Korrespondenz" will sich dieser östlichen LebenSinteressen unseres Volkes mit ganzem Ernste annehmen, sie pflegen und verteidigen Gegenüber den kompli ¬ zierten national« Verhältnissen in Oesterreich, die dem reich»- deutschen Gesichtskreis« so fern liegen und deren Verständnis mit ein paar tönend« Schlagworten durchaus nicht zu er ringen ist, wird die „O D K." ihre Hauptaufgabe in sach licher Aufklärungsarbeit sehen. . . . Sie möchte an ihrem Teile Mitarbeiten an der Ausbildung eine» ge sunden, mannhaften und vollbewußten, aber in sich gefestigten und nicht krankhaft reizbaren Nationalaefühl», da» uns so not tut. Sie möchte mithelfen bei der Arbeit an der großen und schönen Aufgabe, unserem Volk« in national« Dingen den Blick weit, den Kops klar und d«n Willen fest zu machen." " Wer ist Kent? Die „Nordd. Allg. Ztg." schreibt: Dem Reichskanzler ist ein Schreiben der Re daktion der Zeitung „Der Tag" zugeaangen, die im Auf trag« Scherl» bezüglich der Notizen verschiedener Zeitungen über die Persönlichkeit de» Mitarbeiter» d«^ „Tag" R. Kent versickert, daß Kent dem Auswärtigen Amtnicht angehört und von ihm in keiner Weise beeinflußt wird. Wir kommen auf di« Angelegenheit zurück. " Ein Ministetwort. Herr von Oldenburg erläßt in der „Danziger Allg. Ztg." folgende Erklärung: 1) Ich habe in meiner Rede am 16. Dezember der Hoffnung Ausdruck gegeben, für die Neue« Handelsverträge stimmen zu können, da nach den bisher vorliegend« un sicheren Nachricht« die deutsch« Landwirtschaft und die mit ihr zusammenhängenden Gewerbe jedensall» nicht schlechter gestellt jein wurden, al» bisher. Sollte der Herr Reichskanzler tatsächlich an dem Seuchenschutz für unsere Viehstämme sestgehalten haben, so würde ich der Erst« sein, der daS dankbar anerkennt. Ich kann also niemandem «inen Vorwurf darau» gemacht Hao«, wenn n Handelsverträge mit mir zusammen akzeptiert. Lj Gel««tlich der Besprechung der Kcnmloorlaga führt«
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