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GR. XXI. DIE NATIONALE HAUSINDUSTRIE. 163 gefertigt. Selten fehlt jetzt ein Photogra phie-Album, angefüllt mit Portraiten von den Leuten des Hauses, von Angehörigen und Freunden. Was übrigens hier und in den übrigen Zimmern, wenn mehre vor handen sind, von "Luxus” angetroffen wer den kann — das gepolsterte Sofa, der Tisch vor demselben, die Commode mit ihrem Spiegel und den blankgescheuerten bronze nen Leuchtern darauf, das gut aufgemachte Bett und die warme Matte auf dem Fuss- boden — übergehen wir. So viel ist we nigstens gewiss, dass der "Luxus” keine Annuth unter dieser Klasse geschaffen hat; denn niemals ist ihr Acker besser bestellt und gedüngt, ihr Viehhaus nie so von wohl genährtem Vieh erfüllt gewesen, und ihre Geräthe gehören zu den vorzüglichsten, die es giebt. Gruppe XXI. Die nationale Hausindustrie. Von Alters her hat die Hausindustrie in Schweden einen bedeutenden Platz ein genommen, wie man es auch nicht anders erwarten kann in einem Lande, wo die Entfernungen gross sind, sodass die Be wohner in mehr als einer Hinsicht auf die eigenen Kräfte hingewiesen gewesen sind; wo das industrielle Leben wenigstens früher wenig entwickelt gewesen ist; wo die lau gen Winterabende die Bewohner des Lan des gezwungen haben, sich zu Hause an gemessene Beschäftigungen zu suchen, und wo übrigens die Kunstfertigkeit selbst oder die Gewandtheit in Handarbeiten in ge wissen Gegenden angeboren zu sein scheint. Im Allgemeine^ wird gleichwohl dar über geklagt, dass die Hausindustrie im Abnehmen ist. Es muss nämlich infolge der immer mehr und mehr herabgesetzten Preise und der grösseren Vollendung sowie der Gesclimackvollheit der Produktionen der Fabriken auch die Hausindustrie in ihrer ursprünglichen Form vermindert werden. Gleichwohl würde es ein fühlbares Unglück sein, wenn die Hausindustrie gänzlich auf hörte, ohne durch etwas anderes ersetzt zu werden. Der Vortheil einer kleinen Ein nahme oder wenigstens einer ersparten Aus gabe ungerechnet, wird dadurch der mo ralische Vortheil gegeben, dass Arbeitsam keit und Fleiss die nicht unbedeutende Zeit des Jahres einnehmen, in welcher infolge klimatischer Verhältnisse in unserem Laude der Haupterwerbszweig, der Ackerbau, keine Beschäftigung giebt, und welche in Er mangelung einer ändern Beschäftigung dem Müssiggange, vielleicht sogar dem Verbre chen gewidmet werden würde. Auch schafft die Hausindustrie, welche nicht wie die Fabriksthätigkeit die Kinder von den El tern trennt, aus dem Hause einen Herd der Gemüthlichkeit und des Wohlstandes. In den Gegenden, wo Hausindustrie be trieben wird, sind selbst in den ärmeren Häusern Reinlichkeit und Ordnung zu Hause. Mit dem Gedanken an dieses alles hat man gemeint, man müsste in unserem Lande die Hausindustrie, welche wenigstens in ge wissen Gegenden abnehmen zu wollen scheint, mit allen möglichen Mitteln zu ei nem verjüngerten Leben erwecken, und man hat geglaubt, dieses wäre möglich dadurch, dass mau der Bevölkerung Geschmack und Kunstfertigkeit mittheilte nebst der Kennt nis» der mechanischen Kräfte, welche nun mehr bei jeder Zubereitung in einem etwas grösserem Massstabe angewendet werden müssen, wodurch denn auch jetzt die Haus industrie einen ganz ändern Charakter an nimmt, als den einfachen primitiven, der ihr in früheren Zeiten eigen war. In dieser Richtung arbeiten mehre Ver eine und Genossenschaften im Lande, als da sind: die König], patriotische Gesell schaft (gestiftet 1767), die Haushaltungs gesellschaften, die Landsting, der Gewerbe verein in Stockholm, sowie andere Gewerbe vereine u. a. m. Man hat das Ziel zu er reichen gemeint theils durch die Veröffent lichung angemessener Schriften, theils durch abgabenfreien Unterricht in Lehranstalten oder durch umherreiseiide Lehrer, theils