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Der Unterricht in der Gefchichte. 3 bildung der für fie bedimmten Lehrer, dann die Mittelfchulen (Gymnafien, Lyceen, Realfchulen und dergl.) behandelt werden. Amerika (Vereinigte Staaten). In dem Lande politifcher und kirchlicher Freiheit, wo fchon im XVII. Jahr hundert allen chriftlichen Confeflionen gleiche Berechtigung zugedanden wurde, 'zuerd 1632 durch Lord Baltimore in der katholifchen Colonie Maryland; hat der Gefchichtsunterricht einen gündigeren Boden als in irgend einem anderen Staate, wo Rückfichten auf die herrfchende Religion und die regierenden Häupter denfelben vielfach in Feffeln fchlagen. Es id hauptfächlich die V o 1 k s e r z i e h u n g, auf die feit Wafhington grofses Gewicht gelegt, deren Pflege fchon der Jugend in den erden Schulclaffen zur heiligden Pflicht gemacht wird. Darum verdient vor Allem der Gefchichts unterricht in den Common Schools unfere vollde Beachtung. * In diefen wird, wie die in dem amerikanifchen Schulhaufe ausgedellten Lehrbücher bekunden, die Gefchichte zumeid im Anfchlufs an das Lefebuch (Readerj gelehrt. Das vierte Lefebuch (fourth Reader von Wilsor) enthält nur Skizzen aus der biblifchen Gefchichte (Sketches from facred Hidory) als Vorbereitung für den eigentlichen hidorifchen Unterricht. Im fünften Lehrbuche (fifth Reader) wird hauptfächlich die alte Gefchichte und ihre Cultur betont. Der fechde Abfchnitt von Wilfons Lefebuch enthält z. B. Abhandlungen über griechifche und römifche Architektur und ein befonderes Lefedück über athenifche Baukund. Im eilften Abfchnitte find in Profa und in Verfen Epifoden aus der griechifchen und römifchen Gefchichte und Cultur aufgenommen, Auch ein Stück aus Aridophanes hat dafelbd Platz. Diefes Hervorkehren der griechifchen und römifchen Gefchichte fchon auf der unterden Stufe des Unterrichtes zeugt von dem richtigen pädagogifchen Tadle der Amerikaner. Für die Verfaffer unferer Lefebücher für Volksfchulen liegt darin ein bedeutungsvoller Wink. Gewöhnlich pflegen de, einem beliebten Schlagworte der gegenwärtigen Pädagogik und den deutfehen Vorbildern folgend, in jedem Lefe- buche alle Zeitalter in einzelnen Lefedücken zu behandeln und erzeugen hiedurch ein Chaos von Anfchauungen in dem jugendlichen Geide, indem derfelbe antike, mittelalterliche und moderne Begriffe und Zudände bunt untereinander mengt und bei dem Mangel der Vordellung einer Entwicklung in der Zeit auch identificirt. Der praktifche Amerikaner huldigt, wie wir fehen, dem für uns nicht genug zu beherzi genden Grundfatze „ non multa sed multum“. Wie in dem fünften Lefebuch das Alterthum, fo tritt in dem fechden(Sixth Reader), das für die erweiterte (advanced) Volksfchule bedimmt (und von G. S. Hillard verfafstj id, die Neuzeit in den Vordergrund. Das Lefebuch id nach Stilgattungen geordnet und es find nicht fo fehr Gefchichtserzählungen, als vielmehr Abhandlungen einzelner hervorragender Perfönlichkeiten und Charaktere, die wir dafelbd antreffen. Der Tod und Charakter des Lord Chatam, der Charakter Wafhing tons, eine Parallele zwifchen Canning und Brougham, eine Dardellung von John Hampdon’s Wirkfamkeit und dergleichen haben dafelbd ihren Platz. Die Aufnahme * Ich kann nicht umhin, als bedeutungsvolles Symptom für die Wichtigkeit, die man der Volkserziehung beilegt, die Worte anzuführen, mitweichen M. W il lfon (ein fruchtbarer Jugend- fchriftfteller) fein Lehrbuch der amerikanifchen Gefchichte für die Primärfchulen fchiiefst: As another article in our creed, we fhould ever regard it as one of our highelt duties to cherifh and promote the interefts of Education — efpecially connected with our Common Schools, kno- wing that they are „The peoples Colleges“ and that fo long, as they can be rendered effectual „nurferies of Learning and of Virtue“ the will be better guardians of our Liberty than flects and ltanding armies. I*