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Beiträge zur Gefchichte der Preile. 5 für das Gemeinbewufstfein des Werthes, wie es erft in Folge internationaler Arbeitstheilung und gleichartiger Culturbedürfniffe des Menfchen, alfo erft bei rege entwickeltem Völkerverkehre fich bildet und zugleich ift in demfelben ein beftimmter Ausdruck für die ökonomifche Kraft eines Landes und eines Erwerbs zweiges gelegen, welcher, wenn er concurrenzfähig ift, dem Producenten nicht minder als eine vorzügliche Qualität feiner Produkte zur Empfehlung und zum Vorfchub für Erweiterung feines Marktes dient. Darum war es noch ein grofser Fehler und eine Verirrung von dem vor- gefteckten Ziele auf der Londoner Ausftellung des Jahres 1851 keine Preisangaben bei den ausgeftellten Produkten zu geftatten, während bei den fpäteren Weltaus- ftellungen, befonders auf den beiden Parifer Ausftellungen, auf die Wohlfeilheit einer Produktion ein befonderes Gewicht gelegt und für alle Gegenftände, deren Vorzüglichkeit befonders darin zu erblicken war, Preisangaben fogar obligatorifch verlangt wurden. Die Frage nach der Wohlfeilheit der einzelnen Produktionen der Völker ift aber mit der Vergleichung der Preife ausgeftellter Produkte offenbar noch nicht gelöft; es bedarf dazu einer Kenntnifs des ganzen Preisftandes jeder nationalen Produktion, weil nur dadurch die Intenfität und allgemeine Wirkfamkeit der preisbeftimmenden Faktoren eines jeden Produktionszweiges bei den einzelnen Völkern erkannt werden kann. Und hier ift der Punkt, auf welchem nicht blofs der Werth einer Preisgefchichte überhaupt, fondern auch die Notlnvendigkeit ihres Auftretens bei einer Weltausftellung auf das Schlagendfte vor Augen tritt. Die wirthfchaftliche Kraft eines Volkes läfst fich ja nicht in einem beftimmten, künftlich fixirten Momente, fondern nur in ihrem geschichtlichen Werden begreifen und ihre vorausfichtliche Nachhaltigkeit ift ja wefentlich bedingt durch die organifche Entwicklung, in welcher fie zu ihrer gegenwärtigen Gröfse heran- gewachfen ift. Und fo hat denn die Weltausftellung in Wien mit Ilereinbeziehung der Preisgefchichte in den Kreis der Ausftellungsobjekte jedenfalls einen grofsen Schritt weiter gemacht nach dem Ziele, welches wir als die nationalökonomifche Miffion der Weltausftellungen bezeichnet haben, und die „Beiträge zur Gefchichte der Preife“ reihten fich recht paffend an die additioneilen Ausftellungen „Gefchichte der Gewerbe und Erfindungen“ und „Darftellung des Welthandels“, welche ja auch demfelben Grundgedanken zu dienen beftimmt waren, ein immer tieferes Eindringen in die Bedingungen vollkommenfter technifcher und ökonomifcher Produktion zu befördern. Das preisgefchichtliche Quellenmaterial. Nicht nur für alle Zweige der induftriellen Technik und des Handels ift es von gröfster Wichtigkeit, auf das Rohmaterial, mit welchem gearbeitet wird, einzugehen und die Bedingungen kennen zu lernen, unter welchen dasfelbe für die weitere \ er* arbeitung und Verwerthung herangezogen werden kann; auch die wiffenfchaftliche Produktion und ganz befonders die Preisgefchichte ift in ihrer Entfaltung abhängig von Mafs und Befchaffenheit der Materiale, welche für ihre weitere Bearbeitung zugänglich und erfchloffen ift. Die Weltausftellungen haben treu ihrer national- ökonomifchen Miffion die Fabrikanten immer mehr daran gewöhnt, die von ihnen verarbeiteten Stoffe in allen Phafen und Stadien vom Rohftoffe zum Halbfabricate und von diefem zum fertigen Induftrieprodukte, oft fogar mit den Arbeitsmethoden und Verfahrungsweifen zur Anfchauung zu bringen und haben dadurch wefentlich beigetragen, das Verftändnifs der grofsen Produktionsproceffe von der technifchen wie der ökonomifchen Seite aus, beffer verliehen, vergleichen und verwerthen zu lernen. Und fo ift es denn wohl gerechtfertigt, dafs auch die „Beiträge zur Gefchichte der Preife“ uns zunächft reiches Material aus den Quellen beibrachten, neben Verfuchen einer halben oder ganz fertigen Verarbeitung desfelben für die