Suche löschen...
Sächsische Dorfzeitung : 17.01.1868
- Erscheinungsdatum
- 1868-01-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480520429-186801177
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480520429-18680117
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480520429-18680117
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Dorfzeitung
- Jahr1868
- Monat1868-01
- Tag1868-01-17
- Monat1868-01
- Jahr1868
- Titel
- Sächsische Dorfzeitung : 17.01.1868
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Ireitag, Sächsische DorsMmg zu haben. Redigirt unter Verantwortlichkeit des Verlegers C. Heinrich. Neustadt- Dresden, in der Expedi tion, kl. Meißn. «affe Rr. S, Drei» r vierteljährlich 12'/»R-r. Zu beziehen durch § alle kgl. Post- Anstalten. Ein unterhaltendes Blatt für den Bürger und Landmann. Erscheint jeden Dienstag und Freitag früh. - 17. Januar 1868 Nr. 5^ um L Politische Weltschau. Deutschland Preußen. Im Abgeordnetenhause kam bei der Etatberathung für das Ministerium des Innern am 14. d. M. der Nothstand in der Provinz Ostpreußen zur Sprache. Der Abg. Virchow citirte den Hlsteruf des Ober- prästdenten der genannten Provinz, worin am Schluß heworge- hobcn wird, daß die bisherige Hilfeleistung der Große de» Elends nicht entspreche. „Wenn Alles das," fuhr der Redner fort, „was bereits geschehen noch verschwindend klein ist im Verhaltmß zu der Größe der Noth, dann hat es an Voraussicht gefehlt, dann . scheint man keine Ahnung von dem Heranwachsenden Elend ge habt zu haben. Ich mache diesen Borwurf mehr den Organen der Regierung in den von der Noth betroffenen Landestheilen, als dem Minister selbst, der sogar bei der Vorlage des Noth- standgesetzcs über den Umfang des Elends noch so wenig mformirt war, daß er die Anfangs geforderte Summe nach wenigen Tagen ..... _ Mill, steigern mußte. Dabei fürchte ich, daß die Mittel, die man anwcndet, wie Bau von Eisenbahnen und dergleichen nicht augenblicklich die Noth lindern, sondern erst später, vielleicht im Frühjahr Hilfe bringen werden; hier aber tritt an den Staat die Forderung heran, seinen Bürgern augenblicklich die Mög lichkeit einer Eristenz zu gewahren, und dieser Verpflichtung darf der Staat nicht erst auf Umwegen Nachkommen. Man muß einer solchen Noth einmal näher gestanden haben, um zu wissen, wie unglaublichen Leiden die davon Betroffenen ausgesetzt sind, und wie dieses Elend noch auf viele Jahre hinaus weiter wirkt. Wenn die Herren ein so großes Gewicht auf die Absendung eines Bevollmächtigten des Frauenvereins legen, warum hat ihm der Herr Minister nicht auch einen Beutel voll Geld mitgegeben, oder selbst Jemand hingeschickt; davon aber hören wir Nichts, daß der Herr Minister selbst oder wenigstens einer seiner Näthe sich auf den Weg gemacht hätte, und doch gleichen die Verhält nisse einem Kriegszustände, wo die persönliche Gegenwart des Generals dringend nothwendig ist, um mit aller Energie und Schnelligkeit emgreifen zu können. Ich bin weit entfernt, im Interesse'meiner Partei den Gegenstand ausbeuten zu wollen, sonst wäre ich im Stande, Ihnen viel Härteres zu sagen; das aber scheint mir aus Allem hervorzugchen, daß die Organisation unserer Regierung nicht ausreicht, nicht das leistet, was sie soll, daß sie rathlos daffcht, wenn ihr Etwas in den Weg kommt, das nicht in den gewohnten Schematismus paßt. Man wird mir sagen, ich hätte schon früher mit dieser Ueberzeugung her- vortreten sollen, und ich würde es wohl gethan haben, hätte ich mir nicht sagen müssen, daß mein Rath wenig fruchtbar sein wurde; letzt aber, mit dem Aufrufe des Oberpräsidenten in der Hand, habe ich eher einen Anhalt." Der Minister des Innern Ostpreußen sei rechtzeitig erkannt, wenn Umfange bei den exträordinären "" Spätherbst v. A eingetreten sei. Einige übertriebene Darstellungen aus Preußen, die den Weg durch die Presse genommen, hätten die nachtheilige Wirkung, daß Viele die Lau^" dakMZ^ oberen Ostpreußen zutrauen, oap st e Noth ausbeuten, um ihrer Provinr Eisen- VrnßlgNlr Jahrgang. I. thäten ihre Pflicht im vollsten Umfange, -und die Organisation , der Hilfe sei so allgemein und so nachdrücklich, daß jede Gesorgniß für die Zukunft verscheucht sei. — Der Abgeordnete v. Saucken - Julienfeld entgegnete auf die Aeußerung des Ministers, daß die Berichte auf Uebertreibungen beruhen: „Wenn der Herr Minister diese Aeußerung vor vielleicht 5 Wochen gethan hätte, würde er vielleicht Recht haben. Ich weiß es aus ganz authentischen Nachrichten, daß in den Kreisen Gumbinnen und Pillkallen der Nothstand ein ganz ungeheuerer ist. (Hört,' hört!) Wenn der Minister diese Kreise bereisen oder seine Land- räthe hinschicken wollte, würde er finden, daß dort eine sehr große Masse Menschen hungern (hört! hört!), und daß auf den Straßen Leute gefunden worden find, die verhungert und er froren waren (hört! hört!); erfroren wären sie nicht, wenn sie nicht vorher von Hunger entkräftet gewesen wären (hört! hört!). Im Kreise Darkehmen haben die Kreisvorstände und Landräthe nach einer Rundreise im Kreise konstatirt, daß sie in einer Menge von Dörfern nicht geheizte Stuben und darin halb nackte Menschen auf Lumpen liegend, vorgefunden haben (hört! hört!). Andere Berichte bestätigen dies; ein Landrath sagt mit dankenswerther Offenheit in seinem Berichte: „Fragen Sie mich danach, was die arbeitenden Klassen leiden, so fehlen mir die Worte, um diesen schrecklichen Zustand auch nur andeuten zu können." (Hört! hört!) — Als ich im Herbst v. I. hierher kam, habe ich mit dem Herrn Minister über die Sache konferirt; ich war erfreut darüber und erkenne es mit Dank an, daß der Herr Minister die größte Bereitwilligkeit zeigte, auf unsere Vorschläge einzu gehen. Als ich aber nach einiger Zeit wieder in die Provmz zurückkehrte, sah ich, daß Alles, was der Minister zugesagt hatte, nur auf dem Papier stand (hört! hört!), daß wenig oder gar nichts ausgeführt war (hört! hört!).' Der Minister hatte für einzelne Kreise 10,000, resp. 15,000 Thaler an gewiesen zur augenblicklichen Unterstützung der Armen. Ein gro ßer Theil der Bauern konnte die Unterstützung aber nicht accep- tiren, weil die Staatsregierung bindende Verpflichtungen dafür verlangte, daß die Summe nach 3 Jahren schon wieder zurück gezahlt werden solle. — Wir hatten nun ferner den Antrag ge stellt, daß man in den königlichen Forsten möglich viel Holz' schlagen lassen solle, da dies eine Arbeit ist^ die man bei jeder Witterung ausführen kann. Diesem Wunsche ist man aber nur in sehr geringem Maße nachgekommen. In zwei königlichen Forsten sind sämmtliche Leute, die sich zu dieser Arbeit gemeldet hatten, vom Revierförster zurückgewiesen worden; und nach der alten Instruktion war er dabei :m Recht; denn hiernach sollen Arbeiter zum Roden nur dann zugelassen werden, wenn sie auch gleich Käufer für das gerodete Holz mitbringen. Dazu kommt, daß, wie es durchaus nöthig war, der Arbeitslohn'für die Arbeit in den Forsten nicht erhöht worden und ich habe in dieser Be ziehung aus dem Munde eines königlichen Oberförsters gehört: „die Leute können nicht arbeiten; bei diesem Tagelohn müssen sie verhungern." Nach der Instruktion wird ferner der Tage lohn nur an einem bestimmten Tage der Woche ausgezahlt und es sind deshalb Fälle vorgekommen, daß Leute, die 3j Meile zu gehen hatten, und die in der bittersten Noth waren, zurückgewie sen wurden, wenn sie Geld haben wollten, weil sie nicht am
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite