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Sächsische Dorfzeitung : 02.02.1877
- Erscheinungsdatum
- 1877-02-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480520429-187702029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480520429-18770202
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480520429-18770202
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Dorfzeitung
- Jahr1877
- Monat1877-02
- Tag1877-02-02
- Monat1877-02
- Jahr1877
- Titel
- Sächsische Dorfzeitung : 02.02.1877
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kupfermünzen wurden bis dahin 379,443^06 Mark 80 Pf., an Reichsnickelmünzen 35,160,344 Mark 45 Pf. und an Reichs- filbermünzen 9,416,183 Mark 47 Pf. ausgeprägt. Der ältesteVSohn des deutschen Kronprinzen, Prinz Friedrich Wilhelm, ist am 27. d. M., dem Lage seiner Groß jährigkeit, vom Kaiser al-Ritter deS schwarzenAdlerordens feierlichst ausgenommen worden, nachdem er wie üblich vor der Investitur durch einen Eid verpflichtet worden war: „Ein christliches, tugendhaftes, Gott und der ehrbaren Welt wohlgefälliges Leben zu führen, auch Andere mit dazu aufzumuntern, — dle Erhal tung der wahren christlichen Religion überall zu befördern, — armer, verlassener, bedrückter Wittwen und Walsen, auch anderer Gewalt und Unrecht leidender Leute sich anzunehmen, — auf die Ehre des königlichen Hauses und die königlichen Präro gative zu sehen, — überall Friede, Einigkeit und gutes Ver nehmen zu stiften und zu erhalten." — Vor dieser Feier hatte der Kronprinz durch den englischen Botschafter für den Prinzen Wilhelm zugleich die Insignien des englischen Hosenband- Ordens erhalten -und von der Königin Victoria den Auftrag der Investitur seines Sohnes enrgegengenommen. Der Hosen band-Orden zählt nun 50 Mitglieder, von denen Deutschland allein 11 stellt. Es sind außer der merkwürdigen Dreizahl, welche zum ersten Male, so lange der Orden besteht, dadurch gebildet wird, daß Vater, Sohn und Enkel (nämlich der deutsche Kaiser, der Kronprinz des deutschen Reichs und der Prinz Wil helm) zugleich Ritter des Hosenband-Ordens sind, die Groß herzöge von Mecklenburg-Strelitz und von Hessen, die Herzöge von Braunschweig, Sachsen-Meiningen und Sachsen-Koburg- Gotha, die Prinzen Ludwig von Hessen und Christian von Schleswig-Holstein, endlich noch «der König von Hannover, also sämmtlich Verwandte der Königin Victoria. Aller Wahrscheinlichkeit nach wird der diesjährige Pro testantentag in Chemnitz im Königreich Sachsen stattsinden. Nach dem, was bis jetzt über die Verhandlungsgegenstände be sprochen wurde, werden dieselben voraussichtlich folgende Fragen betreffen: 1) die heutige Naturwissenschaft und die Religion; 2) eine Beleuchtung der Aufgaben des Christenthumes gegenüber dem socialen Nothstande und 3) die Bedeutung des sogenannten apostolischen Glaubensbekenntnisses für die evangelische Kirche und sein Gebrauch in derselben. Der weimarische Landtag ist am 28. v. M. vom Minister präsidenten im Namen des Großherzogs eröffnet worden. Als Berathungsgegenstände werden in der landesherrlichen Propo sitionsschrift Vorlagen zur Beförderung des höheren und niederen Schulwesens und zur Unterhaltung der Universität angekündigt. Erwähnung finden ferner die Verhandlungen mit den benachbarten thüringischen Statten über die neue Gerichts organisation. Vom Etat heißt es, daß derselbe die Möglichkeit einer Steuererleichterung für die untersten Klassen der Steuer zahler gewähre, und endlich wird eine Vorlage wegen Neureguli- rung der Domänenrente in Aussicht gestellt. Österreichisch-Ungarische Monarchie. Der Budget ausschuß des Abgeordnetenhauses hat nach einer längeren De batte vor einigen Tagen, namentlich aus finanziellen Rücksich ten, mit 15 gegen 11 Stimmen den vom Referenten gestellten Antrag betreffs Bewilligung eines Kredits von 600,000 Fl., die Betheiligung an der Pariser Weltausstellung abgelehnt. — Der Umstand, daß Ungärn von namhaften Finanziers Aner bietungen erhalten hat, welche die Herbeischaffung der für den Fond einer selbstständigen ungarischen Bank benöthigten 30 Mill. Gulden betreffen, dürfte auf die schwebende Frage nicht ohne Einfluß bleiben. Die Bedingungen, unter denen das ungarische Konsortium zur Errichtung der Zettelbank bereit ist, sind folgende: Die ungarische Regierung wird dem Konsortium mit einem Reserve-Fond von 10 Millionen Fl. beitreten und dafür die Oberaufsicht über die Verwaltung der Bank und das Recht, den Bank-Gouverneur zu ernennen, erhalten. Außerdem erklärte sich das Konsortium bereit, auf die noch unbegebenen 40 Millionen, der 80 Millionen-Anleihe 25 Millionen der Regierung vorzu strecken, damit dieselbe das Defizit für das Jahr 1877 gänzlich decken könne. Die Bedingungen der Anleihe sind noch nicht bekannt; sie scheinen jedoch keineswegs unannehmbar gewesen zu sein, da die ganze Angelegenheit (sowohl die Bank, als die Anleihe betreffend) in drei Tagen abgeschlossen wurde und Ministerpräsident Tiscza nach Wien telegraphiren konnte, daß, falls mit der Nationakbank keine Vereinbarung zu Stande komme, die ungarische Regierung in der Lage sei, die auf die Bank und die Anleihe bezüglichen Vorlagen dem Kaiser zur Genehmigung zu unterbreiten. Unter solchen Umständen würde eine Verständigung mit der Nationalbank nur dann erfolgen, wenn letztere sich entschließen könnte, die Mai-Stipulationen ohne wesentliche Abänderungen anzunehmen. Italien. In dem Befinden des Papstes scheint neuer dings eine Besserung eingetreten zu sein, welche demselben ge stattet, wiederum Audienzen zu ertheilen. Jedenfalls ist der Gesundheitszustand Pius IX. für den Augenblick nicht mehr so besorgnißerregend, wie man noch vor Kurzem befürchtete. — Wir haben schon früher darauf aufmerksam gemacht, daß der siebenhundertjährige Jahrestag der Demüthigung Hein richs tV. in Canossa von den römischen Klerikalen zu einem Demonstrations-Feste ersten Ranges aufgebauscht und damit gleichsam auf die Zukunft hingewiesen werden sollte, welcher sich die katholische Kirche dermaleinst zu erfreuen haben werde. Jndeß die Unmöglichkeit einer Wiederholung des Ereignisses von Canossa, auch nur zu einer modernen Symbolisirung er- giebt sich aus der veränderten Kulturstellung der römischen Kirche und des inneren Verhältnisses des Einzelnen zu der selben ganz von selbst. Nicht sowohl als König, sondern als schuldbewußter, reuiger Mensch that Heinrich Buße zu Canossa; die Buße war ihm inneres Bcdürfniß. Dem Patrioten, der seine heutigen Stimmungen auf die Vergangenheit überträgt, mag das Gedächtniß an Heinrichs IV. Demüthigung schmerzen, aber cs ist eine Uebertreibung, darin eine deutsche Schmach zu sehen. Dessen scheint man sich c.uch in Rom bewußt zu sein, und so ist denn der Jahrestag nur durch einen diesbezüglichen Artikel in der officiellen katholischen Zeitung gefeiert worden und nichts von Allem geschehen, was man nach den früheren Andeutungen glaubte erwarten zu müssen. Frankreich. Der Unterrichtsminister Waddington hat der Deputirtenkammer am 29. Januar einen neuen, die Unentgelt lichkeit des Elementarunterrichts betreffenden Gesetzentwurf vor gelegt. Dieser Entwurf geht indessen noch nicht so weit, die Unentgeltlichkeit allenthalben obligatorisch zu machen; aber er jucht sie auf viele Gemeinden auszudehnen, die bisher der Re form verschlossen blieben. Nach der bestehenden Gesetzgebung verlieren nämlich die Gemeinden, sobald sie den freien Unterricht bei sich einführen, die Subvention des Staats, und diese Be stimmung machte in der That an vielen Orten den Uebergang zum Gratis-Unterricht unmöglich. Die neue Vorlage sorgt nun dafür, daß die Gemeinden pekuniäre Rücksichten nicht mehr vorschützen können. — Vom Kriegsminister General Berthaut ist die Verwaltung der Eifenbahn-Feldbataillone genehmigt worden. Danach sollen die sechs großen französischen Eisenbahngesell- schaften acht solche Sektionen Herstellen, derer jede aus einem Personal für Betrieb, Bahnpflege und Beförderung zusammen gesetzt sein soll. Die Nord-, die Ost-, die West- und die Lyon- Bahn werden zusammen sechs solche Sectionen, die Orleans- und die Südbahn je eine zu stellen haben. Diese Arbeiterkorps sollen in Kriegszeiten eine besondere Waffe bilden, alle Rechte der Kriegführenden genießen und eine militärische Uniform tragen, welche derjenigen des Genies ganz nahe kommt. Dänemark. Die zweite Berathung des Budgets in der Sitzung des Abgeordnetenhauses vom 27. Januar zeigt, daß die Krisis noch immer in der Fortentwickelung begriffen ist, denn die meisten Posten des Budgets sind von der parlamentarischen Mehrheit zurückgewiesen worden. Es wurde nicht nur der Bei trag zur Bestreitung der Kosten für die Beschickung der Pariser Ausstellung von 50,000 Kronen mit 58 Stimmen gegen 29 verworfen, sondern auch der Regierungsvorschlag über die See befestigung Kopenhagens, sowie der wegen des Neubaues einer Panzerbatterie und jener betreffs Erbauung eines Dampfschiffes für den Privatgebrauch des Königs abgelehnt. Diese That- sachen sprechen wohl deutlich genug für den vollständigen Zerfall zwischen Volk und Regierung.
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