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Sächsische Dorfzeitung : 24.05.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-05-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480520429-188405247
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480520429-18840524
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480520429-18840524
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Dorfzeitung
- Jahr1884
- Monat1884-05
- Tag1884-05-24
- Monat1884-05
- Jahr1884
- Titel
- Sächsische Dorfzeitung : 24.05.1884
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Uxptd. ». Redattto» rrrsVen-Reufta-t p. Meißner Gasse 4» Vie Zeitung erscheint Dienstag, Donnerstag und Sonnabend s'^h- NvsnnemeutS- Prei» r tzirrici^hrl. M 1,bv. g, t,ziehen durch di» kaiserlichen Post- kalten und durch unsere Boten. -ei freier Lieferung d»s Hau- erhebt die Post noch erne Ge- tühr von 2b Pfg. älMlhe DolsMnK Enr unterhaltendes Blatt sirr den Bilrger und Landmann. Amtsblatt für die kgl. Amtshauptmannschaften DreSden-Altstadt und Dresden-Neustadt, für die Ortschaften des kgl. Amtsgerichts Dresden, sowie für die kgl. Forstrentämter Dresden, Tharandt und Moritzburg. Verantwortlicher Redakteur und Verleger Kerrman« Müller in Dresden. Inserate werden bi» Montag Mittwoch u. Freitag Mittag angenommen und kosten: die Ispalt Zeile 1ü Pf. Unter Eingesandt» 80 Pf. Anseraten- Annahmcstcvenr Die Arnoldische Buchhandlung, Jnvalidendank, Hassenstein LBogl«, Rudolf Moste, G L. Daube L E». in Dresden. Leipzig, Hamburg, Berlin, Frankfurt a M. u. s. w. Wr. 62. Sonnabend, den 24. Mai 1884. 46. Jahrgang. Abonnements - Einladung. Bestellungen auf die „Sächsische Dorfzeitung" für den Monat Juni nehmen alle kaiserlichen Post anstalten und Postexpeditionen gegen Vorausbe zahlung von 50 Pfg. entgegen. Die Verlags-Expedition. Politische Weltschau. Deutsches Reich. Der soeben in Berlin statt- gssundene Parteitag der Nationalliberalen wird von der gejammten Presse eingehend behandelt. Während nun die entschiedenen Organe der „freisinnigen Partei" über die Ergebnisse desselben sehr ungehalten sind und sie« als eine Ausgeburt deS Pseudo - Liberalismus bezeichnen, sprechen sich die gemäßigteren Blätter mit unverholener Anerkennung darüber auS. Die Versammlung zeigte sich nämlich von so viel Einmüthigkeit und Entschlossen heit beherrscht, daß selbst nicht Parteiangehörige zu der Ueberzeugung gelangen mußten, daß der National- liberalismus den ernsten Versuch machen wird, sich wieder praktisch an der Gesetzgebung zu bethätigen. Der Nachdruck, mit welchem die Partei den Entschluß kund gab, die Reichsregierung in ihren auf die Verbesserung der socialen Lage der arbeitenden Klaffen gerichteten Bestrebungen, (vorbehältlich einer sorgfältigen Prüfung der einzelnen Maaßregeln), mit allen Kräften zu unter stützen, bildete den wichtigsten und für das Verhältniß der Partei zur Reichsregierung entscheidenden Punkt der diesbezüglichen Erklärungen. Besonders hoch wird es der Partei angerechnet, daß sie auch der hart be drängten Landwirthschaft gedachte und sich nach dieser Richtung hin auch den Bestrebungen der Reichsregierung anschließen will. Die Grundlagen deS Unfallversicherungs-Gesetzent wurfes können als gesichert angesehen werden, denn rücksichtlich der Aufbringung der Versicherungsprämien durch die Arbeitgeber, der genossenschaftlichen Organi sation, des Deckungsverfahrens rc., besteht wesentliche Uebereinstimmung der Meinungen. Die mit der Be- rathung desselben betraute Kommission ist zur Zeit mit Vorschlägen beschäftigt, welche für die „Arbeiteraus schüsse" der Vorlage Ersatz schaffen sollen. Prinz Wilhelm wird in Rußland mit Aufmerksam keiten seitens des HofeS wahrhaft überhäuft und auch die Bevölkerung interessirt sich sehr lebhaft für den preußischen Gast. Man rühmt daS Männliche, Ernst hafte in der Erscheinung deS Prinzen, dessen ganzes Auftreten etwas streng Militärisches hat. Der Kaiser verfolgt mit großem Interesse die Festlichkeiten in Petersburg. Nach den bis jetzt getroffenen Disposi tionen dürste die Abreise des Kaisers nach EmS etwa Mitte Juni stattsinden und unmittelbar zuvor, nachdem der Reichstag wieder zusammengetreten ist, soll der fest liche Akt der Grundsteinlegung zum Reichslagsgebäude vollzogen werden. Dem Reichskanzler ist eine Eingabe der Frankfurter Handelskammer zugegangen, in welcher sie anläßlich der ägyptischen Konferenz um möglichsten Schutz der Inte ressen der deutschen Besitzer im Nillande ersucht. In Gotha hat der Landtag daS Gesetz wegen Mißbrauchs des Vereins- und Versammlungsrechts auf die Zeit der Geltung deS SocialistengesetzeS am 21. d. angenommen. Im Vatikan soll neuerdings eine erkältende Stim mung wahrzunehmen sein; doch erklärt sich dieselbe daraus, daß dem Papste, welcher der deutschen Sprache nicht kundig, von jesuitischer Seite eiugefiüstert worden ist, er werde in der deutschen Presse in triumphirender Weise darüber verhöhnt, daß er den Kardinal Ledochowski zum Sekretär der Bittschriftenkcmmission ernannt habe, waS als ein Sieg der preußischen Politik dargestellt wird und daß ihm von derselben Seite entstellende Ueber- setzungen von den Landtagsverhandlungen über die JazdzewSki'sche Interpellation vorgelegt worden sind. Die verdiente Abfertigung, welche der Kultusminister den Grobheiten und Injurien einzelner Eentrumsredner gegen die Regierung, hat zu Theil werden lassen, scheinen auf Se. Heiligkeit verstimmend gewirkt und seine Nei gung, entgegenzukommen, wieder abgekühlt zu haben. Kein ansehnliches deutsches Blatt hat übrigens den Papst in angegebener Weise verhöhnt, wohl aber haben viele Blätter die Regierung wegen zu „großer Nach giebigkeit" verspottet. Noch immer tobt der Kampf um die „Vorrechte der Officiere" in Tagesblättern und Broschüren. Auf eine solche von dem Oberstleutnant v. d. Goltz heraus gegebene antwortet man in einem bei Walther u. Apo lant in Berlin erschienenen Heftchen: „Die Officiere" in ziemlich energischer Weise. Daß „Berl. Tagebl." be merkt nun: „Der überschwänglichen Auffassung deS OfficierberufeS, wie sie v. d. Goltz producirt, hält der Verfasser (des letztgenannten Heftchens) die Behauptung entgegen, daß der Beruf deS OfficierS ein billiger und leichter sei. Das ist in der That richtig. Billig ist der Beruf, weil die Vorbereitungen auf denselben für eine große Zahl der Officiere in den Kadettenschulen geschieht und weil der Officier bereits vom 20. Lebens jahre an ein Einkommen von ungefähr 1700 M. bezieht. Der Beruf ist für die große Mehrzahl der Officiere leicht, weil die Thätigkeit eines OfficierS ihrem Umfange nach im Durchschnitt keine große ist und ihrem Inhalte nach mehr eine körperliche und praktische, als geistige und theoretische genannt werden kann. Zum Beweise beruft sich der Verfasser unter Anderem auf die That- sache, daß selbst Mitglieder der höchsten Aristokratie, welche durch gesellschaftliche Repräsentation sehr in An spruch genommen sind, dennoch Zeit genug haben, um das von ihnen bekleidete Amt eines OfficierS zu versehen". Unter den mittleren Besitzern der Graudenzer Gegend beginnt sich die Agitation für den Beitritt zum „Allgemeinen deutschen Bauernverein" zu regen. Be kanntlich soll im Laufe dieses SommerS in Marienburg ein „Westpreußischer Bauerntag" stattfinden. Die Großgrundbesitzer sind natürlich von dem Treiben dieser „gefährlichen" Leute sehr wenig erbaut. Die badische zweite Kammer nahm einen Antrag auf Bewilligung einer entsprechenden Summe behufs Veranstaltung einer Enquete über daS Kleingewerbe an, durch welche ermittelt werden soll, wie der Handwerker stand zu heben sei. Staatsminister Turban stimmte dem Anträge namens der Regierung zu, hob aber die großen Schwierigkeiten einer solchen Berathung hervor und betonte insbesondere, daß jeder Gedanke an eine Rückkehr zu den Zuständen vor Einführung der Ge- werbesreiheit ausgeschlossen bleiben müsse. Ein Preßproceß in Elsaß-Lothringen hat, schreibt man auS Straßburg, dem Reichsgericht Veranlassung gegeben, die Frage zu entscheiden, ob der Kaiser „LandeS- fürst" im ReichSland ist oder nicht. Der Redakteur eines klerikalen Blattes war wegen Beleidigung deS deutschen Kronprinzen — übrigens ohne daß dieser einen Strafantrag gestellt — verurtheilt worden, bean tragte aber Revision deS Urtheils, weil seiner Meinung nach daS kaiserliche HauS nicht als landesherrliches Haus für Elsaß-Lothringen angesehen werden könne. Dieser Auffassung hat sich das Reichsgericht angeschloffen, die Verurtheilung aufgehoben und, da ein Strafantrag nicht vorlag, den Mann außer Verfolgung gesetzt, auch die Kosten der elsaß-lothringischen Landeskasse auferlegt. Der Entschluß des Abg. von Mionigerode, für die nächste Zeit ein ReichstagSmandat nicht wieder an zunehmen, bestätigt sich; er nennt als Motiv die Ge- fchäftsüberbürdung, welche ihm auS der Verwaltung seines ausgedehnten Grundbesitzes erwächst. — Dem zum Konsul der Vereinigten Staaten von Amerika in Düssel dorf ernannten Herrn William D. Wamer ist die Be stätigung namens deS Reichs ertheilt worden. Die Wirksamkeit des internationalen Vertrages zum Schutz der unterseeischen Telegraphenkabel erstreckt sich in Europa auf die sämmtlichen an das Meer grenzenden Staaten, mit Ausnahme von Montenegro, ferner auf die europäischen Nebenländer dieser Staaten und auf daS Königreich Serbien; in Amerika: auf die Vereinigten Feuilleton. Aus verstreuter Saat. Roman von Ernst Wichert. (21. Fortsetzung und Schluß.) Nach einer Weile kam er denn auch, offenbar sehr erhitzt von fpirituüsen Getränken. Er stutzte, als er den Gast sah, faßte sich aber rasch. „Eie, Herr Poli- zeirath," sagte er; „daS ist freundlich, daß Eie einmal kommen —" Er ließ dabei einen scheuen Blick über dessen Ge sicht gleiten. Es schien sich aber davon nicht- ablesen zu kaffen. „Ich bin Ihnen noch immer eine Visite schuldig", entgegnete der Rath. „Wie behagt'S Ihnen denn auf Urlaub? „Nicht sonderlich", meinte Franz. „Ich will schon in den nächsten Tagen in meine Garnison zurück. Wenn man an eine bestimmte Thätigkeit gewöhnt ist . . . und macht sich's auch ganz anders." Der Rath sprach eine Weile über gleichgiltige Dinge. Dann kam er ganz beiläufig auf den Vorfall der letzten Nacht. „Die Sache macht Aufsehen," bemerkte er. „Sie haben doch schon davon gehört?" „Ja — ich hörte so etwas sprechen." „Ein Soldat ist der Thäter, so viel steht fest." „Ein Soldat . . man sagt's. Warum nicht?" „Aber mit einem Messer! Die Verletzung ist lebens gefährlich." Franz wurde merklich blässer; die Augenwimpern flimmerten so eigen. „Wenn s ein Soldat gewesen ist," sagte er, „so wird er wohl auch seinen Grund gehabt haben." „Sicher, mein Junge," bestätigte der Rath; „seinen Grund wird er gehabt haben. Aber eS giebt so allerhand Gründe. Zum Beispiel, was für einen Grund?" Die dunkeln Augen des jungen ManneS blitzten plötz lich. „Zum Beispiel . . .!" Er brach rasch ab, schüt telte den Kopf und schlug die Handschuhe, die er abge zogen hatte, auf der Tischplatte auS. „WaS geht es mich an?" Der Polizeirath hüstelte. „Hm — hm! ES geht Sie am Ende mehr an, als Sie glauben, lieber Freund." „Mich — ?" „Wer meinen Sie wohl, daß der Verletzte ist?" „Ein reicher Brasilianer, sagt man . . . WaS weiß ich?" „Ja. Aber, waS die Hauptsache ist, eS hat sich er mittelt, daß Minna —" Franz sprang auf. Sein Gesicht, seine Schultern und Hände geriethen in ein konvulsivisches Zucken, die Augen schienen einen festen Halt zu suchen. „Minna —!" rief er keuchend. „Minna —! Sprechen Sie von der nicht... sie ist — „Sie ist seine Tochter." „Seine. . ." Der Gesichtsausdruck wurde blitz schnell starr; die Zunge war wie gelähmt. „Seine Tochter, sage ich Ihnen. ES ist daran kein Zweifel." „Seine — Tochter . . ." Franz hob die Hände gegen die Stirn, sank auf den Stuhl zurück und fiel zu gleich vornüber mit dem Oberkörper auf den Tisch. Der Polizeirath ließ ihm keine Zeit, fich zu erholen. „Und Sie hielten ihn für einen Liebhaber — waS?" fragte er. „Aber ich versichere Sie, er ist ihr Vater, da zu hat er sich gestern feierlich vor Notar und Zeugen bekannt. Sie können die Urkunde einsehen. Und nun trifft ihn daS Unglück, mit einem Menschen zusammen zu laufen, der ihn offenbar arg verkennt, im Jähzorn ... aber Sie wissen ja daS Weitere. Der Professor giebt keine Hoffnung. DaS arme Mädchen!" Franz richtete sich auf. Seine Augen waren feucht. Er erhob sich langsam vom Stuhl und griff nach seiner Mütze. „Wenn eS so steht ..." sagte er. „Aber e- war auch vorher schon auS zwischen unS. DaS andere ist gleicbgilttg. Leben Sie wohl, Herr Polizeirath — Ihre Mühe war diesmal umsonst." „Wo wollen Sie hin, Franz? Vertrauen Sie sich mir an. ES giebt MilderungSgründe der That . . ." Franz schob den Arm zur Seite, der ihn aufhalten wollte. „Aber er ist doch ihr Vater!" rief er. „Lassen Sie mich — leben Sie wohl!" Er verließ eilig das Zimmer. AlS der Polizeirath auf die Straße hinauskam, war er bereits in einer der engen Gassen rechtS oder links verschwunden. Am anderen Tage laS man in der Zeitung: „Gestern hat sich in der großen Kaserne ein Unteroffizier, der fich seit Kurzem hier auf Urlaub befand, mit dem Gewehr eines Kameraden, den er dort besuchte, erschossen. Der Grund ist unbekannt."
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