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Sächsische Dorfzeitung : 04.11.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-11-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480520429-189911043
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480520429-18991104
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480520429-18991104
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Dorfzeitung
- Jahr1899
- Monat1899-11
- Tag1899-11-04
- Monat1899-11
- Jahr1899
- Titel
- Sächsische Dorfzeitung : 04.11.1899
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Erste Beilage zu Nr. 130 der „Sächsischen Docheitung" vom 4. November 1899. 143 Mädchen und 84 Kindern (darunter SS Säuglinge), zusammen von 635 Personen, benutzt. Die Gesäumt» frequenz des Asyl» von Anfang Januar bi« ultimo Oktober betrug 5521 Personen. — Im Asyle für obdachlose Männer fanden im Monat Oktober 1575 Personen, darunter 573 für Nechnuug de« Stadtarmen-Amte«, Aufnahme. — De« Inhabern von Bahuhofö-Restau- ratioaen ist eine Bestimmung in Erinnerung gebracht worden wonach sie verpflichtet find. Steifenden auf Wunsch Postwerthzeiche» (Briefmarken, Postkarten, Postanwei sungen) zum Selbstkostenpreise zu verabsolgen. Mehrsach soll es vorgekommeu sein, daß de« Berlangeu nach ge- »öholichea Postkarten nicht entsprochen worden ist unter dem Borgeben, „daß »ur Ansicht« Postkarten vorräthig seien". Für einen Bogen Briefpapier nebst Umschlag und die Bestellung von Tinte uud Feder ist zusammen der Betrag von 10 Pfg. zu erheben. — viele haben keine Idee davon, ein wie große« Kapital von dem Bettler- und Strolcheathume jährlich asfgesogen wird. Zuchthau«- und Besängniß- direktoren (mben erklärt, daß ein routinirter Strolch und Bettler wohl 3 bi« 4 Thaler in einem Tage zusammen bringen kann, wovon er dann vor der Stadt in einer Schenke oder in einem sonstigen Lokale r»cht angenehm lebt. Mau hat zwar, um da« Uebel einzuschränken, strengere Straßen- kontrole vorgeschlagen; öftere Durchsuchung von Herbergen, Scheunen und Feimen; serner ein gleichmäßige«, soge nannte« Uuifvrwfiegel der benachbarten Staaten; man hat sich endlich auch an die Bemeindetage gewendet und die Publikation eine« Album« vorgeschlagen, da« freilich sehr umfangreich würde, denn für Deutschland allein ist die Zahl von g-gen 200,000 (!) Vagabunden, die vom Bettel und Gaunerei leben, fepg,stellt, die sich ost, um nicht der Polizei aufzusallen, äußerlich gut hallen, ja oft mit kpazierstcck und Cigarre betteln kommen. Zum Winter hallen sie sich natürlich gern in Städten und Dörfern auf und verlassen ihre Feld- und Wald-Billeggiaturen. Zu ' drm erbettelten, oft wieder verschleuderten Gute rechne man aber nun die vermehrten Kosten für Arbeit« - und BerpflegungSstätten, für Sicherheitspolizei und Schubkasten, für Gefängnisse, Gericht«- und Epitalkoflen: bei einem Durchschnitte von nur 2 M. pro Jahr und Kopf erhält man die Summe von 73 Millionen Mark. — Ein« der bewährtesten Abschreckmittel der Vagabundage bleibt da« sofortige Angebot von irgend einer Handarbeit; die« zeigt auch sofort, ob wir wirklich einen arbeitsuchenden Bettler oder nur einen Vagabunden vor un« haben. — vom Schwurgerichte wurden verurtheilt: 1) der am 16. März 187S zu Glauchau geborene Schreiber Hermann Eduard Wolf, der im August wegen Betrug- zu 4 Jahren Gefängniß und 5 Jahren Ehrenrechtsverlust verurtheilt worden war, wegen schwerer Urkundenfälschung Und Betrug« zu einer Gesammtstrafe von 5 Jahren Ge- säuguiß; 2) der 24 Jahre alte Kaufmann und ehemalige Postgehilfe Georg Ferdinand Kratzsch au« Niederpoyritz wegen schwerer Urkundenfälschung, Betrug«, falscher Be urkundung und unbefugter Anmaaßung eine- öffentlichen Amte«, wodurch er die Reichspost um 140 M. schädigte, zu 3 Jahren 6 Monaten Gesängniß und 5 Jahren Ehrenrecht«verlust; 3) die 21 jährige, bi-lang unbescholtene Fabrikarbeiterin Ernestine Louise Reich au- ASlau, zuletzt in Löbtau wohnhaft, wegen Tödtung ihre- neugeborene», uneheliche» Kinde- zu 2 Jahren 6 Monaten Gefängniß und 5 Jahren Ehrenrecht-verlust. — Au-dem Gericht-saale. verurtheilt wurden: 1) der 27 Jahre alte, au- Rend-burg gebürtige Korb wacher Woldemar Heinrich Emil Selbmann, ein wegen Körperverletzung mit 6 Monaten Gefängniß vorbestrafter Mensch, wegen erneuter schwerer Körperverletzung, au«- gesührt durch Messerstecherei gege» einen Zimmermann in Kötzscheubroda, zu 1 Jahre 6 Monaten Gesängniß; 2) die zur Zeit i« Zuchthause zu Sagan eine Strafe von 2 Jahren 3 Monaten verbüßende, 38 Jahre alte Näherin Martha verw. Sterzing wegen Betrug«, der sich al« Hoch stapelei charakterifirt, da die Angeklagte bei verwandten ihr bekannter Personen unter dem Borgeben, letztere be fänden sich in bitterster Noth unv schwerer Krankheit, -eldgeschenke erschwindelte, die sie für sich verbrauchte, zu einer Gesammtsvafe von 4 Jahren Zuchthaus und 5 Jahren Lhrenrecht«verlust. — Au« dem Polizeiberichte. Ja einem Stoll- raume in der Striesener Vorstadt wurde Montag früh ei» Diener infolge de- Einathmeu« von Kohlenoxydgase» erstickt vorgefunden. Auch waren zwei Pferde verendet, »ährend zwei andere Pserde, welche sich nicht gelegt hotten, am Leben geblieben waren. Ja dea über de« Rau«e befindliche» Stockwerken befindet sich ein Fabrikation-lokal, in welchem Dauerbrandöfen benutzt werden. Au« diese« find vermuthlich Base in den Etallraam gedrungen. — Am Montag Abend wurde eine 68 Jahre alte Frau von Umvohlseia befallen. Sie sollte de« Stadlkrankenhause zugeführt werde», ehe sie dahi» la«, war jedoch schon der Dod insolge innerer Verblutung eingrtreten. — Am lerrafsenufer schoß sich a« Reforumtionütage früh ein wn auSwärt- geko««ener 3b Jahre alter Reisender in bw Mund uud stürzte sich daun in die Elbe. Er wurde Hoch wieder herau-gezogen und in da- Stadtkraukenhau- «ebracht. Die Verwanduug ist »icht leben-gesährlich. — Milte vorige» Monat- ist vo« Empfa»g--Büterbodeu de« deipziger Bahnhöfe- weg eine Kiste mit Käse, gezeichnet u 22, 29 irg i« Bewicht, abhanden gekommen und ver. »thlich gestohlen worden. — Glasewitz. Bei der hiesigen Sparkasse wurden 1» Monat Oktober 38S Eiuzahluugev im Betrage von *1'055 M. geleistet, dagegen ersolgteu 1SS Rückzahlungen W Betrage vo» 32,223 M. — Trachau. Bei der hiesige» Sparkasse wurden » Monat Oktober S2 Einzahlung«» in Höhe von 9572 M. 6S Pf. geleistet, -agegen erfolgten 1S Rückzahlungen im Betrage von 1966 M. 1b Pf — Moritzburg Am Douuerstang fand die Au«- fischung de« zum Bünther'schen Bute ia volker«dorf ge hörigen Teiche« (zwischen Bolkerßdorf und Mar«dorf ge legen) statt. Am Freitag wurde der im Löbnitzgrunde gelegene, zu Reichenberg gelegene Teich der Meierei gefischt. Dawit ist für diese« Jahr die AuSfischang der Teiche in unserer Umgebung al« beendigt zu betrachten. Der Meierei- teich liefert nicht nur gute Speisifische. ««besondere Karpfen, sondern auch eiue große Anzahl mehr oder weniger entwickelte krebse. — Seifer«dorf bei Lugau, 1. November. I» der Nacht zum Sonntag find zwei verheirathete Berg arbeiter au« Stollberg uud Lugau auf der Stollberger Straße von fünf jüngeren Bergarbeitern im Alter von 16—19 Jahren angerewprlt und mit Messern gestochen worden. Auch haben die Bursche» ein Schanklokal in SeiferSdorf besetzt gehalten und jede» Bast, der sich ihnen näherte, mit dem Messer bedroht. Diese Messerhelden wurden später verhaftet. — Riesa, 31. Oktober. Eine große Bande Zigeuner beabsichtigt, wie verlautet, ihr Weihnacht-fest in Verbindung mit zwei Hochzeiten beiLoreuzkirchen zu feiern, wo selbst man mit gegen 100 Wagen eiutreffen will. — Bautzen Am Montag Abend nach 9 Uhr ist in Zschorna bei Pommritz die zum Rittergut« gehörige große Scheune, welche über 100 Scheffel Betreibe in sich barg, durch eine Feuer-bruust total eingeäschert worden. Durch Flugfeuer wurden zwei mit Strohdach versehene, 30 Meter weit entfernte kleine Bauernhäuser ergriffen und ebenfall- vernichtet. Während die Scheune versichert war, haben die betheiligten Bewohner der kleinen Häuser den Verlust ihrer gesammten nicht versicherte» Habe zu be klagen. Bei ungünstigerer Windrichtung würde da- ganze Dorf in Flammen aufgegangen sein. Einen der Brand stiftung verdächtigen Menschen soll man bereit- fest- genommen haben. — Penig. In der Nacht zum Sonntag wurde im Winkler'scheu Basthofe ia Ka»fungen eia Raub. Mordversuch verübt. Nachdem die Gäste sich entfernt und der Wirth sich zur Ruhe begeben hatte, stiegen in der zweiten Stunde Diebe durch da- Fenster in die Gaststube ein. Durch da- Geräusch aufmerksam gemacht, kam der Bruder de- Wirthe- hinzu und verscheuchte die Einbrecher, die sich dafür rächten, indem einer von ihnen von der Straße au- durch da- Fenster auf den Bruder de- Wirthe- schoß und ihn leben-gesährlich verwundete. Die Thäter konnte man noch nicht habhaft werden. — Weipert. Der Polizeirevisor Hauptmann a. D. Kaaden wurde früh morgen« an einem Tage der vorigen Woche an ein«.r seichten Stelle der Eger al- Leiche auf- gesunden. An dem verstorbenen nahm man im Gesichte eiue tiefe Schnittwunde, sonst aber keine Verletzung wahr. Der Mantel und die Blouse waren auf der Brust zerrissen. Die Mütze und die Säbelklinge, sowie die Uhr, welche anscheinend gewaltsam von der noch in der Hose befind lichen Kette gerissen war und auch da- Geldtäschchen sehlten, so daß auf eine» Raubmord geschloffen werden muß. Der Säbel de- verstorbenen wurde ca. 60 Schritte von der Leiche an einer Böschung ganz verbogen entdeckt. — Olbernhau, 1. November. Auf dem Bahn hofe Pockau-Lengefeld hat sich am Montage ein be dauerlicher Unfall ereignet. Bei der Au-fahrt de« Reitzenhainer Büterzuge» ist der in Flöha stationirte Schaffner Schäfer beim Besteigen der Bremse abgerutscht und zwischen die Geleise gefallen, wobei ihm beide Beiue oberhalb de- Knie» abgefahren wurden. Der Unglückliche mußte nach dem Kraukenhause in Lhemaitz gebracht werden. Laud- und DolkSwirthschaftliches. — Für die polizeiliche Regelung de- Milch ver kauf- hat da- köuigl. Ministerium de- Innern an die KreiShauptmanvschaften im verordnung-wege eine Reihe allgemeiner Gesichtspunkte gelangen lassen, nach denen die gegenwärtigen die-bezüglichea Vorschriften über die Hand, habung der Milchkontrole, welche vielfachen Anlaß zu Klage» der betheiligten Kreise geben, obzuändern. Die abgeänderten Vorschriften müssen bi- zum 6. Juli 1900 an da- Ministerium eiugereicht werden. Neuzuerlasseude Milchregulative fiud nach den erwähnte» Gesichtspunkten zu prüfen. — Auf de« Berli»er Schlachtviehhofe stände» am 1 November zum verkauf: 452 Rinder, 1725 Kälber, 1646 Schafe, 970b Schweine. Man zahlte für Rinder: Ochsen 1. Waare , 2. Waare , 3. Waare , 4. Waare 48—50 M., Bullen 1. Waare , 2. Waare , 3 Waare 47—LV M., Färse» u»d Kühe 1. Waare , 2. Waare , 3. Waare 48—50, 4. Waare 4L—47 M.; für Kälber: 1. Waare 74—76, 2. Waare 71—73, 3. Waare 62-68, 4. Waare (Fresser) 4V—43 M.; für Schafe: 1. Waare 61—64, 2. Waare 53—57, 3. Waare (Merzschafe) 44—bO M. Holsteiner und Niederung-schafe (Lebendgewicht) 24—29 M.; für Schweine: 1. Waare 47, Käser , 2. Waare 45—46, 3. Waare 42—44, Gauen 40—43 M. — vom Rinderauftriebe blieben ungefähr 200 Stück unver kauft. Der Kälberhandel gestaltete sich langsam. Bei den Schafen fanden etwa 300 Stück Absatz. Der Schweine markt verlief schleppend und wurde geräumt. Die Aus fuhrsperre ist aufgehoben. — Ziergärtnerei. Alle empfindlichen i» Freien bleibende» Pflanzen stad jetzt einzudecken; alle laubabwerse»den Sträucher und Bäume, wenn möglich erst dann, wenn da« Laub abgesallen ist. Ist dagegen ein plötzlicher, starker Frost in Aussicht, so maß e- natürlich eh«r geschehen. Besonder- gilt die« von den Rosen. Wurzelechte und niedrig veredelte Rosen find bi- zu ei»er mäßigen Höhe mit Laub zu bedecken. Roseubäumchen legt man, nachdem die Blätter sorgsättig ent fernt worde», uieder, gräbt die Krone in die Erde rin, und überdeckt, wenn möglich auch den Stamm «it solcher, andernfall- mit Fichtenzweige». Sind die Kronen zu» Eiugrabe» zu stark, so werden sie geschnitten und ei»- gebundeu. Schwache- Holz ist ganz fortzuschneide», starke Triebe find auf ein Drittel ihrer Länge einznkürzen; es ist aber darauf zu achten, daß die Kroue eine regelmäßige Form erhält, die Triebe »icht zu dicht stehen u»d fich »icht kreuzen. Zwiebeln von Hyaciath«» und Tulpen, die man zu Weihnachten blühend haben will, müssen nun in Töpfen oder in Bläsern, mit Papierdüteu überdeckt, an die Zimmerfevste, gestellt und »ur nach und »ach in größere Wär«e gebracht werden. — Lie Feldarbeit im November besteht haupt sächlich au- Dungsühren und Pflüge», daneben, wo die Bestellung der Wintersaaten »och nicht fertig ist, maß natürlich auch die- energisch befördert und jeder günstige Tag benutzt werde». Der spät bestellte Roggen uud Wetze» ist später bei der Er»1e meist durchau- nicht der schlechteste uud e- fiud bei »icht zu klarem Acker die kleinen Pflänzchen selbst bei Nachtfröste» beffer geschützt, al- die etwas früher bestellte». Die alte Bauernregel sagt richtig: „Der Weizen ia Bollen geräth in Bolle«*. Wo Stellen ohne Abfluß für da« Wasser Vorkommen, find vor dem Winter die Wasserfurchen anzulege» und ia Ordnung zu halten. Die Hackfrüchte find wohl scho» im Keller oder in Miethen nutergebracht; »ur Etoppelrübea und Weißkraut steht vielerort« noch, um in der ersten Hälfte de« Monat« »och «ingrheimst zu »erden. Vermischtes. — Prag. Die Entrüstung über die Annexion«- gelüste der Engländer bewaffnet jetzt schon die Liliputaner, zeitigt aber dabei ganz verhängnißvolle Begeisterungen. In Kuttenberg hatten die Schüler der dritten Klaffe der dortige» Realschule, Ladislau« Divisch und Karl Hawelka, den Beschluß gefaßt, in die Burinarmee eiozutrete». Unter dem Vorwande, daß sie Schulgeld bezahlen müßten, entlockten sie den Aeltern 15 Gulden und begaben fich damit nach Wie». Als ihnen da« Geld auSging, reifte» sie wieder nach Kuttenberg zurück, wo sie keine«weg« freundlich empfangen wurden. Die- nahmen fich die Knaben derart zu Herze», daß Divisch fich durch eine» Pistolenschuß tödtete und Hawelka fich durch mehrere Messerstiche so schwer verletzte, daß au seinem Austommen gezweifelt wird. — Linz, 30. Oktober. Ein bedauerlicher Unglück-- fall ereignete fich auf der Jagd am Ober Adenberg bei Handenberz im Innviertel. Während der Jagd gingen der 57 jährige Pfarrer Franz Wilslingseder von Handeu- berg und der Bauer Josef Stamberger über die Felder, wobei dem letzteren da» über der Schulter hängende Ge wehr plötzlich lo-ging und die volle Ladung ru de» Kopf de- Pfarrer- drang, der sofort todt zusamwe»stürzte. Au- Verzweiflung über da- von ihm aagerichtete Unglück erschoß fich Stamberger selbst. — Warschau, 2. November. In dem nach Warschau fahrende» Personevzuge der Warschau-Tere-poler Bahn rst Sonnabend Nacht infolge einer Benzinexplofion eia Wage» in Brand gerathea. Acht Reisende haben hierbei schwere Brandwunden davongetragen, von denen einer, ein Artillerie- osficier, bald starb. Die Explosion entstand dadurch, daß ein Reisender eine große Flasche Venz« mit fich führte, welche zu Boden fiel und zertrümmerte, gerade, al- ei» anderer Reisender ein breuuende- Streichholz zur Erde warf. — Smyrna, llebrr da- furchtbare Erdbebe« i» Bilajet Aldin (Kleinaste») werden immer schrecklichere Einzelheiten bekannt. Mehr oder weniger der völligen Verwüstung avheimgefalleu find die Ortschaften Albi», Nazli, Haraköi, Karadia-Sou, Tschina, Bozdaghan, Denizli und Bolada» mit fast ausschließlich türkischer Bevölkerung. Nur in wenigen Orte» waren auch Griechen ansässig. Bon den an der Aldin-Bahn gelegene» Orte» habe» am Meiste» gelitten: Kio-k, Aktsche, Eultau-Hiffar Oumourlou, Kouyoudjak, Ortadj», Schaarli; abseit- der Eisenbahn i« Innern de« Lande«: Bozdagan. Karadja-Sou, Bolada» vnd »amentlich der wichtrgfte Platz Arni-Bazar. Wen» bi« jetzt amtlich nur 1050 Lobte uaa 800 verwundete festgestellt find, so ist die« (abgesehen von de» unter de» Trümmern noch nicht ausgesundeuen, auf 600 geschätzt«» Tobten) dem glückliche» Umstande zuzuichreiben, daß die Bevölkerung zur Zett de« Unheil- lebhaft mit Feld- und Erntearberte» beschäftigt war uud deshalb die Nächte außerhalb der Ortschaften auf freiem Felde verbrachte. Obdachlo- wurden mehr al- 80 000 Personen. Nicht weniger al- 16,136 Häuser find in Trümmer gelegt. Die Bevölkerung erträgt da- entsetzliche Unglück «rt der den Türken eigenen würdigen Rahe und Ergebenheit. Die immer noch nachsolgeuden Erdstöße verhindern den Beginn de- Wiederaufbau-. So find hinterher in Denizli »och gegen 1000 Häuser durch erneuten Erdstoß zusammen- gebrochen, so daß uunmehr die Ortschaft vollständig ver wüstet ist. Dazu kom«t al« besonder« erschwerend der Eintritt der Regenzeit und kälterer Witterung, die da« Leben in dea von der Regierung gelieferten Zelten a»f die Dauer nicht gestattet, so daß zum Bau von kostspielige» Holzbaracken in größerem Maaßstobe geschritte» wird. Eiue vom deutschen Botschafter bei der Pforte gespeudete Beihilfe rief i» den weiteste» Kreisen der Bevölkerung freudige Dankbarkeit hervor. Hatte schon die Höhe der gespendeten Summe, die mehr al« dreimal so viel ist al« der Beitrag anderer Regierungen (Fraukreich uud Italien je 1000 Frauk«), augeneh« überrascht, so machte die freund liche Art der Zuwendung »och eine» besonder« günstige» Eindruck. Dem Deutschthame fiud dadurch ueue Sympathien gewonaen worden. Damen au« der deutsche» Kolouie z» Smyrna haben emen Au«schuß gebildet zur Unterstützung der verunglückten durch Lieserung von Kleidanggflück» und anderen Bedürfnissen.
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