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Sächsische Dorfzeitung : 08.04.1905
- Erscheinungsdatum
- 1905-04-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480520429-190504087
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480520429-19050408
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480520429-19050408
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Dorfzeitung
- Jahr1905
- Monat1905-04
- Tag1905-04-08
- Monat1905-04
- Jahr1905
- Titel
- Sächsische Dorfzeitung : 08.04.1905
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Seile 2. „Sächsische Dorfzeitung." 8. April 1905 Aus Dresden und Umgegend. Dresden, 7. April. — Se. Majestät der König nahm heute vormittag militärische Meldungen entgegen und. empfing die Herren Staat-minister und den Königlichen Kabinettssekretär zu Vorträgen. — Se. Majestät der König stattete gestern, wie schon kurz berichtet, der alten Bergstadt Freiberg einen Besuch ab. Auf dem Bahnhofe fand Neiner Empfang statt. Der König schritt die Front der vor dem Bahnhofe stehen den Militärvereine des Bezirks Freiberg im König! Sächs. Militärvereinsbunde ab und fuhr sodann unter dem Jubel der Menge durch die im reichen Festschmucke prangenden Straßen nach dem Rathause. Hier bildeten Festjungfrauen auf der alten Treppe Spalier. Fräulein Pachaly begrüßte den König mit einer poetischen Ansprache. Sodann nahm der Monarch in dem altertümlichen Ratszimmer die Huldigung der Vertreter der Stadt entgegen. Die Huldigungs rede hielt Bürgermeister vr. Blüher. Der König ant wortete darauf: „Indem Ich Ihnen, Herr Bürgermeister, und allen den anderen Herren Meinen herzlichsten Dank sage für Ihre freundliche Begrüßung an dieser althistorischen Stelle, spreche Ich Ihnen allen Meine Freude aus, heute die alte Bergstadt Freiberg besuchen zu können. Heute ge denke Ich mit besonderer Wehmut Meines in Gott nihendm heißgeliebten Vaters, an dessen Anwesenheit am 7. Mai 1903 alles erinnert. Es erfüllt Mich mit besonderer Freude, daß die Einwohnerschaft die Liebe, die Mein Vater in ganz besonderer Weise für Ihre Stadt hegte, durch einen wahrhaft begeisternden Empfang für Mich, seinen Sohn und Erben, erwidert. Wir stehen jetzt hier in Freiberg in einer gewaltigen Umwälzung. Zu Meinem aufrichtigen Bedauern muß leider die Stadt den Charakter der Berg stadt einbüßen. Seit Otto dem Reichen war der hiesige Silberbergbau eine Quelle des Reichtums für das ganze Land. Wenn Meine Regierung keine Opfer gescheut hat, den Bergbau bis jetzt zu erhalten, so geschah es aus Für sorge für die bergmännische Bevölkerung, die sich schwer an einen anderen Beruf gewöhnen konnte. Wie es Meine stete Fürsorge sein wird, daß diese Uebergangszeit mög lichst schmerzlos für die Bevölkerung sein möge, so vertraue Ich aber auch auf den gesunden Sinn der Bewohner dieser Stadt, daß sie sich bald in das Unvermeidliche finden und alles tun werden, um sich in ganz neue Verhältnisse herein zufinden. Daß aber die Freiberger ihre altbewährte Treue und Liebe für Mich stets bewahren werden, davon bin Ich nach dem heutigen herrlichen Empfange überzeugt. Die alte liebe Bergstadt wird schwinden, nicht aber die seit Jahrhunderten mit Meinem Hause auf das engste ver- knüpfte ehrwürdige Markgrafen- und Herzogsresidenz." Nach der Vorstellung der Ratsherren und der Stadt verordneten besichtigte der König Ratsklcinodien. Auf dem Obermarkt sangen etwa 800 Schulkinder einen Chorgesang. Dem Gesänge der Kinder folgte das von etwa 200 Frei berger Sängern vorgetragene Begrüßungslied, das auf die Melodie des Häuerliedes aus dem Bergmannsgruße von Anacker verfaßt war. Vom Rathause fuhr der König nach dem Untermarkte in das König Albert-Museum, und von dort nach dem Dome, wo ihn Herr Superintendent Hässel- barth namens der anwesenden Geistlichkeit und der Kirchen vorstandsmitglieder willkommen hieß. Der nächste Besuch galt dem König!. Bergamte, wo unter anderem die Schüler der König!. Bergschu!e dem Landesherrn eine Ovation be reiteten. Hierauf fuhr der König nach der Kaserne und nahm daselbst eine Parade des 1. Königl. Sächs. Jäger bataillons Nr. 12 ab. Auf dem Rückwege stieg der Monarch in der Bergakademie ab, besichtigte sie und nahm deren Huldigung entgegen. Um 1 Uhr fand im Kaufhause ein von der Stadt gebotenes Frühstück statt. Nachmittags folgte große Bergparade, an der über 1700 Bergleute Teilnahmen und wovon der König mehrere photographische Aufnahmen machte. Um 11 Uhr 58 Minuten waren Prinzessin Mathilde und die Prinzen Friedrich Christian und Ernst Heinrich mit ihrem Erzieher Hauptmann O'Byrn eingetroffen, die vom Kaufhause aus der Bergparade zu- sahen Kurz nach 4 Uhr erfolgte die Rückreise nach Dresden. — Se. Majestät der König hat das Protektorat über den seit 37 Jahren bestehenden hiesigen Allgemeinen Handwerker-Verein übernommen und ferner dem Ber- waltungsrat der „Sächsischen Fechtschule" ein Beileids schreiben anläßlich des Ablebens dessen Landesvorsitzenden Arthur Schönfeld zugehen lasten. — Verleihungen und Beförderungen. Der Kaiser hat dem Königlich sächsischen Hofmarschall und Kammerherrn Grafen v. Rex zu Dresden den Stern zum Königlichen Kronenorden 2. Klasse und dem königlich sächsischen Oberhofmarschall Grafen Vitzthum v. Eck- städt das Großkreuz dech Roten Adlerordens verliehen. Der charakterisierte Major Meißner, 1. Traindepot- Offizier bei der Zeugmeisterei, ist unter Verleihung eines Patentes feines Dienstgrades zum Inspizienten des Truppen- und Trainfeldgeräts ernannt worden. — Herr Amtshauptmann Geh. Regierungsrat v. Craushaar ist von einer kurzen Urlaubsreise zurück gekehrt und hat die Leitung der Geschäfte der Königl. Amts hauptmannschaft Dresden-Neustadt wieder übernommen. — Personalien. Se. Majestät der König hat den seitherigen Professor an der Forstlehranstalt zu Eisenach vr. ptnl. Franz Wilhelm Neger zum ordentlichen Pro fessor der Botanik an der Forstakademie in Tharandt er nannt und dem Sekretär und Kanzleichef des Vereins gegen Armennot und Bettelei in Dresden, Zieger, das Albrechtskreuz verliehen. Dem Lehrer an der 3. Bezirks schule, Herrn Heinrich Schröder, der am 1. Mai nach fünfzigjähriger Tätigkeit im Schuldienste in den Ruhestand tritt, ist das Albrechtskreuz verliehen worden. — Das heute erschienene Militär-Verordnungs blatt enthält die Bestimmungen über die Errichtung eines Kavallerie-Regiments mit niedrigem Etat unter Verwendung des eingehenden „kombinierten Jäger-Detache ments zu Pferde" (1. und 2 Eskadron Jäger zu Pferde Nr. 12 und 19) am 1. Oktober d. I. in Chemnitz. Gleichzeitig wird die Uniform der Offiziere und Mann schaften des 3. Ulanen-Regiments Nr. 21 bekannt gegeben. — Bei der Königl. Amtshauptmannschaft Dresden-Altstadt können am Freitag und Sonnabend nächster Woche wegen Reinigung der Geschäftsräume nur dringliche Angelegenheiten erledigt werden. — In der öffentlichen Sitzung des Kreisaus schusses der Kgl. Kreishauptmannschaft Dresden am heutigen Freitag von vormittags 11 Uhr an, die unter Vorsitz des Herrn Kreishauptmann Schmiedel stattfand, wurden genehmigt bez. zur Befürwortung empfohlen: das Gesuch des vr. mbcl. Rohde in Bad Königsbrunn um Erteilung der Erlaubnis zur Weiterführung der ehemaligen vr. Putzerschen Kuranstalt daselbst, das Gesuch des Arztes vr. mscl. Grill in Sebnitz um Genehmigung zur Errichtung einer Privatkrankenanstalt für Kinder daselbst, das Gesuch des Frauenarztes vr. ineck. Marschner in Dresden und des Spe zialarztes für Chirurgie Vr. Grunert ebenda um Konzession zum Betriebe einer gemeinschaftlichen Privatkrankenanstalt im Hause Schmiedegäßchen Nr. 2 in Dresden (bedingungsweise), das Gesuch des Arztes vr. meck. Hermann Meyer in Dresden um Konzession zur Errichtung einer Privatkranken anstalt im Hause Bernhardstraße 19 daselbst (bedingungs weise und gegen 2 Stimmen bei 1 Stimmenthaltung), die Wasserwerks - Ordnung für die Stadt Pirna, die Anleihe- Aufnahme der Stadtgemeinde Dresden für Straßenbahn zwecke, die Uebernahme bleibender Verbindlichkeit seitens der Stadtgemeinde Neustadt bezüglich einer am dortigen Bahnhofe gelegenen Straße und die Uebernahme einer bleibenden Verbindlichkeit feiten der Stadtgemeinde Dresden hinsichtlich des zwischen dem Ostra-Ufer und Onkel Toms Hütte gelegenen fiskalischen Teiles der Pieschcner Allee und der Zufahrtsstraße zur Schlachthofinsel; ab gelehnt bezw. verworfen wurden dagegen das Regulativ über die Wasserabgabe in der Stadt Neustadt aus der städtischen Wasserleitung, der Rekurs des Privatus Oskar Wehner in Neugruna gegen die Abweisung seine» Gesuches um Rückerstattung von an die Stadtkaste zu Dresden ge zahlte Verkehrsabgaben, der Widerspruch des Lageristr, Otto Horn in Berlin gegen seine Heranziehung zur Gr- meindeeinkommensteuer in Dresden und die Beschwerde det Fabrikbesitzers Paul Wagawa in Radeberg wegen Hera,- ziehung zu den dasigen Gemeindeanlagen. Außerdem wurde, noch eine größere Anzahl Rekurse in geheimer Sitzung erledigt. — Die gestrige Stadtverordneten-Sitzung hatte nur eine Dauer von 35 Minuten und die in derselbe, erledigten Gegenstände waren nur von geringem Interesse für die Oeffentlichkeit. — Straßenbahnankauf. In der gestern abend abgehaltenen geheimen Sitzung der Stadtverordneten wurde mit knapper Mehrheit der Ratsvorlage gemäß beschlossen, die Dresdner Straßenbahn im ganzen anzu kaufen und der Stadtgemeinde für die Zukunft die Mehrheit der Aktien der Deutschen Straßenbahn z, sichern. < — Auch die rote Straßenbahn geht in die Ver waltung der Stadt über. In der heute vormittag abgehaltenen Generalversammlung dieser Gesellschaft ist ein dahinzielender Antrag mit knapper Mehrheit angenommen worden. — Die für den Bereich der sächsischen Staatsbahne, bestehenden zehntägigen Rundreisekarten, die am 11. April und an den folgenden Tagen gelöst werden, gelten bis zum 5. Mai; die Gültigkeit erlischt um Mitter nacht des letzten Geltungstages. Eine gleiche Verlängerung der Geltungsdauer tritt für die außerdeutschen Strecken m Verkehr auf Rückfahrkarten zwischen sächsischen Stationen und solchen der Böhmischen Nordbahn, der Lokalbahn Friedland i. B.—Hermsdorf i. B. und der Französisch« Nordbahn (Paris über Aachen) ein. Die Rückfahrkarte» nach der Schweiz und Paris über Hof behalten für die außerdeutschen Strecken ihre tarifmäßige Benutzungsfrist, werden also von der Gültigkeitsverlängerung zu Ostern nicht berührt. — Im Viktoriasalon gibt es jetzt allabendlich vollbesetzte Häuser; kein Wunder auch, wenn man sich halb- tot lachen muß. Das Programm vermittelt diesmal die Bekanntschaft mit Herrn Wilhelm Hartstein, dem ali Komiker ein vorzüglicher Ruf vorausgeht und besten Auf- treten denselben in der Tat vollauf rechtfertigt. Hm Hartstein führt mit seinem Ensemble zwei selbstverfaßte Burlesken auf, die inhaltlich keinerlei Bedeutung bean spruchen, die aber wegen ihrer aus den mannigfachst« Personenverwechselungcn sich ergebenden Situationskomik unablässig die Lachmuskeln reizen. „Der Nihilist" und „Das Nachtasyl" betiteln sich die beiden Burlesken, die ungeachtet des ernsteren Namens durchaus harmlos ver laufen, ja am Schlüsse die unglaublichsten Verwickelung« sich in Wohlgefallen auflösen lassen. Sie geben aber Herrn Hartstein, der natürlich die Hauptrollen selbst dar stellt, die allerbeste Gelegenheit, seine angeborene Komik z» entfalten, die in einer bemerkenswerten Ursprünglichkeit sowie in der Befähigung besteht, jene Komik auch schau spielerisch bestens zu verwerten. Die übrigen Mitwirkendm füllen ebenfalls ihre Plätze gut aus, so daß dem Ensemble, wo immer es auch sei, stets der durchschlagendste Erfolg von vornherein gesichert ist. Die übrigen Künstler- Spezialitäten, die den Abend ausfüllen, haben neben Herr» Haristein keinen leichten Stand, indessen dürfen sie aber doch in ihrer Art das Interesse für sich beanspruche». Frl. Ada May singt von „ihrem" Dresden allerleipointen reiche Verse, der Humorist Herr Otto Richard macht auch Verse und trägt sie vor, und findet auch seine Zuhörer, während Franz Rainers Tyroler Sänger- und Schuh plattler-Gesellschaft immer gern gehört und gesehen wird. Ferner tritt ein Bernhardiner-Hund des Frl. Mesquetz als Kunstreiter zu Pferd und am Trapez auf und führt den besten Nachweis von der Gelehrigkeit dieser Tiere, und die Gebrüder Hermance verdienen schließlich durchaus als gute Akrobaten bezeichnet zu werden. Eine neue Bilderserie und Wissenschaft. Literatur. ff Das Residenztheater hat in Herrn vr. Tyrolt einen Gast von eminenter Künstlerschaft gewonnen. Als „Zawadil" in dem neuen Schwank „Familie Schiemek" von Gustav Kadelburg entfesselt der geniale Künstler all abendlich Heiterkeitsstürme und der Erfolg des lustigen Schwankes in seiner flotten Wiedergabe sichert noch eine Reihe von Wiederholungen. Leider wird der Erfolg nicht ausgenützt werden können, da das Gastspiel des Herrn Vr. Tyrolt nur noch einige Tage währt, es wüsten daher die angekündigten Aufführungen von „Das 4. Gebot" wegfallen und können nur noch vier Aufführungen von „Familie Schiemek" am Sonnabend, Sonntag, Dienstag und Mittwoch stattfinden. Sonntag nachmittag wird bei ermäßigten Preisen die Operette „Der Opernball" gegeben. ff Die Johanustädter Musikschule, verbunden mit Opern- und Theaterschule (Dir. Carl Zierold), hält ihre Schlußprüsung Sonnabend, den 15. April, nachmittags 4 Utn^ im Residcnztheater ab. Zur Aufführung kommt das Frühlingsmärchen „König Lenz", Musik von C. Zierold, außerdem zwei Sätze aus der Symphonie mit dem Pauken schlage von I. Haydn, Elegie von Lombard und Klage der Zwerge aus der Oper Schneewittchen von C. Zierow für Orchester. Programme, welche zum Eintritt berechtigen, können in der Schule, Blasewitzer Straße 58, ll., ent nommen werden. ff Neuromantischer Dichterabend. Der auf heute Freitag, den 7. April, angesetzte Vortrag mußte in folge plötzlicher Erkrankung vi. Lessings auf Dienstag, den 11. April, verschoben werden. Er findet an diesem Abend bestimmt statt in der Aula der Koldewcyschcn Schule, Ferdinandstr. 17. Die gelösten Karten behalten ihre Gültigkeit, Kartenverkauf bei Ries und Tittmann, Prager Straße 19. ff Für die Veranstaltung billiger Schiller-Vor stellungen an den Hamburger Bühnen am Schillertage bewilligte der Hamburger Senat 20,000 M. ff Die epidemische Genickstarre. Die starke Ausbreitung der epidemischen Genickstarre in den ver schiedenen Gegenden Deutschlands scheint, zumal wenn man die Statistik der letzten Jahre zum Vergleiche heranzieht, darauf hinzudeuten, daß diese gefährliche Krankheit in der Zunahme begriffen ist. Denn in Preußen wurden im Jahre 1902 125 Erkrankungsfälle gezählt, während diese Zahl im Jahre im Jahre 1900 bloß 99 betrug 70 Proz. der Erkrankten starben, während im allgemeinen die Sterb lichkeit an dieser Krankheit bloß 30—40 Prozent beträgt. Die Genickstarre gehört zu den jüngsten Volkskrankheiten, sie ist erst im letzten Jahrhundert aufgetreten, in Deutsch land ist sie erst seit den 60 er Jahren heimisch geworden, seitdem vergeht kein Jahr, in welchem nicht eine mehr oder minder ausgebreitete Epidemie zu verzeichnen ist. Die Krankheit ist eine eminent soziale Krankheit, hygienische Mißstände, wie schlechte Ernährung, schlechte Wohnungs verhältnisse, Mangel an Luft und Licht begünstigen ihr Entstehen, daher sind die Insassen der Gefängnisse und Arbeitshäuser besonders bedroht. Epidemien treten mit Vorliebe in Keller- und Hofwohnungen auf, wo arme, kinderreiche Familien zusammcngedrängt wohnen. Oft auch wird das Militär davon befallen und von diesem oft die Krankheit nach anderen Orten verschleppt. Bei der Entstehung der Militärcpidemien werden oft körper liche und geistige Ueberanstrengungen als Ursache be zeichnet. Es werden denn auch meist Rekruten von der Krankheit ergriffen, und in Frankreich hat man mehrfach die Wahrnehmung gemacht, daß möglichste Erleichterung vom Dienste das wirksamste Mittel war, um die Epidemie zum Erlöschen zu bringen. Auch meteorologische Einflüsse scheinen sich geltend zu machen, denn gewöhnlich treten die Epidemien im Winter und Frühling auf. Vorwiegend werden Kinder und jugendliche Personen befallen. Per sonen, welche das 30. Jahr überschritten haben, erkranken selten. Die Krankheit besteht in einer eitrigen Ent zündung der weichen Gehirn- und Rückenmarkshäute, doch setzt sich dieselbe auch häufig auf das Gehirn und das Rückenmark selbst fort. Die Symptome sind diejenigen eines schweren Gehirnleidens: Kopfschmerzen, Erbrechen, Benommenheit und Nackensteifigkeit, woher die Krankheit ihren Namen hat. Die eitrige Entzündung setzt sich sehr häufig nach dem Gehörorgan fort, daher bleiben andauernde Gehörstörungen sehr häufig nach Ablauf der Krankheit zurück. Bei kleinen Kindern kann Taubheit die Folge des Gehörverlustes sein. Die Dauer der Krankheit betragt mindestens 3-4 Wochen. Die Krankheit wird durch einen Parasiten hervorgerufen, der öfters im Nasenschleim der Kranken gefunden wurde. Da die Uebertragung der Er krankung von einer Person zur anderen in vielen Fallen wahrscheinlich ist, so ist zur Verhütung der Weiterverbreitung der Erkrankung notwendig, daß die Erkrankten abgesondert werden und daß die Familiengcnosten vom Schulbesuch ferngehalten werden. Die Wohnräume, die Kleider, die Wäsche, namentlich die Schnupftücher, müssen desinfiziert werden. Auswurf und Nasenschleim dürfen nicht aus de» Boden gebracht werden. Infizierte Wohnräume müsse» unter Umständen gänzlich geräumt werden. Notwendig ist die Besserung der Lebensverhältniste derjenigen Menschen klaffen, welche von der Seuche besonders bedroht werden, namentlich Emährung, Luftgenuß usw. Ueberanstrcn-mrg ist namentlich beim Militär zu vermeiden. In Epidemie- zeiten muß der einzelne in bezug auf körperliche geistige Anstrengungen Maß halten und sich vor Exzess» jeder Art in acht nehmen.
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