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Sächsische Dorfzeitung : 01.08.1905
- Erscheinungsdatum
- 1905-08-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480520429-190508011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480520429-19050801
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480520429-19050801
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Bemerkung
- Text schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Dorfzeitung
- Jahr1905
- Monat1905-08
- Tag1905-08-01
- Monat1905-08
- Jahr1905
- Titel
- Sächsische Dorfzeitung : 01.08.1905
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Sette 3. — Am Sonnabend nachmittag erschoß sich hier im Kroßen Karten auf einer Bank der 30 Jahre alte klektrotechniker Ma; Fritzsche. Er war seit vier tage« in einem hiesigen Hotel in der Ostraallee abge legen und hatte kurz vor seinem Tode noch mehrere liesige Etablissements besucht. K Dresden-Pieschen, 31. Juli. Herr Bezirks- Sufseher Winterstein feiert am morgenden 1. August sein ibjchnges Dienstjubiläum. — DreSden-Kaditz, 31. Juli. Auf dem Nach- Musewege vom Gasthof trafen in der Nacht auf Sonntag M>n Arbeiter auf dem Ämsonplatze mit einem dritten DMMS Rich. Hartmann zusammen. Rach einem Wort- »echikl zog Hartmann sein Messer und stieß es dem einen, Max Böhme, in den Hals. Da die Schlagader durch aßen war, trat bald der Tod ein. Die Leiche wurde fach dem Kaditzer Friedhof gebracht. Der Mörder wurde «haftet. ) AuS der Lößnitz, 31. Juli. Nachdem das Migl. Ministerium des Innern den Bebauungsplan für ne Flur Radebeul (ohne den Flurteil Serkowitz) und ne Ortsbauordnung für die Gemeinde Radebeul genehmigt for, liegen dieselben im hiesigen Rathause öffentlich aus. «Herrs besagt die Bekanntmachung in vorliegender MWver. — Blasewitz, 31. Juli. Unser Kirchenvorstand hat D Stelle des durch Tod ausgeschiedenen Herrn Oskar Mhter für die noch übrige Amtsdauer des Verewigten Denn Fabrikbesitzer L. Bernhard Lehmann, Friedrich-August- Maße 6, zugewählt. (:) Blasewitz, 31. Juli. An der Böschung der Rochuferstraße wurde ein Rower und ein Herrenhut und R der Residenzstraße ein Korb mit Eiern gefunden und M die Polizeiwache abgegeben. 0 Bühlau, 31. Juli. Wenige Tage noch und die Mne Ferienzeit, die Tage der Erfrischung und Körper- Mung sind vorüber. Die Bäder leeren sich, die Wan- Mer kehren aus den Bergen, wo sie durch die mannig- Mstm neuen Eindrücke Zerstreuung, Bewegung und Mstigung suchten, wie neugeboren zurück und können sich Md ihrem altgewohnten Wirkungskreise wieder zuwenden. Mer gibt es aber auch viele, die den Uebergang nicht D plötzlich an sich herantreten lassen können. Für diese D immer noch eme Zeit der Ruhe und Erholung, eine Mmnnte Nachkur erforderlich. Wer wollte es leugnen, M für solche Zwecke der 245 Meter hochgelegene, wald- Mzrmzte Luftkurort Bühlau bei Dresden, in reichlich M Stunde von der Residenz erreichbar, ganz vortrefflich Mignet ist. Die milde Lust, die schöne Lage, der unver- Deichlich schöne Nadelwald, die himmlische Ruhe sind alles Mlfaktoren, um die die hiesige Gegend beneidet wird und lese klimatischen Eigenschaften und hygienischen Vorzüge Ad auch der Grund, daß Bühlau vom Kaiserlichen Ge- in Berlin mit unter die empfehlenswertesten Rutschen Luftkurorte gerechnet wird. — Trüben, 31. Juli. Unser Ort erhält am M. August Einquartierung, und zwar 24 Offiziere und ffN Mann vom Schützenregiment. X Dobritz, 31. Juli. 13. Gemeinderatssitzung vom M. Juli. Anwesend 10 Mitglieder; beurlaubt Herr Ge- Deindeältester Lukasch. Vorsitzender Herr Gemeindevorstand Mrstm. Zu Punkt 1 nimmt Kollegium Kenntnis von MRegistranden-Eingängen, sowie Punkt 2 a den im Monat Mm vorgekommenen Besitzveränderungen; b. dem Dank- Meiden des Herrn Stadtbaurat a. D. Pflücke-Dresden M Uebertragung der Schleusenbau - Oberleitung; o. dem Mreiben des Herrn Gemeindevorstands zu Leuben in der Mammenangelegenheit; ct. der Einladung der Firma Mschild L Langelott zur Besichtigung von Schleusenbau- Miten in Dresden-Mickten; e. von der Errichtung einer Mbandsstation durch die Freiwillige Feuerwehr, wofür Münkt werden soll. Zu Punkt 3 genehmigt Kollegium M Gesuch der Freiwilligen Feuerwehr um Verleihung M Armlitzen an langjährig gediente Wehrmänner. Zu Mikt 4 gewährt man auf Ansuchen der Freiwilligen Feuer- Mr zur Entsendung eines Delegierten nach Meerane zum M Sachs. Feuecwehrtage eine Beihilfe von 20 M. Zu Jeuilleton. Zwei ffraue«. Roman von E. Borchart. (Nachdruck verboten.) 1. Kapitel. Die hell erleuchteten Räume der Wohnung des >erst von Rittberg hatten sich mit einer Anzahl aus- rsener Gäste gefüllt. > Noch waren nicht alle Geladenen erschienen, und pi bewegte sich in zwangloser Unterhaltung. Hier k da hatten sich Gruppen gebildet, und inmitten Ri kleinen Kreises, von einer Anzahl Offiziere um- «l, stand eine junge Dame, deren Anmut und »ilheit auf den ersten Blick fesselte, es war Elisabeth D Rittberg, die achtzehnjährige Tochter des Hauses. » tnig ein weißseidene- Gewand, da- nur am Gürtel I einigen dunkelroten Rosen geschmückt war, und doch we die ganze Erscheinung trotz dieser Einfachheit »ezu bezaubernd. I Eie Aufmerksamkeiten und Huldigungen, die man Mbrth spendete, berührten sie kaum, sie nahm diese »Gleichmut hin und bewies dadurch, wie unberührt Dnoch war von der angekränkelten Manieriertheit der M n Gesellschaft. Man sah ihr an, daß sie noch mit Mer Lust an diesem Fest teilnahm. I Heute war sie ernster als sonst, erschien sogar ein W'8, zerstreut und i-ß ibre Blicke häufig suchend durch I vaal schweifen — „Sächsische Dorszeitung." — 1. August 1905. Punkt 5 wird das Gesuch Schwedlrrs um teilweise Rück zahlung von Besitzveränderungsabgaben auf Grund der ortSrichterlichen Taxe abgelehnt. Zu Punkt 6 wird da- Gesuch des Buchdruckereibefitzers Piefky-Niedersedlitz um Aufnahme des hiesigen Orte- in das nächste- Jahr zum ersten Male erscheinende Adreßbuch der Orte zwischen Dresden und Pirna bedingungsweise genehmigt. Zu Punkt 7 wird über die Reinigungsgebühr der Freibank Beschluß gefaßt. Zu Punkt 8 sollen di« Verbotstafeln in der Pirnaer Straße in „Kraftfahrzeuge langsam fahren, sonst Strafe" abgeändert werden. Zu Punkt 9 muß ein Gesuch um Einführung von Gas durch eine andere Gas anstalt infolge Bertragsbindlichkeiten mit der Thüringer Gasgesellschaft, Betrieb Niedersedlitz, abgelehnt werden. Zn Punkt 10 soll zu einem Gesuche um Kautionsrückgabe noch Erörterung angestellt werden. Zu Punkt 11 wird da- Gesuch der Gemeinde Leuben auf gemeinschaftliche Bestellung eine- Baurevisors, da für hiesigen Ort das Bedürfnis noch nicht vorliegt, abgelehnt. Zu Punkt 12 nimmt man in der Bausache Mattersdorf von der Dispensationsertetlung von Brandmauern Kenntnis. Zu Punkt 13 nimmt Kol legium von der erteilten Genehmigung zur Inbetriebnahme des Hilfswafferwerks Kenntnis und erteilt gleichzeitig seine Genehmigung zur freiwilligen Versicherung bei der Landes brandversicherung. Zu Punkt 14 wird das Gesuch der Thüringer .GaSgesellschaft um Einführung obligatorischer Treppenbeleuchtung, da für hiesigen Ort der Zeitpunkt hierfür noch nicht gekommen ist, abgelehnt. Zu Punkt 1b erteilt man zur Auszahlung eines Restguthabens für das Hilfswasserwerk an den Baugewerken H. hier vorzeitig Genehmigung unter der Voraussetzung, daß die Vertrags bestimmungen dadurch nicht aufgehoben werden. Zu Punkt 16 wird zur Unterbringung des Schuhmachers Richter in die Bezirksanstalt Leuben nachträglich Genehmigung erteilt. Zu Punkt 17 übernimmt man die spezialärztlichen Kosten, welche durch die Erkrankung deS Kindes Bruntsch entstehen, auf die Armenkasse. Zu Punkt 18 wird das Gesuch Haases um Erlaß der Hundesteuer genehmigt, jedoch sollen dem Gesuchsteller die entstandenen Kosten, weil selbst verschuldet, auferlegt werden. Die weiteren Verhandlungen eignen sich nicht zur Veröffentlichung. — Königsbrück, 31. Juli. Zu dem bereits ge meldeten bedauerlichen Vorfall, der sich am Donnerstag nachmittag in der Nähe von Königsbrück abspielte cknd dem ein Menschenleben zum Opfer fiel, wird noch berichtet, daß am genannten Tage gegen '/z5 Uhr sich drei Dresdner Herren damit beschäftigten, mit einem Jagdgewehr (Drilling) auf dem Gastwirt Müllerschen Scheibenstande in Krakau Scheibe zu schießen. Der Cigarettenfabrikant Schuchardt machte den Zieler. Als nach Abgabe eines Schusses hinter der Scheibe eine auffällige Bewegung stattfand, lief man dahin und fand, daß Sch. erschossen dort lag. Die Kugel war über dem linken Auge ins Gehirn gedrungen. Der Tod ist sofort eingetreten. Wie die sofort eingeleitete Unter suchung ergeben hat, ist Sch. wahrscheinlich hinter der Sicherungsmauer wieder vorgetreten, um die Scheibe, ein Reklameplakat, welches sich vom Winde bewegte, mit einer Latte zu befestigen. — Unterweitzig, 31. Juli. In der letzten Gemeinde ratssitzung wurde ein Antrag der unansässigen Vertreter, öffentliche Sitzungen abzuhalten, mit 5 gegen 4 Stimmen angenommen. Der Antrag hat schon seit zehn Jahren von Zeit zu Zeit den Gemeinderat beschäftigt, wurde aber bisher stets abgelehnt. Weißer Hirsch, 31. Juli. Vergangene Nacht gegen i/,2 Uhr versuchte die in Dresden wohnhafte Ehe- ftau eines im hiesigen „Kurhaus" bediensteten Kellners, nachdem sie eine längere Auseinandersetzung mit ihrem Ehemann hatte, sich durch Erhängen das Leben zu nehmen. Durch ihr Röcheln wurde ein einkehrender Kellner des „Parkhotels" aufmerksam und holte sofort den Hausdiener herzu. In Gemeinschaft mit diesem und dem herbeigerufenen Arzt, Herrn vr. Wege, wurden Wieder belebungsversuche vorgenommen und die Lebensmüde ins Leben zurückgerufen. Mittels Krankenwagens wurde sie in das hiesige Armenhaus gebracht, von wo aus sie ihr Ehemann per Droschke heute morgen ihrer Dresdner Endlich blieben sie mit sorgenvoller Aufmerksamkeit an einem jungen, schönen Offizier hängen, ihrem ein zigen Bruder Karl Günther. Sein Antlitz, das sonst nur Liebenswürdigkeit und Heiterkeit zur Schau trug, erschien heute müde und abgespannt, und seine sonst so straffe Haltung, sein elastischer Gang zeigten eine Lässig keit, die man sonst nicht an ihm gewohnt war. Für die jungen Damen, die für ihn schwärmten, war die Veränderung weniger bemerkbar, als für die Augen Elisabeths, die schon seit längerer Zeit diese Veränderung an dem sonst so lebenslustigen Bruder bemerkt hatte. Oft war er übellaunig und verstimmt vom Dienst nach Hause gekommen, und statt sich mit der Schwester, die er über alles liebte, zu necken, zog er sich in sein Zimmer zurück. Aber nicht nur Karl Günther war nach Elisabeths Ansicht verändert, auf dem ganzen Haufe lastete seit einiger Zeit ein dumpfer Druck, den zu begreifen, ihr bisher unmöglich gewesen war. Sie fühlte, daß man sie schonte, um ihren Frohsinn nicht zu zerstören, aber gerade dies Ungewisse quälte sie. Sie wagte nicht einmal zu forschen, denn sie hatte eine unklare Ahnung, daß sie, wenn sie fragte, an etwa- sehr Schmerzlichem rühren würde. Und doch mußte sie sich immer wieder die Frage vorlegen: Warum ist der gütige, liebevolle Vater jetzt ^o aufbrausend bei der geringsten Gelegenheit — warum ist die liebe, schöne Mutter so traurig, und warum besonders ist Karl Günther jetzt immer so miß gestimmt? Und wozu heute dieses Fest! Erschien eS nicht wie Hohn, eS zu veranstalten, wenn die Familie von Sorgen bedrückt war? Erforderte die Stellung des Vaters dies Opfer? Wohnung zuführte. Familienzerwürfniffe dürften der Grund zu dieser Tat gewesen sein. X WUSdruff, 31. Juli. An Se. Majestät den König Friedrich August, zur Zeit in Sei- (Tirol), sendete die zum KvnigSabendbrot am Donnerstage versammelte Schützen gesellschaft nachstehendes Telegramm: „Die zum SönigS- mahle vereinte privilegierte Schützengilde zu Wilsdruff ent bietet dem Landesherrn in ftoher Erwartung des zum Manöver bevorstehenden Königlichen Besuches untertänigsten Gruß. Die privilegierte Schützengesellschaft zu Wils druff." Beim Kommandanten Hotelier Gietzelt ist Freitag abend nachstehende Antwort eingetroffen: „Se. Majestät der König lassen den Teilnehmern am Sönigsmahle für ihren freundlichen Gruß herzlichst danken. I. A.: A. von Wilucki, Flügeladjutant " — Wie jetzt bekannt geworden ist, dürfte Wilsdruff vom 28. August bis 22. September anläßlich des Manövers starke Einquartierung haben. Ans der Provinz. — Augustusburg, 30. Juli. Bei dem am Freitag abend hier aufgetretenen heftigen Unwetter hat sich leider ein Unglücksfall mit tödlichem Ausgange ereignet. Die 19 jährige Fabrikarbeiterin Oertel aus Augustusburg passierte auf dem Heimwege von der Arbeitsstätte einen Feldweg. Um sich vor den Schloßenstücken zu schützen, hatte das Mädchen den Regenschirm aufgespannt und ging dem Wetter ent gegen. Bei dem Rauschen des Schloßenfalles und dem Heulen des Windes überhörte das Mädchen das Heran kommen eines Wagens, der vom Sturmwind daher getrieben wurde. Die Aermste wurde überfahren und schwer ver letzt. Sie schleppte sich noch eine Strecke weit fort, brach aber dann zusammen. Kurz nach ihrem Transport in ein Haus erlag sie ihren schweren Verletzungen. — Burgstädtel, 30. Juli. Dem bei der Firma Otto Rüger in Lockwitz in Arbeit stehenden Zimmermann Gustav Keßler in Burgstädtel wurde durch Herrn Regierungs- Assessor von Watzdorf von der Amtshauptmannschaft Pirna die silberne Lebcnsrettungs-Medaille am weißen Bande überreicht. Keßler hatte am 18. Dezember v. I. das in den Dorfteich zu Burgstädtel gefallene Mädchen des Zimmer manns Hempel aus dem ziemlich tiefen eiskalten Wasser mit eigener Lebensgefahr gerettet. Der Unfall hatte seiner zeit weder für das Kind noch für den mutigen Retter ernste Folgen. — Ehemuttz, 30. Juli. Anna Rothe, das bekannte Blumenmedium, hat der Erde längst Valet gesagt, und eine Zeitlang war es ruhig im Reiche der Medien; neuerdings aber hatte sich hier unter der Leitung der „Schwester Enderlein" ein „evangelisch-lutherischer geistiger Geschwisterbund" begründet, der spiritistische Sitzungen abhält, Steuern erhebt, die offenbar der Leiterin zu gute kommen, „Lehrerinnen" ausbildet usw. Da der Verein trotz des Polizeiverbotes weiterbestand, verurteilte das Schöffen gericht 22 Mitglieder des Vereins zu mehr oder minder empfindlichen Geldstrafen. „Schwester Enderlein" fiel während der Verhandlung mehrere Male in den „Trance zustand". — EberSbach, 30. Juli. Schreckliche Zustände, so schreibt das hiesige „Wochenblatt", wurden bei einem hier wohnhaften Gutsbesitzer durch eine plötzliche Revision zu Tage gefördert, welche von der Gendarmerie und Schutz mannschaft vorgenommen wurde. Das in dem harigepflaster ten Stalle stehende Vieh, 3 Pferde, 5 Kühe und 2 Kälber, wurde in einem schlammähnlichen Kote stehend vorgefunden. Streu sollen die Tiere überhaupt nicht zu sehen bekommen haben. Die Fütterung soll sowohl bei den Kühen wie bei den Pferden nur aus Grünfutter und sehr wenig Heu bestehen. Die Pferde sollen seit mindestens drei Monaten kein Körnchen Hafer zu fressen bekommen haben. Die Behandlung und Vernachlässigung, die noch weit über Tier quälerei hinausgeht, soll selbst bei dem wenigen Dienst personal das größte Mitleid schon erregt haben, und es ist daher die höchste Zeit gewesen, daß die Behörde endlich davon Kenntnis erlangte. Die Handlungsweise ist um so mehr verabscheuungswürdig, als der betreffende Guts besitzer sich selbst mit Tierarzneikunde befaßt und gegen ihn Solche Gedanken beschäftigten Elisabeth, während sie der in ihrer Umgebung geführ1e<Unterhaltung, den ihr dargebrachten Huldigungen nur ein halbes Ohr lieh. Endlich gelang es ihr, sich frei zu machen und sich ihrem Bruder zu nähern. Der junge Offizier stand mit düsterem Gesichts ausdruck abseits in einer Fensternische und wandte sich fast erschrocken um, als Elisabeth ihn leise anrief. „Nun, Schwesterchen, was gibt es?" begann er mit gezwungen scherzhaftem Ton, „genügt Dir die Zahl Deiner Verehrer nicht — willst Du mich noch dazu?" „Karl Günther, was fehlt Dir?" fragte Elisabeth, ohne auf seine neckenden Worte zu achten. Karl Günther runzelte unmutig die Stirn bei dieser Frage und entgegnete: „Was fällt Dir ein, Kind ? Was soll mir fehlen? Ich weiß wirklich nicht, wieso Du zu dieser Frage kommst." Seine Worte klangen gereizt, aber als er den traurigen Ausdruck in Elisabeths Augen sah, faßte er sich und rief: „Verzeih, Liebling, beunruhige Dich nicht — sei sroh und vergnügt — mir fehlt nickt-." Damit schritt er auf einen heranschreitenden Offizier zu, und Elisabeth kehrte, ohne beruhigt und überzeugt worden zu sein, in den Saal zurück. In demselben Augenblick näherte sich ihr ein Offizier in bayerischer Uniform und von hoher, statt licher Gestalt. Er war nicht mehr ganz jung, denn er mochte die Mitte der Dreißig schon erreicht haben, aber er würde einen jüngeren Eindruck gemacht haben, wenn er nicht mit so düsteren Blicken und schwermütig in die Welt geschaut hätte. Gerade dieser Ausdruck ließ ihn auf den ersten Blick unzugänglich und ab-
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