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Dresdner Journal : 25.02.1859
- Erscheinungsdatum
- 1859-02-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-185902259
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18590225
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18590225
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1859
- Monat1859-02
- Tag1859-02-25
- Monat1859-02
- Jahr1859
- Titel
- Dresdner Journal : 25.02.1859
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r»u do. flonat (Auf. MinX 4'^ k4—; 107; o. Ga- facflen nkact., Actlen »7,80, 453) r,4v; 2,50; Rünz- iAuf- Mn.^ .9^ ,l.114 6 S; Dank- K" 7 D.'Uk. !. 105 -Ftttb. Ob«. staatSb. nSbahn )4 D 93Ä; . Die wozu Börsen unktr ng und foursen ..^strrr. Co». Span, r s* (Pro. lhlr S. i 45X, l fsst« (er loco sebruar- V« loco ir-Wärz öt loco «-Wüsz NI !>m «ohok planer m chom ) haben Au»«»» «Ur. tü M . ü«gr , . I2hlr., n. .1-4«. 18S» Freitag, drn S5 Februar DreMerZMnml. Verantwortlicher Redacteur: I- G. Hartmann. Aasicatennmrchmr auslvikrl«: b, Nutuverurru», s'ommIttinvLi <le» Itrvirinse ckonimal»; vl>-n<t„-Ib,t: tt. Ittiunu»; Ltta»»: bin,«»1,1-11, t Voai.e«! Vvltn: 6»omv»'»eke ktucdd., !inee«u; Lr«w«o: b!. d-ruini-i-,; knultlturr IS.: o,,'e> ti- Iitic>>I>i»i»II ! Hrunover: d1«»i/r»,rri!i'» Hu rt»«; Lülu: >i>oi r jt-ti,,»,; r»ri»; v. (28, ruv eit» l>on» 4nt»u»); kr»^r b',. vuvkbuuSIunx. qcrauogrber: Ki-nixl. klrnoäitinn ckve Dreielner ^ouroakv, Oreeoen, Llurieo-tr»»»« I^r. 7. Adon,c»rnt»»retsr: izkriiek: 57t>Ir. »OKxr. in 0»«d»«» I Iw Loolooäo -/"iikel.: t „ 10 „ „ ., I tritt ?o»t- nuck ^m.tlick «" vr«»^—- 15 k-xr. I 8«,Mp-Ien- p:>o>«t»« liummtru: 1 bisse. 1 »cbluss »>>»»». Snseratcuprrise: pLr 6»» kaum einer ee»p»It«u«n /eile: 1 b^gr. Unter „I^inxe»»uat" si« Xeil«: 2 bkssr. Lrschrtnr« mit Xnen-rkme <!«r 8<»un- nnä k'siertass«, XI,enä« tiir <i«n solssvnllen Pass. Amtlicher Theil. Dre»d«>, 22 Februar. Sc. Majestät der König haben ^»Oberscdaffner an der sächsisch.böhmischen Staats-Eis,n- deh» Johann Adrras Usinger zu Dre-den di, zum Brr« »uast-Orden gehörige silbern» Medaille allergnädigst zu ^leihen geruht. Bekanntmachung, die Aufnahmeprüfung der Aspiranten für daS 6a- dettencorps und die Artillerieschnle betreffend. s« wird hierdurch zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß dir diesmalige Aufnahmeprüfung der bei dem La- dettencorp« und bei der Artillerieschul, bereis angemel« deten oder bis zum 15. März dieses Jahre« noch anzu meldenden Aspiranten ' den zweite« Mat ihren Anfang nehmen soll. Dir Aspiranten haben sich daher an diesem Tage und zwar früh 7 Uhr in dem betreffenden Institute zur ärzt lichen Untersuchung und Prüfung anzumeldrn. Im Urbrigen wird auf die unter dem 11 December 1858 erlassen, öffentliche Bekanntmachung, sowie auf den au« der hiesigen Höckn,eschen Buchhandlung zu beziehen den Auszug au« den Regulativen vom Jahre >859 für da« Cadettencorp« und dir Artillerieschule verwiesen. Dresden, am 17. Januar 1859. Kriegs-Ministerium. v. Rabrnhorst. Nichtamtlicher Theil. Ueberstcht. Lele-raphische Nachrichten. Zritll«-»schau. (Ost-Deutsche Post. — Weser-Ztg. — Oesterreichische Ztg. — National-Ztg. — Kölner Ztg. Preußische Ztg. lageSgeschichke. Wien: Baron v. Bourquenev er wartet. Trauerfeier. PferdeauSfuhrverbot ausgedehnt. — Prag: Erzherzog Franz Karl. Rübeuzuckerfabri- kation. Bolktschulwesen. — Venedig: Erzherzog Ferdinand Max. — Pesth: RoSza Sandor verur- theilt. — Berlin: Vom Abgeordnetenhaus«. Be gnadigungen in Aussicht. Erlaß des LberkirchenrathS in Eheangelegenheiten. — München und Lindau: Zur Pferd,autfuhrangclegenheit. — Hannover: An- tiag auf Sistlrung der Eisenbahnbauten. — Stutt gart: Berichtigung. — Wiesbaden: Krirgtbudgrt bewilligt. — Parts: Parlamentsauflösung erwartet. Englische Rüstungen. Die Pariser Accise. Artikel de« „Journal de« DSdatS." Neue Broschüren. Der kaiserl. Prinz. Vermischtes. — Genua: Ver haftung.— Madrid: Friede mit Marokko. Befesti gungen. Tagesbericht. — Lissabon: DaS Concor- dat in den Kammern. — London: Ita lienische Politik. Graf WalewSki'S Differenz mit dem Prinzen Napoleon. — Teheran: Expedition gegen die Turkmanen. — Jassy: Steuererhebung, Finanz lage. — Ostindien». China: Au« der neuesten Post. Dresdner Nachrichten. (Sin Brief de« Pastor« Selt mann au« Grumbach. Stadtverordnetensitzung. Legat.) ProvivzialnachrichtkU. (Zwickau. L,i«nig. Limbach ) Wissenschaft, Kunst und Literatur. Eiugesandte». Telegraphische Nachrichten. Hamburg, Mittwoch, LS Februar, Abend». Li« soeben bekannt gewordene Antwort dc» Se nat» auf da» Gesuch der Bürgerversammlunq wegen Einführung der neuen Verfassung sucht weitläufig zu motiviren, daß die neue Verfassung nicht ein geführt »erden könne, da die bisherige Verfassung auf Grundrechten beruhe. Eine Repräsentativ- Lerfaffung sei untbunlich, da die erbgeseffeven Bürger ihr persönliche» Stimmrecht nicht aufgeben würden. Vari», Mittwoch, LS. Februar, Abend». Der Senat hat heute der postulirten Erhöhung der Apanagen der Prinzen und Prinzessinnen de» kaiserlichen Hause» zum Zwecke der Dotation de» Prinzen Napoleon und der Prinzessin Clotilde seine Zustimmung ertheilt. London, Mittwoch, 23. Februar, Abend». Ueber drn Zweck der bereit» angeküvdigten Reise Lord Cowley» nach Wien verlautet, derselbe werde persönlich der österreichischen Regierung freund- schaftlichr Rathschläge von Seiten brr englischen überbringen. London, Donnerstag, Säi. Februar. Von den gestrigen Abendblättern meldet nur die „Time»" Lord Cowley» Abreise nach Wien. Sie findet dieselbe sonderbar, da die Anwesenheit de» edeln Lord», al» Botschafter» Großbritannien», jetzt in Paris nothwendig sei, und bemerkt: „wir besorgen, Lord Cowley wird melden müssen, England babe vergeben» gesucht, den Kaiser Napoleon umzu stimmen." Oesterreich möge daher, soweit e» seine Ehre gestatte, versöhnliche Entschlüsse kund geben, denn die jetzige Gelegenheit, weitere» Unheil abzu wenden, werde kaum wiederkehren Dem Unternehmen de» transatlantischen Tele graphen wird von der Regierung eine Dividende von 88h auf LS Jahre garantirt. Dresden, 24. Februar. Die wichtigste Nachricht, welche wir heute zu verzeich nen haben, ist die von un« zuerst gebrachte telegraphische Meldung, daß der jetzt in London weilende k. großbritan nische Botschafter am kaiserlich französischen Hofe, Lord Cowley, sich in einer außerordentlichen Mission nach Wien begirbt. E« ist keinem Zweifel unterworfen, daß diese Sendung mit den schwebenden politischen Fragen im innigsten Zusammenhänge stehl und für die Lösung derselben von hoher Bedeutung werden kann. Di« „Ost-Deutsche Post" begleitet die in unserm gestrigen Blatte mitgethrilte Botschaft de« Hospodaren der Moldau, in welcher er der Nationalversammlung dir in der Walachei auf ihn gefallene Wahl anzeigt, mit fol genden Bemerkungen: „Herr Alexander Cousa wächst bereit« in dem Bewußtsein seiner Wichtigkeit zu immer größern Dimensionen an, er sorgt bereit« für die aufge regten Gemüthrr in Bukarest, wo sein Name noch vor vier Wochen von Niemandem gekannt war. Er hat be reit« sei«« „Vermittlung" beb den garantirrnden Mäch ten eintreten lassen, er ist ganz selbstständiger und unab hängiger Fürst und nimmt so wenig Notiz von der Pforte, wie ein Präsident der amerikanischen „Union" bei seiner Wahl von ihr nehmen würde. Der Sultan ist in allen Verhandlungen, Acten und Proklamationen, die seil den letzten Wochen hier stattfanden, sauch nicht im Vorübergehen genannt worden. Die „Vereinigten Fürstenthümer" sind nicht nur ein vollständig autonomer Staat geworden, sondern sie halten e« nicht einmal der Mühe wrrlh, mit der alleroberflächlichsten Formalität de« Sultan« zu gedenken, wa« selbst die serbische Skupschtina zu thun nicht unterließ. Man sieht darau«, daß e« sich hier nicht blo« um eine Personalfrage handelt, daß hinter dieser Doppelwahl nicht nur die vollendete Union steht, sondern daß hinter der Union auch schon die vollständige LoStrennung von der Pforte al« vollendete Lhatsache wartet, ja, im Geiste de« neuen Hospodaren und sciner ganzen Bannerschaft bereit« faktisch al« solche behandelt wird. Da« ist noch etwa« ganz Andere« al« Personal union, al« Provinzialunion, e« ist die Revision der Karte von Europa an der untern Donau. Die Dinge gehen ihrer Entwicklung mit Riesenschritten entgegen." Die „Weser-Zeitung" weist darauf hin, daß da« Seldatenthum seit Napoleon I. rin vielfach anderes geworden, und meint, daß, wenn einmal MarS seine Würfel wirklich werfe, die er bis jetzt nur im Becher schüttle, Deutschland- schließlich doch gewinnen müsse. Wie Frankreich sicher in Deutschland einen einigen Gegner vor sich finden würde, so würde e« in gleicher Weise auch auf einen starken Widersacher stoßen. In Einigkeit zusainmenqeschaart, habe man keinen Augenblick eine dauernde Gefahr vom westlichen Nachbar zu besor gen. „Deutschland, da« einmal nicht mehr sich selber zu fürchten braucht, hat fürwahr auf Gotte« Erde kei nen Andern mehr zu fürchten!" Diese Uederzeugung lasse der Eventualität ein,« Kriege« ruhiger enigegen- sehen. Schon während de« letzten russischen Kriege» sei dir Stellung unser« deutschen Vaterland,« im Völker- raltze Europas eine merklich ander» geworden. Den üb rigen Nationen sei e« damals sehr nahe gelegt worden, welchen Ausschlag da« „germanische Schwert" bei dem Geschicke de« ErdlheileS zu geben im Stande wäre. Wa« sich vor fünf Jahren bloS angedeutet habe, würde jetzt nach wirklich eröffnetem Feldzüge in einer für Viele überraschenden Art hervortreten. Die „Oesterreichische Zeitung" beleuchtet die In den Sitzungen der Deputsitenkammer und de« Senat« zu Turin vom Grafen Cavour entwickelten Sätze und spricht die Ansicht au«, daß dieselben ein völkerrechtliche« System begründeten, wie eS bisher weder rin alter, noch ein neuer RechtSlrhrer gekannt habe. Diese vom Gra fen Cavour gebrachten Sätze bedürften keiner weitern Erläuterung; gestützt auf sie, würde Europa den fort währenden Greueln der Anarchie und dc« Kriege« preis gegeben und alle« Culturleben zu Ende sein; da« einzige Heil sei von einer neuen Völkerwanderung, von der Ueber- macht irgend eine« barbarischen Stamme« zu erwarten, bei dem de« „edeln" Grafen Thesen noch nicht einge- drungrn wären. Wenn Graf Cavour sage: ein Mo narch, welcher zur Unterstützung gegen Empörung und Anarchie eine andere Macht zu Hilfe rufe, sei im Un recht, so würde der König von Sardinien der Erste sein, der vom Throne steigen müßte, da dessen Regierung zwei Mal einzig und allein von fremden Truppen ker- gestellt worden wäre. Auch sei e« ihm nur durch Oester reich« Hilfe möglich geworden, wieder in sein Land zu rück zu kehren. Die preußischen Blätter besprech«« jetzt vorzugsweise den an die Kammern gelangten Gesetzentwurf über die Civilehe. Die „National-Aeitung" giebt ihr Gutachten darüber in folgender Weise ab: „Die Vorlage der Regierung ist auf dem halben Wege stehen geblieben, au« jeder Halbheit ergeben sich aber Widersprüche und oft weit schlimmere Folgen, al« die, welchen man bei grundsätzlichem, richtigem Verfahren begegnen würde. Die „Motive" protestiren gegen den Namen der Civil« nschehe, die Sache wird aber unverblümt herqestellt, des Wortlaut des Gesetzentwurf« selber macht davon gar kein Hkkl. Dieser Wortlaut ist denn eiqenkkümlich genug aus gefallen. tz. 1 bestimmt: „zur bürgerlichen RechtSgiltiq- keit einer Ehe wird die priesterliche Trauung durch einen Geistlichen erfordert." K. 2 bestimmt: „Es kann jedoch die Ehr mit bürgerlicher Rcchtsgilligkeit auch vor dem Richter geschlossen werden, wenn die priesterliche Trauung versagt worden ist, oder die Brautleute erklären, dieselbe nicht in Anspruch nehmen zu können." Es leuchtet ein, daß §. 1 einen Grundsatz hinstellt, welcher in H. 2 wieder aufgehoben wird. Es kann in Gesetzen wohl geschehen, daß rin in einem Artikel hingestcllter leitender Grundsatz in einem folgenden Artikel mit gewissen Schranken um geben wird: so z. B. wenn cs im allgemeinen Landrechs heißt: ß. 068: „eine an sich gütige Ehe kann durch richterlichen Ausspruch wieder getrennt werden", und dann in §. 669: „doch sollen Ehescheidungen nicht anders al« aus sehr erheblichen Ursachen stattfinden". Allein so kann der Text von Gesetzen nicht abgefaßt werden, daß ein Artikel das stricte Geqentheil des andern besagt und daß einander ausschließende Grundsätze dicht neben ein ander stehen. Die Bestimmung de« tz. 1, daß zur bür gerlichen RechtSgiltigkeit einer Ehe die priesterliche Trauung erfordert werde, ist schon jetzt insofern nicht zutreffend, als da« Gesetz über dissidentische Ehen mit ihr unver träglich ist, neben tz. 2 vollends ist sie inhaltlos und besagt, daß für alle Ehen die priesterliche Trauung er forderlich ist, außer für alle Ehen, welche vor dem Richter geschlossen werden. Die Zahl der Ehen letzterer Art kann aber sehr groß sein; das Gesetz hätte daher wohl ander« ausgedrückt werden müssen, e« war zu sagen, daß zur bürgerlichen RechtSgiltigkeit einer Eh, entweder die kirch lich, Trauung oder die Schließung vor dem Richter ge hören soll. Der Commission de« Abgeordnetenhaus,« liegt wohl ob, sich um eine verbesserte Fassung de« Ge setzentwurf« zu bemühen. Sie mag gern anerkennen, daß in der Vorlage ein erfreulicher Fortschritt, ein Ein lenken auf «ine nicht mehr zu vermeidende Bahn zu er« blicken sei; aber cs ist nur ein halber Schritt und keine vollständige Abhilfe von ihm zu erwarten." Die „Kölnische Zeitung" sagt, daS Wünschen«- werlkeste sei natürlich, daß alle drei sittlichen Gebiete, welche die Ehe berührt: Gewissen, Staat und Kirche, sich in jedem einzelnen Falle in voller Harmonie befänden und nur die gleichen Anforderungen stellten Wo das durchgängig und also namentlich zwischen Staat und Kirche der Fall sei, da haben beide letztere keinen Anlaß, ihre respectivcn Anforderungen, Bedingungen, Ehehindernisse rc. in ge sonderten Gesetzgebungen au« einander zu halten, und die Wahrung derselben bei der Abschließung und Beur- kundungwerde da wohl am natürlichsten der Kirche zu gewiesen. Aber wenn auch da« Ausreichen der einfachen kirchlichen Trauung an sich das WünschenSwertkeste sei, so hättcn in Preußen die thatsächlichen Verhältnisse in Staat und Kirche sich doch so gestaltet, daß die Ablösung der Civilehe nothwendig geworden. Bei den meiste» abend ländischen Nationen sei in den letzten Jahrhunderten so viel Scheidung und Zwiespalt in da« religiöse Bewußt sein ihrer Angehörigen gekommen, daß eine von den unter einander nunmehr in ihren Anforderungen mehr oder minder abweichenden konfessionellen Ehegrsetzgedungen unterschiedene, für Alle verbindliche bürgerliche Ehe gesetzgebung sich bilden mußte. Die ,,K. Z." glaubt, daß sich die preußische Regierung mit Recht in Bezug auf die Gebiete de« Landrecht,« und de« gemeinen Rechte« für den mildern, neuerdings auch von England und Olden burg beschrittenen Weg der „facultativcn" Civilehe ent schieden hat, und zollt dem Principe der Regierungsvor lage allen Beifall. Die Redaktion der einzelnen Para graphen jedoch, z. B auch des tz 2, dürfte der Ver besserung fähig sein. Nicht dloS Die bcd.ürflrn der Civil- rhe, die sich nicht kirchlich trauen lassen „können", son dern vor Allem auch Die, deren Geistlichen der Staat nicht die Befuqniß verliehen, mit bürgerlichen Wirkungen die Trauung zu vollziehen. Auch sonst noch zeige sich in Nebenbestimmungen eine Aenqstlichkeit und Befangenheit, di« dem größnn Wurfe de« Princip« nicht entspreche und hoffentlich deshalb noch werde beseitigt werden. Die „Preußische Zeitung", welche der „Reform d,S EherechlS" bis jetzt bereits drei Leitartikel gewidmet hat, sucht besonders darzulhun, daß die fakultative Civilehe der Nothehe um Vieles vorzuziehen sei, na mentlich auch mit Rücksicht auf die,Kirch,. „Die Noth- Civilehe — heißt es in ihrem Schlufiartikel — trägt das Ueble an sich, daß sie ihrer Natur nach den Conflict de« Einzelnen mit dec Kirche voraussetzt, damit den Gegen satz der Individuen gegen die Kirche schärft und zugleich die Kirche verletzt, indem der Staat gerade sein Recht jedes Mal zur Geltung bringt, um die Maßnahmen der Kirche zu neurralisiren. Dies droht einmal, daS Indi viduum noch mehr der Kirche zu entfremden, und ande rerseits die Kirche dem Einzelnen, wie dem Staate gegen über zu immer härterer DiSciplin und strengerer Haltung zu führen. Die fakultative Civilehe dagegen, indem si dem Wcrtke und der Bedeutung der kirchlichen Ehe in keiner Weise Abbruch tkut, läßt die Frage de« Conflict« der Einzelnen ganz außer Spiel unv faßt vor Allem in« Auge, daß ein Bruch mit der Kirche, ein Austritt au« derselben nicht stattzufinden hat. Eben indem sie dem Einzelnen die Möglichkeit des Verbleiben« in der Kirche erhalten will, zeigt 'sich, wie wenig sie widerkirchsicher Natur ist. Die Gesetzgebung aber erscheint un« in der Thal die dem Interesse deS Staats' und der Kirche ent sprechendste, welche, indem sie einerseit« die Freiheit der Gewissen und da« Recht de« Staat- wahrt, andererseits Eine Wanderung durch Kanton.*) Wir wissen nicht, wie viel von Kanton in China während der letzten beiden Jahre niedergebrannt worden ist. Die Volksmenge dieser großen südlichen Handelsstadt beträgt zum mindesten eine Million Seelen, zumeist Eingebornr der süd lichen Provinzen, die in China selbst für roher, gewalthätiger und überhaupt weniger moralisch gelten, al- jene an der Ost küste und im Binnenland«. Gewiß ist, daß in Kanton der Haß gegen die Fremden stet« in unangenehmer Weise hervor trat. Der Platz ist durch seinen Handel von großem Be lang, er ist ein Etapelort für mehrere reiche und ungemein fruchtbare Provinzen und zugleich ein Emporium für den Weltverkehr. Die Schiffe, welche nach Kanton bestimmt find, pflegen entweder bei Makao oder vor Victoria auf der Insel Hong, kong Anker zu werfen und von dort den Strom hinauf nach Whampoa zu fahren. Oberhalb Whampoa entfaltrt fich auf dem Strome ein wunderbar reges Leben; der Reisende bemerkt, daß er fich in der Nähe einer großen Stad» befindet. Zunächst fallen ihm dir Flußfahrzruge auf, rigenthümliche Schiffe, dir vorn ganz spitz, hinten viereckig find, um welche eine schmale Galerie läuft. Si» enthalten nicht hinten, sondern vorn eine geräumige Kajüte und gewöhnlich auch ein paar kleine Kanonen und Spieße von Bambusrohr, damit die Bemannung fich gegen die Strom-Piraten wehren könne, vor welchen sie nicht ein- mal in »er Rähr der Stadt sicher ist. Auch di» kleinen, eiförmig gestalteten Lanka-Boote, welch« gewöhnlich von Frauen gerudert und gesteuert werden, haben eine Kajüte für Passagier«, wührend di« Eigrnthümer-Familie im übrigen *) LutzugSwnse au« Karl Andree'« kürzlich besprochene» »erbe: „Beographlsch, Wanderungen". Dresden, Berla-thand- sang von Rud. Kuntz,. Theile wohnt. Hunderttausend« von Chinesen haben keine Behausung auf festem Boden, sie leben von der Wiege bi« zum Grabe auf Booten, welche die sogenannte schwimmende Stadt bilden. Man geht wohl zu weit, wenn man die Zahl dieser Kanion'schen Wasser-Chinesen auf eine halbe Million schätzt, beträchtlich ist sie aber auf jeden Fall. Diese Schiffe schwimmen zum Theil lose und besorgen den Verkehr auf dem Strome und nach der Stadt, oder sie find an Pfählen befestigt, an denen sie liegen bleiben, und bilden ein un geheure- Labyrinth von Straßen und engen Gassen, deren Schiff-Häuser zum Theil durch Brücken verbunden find, welche von einem Dache zum andern führen. Diese Wasser stadt hat ihr Leben für fich, fit bildet eine eigne Gemeinde. Alle- in ihr ist Regsamkeit und der Lärm ungehcuer; überall ist Handel und Wandel und die Zahl der sogenannten Blumenschiffe sehr beträchtlich. Diese Gasthäuser, Tbeehäuser, Opiumsäle und Tempel der Venu- find recht eigentlich charakteristisch für die schwimmende Stadt und man erkennt fit leicht an ihrem grünen Anstrich. Der Fremde thut wohl, ihren Lockungen zu widerstehen. Einst war ein junger Eng länder unvorsichtig genug, seiner Neugier zu fröhnen, und wagte fich in eins jener Boote, von denen man nicht sagen kann, daß sie verdächtig seien, denn Jedermann weiß, welche- Gewerbe die Insassen treiben. Er aber ging in dir Falle. Nachdem die Damen ihn ausgeplündert, der Kleider beraubt und mit Bambusröhren windelweich geschlagen, ließen sie ihn ans Ufer schaffen. Dort fand man ihn mit auf dem Rücken zusammengetundenen Händen, in welchen map rin wider wärtig deschmuztrs Bambusrohr befestigt hatte, mit einer kleinen, in ähnlicher Weise unsauber gemachten englischen Flagge. In die eigentlichen Speisewirlhschaften darf aber ein Europäer fich wohl wagen, wenn er zuverläsfige chinefische Begleiter hat. Dieses ganz» Wasserlste» macht auf den Fremden anfangs einen wunderbaren und bewältigenden Eindruck. Der Däne Steen Bille, welcher mit der Fregatte „Galathea" den Kanton-Fluß besuchte, äußert: „Man muß eS gesehen haben, um sich einen Begriff davon zu machen, und wenn man eS gesehen hat, begreift man eS doch nicht. Ohne eS zu merken, aber pfeilschnell gleitet man in dem Strome dahin; man glaubt still zu liegen und sieht bunte, abwechselnde Bil der vorbeieilen, ein- wird rasch durch da» andere abgelöst, .aber man hat nicht Zeit, ein- recht aufzufaffen. Myriaden von Booten, Krieg»- und HandelS-Dschunken, Prahme, Häuser auf dem Wasser und Schiffe auf dem Lande, Brücken, Pfähle, schwimmende Gasthäuser, Läden, Pagoden und Magazkne! Namentlich am südlichen Ufer gewahrt man wunderliche Doppelschöpfunqen, die oben Hau-, unten Schiff find ; sie haben nach dem Flusse zu eine breite Treppe', auf welcher e» von kleinen nackten Kindern wimmelt, jede- hält einen Fächer in der Hand, und in der offenen Thür zeigen sich de» Hause» weibliche Schönheiten uno geben durch ihre Geberden deutlich genug zu verstehen, daß hier nicht etwa die Tugend wohnt. Die kleine Nußschale von Boot, welche nur einen einzigen Menschen tragen kann und in welcher der arme Chinese Früchte und Leben-mittel nach dem andern Ufer binüberführr, wird pfeilschnell gekreuzt von dem schlanken, vielruderigen Opium. Schmuggler und von dem langen, schmalen Wettläufer-Gig der Europäer; den Fluß hinab treiben Thee- und Salzschiffe, große schwarzbraune Gehäuse, und neben ihnen zierliche Mandarinen.Boote. Und da» Alle» wird belebt von einer unzähligen Volk»maffe beiderlei Ge schlechts und jede» Alter», die Luft wird erfüllt von Geschrei; man ruft Maaren au» und schlägt auf dir Tantams oder auf die Gong». Der Chinese lärmt noch viel mehr al« der Grieche oder Provenyale. Aber alle diese Bilder erquicken doch den Geist nicht mit erfreulichen Ahnungen von Dem, was man erwarten darf, denn fie find häßlich. ES fehlt aiz allem Farbenwechsel, Alles ist schmuzig grau, wie rohe» Holz, da» lange der Luft auSgesetzt war, und das Wasser trübe und gelbqrau. Grau in Grau, mit hölzernen Bau werken überlastet. Alle» zeugt von geschäftiger materieller Tbätigkeit, Nichts von erhabenen Gedanken, um geistige Ge nüsse zu schaffen. Kein Denkmal der Größe au» der Vor zeit, kein äußere» Zeichen von Wohlstand der Gegenwart." Die europäischen Factoreien sind nun rin Raub der Flammen geworden. Alle Berichte stimmen darin über ein, daß der Aufenthalt der Europäer in jenen Factoreien rin im höchsten Grade ungemüthlicher gewesen sei. Von Morgen» früh bi» Nachmittag» vier Uhr waren fie in ihren Comptoiren beschäftigt. Nachdem die Tagesarbeit vollbracht war, konnten fie im amerikanischen Garten lustwandeln gehen, einen Tag wie alle Tage ; anderSwohin durften fie fich, dem FriedenSvertrage zum Trotz, nicht begeben , st« konnten weder reiten noch fahren ; Frauen duldeten die Chinesen vor 1842 in den Factoreien nicht, und auch nachher kamen nur einige wenige dorthin. Der einzige Zufluchtsort war der Fluß, auf welchem fie umher ruderten, um die frische Abend luft zu genießen. Jede Faktorei hatte mehrere zierliche, schnellfahrende Ruderboote; hinter der Mauer, welche di« Factoreien von der Stadt abschließt, läuft Hog-Lane, eine schmale, unsaubere Straße, in der fich eine Menge von Schenken und Waarenläden befinden. Dorthin führten aus drn verschiedenen Gebäuden der Europäer Hlnterpforten; denn hier sowohl wie in den benachbarten Gaffen, welche al- alte und neue China-Straße und Bath- und Phystc-Straße bezeichne« werden, durften die Europäer verkehren, während fi, von der eigentlichen Stadt au-qeschloffen blieben. Dort machten auch dir Fremden ihre Einkäufe von allen den chinesischen Raritäten, von welchen die vielen Läden förmlich strotzen. (Fortsetzung ssl-t.) j
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