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Dresdner Journal : 08.03.1859
- Erscheinungsdatum
- 1859-03-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-185903080
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18590308
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18590308
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1859
- Monat1859-03
- Tag1859-03-08
- Monat1859-03
- Jahr1859
- Titel
- Dresdner Journal : 08.03.1859
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V SS Äb,ineevmlt»preisr: d l^ 10^. in »«»—. r v» »/^rl - 1 « 1" „ » » t trttt?o«r nn6 t«on->Uicl> in Vev^a»: IS Kxr. t 6,«n>p«Iro- Liureln« !tiuvm«-n,: 1 Hxr. 1 »ci>l»z däoru. r«ser«tr»pr»tsr: ä«n R»m» «lv«r er»»p»lt«n«a 2«ll«: 1 bl^r. Unt«e „Liozrv,»»ar <ii« L«il«: 2 ki^r. rrscheiar« -pLFlicd, wir 6er 8ono- nnck k°«i«et»^», Kbsnsi, für äeo kolxenäsn 1>x. Dienstag) den 8. März O Dres-ner Zournal Beranttvortlicher Redakteur: I- G. Harlmau«. I8S» rnstrakriunnilchmr »»»»NN«: I^ipilx: b>„. Nn^nneriw«», kommlssiooL, ckv« I>re»6»«r ckourli»!»; «den<l»»ell>»»: ti Uc.»«»n; KKo»»: Vooc»»; >«rUa: Unuerui'eeN« öuck>>., Nureeni Lremeo 1-!. 8e»c.orar; knmdturl dl. i 6^»- o»»'»riie It»ct>l>»n<tl.; Lllinover: X»ni.i»>!r r^i» « Nu- re»n; Ldw: Kool.» Itäiiinün^ V»rt«: v. I^nv»:x^>-.i, (28, rv« <i«s den» «vl«v-)j kr»^: I'n. LnliNl^n'« IjlwdNnnäluux. Heranrgedrr: NSuibl Lrp»<Utinn 6e» I)r«»6n»r ^onriu»!», Dreeäon, ^I»rien»tr»»»e Xr. 7. Amtlicher Theil. Berorduung, da- Verbot der Ausführung von Pferden über die Zollgrenze betreffend. Mit Allerhöchst»! Genehmigung wird hie Aulführung »oa Pferden üder die Zollvereinsgrrnze vom ist. dies. Mt« an dis auf Weiteres hierdurch verboten. Es soll jedoch durch diese Maßregel der gewönlich« kleine, namentlich landwirthschaftliche Verkehr an der Grenze nicht gestört werd«» und ist deshalb entsprechende Anordnung getroffen worden. Hiernach haben sich Alle, die »S angeht, gebührend zu achten. Dresden, am 7. März 1859. Finanz-Ministerium. Vs« Ariesea. Schäfer. Bekanntmachung. Der kandtags-Ausschuß zu Verwaltung der Staats schulden bringt hierdurch Folgendes zur öffentlichen Kenntniß. Di» Auszahlung der besage der Ziehungslisten pro Termin Michaelis 1858 ausgeloosten am 1. April d I. fälligen 3H landschaftlichen Obligationen vom Jahre 1830, 4^h Staatsschuldenkaffenscheine vom Jahre 1847 und 3dh Staatsschuldenkassrnscheine vom Jahre 1855, in gleichen der mit dem Buchstaben k bezeichneten, in der Be kanntmachung vom 6. September 1858 anaegebenen auf 42 Thlr. lautenden unzinsdarrn Kammerkrrditkas- senscheine, sowie der am 1. April 1859 fälligen Zinsen von vorgedach- ten Obligationen und Staatsschuldenkaffenscheinen, nimmt »«» I«. März d. I ihren Anfang und können von diesem Tage an dir zahl bare« Kapitale und Zinsen gegen Rückgabe der bezüg lichen Scheine und Zinsroupon« sowohl bei der hiesigen Staatsschuldenkaffe als auch bei dem königl Hauptsteuer- amte zu Leipzig in Empfang genommen werden. Dir anderweit« öffentliche Ausloosung der zu Mi chaelis diesrs Jahres zahlbar werdende» 3^, landschaft- Uskm Obligationen ». I. 1830, der 4Staatsschulden» kaffenschrine ». I. 1847 und der 3fls> dergleichen vom Jahre 1855, nicht minder der den 1. Juli d I. zur Auszahlung gelangenden 4H, sächsisch-schlesischen Eisrn- dahnactien findet »en 41. März diese- Jahres und an den folgenden Tagen, Vormittag« 10 Uhr, im hieflgen Landhause statt. Bon den unzinsdarrn Kammrrkrrditkassenschrinen litt L endlich werden K°. 5485. 5909. 5911. 6430. 6432. 6525. 6865. und 6934 i 42 Thlr. am 1. Oktober 1859 zahlbar. Dresden, am 1. März 1859. Der Landtags-Ausschuß zu Verwaltung der Staatsschulden. Pfotenhauer. Nichtamtlicher Theil. »«»«-sicht. relrgraphische Rachrichte«. Zeitungtschau. (Moniteur. — Ost-Deutsche Post. — Orsterreichische Ztq. — Bund. — Preußische Ztg.) Lagesgeschtchke. Dresden: Dir bevorstehende Ver mählung de« Prinzen Georg — Wien: Militärische«. Erzherzog Ferdinand Max. Lord Cowlry. — Prag: Milttärtran-porte. Die Polptechnikrr. Mangel an Geistlichen. — Mailand: Tage«berichk. — Berlin: Dir prinzlichr Tauf,. — Frankfurt: Bundestag«- sihung. — Pari«: Dekret bezüglich der Apanagen erhöhung. Berichtigung. Prinz Napoleon. Fremde Auszeichnungen. — Bern: Zur NeutralitätSfrage. — Turin: Ausfuhrverbot. Garibaldi. Flüchtlinge.— Londou: Festesten de« deutschen Hospital«. — Kon stantinopel: Tagesbericht. — Smyrna: Unter suchung im englischen Eonsulatr. — Bukarest: Zur Unionsfrage. — New-Pork: Eine Botschaft de« Präsidenten.) Dretduer Nachrichten. (Steigen des Wasserstandes. Brodpreise. Bürgrrrechtserlhrilung.) Vroviazialnachrichten. (Chemnitz. Rötha. Schandau.) Wissenschaft, Knast und Literatur. EingesandtrS. Ttatistik u Bolk-wirthschaft. Inserate. Tage-kalender Börseunachrichten. Telegraphische Nachrichten. Bern, Montag, 7. Mär». Der BundeSrath bat beschlossen, den europäischen Mächten durch eine Cirrularnote auzuzrigen, daß die Schwei» bei eiuem autbrechendeu Kriege die Buudesiutegrität und Neutralität mit aller Kraft verthridigen werde, ebenso das neutralifirte Gebiet SavoyenS (verql. unten dir Zeitungsschau). Das Militär- und das Aiaanzdepartemeot seien mit den erforderlichen Vor bereitungen beauftragt. Sobald sich die Kriegs anzeichen vermehren, ist.die Einberufung der Bun- desversammlung beschlossen. London, Montag, 7. März Man versichert, es sei eine Opposition organisirt, um der Reform- bist einen entschiedenen Widerstand entgegen zu setzru, damit die Regierung dadurch genöthigt werde, abzutreten oder daS Parlament aufzulösen. Die gestern im Hydepark abgehalteneu Volks- Meetings find ruhig verlaufen. Dresden, 7. März. Wir beginnen unsre heutige Zeitungsschau mit dem von uns gestern bereit« durch ein Extrablatt seinem Haupt inhalte nach veröffentlichten Artikel de« ..Moniteur", den wir nach dem un« heute vorliegenden Originaltexte mit der vom „Moniteur" demselben vorauSgrschickten Einleitung in Nachstehendem seinem Wortlaute nach geben: „Die öffentliche Meinung in fremden Ländern giebt sich von dem gegenwärtigen Preßregimc keine genaue Rcchenfchafl. Man scheint allgemein zu glauben, daß die Zeitungen einer vorläufigen Ecnsur unterworfen sind, und ist somit geneigt, ihnen eine Wich tigkeit beizulegen, die allen Grundes entbehrt. Die Bebbrde (dos sollte man wissen) besitzt gegenüber der Presse keinen Präventiv einfluß. Da« Publikum muß sich daher bei jeder Sachlage vor den auf die Sprache der Zeitungen gegründeten Schlüssen wohl in Acht nehmen. „Allemal, wenn eine schwerwiegende Frage sich einstellt, oder eine wichtige Thatsache vor sich geht, wendet sich die Regierung direkt durch Vermittelung ihres ossiciellcn Journals an dir Station. Es ist dies eine Pflicht, welche sie sich jederzeit auferlegk hat, und welche sie unter den gegenwärtigen Umständen um so ge wissenhafter erfüllen wird, als die dffentliche Meinung sich nie hat mehr überrumpeln und irre leiten lassen. „Der Stand der Dinge in Italien, obgleich an sich schon alt, hat in letzter Arit in Aller Augen einen besonder« bedeutsa men Eharakter angenommen, der natürlicherweise das Kemüth de« Kaiser« beunruhigen mußte; denn dem Haupte einer Groß macht, wie Frankreich, ist es nicht gestaltet, sich von Fragen, welche die europäische Ordnung angchen, fern zu halten. Be seelt von einem Geiste der Vorsicht, die nicht gehabt zu haben ihm zum Borwurf gereichen würde, beschäftigt er sich in lovaler Weise mit der vernünftigen und billigen Lösung, die allen diesen delikaten und schwierigen Fragen gegeben werden kdont». „Der Kaiser har nicht« zu verbergen, nichts in Abrede zu stellen, weder in Betreff seiner Ideen, noch in Betreff seiner Allianzen. Da« französische Jnterrsse beherrscht seine Politik und rechtfertigt seine Wachsamkeit. „Angesicht« der, wie wir gern glauben wollen, schlecht be gründeten Besorgnisse, weiche in Piemont di» Äemükher aufge regt hoben, hat der Kaiser dem Könige von Sardinien ver sprochen, ihn gegen jeden aggressiven Akt Oesterreich« zu vrr- theidige». Richt« weiter Hal er versprochen, und man weiß, daß er sein Work halten wird. ,Mnd da» Kriegsträume? Seit wann ist es nicht mehr den Regeln der Klugheit entsprechend, mehr oder minder nahe liegend« Schwierigkeiten oorauszusehen und alle ihre Eonsequen- zen zu erwägen? „Wir jhaben hiermit den wirklichen Kern der Gedanken, Pflichten und Stimmungen de« Kaiser« angegeben; Alle«, was die Uebertrridungen d» Presse noch hinzugesügt haben, ist Ein bildung, Lüge und Wahnsinn. „Frankreich, sagt man, macht bedeutende Rüstungen Da» ist eine vollkommen aut der Luft gegriffene Beschuldigung. Der normal« Sffeclivstand der Armee auf dem Friedensluße, wie er vor zwei Jahren vom Kaiser genehmigt wurde, ist nicht über schritten worden. Die Artillerie kauft 4000 Pferde, blo« um die reglcmenlmäßige Höhe zu erreiche». Die Jnfanteriercgimen- ter sind 2U0O und dir Cavalerieregimentcr S00 Mann stark. „Man sagt ferner, daß die Arbeiten in unfern Arsenalen einen besonder» Nachdruck erhalten hätten. Man vergißt, daß wir unser sämmtliche« Artilleriematerial zu erneuern, unsre ganze Flotte umzugistalten haben. Diese letztere Unternehmung, schon lange beschloffen, um unsre Flotte auf ihren Roimalstand zu bringen, ist durch die alljährlichen Beschlüsse de« gesetzgebenden Körper« sanctionirt und, ungeachtet der lobcnswerlhest.n Tbä- tigkeit, werden noch mehrere Jahre zur Dollendung dieser Ar beiten »drhig sein. „Endlich beunruhigt man sich über di« Rüstungen unsrer Marine. Alle diese Rüstungen reduciren sich aber auf die Ar- mirung von 4 Fregatten zum Transport der Truppen von Frank reich nach Algerien und von Algerien nach Frankreich, und von 4 gemischten Transportschiffen, bestimmt, um verschiedenen Even tualitäten zu genügen, namentlich dem Dienste von Eivira-Vecchia und der Berproviamirung unsrer Cochinchina-Expedition über Alexandrien. „So steht es um die Lhatsachcn. Sie müssen alle aufrich tigen Gemüther über die dem Kaiser beigemessenen Projekte be ruhigen und die Behauptungen jener Menschen richten, die ein Interesse daran Haden, Zweifel über die lovalsten Ideen und Dunkel über die klarsten Situationen zu verbreiten. „Ist e« nicht Zeit, sich zu fragen, wann diese vagen und absurdes, durch die Presse von einem Ende Europa« di« zum andern Herbreiteren Gerürdte aufhören werden, welche allenthal ben d«r dffenklichen Leichtgläubiztcit den Kaiser der Franzosen al« zu» Kriege treibend darstellten und auf ihn allein alle Ver antwortlichkeit der Besorgnisse und Rüstungen Europa« zurück fallen ließen? Wer kann denn das Recht haben, die Gemütder so schmählich irre zu leiten, die Interessen so von freien Stücken zu alaoReren? „LH sind denn di« Work«, wo sind di« diplomatischen Risk«, wo sind die Arte, in denen der Wille enthalten sein soll, um der Leidenschaften willen, die er befriedigt, oder um des Rühme willen, den er cinbringt, den Krieg zu provociren? Wer in Frankreich hat die Soldaten gesehen, wer dir Kanonen gezählt, wer die mit so großen Kosten und solcher Eile dem normalen und ordnungsmäßigen Stande des Friedensfußr« hinzugefügken Proviantvorräthe abgeschätzt? Wo sind die außerordentlichen Aushebungen, die Einberufungen antieipirter Altersklassen? Wel chen Tag hat man die im Urlaub bi« auf Weitere« abwesenden Mannschaften cinberufen? Wer endlich könnte die Elemente (mögen sie so geringfügig sein, al« sic woll.n) dieser allgemeinen Anschuldigungen Nachweisen, welche die Böswilligkeit «rnndet, die Leichtgläubigkeit weiter befördert, die Dummheit sich ein reden läßt? „Ohne Zweifel wacht der Kaiser, wie wir schon sagten, über die verschiedenen Ursachen einer Verwickelung, welche sich am Horizonte zeigen können. Es ist die Eigenthümlichkeir jeder weisen Politik, daß sie die Ereignisse oder die Fragen zu be schwören sucht, die ihrer Natur nach geeignet wären, die Ord nung zu stören, ohne die c« weder Frieden, noch Transaktio nen giebt Nicht Aufschub ist es, den die wirklichen Geschäfte verlangen, cs ist Sicherheit für die Zukunft. „Eine solche Voraussicht ist weder Beunruhigung, noch Provokation. Diese Fragen erörtern, heißt nicht sie schaffen, und seine Blicke und seine Aufmerksamleit von ihnen abwendcn, hieße weddr sie beseitigen, noch sie auflösen „Uebrigcns ist die Erörterung dieser Fragen in den diplo matischen Weg eingetreten, und Nicht« berechtigt, zu glauben, daß der Ausgang derselben nicht der Befestigung de« öffentlichen Friedens günstig sein werde." So wenig verkannt werden mag, daß angesichts der bedauerlichen Entwickelung, welche die Kriegs- und Frie- densfrage bereits gewonnen bat, es heule sehr bündiger Erklärungen bedarf, um aufrichtig an den Frieden glau ben zu machen, so erscheint e« doch für alle T-eile, dir den Frieden aufrichtig wünschen, dringende Pflicht, von jeder darauf hinzielenden Kundgebung Art zu nehmen und sie mit vertrauensvollem Entgegenkommen zu er» wiedrrn. Wir bezweifeln nicht, daß in der deutschen Presse dieser Gesichtspunkt der vorherrschende sein wird, und die Coinridenz de« Artikel« im „Moniteur" mit den letzten Tagen de« Aufenthalt« Lord Cowlep'« in Wien ist geeignet, demselben höhere Bedeutung zu verleihen. Man kann allerdings dem Artikel de« „Moniteur" einhalten, daß, wenn die Rüstungen in Frankreich nicht die Ausdehnung hatten, noch haben, welche ihnen beigelegk worden ist, dagegen deren Vorhandensein nicht erst sr» gestern, sondern bereit« seit zwei Monaten, nicht allein in fremden, sondern sogar in französischen Zeitungen zu lesen war. Ist inzwischen hiernach auch dir 'Frage er laubt, warum der „Moniteur" erst heute ein Dementi bringt, dessen frühere« Erscheinen so vielen Beunruhi gungen hätte verbeugen können, so darf die Antwort darauf auch in der beruhigenden Betrachtung gefunden werden, daß ein so lange« Schweigen nur durch di« ge wissenhafte Besorgniß einqegeden sein mochte, Hoffnungen auf die Erhaltung des Frieden« zu wecken, während es vielleicht nothwendig war, die Gemüther auf den Krieg vorzubereiten und erst jetzt der Augenblick gekommen ist, wo man, ohne die öffentliche Stimmung irre zu führen, an den Frieden glauben lassen konnte. Die„Ost-DeutschePost" faßt den Kern, den Schluß gedanken, die Absicht und die Demonstration dieser Kund gebung des officiellen Blatte« der französischen Regierung in folgenden Worten zusammen: ,,E« ist dir Versicherung, daß Frankreich keinen Krieg will, baß der Friede nicht gestört werden soll, daß alle schwebenden Conflicte auf dem gewöhnlichen diplomatisch«» Wege ausqetragen wer den sollen, und daß diese Austragung die Chanren eine« guten Erfolges in Aussicht habe." — „Diese Declaration — fährt da« gedachte Biart sodann fort— welche die Welt von dem Alp der fast bi« zur Ge wißheit angewachsenen KcieqSbesocgnisse zu heilen beab sichtigt, ist so erfreulicher Natur, sie wird allüberall mit so geneigtem Herzen ausgenommen, daß wir in dieser guten Stunde die eröffneten Bahnen der Aussöhnung und der friedlichen Verständigung durch keine allzugründ- lichr, wenn auch berechtigte Kritik de« Gedankenkreise«, in welchem der „Moniteur" sich bewegt, verderben möch ten. E« ist die Pflicht aller redlichen Menschen, welche die Menschenschlächterei nicht al« ein Mittel der Civilisa- tion betrachten und welche die Fluren Europa« nicht mit Blut gedüngt sehen «ollen, dl« Umkehr und di» Um wandlung, welche un« heute von Pari« entqegentritt, durch freundliches Entgegenkommen zu unterstützen und die Verbitterung, welche die Vorgänge der letzten Wochen in unfern Gemüthern hervorbrachte, niederzukämpfen und zu beschwichtigen." DaS Recht der Selbstvertheidiqung übend für Alle, gegen welche der „Moniteur" hierbei die Be schuldigung der „Leichtgläubigkeit", de- „bösen Willen»" und dec „Unvernunft" richtet, bemerkt die „Ostv. P." daß unter den dergestalt Angeklagten sich nicht blo« alle Organe der öffentlichen Meinung in Europa, sondern auch ein großer Theil der besitzenden Klassen de« Conti- nentS, die Mitglieder deutscher Kammern, besonnene und gewissenhafte Staatsmänner, selbst die Minister Englands, befinden würden; nach Allem, was geschehen und was nicht geschehrn, nach dem ganzen wüsten Treiben der letzten Wochen, nach den Verbrüderung-festen der fran zösischen Presse mit der piemont,fischen und insbesondere nach den „frechen" Provokationen, welche Herr». Cavour und seine fanatisirten Genossen durch entstellende Reden, Noten, Rüstungen und HeereSaufstrllungen sich erlaubten, ohne von Frankreich ein Wort des Tadels, der Äbmah- nung, der Strenge zu erfahren — dürfe man sich nicht wundern, daß die Welt glaubte, die Versprechungen, die Frankreich an den König Victor Emanuel gemacht, be schränkten sich nicht bloS darauf, ihn gegen eine Aggression Oesterreichs (das an eine solche nicht denkt) zu schützen! „Indessen, der „Moniteur" giebt heute die Versicherung ab — sagt der Artikel zum Schluß —, daß das Ver- hältniß zwischen Frankreich und Sardinien sich hierauf VchUerfest i» Weimar.*) Deutschland begeh« im laufenden Jahre die hundertjährige GeburtSfrier Schiller'». Die Weimarische Hofbühne, al- diejenige, welche die reifsten Früchte seine« Genius sowohl zeitigte al« erntete, hat nicht nur die Pflicht, mit besonderer Pietät diese« Säcalarfest mitzufeiern, sondern ste besitzt in ihren großen, kunstgeschichtlichen Erinnerungen da« auS- nahm«weise Ehrenrecht, für diesen Zweck die. Unterstützung fremder Hofbühnen bittend anzusprechen. Unter solchen Voraussetzungen, sowie in der Uebrrzeugung, daß auf Schiller'« Bühne die Jubelfeier Schiller'- nicht würdiger al« durch Schiller selbst zu begehen ist, hat der unterzeichnete Vorstand de« großh. sächs. Hofihearer« den Plan gefaßt: zur Jubelfeier von Schiller'« Geburt Schil ler'« sämmtliche dramatische Originalwerke, in der Reihenfolge ihrer Entstehung, unter der Mitwirkung namhafter deutscher Büh- . neukünftler auf der Weimarischen Hofbühne zur Aufführung zu bringen. As« Zeitpunkt für diese« Schillrr-Jubelfest in Weimar ist — in Erwägung, daß der wirkliche Geburt«tag, IS. November, in de« Begin» der guten Tyeotrrzeit liegt und »tfo jeder Bülttr« ihre eignen Kräfte nothwendig macht —, der Msuat Juni gewählt worden, weil in denselben, außer dem Pfiugstfast«, auf welche« der Anfang der Schiller seier «bseanm« worde«, auch der Gebur««tag Sr. k. Hoh. d>« Großherzog« von Sachsen-Weimar, 44. Juni, füllt, «nur Htchstdeffen besonder« und autdrückltche« Schutz» da« ganze Unternehmen steht. *) Vies« da« alanneia« Interesse de« Publicum« in La« spmch nehmend« iileebffdntlichua- ist un« soeben von der untrr- zeichnrte, Gmmaal-zntrndanz in Weimar zu-egangr». DaS Repertoir dieses SchillrrfesteS, welche« letztere ohne Lästerung wohl mit dem Pfingstfest« zusammengelegt werden darf, inwiefern mit Schiller'« Geist rin wahrhaft heiliger Geist über die deutsche Bühne gekommen, ist, mit Rücksicht auf je zwei Theaterproben für jede Vor- stellung, in folgender Weise festgestellt worden: Psingstsonnabend, II. Juni: „Die Räuber". (Nach der Vorstellung: Festliche Be- leuchtung der Dichterstand- bilder vor dem Hoflheater; Fackelzug vom Theaterplatz zum Schiller-HauS und vor daS großh. Schloß.) Pfingstmontag, 13. Juni: „Fie-co". Mittwoch, IL. Juni: „Cabaleund Liebe". Freitag, 17. Juni: „Don Carlo-"» Sonntag, 19. Juni: „D ie Glocke" (al-lyrische Episode, mit Musik und lebenden Bildern). Dazu Goethe'- Epilog zur „Glocke". Zum Beschluß: „Wal- lenstein'S Lager". DienStag, 41. Juni: „Die Piccolomini". Mittwoch, 42 Juni: „Wallenstein'- Tod". Freitag, 44. Juni: „Marte Stuart". Sonntag, 2S Juni: „Dir Jungfrau von Orleans". DienStag, 48. Juni: „Die Braut von Messina". Donnerstag, SV. Juni: „Wilhelm Tell". Obrnverzetchueeen Darstellungen, N an der Zahl, wird Donnerstag den S. Juni al« Vorfeier voranSgeschickt wer den: ein Festspiel, dessen Dichtung Friedrich Halm, sowie dir dazu qehtngr musikalische Eompofition Franz Liszt freundlichst übernommen , und welchem, zur Brr- pollsttnvigung de« Theater-Abend«, Beethoven'« S. Sym phonie mit den Chören: „Freude, schöner Götter funken," auSgeführt durch verstärkte Bocal- und Jnstru- mentalkräfte, hinzugesügt werden soll. Zur Mitwirkung an diesen festlichen Bühnenvorstellun gen haben sich, mir erfolgter, hochgeneigier UrlaubSgeneh- migltng ihrer verehrlichen Behörden, schon einige der be, rühmtestei» deutschen Bühnenkünstler der Gegenwart bereit erklärt; andere werden unstreitig hinzutreten, um den feier lichen Reigen so festlich und würdig al« möglich zu machen. Den gtsammien Kreis, von dem zuverstchilich erwartet wer den darf, daß alle Mitglieder ihr persönliche- Bewußtsein und noch mehr ihre äußerlichen Interessen ,dem großen Zwecke eine- volk-ihümlichen künstlerischen Jubelfeste- freu dig unterordnen werden, beabsichtigt der Unirrzeichnete in derselben Weife und nach den nämlichen Grundsätzen zu vereinigen und zu führen, wie solche- im Jahre I8ä4 bei dem Gesammlqastspielk deutscher Bühnenkünstler in Mün chen, ihm selbst und allen Theilnehmern, wie allen Zu schauern unvergeßlich, der Fall gewesen. Wenn da- jetzige Unternehmen demnach al- eine Wiederholung de- dama ligen erscheinen kann, so wird, wiefern der Urheber der selbe ist, eine blose Nachahmung darin nicht zu erblicken sein, während der festliche Zweck und die Richtung auf einen Dichter, welcher in seiner Gesammterscheinung auf der Bühne wiedergeboren werden soll, der in dieser Art wohl niemals und nirgend- versuchten Reihenfolge dra matischer Vorstellungen einen eigeinhümlichen Charakter und eine nationale Weihe bewahrt. Die finanzielle Basi» de« Unternehmen« angehend, so liegt am Tage, daß die großh. sächs. General-Intendanz de« Hoflheater« und der Hoskapelle zu Weimar au« demselben «ine Spekulation weder machen will, noch machen kann; in- deß bestimmt sie auldrückkich, daß der, allerdings nicht wohl zu erwartende Ueberschuß zwischen der S ch ille rstifkunq und der Perseverantia getheilt werden soll. Andererseits wird von den Mitgliedern auswärtiger Bühnen, welche dem Unternehmen beitreten, mit Zuversicht zu erwarten sein, daß ste, in Würdigung seine- Zwecke- und seine- Charakter-, ihre Honorar-Forderung nicht nach dem, ihrer Stellung und ihrem Ruhme in der Theaierwelt entsprechenden Maße for- uiuliren, sondern sich mit einem, für alleMiiwirkenben gleichen Satze, fünfzig ReichSrhaler pr. Cour, für jede Rolle, um so mehr begnügen, al-, bei den bestehenden Communications» uiiiieln und den hierorts qiltigen Preisen, in Voraussetzung, daß jedes Mitglied wenigsten- drei Mak auftrilt, die Reisr- unb AufenthaltSkosten jede- Einzelnen gedeckt erscheinen. Außerdem behält sich Se. k. Hoheit der Großherzog au-» drücklich vor, Höchftieiner eignen gnädigsten Anerkennung «inen besonder» AuSrruck zu verleihen in denjenigen Fällen, wo der von der General-Jniendanz dargcboiene Ehre».Sold nicht genügend befunden werden sollte. Da» nach diesen Grundzügen entworfene Unternehmen ist zwar durch die erfolgten Zusagen so gut wie, gesichert; e- muß sich jedoch, angesichts der drohenden Verwickelungen, welche gegenwärtig die Dauer unsrer Recht-, und ArittenS- zustänve in Frage stellen, der Unterzeichnete die Befug,«iß Vor behalten, für einirelende Fälle von fokce majeur«-, al» Krieg, Hof- oder LandeS-Trauer, Theater-Brand oder Schluß, die Unmöglichkeit der Ausführung bi- spätesten» den -L. Mai d. I. den Theilnehmern zu erklären. Weim«r, den 48. Februar 18üS. Per greßh. sächs. General - Intendant de, Kistheater, und der P-fkapelle (grz.) Franz Din-elsted».
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