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Dresdner Journal : 19.04.1859
- Erscheinungsdatum
- 1859-04-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-185904194
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18590419
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18590419
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1859
- Monat1859-04
- Tag1859-04-19
- Monat1859-04
- Jahr1859
- Titel
- Dresdner Journal : 19.04.1859
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89. Dienstag; den 19. April. —-— At>v,ar»cvtvprrtse: Ittd-tted: »l'nlr. tv>xr i" - » V<j<I>r«.! » .. 1" .. L ^ .> »tv».tli<.d io IS rr^. I Liuooto» dt«»m«rn. 1 b>«e. 1 Im L«M»S» tritt koa» uns lokl», Kto»». »,frr«tr«»rrist: So» ll»nm einer »»»polt«»«» 71.11«: 1 Ikgr. V.ot«r „Llo^eiooat" sie : 2 kkgr. Ersitzet«« wlt ^u»n»k»» ck«r 8»»- wvä ?«i«ttoU*, Ld«oä. Mr <l,n lolxeuäeo VaU. Dres-nerImmml. Verantwortlicher Redakteur: I. G. Hartmann. 18SS. . Jafrrvtrnennmhmr ««uLrl,: k-«i?«ie: k'o. I!»^»i»r»rr«», 6oonoi»«loQLi «l«»« I>r««Io«r sourual»; «deockoield.t: II. Nu»»»»; Nn»»„v»i» t Vooi.»»; L.rlio: Vnueivi'erd« Ituckk., N»r»»»r»»'» ktnrenu; >r«ro.n: t^. ii^oi orr«; ^rundSart ». M.: st»- Ovx'ork« ttncts>»n,tl.; Hannover: ikLour»»^»»'» Su re»»; «it»; >v«i e Siii,»«»»; k»ri»r v. Iiörrrierni.» (28, rue lies don» eofoo.^; kr»^: I?'». Hs»LiUN'» Luet>l»»o6Iuo^. steranrgebrr: K8lli^l. I^rpesitinn sei Dreisnor ckonrnalv, l)re»s«o, -i»riko,tr»,»« Nr. 7. Amtlicher Thejl. Drsstd«, 14. April. Seine Königl. Majestät habe» de« ersten GrrichtSrathr bei'm Bezirksgericht Dresden Stadtrichter vr. Karl Julius St übel den Charakter als Hafrath in der IV. Klaffe der Hofrangordnung bei- »«legen gnädigst geruht. Nichtamtlicher Theil. Ueterskcht. Ttls-ra-hischr Nachrichten. Aeituugtschail. (Ost-Deutsche Post — Weser-Atz. — Tagrsbotr aus Böhmen. — Oesterreichische Atg. — LimeS. Lagessttschichte. Dresden: Reist de« Ministers ». Beust. —Dirn: Graf ». Karolyi nach St. Peters burg. Handelsvertrag mit Rußland. — Berlin: Kammerverhandlungen. — München: Umbildung de« Tabinet«. König und Königin nach Darmstadt. — Stuttgart: Einberufung der Stände. — Alten, bürg: Gesetz über Güterzertrümmerung. Neue« Cri- mmalgericktSgedäude. — Meiningen: Vom Land tag,. — Frankfurt: BundeStagSsitzung.— Pari«: Kunstausstellung eröffnet. Militärische«. Herr v. Tocqueville nicht tobt. Ertrag der indirekten Steuern. Massimo d'Ljeglio. Vermischt,« — Bern: Zur ReutralitätSfrage. — Modena: Befinden d»S Her« zog«. — Turin: Neue« Anlehen in Aussicht. Aus hebung. Freiwillige. — Madrid: Collante« in Haft gedrachk. — London: Au« dem Parlamente. — Bukarest. Reue« Ministerium. Entrnntmgn», Versetzungen re. im öffrvtl. Dienste. Dresdner Nachrichten. (Veränderungen in der Preffe. Schulnachrichten. Frau Professor Bernhard. Eine Druckschrift vrrboten. Armenangelegenheiten. Leichnam.) Provinzialvachrichtm. (Leipzig. Chemnitz. Bautzen. Glauchau. Hainichen. Kamenz.) DeGentl. Gerichtsverhandlungen. (Dresden) Mffrnschaft, Kunst und Literatur. Statistik u. Lolkswirthschaft. Inserate. rageskalrnber. Börsrnuachrichten. Letstzraphische Nachrichtr». - - Frankfurt a. M., Sonntag, 17. April'Nach mittags. Rach einer soeben auS Kassel ringet ros sen en Depesche hat heute daö dortige Gesammt- Ministerium wegen Differenzen in BerwaltungS- fachen seine Entlassung eingereicht. Das heutige „Frankfurter Journal" meldet, da- am Donnerstage eine abermalige Zusammen- kunft der KriegSmmister derjenigen Staaten, die das Eovtingent zum 8. BundeSarmeecorpS zu stel le» haben, rn Heidelberg stattfinden werde Paris, Sonntag, 17. April, Morgens. Der heutige „Moniteur" meldet, daß die von dem Contre- adRiral Jöhenne rommandirteSchiffSdivifion gestern von Brest nach dem mittelländischen Meere ab gesegelt sei. Paris, Montag, 18. April. Die „Patrie" von gestern Abend hält die Friedenshoffnungen für noch nicht gänzlich erschöpft. „Wenn wir gut un terrichtet find" — schreibt sie — „so wäre die Rede von einem Projekt, welches die allgemeine Ent ¬ waffnung möglich machen würde, ohne irgend eine bei der schwebenden Frage interesfirte Macht her abzudrücken. ES handelte sich darum, im Princip frstzustellen, daß sämmtliche Mächte, von denen man Entwaffnung verlangt, zur gleichmäßigen Theilnahme an den Verhandlungen zugelassen wur den. Sonach würde Piemont, wenn es wir Oester« reich entwaffnet, auch wie dieses und mit demsel- ben Rechte, wie die Großmächte, zu den Sitzungen deS CongreffeS »»gelassen werden." Die „Patrie" glaubt, dir Mehrzahl der Mächte sei für dieses Projekt gewonnen, drückt jedoch ihren Zweifel da- rüber auS, ob Oesterreich, welches jene Lösung un möglich machen zu wollen scheine, demselben seine Zustimmung geben werde. London, Sonntag, 17. April, Vormittag«. Der heutige „Observer" bezweifelt, daß morgen im Parlamente Erklärungen in Betreff der aus wärtigen Angelegenheiten, sowie daß übermorgen die Prorogation der Häuser stattfinden werden. In einem gestern abgehaltenen Meeting ist eine Petition an,die Königin behufs Verteidigung deS Landes beschlossen worden. Dresden, 18. April. Urbcr dir Sendung Sc. kaiserlichen Hoheit de« Erz herzog« Albrecht an den Hof von Berlin spricht sich die „Ost-Deutsche Post" in folgender Weise auS: „Die Situation selbst macht e- Jedermann leicht, der Haupt sache nach das Motiv und den Zweck der außerordent lichen Mission zu erkennen, und die Persönlichkeit, welche mit derselben betraut wurde, zeigt, welche hohe Wichtig keit die österreichische Regierung derselben beilegt. Oester reich sendet an den Hof von Preußen einen Prinzen, welcher im Kaiserhause wie in der Frieden«- und Kriegs verwaltung des Reiche« eine hervorragende Rolle spielt, den Sohn eine« Frldherrn, dessen Name wie wenige in ganz Deutschland populär war und unvergeßlich bleiben wird. Ein Prinz, welcher auf dem Boden de« friedenS- brüchigen Piemont sich al« Held erprobt hat, unternimmt e«, die drohende Kriegsfrage mit dem Regenten Preußen« zu verhandeln, welcher selber da« Musterbild eine« militä rischen Charakter« darstellt. Wahrlich, die Stellung und der Charakter der beiden hohen Verhandelnden rechtfertigt die zuversichtliche Hoffnung, daß da« Resultat dasjenige sein werde, weiches Deutschland wünscht und brauch«, weiche« die Gegner fürchten, welche« dem verhängnißvollen Ernst der Sach, entspricht. „„Wenn Preußen und Oesterreich einig sind, so ist Deutschland einig."" Da« wird allge mein al« rin Satz anerkannt, welcher keine« Beweise« bedürfe. Leider können die Spötter die Bemerkung wagen, daß dieser Sah eben deshalb noch niemals vollkommen durch die Thal bewiesen worden sei. In Berlin soll dieser Beweis jetzt hergestellt werden, und wenn e« ge schieht, so wird die Geschichte Deutschlands einen hoch wichtigen, glücklich folgenreichen Moment verzeichnen." — Zum Schluß heißt r« sodann: „Wir rufen nach Deutschland hinaus, nicht blo«, weil wir die Hilfe Deutsch lands wünschen, wie hoch wir diese Hilfe auch schätzen. Im schlimmsten Falle würbe Oesterreich sich wohl selber zu helfen wissen, wie e« die« schon so oft glücklich voll bracht hat. E« ist kein eigennütziges, eS ist ein edleres Gefühl, was un« bewegt. Wir rufen al« Deutsche die Deutschen auf, weil uns in unsrer b,sondern Stellung die Ehr« Deutschlands lebhafter und dringender am Herzen liegt. Wir Deutschen in Oesterreich, ein kleiner Theil de« Ganzen, ein, lange Zeit hindurch vielfach getrennter Theil, wir haben stets mit Herz und Sinn an Deutsch land festgehalten, unser Wünschen und Hoffen war auf Deutschland gerichtet, da« Bewußtsein, zu Deutschland zu gehören, hat un- über die vielen Schwierigkeiten und mannichsachen Unbilden unsrer Lage getröstet, wir waren stolz darauf, daß wir unsre Stellung auch für Deutsch, kaud behaupten, daß unser Wirken ein wichtiger Theil der deutschen Nationalthätigkeit ist Wie schmerzlich müßte «S un« daher sein, von den Gegnern und Verächtern Deutschland« dir spöttische Frage zu hören: ,,„Wa« und wo ist denn Euer Deutschland?"" Möge daher die Ent scheidung in Berlin so au-fallen, daß wir mit freudigem Stolze antworten können: Seht, da« ist Deutschland, vierzig Millionen, ein Herz und eine Seele und rin Arm, stark genug und stet« bereit, jeden herausfordernden Gegner zä Boden zu schlagen!" Mit diesen in Wien gehegten Hoffnungen stehen die neuesten Zeitung-berichte au« Berlin — mit denen, wohl verstanden, die k preußische Regierung nicht zu identi- ficirrn ist — leider nicht im Einklang. So wird der „Weser-Zeitung" von dort unterm 15. April ge schrieben: „Es ist unmöglich, daß wir uns für die Auf rechterhaltung schlechter, für Italien, unheilvoller Verträge begeistern und schlagen; e« ist eine starke Zumuthung, daß wir den Besitz der Lombardei vertheidigen, während wir für die Sache der Herzogthümer dasselbe Opfer zu bringen unvermögend sind. Diese Sache war und ist ein sicherer Probirstein für den deutschen Charakter einer Re gierung, und dasselbe Oesterreich hat sie v«rralhen(!), das jetzt die Verlheidiqung seiner Stellung in Italien allen Mitgliedern des Deutschen Bunde« als eine nationale Angelegenheit empfiehlt." . Cvnform mit dieser Auslassung ist ein Leitartikel des selben Blattes über „Das Oesterreichische System", der e« „geradezu unbegreiflich" findet, „daß gegenwärtig unabhängige Blätter in Deutschland sich ohne allen Rück halt für die österreichisch-italienischen Verträge begeistern können", denn diese Stipulationen bildeten ja „einen Intrgrirenden Theil jene« Systems, das in Italien ebenso gut als in Deutschland gegen die Begründung de« mo dernen StaatSlrben« gerichtet ist." „Es dürfte nicht schwer fallen — sagt dje „W. Ztg." zum Schluß —, demnächst die Berechtigung von Preußen« „Zuwarten" darzuthun. Für da« österreichische System konnte Deutsch land nicht fechten, weil e« dann gegen sich selbst fechten würde. Es ist Oesterreich- Sache, Deutschland« Sym pathien zu gewinnen, nicht die unsre, uns Oesterreich an den Hal« zu werfen!" Der „TageSbote aus Böhmen" nennt diese in vey letzte^ Tagen auch in andern Blättern in den Vor- d'erqb-u'b^getretrne Strömung den „Prällminarpunkt der Gothaers der in den Wunsch zusammrnzufassrn sei: Oesterreich>nöge eiligst in etliche liberale Reformen am Bundestage Willigen, und sich selbst dahin kundgebe: Oesterreich werdest» der zwölften Stunde da« Verspre chen der BundeSact^ die „landständischen Verfassungen", in seinen Landen zur Wahrheit werden lassen. „Ganz unabhängig von jeder faktischen Grundlage solcher Hoff nungen — sagt der „T. a. B." dazu — ist nun aber doch die Erörterung der Frage, ob solche Verlangen in der That werth seien, den Preis daran zu knüpfen, den man jetzt auf ihre Erfüllung setzen will. Die Lösung liegt einfach in den Fragen: Ist solches Streben da an der Zeit, wo e« sich zunächst und im tiefsten Grunde um die „Freiheit, frei zu sein", um die Ehre und Selbst ständigkeit de« Staate-, die Grundbedingungen der phy sischen und sittlichen Kraft, deren er für das Werk der inner» Befreiung bedürfte, handelt?" Die „Oesterreichische Zeitung" sagt in ihrem Leitartikel über die politische Lage: „Die Frage, wie sie Oesterreich gestellt hat, muß jeden Zweifel darüber gehoben haben, wo die Kriegslust existire, wenn man überhaupt noch daran zweifeln konnte. England und Preußen müssen dadurch bewogen worden sein, gegen Frankreich eine ernstere Sprache zu führen, und r« ist wahrlich dazu hohe Zeit gewesen, wenn man nicht einen Weltdictator in Pari« sitzen haben wollte. Wa« die französische Regierung bi«her mit solchem Glanze umhüllte, war weniger ihre in der That präponderirende Macht, al« die Meinung, welche man sich in Europa von ihr machte. Frankreich hat ein brave« kriegStüchtige« Heer; andere Staaten haben nicht minder rin solche« Dir französische Armer hat in der Krim Ausdauer, Srlbstverläugnung und Tapferkeit bewiesen; von der engli schen, von der österreichischen, von der russischen läßt sich nicht weniger sagen und dieBravour deutscherHeere ist traditionell." — Weiter heißt e« sodann: „Die Diplomatie hat länger gezaudert al« die Presse, aber im letzten Augenblick muß auch sie endlich ihre Mannhaftigkeit zusammennehmen und rin energische« Wort hören lassen. Wir hoffen, daß r« geschehen sei, und die Verschiebung jener Erklä rung, welche Lord Malme«bury zum 15. versprochen hatte, beweist, daß die Diplomatie noch immer hofft, Frankreich zu einer bessern Einsicht zu bringen. Von Frankreich hängt e« ab, ob e« sich dazu verstehen will, Europa den Frieden zu lassen, darüber kann kein Mensch mehr im Zweifel sein. Auf Frankreich muß der Druck Europa lasten. In Frankreich muß eine Sinnesänderung hervor gebracht werden, und nur ein ernste« eisernes Auftreten vermag die« zu bewirken. Congreß oder nicht Congreß, so hat Frankreich die Frage gestellt; Friede oder Krieg, stellt sie Oesterreich. Wollt Ihr den Frieden, wohlan, so wollen wir alle unsre Soldaten heimschicken, sie anstatt der Waffe die Pflugschar ergreifen lassen, dann erst aber wollen wir berathen und die europäischen Angelegenheiten zu Recht setzen. Wenn die eisernen Männer sich bereit machen, ziehen die Federn sich zurück. Sollen Diese wieder in den Vordergrund treten, so müssen Jene wieder heim kehren. Wir stehen im letzten Momente, die Stunden find gezählt, die Entscheidung kann nicht lange auf sich «arten lassen." Die „Time«" schreibt über die Situation unter Anderm: „Nach fast endlosen Verhandlungen gab Oester reich seine Zustimmung, sofort noch vor dem Congreß zu entwaffnen, wenn Frankreich und Sardinien dasselbe thun wollten. Nicht« konnte anscheinend billiger sein. Frank reich willigte ein, zu enlwaffen;' aber als Oesterreich al- erste Einzahlung auf diese Obligation forderte, daß es in den sardinischen Rüstungen einige Verminderung sähe, so machte Frankreich eine Wendung und behauptete, daß e« gar nicht gerüstet habe und daß e« nicht geglaubt, Sardinien solle eingeschlossen sein in die Entwaffnung. E« weigerte sich sogar, Sardinien zur Entwaffnung auf- zufordeu,. Da« ist jetzt der Stria de« Anstöße«, und diese« unerwartete, von Frankreich ausgehende Hinderniß giebt Gelegenheit zu dem Verdachte, daß der Kaiser nicht die Absicht habe, die gegenwärtigen Schwierigkeiten durch die Diplomatie zu regeln. Wohlunterrichtete Leut« glau ben, er halte Europa hin mit dem Versprechen eine« Con- gresse«, während er Oesterreich erschöpfe, bis er alle seine Vorbereitungen, um ins Feld zu rücken, beendigt habe." Tagesgeschichte. Dresden, 18. April. Se. Ercellenz der Herr Staats minister deS Innern und der auswärtigen Angelegen heiten, Frhr. v. Beust, ist gestern Abend nach München gereist. Wien, 17. April. (O. P.) Der österreichische Ge sandte, Herr Graf v. Karolyi, welcher vor einigen Tagen von Kopenhagen hier eintraf, ist gestern mit dem Abend zuge der Nordbahn, wie e« heißt, im besonder» Auftrage nach St. Petersburg abgerrist. — Der „Allg. Ztg." schreibt man: Am 13. April sind die gegenseitigen Ministerialerklärungen über den österreichisch-russischen Handels- und Schiff- DaS neue Museum in Leipzig. Bon C. Clauß. (Fortsetzung au« Rr. 85.) In der „Pieta" von Rieischel besitz« ba« Museum ein« der rollendetste« Kunstwerke in der neuern Plastik. Der Leichnam Christi ist meisterhaft behandelt; neben den Charaklerfurchen des Leben« steht man ihm den entseelten AuSdruck be schweren an; in einer noch vollende«»» Weise aber ist in dir »ahinlerknirnden Mater-dolorosa, dem Niobe-Ideal de« Christrnlhum-, Schmerz und Ergebung, die unendlich leidende, imieiden noch unendlich erhabene Mutterliebe, Form geworden, diein ihrer »dein Einfachheit ergreifend zudem Beschauer spricht. Es ist eine stille Anmuth in der Haltung, welche eben so weit von starrer, regungsloser Symmetrie al« von unplastischem Affect entfernt ist. Die beiden Seilen in Christ»-, der dog matisch« Ernst und dir geschichtlich« Eristenz mache» die Ge stalt Christi der plastischen Darstellung schwer. In Maria liegt schon mehr plastischer Stoff; schon in der 'Art ihre« Leidens liegt rin Motiv drr Schönheit: der Schmerz ist tief und »Lchtig, aber ohne dir Anmuth der Seele zu zerrrißen. Wie in drr Niobe der Künstler da- Auflösendr de« Schmerze« mit der griechischen Anschauung de« Schicksal« al« eine« Un abwendbaren zusammrngefaßt hat, da- der Mensch nach ver geblichem Widerstande mit der Sroßhrit objektiven Roth- wrndigkeilßnne« hinnimmt, so stellt da« Christenthum da« tiefe Leide« der Maria, »erklärt von der gläubigen Ergebung tu den Willen Gotte«, hin. Wa« die Formengebung betriff», s« ist dir charaktervolle Markirckng de« Individuellen, wie sie der Schule Rauch'« und Rieischel'« eigen ist, hier »on einem Stplgefühl durchgeistet, worau« fich al« Blüthe eine eigen- »hümiiche Schönheit entwickelt, «ine Schönheit, die etwa« Herbe«, Nordische» hat, aber doch dabei eine Wärme, ein Be wußtsein drr inner» Gesetz« »er Plastik, wie e» in der Ge schichte der christlichen Skulptur in dm letzten Jahrhunderten scktm ««sßetrttrn ist. Ebenfall« rin Meisterwerk ist Höhnet'« herrlich« Statue Raphael'«. Boller Anmuth und Hoheit, Jüngling und Mmm zugleich, po» schwärmenscher Idealität »»zittert und doch-ruhig in sich abgeschlossen, groß und frei, leicht und sicher schreitet der Urbinate, den seine Zeitgenossen den „Gött lichen" nannten, wie ein Apoll einher. Bei feiner Jndivi- dualistrung und Durchbildung der Detail- herrscht in dem Werke ein große- Sihlgesühl und drr rhythmische Reiz der Linien nimmt Äug' und Sinn gefangen. In der Wellen- linie schwungvoller und kräftiger Kürperformen, in der demüihig stolzen Kopfbewegung, in dem freien und klaren Dareinschauen der herzgewinnend seelenhaftezi Züge liegt jene Einheit der Anmuth und Würde, deren Vertreter der Maler der flrtinischen Madonna ist, liegt die ganze Seele Raphael'«, sein Abel und seine Reinheit, seine Anmuth und seine Heiter keit. Und Schelling'« Wort tritt un« vor die Augen, baß die Plastik fich ihrem wahren Gipfel nur in solchen Naturen nähern könne, deren Begriff e« mit sich bringt, Alle«, wa« sie in der Idee oder der Seele nach find, jtdkrzeit auch in der Wirklichkeit zu sein. Eine trefflich gedachte und au-geführte Gruppe ist „Hagar und J-mael" von Wittig. LS ist etwa« Große« in den Formen und überhaupt in der Conception ter Gestalten, eine Kühnheit de« Wurfe-, eine Tiefe der Empfindung und Wahrheit und Stärke de- Au-druck-, welche die Arbeit al« höchst beachten-werih erscheinen läßt. Roch ist unter diesen GypSabgüffrn der Abguß von einer in Silber getriebenen Schüssel zu nennen, welcher eine Amazonenschlacht darstellt. Die Zeichnung dazu hat Rosso de Rosst gemacht (Rosso, von den Franzosen Maitrr Rour genannt, lebt« 1496—1541). In seinen frühesten Werken neigt er sich sehr Andrea del Sarto und Ghirlandajo zu; zu gleich zeigt er ein gewisse«, eigrnthümlich phantastische« Ele ment, da« man auch in dieser Amazonenschlacht finden wird. In seinen spötrrn Werken, di» er in Frankreich ausführte, tritt meist eine manirrirte Nachahmung der Antike hervor. Dir Au«sührunq dieser Schüssel rührt von einem Unbekann ten her. Da« Original befindet fich im Besitze de« König« von Preußen. Line interessante Arbeit ist Duret'« „improvistrender Winzer", den da- Museum von Sirour in Erz gegossen besitzt. Duret ist rin Schüler von vosto und jetzt mit einer der renommirtesten Bildhauer Frankreich-, wenigsten- in der Genreplastik. Seine Arbeiten auf diesem Gebiete zeichnen fich durch Frische und Grazie deS Gedanken- auS, so nament lich sein „Tarantellatänzer", eine Statue, die den Ruf de« Künstler- gründete. Auch in technischer Beziehung sind seine Arbeiten Meisterstücke auf dem Gebiete der neuern Genre plastik. Da- Werk, welche« da« Museum besitzt, ist lebendig gedacht, aber im AuSdrucke doch wohl etwa« manierirt. „Die Jungfrau von Orleans", eine Marmorstatue (A. karre bezeichnet), ist die Nachbildung einer Arbeit der verstorbenen Prinzessin Marie von Orleans, einer Tochter Loui« Philipp'« und einer Schülerin Arp Scheffer'«, die be kanntlich mir Talent und Liebe Bildhauerin war. Sollte r« befremden, daß hierin der Maler Ary Scheffer ihr Lehrer war, so ist zu bemerken, daß derselbe auch Bildhauer war, obgleich er freilich al« solcher nur wenig gekannt ist. Ary Scheffer, der bi« zu seinem Tode im vorigen Jahre fich al« einer der treuesten Anhänger der Familie Orleans zeigte, hatte neben seinem Atelier einen kleinen Saal, eine Art Kapelle, die dem Andenken seiner Schülerin und Kunst- genosfln, drr Prinzessin Marie von Orlean«, geweiht war. Johanna d'Rrc die Heerden weidend, Johanna zum heiligen Kampf sich rüstend (die im Besitze de« Leipziger Museum- fich befindliche Statu«), eine Lharita- und noch einige andere plastische Arbeiten von der Hand der Letzter«, ferner die Büste de- Herzog» von Orleans schmückten den kleinen Raum, an dessen Mittelwand ein Porträt der so früh dahingegangenen Fürstin hing, kein gerade schöne«, aber ein geistvolle«, sym pathische« Antlitz. — Die Figur zeigt warme Empfindung und weibliche GefühlSinnigkeit, steht dabei aber natürlich ganz innerhalb der Grenzen de« Dilettanli-mu«; Grenzen, die wohl in der Plastik auch nie von einer Frau überschritten werdrn dürften. Zwar nennt die Kunstgeschichte verschiedene Jüngerinnen der Eculptur, aber nur eine, Sabine v. Stein bach, Tochter jene« Erwin v. Steinbach, drr fich in dem Münster von Straßburg ein so wunderbare« und unvergäng liche« Denkmal errichtet ha«, ist nennenSwenh al« Künstlerin. Dem kunstreichen Bauwerke de« Vater« fügte sie den an- «uthigen uad sinnigen Schmuck drr Hrulptur hinzu. Der Natur deS weiblichen Geschlecht« liegt die Plastik fern. In Kunstzweigen, wo da« Ich mitspielt, wo da- Subjekt allein schon für fich viel bedeutet, wie in der Musik und Lyrik, kann sich die Frau am ehesten dem Künstler nähern. In der Plastik, wie Architektur flieht ihre Natur zu sehr da- Object. Die Plastik ist Manne«arbeil und fordert den ganzen Mann, die ganze Kraft einer Jugend für die Schule. Bringt doch die Menge und überhaupt die ganze moderne Welt dieser Kunst wenig Sinn und Empfänglichkeit entgegen. Weil die Plastik eben eine ernste, männlicheLiebe fordert, weildieStatue wie eine tiefe weibliche Natur erst verstanden sein will, ehe sie geliebt wird. Mit Recht sagt Feuerbach: „Da« plastische Kunstwerk ist weniger Seele al- Gestalt ; e- will mehr be griffen und verstanden, al« genossen, mehr beschau«, al- em- Pfunden werden." Noch ist eine „Vestalin", ebenfalls eine Marmorstatue, zu nennen, welche für eine Antike gilt, vielleicht aber nur nach einer solchen gearbeitet ist. Schön ist an dieser Figur die Ge wandung. Auch hier auf plastischem Gebiete wird da« Museum gut thun, wenn e« seine Erwerbungen auf Werke der neuern Kunst beschränkt, vorzüglich da Leipzig in seinem archäologi schen Museum schon eine Sammlung besitzt, welche fich die Aufgabe gestellt hat, die Werke der antiken und mittelalter lichen Kunst theil« in Originalen, theil« in Abgüssen aufzu stellen. Im Besitze de« Museum«, aber zur Zeit noch nicht aus gestellt, befinden fich ferner noch folgende Abgüsse: Flora und Venu«, zwei Statuen von Lanova; ein Schild von Ben venuto Cellini; Merkur und Adoni«, zwei Statuen von Thorwaldsen; Christian Vlll., König von Dänemark (Mar morbüste) ; eine Madonna en reliekund die verkleinerte Copie de« Festzuge« au« der Akropoli« tn Athen, ebenfalls von Thor waldsen; HylaS, ein Medaillon von Wittig; die Relief- am Giebel de« Leipziger Augustrum«, die vier Fakultäten dar stellend, von Rieischel ; ein Hund von Müller; Leibnitz und Gellert, zwei Statuetten von Knaur ; Moliöre, eine Statuette, und der Bachu-zug, Frie« am nördlichen Giebel de- Dresdner Hoflheairr«, von Hähnrl; dir Amazone von Kiß und die Statur drr Klio von Franz. (Forts, folgt.)
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