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Dresdner Journal : 14.08.1860
- Erscheinungsdatum
- 1860-08-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186008149
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18600814
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18600814
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1860
- Monat1860-08
- Tag1860-08-14
- Monat1860-08
- Jahr1860
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- Dresdner Journal : 14.08.1860
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188. Dienstag, den 14 Augusts —_ Ni Mill « I > li 'r,1nri5c .. 1 l!.'! ff . «, ,1 ') ,r . , -S Id,»«»r«L,»rrtst: » Dres-nerÄurnal. Verantwortlicher Redakteur: I. G. Hartmann. äLkrUck: 5 "rdlr. 10 8xr. io lw Xa»l»»4« »LjU>rl.: 1 „ 10 „ ,, „ stritt kost aoä «on«t!iek lo 0r»»ä«: 18 n^r. s 8t»inp«I»u- Lt«»la« «uwi»»rot 1 klxr. - »ekt»k kimn. ..7L M>>1 !-' ,!.-.! !- -1t.--.-k) -«seratcapreise: kllr ä,a Loom »io«r s»»p»It«o«o LoN«: 1 ll^r. 1k»t«r „Lio^erauat" äi» 2»il«: 2 1?ssr. Lrsch«i«r»r V>bN«!>, mit Xu»n»kme ä«r 8e>vo- ooä -'«iBiHOE«, Xdsvä» kür ä«v k»lU«oä«o 1'oss. " -' ! ^ 1 . 1860. Jilserntenannahmr ans wärt«: t». N»x«o»rxr,x», 6»wwi«iooiir ä«» Ore»6o»r ^ourki»I»; ekeml»»elk»t: 11. He»«»«; Xltoo»: 1kxx»x»»ri»« St Vooi.»«; L«ritii: V»orie'»'»ek« lluekk., Nxrxuir«»'» tturcau; >r«o«ol L. 8c»i.o?-r»; kroollkorr ». A.: ^xrox»'«eke Luckk»o<iliiu«; Lei»: ^ooxr Sxo«»«»; kxri»: v. 1.6»»««i'n.» (28, rue 6«, Koo» eok»o»); rr»g: l'«. Lsucica» öuekk»nälunx. Herausgeber: Nöoigl. Lrpsäitioo ä«» vre»äo«e ^»oroal«, Vev»ä«o, klarieostr»»»« Xr. 7. Amtlicher Thrit. D«-de«, 3. August. Se. MajMt der -önig Haden geruht, dem im topographisch«, Büreau da» Geurralstade« beschäftigten Kupferstecher, Larl Frtedrich Krill«, da- Ehrrnkrruz de» Verdienstorden all«WnSdigst zu verleihen. Dresden, 12. August. Ihre Hniglichr Hoheit die X Prinzessin Amalie ,st gestern Nachmittag ^3 Uhr von Trplih wieder in Pillnitz eingetroffrn. Nichtmnllicher Theil. N-t-r sicht. Telegraphische Nachrichten ZritNNgSschaa. (Ost Deutsche Post. — Neueste Nach richten. — Fortschritt. — Wanderer. — Morgenpost. — Oesterreichlsche Zeitung. — Morning - Post. — Advertiser. — Daily-New».) TaaeSgefchichte. Wien: Zur Eröffnung der Salzburg- Münchner Eisenbahn. Preußische Orden. Freiherr v. Kübeck nach Salzburg. — Innsbruck: Neuer LandeScommandant. — Prag: Schützenfest. — Pesth: Benedek zurück. Demonstration gegen national- costümirte Israeliten. — Berlin: Diplomatische Besprechungen. Herr v. Gruner zurück. Vermischte-. — — München: Ankunft deS König-. — Kassel: Landtagswahl. — Vom Main: Die preußische Re gierung und der Nationalverein. — Paris: Or densverleihungen. AuS dem Lager von Chalons. Eredit für die syrische Erpeditiou. Tagesbefehl deS General- d'Hautpoul. Offiziere wegen Rauchens in Eisenbahnwagen bestraft. Waffen für Sardinien. Er- . Neuerung der Municipalbehörden. Vermischtes. — Turin: Klagen gegen die AerstörungSsucht der Mili tärbehörden. — Lissabon: Budget. — Messina: Befestigungen. Schreiben Garibaldi'S an die Königin von England. — Neapel: Die Gerüchte von der Landung Garibaldi'- in Calabrien. Nationalgardenan- grlegenheiten. Illumination. Bestand der Flotte. Wahlen. Loudon: Hofuachricht. Unglück bei Schießübungen. Parlament-Verhandlungen. — St. Petersburg: Hr. v. Balabin. Gesellschaft zur Wiederherstellung recht gläubigen Christenthum- am Kaukasus. Unruhen im Kau kasus. —K o.ustantinopel: Säculasirung d. Vermögens der Moscheen vorgeschlagen. Zu den Berichten über d. Vor gänge in Syrien. Ein Telegramm Fuad Pascha-au» Da maskus. Militärische-. — Abyssinien: Kaiser Theodor geschlagen. — Ostindien und China: AuS der neuesten Ueberlandpost. — Alexandrien: Bewegung in Kairo unterdrückt. Ernennungen, Versetzungen re. im vffentl. Dienste. Dresdner Nachrichten. Telegraphische Nachrichten. Salzburg, Sonntag, 12 August, Nachmittags. Heute ist die feierliche Einweihung der Eisenbahn Salzburg-München erfolgt. Bei dem nach voll zogener Gchlußsteinlrgung hier stattgefundenen Fest diner brachte De. Majestät der Kaiser von Oester- reich den ersten Toast auS, in welchem derselbe unter Ander« sagte: „Die Gefühle der Einigkeit, womit wir Nachbarn unS heute begrüßen, widmen wir auch allen deutschen Bundesgenossen. Ich kann mich nicht enthalten, meine Gedanken freudig dem Tage zurückzuwenden, wo ich die Hand Sr. köuigl. Hoheit deS Prinz-Regenten von Preußen ergriff zur Bekräftigung der einmüthigrn Gesinnungen, die wir unS entgeaen brachten". Der Toast deS Kai- serS schloß: „Ein Hoch dem Könige Bayerns, rin Hoch Bayerns tapfer« Volke, ein Hoch der Einig keit der Fürsten und Völker Deutschlands". Se. Majestät der König Mar von Bayern äußerte in seinem ErwiderungStoast unter Anderm: Begeisterung und Hoffnung begrüßten jüngst die freundliche Begegnung der Herrscher Oesterreichs und Preußens. Letztere sei eine Bürgschaft für Deutschlands Einigkeit; in dieser liege unsre Kraft, unsre Stärke. Der König schloß: „Ein Hoch dem Ksstser von Oesterreich» rin Hoch Oesterreichs treuen kumpfbewährtev Söhnen, ein Hoch der Einigkeit der beiden deutschen Großstaaten". Paris, Sonntag, 12. August, Morgens. Nach hier eingetroffenen Nachrichten auS Neapel vom 7. tz. M. war Garibaldi daselbst eingrtroffen, uu» mit den Rotabilitäten zu confrriren (r). Derselbe ist vergangenen Sonntag wieder abgereist und wird de« Nvf deS Parlaments abwarten. Bei den hiesigen Wahlen haben IS Candidatev, welche für die An nexion find, den Vorzug erhalten. Der Graf Aquila und viele Marineoffiziere weigern sich, gegen Ga ribaldi zu kämpfe«. Neapel, Sonnabend, 11. August, AbeudS. Die Garibaldianer haben am vorigen Donnerstag eine Landung auf dem Feftlande versucht. Dieselbe er folgte bei Altafinme und Eandritello unweit Reggio. (Ein Dorf Fiume mit dem Beisatz di Nisi liegt an der sicilianischen Küste unweit Messina.) Sie wurden in- deß von den Truppen zurückgetrieben. Nur 2VV Mann sollen gelandet sein. Dieselben werden inS Innere verfolgt. Die Bevölkerung verhält sich im ganzen Königreich absolut ruhig. London, Montag, 13. August. Die heutige „Morning Post" schreibt: Wenn auch Garibaldi den König von Neapel entthront» sollte, so könnten doch weder der Papst, noch Oesterreich und Spanien interveniren. ES sei kein Grund zu der Annahme vorhanden, der Friede Europas könne eine Unter brechung erleiden. „Morning Chronicle" will wissen, Garibaldi habe seine Vorbereitungen zur Einschiffung nach Neapel beendigt. Dresden, 13. August. Die Wiener Blätter sprechen sich über den (in der vorigen Nummer unser» Blattes mitgetheilten) Vortrag de- Leiters deS Finanzministeriums über den Stand der österreichischen Finanzen im Allgemeinen gün stig au-, und lassen namentlich der Bündigkeit und Klar heit desselben volle Gerechtigkeit widerfahren. Die „Oft- Drutsche Post" schreibt: „ES ist ein Segen der Oef- fentlichkeit, daß sie Vertrauen erweckt. Wir haben gese hen, wie die Veröffentlichung der enormen Zifferreihcn unsers SchuldenctatS, statt den Staatscredit zu beein trächtigen, ihn gehoben hat, wir haben das Vertrauen in eine endliche Besiegung unsrer finanziellen Calamitä- ten mit der Publikation der Deficits des Staatsvoran- schlags wachsen sehen und glauben auch heute, daß der Vortrag des Herrn v. Plener geeignet ist, ein gut Theil der für die nächste Zukunft der österreichischen Finanzen herrschenden Besorgnisse zu vermindern." Gegen die rosige Anschauung, mit welcher die Deckung der Deficits im Vorträge deS Finanzministeriums gewissermaßen als bereits gesichert hingcstellt wird, erhebt die „O. P." je doch einige Bedenken, indem sie auf Voraussetzungen be ruhe, die entweder nicht vollständig oder nicht in dem Maße zutreffen werden. „Abgesehen von dun nichts weniger als sichern „„Bestand friedlicher Verhältnisse"" scheint uns die Durchführung der Verwaltungsresonn für das Jahr 1862 nicht so gewiß, um für dieses Jahr eine Ersparniß von 8 Millionen in Aussicht stellen zu kön nen. Auch di« Besserung der Valutavcrhältnisse, aus der eine Ersparniß von 5 Millionen für Wechselverlust resultiren soll, ist noch etwas problematisch, da sie nicht allein von den im Bortrage erwähnten Faktoren, sondern auch von den äußern politischen Zuständen und dem Gange unsers internationalen Verkehrs abhängt." — Die „Neuesten Nachrichten" können diesen Zweifel ebenfalls nicht ganz überwinden. „Wir haben — schrei ben sie — ein vollendetes Friebcnsbudget vor unS, wenn auch die KricgSzuschläge darin bleibend figurircn. Bei ernsten politischen Verwickelungen müßten sich die Dinge freilich ander- gestalten, da dann viele Ersparnisse un möglich werden und die Ausgaben weit größere Dimen sionen annehmen müßten." — Auch der „Fortschritt" hält die Basis der ministeriellen Voraussetzungen, näm lich einen gesicherten Friedensstand, nicht für fest genug, um möglichste Ersparnisse, wachsende Einnahmen, weitere Armeereductionen und Besserung der Landesvaluta da rauf bauen zu können. „Der Bericht ist sehr freimü- thig, sehr klar, sehr faßlich" — sagt diese- Blatt —, „aber der Natur der Sache gemäß sehr von äußern Um ständen abhLngend". — Der „Wanderer" zollt we niger den vom Herrn v. Plener angeführten zunächst zu eröffnenden Wegen zur Besserung der österreichischen Fi nanzzustände seinen Beifall, als den dann angedeuteten, für die fernere Zukunft heilsam wirkenden inner» poli tischen Institutionen. Wenn cs sich blos darum han delte, das Deficit momentan zu beseitigen, so habe die Finanzverwaltung ihre Aufgabe vollständig gelöst; solle aber die Beseitigung des Deficits mit der Herstellung des wirklichen Gleichgewichts zwischen Einnahmen und Ausgaben gleichbedeutend sein, so sei diese Lösung nur eine thcilweise, und zwar nur bezüglich jenes Theiles des Deficits, welcher durch einc*wirkliche Erhöhung der eigentlichen Einnahmen und eine Verminderung der Aus gaben weggeschafft werde. „Auf die Perspective, welche für die F.nanzlage deS Reiches über das Jahr 1861 hinaus eröffnet wird — schreibt der „Wand." —, wol len wir vor der Hand nicht eingehen; selbst wenn alle diesfälligen Voraussetzungen zutreffen, bliebe es noch im mer ein schwacher Trost, daß die sich dann noch ergeben den Abgänge im Wege von neuen Creditoperationen ge deckt werden könnten. Ein viel größeres Gewicht legen wir auf „glückliche innere politische Institutionen", welche allein die Möglichkeit umfassender Ersparnisse eröffnen könnten, und cs kann uns nur freuen, diese Ansicht von einem Organe der Regierung so offen und unumwun den aussprechen zu hören." — Gleich hohes Gewicht legt die „Morgenpost" auf die in Aussicht gestellten Reformen in der inner» Organisation des Staates, in dem sie sagt: „Der Bericht zerfällt in zwei Theile; in dem ersten find alle einschlägigen großen Ziffern mit einer in amtlichen Darstellungen ziemlich seltenen Leich tigkeit, Übersichtlichkeit und Eleganz gruppirt> in dem zweiten Theile erhebt sich der. Bericht von den rein finan ziellen Thalsachen auf die Höhe einer politischen StaatS- schrift und deutet in allgemeinen Ausdrücken den Weg an, welchen nach der jetzigen Ansicht der leitenden Kreise die iflnere Politik Oesterreichs cinschlagen soll. Daß man in diesem zweiten Theile nicht jene Klarheit und Be stimmtheit wicderfindet, durch welche der erste Abschnitt so ausgezeichnet ist, kann durchaus nicht überraschen. Wir Alle, das Volk sowohl wie die Regierung, stehen durchaus unfertigen Zuständen gegenüber, und die trübe, gährende Masse hat sich noch nicht so weit abgeklärt, daß man mit voller Sicherheit und PrLcision den Grundriß der künftigen Gestaltung angrben könnte. Erst die be vorstehenden Debatten im Reichsrathe dürsten die ersten und verläßlichen Wegweiser abgebcn." — Die „ Oester- reichischc Zeitung" hebt als einen Vorzug des Mi- nistervortragcs hervor, daß derselbe mit dem Principe der Heimlichkeit und des Vertuschens radikal bricht und die Heilung der Wunden des Staates dort sucht, wo sie ge sucht werden müsse, an der Luft der Oeffentlichkeit, in der Mitwirung der öffentlichen Meinung. Die Ansprache des Kaisers Napoleon an die nach Syrien beorderten Truppen veranlaßt von den englischen Blättern die „Morning-Post", sich von Neuem über das Jnterventionsthema vernehmen zu lassen. Das ministerielle Blatt sagt darüber: „Wir haben gewünscht, daß die Lösung der Sache vollständig der türkischen Re gierung und den türkischen Truppen überlassen werde; denn wir hatten gesehen, mit welcher Energie die Re gierung in Konstantinopel dem Nebel cntgcgcntrat, wie sie 25,000 Mann unter der sichern Führung Fuad Pa scha'- und General Kmety'S nach Beirut saudte und wie sie die Gouverneure von Beirut und Damaskus abberief und vor Gericht stellte. Wären wir beim Au-bruch unsrer indischen Meuterei im Jahre 1857 in der traurigen Lage gewesen, Befehle von fremden Regierungen annehmen zu müssen, so hätte man unS ebenso wahrheit-gemäß sagen können, daß die Empörung die Folge unser- Mangel- an Voraussicht war, indem wir die Interessen England nicht durch eine hinlängliche Truppenzahl geschützt hat ten, und daß hierin ein Beweis unsrer Unfähigkeit liege, Indien wieder unsrer Herrschaft zu unterwerfen. Wir konnten daher nicht umhin, zu denken, daß die vorüber gehende Zügellosigkeit der halbbarbartschen Stämme im Libanon zu jenen unglücklichen Zufällen gehört, denen alle Regierungen ausgedehnter Reiche gelegentlich auS gesetzt sind, und daß die syrischen Auftritte ebenso wenig gegen die Lebensfähigkeit der Centralregierung beweisen, wie Mordthaten in Galizien im Jahre 1846 als Grund zu einer fremde» Einmischung in Oesterreich hätten die nen können. Endlich hatten wir gesehen, daß die Nacen- kämpfeimLibanon, welche zu den beklagrnswerlhen Giäueln geführt, nicht durch türkische Mißregierung, sondern durch ausländische, geistliche sowohl wie weltliche Jntrigucn an gestiftet worden waren. Aber ein Kreuzfahrergeist hatte sich, wie cs scheint, plötzlich mehrer kontinentalen Regie rungen bemächtigt, und die Strömung wurde zu mäch tig, um ihr ganz und gar widerstehen zu können. Aber die Bedingungen deS Protokolls haben die Intervention auf ein Minimum reducirt, und indem wir die- Ereig- niß jetzt als vollendete Thatsache anerkennen, muß c» unsre Hauptaufgabe sein, darüber zu Wachen, daß jene Bedingungen getreulich eingchaltcn werden. Im Februar 1861 muß die französische Expedition von Syrien zu- rückkehrcn. Wenn es den fremden Truppen bi- dahin nicht gelungen sein sollte, die Ordnung hcrzustellen, so würde doch ein ebenso guter Grund für daS AufhÜren der Besetzung vorhanden sein, wie, wenn e» ihnen ge lungen wäre, denn es würde daun Zeit sein, die Hypo these anzunehmen, daß die fremde Besetzung nur die Un ordnung schüren kann, und daß man die ausschließlich türkische Herrschaft wieder einführea muß. Ob außer den 6000 Mann Franzosen noch ein europäische- CorpS nach Syrien gehen wird, bleibt zweifelhaft; vor Allem jedoch muß ein neues Protokoll bestimmen, welche Na» tion die andern 6000 Mann zu stellen ermächtigt wer den soll. Indem wir daher vor der Hand die Inter vention als eine von nur 6000 Mann ansehen, und da die türkische Armee im Libanon viermal so groß ist, so ist es nicht wahrscheinlich, daß die Franzosen in anderer Eigenschaft, denn al- HilsStruppen der cingebornen Armee auftretcn werden. Dem sei jedoch, wie ihm wolle: die vom Protokoll anerkannte Anwesenheit der SchiffSgeschwa- der aller contrahirenden Mächte nebst der Beschränkung der französischen Landmacht auf eine Hälfte der gesamm- ten Erpedition, macht die Dazwischenkunft tatsächlich wie theoretisch zu einer gemeinsamen. AuS diesen Gründen scheint uns die Intervention mehr vom principiellen Ge sichtspunkte, als ihren Zwecken nach tadclnswerth; prak tisch wird sie vielleicht harmlos bleiben. Die unbedeu tende Streitmacht, welche bald die Küsten Syriens erreicht haben wird, kommt wahrscheinlich zur rechten Zeit an, um zu finden, daß die Türken filbst die Oldnunz her- gestellt haben; aber wenn das Erscheinen einer christ lichen Fahne im Libanon den syrischen Christen für den Moment ein stärkeres Gefühl der Sicherheit einflößen oder die Harmonie unter den europäischen Mächten in Bezug auf das türkische Reich befördern sollte, so wird die Erpedition nicht ganz resultatloS gewesen sein." — Die „Times" hat aufsallenderweisc über die syrische Angelegenheit seit fast 14 Tagen kein leitendes Wort mehr gesagt. — Der „Morning-Advertiser" be ginnt zu glauben, daß England bester gethan haben würde, sich gleich anfangs an die Spitze der Interven tion zu stellen. — „Daily-NewS" enthält sich aller politischen Betrachtungen und begnügt sich, zu milden Beiträgen für die an den Bettelstab gebrachten syrischen Christen aufzufordern. Feuilleton. Anne Liesbeth. Von K kl Aadrrsrn.*) Anne LicSbeth war wie Milch und Blut, jung, frisch und stöhlich, wunderschön sah sie aus, blendend weiße Zähne, klare Augen, leicht war ihr Fuß im Tanze, und ihr Sinn noch leichter! WaS kam aber dabei her aus? — „Ein häßlicher Bube!" — Ja, schön war er nicht! Er wurde her der Frau deS Feldarbeiters „aus gegeben". Anne LieSbeth kam inS gräfliche Schloß, saß dort im Prunkzimmer, angethan mit Sammt und Seide, kein Wind durfte sie anwehen, Niemand ihr ein hartes Wort sagen, hätte ihr da- doch Schaden bringen können, und daS durfte ja nicht sein. Sie stillte das gräfliche Kind, und daS war fein und zart wie ein Prinz, schön wie ein Engel; wie lieble sie dieses Kind! — Ihr eigne-, ja da- war untergebracht, war bei dem Feld arbeiter, wo nicht der Topf, aber wohl der Mund über kochte, und wo in der Regel Niemand zu Hause war bei dem Knaben. Dieser weinte dann, aber was Niemand hört, da- Niemand rührt; er weinte sich müde, daß er einschlief, und im Schlaft empfindet man weder Hunger noch Durst, der Schlaf ist eine gar gute Erfindung. — Mit den Jahren — da» Unkraut schießt auch empor — schoß Anne Lie-beth'S Knabe auf, und doch war er im WachSthume zurück, sagten sie; aber in die Familie war er ganz und gar hineingcwachsen, sie hatte Geld dafür erhalten. Anne LieSbeth war ihn ganz lo», sie war ein« Stadt-Madame geworden, hatte r» gut und ge- müthltch zu Hause, und außer dem Hause trug sic Hut *) Xu« dessen Merker „Xus Her» und Wilk". Leipzig, B»r« lag »»a tz. Wiedemann (»ergl. N». >87). und Schleier, wenn sie spazieren ging; aber sic spazierte nie zu dem Feldarbciter hinaus, das war zu weit von der Stadt, und sie hatte ja dort auch Nichts zu thun, der Knabe gehörte den Arbeitsleuten, und sein Futter konnte er verzehren, sagte sie, und was thun für's Futter müsse er auch, und deshalb hütete er Matz Matzens rothc Kuh, — er konnte schon Vieh hüten und sich nützlich machen. Der Kettenhund auf der Bleiche deS Herrcnhofes sitzt stolz im Sonnenschein oben auf seiner Hütte und bellt Jeden an, der vorüber geht; gicbt es Regen, ver kriecht er sich in die Hütte und liegt dort warm und trocken. Anne Licsbeth's Knabe saß auf dem Fcldzaune im Sonnenschein und schnitzte einen Spannpflock; im Frühling wußte er um drei Erdbecrpflanzcn, die in Blüthe standen, die würden sicher Beeren ansctzen, und das war sein fröhlichster Gedanke; aber sie trugen keine Beeren. Er saß draußen in Regen und Wetter und ward naß bis auf die Haut, der scharfe Wind trocknete ihm nachher die Kleider am Körper; — kam er einmal auf den Herrenhof, wurde er geknufft und gestoßen, er sei gar zu häßlich, sagten die Mägde und Knechte — daran war er gewöhnt — von Niemand geliebt! So erging e» Anne Lie-beth'S Knaben, und wie sollte es ihm ander» ergehen? Sein Loos war nun ein mal: von Niemandem geliebt! Bislang eine „Landkrabbe", warf daS Land ihn nun „über Bord"; er ging zur See mit einem elenden Fahr zeuge, saß am Ruder, während der Schiffer am Schnaps- glase saß; schmuzig und häßlich war er, durchfroren und heißhungrig; man sollte meinen können, er sei nie satt gewesen, und da» sei tt auch nie gewesen. > E» war Spätherbst, rauhe», nasse», windige» Wet ter; der Wind schnitt kalt durch die dicken Kleider, namentlich zur See, und in der See ging «in elende» Fahrzeug mit einem Segel und mit nur zwei Mann am Bord, ja nur auderthall hätte man sagen können, dem Schiffer und seinem Schiffsjungen. Dämmerlicht war eS den ganzen Tag über gewesen, jetzt wurde es finster; cs war eine schneidende Kälte. Der Schiffer trank einen Schnaps, der ihn von innen heraus erwärmen könne! Die Flasche war alt, das Glas auch, oben war es ganz, aber der Fuß war abgebrochen, und nun stand cs auf einem geschnitzten, blau angcstrichcnen Holzklötzchen. — Ein Schnaps thut Wohl, zwei thun noch Wohler, meinte der Schiffer. Der Junge saß am Ruder, das er mit seinen harten, schwieligen Händen festhielt; häßlich war er, daS Haar struppig, er selbst verkrüppelt und verküm mert, cS war des FcldarbeitcrS Knabe, — im Kirchen buche hieß er Anne Licsbeth's Knabe. Der Wind schnitt in seiner Weise, das Fahrzeug in der seinigcn. DaS Segel blähte sich auf, der Wind hatte cs angespannt, es war fliegende Fahrt — rauh, naß rings umher, und noch ärger konnte cS kommen. — Halt! — was war das? Was stieß da, was zersprang dort, WaS ergriff da» Schiff? ES drehte sich, legte sich um! War da» ein Wolkenbruch? Erhob sich eine Sturzsee? — Der Knabe am Ruder schrie laut auf: „In Jesu Namen!" — Das Fahrzeug war auf einen großen Stein am Meeresboden gerathen und sank wie rin alter Schuh in der Goffe, versank mit Mann und Maus, wie man sagt; und Mäuse waren am Bord, aber nur anderthalb Mann: der Schiffer und des Feld arbeiter» Knabe. Niemand sah es außer den schwimmen den Möven und den Fischen da unten, und die sahen c» auch nicht einmal recht, denn sie fuhren erschreckt zurück, al» daS Wasser in» Schiff hineinbrauste und eS versank. Kaum einen Faden unter dem Wasserspiegel stand eS; die Zwei waren unter gebracht, vergraben und vergessen! Nur das Gla» mit dem blauen hölzernen Fuße versank nicht, der Fuß hielt es oben; das GlaS trieb dahin, um zerbrochen und an der Küste aufgespült zu werden — wo und wann? Ja, daran ist Nichts gelegen! Hatte es doch jetzt ausgedient und war eS doch geliebt gewesen, das war Anne Licsbeth's Knabe nicht; — doch im Himmel wird keine Seele mehr sagen können: „Nimmer geliebt!" (Forts- folgt.) Tetschen. Durch gütige Bewilligung der hohen Genrraldircction deS k. Hoftheaters zu Dresden wurde ünS, wie schon im vorigen Jahre, jetzt wieder das große Vergnügen zu Theil, auf dem gräflich v. Thun'schen Schloßtheater eine theatralische Vorstellung von mehrern Mitgliedern der Dresdner Hofbühne zu sehen, und zwar zum Besten der „Franz-Graf-Thun-Realschul stiftung". Das Publicum hatte sich auS nah und fern so zahlreich eingefunden, daß es der Zuschauerraum deS SaaleS kaum zu fassen vermochte. Se. Ercellenz Graf v. Thun und Familie wohnten der Vorstellung von An fang bis zu Ende mit dem lebhaftesten Jntcreffe bei. Zur Aufführung kamen: „Ein Zweikampf im dritten Stock" und „DaS Versprechen hinter'm Herd"; vor und zwischen den Stücken: Pa» cle cieux, 1olionn«, l.» rok->e «Io Var-Mvie und t-raml pa* « I» Oonague. —- Die Gesammtvorstcllung erntete enthusiastischen Beifall. In erster Reihe nennen wir den allgemein beliebten Komiker Herrn Raed er, der uns als Amandus H. und Herr v. Strizow zwei ausgezeichnete komische Charaktere vorführte, bei deren meisterhafter Ausführung das Publi cum nicht aufhören wollte zu jubeln. Zwei eingelegte Couplets erregten einen wahren Beifallssturm und der Hervorruf wollte gar nicht enden. Herrn Raeder würdig zur Seite stand dessen Tochter, Fräul. Raeder, welche al» Nandl ein allerliebste- Genrebild lieferte und die Schwierigkeit de- Dialekt- mit großem Geschick und
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