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Dresdner Journal : 23.03.1861
- Erscheinungsdatum
- 1861-03-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186103234
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18610323
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18610323
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1861
- Monat1861-03
- Tag1861-03-23
- Monat1861-03
- Jahr1861
- Titel
- Dresdner Journal : 23.03.1861
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Äl>»nnemrol«prrist: ILbrllel» d 1'btr. 10 Xxr. io k»ed—». «tMri., 1 „ 10 ., .. „ Nav»tU«d io vr—i«»: Id !^xr. Lwwvl», Hoouoero: 1 KUr. lw L«looL« tritt ?o« uuL kiooo. »,ser»tnrprrtse: ^ilr L«o Noam »io«r »e»p»It«o«o 2«ll«: 1 kfU«- Valor „Nio^ooooat" Li» L«N«: 2 tt^r. «rschrttmir T»Hss1«A, mll Xaoooiim« L«r 8ooo- uaL NolortoU«, ^d«»L» kör Loo folxeoLoo l'ox- DresduerMmml. Verantwortlicher Redakteur: I. G. Hartmann. Snseralrnrmnahmr ««»wärt«: Lotpit^: V». L>Lav»r«r^a», 6ommi»«!on!lr - Loo vrooLaor ^oarvol»; «kooLoooldil: tt Hv»»o»; Alrov»: t1aa»»>e»r«7^ sr Vooi.»»; lorllo: O»or«.».»rd« Huckt»., irorsorvio'o öarooa; Lromoo! L. 8col.oira; krerolckurl ». N-r Looooa'oeds Luekk»oLIuog; Nülo: Avoe.^ kjavruu«; korio: v. Vövaaroi.» (28, rue Le» Koo» «ut»o»)z kr»^: t'o. Laoi-ica o LuckkooLIunx. Herau-grder: Niioi^I. NapeLitioa Le» Ore»Laer.lonraol», vr«»L«a, L1»rieo»tr»»»e dir. 7. «-»rÄ Ämtticher Theil. Dresden, 10. MLrz. Se. Königl. Majestät haben dem Direktor des Gymnasium» zu Zwickau, Professor vr. ptr. Friedrich -ran er, da- Ritterkreuz drS Derdirnst- ordrnS zu verleihen geruht. Nichtamtlicher Theit. Ueterticht. Lele-rap-ische Nachrichten. Zeitnugtschau. (Donau-Zeitung.) kagetgrschichte. Dresden: Vom Landtage. — Prag: Tschechisch« Professoren.— Venedig: Kriegerische Vor bereitungen in Piemont. — Berlin: AuS dem Herren haus«. Geburt-fest deS KSnig». — Oldenburg: Schreiben deS GroßherzogS an den König von Däne mark. — Frankfurt: Bunde-tag-sitzung. Geburts fest drS König» von Preußen. Witterung. — Pa ri»: Vom gesetzgebenden Körper. — Turin: Demis sion de» Ministeriums. — Neapel: Feier de- Ge» burtstag- Virtor Emanuel'». — Messina: Ein preu ßischer Marineoffizier insultirt. — Warschau:Strenge Ueberwachung verdächtiger Personen. Landtag-Verhandlungen. Dresdner Nachrichten. Provivzialnachrichten. (Zwickau.) Feuilleton. Tageskaievder. Inserate. Börsen nachrichten. Telegraphische Nachrichten. Agra«, Donnerstag 21. März. Ein die bos nischen Zustände schildernder Artikel der hiesi gen Zeitung behauptet, da- nicht die Rajah eine Schilderhrbung gegen die türkische Regierung be absichtigen. sondern daß Aufstände feiten der um- hamedanischen BoSaiakev, der bosnischen Brgs, Agas und Tpahis zu befürchten seien. Hamburg, Donnerstag, 21. März, Abend«. Die „Börsenhalle" bringt die vom IS. d. datirte Antwort des Königs von Dänemark auf den Brief des Großherzogs von Oldenburg (vergl. unter „Ta- ge-geschichle'). In derselben wirb das lebhafte Be dauern ausaedrückt, daß der König in den An sichten des GroßherzogS die einer staatSauflösen- den Partei wiedergefunden, welche schon einmal den Aufruhr gegen ihren angestammten Landes herrn versucht habe. Als König und Chef der Lltrru Linie des oldrnburgischen HauseS werde er am ersten die Versprechungen seiner Ahnherren und Vorgänger auf dem dänischen Throne zu wür digen wissen. Leider fände in seinem Lande Hol stein eine irregeleitete Auffassung der Verhältnisse statt: er dürfe aber getrost aussprechen: er werde nie in den Kall kommen, in einem oder dem an dern Thrile der Monarchie die Unterstützung eines fremden Kürften anzurufen, um seine Unterthanen zur Erfüllung ihrer Pflichten anzuhalten. Auch er wünsche die Wiederherstellung eines daurrbaf- tea Einverständnisses zwischen seinen Landen und Deutschland; er dürfe hoffen, daß es seinen un ausgesetzten, neuerdings wieder dethätigten Be strebungen gelingen werde, dieses glückliche Ziel zu erreichen, so schwierig ihm dasselbe durch das Auftreten der deutschen Regierungen geworden, «uter denen er mit Schmerz den Großbrrrog in erster Linie gesehen. Feuilleton. Vorlesungen deS Prof. vr. Hettner. Ja der Vorlesung am 7. MLrz sprach Herr Prof. vr. Hettner mit gewohnter Gedankenfrische über ,,Wilhelm Meister". Die vorhergehenden Vorlesungen hatten „Tasto", „Eg- mont" und „Clavigo" al» Thema gehabt, worunter sich besonder» der mit geistvoller Schärfe analysirende Vor trag über „Clavigo" durch die vergleichenden Blicke, welche der Vortragende dabei auf „Emilia Galotti" warf, auSzeichnete. In Folgendem geben wir in flüch tiger Skizze den Gedankengang der letzten Vorlesung wieder, welche „Wilhelm Meister'» Lehrjahre" behan delte. Wilhelm Meister » Lehrjahre nehmen ebenfalls von der Gefühl-überschwänglichkett, die Goethe so schwere Kämpfe gekostet, ihren Ausgangspunkt, aber bringen sie zur endlichen Versöhnung. Wilhelm Meister ist weder empfindsam, wie Werthrr, noch eigenlaunig phantastisch, wie Tasto; aber überschwänglich ist er auch. Er lebt nur in träumerischen Idealen und hat in seinem Inner« klirre Handhabe für jene sittliche Selbstbeschränkung, die für de« Menschen die unverbrüchlichste Pflicht ist. Zu dieser Selbstbeschränkung erzieht ihn die Schule de» Leben». Die Lehrjahre sind die Geschichte eine» Men schen, der, nach Schiller'» Ausdruck, „von einem leeren, unbestimmten Ideale in ein bestimmte» wrrkthätige» Leben tritt, ohne die idealifirende Kraft dabei einzu büßen". Der Vortragende führte die» weiter au». Schon al» Knabe lebte Wilhelm Meister nur in der selbstze- schafsenen Welt seiner Puppencomödir. Diese idealistischen Neigungen werden mit den Jahren nur immer stäikrr- Der Jüngling will von der Philistrrei beschränkter Häuslichk.il Nicht» wissen; er schweift unstät umher; sein Ideal Wink« ihm nur in Porste und Schauspiel. Diese» genialtfirrnd« Leben findet seine Befriedigung in Itzehoe, Donnerstag, 21. MLrz. In der heutigen Ständeversammluvg warnte der Com- miffar in der Lorderathuvg deS ersten Atzschnittrs des Autschußderichtes vor der Verantwortung, der die Versammlung entgegen gehe. Bersmann, Re- ventlow, Reincke, Blome sprachen für, Renck ge gen den Ausschußautrag. Die ganze Versamm lung protestirte gegen rin angrdeutetes Ausschei den auS dem Bunde. Paris, Donnerstag, 21. März. Die Baak von Frankreich hat den Diskont von 6 auf 5 Pro cent herabgesetzt. AuS Turin wird als officiell mitgetheilt, daß Graf Cavour mit der Bildung drS neuen Mini steriums beauftragt worden sei (s. „Tagesgeschichte"), und daß Civitella-del-Tronto sich dem General Mezzarapo ergeben habe. London, Donnerstag, 21. März. Die Bank von England hat den Diskont von 8 auf 7 Pro cent herabgesetzt. Dresden, 22. März. Die ministerielle „Donau-Zeitung" bringt fol gende- Schreiben aus Triest über England» Interessen im adriatischen Meer: „Die Ereignisse, welche seit Jahr und Tag in Montenegro und den benachbarten slavischen Provinzen drS türkischen Reiches vorbereitet wurden, Haden einen doppelten Zweck: der eine ist gegen Oesterreich, der andere gegen England gerichtet. Piemont kann nichts Ernstliche» zur See gegen Venedig unternehmen, wenn es sich nicht vorher der dalmatinischen Küste mit ihren prächtigen Häsen bemächtigt hat. Hierzu sollen ihm die Montenegriner und ihre Bundesgenossen behilflich sein. E» ist bekannt, daß es der Montenegriner heißester Wunsch ist, eine« Seehafen an der Adria zu erwerben, und dic- muß ihnen von Piemont und dessen Protektoren in Aus sicht gestellt worden sein. Frankreich hat dabei noch ein andere- Ziel im Auge; um die- zu erkennen, braucht man nur in Erinnerung zu bringen, was Napoleon l. an da» Direktorium schrieb, al- er sich der jonischen In seln und der venetiantschen Marine bemächtigte: „„Von diesen verschiedenen Punkten werden wir über das otto- manische Reich wachen, da» auf allen Seiten zusammen bricht, und in der Lage sein, eS zu unterstützen oder unser» Antheil davon zu nehmeu. Wir werden überdies, den Engländern die Herrschaft des OceanS beinahe unnütz machen können. Besetzen wir Aegypten, dadurch erhalten wir den direkten Weg nach Indien. Ja Aegypten müssen wir England angreifen rc."" Sieht man denn nicht, wohin Alle- zielt, waS Frankreich seit einigen Jahren unternommen hat? In Aegypten wird der Suezcanal gebaut und eine französische Eolonie angelegt; Neapel und Sicrliea brfinden sich in den Händen des intimen Alliirten Frankrerchs, in Syrien hat Frankreich festen Fuß gefaßt; Venedig soll Oesterreich entrissen werden, eben so Dalmatien. Wenn alle diese Zwecke erreicht sind, wie lange kann dann noch England sich aus den jonischen Inseln halten, deren Bevölkerung im höchsten Grade un geduldig ist, das englische Joch abzuschüttcln? Einige englische Linienschiffe hielten sich diesen Winter nur ein paar Wochen in Korfu auf, und schon wurde die Theucrung und der Mangel so groß, daß allgemeine Klagen laut wurden und das ohnehin nicht reichlich versehene Triest sogar Erdäpfel und Gemüse nach Korfu schicken mußte. Wie dann aber, wenn Frankreich und dessen Bundesge nossen die Herren im adriatischen Meere und aller Häfen desselben sind? Schon sind sie im Besitze Messina-, Nea pels, Bari-, MolfettaS, AnconaS, der ganzen Westküste der Adria bis auf Venedig. Nun kommt die Reihe an dieses und an die Ostküste. Triest u. Istrien wird bereits von Piemont reclamirt. Die jonischenJnseln und Malta werden tsolirt. Und englische Staatsmänner sind noch kurzsichtig genug, von der Allianz mit Frankreich, mit Italien zu faseln, und sehen nicht ein, was selbst die englischen Ra dikalen zu erkennen anfangen, daß Frankreich eS zuletzt der Liebe zu Mariannen, die einem von den verhaßten Fesseln der bürgerlichen Sitte unbeschränkten Stande an gehört. Die erste Enttäuschung, die er hier erlebt, ist für ihn eine ernste Warnung, wie drS von der Weltsttte emancipirte Leben von HauS au- die rächende Nemesis in sich trägt. Wilhelm wird irre an seinem ganze« Leben. Werner führt ihm die Poesie deS Handels zu Gemüth und das Glück der häuslichen Beschränkung, und in der Begegnung mit Melina lernt er da» Leben von einer ganz andern Seite kennen, als er cs sich bis her in seiner Traumwelt gedacht hatte. In die dumpfe Verzweiflung und gährenden Kämpfe, welche folgen, ragt bereits geheimnißooll die räthselhafte Gestalt des Fcrmden herein, als dunkle Ahnung de» Kommenden und al» be ruhigende Perspective auf- Ende. Soll Wilhelm dereinst mit Freudigkeit sich dem Geschäftsleben zuwenden, so muß er sich erst mit seiner bildung-bedürftigen idealen Seite abfinden. Darum kann er auf einer Geschäfts reise, wo er mit Schauspielern zusammentrifft, der Lockung nicht widerstehen. Nach wie vor lebt die Schau spielkunst al- da- höchste, als da- einzig freie und ideale Leben in seiner Seele. Und doch wie gefährlich ist ein solche- von der Wirklichkeit abgezogene- Leben. Es mag scheinbar noch so ideal sein, e» macht immer einseitig. Und diese Einseitigkeiten erscheinen hier in den ver schiedensten Gestalten; die lüderliche Frivolität in Philine und Friedrich, die zur Phantastik gesteigerte, sich in sich selbst verzehrende GesühlSromantik in Mignon und im Harfner. Und LaertcS zeigt, wie selbst ein tüchtige- Naturell, immer nur an die Scheinidealität eine» von der Welt ausgeschlossenen Kreise» gebunden, zuletzt mal kontent wird und zum Philister herabstakt. Au» diesem Grunde erscheint jetzt neben dieser von der Welt ge ächteten Idealität eine andere Art der Idealität, die nicht von der gesitteten Welt ausgeschlossen ist, sondern recht auf den Ruin England- abgesehen hat, und daß nur Oesterreich England- natürlicher Bundesgenosse ist. Sieht Lord John Russell nicht, daß Frankreich jetzt schon alle Hilfsmittel deS reichen Italien» zu Gebote stehen, daß e» für seine Anstrenaungen auch seine Entschädigung erhält (Savoyen und Nizza), während England auf sein« eignen Kräfte beschränkt bleibt?" Tagesgeschichto. Dresden, 22. März. Dir Erste Kammer hat heute das k. Dekret, die Regulirurrg de» ElbströmeS betreffend, berathen. Dieselbe ist den zustimmenden Be schlüssen der Zweiten Kammer beigetrrten und hat hierbei noch den Antrag an di« StaatSregierung gerichtet, die Frage wegen einer angemessenen Erhöhung der Tariffähe für die Benutzung der Winterhäfen in Erwägung zu ziehen. Sodann hat dieselbe in Uebereinstimmung mit der Zweiten Kammer die Ausschreibung der Brand Ver sicherungsbeiträge in der htShcrigen Höhe genehmigt. Schließlich wurden die auS dem stattgehablen Vereinig ung-verfahren zwischen den bridrrseiligen Deputa tionen hcrvorgrgangenen, morgen in der Zweck« n Kammer zur Berathung kommenden Vorschläge, zur Beseitigung der zwischen beiden Kammern bezüglich de» Gewerbe gesetz eS noch obwaltenden Differenzen, sämmtlich angenom men. Nächste Sitzung unbestimmt. — Die Zweite Kammer setzte heute die Berathung des Budget- de» Departements deS Innern fort und erledigte die den Aufwand für Krei-dirrclionen und AmiS- hauptmannschaften betreffenden Positionen 20 und 21. Prag, 20- MLrz. Wie die „Prag. Ztg." au» gut unterrichteter Quelle erfährt, wurde über Anregung de» Herrn Statthalters Grafen Forgach, welcher begründeten Ansprüchen der tschechischen Nationalität nach Thunlichkeit Rechnung zu tragen bemüht ist, die Eystemisirung von zwei außerordentlichen Professuren an der Prager Uni versität für den Vortrag der Lehrfächer der judiciellen Staatsprüfung in böhmischer Sprache vom Studienjahr 1861 bi» 1862 an bewilligt. Venedig, 18. März. (Pr.) AuS der Lombardei und Piemont kommende Reisende erzählen übereinstimmend, daß die kriegerischen Vorbereitungen dort immer ernster werten und daß in Turin alle Anstalten getrof fen werden, welche auf eine mehrwöchentliche Abwesenheit de» König- hindcute«, man hofft auch allgemein in den rüsten Tage« des April- die Piemontese» in Rom «inzte- hen zu sehen. Auch heißt es, daß Garibaldi in kurzem wieder ein Commando, man spricht von einem Freiwilli genarmeecorps, übernehmen werde. ck Berlin, 21. März. Da- Herrenhaus hielt beute eine kurze Sitzung zur Erledigung geschäftlicher Mittheilungen. Am Ministertische nahmen sämmtliche Mitglieder deS Staatsministerium» ihre Plätze ein. Gleich nach Eröffnung der Sitzung verliest der Justizminister folgende Erklärung: „Se. Maj. der König haben dem Minister der geistlichen Angelegenheiten und mir die Er mächtigung zu ertheilcn geruht, den da» Eh er echt be treffenden Gesetzentwurf zurück zu ziehen. Indem ich die Ermächtigung dem Herrn Präsidenten überreiche, be gleite ich sie, namens der Staatsregierung mit dem Aus druck des Bedauerns darüber, daß infolge der Resultate, welche die in dem hohen Hause stattgrsundenen Berathun- gen über den Gesetzentwurf gehabt haben, die Aussicht hat aufgegeben werden müssen, einen der legislativen Regelung so dringend bedürfenden Gegenstand in diesem Jahre zum Abschluß zu bringen." — Der Finanzmi nister verliest Folgende-, den Arnim'schen Antrag betreffend: „DaS Herrenhaus hat in seiner Sitzung vom 16. d. M. den Beschluß gefaßt, bei der k. Staatsregie rung noch in dieser Session die Vorlegung eine- Gesetzes zu beantragen, betreffend die Entrichtung einer außeror dentlichen temporären Steuer von dem fundirten Einkom men behufs Deckung der Kosten der Reorganisation der Armee. Die StaatSregierung hat den Beschluß einer sorgfältigen Erwägung unterworfen, sie hat aber die ge gen die Ausführung desselben bei der Plenarbcrathung eigentlich deren höchste Spitze zu sein scheint. Es ist die» die Darstellung der freien Persönlichkeit, wie sich diese in den aristokratischen Umgangsformen bietet. Aber diese Idealität wird ebensowenig von innerer Bildung ge tragen; es ist die Idealität der Ccremonie, der Etikette. Wilh lm fühlt eS, daß hier in der Stellung Etwa» liege, das die Erwerbung und den Genuß innerer Bildungs harmonie wesentlich erleichtere, aber er fühlt auch, daß hier nicht sein ganzes Ideal, die reine Poesie reinen Menschenthums zu finden sei. Eins jedoch hat er er reicht. Poesie und Leben sind ihm von nun an nicht mehr durch eine unüberspringbrre Kluft getrennt. Daher eröffnet sich ihm hier erst die Kcnntniß und das Ver- ständniß Shakespeare's. Schon zeigt sich ihm rasch vor übereilend in dämmernder Ferne dir reitende Amazone, die einst das Ideal seine- Lebens erfüllen soll. Noch aber ist er nicht reif dazu. Für jetzt sucht er die Poesie immer noch ausschließlich in der Poesie selbst; deshalb meint er auch, sich selbst poetisch darstellen könne er nur in der Darstellung der poetischen Gestalten Shakespeare'-. Wilhelm betritt die Bühne. Aber man sieht e» deutlich, obgleich er r- sich selbst nicht eingesteht, ihm ist die Kunst nicht Selbstzweck. Er sucht in der Kunst nur Da-, was er subjektiv für sich zum Nutzen seiner eignen Bildung verwenden kann. Man kann nicht zugleich Künstler der Bühne und Künstler de- L-bcn- sein. Da» Leben verlangt eine feste Persönlichkeit, einen selbstständi gen Charakter; die dramatische Darstellung aber im ge raden Gegensätze, da» Verläugnen de- eignen Selbst, die Selbstentäußerung. E» sind hier nur zwei Fälle mög lich. Entweder der Bühnenkünstler erreicht dieses selbst los« Hineinschmiegen in fremde-Charaktere, und dann kommt da» Leben zu kurz. Die» ist der leichtfertige und genußsüchtige Serlo. Oder der Bühnenkünstler nimmt e» umgekehrt mit dem Leben und der rigenthümlichen zur Spracht gebrachten Bedenken al- begründet anerken nen müssen. Da» Ministerium ist daher crmächligl, di« Erklärung abzugcben, daß sich die StaatSregierung nicht in der Lage befindet, dem gedachten An träge entsprechen zu können." — Da» Haus nimmt diese Erklärungen mit tirlem Schweig n entgehn. Der Präsident macht noch erne Reche von Millheitungen über eingrgangen« Beschlüsse des Abgeordnetenhauses rc. und eröffnet u. A., daß bas Hau» aus 252 Mitgliedern bestehe, von denen 240 eingetreten seien, 12 dagegen nicht: der Fürst von Hohenzollern Hcchingcn, 5 der ehe mals Reich-unmittelbaren, 3 erbliche und 3 aus königl. Vertrauen Berufene; 28 Summen ruhen noch. — Zur Feier de» königl. GeburtSfestes findet morgen »in Diner der Mitglieder im „Englischen Hause" statt. Nächste Sitzung unbestimmt. In der Siadl tiifft man Vorbe reitungen zu einer festlichen Beleuchtung. Oldenburg. In einem kürzlich veröffentlicht«« Schrei ben der „Pr. Ztg." au- Kopenhagen war von dem tie fen und unangenehmen Eindruck die Rede, welchen in den dortigen höchsten Kreisen ein von dem Äroßherzog von Oldenburg an den König von Dänemark ge richtete- Handschreiben heroorgcbracht hatte. Jetzt wird den „Hamb. N." in einem „von der O>»se«kü,tt^ datirtrn Briefe da- Handschreiben in einer Aoschrrfl nut- gethcilt, welche, „vielleicht einige Kleinigkeiten abgerech net", al- zuverlässig bezeichnet wird. Das Schreiben ist vom 2. Februar datirt, also fünf Tage äl««r, als der , BundeStag-beschluß in der Erecutionsfrage, wie es denn um so mehr Beachtung verdient, als dieser Beschluß auf Grund eines oldrnburgischen Antrags gefaßt worden »st. Das Handschreiben de» Gioßherzog» lautet: „In meiner Sigenschafr all Giie» be« ockenburgsscbrn Ke« sammthause«, al« schlc««ig-holste»nischer Magnat, glaube ich n cht nur die Berechtigung, sonkern vrlnuhr d,e Ve.pfl chlung zu fin den, Sw. Majistäk mik unumwundener Offenheit und Ficimüth g- keit meine Ansicht darzulegen, wie e« zwilchen deutsche i u-unve«- fürsten und Sprossen eine« Stamm.« sich ziemt. <Lw. Majestät kennen schon die wesentt.che Grundlage meiner Auffassung. Ich kalte selbst Gelegenheit, in Altona dieselbe ltza« vorzukiazen. - Ich stehe nicht an, e« nochmal« zu wiederholen: Nur in d.r Rü.k- tehr zu den alten verbrieflen Lande« echten der Herzogihümer kann ich da« Mittel seden, »ine befriedigende Lösung dec sauve- denden Frage anzubahnen. Die vor mehr denn «OO g h en durch unfern gemeinsam.n Siammvatcr Ehr st an t unter Zust m nung de« dänischen ReichSrath« mit den Herzogthümern .inchr.ren Grundverträge, welche «ine Personalunion mit Dänemark eimög- lichttN und Herbeiführ'en, bestehen in ren wesentlichsten Pu kten noch zu Skechr, und würden me.ner L.-sicht nach d e emsige dauer hafte vast- für einest B.rfassungsnruöau sein, da sie d r Arund« stein der Rechte unser« Hause« sind. Ich kann dah<r nur darin eine Lösung dec die, nenden Fragen finden, wenn E,v. Majestät zunächst den nur noch für Dänemark und Schleswig faktisch be stehenden Rumpfieichlralh und die G.sammiverfaffung auch dort förmlich auferben, da d>ren recht.iche Basi« verlöre» ge angen ist, nachdem die Giltigkeit für Ho.stein und Lauenburg ni dr hat zur Anerkennung kommen können; und wenn E,v. Majestät dann die alten historischen Stände der beiden vereinten Herzog hü,»er berufen und denselben rin den jetzigen Verhältnissen «ntspc.chen e« Veifaffunglgesttz zur Beschlußfassung vor eg n, wodurch die reine Personalunion wieter zur vollen Anerkennung käme. Wollen (Lw. Majestät über diesen Schritt vorher die Strumen der beiten Proviuzialständeversammlungen, sowohl Schleswig« al« Holsten« vernehmen, so bezweifle ich nicht, daß d eselven mit leddasr.m, aufrichtigem Danke diesen landcsväierlichen Entschluß begrüßen würden. Nur der allgemeinen Sländeversammiung beider Her. zogthümer würde, meiner Ansicht nach, au» die beabsichtigte neue Thronfolgrordnung zur nachträglichen Zustimmung vorg- rgi wer den können, um deisrltrn die Rechist afk für die He zogtdümcr zu verleihen, welcher sie dort noch zur Siu. de enlbe 'rk. Da ckw- Majestät auch dem dänischen Reichstage sein verfassungemäß gc« Recht «rha ten habrn, so würden die rontrohirend.n Mächte d 6 Londoner Lcaekat« vorau«sichlUch einen solchen Sehr tt nur m t Befriedigung aufnehmen, wie es ebenfalls hinsichtlich der Vorlage an den dän scheu ReichSrath geschehen ist. D nn auch m der Me nung der europäischen Mächte hat e« zwrifcllo« guegcn. taß (wir es sittlich ein Selbstverstan» ist) die best.henken verfassungs mäßigen Zustände nicht alter,rr werken sollten. Z,g eich wun en die noch tehlenktn agnatischen Consense leicht ergänzt w.-den kön nen. Die Verabredungen von Itzäl und I8L1 st.hen diesem Vor gehen und einem Aufg.ben de« bisher vcrg.blich befolaten Shst.m« nicht entgegen; vielmehr würde ,n Deutschland d ese unumwun dene Rückkehr zu den alten Rechten mie Freud.« begrüßt wcroen. Daß mik der Basi« von ltfäl und 1va2 noch lange k in. Ldwng dec Frage erwartet werden kann, liegt klar zu Tage, und Ev. Majestät Regierung hat in verschiedenen ih,er letzien lL k ä-unqen Charakterelgenthümlichkoit ernst, und bann st.Ul c> imm.r nur sich selbst dar. Dies ist die lheatralische, in hypo chondrischer Selbstquälerci sich aufreibende kurelte. Hier also ist kein Heil für Wilhelm; die letzte Selbsttäulchung schwindet. DaS sieht er, ausschließlich in der Kunst als Kunst ist die Möglichkeit wahrhaft harmonischer Mensch.n- bildung nicht gegeben. Wo also ist das Jv.al d.s Leben- oder vielmehr das Leben des Ideals? Die Wissen schaft ist cs nicht. Denn stützt sich diese nicht auf har monische Bildung, die erst das Resultat des ganzen Ro man- ist, so sührt sie nur zu einseck'gcr Fachgetehrsam- keit, zum geistlödtenden Handwerk. Eo bleibt die Religiosität, da» instinktive Ideals;»fühl deS L.benS. Dies ist die innere Nothwendigkeit, warum hier „die Bekennt nisse einer schönen Seele" eingesügt sind. Jedoch hat in dieser die Religiosität noch eine sehr krankhafte Form. Vom Leben abgezogen, rein in sich vergraben, >st sie gefühlS - schwelgerische Selbstbcspirgelung, empfindsame Schönseligkeit, die schöne Seele reibt sich auf, ebenso wie Mignon und Aurelie. Also weder Kunst noch Religion, einseitig für sich herausgchoben, versöhnen mit dem L den. Sie verweichlichen und verdumpfen nur. Anders aber, wenn eine durch Kunst und Religiosität genährte und gehobene Stimmung die Grundlage eines wcrklhätigen Leben» auSmacht. Wir treten jetzt in einen Familltn- kreiS, in dem sich alle Elemente vereinigen, die bis dahin nur vereinzelt sich geltend gemacht halten. Das ideale Walten erscheint hier nicht bloS in beschaulicher Ruh', sondern alle Persönlichkeiten, welche di sein Kreise ange hören, stehen mitten im Kampfe und in der Thal deS Leben-, die Frauen sowohl wie die Männer. Es sind hier wiederum die höhern Stände, denn diese konnten zur Zeit, in welcher d.r Roman gcschiieben, fast aus schließlich nur zur Darstellung und zum Genüsse höherer Leben-kunst kommen. Aber diese Menschen sind gebild t
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