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Dresdner Journal : 15.05.1861
- Erscheinungsdatum
- 1861-05-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186105157
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18610515
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18610515
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1861
- Monat1861-05
- Tag1861-05-15
- Monat1861-05
- Jahr1861
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- Dresdner Journal : 15.05.1861
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.1-111 Mittwoch, den IS, Mai 18«! Ilbonnemeutspreise: ^«krllek: b l'KIr. 10 Kxr. iuIw Lu»I—s« ^jUkrl.r 1 „ 10 „ „ „ stritt kv,t ir»L r«o»»Uiek io vr—L«»i 15 Nssr. 1 8t«i»p«Iro- Lior«lo« Niuuro«ro: 1 Nxe 1 »ekl»x kioio. »nseruten,reise: ä«o 8«oio «i»«r »«»polteoeo 2«il«: 1 N^r, ttolor äi« L»U«r 2 Nzr. «rschrttmr: ^L,u«k, »lt ^»»o»km« ä«e Sooo- oock r«I«ei»ss«, »k«oL« kitr 4«» kolx«oä«o DrrMkrZMNlU. Verantwortlicher Redakteur: I. G. Hartmanns Äuseratrnunnahme mrswLrt«: 1«. Lotxoseorro», 6oouui»»looLr cke« I)r«»<io«r ckoueool»; »k«o<1o»«Id,t: II. Ilv»»»»; Lil»-»: Un»u»«r,»i k Vooi.«»; Lsrlio: O»u>>iv,',ok« liuekk., Lur«»u; Lrsmio! N. 8c»i.»vri; k^»»KNlttr ». H.: ck^ioio'iak« Uuci>k»nälunx; ISIn: Xooi.» LLv«»«»; v. 1^i>-v»«r«l.» (28, n>e <t«» Koo» «ok»o»); kr»U! 1». Looi-ivo', Luekkooälaox. Herausgeber: Xöoigi. Lrpräitioo ä«a vr«»äd«e Zouroot», vr»»ck«o, X»e>«ostr»»»« Ur. 7. Nichtamtlicher Theil. Uebersicht. Telegraphische Nachrichten. Zeituvgsschav. (Nattonal-Zeitung. — Neue Preußische Zrituna.) Tagesgeschichte. Dresden: Vom Landtage. — Wien: Antwort de- Kaisers an dje serbische Deputation. Kammerverhandlungen. Das Erpose Deak'S. — Ber- >^lin: Enthüllung des Denkmals Beuth'S. — Olden burg: Vom Landtage. — Heidelberg: Der deutsche s Handelstag. — Frankfurt: Die Motive de« Antrags i Preußen» bezüglich der Bundeskriegsverfassung. — Part»: Herstellung de» Elysee. PolengottrSdienst. k Zur syrischen Frage. Der Handelsvertrag mit Belgien, l Geschütze für Sardinien. — Bern: Austritt Casimir Psyffer'S. — Turin: Neuer Statthalter für Neapel. — Madrid: Anlehen für die Havana. Die marokkanischen Entschädigungszahlungen. — Warschau: Magyarisch polnische Umtriebe. -New-Bo r k: Aus der neuesten Post. Beilage. Landtagsverhandlungen. Inserate. Telegraphische Nachrichten. Pesth, Montag, 13. Mai. In der heutigen Sitzung deS Unterhauses hielt Deak seine, durch die Journale bereits bekannt gewordene Rede, in welcher er am Schluffe in beredten Worten zur Klugheit und Mäßigung mahnte. Der Eindruck seiner Siede war ein tiefer und wurde dieselbe oft stürmisch begrüßt. Der erste ^heil, der die Mo- tivirung der Landesrechte unk ^andeswünsche ent hielt, erhielt auch den Beifaü der gegnerischen Partei. Der zweite und dritte Theil, sowie die Motivirung der Sendung einer Adresse an den Kaiser erhielt einen so großen Beifall, baß die Gegnerpartei nur alS eine unbedeutende Minori tät erschien. Am Donnerstage wird die Adreß- debatte stattfinden. Deak'S Entwurf einer Adresse an den Kaiser sagt: Der Landtag könne seine Berathungen nur aufnehmen, wenn vie Gesetze von 1848 vollständig retablirt, alle Laudestheilr vertreten, die ungesetz lichen Organe des bisherigen Regimes entfernt, dir verpfändeten Krongüter zurückgegeben und die Emigration ausnahmslos begnadigt würde. Bern, Dienstag, 14. Mai. In Glarus find nach officiellea Nachrichten 500 Gebäude abge brannt, 3000 Personen obdachlos. Der Schaden wird auf 8 Millionen Francs geschätzt. Die Bank, daS LandeSarchio und Fabriken find gerettet. London, Dienstag, 14. Mai. AuS New-York, vom 4. Mai, wird gemeldet, daß die Blokade der südlichen Häfen unmittelbar bevorsteht; 5V Kriegs schiffe und Dampftransportschiffe und 20,000 Mann Truppen find dazu in Bereitschaft. Auf Fort Pickens hat noch kein Angriff stattgefunden. Dresden, 14. Mai. In der preußischen Presse ziehen die Besprech ungen der Berliner Polizeiangelegenheit unsre Aufmerksamkeit an. Die demokratisch- Presse, welche schon seit längerer Zeit in scharfe Opposition zu dem Ministerium getreten war, benutzt diese neue Gelegen heit, um rS aufS Feindseligste anzugreifen, während die ge mäßigtere konstitutionell-liberale Presse, die von der Mei nung auSgeht, daß man sich mit dem bestehenden Mini sterium nun einmal nach Möglichkeit vertragen müsse, um der Wiederkehr von Männern der „alten Aera" an» StaatSruder vorzubeugen, sich sehr zurückhaltend auch in diesem Falle zeigt. Die konservativen Blätter weisen da rauf hin, in welchem Sinne dieser Vorfall von der de- Feuilleton. K. Hoftheater. Montag den 13. Mai trat im neu einstudirten Trauerspiele „Medea" von Grillparzer Fräulein Fanny Jan auscheck in der Titelrolle als Gast auf. Die Künstlerin bewährte sich in dieser Partie al» eine heroische Tragödin ersten Ranges, und seit der Ristori in ihrer früher«, der manierirten Virtuosität noch nicht verfallenen Periode sahen wir nach dieser Richtung hin keine ähnlich vollendete und in vielen Momenten geniale Leistung. Tiefe der Auffassung und Gestaltungs kraft in der Ausführung standen in einem seltenen Ein klänge, und Fräulein Janauscheck erfüllte mit ihrem Na turell da» poetische Abbild der furchtbaren tragischen Figur so leben»voll und innerlich wahr, daß sie die Schauspielerin vergessen machte und den Sinn der Zu schauer durch die Macht de» Medea-Mythus erschütterte. Da» Organ der Künstlerin ist kraftvoll, dunkel und tief gestimmt, nicht sehr umfangreich in der Tonscala und darum auch öfter bemerkbar zur Monotonie deS Klänge geneigt; aber eS ist reich an jenen Modulationen, welche die verschiedensten Phasen der ausbrrchenden und käm pfend verhaltenenrn Leidenschaft in Liebe und Haß, in Schmerz und bitterm Glimm offenbaren und die innersten Regungen der Seele in ihrem Entstehen und Verfolg begeistigt abspiegeln. Die Rede ist mit vorzüglichem Verständniß durchgrbildet, ohne hohlen, deklamatorischen Patho» und ohne Effekthascherei. Energie, klare Be stimmtheit und ein künstlerisch freier, machtvoller Schwung bezeichneten in der Medea überall die Gestaltung de» Gaste», und zwar in der engsten Einigung mit einer höchst ausdrucksvollen, beredten Mimik und einem edeln Styl de» Spiele». Ganz vorzüglich gelang es Fräulein Janauscheck, der mokratischen Presse auSgebeutet wird. Wir lassen zur Erläuterung de» eben Gesagten hier die Aeußerungrn zweier Blätter von entgegengesetzter Parteirichtung fol gen. Die „National-Aeitung" schreibt: „So viel ist erreicht, daß offenbar geworden, zu welchem Übeln Ende das System dr» Minister» de» Innern geführt hat; allein wer weiß, wie lange das Land auf di« Frucht dieser Erkenntniß zu warten haben wird! Di« StaatS- mannschast wird anderwärts für eine Kunst angesehen, die Derjenige fertig besitzen muß, der sie auSüben will; man verstattet doch selbst einem Schauspieler und Sän ger nur auf kleinen Theatern, daß er vor den Augen und Ohren de» Publikums seine Studien mache; ein unfertiger Minister ist für keinen Staat erträglich und am wenigsten für einen großen. Wenn irgend wo ein Minister mit dem System, da» er auSführen wollte, zu Falle gekommen ist, so kann man eS nicht darauf ankom men lassen, ob er sich auf ein andercS werfen und mit ihm mehr Glück haben werde: seine Zeit ist vorüber. Wird diese Regel auch bei uns anerkannt werden? Dazu würde es eines frischen Aufschwunges bedürfen. Unser Staat hat in den jüngsten Jahren in ganz außerordent licher Weise daran gelitten, daß Personen, mit denen man sich nicht im entferntesten rinbilden konnte, je zu einem guten Ziele zu kommen, dennoch gehalten wurden, und daß man die Dinge gehen ließ, wie sie gehen moch ten." — Dagegen bemerkt die heutige „Neue Preu ßische Zeitung": „Die Angelegenheit des Polizei- Obersten Patzke wird von den demokratischen Blättern in bedenklichster Weise ausgebeutet. Wir haben keinerlei Sympathien sür Beamte, die sich Unregelmäßigkeiten oder Veruntreuungen zu Schulden kommen lassen, und unsre Leser wissen, daß wir den dringenden Wunsch ausge sprochen haben, diese Sache möchte an osficieller Stelle mit aller Rücksichtslosigkeit und möglichster Offenheit be handelt werden. Das wünschen wir auch heute noch, und eS ist gar nicht zu bezweifeln, daß die Behörden im allseitigen Jnteresie auf diese Weise verfahren werden. Aber die demokratischen Zeitungen gehen in dieser Frage jetzt gerade so vor, wie wir eS von 1848 her kennen. Alles wird getadelt und verdächtigt in der aufregendsten Weise. Man will Herrn v. Zedlitz und den Grafen Schwerin — den Reaktionär! — aus ihren Aemtcrn entfernen, und hält kein Mittel für unerlaubt zur Er reichung diese» Zieles. Wir haben keinen Grund, eine Beschränkung der Preßfreiheit zu wünschen; aber wir wünschen dringend, daß die betreffenden Blätter sich selbst Schranken setzen. Sonst wird diese Agitation ein sehr traurige» Resultat herbeiführen, und das Ansehen unsrer Behörden wird im Jnlande und Ausland« untergraben werden." Tagesgeschichte. Dresden, 14. Mai. Di« Erste Kammer berieth heute wiederum über eine Beschwerde und eine Petition. Die erstere, welche der Gutsbesitzer Morgenstern zu Reif land über das Verfahren der Verwaltungsbehörde in einer Wegesache erhoben, beschloß die Kammer, auf sich be ruhen zu lasten. Für die Berathung der letzter«, aus gehend von Rudowsky und Genossen, bezüglich der Ver ordnung über da» Agentenwesen vom 5. Mai 1859, war von der vierten Deputation der Bericht der jensei tigen Deputation adoptirt worden, dessen erster Antrag, die Petition zur Kenntnißnahme der Regierung zu über geben, auch in dieser Kammer Annahme fand, während der letzte, dahin gehend: „die Kammer wolle der Regie rung gegenüber den Wunsch aussprechen, daß Bestim mungen von der Tragweite der Verordnung vom 5. No vember 1859, als solche Bestimmungen, welche al» Be schränkung der durch die Verfassungsurkunde garantirten Rechte der Staatsbürger angesehen werden können, künftig hin nicht wieder auf dem Verordnungswcge getroffen werden möchten", nach einer Debatte, über welche wir morgen näher berichten werden, mit 27 gegen 8 Stim men abgelehnt wurde. Die Zweite Kammer hat in ihrer heutigen Sitzung Charakterzeichnung der Medea von vornherein jene düstere, unheilschwangere Geistesfarbe, jenes dämonische, wilde, Scheu verbreitende Kolorit in Redeton und Spiel zu geben, womit die Sage der alten Griechen die grause, zaubermächtige Kolchierin belieh; zugleich aber wußte sie —' der Dichtung folgend — so psychologisch wahr und steigernd die Qualen deS WeibeS hervorzuheben, welches an dem Fluche der eignen Natur krankt und sich von Allen verworfen sieht — sogar vom Gatten, dem die Nachtseite ihre» Lebens gewidmet war, und von den Kindern, die sie in Schmerzen gebar —, daß ihr grauen haftes Thun und Geschick durch die Wirkung dieser Mo tive jene Tragik deS Eindrucks erregte, der von der Furcht sich zum regen Mitleid wendet. Ungemein er greifend war e», neben der vulkanischen Gewalt der Wuth, der Eifersucht, des gekränkten, verzweifelt lieben den und hassenden Herzens den Erguß des zärtlichsten Muttergefühls, der rührendsten Erinnerung schönerer Tage hervorquellen zu sehen. Nächst diesen hier ange- deuleten Situationen boten die ersten beiden Acte mehr fach jene Momente und Wendungen eines meisterhaften und mit Unmittelbarkeit gezeichneten Ausdrucks, wodurch sich die Bedeutung einer großen und in sich fertigen schauspielerischen Begabung — wenigstens in diesem Fache — sofort außer Frage stellt. In den beiden letz ten Acten weist die bedeutende und im Verhältniß zu unfern modernsten dramatischen Produkten höchst werth volle Dichtung Grillparzer'S einige Längen und Wieder holungen auf, deren Wirkung auch auf die Darstellerin einigermaßen zurückfällt, um so mehr, al» die physischen Mittel in der anstrengenden Rolle endlich naturgemäß ermüden müssen. Da» Publicum ward von dem Gaste zu lebhaftestem Beifall und oftmaligem Hervorruf hingerifsen, und dieser Erfolg wird hoffentlich dem weitern Gastspiele deS Fräu- dle allgemeine Debatte über den Gesetzentwurf, einen Zu satz zum HeimathSgesetze vom 26. November 1834 betreffend, zu Ende geführt und wird morgen die Spe- cialberathung darüber beginnen. Wie«, 12. Mai. Die Deputation de» serbi schen NationalcongrrsseS hatte gestern, wie „O.u. W." meldet, Audienz bei Sr. Maj. dem Kaiser, um dem Monarchen für die Bewilligung de» Congresse» den Dank dr» serbischen Volke» auszusprcchen und die Bitte zu stellen, daß die Beschlüsse deS CongresseS im Wege der Gesetz gebung ihre Erfüllung erhalten. Der Kaiser ertheilte der Deputation, die vom Bischof Kengjelac mit einer die Loyalität deS serbischen Volke» und die Staattrinheit be tonenden Ansprache vorgeführt wurde, folgende Antwort: „In dem Lu-enbticke, al« Ich die Wiedereinvrrleibung der serbischen Wojwodschaft au«;espr»chen, habe Ich besonder« aach den Wunsch gehabt, die verbrieften serbischen Privilegialrechte, besonder« jene, dir sich auf die Rationalität und Sprache be ziehen, gekräftigt zu sehen. Zu diesem Ende habe ich den ser bischen Songreß bewilligt, und Ich bin lehr erkenntlich für die Soyatität, mit welcher der Eongres diese Aufgabe gelbst hat. Der Commiffar hat Mir bereit« da« Oprrat (die Beschlüsse und die Adresse de« Tongresse«) übergeben, und Ich habe schon dir nblhige Weisung ertheilt, damit dasselbe geprüft und im gesetz lich« Wege zum Abschluß geführt werde. Da Sic aber in dieser Ansprache die Einheit de« Staate« berührt haben, so hoff« Ich, daß die serbische Nation, die sich stet« treu und loyal bewiesen hat, auch jetzt im Falle der Nothwendigkeit zu allen Opfern bereit sein wird." — Die „Boh." schreibt: Die Adreßdebatte im Abgaordnrtenhausr war eine sehr erregte und stür mische. Di« vorliegenden Berichte geben ein lebendige» Bild von der leidenschaftttchrn Färbung, welche die De- batK zu Wiederholten Malen annahm. Die tschechischen Abgeordneten blieben mit alle« ihren Amendements in großer Minorität. Die Aufregung, welche infolge dessen herchchte, war eine sehr große. Wie man unS au» Wien schreibt, wäre eS nicht unmöglich, daß der Ausgang d«r Sitzaug vom 11. die slavischen Deputirten zu einem ver- hän-nißvollrn Schritte trieb«. DaS „Vaterland" sagt, c» fei in Wien bereit- da» Gerücht im Umlauf, die tschechi schen Abgeordneten würden au» dem ReichSrathk treten. Wien, 13. Mai. (Boh.) In der heutigen Sitzung de» Abgeordnetenhauses zeigte der Präsident an, der Kaiser werde morgen um 2 Uhr das gesammte HauS behufs der Uebergabe der Adresse empfangen. Die Mit glieder, welche sich der Abstimmung über die Adresse ent halten haben, werden sich zur Bezeugung ihrer Loyalität anschliehen. — Ter Finanzminister v. Plener beantwor tet in längerer, häufig von Beifall unterbrochener Rede di« an ihn gerichteten Interpellationen. — Sodann be ginnt die Debatte über die Anträge Mühlfeld'S und Herbst'» betreffs der Geschäftsordnung. 11. Berlin, 13. Mai. Heute Vormittag um 10 Uhr fand auf dem Platze vor der Bauakademie die feierliche Enthüllung des Denkmals Beuth'S statt. Die Studirenden des von dem verdienten Manne gestifteten und geleiteten Gewerbeinstitut», der Bauakademie und Deputationen sämmtlicher Gewerke mit Fahnen und Em blemen umstanden das Denkmal, welche» Flaggen in den preußischen Farben umgaben. Eine zahlreiche geladene Versammlung stand auf einer Estrade vor dem Denkmal, an der Spitze sämmtliche Minister mit Ausnahme deS Kriegsminister». An den Fenstern des anliegenden Com- mandeurgrbäudcS wohnten der Feier Ihre Majestäten der König und die Königin, sowie sämmtliche Prinzen und Prinzessinnen de» königlichen HauseS, soweit sie zur Zeit in Berlin sind, bei. Der Choral: „Lobe den Herrn rc." leitete die Festrede ein, welche der Schüler und Nachfol ger Beuth'S, Herr v. Pommer-Esche (zur Zeit Oberprä- sident der Rheinprovinz) auf einer Rednerbühne zwischen den Standbildern Thär'S und Beuth'S hielt. Die Rede gab einen sehr interessanten Rückblick auf da» Leben und Wirken Beuth'S, sowie auf den Umschwung der preußi schen GewerbSthätigkeit durch seinen Einfluß. Unter einem dreifachen Lebehoch auf den König fiel die Hülle und im Hellen Sonnenstrahl erglänzte daS Erzstandbild. Dasselbe, 9^' hoch, ist von Kiß modellirt und stellt Beuth in männ lichem Alter im einfachen zugeknöpften Gehrock und un bedeckten Haupte» dar. DaS Postament, zu welchem Gra- lein Janauscheck eine zahlreiche Theilnahme der Theater freunde zuwenden. Vortrefflich unterstützt wurde die Aufführung nament lich noch durch Herrn Quan ter als König Kreon. Der Rolle deS Jason, den der Dichter gar zu einseitig als antiken Lump gezeichnet hat, ist wenig Wirkung und Haltung abzugewinnen; Herrn Marimilian gelang das um so weniger, als seine Recitation gar zu sehr dem Wechsel auffahrender Kraft und bi» zur Undeutlich keit abfallender Schwäche der Tongebung unterliegt. Fräulein Ulrich gab die Kreusa angemessen, obwohl zu modern in der Färbung. C. Banck. Der zoologische Garten in Dresden. II. Nachdem wir in unserm ersten Artikel über die Er öffnung deS zoologischen Garten» berichtet und einige einleitende und allgemeine Bemerkungen an diesen Be richt geknüpft, wenden wir unS in Folgendem der Haupt sache, dem Thirrbestande, zu. Derselbe kann sich natür lich noch nicht mit dem anderer, schon längere Zeit be stehender Institute messen, und e» ist eben nur ein Anfang, der aber einen glücklichen Fortgang und eine erfreuliche Entwickelung verspricht. Auch ist zu bemerken, daß der Thierbeftand noch vollzähliger bei der Eröffnung erschienen sein würde, wenn die ungünstige Witterung dem Transporte vieler bereit- vom hiesigen Garten acquirtrten Thiere nicht entgegen gewesen wäre. Treten wir unsre Thirrschau an, so fesselt unS beim Eintritt in den Garten, von der Restauration her, zu nächst der Antilopcnpark; eine eingehegte runde Wiese, in deren Mitte sich al» Stall ein Häuschen in zierlich leichter Holzarchitcktur erhebt. Bi» die Antilopen ein treffen, sind einstweilen in diesem Parke die Rennvögel, Strauß und Casuar, einquartiert. Dor erstere, rin afri- nitstufen führen, enthält in zwei Rethen übereinander acht Basrelief», modellirt von Drake; die obere Reihe zeigt die allegorischen Gestalten der Wissenschaft, Kunst und Industrie, die untere Reihe bringt Darstellungen von Beuth'S schaffender Thätigkeit und zeigt die Hervor ragendsten seiner Zeitgenoffen, mit denen er in Verbin dung gestanden: Grethe, Humboldt, Ettelwein, Schinkel, Rauch, andererseits die bedeutendsten Maschinenbauer, welche zum Theil seine Schüler, wie Borstg u. dergl. m. Nachdem dir Hülle gefallen, sprach der Handelsminister v. d. Heydt den Dank deS Königs, der Regierung und de» Vaterlandes sür die Errichtung des Denkmals aus, dann folgte die Nationalhymne. Die Gewerke re. zogen darauf salutirend bei dem Denkmal vorüber und brachten dann dem Könige ein begeisterte» Hoch, eine gleiche Ova tion erfolgte von Seiten de» zahlreichen, die anliegenden Straßen füllenden Publikums. — Der König ließ die Mitglieder des CentralcomiteS, welcher sich der Errichtung de» Denkmals unterzogen hatte, zu sich rufen und sprach seinen lebhaften Dank sür ihre Bemühungen auS. — Ein Festmahl vereinigte heute die Mitglieder de» von Beuth gestifteten und lange geleiteten Vereins für den Gcwerbfleiß in Preußen im Kroll'schen Locale. Es ward dabei nur der Toast auf den König und daS königliche Haus auSgebracht; dagegen aber zur Feier deS TagcS ein Festspiel, gedichtet von Rudolph Löwenstein, zur Auf führung kommen. AuS Oldenburg, 9. Mai. (N. P. Z.) Auf die Land tag Ssitzung, in der die Frage über Anwendung der Regulative (wegen der Beamtengehalte) zur Verhand lung kam, war man im Lande sehr gespannt. Die Ma jorität des Ausschusses (Niebour u. s. w.) hatte die An sicht ausgestellt, daß der Regierung nur zustehc, das Minimum des GehalteS bei Anstellung der Beamten zu gewähren, und daß jede Zulage von der Zustimmung de» Landtages abhängig sei; die Minorität deS Ausschusses (die Beamten) widersprach. Die Debatte war stürmisch. Der Marschbaucr Ahlhorn feuerte grobes Geschütz gegen die Minister ab. Ordnungsruf, Tumult, Rückzug und Niederlage der Majorität, Wohl herbeigesührt durch die Drohung des Ministerpräsidenten v. Rössing, den Landtag sofort aufzulöscn. Obgleich also die ganze Sache in der Schwebe bleibt, so konnte doch der Landtag-Präsident August Niebour die Niederlage nicht verwinden, und er legte Präsidentenstab und Mandat nieder. Heidelberg, 12. Mai. (F. I.) Unsre Stadt prangt heute zu Ehren der hier anwesenden Mitglieder deS deutschen Handelstages in festlichem Schmucke. Die Häuser, besonders an der Hauptstraße, sind mit schwarz« roth-goldenen Fahnen und solchen mit der badischen Lan» deSfarbe geschmückt. In dem Schloßgarten wurde gestern von einer auswärtigen Militärmusik ein großes Concer t gegeben. Ein gleiches findet auch heute statt. Die Ge neralversammlungen werden in der ebenfalls festlich ge schmückten Aula deS UniversitätSgebäudeS abgehalten. Diese nehmen morgen ihren Anfang. Die Tagesord nung ist: Einführung deS allgemeinen HandelStageS, seine Verfassung, seine Wiederkehr und seine dauernde Vertretung; Maß- und Gewichtseinheit in Deutschland; Münzeinheit in Deutschland. Von auswärtigen Theil- nehmern an der Versammlung sind schon gegen 300 an gekommen; doch wächst deren Zahl mit jedem Bahnzugr. Die Gasthöfe sind zum Theil schon mit Fremden ange füllt; sollten diese nicht au-reichen, so haben sich viele Privatleute erboten, Gäste bei sich aufzunehmen. Außer der schon genannten Feierlichkeit werden andere im Laufe der Woche stattfinden, zu welchen bereits die nöthigen Vorbereitungen getroffen werden. DaS Geschäftszimmer deS HandelStageS ist im Museum. Heidelberg, 13. Mar. (T. d. K. Z.) Der deutsche Handelstag hat heute sein Büreau constituirt. Das selbe besteht aus den Herren: Hansemann (Berlin) al» Präsidenten, Ritzhaupt (Heidelberg) al» erstem Viceprä- sidenten, v. Wertheim (Wien) al» zweitem Vicepräsiben- ten; zu Schriftführern wurden gewählt die Herren: Här ter (Düsseldorf), Weigel (BrcSlau) und Puscher (Nürn berg). Die von dem Präsidenten de» Handelsministeriums, kanischer Strauß (8irutkio eamelu«), schreitet, sobald man an die Umfriedigung tritt, langsam auf Einen zu und blickt dabei den Besucher ruhig und indifferent an; nur da» große, bekanntlich wunderbar scharfsichtige Auge, daS von einem beweglichen Lide und langen Wimpern ge schützt ist und, wie daS menschliche, nach vorn in die Fläche de» Gesichts tritt, giebt, obgleich es nicht sehr glänzend ist, dem Thiere einige» Leben. Von dcm Bilde deS Strauße», wenn er alS flüchtiger Renner der Wüste, weitauSschreitend und die Flügel segelgleich ausgespannt, pfeilschnell dahinschießt, giebt er in seiner gedrückten Stimmung kaum eine annähernde Vorstellung. Hat die Sage Recht und ist eS angeborne Stumpfheit und Dumm heit, die wie rin Schatten auf seiner Erscheinung ruht? Heißt eS von ihm doch im Buche Hiob: „Gott hat ihm die Weisheit genommen und Verstand hat er ihm nicht gegeben." Oder ist seine Stumpfsinnigkeit die Frucht der Gefangenschaft und Sklaverei, die ihn zum HauSvogcl degradirten; sind die Schatten der Melancholie die Rcflere seiner Sehnsucht nach der schrankenlosen Freiheit der Wüste, nach dem Gluthhauche seiner heimischen Atmosphäre; ist eS Heimweh nach den öden, stillen Karroo-Ebenen oder nach den unermeßlichen Wüsten jenseits deS Orange flusse», wo die Riesrnvögrl zu Hunderten in Gesellschaft deS Gnu'S und Springbocks streifen? Magenbcschwerden sind e» jedenfalls nicht, die den Vogel drücken. Der Straußenmagen ist sprichwörtlich geworden, und mancher Gourmand wird beim Anblicke deS Vogel» aufseufzcn und denselben, wenn auch nicht um die Indifferenz sei ner Gcschmacksorganr, dock, wegen der Muskelflärk« seine» Magen», die sogar Kieselsteine überwindet, beneiden. Montluc machte bei einer langwierigen Belagerung einen Strauß, der ein Hufeisen verschlang, zu seinem Wappen mit der Devise: „Durum, «eck ckigerii" (etwa: schwer ge kaut, doch verdaut). Die Fortpflanzung dc» Strauße»
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