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Dresdner Journal : 25.05.1861
- Erscheinungsdatum
- 1861-05-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186105257
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18610525
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18610525
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1861
- Monat1861-05
- Tag1861-05-25
- Monat1861-05
- Jahr1861
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- Dresdner Journal : 25.05.1861
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.U 118i,>E«i»». , -.,, Sonnabend, den 25.Mai. 186 l > - -- --- -l < , >»---« - >. >-«- — ... . . .-- - > —— Iboaumunlvpreiftr ILKrU-l»: b INlr. 10 ki,r. in lUuck»«».j Im Ln»1»»La tritt ?o«t imä 8i«wp«wu- >ovl»x vinan. -llserattapretfr: ^ür cl«o N»nw «i»«r »«»p»>t«a«w 2«U«: 1 NUN vQter Li« L«U«: 2 Nssr. «rschrturn: ILziiek, mit ^Q»o»km« L«r Sona- vvck k«i«rt»^>, Nir L«v tvlx«o<i«o laU. ^iitkri.: 1 „ 10 ,. ,, «oimtlicd in vr,,L«: 15 Xxr Lin»«!»« Nnwmrrni 1 N^r. Dres-mrIourml. Verantwortlicher Redakteur: I. G. Hartmann.' »nseralrmmnuhmr auvwürt«: I^ixaiU: t». 6«mmi»»ioolir Le» dresdner I»nn»»Is; ebeodLieldii: tt. üti»««»; sttian»: t Voor.1»; Lariill! O»oriv»'»^k« üuei>I>., 8ur««u; Lremso: L. 8enl.orre; kr»llilwri «. H.: Uucl>k»ndlunis; Ldlo: >ooi.r 8Lor«r»; k«ri»: v. (28, rue de, dou, eos»n»); kr»U: I-'«. Lnnl-lvu » ÜULkbnndluiiU. Herausgeber: Nünigl. Lrpediiion Ls» Dresdner Iourn»Il, Dresden, blsrieosir«»»« Nr. 7. ÄmtLicher Theil. Bekanntmachung de» Ministerium» de» Innern. In Gemäßheit von 8- 6 der Verordnung über den Geschäftsbetrieb ausländischer Versicherungs-Anstalten im Königreiche Sachsen vom 16. September 1856 wird von dem Ministerium de» Innern andurch bekannt gemacht, daß die Lebensversicherung»- und Ersparniß - Bank in Stuttgart den Vorschriften in 88. 2 bi» 4 dieser Verordnung Ge nüge geleistet und tuSdrsondere di« Stadt Zittau al» ihren Sih in Sachse« gewählt hat. Dresden, den 14. Mai 1861. Ministerium des Innern, Arhr. ». Beust. Demuth. Nichtamtlicher Theil. Uebersicht. Telegraphisch« Nachrichten. Zeitnußsschaa. (Flyveposten. — Morning-Advertiser. Tempo.) Taars-rschichte. Dre»den: Dom Landtage. — Wien: !Oie Hindernisse für Oesterreich und Piemont in Ita lien. Evangelische Garnisonkirche. Vermischte». — Pesth: Kammerverhandlungen. — Agram: vom H Landtage. — Gran: Zur Eteuererecution- — KetS- L_kemet: Da« Denkmal Katona'S.enthüllt. — Ber- lin: Aammerverhandlungrn. Tumult. Zur Stader Zollablösung. — Frankfurt: Vom Bunde. Die Königin der Niederlande. Versammlung der Aerztr. Erklärung Oesterreich» bezüglich de» Antrags Preu ßen» in der HeereSsrage. — Paris: Tagesbericht. — Turin: Au» der Kammer. — Neapel: Procla- mationen au» Anlaß de» Statthalterwechsel». — Madrid: Santana bleibt in San Domingo. — Stockholm: Interimistische Regierung. — St. Pe tersburg: Waffenausfuhrverbot für Bessarabien. Fürst Orloff -f. — Von der Weichsel: Die Unter suchung gegen die Aprilverhaftetrn beendigt. — Kon stantinopel: Au» der neuesten Post. Dresdner Nachrichten. Proviazialnachrichtrn. (Zwickau. Reichenbach.) Die deutsche Lehrerversammluug in Köthen. Vermischtes. Statistik und Lolkswirthschaft. Feuilleton. Tageskalevder. Inserate. Börsen- Nachrichten. Telegraphische Nachrichten. Pari», Donnerstag, 23. Mai. Aut Messina wird -eareldet, daß daselbst einige republikanische Bandeu zersprengt worden seien. Bon der polnischen Grenze, Donnerstag, 23. Mai. Kür das Königreich Polen ist em Bauernablösuugtgrsetz erschienen. Die Krohn- dienst« werden vom 1. Oktober au aufgehoben. Behufs des AblösuugsmoduS ist das Königreich in 4 Abtheilungrn gethrilt. Konstantinopel, Donnerstag, 23. Mai. (Tel. d. „Köln. Ztg.") Vorgestern fand bei dem Marquis v. Lavalette die erste Zusammenkunft der hier weilenden Diplomaten zur Besprechung der beabsichtigten Reorganisation Syriens statt. Die Mitglieder der Commission von Beirut wohn ten der Sitzung bei. Der Ministerrath beschäf tigte sich vorgestern mit derselben Krage. Belgrad, Donnerstag, 23. Mai. Omer Pa scha ist heute hier eingetroffeu, von den Musik chören der türkischen sowohl, wie der serbischen Truppen empfangen worden und Abends über Se- rajewo nach Mostar weiter gereist. London, Donnerstag, 23. Mai.*) Nach hier eiugrtroffeuen Nachrichten aus New-York vom 11. d. marschiren Itt.vvv Separatisten gegen Wa shington; vom Norden her ziehen von allen Sei ten Truppenmassen dahin; in Washington sind zweckmäßige Vorbereitungen getroffen worden. New-York, 11. Mai. (Tel. d. „Wes.-Htg.") Die Truppenzuzüge aus dem Norden nach Washing ton dauern fort. Auf beiden Seiten wird fort während energisch für den Krieg gerüstet. West- virginien hält gegen die Seceder fest zur Union. In einem Theile von Kentucky sollen die Sklaven im Aufstand sein. In Texas haben sich einige Abtheilungen Bundesmilitär den Rebellen ergeben. Rach einem Telegramm des Reuter'schen Büreaus hatten die Virginier sich des Dampfers „Seldon" bemächtigt. Der „Great-Castern" war zu New- York angekommen, und die Regierung hatte Unter handlungen angeknüpft, um ihn als Transport schiff zu miethen. New-York, 14. Mai. Die Blokade der Häfen Virginien» ist vollständig ausgeführt. Charleston, Savannah und Orleans werden binnen 1 Woche blokirt »erden. Die Bundettruppeu besetzten Baltimore und verkündigten den Belagerungs zustand. *) Wiederholt, «eil nicht in allen Sremplaren der letzten Rümmer d. Bl. enthalten. Dresden, 24 Mai. Die Antwort de» dänischen ConseilSprLstdenten Hall auf die Reichstagsadresse wird von „Flyvepo- sten" scharf getadelt. AuS dem Ausdrucke: „Holstein müsse «ine selbstständigere Stellung im Staate gegeben werden", könne nicht ersehen werden, ob die Regierung außerhalb der allerhöchsten Bekanntmachung vom 28. Januar 1852 treten wollte, den Gesammtstaat aufgeben und eine Aussonderung versuchen, oder ob es sich um rin Provisorium oder einen dauerhaften Zustand handle. Und wa» die vom Minister ausgesprochene FriedrnShoff- nung betrifft, meint da» Blatt, daß e» ganz in der Ordnung sei, nachdem die englischen Minister dieses so oft in der letzten Zeit ausgesprochen, daß auch unser Minister dasselbe thue, aber eine Beruhigung könne man darin gewiß nicht finden. Der „Marning Advertiser" bringt einen Leit artikel über die Elbherzogthümerangrlegenheit, welcher sehr wohlthätig absticht gegen die gemeiniglich in der englischen Presse herrschende Auffassung. Es heißt da rin u. A.: „DaS dänische Volk, mit welchem die Deut schen gern auf gutem Fuße leben möchten, befindet sich in den Händen von Agitatoren, die, trotz aller histori schen Tendenzen und der wirklichen Sympathien der Schleswiger, da» eigentliche Dänemark bi» an die Eider auSzudehnen suchen, während die wirkliche Grenze dieser Monarchie die Echottburger Au ist. Südlich davon be ginnt Schleswig-Holstein, ein Land, das mit Dänemark nur durch Personal-Union zusammenhängt. Wie viel Streit und Elend könnte vermieden werden — bemerkt da» genannte Blatt ferner —, wenn Dänemark Gerech tigkeit-liebe genug besäße, seine CrntralisationSversuche aufzugrben und zu dem RechtSzustande von Jahrhunder ten zurückzukehren! Kurzsichtigerweise wird oft die verkehrte EentralisationSpolitik Dänemarks damit verthei- digt, daß e» stark sein müsse, um die Einfahrt in die Ostsee besser hüten zu können. Aber man solle doch be denken, daß, wie die Dinge jetzt ständen, sehr viele der in dänische Regimenter vertheiltrn Schleswiger im Falle eine» Kriege» ziemlich unzuverlässige Soldaten sein wür den. Und die« — fährt der „Advertisor" fort — nennt man rin starke» Königreich schaffen, als Hüter der Ost- serpforte gegen Rußlands Vordringen! Nun, die ein zige Stärke, die Dänemark in der Ostsee bewies, zeigte sich darin, daß eS Jahrhunderte lang gegen alle Vorstel lungen Europa» an dem räuberischen Eundzoll festhielt. Und nur mit harten Thalern konnte diese Erpressung abgelöst werden. Gerechtigkeit gegen die deutschen Her zogtümer würde viel politische und sociale Trübsal be seitigen und zugleich der kommerziellen Entwickelung gün stig sein. Der Eidercanal, den die SchleSwig-Holstetner längst für Kauffahrer von großem Tonnengehalt schiff bar machen wollten, den aber Dänemark nicht in eine große Serstraße verwandeln lassen mag, würde dann tzen Verkehr zwischen Nord-, und Ostsee erleichtern. Jedes Hrmmniß der Handelsfreiheit würde, zum Vortheil für England wie für die Herzogtümer, Wegfällen. Von welchem Gesichtspunkte wir also die Frage ansehen, ist, denken wir, Grund für un» vorhanden, auf Seiten der schleswig-holsteinischen Sclbstregierung zu sein; und wie wir die wahren politischen Interessen der ncrdischen Na tionen überhaupt ausfassen, sind wir gewiß, daß sie selbst am Ende nur gewinnen könnten, wenn die unausführ bare Aufgabe, die Herzogtümer in blose Provinzen der dänischen Monarchie zu verwandeln, kurzweg und auf richtig aufgegeben würde." Ein Korrespondent deS „Tempo" giebt folgende Schilderung der gegenwärtigen Zustände inJt alten: „Italien befindet sich in einer beunruhigenden, unschlüs sigen, entnervenden und wahrhaft bedauernswerten Lage. In den nördlichen Provinzen herrscht auf dem Lande Niedergeschlagenheit und große Verstimmung. In den Südprovinzen herrscht dumpfe Unzufriedenheit, welche sich von Zeit zu Zett durch Demonstrationen kundgirbt und dem Räuberwrsen einen noch düstern und beinah« ernst» lich drohenden Charakter verleiht. Im Parlament herrscht eine unbesiegbare, durch schleppende Diskussionen schlecht verhehlte Mattigkeit, welcher sich ein vage» und nieder- drückende- Gefühl von Ohnmacht zugesellt. In der gan zen Nation endlich macht sich ein passives, durch fremde Hilfe beunruhigtes Zuwarten bemerkbar, und unter dem Druck diese» ZuwartenS eine zu allgemeine und fast ab solute Ueberlassung der italienischen Politik in die Hände Cavour'»." Tagtsgeschilhte. Dresden, 24. Mai. Die Erste Kammer erledigte heute die da» Gesammtministerium und da» Departement der Finanzen betreffenden Abtheilungen de» Ausgabe« budgrt», indem sie sich überall den bewilligenden Beschlüs se« der Zweiten Kammer anschloß. ----- Wie«, 23. Mai. Die Depesche, welch« Graf Rechberg am 27. April an den k. k. Botschafter in Lon don gerichtet hat, hat in der Zweiten Kammer des zu Turin versammelten Landtags zu einer Interpellation an den Grafen Cavour durch den Abg. Tecchio geführt. Ersterer hat auf diese Weise eine willkommene Gelegen heit zu einer GegenauSlassung erhalten. Wir haben letz tere zwar vorläufig nur durch eine kurze telegraphische Nachricht kennen gelernt, doch scheint sie den Kern der Rede zu enthalten. „Europa soll erfahren, daß Oester reich, seiner guten Absichten ungeachtet, nie dazu gelangen werde, in Venetien freisinnige Einrichtungen etnzuführen, weil e» dabei aus unübersteizliche Hindernisse stoße." Daß solche Hindernisse der kaiserl. Regierung von dem Grafen Cavour selbst bereitet werden, und daß diese In terpellation und ihre Beantwortung keinen andern Zweck hat, als ein neue» solche» Hinderniß zu werden, ver schweigt der Ministerpräsident. Sind übrigen» dergleichen Hindernisse dazu angethan, auf den Besitz eineS Lande» zu verzichten, so sind wir zu der Frage berechtigt: warum denn die Regierung deS König» Victor Emanuel sich nicht beeilt, der gewaltsam ergriffenen Herrschaft über da» Kö nigreich Neapel zu entsagen ? Offenbar sind die Hinder nisse zur Behauptung diese» Besitze- ungleich größer, al» die, welche Oesterreich in Venetien zu bekämpfen hat. Nie hatten wir Ursache, zu so entsetzlichen Mitteln zu greifen, als sie in Unteritalien nun fast seit Jahr und Tag un ausgesetzt Vorkommen. Diese massenhaften Einkerkerungen Feuilleton. , Briefe aus Italien. Rom, 6. Lpril I86l. (Fortsetzung au« Rr. 118.) In Neapel lauteten die Nachrichten aus Rom einige Male so, daß der Entschluß, hierher zu gehen, schwankend werden konnte, und Sie werden mir glauben, daß ich mit einiger Erwartung nach eigner Anschauung der hiesigen Zustände hier ankam. E» mußte überraschen, mehr Fremde zur Charwoche hier versammelt zu finden, al» wir bi»her im ganzen Italien zusammengenommen »«getroffen hatten. Unter den Ausländern überwiegen bei weitem die Engländer, demnächst auch die Franzosen, da die französische Besatzung doch manchen Familien nachzug hrrbeizieht. Außerdem aber ist die Zahl der Italiener, die von Neapel, au» den römischen Provinzen und auch von ToScana au» sich hier infolge der Neu gestaltung der Dinge versammelt habe«, sehr bedeutend. Wer sich aber de» Bewußtsein» dieser Zeitereignisse ent- schlagen könnt« und da» Wesen der Römer nicht kennt, würde manche Woche hier weilen können, ohne irgend Etwa» davon zu merken. DaS TageSleben geht hier äußerlich hin seinen Gang wie zuvor, anscheinend völlig ungestört, und Nicht» scheint anzudeuten, daß man doch hier nur von einem Tage zum andern, erwartend, in höchster Spannung, geheim thätig und in einem poli tischen Jmbroglio lebt. Und doch ist e» so. Die eine Partei beharrt fest auf dem Bestehende«, obwohl die Mittel zu dieser Stellung auSgrhra; die ander«, der die Masse de» Volke» zugehört, strebt ungeduldig und rück sichtslos dem neuen Ziele zu, ohne sich wohl von einer geeigneten Lösung der vorhandenen Eonfiicte eine klare vorffellung zu machen. Und diese Frage setzt geübter« Politiker, al» die jungen Italiener sind, in Verwirrung. Bei dem Allen steht die Thatsache fest, daß die hiesigen Zu stände, wie sie sind, nicht mehr zu lange beharren können. Die französische Besatzung RomS zählt ungefähr 18,000 Mann; in der Umgegend, Civita-Vecchia mit gerechnet, steht eine gleiche Zahl, weit mehr, al» zur Erhaltung der Ruhe nöthig wären. Die Franzosen thun die Mehrzahl des Nachtdienstes; überall trifft man fran zösische Schildwachen, auch zwischen den Ruinen des alten Rom», am Kolosseum rc., überall auch findet man fran zösische Casernen, d. h. Gebäude von Klöstern, vom La teran, von E. Maria-maggiore, von den Capucinern am Piazza-Barberini, die zu Casernen eingeräumt find; auch die Thermen Diocletian'S sind zu Strohaiedrrlagen avan- cirt. Viel wird erercirt und getrommelt, wie in einer stark besetzten Festung. Nacht» wandern französische Patrouillen um, mehr auf die politische al» polizeiliche Sicherheit der Stadt achtend; für letztere patrouilltrt von Sonnenuntergang bi» sechs Uhr Morgen» die französische Polizei. Daß nächtliche Beraubungen in entlegenern Stadttheilrn öfter» geschehen, ist wahr, in einer großen, mit armer Bevölkerung wohlvrrsrhenrn Stadt indeß nicht außergewöhnlich; am Tage ist'- überall sicher. Die poli tische Spanüung ist aber auf» Aeußerste getrieben. Alle politischen Regungen nehmen hier um so mehr einen geheimen Gang, al» keine Zeitungen rristirrn, denn die hiesigen beiden Blätter haben keinen Anspruch auf solchen Namen, sie ignorirrn sogar da» übrige Italien. Während im übrigen Italien die Tageipresse bi» zu überspannter Thätigkeit sich entwickelt hat und jeder Stadtbewohner, wenn er überhaupt lesen kann, der fleißigsten ZeitungSlectüre sich ergiebt, waltet hier in dieser Hinsicht eine mittelalterliche Stille, und die römische Grenze bildet eia literarisch unbeschrittene» Gebiet. So halten denn Gerüchte aller Art ihre Umtriebe mit allen Consequcnzen sanguinischer Combinationen und Hoff nungen. Ueber Rom selbst laufen dabei Täuschungen um. Vollendete und sich behauptende Thatsachen haben und bilde« sich immer ihr historische» Recht. In Betteff der italienischen Ereignisse und Zustände wird eS, abge sehen von jeder theoretisch betrachtenden Politik, praktisch endlich darauf ankommen, ob Piemont die materielle und pekuniäre Kraft hat, seine gewonnene Vergrößerung oder vielmehr die Vereinigung Italiens durchzuführen. Bi» jetzt muß man da» bezweifeln, so hoch man auch Energie und politische Klugheit in Anschlag bringt. Es würde anders sein, wenn die Italiener auch in Mittel- und Unteritalien ihrer respectabrln Nationalitäisidee, die sich so begeistert und phrasenvoll ausspricht und aus singt, auch die geeigneten Thaten in jeder fördernden Auf opferungsfähigkeit hinzufügten. Diese Thaten wären „Geld geben" und „Soldaten stellen". Zu Beidem aber will man sich — einzelne Ausnahmen abge rechnet — nicht wohl bequemen; macht aber dagegen provinzielle Wünsche, Vorrechte und Gewohnheiten parti- cularistisch geltend, und möchte weit eher nur Erleich terungen von Lasten und neue Einnahmen ohne Mühen. Die Opfer an Geld und Menschenleben, die bisher ge bracht wurden, der bewegende Geist und die moralische Kraft gingen, wenn man da» Volk im Ganzen in» Auge faßt, nur von Oberitalien auS. Durch die» Mißver- hältniß ist die Kraft Piemont» vielmehr zersplittert, al» verdoppelt, und muß bi» jetzt mit Hinblick auf da» Ziel zu schwach erscheinen. Kaiser Napoleon würde bei der jetzigen Lage der politischen Umstände Piemont fast einen übel« Gefallen thun, wenn er die französischen Truppen au» Rom zurückzöge, denn dir Besatzung dieser Stadt forderte wiederum ein Armrecorp». Italien aber ist Garibaldi die 500,000 Mann Streiter, die rr forderte, noch schuldig geblieben. und Hinrichtungen, da» Niederbrennen von Städten und Dörfern, diese Auflösung aller staatlichen Bande, dieser Zustand vollständiger Anarchie sind in Venetien unbe kannte Erscheinungen. Alle Staatsmänner, di« von Tu rin nach Neapel geschickt worden sind, haben sich dort binnen kurzer Zeit abgenutzt; eine Verwaltung ist auf die andere gefolgt, ohne Boden gewinnen zu können; erst eben kehrt selbst rin königl. Prinz nach vergeblichen Anstrengungen entmuthigt in die Hcimath zurück und Graf Ponza di San Martino, der bestimmt ist, seine Stelle einzunehmcn, erwartet kaum selbst ein bessere» LooS. Aber auch in den andern Landestheilrn wirb die Autorität der neuen Staatsgewalt mißachtet. Graf Ca vour hat sich im Landtage und den Cabineten gegenüber verbindlich gemacht, Frieden halten zu wollen. Dagegen erfahren wir, daß in der Lombardei ein Garibalbi- ver ein gebildet worden ist, der durch ganz Italien die Mittel auftreibt, Waffen und Kriegsbedarf für einen Volkskrieg anzuschaffen, und daß selbst Kirchenglocken ein geschmolzen werden, um Kanonen daraus zu gießen. Die unter dem Namen „kxli di Oaridaldi" angeworbenen Frei willigen haben die Pflicht, sür ihre militärische Ausbil dung selbst zu sorgen, und müssan sich bereit halten, zu jeder Stunde dem Ruse zu den Waffen zu folgen. Die» geschieht zur selben Zeit, wo die Regierung ihre gedien ten Soldaten in großem Umfange beurlauben muß, weil der Staatsschatz erschöpft und außer Stande ist, sie zu besolden; wo eine bewilligte Anleihe von 500 Mill. Lire nicht untergebracht werden kann, und wo die Abgeord neten selbst zögern, da» Budget zu bewilligen. Ist Ita lien so -reich, um für die Ausrüstung einer Million Frei williger zu sorgen: warum läßt eS denn da seine StaatS- regierung in Noth und Verlegenheit? Warum vertraut es nicht ihr lieber daS Mittel zur LandeSbcwafsnung? Wa rum bilden sich denn Gewalten neben der Regierung, welche im großartigsten Maßstabe Heere auf eigne Faust organistren? Sind da» so wohlgeordnete Zustände, daß sie den Nachbarn gegenüber al» mustergiltig bezeichnet werden dürfen? Die Hindernisse, auf welche dir sardi- - nische Regierung stößt, die Schwierigkeiten, gegen die sie zu kämpfen hat, sind ohne alle Frage ungleich größer, al» diejenigen, welche Oesterreich in Venetien entgegen stehen, und es gehört die staunen-wertheste Anmaßung dazu, auf Grund einer angeblich günstiger» Stellung Venetien zu beanspruchen, um es der Segnungen theil- haft werden zu lassen, di« Sardinien den Völkern berei tet, die r» sich unterworfen hat und die e» nur mit der blutigsten Strenge und dem Aufgebot der ganzen Kraft festzuhalten vermag. Wien, 23. Mai. (W. Bl.) Erzherzog Franz Karl ist heute von Prag zurückgrkehrt. — Der Iurie» Ouriae Graf Apponyi ist gestern Abend wieder nach Pesth zurückgekehrt. — Die Änweihung der neuen evange lischen Garnisonkirche am Alservorstädter Glaci» wird am erst«« Sonntage im Monat August d. I. er folgen. E» ist dir» die erste evangelische Garnisonkirche in der österreichischen Monarchie. Die Kirche hat eine Länge von 21, und eine Breite von 11 Klaftern und ist in der Mittelwölbung sogar etwas höher, al» der Dom von St. Stephan. Für die HerstellungSarbriten wurden vom Finanzministerium 10,000 Fl. bewilligt. Pesth, 22. Mai. (O. P.) Dem Vernehmen nach soll die militärische Steuereintreibung im ganzen Lande ststirt werden. Man glaubt, daß der Landtag ein pro visorisches Auskunftsmittel finden wird, um bi» dahin, wo er über die Steuerfrage definitiv zu beschließen in der Lage sein wird, die StaatSfiaanzen für den Steuer ausfall zu decken. — In der heutigen Sitzung deS Un terhauses zeigt der Präsident an, Kol. TiSza habe schriftlich eine Motion eingereicht, dahin gehend, da» Hau- möge einen Comitö von 9 Mitgliedern wählen, wel cher während der Abreßdebatte die dringende Frage der Rechtspflege berathen und auf Grundlage der Beschlüsse der Judercurialconferenz, welche bloS einen privaten Charakter haben, dem Landtage ein Rechtsprovisorium Vorschlägen soll, damit die Rechtspflege interimistisch ge ordnet werde, bi» der Landtag Zeit haben wird, die Co- Unter den päpstlichen Truppen fallen jetzt vornehm lich die Zuaven auf, eine neugebildete Fremdenlegion auS verschiedensten Nationalitäten zusammengesetzt, wobei die Belgier überwiegen. Ihre Zahl beträgt 700 bi» 800, ihr Sold ist karg, ihre Caserne an der Via-appia bietet ihnen nur ein Nachtlager auf dem harten Fußboden. Zu thun freilich haben sie fast Nichts. Etwa 200 unter ihnen, wohlhabende Abenteurer auS bessern Ständen, nehmen keinen Sold und machen sich ihr träge- Leben wohl zu Nutze; sie füllen Casös, Restaurationen und FiakerS, und benehmen sich überall vorlaut und über- müthig. Ihre, den französischen Zuaven nachgebildete Uniform, halb muselmännisch, hellgrau mit rochen Bor düren — dazu entblößter Hals —, ist nicht geschmack los, sogar elegant; doch will ihr mamelukenartigr» An sehen wenig zu dem Dienste der Kirche passen, in dem sie stehen. (Schluß folgt.) Literatur. Von Gutzkow'S „Zauberer von Rom" ist soeben der neunte (letzte) Band erschienen und somit ein dichterische» Werk zum Abschluß gelangt, da» al» die Frucht ernster und jahrelanger Gedankenarbeit bezeichnet werden muß. Au» umfassenden, gründlichen Studien hervorgegangen und mit bewundernSwerthem Compofi- tionStalcnte angelegt und auSgesührt, bringt diese» um fangreiche poetische Gemälde «ine Fülle lebensvoll ge zeichneter Gestalten und birgt einen so seltenen Reich- thum an Schätzen de» Geiste» und GemütheS, wie die moderne Literatur keinen zweiten ähnlichen Roman auf« zuweisen hat. „Rückblick auf die Entstehung und Ent wickelung deS Verein» sächsischer Künstler zur Unterstützung hilfsbedürftiger Künstler und Künstlerinnen und deren unbemittelten Hinterlassenen. Dresden, E. Bloch-
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