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Dresdner Journal : 15.09.1861
- Erscheinungsdatum
- 1861-09-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186109158
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18610915
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18610915
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1861
- Monat1861-09
- Tag1861-09-15
- Monat1861-09
- Jahr1861
- Titel
- Dresdner Journal : 15.09.1861
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Stink Königliche Hoheit^ der Kronprinz ist gestern Abend ^7 Uhr nach Schloß Brübl am Rhein gereist. Dresden, 12. September. Se. Majestät der König haben die characterlsirtrn Assistenzärzte vr. Schalle, Ziegler, vr. Roßberg, vr. Kündigrr, Zimmer, Helbtg, vr. Klemm, Küchler, Druschky, Mol« dau und Tietze vom Eanitäts - Corp» zu wirkuchen Assistenzärzten allrrgnädigst zu ernennen geruht. Dresden, 13. September. Ee. König!. Majestät haben allrrgnädigst geruht, dem Assistenzarzt vr. Mar tini vom Sanität» - CorpS die erbetene Entlassung ari der Armee, mit der Erlaubniß zum Tragen der für ver abschiedete Militär« Oberärzte vorgeschricbenen Armee« Uniform, zu bewilligen und die Civilärzte vr. Hugo Pleißner und vr. Ernst Leberccht Lenk zu Assistenz ärzten im obengedachten Corps zu ernennen. Nichtamtlicher Theil. llebersicht. Telegraphische Nachrichten. Zritvngsschna (Rrichcnbergcr Zeitung. — Spener'sche Zeitung. — Cvnftitutionnel.) Tagrsgeschichte. Wien: Tagesbericht. — Triest: Haltm Pascha. Städtewahlen. — Pesth: Eiebenbür- gische Frage. — Lgram: Landtag. — Berlin: Han delsschiffe sür den Kriegsdienst. Entwurf einer Städte ordnung. Militärfrage. — Düsseldorf: Da- Kö- nig-paar. — München: Verfammlung kathol. Ver eine. Dementi» der „N. M. A." — Stuttgart: BotkSwirthfchastlicher Congreß. Kammer. — Part-: Dementi» de» „Moniteur". — London: Handels vertrags-Unterhandlungen mit Preußen und Bel gien. Todtenfchaujury. Great - Eastern. Vermischte». Kopenhagen: Orla Lehmann. — St. Peters burg: Reise de» KatserpaareS. — Warschau: Na menstag de» Kais«». — Konstantinopel: Zoll tarif. Orden. — New-Bork: Tyler'» Niederlage in SummerSvtlle. Kriegsgefangene der Separatisten. Ernennungen und Versetzungen rc. Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichtev. (Löbau.) Statistik and Lolkswirthschaft. Feuilleton. Inserate. Tagesneuigkeite«. Börsen nachricht« v. Telegraphische Nachrichten. Wien, Sonnabend, 14. September. Es wird versichert, der Kaiser habe da» EinberufuugS- rescript zum fiebenbürgischen Landtage gestern un terzeichnet. Der firbenbüratsche Hoskanzler Krmeny hat seine Demission gegeben; der Kaiser sie aber noch nicht angenommen. Rrw-Aork, 5. September. Buttler s Expe dition bombardirte und nahm Fort Cap-HattrraS. Die Garnison wurde gefangen genommen. Buttler ist nach Washington zurückgekehrt und erklärte, zu Beginn des Winter» mit den BundrStruppen nach dem Süden gehrn zu wollen. Präsident DaviS ist gefährlich erkrankt. Dresden, 14. September. Urber de» in den letzten Nummern d. Bl. ausführ licher berichteten Beschluß der Prager Stadtverord neten, dieTschcchisirung sämmtlicher dasigenStadt« schulen betreffend, spricht sich die „Reichenberger Zeitung" folgendermaßen auS: „Dieser Beschluß einer durch die „Narodnt Lisch" terrorisirten Versammlung kommt einer Kriegserklärung gegen das deutsche Element gleich. Die Deutschen sehen nun klar und deutlich, wa» sie von einer Partei zu erwarten haben, welche so lange über Unterdrückung schreit, b«S sie sich selber stark genug fühlt, Andere unterdrücken zu können. Dieselben Männer, die in Wien, wo sie in der Minorität sind, von Föde ralismus, Autonomie und Gleichberechtigung der Na tionalitäten überflicßen, dieselben Leute wagen e», in Prag, wo sie die Majorität haben, in einer Stadt, die von alterSher ihre Blüthe den Deutschen verdankt, in einer Stadt, die nur durch deutsche Bildung, deutsche» Capital und deutsche Arbeit sich auf ihre jetzige Stufe emporgeschwungen hat, unS Deutschen jeden Antheil an den fast durchwegs von un» gegründeten und von deutschem so gut wie von tschechischem Gelbe unterhaltenen Bil- dungSanstalten zu versagen. In Wirklichkeit rst der Ver such, die Angehörigen eine- der ersten Kulturvölker unter ein tschechisches Joch beugen zu wollen, ein zu alberner, al» daß er je gelingen könnte. Aber mit Schmerz erfüllt unS der Gedanke, zu welchem Ziele alle diese Agitationen, diese Aufstachelungen von Brudervölkern, die Jahrhun derte lang friedlich zusammenlebten, denn endlich führen sollen? Zwar war e- dem Tteferblickenden längst kein Geheimniß m.hr, daß sich die Absicht der Tscheckisiiung wie ein rother Faden durch alle Pläne der Partei Palacky- Rieger hindurchzieht. Diesem letzten Zwecke diente zuerst die Interpolation der Bezeichnung „böhmisch" statt „tschechisch", sodann das Hervorsuchen der „Koruna IscheSka", da- Hrnarbeiten auf die Abstimmung nach Kopf zahl und überhaupt Alles und Jede-, was wir von dieser ertremen Partei in- Werk gesetzt sehen. Aber eine solche Hinwcgsetzung über alle Rücksichten der Geschichte, de» Recht- und der Billigkeit hätten wir doch noch nicht sür möglich gehalten. Mit jenem Beschlüsse hat der Fana tismus der Race seinen letzten Mantel abgeworfen. In jener Stadtverordnetensitzung vom 11. September ver ließen die Deutschen den Saal mit Protesten und der Versicherung, ihr Recht anderswo suchen zu wollen. Wir wissen, daß sie es finden werden. Denn wenn eine Staats gewalt in Oesterreich überhaupt noch eristirt, so kann sie eine solche Verhöhnung der Gleichberechtigung unmöglich dulden. Welche Verantwortung aber laden jene Männer auf sich, welche in einer Zeit, wo die konstitutionelle Frei heit dauernd begründet werden könnte, der Welt unauf hörlich, so scheint cS, beweisen wollen, daß in gewissen Theilen Oesterreichs kein Boden für die Freiheit vorhan den sei!" Wir verfolgen heute die (scheu von un» berührten) Artikel der „Spener'schen Zeitung" „Vom Rhein'' über die deutsche Frage weiter. Der vierte dieser Artikel sagt: Der Nationalverein hoffte auf Oesterreich» Ohnmacht, — und fährt dann fort: „Ist es nicht ein Zeichen der Zeit, daß sich der Nationalverein nicht zu seinem Vorthrile deuten kann, daß auf unfern Sänger-, Turner- und Schützenfesten, wo sich, man mag über die dort getriebene Politik denken, wie man will, der in nerste Kern des deutschen Wesens offenbart, daß selbst auf dem prosaischen Handelslage, der noch dazu unter der Aegide klcindeutschcr Professoren getagt hat, man überall die Oesterreich« als Brüder begrüßt hat? Groß deutsche Gefühlspolitik, sagt man. Nun, wir fragen: Ist nicht Oesterreich heute wie ror tausend Jahren die Schutzwehr der deutschen Nationalität und Kultur gegen den in dem russischen Reiche zu bedrohlicher Siärke her- angcwachsencn, uns von Nord und Ost einkeilendcn Sla wismus? Vertritt nicht Oesterreich in Triest und an der untern Donau eine Lebensfrage des deutschen Verkehrs, den Zusammenhang unser» Handels mit dem Orient? Und wer, sei eS auch der verstockteste Anbeter des klein deutschen Idols, kann Oesterreich das Zeugniß versagen, daß es die Lösung dieser deutschen Aufgaben seiner Po litik getreulich anstrebt? Eine Politik, weiche das Heil Deutschlands in dem Zerfall Oesterreichs sucht, muß da rum nothwendig eine falsche, einseitige sein. Jene In teressen find ewiger Natur; die Gefahren, denen man durch das klcindcutsche Programm begegnen will, sind das vorübergehende Product des franzöüschen Cäsarismus. Daß die jetzige deutsche Gesammtverfassung diesen Ge fahren gegenüber keine genügenden Garantien bietet, ge reicht ihr unser» Erachten» zum geringsten Vorwurfe; die englische Verfassung bict.t diese Garantien ebensowe nig; kein Staat kann sie bieten, wo nicht in gleicher Werse, wie in dem heutigen Frankreich, der äußern Machtstellung die individuelle Freiheit, die Theilnahme de» Volkes am politischen Leben und der allgemeine Wohlstand zum Opfer gebracht wird. Könnte aber, die Frage liegt nahe, Oesterreich seine deutsche Mission nicht auch dann erfüllen, wenn eS auS dem jetzigen Verbände mit Deutschland ausscheiden würde? Mir glauben nicht; wir glauben, daß die Herrschaft des deutschen Element» in O-stcrrcich durch eine solche Lockerung des Verbände» mit Deutschland gefährdet wäre. Jedenfalls ist dies die Ansicht der österreichischen Staatsmänner, und damit wird die ganze Frage eine müßig«; Oesterreich will sich nicht durch eine deutsche Verfassung nach nationalvercinlichcn Rrcepten von Deutschland trennen lassen, und eS wird auch nicht gelingen, dasselbe auf programmatischem Wege durch weinerliche oder polternde Journalartikel hinauS- zumanövrircn; seine Stellung in Deutschland hat sich ja, Dank ter Agitation des Nationalvcrems, neuerdings be festigt." Zu einem d« wichtigsten Punkte übergehend, sagt der Artikel ferner: „Kann unser König den matten Abklatsch der deutschen Kasserwürde, den ihm da- Na- tionalvercinSprogramm in Aussicht stellt, annchmen? Nein. Preußen kann auf die Selbstbestimmung seiner diploma tischen und militärischen Action nicht verzichten, kann sich hierin nicht einem deutschen Parlamente unterordnen, ohne seine Großmachtstcllung auszugeben, und eine Füh rung Deutschlands durch Preußen in der Weise, daß Preußens diplomatische und militärische Action ohne jede Controle, namentlich ohne deutsches Parlament, für ganz Deutschland bestürm cnd wäre, mit einem Worte: die preu ßische Diktatur wird man dcch der Nation nicht als End ziel ihr« politischen Entwickelung vorzuhalten wagen!" AuS dein letzten Theile der Abhandlung theilen wir noch folgende St.lle nut: „Jedenfalls aber, man mag über daS dereinstige Endziel der deut chcn Gesammtverfassung denken und wünschen, was man will, sollte man au» der Geschichte die Lehre zühen und beherzigen, daß jeder haltbare Fortschritt durch ein Anknüpfen an bestehende Zustände bedingt ist. Man ist jetzt ziemlich allgemein zu der Ucbcrzcugung gekommen, daß die völlige Beiscitc- setznng des Bundestages einer der größten Fehler der deutschen Bewegung des Jahres 1848 gewesen ist; man mache denselben Fehler nicht rin zweites Mal. Auch haben unser einsichtigsten liberalen Staatsmänner und Publicisten allezeit anerkannt, daß die Bundesverfassung ungeachtet ihrer Mängel eine bildungt fähige Institution sei; die Bundes«form dürfte also immer die nächste Auf gabe sein, durch deren Lösung eine Verbesserung der deutschen Verfassung zu versuchen ist." Der „Constitutionnel" äußert sich heute über Polen, nachdem er die Politik, welche Ludwig XV. bei der ersten Theilung dies» Landes beobachtete, verurlheilt: „Die The lungsmächte stehen zu dem übrigen Europa in ausgezeichneten, zuverlässigen Beziehungen; muß man ihnen, den internationalen Verträgen zuwider, dre einem höhcrn Rechte geopfert würden, plötzlich den Krieg er klären? Und wäre nicht endlich dieser chcvalereske Krieg, der aus so gewichtigen Gründen der Moral und der Po litik ein unrechtmäßiger wäre, nicht da- unklügste und abcntcuc sschste aller Unternehmungen? Berufen wir uns auf ein Beispiel. E» steht Jedem frei, wie den Herren v. Salvanti und v. Montal mbcrt, an der Sympathie dcS Kaisers Napoleon I. sür die polnische Sache zu zwei feln, obgleich es leicht wäre, eine gewisse Zahl mächtiger Gründe der individuellen Meinung dieser Herren ent- gegcnzusetzci'. Lassen wir dies jedoch auf sich beruhen. Was man aber nicht in Zweifel ziehen kann, das ist der Scharfblick Napoleons l. in der Auffassung und sein Wille, die Interessen seiner Politik zur Geltung zu brin gen. WaS war aber, Polen gegenüber, sein Interesse? Offenbar doch das, die polnische Nationalität wieder her- zuftellen. Dadurch errichtete Napoleon l. eine unüber- steigliche Schranke zwischen Rußland und Europa; er stellte im Rücken Preußens und Oesterreichs einen un erschrockenen und wachsamen Feind auf, der sich nur durch eine feste und dauerhafte Allianz mit Frankreich hätte behaupten können. Wenn also Napoleon l. Polen nicht wieder hcrgestellt hat, al» so gewichtige Gründe ihn dazu ausforderten, wenn er sich auf die zaghafte Errichtung eines GroßherzogthumS Warschau beschränkte, so hatte er offenbar erkannt, daß der Gedanke, mehr zu thun, eine Chimäre sei, und er hat stillschweigend sein Unvermögen in dem Augenblicke gerade ring«standen, in dem er sich mit einigem Recht als den Herrn von Europa ansehcn konnte. Haben sich die Verhältnisse seitdem günstiger ge staltet? Nein, Polen befindet sich heute mehr nor>, als 1809 und 1811 vor einer unübersteiglichen Schwierigkeit oder vielmehr vor einer nachgcwiesenen Unmöglichkeit. E» ist ein herzzerreißendes VerhLngniß, aber man muß dasselbe ins Auge zu fassen wissen. ES ist eine furcht bare Wahrheit, aber man muß den Muth haben, sie auszusprcchen. Welchen Rath soll und wird nun den Polen eine gesunde Politik eine aufgeklärte und aufrich tige Sympathie für das dem Herzen Frankreich» so theure gegenwärtige und zukünftige Geschick ihre» LandcS er« theilen? Den Rath, aus keine unvorsichtigen Aufreizun gen zu hören, keine nicht zu verwirklichenden Hoffnungen zu fassen, sür die polnische Nationalität nicht unkluger Weise streitige Provinzen in Anspruch zu nehmen, auf die Rußland mit ebenso großem Rechte Anspruch macht, wie die» kürzlich in Bezug auf Lithauen vorgekommen; den Rath, sich nicht zu Schritten fortreißen zu lassen, welche den Zustand verschlimmern würden, sich zu einer Versöhnung bereitwillig zu zeigen und einige» Vertrauen auf dcn Souveiän zu setzen, der in seinen Staaten die Initiative zur Hebung des Bauernstandes und zur Be freiung des Bodens ergriffen hat; den Rath, nicht zu vergessen, daß Polen unter der Herrschaft eine» andern Fürsten, der auch Alexander hi.ß — der Name ist für Polen von guter Vorbedeutung — seine Fahne, seinen Titel als Königreich, eine eigene und besondere Eristenz, eine nalionale Armee und Kammern wieder gefunden hatte. Und nicht allein in dem persönlichen guten Wil len des KaiseiS Alexander soll Polen sein Zutrauen setzen, sondern noch mehr in die Meinung aller aufgeklärten Klasfin der russischen Nation. Denn in Rußland — und das muß als Hauptumstand hcrvorgehoben werden — ist man durch einen natürlichen Fortschritt dahin gelangt, einzusehen und ohne Scheu offen zu erklären, daß es an der Zeit sei, Polen eine wcntgrr beengte, weniger ab hängige und weniger uutrrdlückte Eristenz zu verschaffen." Tngesgeschichte. Wien, 13. Siptcmber. (W. Bl.) Der lullkX curiao, Herr Graf Apponyi, wurde vorgestern von Sr. Moj. dem Kaiser empfangen und hatte darauf eine längere Besprechung mit dem ungarischen Holkanzlcr Grafen Forgach. — Heute Freitag findet cin Ministerralh statt, in welchem, wie man glaubt, die Frage wegen Einbe rufung des fiebenbürgischen Landtages zum Ab schlüsse gelangen Wird. — (Boh.) Der Notariatsausschuß hat beschlossen, den Antrag des Abgeordneten Kromer aus Aufhebung des Notariats abzulchnen. Der Ausschuß berirth nun mehr, ob er dem Hause eine Revision der bestehenden Notariatsordnung Vorschlägen oder den Antrag stellen soll, diese Revision bis zum E. scheinen der Justizorgant- sasson zu vertagen. Die Mehrheit des Ausschusses scheint sich dem lehtern Vorschläge zuzuwenden. — Durch die Natter geht die Nachricht, daß der Erzherzog Rainer eine Rundreise durch Ungarn machen werde. Inzwischen bemerkt die „Ostd. P ", daß wohl die Reise im Allgemeinen beschlossen, jedoch cin Zeitpunkt der Abreise noch nicht festgesetzt sei. — Ein anderes, schon seit einigen Tagen sich erhaltendes Ge richt spricht von der bevorstehenden Hierhcrkunft de» Erzherzog« Stephan. — Der „Wiener Corrcsp." zufolge ist das Statut >ür dcn Unterricht »rath bereits durch den Minister- und den Staatkrath gcgang.n, und dü fte Feuilleton. K. Hostheater. Freitag den 14. September wurde zum ersten Male da» Schauspiel „Die Lieder deS Musikanten" von Rudolph Knesset, mit Musik von F. Gumbert, gegeben. Dieses Bauern - Rührspiel enthält drei einfache, gefällige Lieder, aber fünf sehr ungefällige Acte für Zuschauer von gebildetem Geschmack. Sollen wir einmal mit dem abgenutzten Rühr- und Effect- Material der Bühne attakirt werden, so sei das wenig sten» methodisch, wohlmotivirt, etwa» wahrscheinlich und zu gediegenen Thränrnwirkunge« durchgeführt. Der bor- nirte, starr verbissene und rohe Sinn eine» Bauern, die rachsüchtigen Mord- und DiebeSgelüste eine» sonst poetisch träumerischen Knechtes, überhaupt eine in den conven- tioncllen Theater- und Redeton übersetzte und hinein gezwängte Dorfgemeinde bilden dazu sehr widrige und unnatürliche Elemente. Der Verfasser hat seinen Stoff nur mit praktischen Intentionen für zweite Bühnen, mit einigem Geschick sür scenischr Behandlung und gröblich durchschlagende Gefühlswirkungen und unterstützt von gutem Gedächtniß durchgearbettrt; sein Werk beansprucht zwar einen ganzen Theaterabend, ist aber doch zu an spruchslos für rin« eingehendere Kritik. Die Hauptpartie de» Stücke», welches Kui.stgcnie mit Bauerndummhrit einen Familienstreil auSfechten läßt, ist «in früher vagabundirendrr, bettelnder und von seiner Familie verstoßener Musikant, der al» steinreich«, be rühmter Violinvirtuose, Liedersänger und originell«, vor trefflicher Mensch in seinen Geburttort zurückkehrt, wo er seine Tochter bei einer alten Bäuerin hat aufwachsen lassen und sein Bruder ihm nach wie vor mit Verachtung und Haß entgegrntritt. Er erweicht und versöhnt endlich den durch einen Raub all' seine» Gelbe» im Herzen ge troffenen Bauer durch seine Kunst, durch ein Lied. Er schl'gt dabei zwei Fliegen mit einer Klappe, denn dcr Dieb jene» Gelbe» sitzt hintcrm Busch als Mithörer, geht ebenfalls reuig in sich und giebt das geraubte Geld zurück, was die Rührung deS Bruder-Bauern bedeutend unterstützt. So kommt denn auch die Vereinigung dcr Kinder beider Brüder glücklich zu Stande, deren Liebe in sehr unglücklicher, aussichtsloser Lage war. Herr Dawi- son hat sich den Musikanten Lebrrcht al» Effcctrolle ge wählt, und eS ist selbstverständlich, daß cr mit gcist- und phantasievoller Verwendung seiner künstlerischen Mittel diese Figur interessant individualistrt, einige dankbare Scenen zu möglichster Wirkung hebt und namentlich auch die Lieder ganz vorzüglich und daS Gemüth ergreifend verträgt. Aber bei der Wahl dies« Rolle möchte doch — ganz abgesehen von allen höhern Kunstzwccken — auch in der Schätzung ihrer theatralisch durchgreifenden Gesammtwirkung einiger Jrrthum stattgefunden haben. E» concurrirt darin mit ihr die unangenehme, ab« drastischere und mit starken Affekten auestaffirte Figur de» dummstolzen, störrigen Bauern Martin — der von Herrn Quanter sehr brav gespielt wurde — und in angenehmerer Weis« sein Sohn Erhard, dessen Heiterkeit und Humor erquicklich fallen. ES ist dicS der best gezeichnete Charakter de» Stücke», und Herr Jauner gab ihn ganz vortrefflich, naiv, derb und natürlich. Die Wirthsckafterin Barbara, die schlau, egoistisch und heuch lerisch gedacht, obwohl nicht genügend geschildert ist, eig nete sich durchaus nicht für das Talent des F äuletn Guinand, die gleichwohl nach besten Kräften da- ihr Widerstrebende zu leisten suchte. Auch für Herrn Maxi milian paßt der Knecht Jobst nicht. Fräulein Größer muß al» Dorfkind und Ztehtcchter einer alten Bäuerin weniger declamiren. Die Darsteller der höhern und untern Dorfbeamten boten einige erfrischende Staffage. Da» übrigens gut gemeinte und für Landleute be lehrende und sitilich bitente Stück gerügte auch dem ge» öhnlichsten UntcrhaltungSbcdürfnsse im großen Publi cum nicht, und dcm Bcifalle für die Mitwirken den ge sellte sich das Beileid zu, so mannichsach tüchtige Bühnen kräfte in so wenig künstlerischen Aufgaben ein so ge ringes Resultat erarbeiten zu sehen. C. Banck. Literatur. „Die Krisis der deutschen Polizei. Von Friedrich Christian Benedict Ave - Lallcmant, vr. beider Rechte. Leipzig, F. A. BrockhauS. 1861." — Wenn wir vor etwa drei Jahren das mit ane.kennenS- wcrthcr Sorgfalt und Gründlichkeit abgefaßte Werk deS obengenannten Verfassers über das d ussche Gaunerthum als eine dankcnkwcrthe Bereicherung dcr Polizei-Literatur mit Frcude begrüßten, so können wir heute der neuesten Arbeit desselben zu unserm Bedauern eine gleiche Aner kennung nicht zollen. Schon der Beifall, welcher diesem GelegenheitSschriftchen von dcn Organen dcr Umsturz partei, den entschiedenen Gegnern jeder, auch ein« guten Polizei, gespendet wird, möchte dem Verfasser als ein bedenkliches Zeichen dienen, daß er in seiner Schrift dcn rechten Ton und das richtige Ziel verfehlt habe. Auch wir gehören nicht zu dcn unbedingten Lobrcdnern der Polizei in der Gestalt, wie wir sie heutzutage in manchen Staaten durchgrsührt sehen; auch wir vermissen mit Schnurzen eine der Polizeiwisscnschaft würdige und für die Entwickelung diese« wichtigen VcrwaltungSzweige» höchst notwendige Vertretung in der Literatur, und wußten deshalb die ältere Schrift de» Verfass«» als einen vielversprechenden Anfang zum Bcffcrn um so höh« zu schätzen; wir beklag.n ebenso mit dem Verfasser auf daS Lebhafteste, daß bei den meisten deutschen Uni versitäten noch immer ein Leh stuhl deS PolizeirechtS fehlt; wir find auch nicht gemeint, die vielen Mißgriffe, welche in der Handhabung der praktischen Polizei, in der W. hl der Polizeiorgane hier und da vorgckommcn sind und noch vorkommen, zu vertreten oder zu beschönigen: cllcin in dem b.klagentwerthcn, ja verabscheuungswürdigcn Zu stande, welchen uns diese Schuft Vorführer, will, b> findet sich die deutsche Polizei glücklicherweise nicht. Mögen auch einzelne hier gcschildcrte Uebclstände an einzelnen Orten wirklich vorhanden sein, so heißt cs doch da» Kind mit dcm Bade verschütten, wenn deshalb sogleich über die gesammte deuische Polizei dcr Stab gebrochen und dieselbe im Allgemeinen und noch dazu in einer Zeit, wo man schon ohnedies auf Untergrabung ihre» Ansehens hinarbeitct, dcm Haffe der Oppositionsparteien preisgegeben wird. Gern wollen wir die Hand bieten, wenn e» eine rationelle Umgestaltung und Verbesserung des Polizeiwesens giss. Aber wir müssen entschieden verneinen, daß dahin mit Phrasen zu gelangen sei, wie man sie in den Schmähschriften der regierungsfeindlichen Parteien findet. Solche Phrasen sind cS ab« haupt sächlich, mit welchen dcr Verfasser üb.r die deutsche Polizei urthetlt. Daher sind auch in den Zeitschriften der Um- stur-partei seitenlange Süllen, au» diesem Buche abge- schriebrn, für würdig erachtet worden, die St lle der Leitartikel einzunchmcn; und vor Allun beweist dcr Theil deS Buche», in welchem dcr Verfass« seine sogenannten Reformpläne zu entwickeln vcrsucht, daß wir mit Dem, WaS er unS hier bietet, in praktischer Hinsicht dcm Ziele nicht näher geführt werden. Daß « zurächst zu wissenschaftlicher und sittlich« Hebung der Jünger der Polizei ausfordert, rst durchaus nicht etwas Neue- oder bisher unbeachtet Gebliebene», aber Etwa», da» leichter anzurathcn, als durch,uführen ist. Seine Vorschläge bezüglich dcr Organisation der Polizei gehen darauf hinaus, daß dcr Chef ein Mann von trefflich« Gesinnung, hoher wissenschaftlicher Durch bildung und ausgezeichneter Geschäftstüchtigkeit sein ur.h
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