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Dresdner Journal : 20.04.1862
- Erscheinungsdatum
- 1862-04-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186204209
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18620420
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18620420
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1862
- Monat1862-04
- Tag1862-04-20
- Monat1862-04
- Jahr1862
- Titel
- Dresdner Journal : 20.04.1862
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90. Sonntag, deu 20. April. 1862. - - - — -..-1 - > . . . - ... — —- Lt»»»r»«tt«Prrtsr: ckilbrlleb: S rllr 10 i« I—j lw >LiU»rl.: 1 ,, 10 „ ,, ,, ltritt 8»»t »aä M»Q«»N<!l> i» Nr—-«» Id ttssr. s 8»«wp«I»u- : 1 tsßfr. 1 ,«bl»M tun»«. I r»sn»t«Urnfr: kür L«MU «ü,«r r«u«: 1 Kxr. Vntor ,,LlllA«»»oat" Ni« 2«il«: 2 tigr- «rfchrtimi: Dtzllek, mir Xan>»tlm« ö«r 8o» »ock keiorl»^», »booä, fiir <l«n kolss«»ä«» VresdnrrImmal. Verantwortlicher Redakteur: I. G. Hartmann. Snseratrnaunatzme «ww-r»- k». 8»L«o»r»rr«», 0om»i«»i«»>lr N«» l)r«ock»«r ,)ollim»I», : tt. llo»NL»! Ht»»»: L >«rU«: U»o»io»'»cN« Lncbb., L»rP»«r»»'» ltnr«»u; L. 8c»».ore»; tkr»atckurr »- ck^«ai»',cb« Luckk»lläluoss; Nsl»: Xv«-r.>- »LbMcK»; k»rt»7 v. (28, rn« 6«» boo» «öl«»»); kr«E b». L»»i.rc»', 8uebb«o<1lllllU. inioir ( sterauagrbrr: LöQi^I Lrp«aitlvll ä«» l>r«»a»«r ckonruul«, bsr. 7. Ämtlicher Shell. D«etten, 1. AprU. Se. Königliche Majestät haben den Landbaumeister Jacob Adolph Krasting vom 1. April diese- Jahre- an in den Ruhestand zu versetzen und die dadurch erledigte Stelle eine- Landbaumeister- beim dritten Landhauamte »an dem nämlichen Tage an dem zeit- herigen Landbauinspector Otto Wanckel zu übertragen geruht. / . .. Dresden. St. Königlich« Majestät Haden deu zeit- herigen Ober-Steurr-Controleur und dermaligrn zweiten Sacretair bei der Canzlei der Zoll- und Gteuer-Direction, Julius Zenker, zum Referendar zu ernennen geruht. Nichtamtlicher Theil. Vederficht. rklegrutzhisck« Nakbrichtrn Zeirvngsschav (Donau-Zeitung. — Jomini über Rußland. LaAksakschlchte. Dresden: Beitritt zum französischen Handel-vertrage. — Wien: Befinden drS Staat-- mlnister-. Der franzdfische Handelsvertrag überreicht. — Prag: Verciuigung-punkt für die Deutschen. Ein Aufsehen erregender Zeitungsartikel. Museumssrage. Don der GchiffsahrlSgesellschaft. — Lemberg: Eisen- bahnconcesfion. — Berlin: Entscheidung in der Militärfrage. Kein Pairsschub. Allerhöchster Erlaß in Finanz- und Militärangelegenheiten. Die Proteste gegen die Wahlerlafse. — Danzig und Königs berg: Beschlüsse der Stadtverordneten bezüglich der Wahlerlasse. — Darmstadt: Jacoby begnadigt. — Ko bürg: Gründung eines Bades. Vorschußverein. Besuch der Königin Victoria in Aussicht. — Gotha: Landtag vertagt. — Hamburg: Die Küstenbefesti- guugScommisston. — Paris:'Proceß gegen die Mit glieder des Jockey - Ekubs. Vermischtes. — Turin: Ueherwachung der Flüchtlinge. Proceß gegen den Bi schof von Fano. — BreScia: Garibaldi. — Ko penhagen: Reichsrath geschlossen. — Warschau: Gerücht vom Rücktritte LüderS'.— Konstantinopel: Aus der neuesten Post. — Mostar: Vom Kriegs schauplatz« in der Herzegowina. — Smyrna: Ruhr störungen. — Athen: Nachrichten aus Nauplia. — Ostindien u. Ehina: Neueste Ueberlandpostnach- Eine Monster-Leistung der Maschine» Iadvstrie Inserate. Tckgra-Hische Nachrichten. Berlin, So nabend, 1V. April. Eine« aus Vt. Petersburg hier einargaugeven Privat- driefe »»« 16 Lnrkl zufolge find daselbst im Mi- «tstrrrathe zwei Lorschläge del Minister« de« In ner», Geh. Math« Walut'eff, angenommen morden, »«von der eine die Beschleunigung der Loskaufs- »peration in der Bauernavgelegrvheit bezweckt, msthrend der ander« eine Landelvertretung schaffen »iS. Die betreffende Rrichsrathsverbandlung wurde der heiligen Loche wegen verschoben. «agvsa, Freitag, 18. Avril. Am 14. d. M. bat bei Duga rin blutige« Treffen zwischen In- saraevten und türkischen Truppen stattgefundrn. Erstere hatten hierbei SO, letztere 100 Tobte. Ver misch Pascha hat sich in Nikfich verschanzt. Am IS. nutz 16. April haben sich die Gefechte erneuert. Die Insurgenten und Montenegriner verloren an diesen Tagen SOO Mann. Der Verlust der Tür ke« ist unbekannt. Athen, 11. April. (Tel. d. W. Z.) Teil ge stern beginn«» die Bewohner Raplias an« allen F e ui llet o n. Literatur. „Deutsche Jugeudblätter. Mit Illustrationen. Redigirt von Karl Petermann (Di rector der evangelischen Freischule). Dresden, Eigen- thum d«S sächsischen Pestalozziverein». Leipzig, in Commisfion bei Jul. Klinkhardt." — Von diesem Unter nehmen, das «inen sehr glücklichen Fortgang gewinnt, liegt nunmehr der erste Jahrgang vor, von dessen In halt sich durchaus Günstige- sagen läßt, während die äußere Ausstattung nicht minder empfehlenswerth er scheint. Jede Nummer der gedachten Jugendzeitung zer fällt in folgende Rubriken: 1) Erzählungen, 2) Be schreibungen, Schilderungen und kurze Mittheilungen, 3) Fabeln und Märchen, 4) Gedichte, 5) Denksprüche und Wahrheiten, und 6) Räthsrl, Aufgaben aller Art rc. Unter den zahlreichen Mitarbeitern begegnen wir Gustav Nieritz, dem Altmeister der deutschen Jugenderzähler, Juli« v. Großmann, I. Wackwitz, Fr. Wiedemann, H. Stiehler, I. Zähler, Trentzsch, Lansky, Helmert, Wipprrmann und Andern. Daß in Bezug auf Unter- haltungS- und Belehrungsstoff nur Geeignetes in den „Ju-endblättern" Ausnahme findet, dafür bürgt der Name des rühmlichst bekannten Herau-gebers, der außer dem selbst recht werthvolle und gediegene Beiträge liefert. Wenn wir endlich erwähnen, daß der Preis der mit an sprechenden Illustrationen versehenen Jugendzeitung viertel jährlich nur 10 Ngr. ist, so ergiebt sich von selbst, daß Aelteru ihren Kindern kaum eine bessere und zugleich billiger« Lectür« zuführen können. 1. GeogrLphit. I« dritten Hefte (1862) der „geo graphischen Mittheilungrn" (Gotha, I. Perthes) von vr. A. Petermann wird von vr. v. Hochstetler'» Arbeiten in Neuseeland, die einen Glanzpunkt in den Thoren z» stieben. Mehrer« erkauften sich von den Rebellen die Erlaubnis zur Abreise, aatzere nmr- den »ieder zurückgebracht «nd in« Geftngniß ge worfen. Englische vudfrauz-fisch« Dampfer nabmrn di« Angehörigen ihrer Rationen an Bord. (Vgl. unter „Tagesgeschichtr".) London, Freitap, 18. April. MitderUeber- landpvst eingetroffene Nachrichten meiden an« Sbaaghai vom 7. März, daß die Ins«rg,«ten die Absicht haben, Knchn anzvgreifr«. Dre-den, 19. April. Einen Aufsatz über die Mißstimmung in der Lombardei schließt die „Donau-Zeitung" mit folgenden Worten: „Die Flitterwochen «ährten nicht lange. Die Lombarden sahen bald, daß sie zwar den Herrn, aber weiter Nichts gewechselt hatten, denn Piemont debütirte mit den nämlichen Fehlern, die Oesterreich jahre lang beging. Wollte Oesterreich früher germanisiren, so begann jetzt Piemont nach Leibeskräften zu piemontifiren, und dies verletzte noch mehr den stolzen Lombarden. Piemont hat die Fehler Oesterreichs beibehaltrn und nur dir Vorzüge desselben nicht mitgebracht. Ist es dann rin Wunder, wenn die Bevölkerung sich nun von ihm ab wendet? Es hat nur einen Vorzug, den, daß seine Polizei, zwar schlechter als dir alt - österreichisch«, aber weniger schwerfällig und sichtbar, daß sie klüger ist. Es giebt ohne Zweifel Fälle und Bedingungen, unter wel chen der Lombarde mit Freuden wieder den alten Herrn begrüßen würde. Die Verhältnisse trüben sich, die Lage wird täglich ernster, und die jetzige Regierung wird wohl kaum im Stande sein, einem drohenden Sturme vorzu beugen oder auSzuweichen, daS Volk selbst wird sie zwingen, über kurz oder lang das Schwert in Blut zu tauchen. Dann dürfte der Koloß wohl schwerlich im Sturme stehen, dessen thönrrne Füße jetzt schon morsch zerbröckeln. Für jene Zeit, die kommen wird, mögen diese Zeilen ein weisender Fingerzeig sein." Als Antwort auf einen Artikel der „Revue des deur Mondes" veröffentlichte der „Constitutionnel" un längst folgendes, von Alrrander Jomini an die Re daktion der rrstern gerichtetes, aber nicht ausgenommrnes Schreiben, das um so mehr Beachtung verdient, al» einersrits der Verfasser desselben den russischen Regie- rungskrrisrn nicht fern steht und anderntheils darin die Zustände Rußlands mit Mäßigung und Sachkenutniß, > aber ohne Selbsttäuschung geschildert sind: „Mein Herr! Die unter Ihrer Leitung erscheinende Sammlung enthält in ihrer Nummer vom 15. Januar einen Artikel unter dem Titel: „Rußland unter Alexander II.". Die „Revue des deur Mondes" würde in der Thal gegen ihren Titel fehlen, wenn sie nicht versuchte, ihre Leser in das Verständniß dieser neuen slawischen Welt einzuweihen, die unter Peter dem Großen zum ersten Male in die politische Sphäre Euro pas eingetrrten, heute zur Freiheit geboren zu werden und so ihren definitiven Platz unter den modernen Ge sellschaften einzunehmrn strebt. Dieses Studium ist von höchstem Interesse. Aber es ist schwer, mein Herr, und wenn, wir ich nicht bezweifle, Ihr Wunsch ist, diese Auf gabe mit der gewissenhaften Ehrenhaftigkeit zu erfüllen, die Sie im Allgemeinen bei der Ausführung Ihrer Mis sion als Publicist an den Tag legen, so wird sie von Ihnen das seltenste Opfer, das vorgefaßter Ideen, erheischen. „Rußland ist für das Abendland ein unbekanntes Land; wenn Sie es mit den ihm üblichen Gewichten und Maßen messen, oder wenn Sie, um es zu beurtheilen, ausländischen Quellenangaben entlehnen, so setzen Sie sich schweren Mißgriffen aus. Die Arbeit, worauf ich ant worte, ist rin Beweis davon. Die Brurtheilungen darin sind richtig, Sie bemühen sich, unparteiisch zu sein; aber Sie bleiben an der Oberfläche der Dinge stehen; Sie erfassen nur deren äußere Form, und darin fehlen Sie gegen die absolute Wahrheit. Gestatten Sie mir, einem Russen, einem ehrenhaften und von keiner Partrileiden- schaft befangenen Manne den Versuch, einige Ihrer Ge sichtspunkte zu berichtigen. „Rußland, mein Herr, hat bisher noch nicht lange sein eigenes Leben gelebt. In der langen Kris« seine- Wachsthums und s«in«r Bildung aufgehend, ist e- in di« unbeugsame Form de- Absolutismus ringezwängt worden, ohne den es allerdings nie aus dem bei seinem Entstehen vorhandenen EhaoS hrrau-gekommen wäre. Man kann heute ungemessrne Erörterungen über die Ver dienste und die Uebelstände der absoluten Gewalt der Zaren, über die begangenen Fehler, die gewählten Wege, dir zur Ausführung diese- kolossalen Werks angewandten Mittel anstelle»: diese Diskussionen Haden keinen prak tischen Werth. Die Geschichte hat ihre Rothwendigkeiten. Die Politik muß dir Staaten nehmen, wie die Geschichte sie gemacht hat und ihre Zukunft auf der Basis ihrer Vergangenheit aufbaaen. Man kann behaupten, ohne zu fürchten, Lügen gestraft zu werden, daß ohne die ab solut« Gewalt der Zaren Rußland nicht in seiner heu tigen Gestalt und Größe eristirte. „Ist die Schöpfung dieses RiesenreichS ein zufälliges Errigniß, das gemachte Ergebniß eines mächtigen und einigen Willen-, dem ein passiver Gehorsam zu Gebote siebt? Nein! Die Geographie hat ihre Forderungen, wie die Geschichte die ihrigen hat. Sie sind die beiden Ge nien, die der Geburt und dem Schicksale der Völker zur Seite stehen. Die Karte Europas ist da, um dafür Arugniß abzulrgrn. Wenn England, Frankreich, Spa nien, Schweden, Dänemark, Italien, die Türkei besondere Staaten gebildet haben, trotz des Gemisches von Stäm men und Völkerwanderungen, so ist es die Bodengestal- tung, die es so gewollt hat. Wenn Deutschland trotz der Einheit seiner Sprache und seines Volksstammes einen weniger compacten und scharf abgegrenzten Staat darstellt, so ist da- wieder eine Wirkung seiner geogra phischen Gestaltung. Man entgeht diesem Gesetze nicht, und die Völker, denen es nicht geglückt ist, ihre Einheit in ihren natürlichen Grenzen zu begründen, sind dazu verdammt, sie auf unbestimmte Zeit hinaus in einer mühsamen Geburtsarbeit zu suchen. „Der ungeheure Raum, den das russische Reich ein nimmt, bietet keines dieser Hindernisse dar, die einem Volke seinen Platz und seine Grenzen abstecken. Auf dieser allen Einfällen offenen Ebene deuteten die Gestalt und Natur des Bodens, der Lauf der Flüsse, die Form der Küsten und Meere darauf hin, daß hier rin großes Reich, oder ein ungeheures Ehaos entstehen mußte. Dir " Vorsehung hat gewollt, daß dort ein mit einer mächtigen Nationalität, einer unbezwinglichen Lebenskraft, einer jeder Probe gewachsenen Ausdauer begabtes Volk ent stand, das in sich den Keim einer unverwüstlichen Ein heil trug und die zu ihrer Geltendmachung nöthigen Tugenden besaß, Geduld und Disciplin. Sie hat ge wollt, daß an der Spitze diese- Volks rauh aber hart geschmiedete Charaktere auftauchten, begabt mit den Eigen schaften und Fehlern, welche die absoluten Monarchen machen. So geschah es, daß durch die furchtbarsten Hin dernisse die russische Nation, die kaum der Kindheit ent wuchs, an Eivilisation den ihr vorangegangenen Völkern nachstehend, nichtsdestoweniger mitten unter ihnen einen Rang errungen hat, den sie heutzutage behaupten muß. „Wenn Thatsachen dieser Art sich in der Geschichte zutragen mit soviel Nachhaltigkeit und Beharrlichkeit, so muß man darin den Finger Gottes erkennen. Tacitus hat die große Wahrheit ausgesprochen: daß die Reiche sich nur mit Hilfe der Mittel erhalten, die zu ihrer Gründung gedient haben. Deshalb, mein Herr, muß die absolute Gewalt, die durch Ihre abendländischen Ge sellschasten als ein Hinderniß der freien Entwickelung der Völker geächtet ist, in Rußland anders beurtheilt werden. Sie hat dort einen Theil ihres Werkes erfüllt, und erübrigt ihr nur, es zu erhalten und zu befestigen. Wenn Sie aus Ihrer Geschichte Ludwig XI. und Riche lieu ausstreichen, würden Sie wahrscheinlich das Schick sal Frankreichs ändern. Rußland steht noch in der Pe riode seiner Geschichte, wo ihm eine starke und centrali- sirte Gewalt eine Eristenzbedingung ist. Welches an ¬ dere Band kann man zwischen Warschau und Irkutsk, Finnland und der Kirgisensteppe, Archangel und TifliS annehmen, als die autokratische Gewalt, die im Ninter- palaste ihren Sitz hat? Wollen Sie die verschiedenen, auf dieser Ungeheuern Fläch« ohne bestimmte Grenzen verstreuten Stämme sich selbst überlassen? DtzS hieße sie einer Verwirrung überlassen, worin vielleicht die Ci- vilisation-keime zu Grund« gehen würden, die, um sich zu erschließen, nicht- verlangen, als ein wenig Ordnung und Sicherheit. „So haben die Herrscher Rußland- ihre Mission begriffen. Ich will nicht vom Kaiser Nikolaus reden. Es ist heutzutage bei unS, wie andrrSwo, Mqd«, diese große historische Figur zu verkleinern. Dieser Herrscher hat sich über die beste, seinem Lande zu gebend« Leitung irren können. Einer Generation angehörend, die Zeuge der revolutionären Kämpfe des vorigen Jahrhunderts gewesen war, jener gigantischen Epoche, die den Beginn desselben und die großartige Utopie der heiligen Allianz bezeichnet, hat er vielleicht da- Unrecht begangen, sich zu ausschließlich von seinem Kampfe gegen die Revolution absorbiren zu lassen, statt sein Land in den Gebrauch einer vernünftigen Freiheit einzuweihen. Aber es ist natürlich, daß so große Ereignisse einem so hart gestähl ten Charakter ein unverwischbare- Gepräge aufdrückten. Gewiß ist, daß er gewissenhaft am Wohle seine- Landes gearbeitet hat. Er hat geglaubt, eine Pflicht zü erfül len, wenn er es so lange als möglich vor der Berüh rung mit diesem Geiste des Umsturzes bewahrte, der sich draußen durch sechzig Jahre der Revolution kundgab. Er glaubte aufrichtig, in der Aufrechterhaltung einetschran kenlosen Gewalt rin Heilmittel zu finden, das man heute in Institutionen sucht, die großentheilS die Probe nicht bestanden haben. Sein größtes Unrecht ist gewesen, als der Letzte auf der Bresche zu stehen, — aber Denen, die ihn verdammen, antworten wir: daß er al- Märty rer seines JrrthumS gestorben ist. „Ueberlassen wir «S der Nachwelt, ihn zu richten. Auch die Freiheit, mein Herr, ist vielleicht «in Wenig zu jung, um das VerdammungSurtheil über die Dttgangen- heit zu sprechen. Gott behüte mich, von ihr übel zu reden; sie ist rin gebieterisches Bedürfniß der Zeit, »nd nicht ohne Absicht hat die Vorsehung den Instinkt da für in die Herzen der Menschen gelegt. Aber sie hat noch die Beweise für DaS zu liefern, waS sie für daS Glück und die Humanität vermag, und ich kann nicht umhin, zu bemerken, daß da, wo sie sich ohne Hinter nissr entwickelt hat, man dahin gelangt ist, sich nach etwa- Autorität zu sehne«. „Ich will mich hier nur mit der gegenwärtigen Re gierung beschäftigen. Herr v. Mazade hat gesagt: sie ist unter den günstigsten Auspicien eingetrrten. Ihr erster Act ist dieses ungeheure EmancipationSwerk gewr sen, das außerhalb nur auf Lob stieß. ES wurde un ternommen und verfolgt mit einer Ausdauer, wovon sich nur Die einen Begriff machen können, welche die Hin dernisse kennen. Herr v. Mazade drückt einen Zweifel darüber auS, ob sie von einem wirklich liberalen Ge danken dictirt wurde. Er hat nicht Unrecht in dem Sinne, daß sie hauptsächlich ihre Quelle in einem christ lichen Gedanken hat. Der Kaiser Alexander hat nicht länger daS zahllose Elend der Leibeigenschaft dulden wollen, diese Geißel und zugleich diese Schmach Ruß lands. Er hat muthig und entschlossen die Hand ans Werk gelegt und nicht Halt gemacht, bis er «S vollstän dig zu Stande gebracht hatte. „Wenn der Beweggrund dieses Werks ausschließlich poli§ tisch gewesen wäre, so wäre es vielleicht klüger gewesen, zu warten. Jede große Krisis des Lebens eines Volkes faßt sich in einer Finanzfrage zusammen. Nun waren die Finanzen Rußlands, als es aus dem orientalischen Kriege kam, sehr erschüttert. Nach diesem Bedürfniß, dem gebieterischsten von allen, brauchte es Eisenbahnen, nicht nur um seine politische Position nach außen zu behaupten, sondern zu seiner eignen Vertheidigung, zur Entwickelung seines innern Wohlstandes und selbst um später die Emancipationsarbeit zu erleichtern. Aber man Resultaten der österreichischen Novara-Expedition bilden, das Erste publicirt, bestehend aus einer Darstellung des außerordentlich interessanten Isthmus von Auckland mit seinen erloschenen Vulcankegeln. Auckland, erst im Jahre 1840 gegründet, ist die rasch aufblühende Haupt stadt Neuseelands und zählt jetzt bereits über 10,000 Ein wohner; es hat eine prachtvolle Lage in einer von zwei Meeren zugänglichen paradiesischen Gegend, welche gleich zeitig eine der rigenthümlichsten Regionen der Erde bildet, indem sie ihre besondere Physiognomie einer großen An zahl erloschener Vulcane verdankt, wahrer Modelle vul kanischer Kegel- und Kraterbildung. Die von l»r. Pcter- rnann gezeichnete Karte ist im Maßstabe von '/,»«<». — Die übrigen Aufsätze sind: „Das rechte Ufer des San- Juan-Flusses, ein bisher saft gänzlich unbekannter Theil von Costarica. Don vr. A. v. Frantzius in San-Josö." „M. v. Beurmann's Reisen in Nubien und dem Sudan, 1860 und 1861." „Die deutschen Expeditionen nach Wadai. Achter Bericht: Stand des Unternehmens am 1. März 1862." „Reise der Herren Th. v. Heuglin, vr. Steudner und H. Schubert von Keren in den Bogos- Ländrrn nach Adoa in Abyssinien, 28. October bis 14. November 1861." Musik. Die Londoner Blätter enthalten höchst günstige Urthrile über die in musikalischen Zeitungen schon vielfach besprochene neue Oper von Benedict: „Die Lilie von Killarnry" und berichten, daß dieselbe auf dem „Covcntgarden-Theater" bereits nicht weniger als 40 Mal zur Aufführung gelangt sei. Ueber den Tert lauten die Meinungen sehr verschieden; eine ganz natürliche Folge davon, daß der Komponist ein sehr beliebte- Drama (Ike Oolleen liovn) als Libretto benutzte, wobei Kürzungen unvermeidlich waren. Von den theilweise als „höchst reizend" bezeichneten Arien mußten an einem Abend, auf allgemeines, dringendes Verlangen, sechs wiederholt werden, — ein auf deut schen Theatern wohl unerhörter Fall. Theater. Berlin. Auf dem Friedrich-Wilhelm städtischen Theater gastiren Frau Jauner-Krall und Herr Jauner mit außerordentlichstem Beifall. — In London erstrebt man zur Saison den höch sten musikalischen Glanz, und die Theater haben durch eine Ueberfülle von Opernkräften ihre Anziehungskraft und reichen Mittel zur Concurrenz zu sichern gesucht. Das „Coventgardcn-Theater" nennt für die italienische Oper unter 10 Sängerinneu die Patti, Penco, Ruders dorf, Miolau-Carvalhe, Czillagh — unter 17 Sängern Tamberlick, Luchesi, Mario, Rossi, Ronconi, Graziani, Forme-, Delle-Sedie. Das „Her-Majrsty-Theater" (das am 26. April eröffnet wird) hat ebenfalls 10 Sängerinnen, darunter die Tirtjens, die Schwestern Marchisio, Michal, Dario, Guerrabella, — und 10 Sänger, zu denen Giuglini, Armandi, Cappello, Cajaboni rc. zählen. Für das erstgenannte Theater sollen die Abonnementpreise für 40 Vorstellungen fabelhaft hoch sein; eine große Loge im ersten Range soll kosten 6290 Frs.; eine kleinere 5250 Frs., eine zweite Rangloge 2625 Frs., ein Parkrtplatz 920 FrS. -s Man schreibt aus Athen vom 29. März: „Die von Preußen aus hierher gesendete archäologische Commission hat auf Grund einiger Angaben de- Pausanias und Strabo und durch neue Vermessungen endlich den Platz gefunden, auf welchem da» im Alter- thume so berühmte Theater des Bacchus gestanden, und durch Nachgrabungen unter dem 5 Meter tiefen Schutte bereit» mehrere Sitzreihen zu Tage gefördert. Dir grie chischen Alterthumsforscher haben zwar in dieser Gegend auch schon herumgegraben, aber immer zu weit nördlich, d. h. den Mauern der Akropolis' zu nahe. * Graf Tyszkiewitsch, eiü junger Pole, hat dem Louvre Museum mit einer reichen Sammlung von Anti quitäten, welche er in Aegypten aufgesucht, ein sehr dankenswerthrs Geschenk gemacht. Dem „Moniteur" zufolge sind von den 140 Bronzesachen 76 Figürchen durch ihre Schönheit namentlich merkwürdig. Dieselben stellen verschiedene ägyptische Gottheiten dar. Literarische Neuigkeiten. I. H. Fichte: Johann Gottlieb Fichte'S Leben u. literarischer Briefwechsel. Zweite Auflage. Erster Band. DaS Leben. Mit dem Bildniß I. G. Fichte'S. Leipzig, Brockhaus. 2'/d Thlr. — Ad. Stahr: Fichte, der Held unter den deutschen Dichtern. Berlin, Janke. 10 Ngr. — E. Hallier: Joachim Heinrich Campes Leben. Soest, Schulbuchhandluug. 12 Ngr. — I. Scherr: Blücher. Seine Zeit und sein Leben. Erster Band. Leipzig, O. Wigand. 2H, Thlr. — H. Rau: Hölderlin. Roman. Leipzig, Thomas. 3 Thlr. — W. Raabe (I. Corvinus): Unser» Hcrr- gott's Kanzlei. Eine Erzählung. Braunschweig, Wester mann. 2'/d Thlr. — A. Kretzschmar: Allgemeines Fremdwörterbuch für Handel und Gewerbe. Erste- Heft. Leipzig, Spamer. 5 Ngr. — Stahl: Parlamentarische Reden und Vorträge. Berlin, Hertz. 1 Thlr. — R. Wenck: Königl. sächs. Civilproceßnovellr. Leipzig, Roß berg. 15 Ngr. — A. H. Emsmann: Lehrbuch der Physik. Mit Holzschnitten. — Leipzig, O. Wigand. 1 Thlr. 6 Ngr. — GLeonhard: Katechismu» der Mineralogie. Mit Holzschnitten. Leipzig, Weber. 10 Ngr. — K. F. A. Kahn iS: Zeugniß von den Grundwahr heiten de- Protestantismus gegen vr. Hrngstenberg. Leip zig, Dörfling u. F. 16 Ngr. — F. Arndt: Werth der Bibel. Vier Vorträge. Berlin, Schultz«. 5 Ngr.
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